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Leben

Wochenendspaß mit der WAZ (1)

Am Morgen (oder, genauer: Vormittag) nach der “1Live Krone” durchweht den Bochumer Hauptbahnhof immer ein entfernter Hauch von Jetset und Glamour: Musikindustriemitarbeiter, leicht zu erkennen an der Kombination “Jogginganzug/Louis-Vuitton-Weekender” und der Baseballkappe auf dem Kopf, warten auf ihre Züge, die sie zurück nach Hamburg, Berlin oder … äh, ja: nach Hamburg oder Berlin bringen.

Ich habe gestern kurz den Schluss der Veranstaltung im WDR Fernsehen gesehen und bekam das wohlige Gefühl, es mir gerade exakt in dem Lebensabschnitt bequem machen zu können, wo ich 90% der dort vertretenen Leute nicht mehr bzw. noch nicht kennen muss.

Das bringt aber auch gewisse Schwierigkeiten mit sich, wenn man sich über Verlauf und Ausgang der Veranstaltung bei WAZ.de (ehemals Der Westen) informieren will.

Oder können Sie mir sagen, wie viele Personen die folgende Aufzählung umfasst?

Mark Foster, Silbermond, die Katze, Daniela Katzenberger mit ihrem Mann, Felix Jaehn, die Rapper von Bonez MC & Raf Camora.

Meine Lieblingsstelle in dem Artikel, die bei mir wildestes Kopfkino ausgelöst hat, ist aber diese hier:

Nach dem Ende der Veranstaltung aber hat [Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD)] dann ein anderes Problem. Er müsste dringend auf die Toilette, die Halle füllt sich nur langsam.

Und wo wir einmal auf der “Bochum”-Seite von WAZ.de sind, möchte ich Ihnen noch zwei weitere aktuelle Highlights mit an die Hand geben: Diese Bildergalerie, die beweist, dass man im Ruhrgebiet wirklich zu feiern weiß (und zwar alles), und diesen Blaulichtmeldung über einen Mann, der mit 2,8 Promille im Blut einen Notarztwagen in Wattenscheid mit Butter beworfen hatte, weil ihn dessen Martinshorn störte.

So weit, so normal. Spektakulär wird die Meldung durch diesen Satz:

Spontan entriss der 46-Jährige seiner ebenfalls betrunkenen Begleiterin zwei Päckchen Butter, wie die Polizei berichtete.

Laut Pressemitteilung der Polizei Bochum waren es übrigens sogar “zwei zuvor gekaufte Pakete Butter und ein Kunststoffteil, das aus einer Baustellenabsperrung stammte”.

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Musik

Song des Tages: Ini Kamoze – Here Comes The Hotstepper

Hier klicken, um den Inhalt von www.youtube.com anzuzeigen

Zum ersten Mal gehört: Ich hätte jetzt “auf Einslive” gesagt, aber das kommt chronologisch nicht hin. Dann war es vermutlich “Hit Clip”. Jedenfalls erinnere ich mich noch daran, dass mein Onkel, als ich ihn im April 1995 zum ersten Mal in San Francisco besuchte, den Soundtrack zu Robert Altmans “Prêt-à-Porter” auflegte und dieser Song durch sein Apartment schallte (woran ich selbstverständlich jedes Mal denken muss, wenn ich den Song höre).

Wer musiziert da? Ini Kamoze, ein jamaikanischer Reggae-Musiker. In Wahrheit noch viele andere, denn das Lied steckt voller Samples. Ich weiß noch, wie ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal bewusst “Land Of 1000 Dances” von Wilson Picket hörte und erstaunt feststellte, dass da diese “Naaa-naa-na-na”-Chöre herkamen (also: streng genommen aus der Version von Cannibal & The Headhunters, aber Sie verstehen, was ich meine).

Warum gefällt mir das? Mir gefällt erschreckend vieles von dem, mit dem ich aufgewachsen bin. Ich finde aber, dass der Song auch nach 20 Jahren noch eine ganz eigene Coolness hat, und – zumindest bei mir – sofort gute Laune bringt.

