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Song des Tages: Ini Kamoze – Here Comes The Hotstepper

Zum ers­ten Mal gehört: Ich hät­te jetzt „auf Eins­li­ve“ gesagt, aber das kommt chro­no­lo­gisch nicht hin. Dann war es ver­mut­lich „Hit Clip“. Jeden­falls erin­ne­re ich mich noch dar­an, dass mein Onkel, als ich ihn im April 1995 zum ers­ten Mal in San Fran­cis­co besuch­te, den Sound­track zu Robert Alt­mans „Prêt-à-Por­ter“ auf­leg­te und die­ser Song durch sein Apart­ment schall­te (wor­an ich selbst­ver­ständ­lich jedes Mal den­ken muss, wenn ich den Song höre).

Wer musi­ziert da? Ini Kamo­ze, ein jamai­ka­ni­scher Reg­gae-Musi­ker. In Wahr­heit noch vie­le ande­re, denn das Lied steckt vol­ler Samples. Ich weiß noch, wie ich vor ein paar Jah­ren zum ers­ten Mal bewusst „Land Of 1000 Dances“ von Wil­son Picket hör­te und erstaunt fest­stell­te, dass da die­se „Naaa-naa-na-na“-Chöre her­ka­men (also: streng genom­men aus der Ver­si­on von Can­ni­bal & The Head­hun­ters, aber Sie ver­ste­hen, was ich mei­ne).

War­um gefällt mir das? Mir gefällt erschre­ckend vie­les von dem, mit dem ich auf­ge­wach­sen bin. Ich fin­de aber, dass der Song auch nach 20 Jah­ren noch eine ganz eige­ne Cool­ness hat, und – zumin­dest bei mir – sofort gute Lau­ne bringt.

[Alle Songs des Tages]

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Most People Are DJ’s

Die Dis­kus­si­on um die omi­nö­se Dok­tor­ar­beit von Karl-Theo­dor zu Gut­ten­berg erreicht in schwin­del­erre­gen­dem Tem­po immer neue Meta-Ebe­nen: Ulf Pos­ch­ardt, stell­ver­tre­ten­der Chef­re­dak­teur der „Welt am Sonn­tag“ und Her­aus­ge­ber von „Rol­ling Stone“, „Musik­ex­press“ und „Metal Ham­mer“, ver­öf­fent­lich­te am Sams­tag in der „Welt“ einen Auf­satz über die Kul­tur­tech­nik des Sam­plings und des Mash-Ups.

In gewohnt unein­deu­ti­gem Oszil­lie­ren zwi­schen Ernst und Iro­nie ernennt er zu Gut­ten­berg zum „Jay‑Z der bür­ger­li­chen Poli­tik“, ver­weist auf Hegel und fabu­liert:

Sam­pling ist eine eben­so moder­ne wie kon­ser­va­ti­ve Kul­tur­tech­nik. Sie passt zu Karl Theo­dor zu Gut­ten­berg. Beim jün­ge­ren Publi­kum wird die Erre­gung über sei­nen Umgang mit Zita­ten die Zunei­gung eher ver­stär­ken, hat es sich doch in Zei­ten des Copy and Pas­te dar­an gewöhnt, einen Teil sei­ner Schul- und Uni­leis­tun­gen durch vir­tuo­se Quel­len­re­cher­che zu per­fek­tio­nie­ren. Die schlich­te­ren Gemü­ter lie­fern dabei ab, was gewünscht war: eine ver­meint­lich kennt­nis­rei­che Text­ober­flä­che. Post­mo­der­ne Eli­ten jedoch ver­sin­ken in den durch digi­ta­le Net­ze unend­lich gewor­de­nen Quel­len, um an ihnen zu wach­sen und die Gren­zen des eige­nen Wis­sens zu über­win­den.

Pos­ch­ardt muss es wis­sen: Sein gan­zer Arti­kel ist eine gere­mix­te Sin­gle-Ver­si­on sei­ner eige­nen Dok­tor­ar­beit, die unter dem Titel „DJ Cul­tu­re“ als Buch eine sehr viel höhe­re Auf­la­ge erziel­te als zu Gut­ten­bergs Dis­ser­ta­ti­on.

Ulf Pos­ch­ardt: Die DJ-Revo­lu­ti­on frisst ihre Kin­der