Kategorien
Musik

Song des Tages: Ryan Adams – New York, New York

Zum ers­ten Mal gehört: Anfang Janu­ar 2002, als ich mir nach mehr­fa­cher Emp­feh­lung end­lich „Gold“ von Ryan Adams gekauft habe.

Wer musi­ziert da? Ryan Adams. Nicht Bryan. Der Ex-Sän­ger von Whis­key­town, des­sen aktu­el­les, selbst­be­ti­tel­tes Album die­ser Tage erscheint.

War­um gefällt mir das? Ich mag den Dri­ve, den Bon­gos und Orgel erzeu­gen, und die Atmo­sphä­re, die die­ser Song aus­strahlt. Als ich zum ers­ten Mal in New York war, muss­te ich natür­lich mit die­sem Song im Ohr durch die Stra­ßen lat­schen.
Bonus-Gän­se­haut: Das Musik­vi­deo mit die­sen Tür­men im Hin­ter­grund wur­de am 7. Sep­tem­ber 2001 gedreht.

[Alle Songs des Tages — auch als Spo­ti­fy-Play­list]

Kategorien
Musik Print Digital

Tower Records

Preis­fra­ge: Was ist das?

a) Ein Plat­ten­co­ver von Wil­co.
b) Ein Foto der Mari­na City in Chi­ca­go, IL.
c) Ein Teil einer Bil­der­ga­le­rie bei „RP Online“.
d) Irgend­was mit Elf­ter Sep­tem­ber.

Sie brau­chen gar nicht lan­ge zu grü­beln oder jeman­den anru­fen: Alle vier Ant­wor­ten sind rich­tig.

Aus gege­be­nem kalen­da­ri­schen Anlass haben sich „Rhei­ni­sche Post“ und „RP Online“ des The­mas „Pop­mu­sik seit dem 11. Sep­tem­ber“ ange­nom­men. Autor Sebas­ti­an Peters beginnt bei Enyas Kata­stro­phen­be­gleit­mu­sik „Only Time“, erwähnt Songs („Let’s Roll“ von Neil Young) und Alben („The Rising“ von Bruce Springsteen), die unter den Ein­drü­cken der Ter­ror­an­schlä­ge ent­stan­den sind, und führt dann aus, dass der Pop poli­ti­scher gewor­den sei:

Die lin­ke Pop­kul­tur von Radio­head bis zu den Dixie Chicks wie­der­um hol­te zum Rund­um­schlag gegen Prä­si­dent Bush aus. Und neu­er­dings üben sich Stars von Kid Rock bis Madon­na im Plä­doy­er für Oba­ma und gegen die Repu­bli­ka­ner. Ohne Zwei­fel ist Pop­mu­sik in Ame­ri­ka nach dem 11. Sep­tem­ber poli­ti­scher gewor­den.

Nun pas­sen Radio­head und „Pop­mu­sik in Ame­ri­ka“ nicht unbe­dingt sooo gut zusam­men – noch weni­ger ver­ständ­lich ist aller­dings, wann sich Kid Rock „für Oba­ma“ aus­ge­spro­chen haben soll. Das letz­te, was der Proll­ro­cker zum The­ma Poli­tik gesagt hat, war eigent­lich die Auf­for­de­rung, dass Pro­mi­nen­te im Bezug auf Wahl­emp­feh­lun­gen die Klap­pe hal­ten soll­ten.

Peters schreibt über Pop, der „seit dem 11. Sep­tem­ber auch in Deutsch­land wie­der poli­tisch aufgeladen„sei, und belegt das wie folgt:

Auch die Sport­freun­de Stil­ler sind Stell­ver­tre­ter die­ser x‑ten „Neu­en Deut­schen Wel­le“. Ihr Lied „54, 74, 90, 2006“ sagt laut Ja zur Hei­mat, Sol­che Posi­tio­nen waren zuvor exklu­siv dem Schla­ger vor­be­hal­ten, plötz­lich lan­den sie in der Pop-Mit­te.

Jene Sport­freun­de Stil­ler, die im Jahr 2000 eine Sin­gle namens „Hei­mat­lied“ ver­öf­fent­licht haben?

Noch merk­wür­di­ger als der Text ist aber – immer­hin reden wir hier von „RP Online“ – die dazu­ge­hö­ri­ge Bil­der­ga­le­rie, in der acht Plat­ten­co­ver abge­bil­det und not­dürf­tig mit Titel und Inter­pret ver­se­hen sind (und das manch­mal auch noch feh­ler­haft).