[Alle Songs des Tages]

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Radio Rundfunk Literatur

Pop revisited

von Katharina Schliebs und Lukas Heinser

Einslive jedenfalls, die “Jugendwelle” des Westdeutschen Rundfunks, feierte am Freitag ihren 15. Geburtstag.

Wir verbrachten den ganzen Nachmittag in einer Köln-Ehrenfelder Wohnung, ließen uns bekochen und hörten dabei Einslive. Zumindest letzteres gehört zu den Dingen, die Menschen in unserem Alter sonst eher vermeiden. Doch diesmal war es etwas anderes: Wir hörten regelrecht gebannt zu und veranstalteten ein privates Popquiz, denn gefeiert wurde mit einem eigentlich nur brillant zu nennenden Sende-Marathon, in dem zwischen 6 und 21 Uhr jede Stunde einem anderen Jahr gewidmet war. Los ging es mit dem Jahr 2009 und dann immer weiter vorwärts in die Vergangenheit.

So saßen wir zu dritt vor dem Radio und hörten die Jahre 1998, 1997, 1996, 1995 und wurden dabei immer alberner und übertrafen und gegenseitig mit Nerdwissen aus 100 Jahren Popmusik. Dabei sind persönliche Musikhör-Biografien natürlich irgendwann stark abweichend zu dem, was im Radio an Musik läuft. Dennoch darf man nicht unterschätzen, wie viel Radio man dann aber doch gehört hat und wie viele Lieder man kennt, auch wenn man sie eigentlich schlimm oder belanglos findet (Wer um alles in der Welt kann ernsthaft auf die Idee kommen, ein so völlig egales Lied wie “Got ‘Til It’s Gone” von Janet Jackson irgendwie gut zu finden oder sogar die Single zu kaufen? Ein Riesenhit dennoch!), und wie viele Erinnerungen verbunden sind mit diesen Radiopopsongs und den Radiocomedys. Und sogar mit den Betten, Drops und Jingles! Niemals hätte man “Einslive macht hörig” rausschmeißen dürfen.

Exkurs “Nerdwissen über Einslive”: Früher kam direkt nach den Nachrichten eine Begrüßung. Mit dem Relaunch 2007 lief nach den Nachrichten erst ein Lied und dann sagte der Moderator Hallo. Sogar diesen Relaunch hat Einslive für einige Stunden zurückgenommen und die Moderatoren haben wieder direkt nach den Nachrichten eine Begrüßung gesprochen! Mit dem Original-Bett von früher! Und wenn das niemandem sonst auf der ganzen Welt aufgefallen sein sollte: In der Ehrenfelder Küche wurde es bemerkt. Und bejubelt. Exkurs Ende.

Je näher der Rückblick dem Gründungsjahr 1995 kam, desto deutlicher wurde die Rolle, die Eins Live bei der eigenen Adoleszenz gespielt hatte: Nahezu jeden Song konnten wir noch mitsingen — nicht bei jedem kannte man Titel und Interpret, aber wir hatten alles unzählige Male gehört. Damals tatsächlich noch ausschließlich über Radio, denn wir hatten ja nichts. Die Zielgruppe, die jetzt zuhause vor dem Webstream saß und damals noch gar nicht geboren war, wird in 15 Jahren kaum so viele gemeinsame Erinnerungen an ein Medium ihrer Jugend haben.

Wir fühlten uns natürlich alt und sprachen darüber, dass das Konservative manchmal auch seine guten Seiten habe, der Gastgeber brachte Bier — und das war der Moment, in dem wir entdeckten, dass die “Beck’s”-Flaschen neue Etiketten haben. Unsere Reaktion darauf darf man ruhig hysterisch nennen.

