Im Mai 2006, keine vier Monate, nachdem ich ihm die Kilians-Demo in die Hand gedrückt hatte, trafen Thees Uhlmann und ich in der Bochumer Zeche erneut aufeinander. Thees war Juror beim Nachwuchsbandwettbewerb einer großen Brauerei, ich war Zuschauer und diesmal völlig unschuldig. Es spielten drei oder vier oder fünf Bands und ich kann mich noch an zwei erinnern: die eine spielte Ska und hatte ihren ganzen Fanclub mitgebracht, die andere spielte Akustikrock und hatte den Vater eines Bandmitglieds als Percussionisten dabei.
Letztere Band hieß Black Rust und kam aus Ahlen. ((Ich werde mich hüten, irgendwas über kleine Städte zu schreiben, aus denen Bands kommen.)) Sie gewann die Publikumsabstimmung, ich erschwatzte mir am Merch-Stand eine Demo-CD für den Radioeinsatz ((Mir fällt in diesem Moment ein, dass ich die CD nie zur Abhörsitzung bei CT das radio mitgenommen habe. Ich bin gerne bereit, die zehn Euro nachträglich zu bezahlen, weil dieses Verhalten unentschuldbar ist — aber auch unerheblich für den weiteren Verlauf der Geschichte.)) und die Band spielte ein paar Wochen später – history does repeat – als Support für Tomte. Das Area-4-Festival, für das man bei dem Nachwuchswettbewerb einen Auftritt gewinnen konnte, fand nie statt.
Danach spielten Black Rust noch beim Haldern Pop 2007 (wo ich sie verpasste) und fortan hörte ich nichts mehr von ihnen. Um so überraschter war ich, als ich im letzten Dezember plötzlich hörte, dass die Band bald ihr offizielles Debütalbum veröffentlichen würde — produziert von niemand geringerem als dem Sophia-Mastermind Robin Proper-Sheppard.
Okay, von den Einflüssen des Düsterpop-Mannes hört man auf “Medicine & Metaphors”, das am heutigen Freitag erschien, auf Anhieb nicht ganz so viel, aber sowas spricht ja eher für die Band und ihre eigenen Qualitäten. Black Rust spielen Folkrock im weitesten Sinne, der mal nach Counting Crows, mal nach Goo Goo Dolls und mal an die Wallflowers erinnert. Musik amerikanischer Prägung also, die man sich wunderbar als Untermalung irgendwelcher romantischer Komödien und höherwertiger TV-Serien vorstellen kann.
“Empty Park. Empty Street.” erinnert stark, aber nicht zu sehr, an Ryan Adams und seine alte Band Whiskeytown; “Silent Lament” hat eher was von Damien Rice, weil es einerseits sehr reduziert mit einem Klavier und der angenehmen Stimme von Jonas Künne daherkommt, andererseits Dank eines Streichinstruments ((Da merkt man meine sehr begrenzte Kompetenz im Bezug auf Musikinstrumente, die nicht in meinem Keller stehen.)) eine enorme Opulenz entwickelt.
Ob es gleich 13 Songs und fast 57 Minuten Spielzeit voller Akustikgitarren, Kontrabässe und Mandolinen sein mussten, ist allerdings eine berechtigte Frage. Schlecht oder störend ist dabei kein einziges Lied, aber es zieht sich halt etwas, bis das Album schließlich mit dem Übersong “Marlene (6:54 Minuten, inkl. Wieder-Fade-In) seinen krönenden Abschluss findet.
Man ist versucht zu schreiben, dass Black Rust “erfrischend un-deutsch” klängen, aber dafür müsste man erstmal sagen, welche englischsprachige Band aus Deutschland eigentlich “deutsch” klingt. Jetzt von Reamonn mit ihrem irischen Sänger mal ab.
Black Rust – Medicine & Metaphors
VÖ: 30. Januar 2009
Label: Strange Ways
Vertrieb: Indigo