Dort fin­det man:

  • den Sam­pler „Ame­ri­ca: A Tri­bu­te To Heroes“
  • Bruce Springsteens „The Rising“
  • „Are You Pas­sio­na­te?“ von Neil Young
  • „Riot Act“ von Pearl Jam (ver­mut­lich wegen des Songs „Bu$hleaguer“)
  • „Gold“ von Ryan Adams (ver­mut­lich, weil das Video zur Sin­gle „New York, New York“ am 7. Sep­tem­ber 2001 gedreht wur­de und das noch intak­te World Trade Cen­ter zeigt)
  • den Sam­pler „Love Songs From New York“ (kei­ne Ahnung, was das sein soll, Goog­le kennt’s nicht)
  • „Kid A“ von Radio­head
  • das oben gezeig­te „Yan­kee Hotel Fox­t­rot“ von Wil­co.

Zu mög­li­chen Par­al­le­len von „Kid A“ und den Ereig­nis­sen vom 11. Sep­tem­ber gibt es eine recht span­nen­de Abhand­lung von Chuck Klos­ter­man in sei­nem Buch „Kil­ling Yours­elf To Live“, aber das wird kaum der Grund sein, wes­halb die­ses, im Okto­ber 2000 erschie­ne­ne Album in der Bil­der­ga­le­rie auf­taucht. Immer­hin wer­den Radio­head ja im Text erwähnt, ganz anders als Wil­co.

Für deren Auf­tau­chen suche ich noch nach der rich­ti­gen Erklä­rung:

a) Weil „Yan­kee Hotel Fox­t­rot“ ursprüng­lich am 11. Sep­tem­ber 2001 ver­öf­fent­licht wer­den soll­te, was sich wegen eines Label­wech­sels aber bis April 2002 ver­zö­ger­te.
b) Weil sich auf dem Album ein Song namens „Ashes Of Ame­ri­can Flags“ befin­det, der sich aber (s. das geplan­te Ver­öf­fent­li­chungs­da­tum) nicht auf den 11. Sep­tem­ber bezieht.
c) Weil das Cover die Zwil­lings­tür­me eines Hoch­hau­ses zeigt, das – im Gegen­satz zum World Trade Cen­ter – auch heu­te noch steht.
d) Wie­so Erklä­rung? Da steht’s doch: „RP Online“.

Kategorien
Unterwegs

Ground Zero, Square One

Ver­mut­lich weiß jeder Mensch, wo er war und was er tat, als am 11. Sep­tem­ber 2001 die Flug­zeu­ge ein­schlu­gen. Ich saß, gera­de aus der Schu­le gekom­men, am Küchen­tisch und aß eine Tief­kühl­piz­za, als mei­ne Mut­ter her­ein­stürm­te und sag­te, das World Trade Cen­ter ste­he in Flam­men. Den Rest des Tages ver­brach­te ich vor dem Fern­se­her und sah die Bil­der, von denen jeder sag­te, sie sei­en „wie im Kino“. Zu unvor­stell­bar waren die Ereig­nis­se und selbst die irgend­wann nach unten kor­ri­gier­ten Zah­len von knapp 3.000 Toten waren in einer Grö­ßen­ord­nung, die das eige­ne Hirn über­for­der­te.

Jetzt bin ich zum ers­ten Mal in mei­nem Leben in der „Stadt mit Loch“, Thees Uhl­mann New York im gleich­na­mi­gen Tom­te-Song nennt, und auch mit meh­re­ren Jah­ren Abstand sind die Anschlä­ge von jenem son­ni­gen Spät­som­mer­tag etwas Abs­trak­tes. Tau­sen­de Male hat man die Sze­nen von den explo­die­ren­den Flug­zeu­gen und den ein­stür­zen­den Tür­men seit­dem gese­hen, die mit Staub bedeck­ten Stra­ßen und Men­schen. Sie sind in der Zwi­schen­zeit pop­kul­tu­rel­le Iko­nen gewor­den und damit noch wei­ter ent­fernt von der Rea­li­tät eines west­deut­schen Stu­den­ten als sie es ohne­hin schon waren, als sie damals noch Nach­rich­ten­bil­der waren.

Wer das alte, voll­stän­di­ge New York nicht kann­te, merkt kaum, das etwas fehlt. Die Sky­line ist auch so noch beein­dru­ckend genug, die Stadt ist groß und laut und bunt. Von einer Melan­cho­lie oder Läh­mung, die man­che Jour­na­lis­ten auch nach Jah­ren noch zu ent­de­cken glau­ben, ist nichts zu bemer­ken. Die Stadt ist leben­di­ger als jede ande­re Stadt, in der ich bis­her war, und wer einen Moment nicht auf­passt als Fuß­gän­ger, gefähr­det sei­ne eige­ne Leben­dig­keit.