Was ja auch nur in einer Medienmetropole wie Köln geht: Den Beginn einer landesweit ausgestrahlten Sendung am heimischen Radio verfolgen und eine Stunde später selbst in der Sendung sitzen und applaudieren. Benjamin von Stuckrad-Barre war zu Gast in der Sendung “Klubbing” und das passte irgendwie ganz wunderbar zur Popkultur-Nostalgie an diesem Karfreitag: Stuckrad-Barre verkörpert die späten 1990er Jahre fast noch besser als Eins Live. Aber während der Sender mit seinem immer profilärmeren Programm gerade die größte Hörerschaft seiner Geschichte feiert, hat es der Literat mit seinem durchaus famosen neuen Buch “Auch Deutsche unter den Opfern” nicht mehr auf die sichtbaren Plätze irgendwelcher Bestselller-Charts geschafft. In großen Buchhandlungen liegen zwar genug Exemplare von “Axolotl Roadkill” aus, um damit die ganze Oberstufe eines Gymnasiums zu versorgen, aber den neuen Stuckrad-Barre müsste man bestellen. Wenn einem das jemand vor zehn Jahren erzählt hätte, als man am Tag der Veröffentlichung von “Blackbox” kleine Buchläden in Dinslaken und Göttingen gestürmt hat …

Wenigstens seine Lesungen (zuletzt gerne mit Christian Ulmen) sind immer noch ausverkauft. Und auch hier im dritten Stock über dem nächtlichen Mediapark ist der Einslive Salon gut besucht. Außen an der Tür hängt immer noch ein Schild, das den Raum als “Kultkomplexcafé” bezeichnet, dieser seltsam absurde Name, der in seiner Eigenartigkeit unbedingt erhaltenswert gewesen wäre, denn “Salon” ist ja nun doch, mit Verlaub, immer noch das, wo man zum Haareschneiden hingeht.

Das erste Gespräch, das Sabine Heinrich mit Stuckrad-Barre noch ohne Publikum im Studio führte, ließ zwar nicht das Schlimmste, aber doch Ungutes befürchten: Nach einem etwas umständlichen “Sie oder Du”-Einstieg waren die beiden ungefähr eine Minute beim sehr unergiebigen Thema “Ostermärsche” hängen geblieben, wobei Stuckrads Antworten zusehends knapper und genervter klangen.

Doch dann steht sie vor einem und man ist sofort verzaubert: Sabine Heinrich hört sich besser an und sieht besser aus als im Fernsehen, wie sie da auf der Bühne des Einslive Salons steht und dem Publikum erklärt, dass es die Handys nach der Lesung gerne wieder anstellen darf. Eins ihrer Hosenbeine ist aus den Stiefeln gerutscht und hängt jetzt über dem Schuh, sie trägt ein weißes T-Shirt und einen Pferdeschwanz, und wenn sie so die Echo-Verleihung moderiert hätte, dann wäre das mit Robbie Williams vielleicht was geworden.

Jetzt aber betritt erst mal Benjamin von Stuckrad-Barre die Bühne. Er sitzt nicht einfach schon da rum wie viele andere Autoren vor ihm, er braucht den Auftritt — und wenn es nur einer durch eine ganz normale Zimmertür ist. Hat er nicht früher seine Lesungen auch mit “Let Me Entertain You” eröffnet?

Benjamin von Stuckrad-Barre

DJ Larse legt irgendwelche Elektro-Musik auf, dann wird abwechselnd gelesen und getalkt, wobei sich zwei Dinge abzeichnen: Stuckrad-Barre ist ein sehr guter Autor, aber ein noch besserer Performer, und Sabine Heinrich ist zwar eine wahnsinnig charmante Moderatorin, aber eben auch eine eher nur mittelgute Interviewerin.

Es ist ein denkbar ungünstige Konstellation: Eine aufgeregte Fragestellerin trifft auf einen Talkgast, der keinerlei Bereitschaft zeigt, die etwas unglücklich formulierten Fragen wohlwollend aufzunehmen. “Was ist denn ein Sittengemälde?” – “Naja ich mein das ist ein ganz schönes deutsches Kompositum. Sitten-Gemälde. Das ist ja … Heiz-Körper. Was ist ein Heizkörper?” – “Ich hab noch nie so ein Wort benutzt! Sittengemälde!” – “Du bist zuviel mit Matthias Opdenhövel zusammen.”

