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Song des Tages: Estrich Boy – Saving The End Of Summer

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Zum ersten Mal gehört: Anfang 2003, als der Song auf der Bandhomepage zum kostenlosen Download zur Verfügung stand. Glaube/Hoffe ich.

Wer musiziert da? Estrich Boy, eine nach einer Baumaschine benannte Band aus der niederrheinischen Retortenstadt Voerde. Eine Band, die schon mehrfach den großen Durchbruch hätte schaffen sollen, dies aber leider noch nicht geschafft hat. Was aus denen wohl geworden ist? Über die Bedeutung Voerdes (und dort: insbesondere die der “Stockumer Schule” und des Clubs “Rolling Stone”, später “Index” und “The Hamburger Schule Club”) für die Musikszene sind meines Erachtens übrigens noch nicht genug Bücher geschrieben worden. Das gilt es nachzuholen, mit Dinslaken als vergleichsweise kurzem Kapitel.

Warum gefällt mir das? Das ist die Musik, die wir damals “Emo” nannten, und die sich auch genauso anfühlte. Das Lied fiel in die Zeit von Zivildienst und Warten auf den Studienbeginn, in der Zeilen wie “There is so much to do / So I better don’t do anything at all / I’d better do nothing” perfekt passten. Ich liebe es, wie sich dieses Lied immer weiter steigert und die Gitarren in jedem Durchgang von Strophe und Refrain neu klingen und mit anderen Rhythmen um die Ecke kommen.

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The spirit of freedom and Landluft

Neben vielen Pros und Contras, journalistisch tätig zu sein, gibt es ein unschlagbares Argument für diese Arbeit: bei Presseevents gibt es fast immer was zu essen. Gestern hatten die Veranstalter des liebenswerten Haldern-Pop-Festivals gleich zu drei Terminen auf einmal an den schönen Niederrhein geladen: Spargelessen, Pressekonferenz und Konzert. Klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen konnte.

Schon bei der Anreise sah man das Prinzip Haldern auf der Gartenterrasse des Gasthofs Tepferd in einem einzigen Bild zusammengefasst: da saßen Dorfbewohner beim Feierabendbier neben internationalen Indiemusikern, erfreuten sich am strahlenden Sonnenschein und kämpften gemeinsam gegen die gefürchteten niederrheinischen Blutsauger-Insekten. In einem Saal, in dem sonst goldene Hochzeiten gefeiert werden, scharten sich Musikjournalisten und Sponsoren um Tische, auf denen Fässchen der niederrheinischen Traditionsbrauerei Diebels standen, die seit mehr als zehn Jahren Partner des niederheinischen Traditionsfestivals ist.

Spargel im Gasthof Tepferd in Rees-Haldern

Obwohl ich ja selbst Niederrheiner bin, konnte ich die in meiner Heimat vorherrschende Begeisterung für Altbier und Spargel nie so ganz teilen. In der urgemütlichen Atmosphäre des Gasthauses allerdings wäre kaum etwas anderes vorstellbar gewesen als das leicht klebrige Gesöff und das Saisongemüse mit der merkwürdigen Konsistenz und dem Aussehen, das eher an männliche Körperteile als an irgendetwas sonst erinnert (viel besser als Spargel schmecken aber eh die Beilagen: Kartoffeln und gekochter Schinken mit richtig viel zerlaufener Butter übergossen). Wie zum Beweis meines Einleitungssatzes standen die meisten Journalisten schon am Büffet, als die Eröffnung desselben gerade verklungen war (besonders Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks scheinen sonst nichts zu Essen zu kriegen).

Haldern v.l.n.r.: Wolfgang Linneweber, Stefan Reichmann

Als alle satt aussahen, begann der halbwegs offizielle Teil des Abends: das Festival feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen, ein Alter, in dem “normale Halderner schon vier Kinder und ein Haus gebaut” haben, wie Wolfgang “Linne” Linneweber, schon ewig für die Pressebetreuung des Festivals zuständig, scherzte. Das soll natürlich schon irgendwie gefeiert werden, aber eben in bester Haldern-Tradition, also ohne Größenwahn und großes Spektakel. So wird in diesem Jahr die Hauptbühne ausnahmsweise schon am Donnerstag Abend bespielt werden – von Foals und den Flaming Lips.