Dass etwas nicht stimmt, merkt man erst, wenn man die Fotos und Gemäl­de aus der Zeit vor den Anschlä­gen sieht, die im Bat­tery Park an der Süd­spit­ze Man­hat­tans zu Dut­zen­den an Tou­ris­ten ver­kauft wer­den sol­len. Die Twin Towers sind fast dop­pelt so hoch wie die ohne­hin schon beein­dru­cken­den Hoch­häu­ser, die man auch heu­te noch sehen kann. Ich hal­te die Zei­ge- und Mit­tel­fin­ger mei­ner rech­ten Hand vor mein Auge, um zwei Tür­me in die Sky­line zu malen. Es klappt nicht: so hohe Häu­ser lie­gen außer­halb der eige­nen Vor­stel­lung, wenn man am durch­weg fla­chen Nie­der­rhein auf­ge­wach­sen ist. Beein­druckt bin ich trotz­dem.

Ich gehe nach Nor­den, in Rich­tung des Ortes, den alle immer noch „Ground Zero“ nen­nen. Plötz­lich bre­chen die engen Stra­ßen­schluch­ten auf und vor mir liegt ein son­nen­durch­flu­te­ter Platz, groß sicher­lich, aber inmit­ten von gro­ßen Häu­sern in einer so gro­ßen Stadt wirkt er gar nicht so. Selbst die Gru­be, in der bereits an den Fun­da­men­ten des neu­en „Free­dom Towers“ gear­bei­tet wird, erscheint einem auf­grund der Pro­por­tio­nen eher wie eine belie­bi­ge Bau­stel­le in einer belie­bi­gen Innen­stadt. Drum­her­um ein Metall­zaun und Schil­der, auf denen die Hafen­be­hör­de von New York bit­tet, die­sen „Ort der beson­de­ren Erin­ne­rung“ wür­de­voll zu behan­deln, hier nicht zu bet­teln und hier nichts zu kau­fen oder zu ver­kau­fen. Eini­ge Män­ner bie­ten Foto­al­ben mit aus dem Inter­net aus­ge­druck­ten Fotos der Flug­zeug­ein­schlä­ge an, lachen­de Mäd­chen las­sen sich gemein­sam vor dem Zaun und dem dahin­ter­lie­gen­den Nichts foto­gra­fie­ren. Es ist die­se Mischung aus Gedenk­stät­ten­haf­tig­keit und Tou­ris­mus, die man in Ber­lin an jeder Ecke erle­ben kann. Drum­her­um ste­hen Hoch­häu­ser, deren Fas­sa­den und Fens­ter teil­wei­se immer noch mit Staub bedeckt sind – nach all den Jah­ren. Hin­ter dem ers­ten Neu­bau steht ein Haus, des­sen hal­be Fas­sa­de fehlt. Das ist anders als alles, was man kennt.

Die U‑Bahn-Sta­ti­on „World Trade Cen­ter“ gibt es immer noch, sie heißt auch immer noch so. Im ers­ten Unter­ge­schoss kann man durch einen Zaun in das Loch gucken, das von hier aus schon sehr viel grö­ßer wirkt als von oben. Wenn man wei­ter­geht, kommt man an einem Schild vor­bei, das einem erklärt, dass die U‑Bahn-Sta­ti­on „von hier an“ noch die ori­gi­na­le Sta­ti­on des World Trade Cen­ters sei. Die Kache­lung an der Wand beginnt selt­sam zer­franst – die Bruch­kan­te zwi­schen dem, was frü­her war, und dem, was jetzt ist. Die Ereig­nis­se sind immer noch so abs­trakt wie die Zahl der Todes­op­fer, aber die­se Kacheln sind kon­kret. Ich bekom­me eine Gän­se­haut und will nur noch weg.

[geschrie­ben im Novem­ber 2006]

Kategorien
Leben Unterwegs

Mein schönstes Urlaubsfoto

Ab Mitt­woch gibt es bei Aldi Nord eine preis­wer­te Digi­tal­ka­me­ra, mit der man beson­ders schö­ne Urlaubs­fo­tos schie­ßen kann. Zum Bei­spiel vom Ground Zero:

Urlaubsfotos am Ground Zero
(Screen­shot: aldi-essen.de)

Zum Ver­gleich: So sah es im letz­ten Novem­ber von der gegen­über­lie­gen­den Sei­te des Lochs aus.