Es läuft nicht. Im Salon ist es heiß, stickig, und sehr, sehr voll. Man könnte jetzt die eigene Hand abnagen (oder die des Sitznachbarn). Mag gar nicht aufhören, den Dialog zwischen Sabine Heinrich und BvSB wiederzugeben, man kann einfach nicht weghören.

Sabine Heinrich sagt: “Hör mal, in deinem Buch war mal die Rede von Müsli mit Brombeeren.”
BvSB: “Ja, das ist saisonabhängig. Nä?”
Heinrich: “Pflückst du die selber in deinem eigenen Garten?”
BvSB: “Im Supermarkt.”
Heinrich: “Eigener Biogarten.”
BvSB: “GARTEN?!? Nein, nein. Gärten gilt es wirklich zu vermeiden. Das ist ja der Anfang vom Ende.”
Heinrich: “Du hast ja auch keine Küche, hast du gesagt.”
BvSB: “Aber das mit dem Garten stimmt! Ja, nee, nein. Gärten.”

Es geht so weiter. Frau Heinrich fragte, wie Herr von Stuckrad-Barre lebt, wie er wohnt, was er von Möbeln hält, ob er denn selber kocht (Antwort: “Nein!”). Er kann sich offensichtlich nicht entscheiden, ob er Frau Heinrich jetzt wirklich permanent auflaufen lassen soll oder nicht und schwankt dann zwischen absoluter Sabotage des Gesprächs und mitleidigem Nachgeben.

Und man will ja Sabine Heinrich nett finden! Und ein bisschen Mitleid mit ihr haben, weil Benjamin von Stuckrad-Barre sich so bockig zeigt! Aber dann sagt sie Sachen, da ist man froh, dass ihr Gesprächspartner entsprechend reagiert:

“Ich hab dich bei Jörg Thadeusz in der Sendung gehört, als Podcast, liebe Grüße an den Jörg, und der hat dich gefragt, -”
“Jetzt wird’s aber ein bisschen privat, oder?“, unterbricht Stuckrad-Barre erneut, zurecht, leicht amüsiert.
“Es kann ja sein, dass Jörg diese Sendung beim Laufen hört”, gibt Frau Heinrich tapfer zu bedenken.
“Na dann aber auch schöne Grüße. Lieber Jörg, es war schön mit dir in Leipzig.“ Zu Frau Heinrich, verschwörerischer Unterton: “Meinze der hört das?” – “Bestimmt!” – “Jörg? Sollen wir in Bochum zusammen lesen oder in Dortmund?”

Und jetzt raten Sie, wer im Publikum an dieser Stelle nicht an sich halten kann und laut “Bochum!” ruft. Stuckrad-Barre wendet sich daraufhin dem Publikum zu und will das ausdiskutieren, aber da wirft sich Frau Heinrich dazwischen: “Darf ich jetzt bitte mal meine Frage durchbringen?!” Sie darf. Aber sie hätte es auch lassen können.

Irgendwann liest Stuckrad-Barre Ausschnitte aus dem längsten Text des Buches, in dem er von der Entstehung der letzten Udo-Lindenberg-Platte berichtet. Was bei der Lesung nur am Rande anklingt: Es ist einer der persönlichsten und intensivsten Texte, den der Autor je veröffentlicht hat. Kommt Lindenberg zu Wort, parodiert Stuckrad den typischen Tonfall des Musikers, was sehr, sehr peinlich wirken könnte (steht nicht irgendwo im Frühwerk des Popliteraten, dass Lindenberg an Parodisten-Schulen in der ersten Stunde auf dem Lehrplan stünde?), hier aber magischerweise funktioniert. Als Sabine Heinrich im inzwischen legendären Angela-Merkel-Interview die Rolle der Kanzlerin liest, ist sie allerdings ihrerseits so klug, auf jedweden Parodie-Versuch zu verzichten.