In kurzen Grußworten verwiesen der Bürgermeister der Stadt Rees und Vertreter von Diebels und der Sparkasse Rees-Emmerich auf die langjährige gemeinsame Geschichte und man merkte noch einmal: in Haldern würde Tradition auch dann groß geschrieben, wenn es kein Substantiv wäre. Chef-Organisator Stefan Reichmann erklärte mehrfach, dass das Festival ohne die Unterstützung der Dorfbewohner nicht denkbar wäre, und kündigte schon mal an, dass der Eingang zum Gelände in diesem Jahr bekränzt sein werde – wie am Niederrhein sonst nach 25 Jahren Ehe üblich.

Mit Restorm gibt es einen neuen Partner im Boot, der gerade mal 25 Wochen alt ist, aber für ähnliche Ideale einsteht: bei der gefühlt viertausendsten Online-Plattform für Musiker sollen diese endlich mal richtig im Mittelpunkt stehen. Theo Favetto, einer der Macher von Restorm, erklärte mir im Anschluss, was auf der Website schon möglich ist und was noch hinzukommen soll. Das klingt durchaus spannend und lohnt die nähere Betrachtung für Musiker und Musikliebhaber.

Das Festival-Line-Up, zu dem bisher unter anderem Bohren und der Club Of Gore, Editors, Iron And Wine, Kate Nash, Okkervil River, The Dodos und, äh: die Kilians gehörten, wurde dann noch eben um acht neue Bestätigungen erweitert: Jamie Lidell, Fleet Foxes, Guillemots, Soko, Gutter Twins, Kula Shaker, The Blakes und Loney, Dear. Ein bis zwei Überraschungen werden später noch verkündet, die Eintrittskarten dürften in etwa zwei Wochen ausverkauft sein.

Guillemots live

Dann war Konzert: zum Abschluss der 25-Jahre-Haldern-Pop-Jubiläums-Tour spielten die Guillemots, White Rabbits, Soko und Loney, Dear im großen Saal des Gasthofs auf einer kleinen Bühne, auf der sonst vermutlich Schützenkapellen und Akkordeon-Orchester auftreten. Es war eine ganz wunderbare Atmosphäre, eben auch typisch Haldern: Indiekids aus ganz NRW standen neben alten Haldernern, tanzten zur Musik der Guillemots und langweilten sich bei den White Rabbits. Dann mussten wir leider weg: der letzte Zug raus aus dem Paradies und Richtung Zivilisation fuhr um 22:50 Uhr vom Bahnhof Haldern ab.

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Wer bei Regen Sonnenmilch kauft, weiß, dass der Stuhl zuerst ein Baum ist

Es ist Haldern und die Sonne scheint … nicht. Nein, es pisst.

Wenn das, was da gerade runterkommt, zu den für heute angekündigten “Schauern” zählt, kann ich wirklich nur hoffen, dass es nicht auch noch zu “Wolkenbrüchen” kommt. Oder dass sich das ganze Wasser jetzt abregnet und es ab heute Abend zum Zeltaufbau trocken bleibt. Oder dass es nur im Ruhrgebiet regnet, nicht aber am Niederrhein.

Okay, das letzte war jetzt wirklich eine absurde Idee. Schließlich bin ich am Niederrhein aufgewachsen und in meiner Erinnerung regnete es quasi immer. Das erklärt natürlich auch die saftigen Wiesen und die lieblichen Auen, die beinahe als Touristenmagnet herhalten könnten, wenn das Wetter (s.o.) nicht immer so schlecht wäre. Vermutlich stand am Niederrhein mal die höchste Gebirgskette der Welt (inkl. eines Neuntausenders dort, wo heute Dingden liegt, und eines Achttausenders bei Friedrichsfeld), aber der Regen hat das ganze Gestein weggewaschen, so dass das Land dort nun flach ist wie … Holland.

Heute Abend wird es wohl noch kein Livegeblogge geben, weil ich auf dem Zeltplatz erst recht kein Internet haben werde (und mein Siemens ME45 nicht wirklich für solche Vorhaben zu gebrauchen ist). Aber ab morgen werde ich dann versuchen, immer was aktuelles zu schreiben.

Bis dahin verweise ich noch mal auf mein letztes FestivalimRegenBlog und den Umstand, dass sich noch eine Band für heute Abend angekündigt hat, die, wenn ich noch einmal ihren Namen nennen würde, ihre gefühlte zwölfunddreißigste Erwähnung in diesem Blog gefunden hätte. Und das muss ja nicht heute sein.