Um Mitternacht ist die Sendung vorbei, Karfreitag und das Tanzverbot. Es ist wieder 2010 und Einslive klingt auch wieder so. Alle sind wieder so alt, wie sie sich fühlen, und Benjamin von Stuckrad-Barre signiert Bücher.

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Musik Rundfunk Radio

Über Kronen

Im Dezember wird die WDR-“Jugendwelle” (die sich glaub ich schon länger nicht mehr selbst mit diesem Achtziger-Jahre-Wortkonstrukt bezeichnet) 1Live zum zehnten Mal die “1Live Krone” verleihen. Wie in den vergangenen Jahren auch findet die Verleihung des “größten deutschen Radio Awards” (WDR-Presseinfo) in der Bochumer Jahrhunderthalle statt.

Neben Jan Delay, Silbermond, Stefanie Heinzmann und Jennifer Rostock befinden sich unter den Nominierten auch die …

*Trommelwirbel*

Kilians!

In der sehr ehrenhaften Kategorie “Bester Live-Act” gehen sie gegen Philipp Poisel,die Toten Hosen, Peter Fox und Rammstein ins Rennen. Das wird sicher nicht ganz leicht, aber da es sich um einen Publikumspreis handelt, ist alles möglich.

Abstimmen kann man jedenfalls ab sofort auf einslive.de

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Radio Musik Rundfunk

Merkt ja eh keiner (1)

Es ist ja nicht so, dass ich morgens aufstehe und denke “Was könnte ich heute mal Böses über den WDR schreiben?” Das machen die ja alles selber.

Gestern war Thees Uhlmann zu Gast im “1Live Kassettendeck”, das vom Konzept her eine Super-Radiosendung ist und deshalb um Mitternacht laufen muss: Ein Promi (meist Musiker) stellt eine Stunde lang Songs vor, die ihm sein Leben lang oder gerade jetzt im Moment wichtig sind. Gestern also der Sänger der “umstrittenen Band Tomte” (O-Ton welt.de, wo man auch nicht nach gutem Musikjournalismus suchen sollte).

Thees erzählte also und spielte Songs (Rod Stewart, Kool Savas, Escapado) und sagte nach jedem Lied, wer er ist und was wir da hören (ist ja Radio). Und dann kündigte er wortreich “Rain On The Pretty Ones” von Ed Harcourt an, zitierte noch aus dem Text (“I’m the Christian, that cannot forgive”, “I’m the hunter, who’s killed by his dog”) und sagte “Hier ist Ed Harcourt mit ‘Rain On The Pretty Ones'”.

Und was lief? Ed Harcourt mit “Late Night Partner”. Auch schön, sogar vom gleichen Album, aber ein ganz anderer Song. Auch, wenn er von Thees mit “Das war Ed Harcourt mit ‘Rain On The Pretty Ones'” abmoderiert wurde.

Nun ist es ja nicht so, dass da gestern Nacht ein übernächtiger Thees Uhlmann im 1Live-Studio gesessen und unbemerkt den falschen Track gefahren hätte: Weil man einen Promi kaum eine Stunde im Studio halten kann (dichter Promo-Zeitplan!), lässt man ihn einfach alle Moderationstexte hintereinander aufsagen, wenn er eh grad mal für ein Interview da ist. Dann gibt er einen Zettel mit der Playlist ab und irgendjemand muss die Songs zwischen die Moderationen schneiden. Und dieser Jemand hat offenbar einen Fehler gemacht.

Das ist kein großes Drama, kein Skandal und kein Eklat. Es ist nur ein Beispiel, warum es mir so schwer fällt, Medienschaffende in diesem Land ernst zu nehmen: Weil sie ihre Arbeit selbst nicht ernst nehmen.

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Rundfunk

The Ruf is on fire

Der Radiosender 1Live hat am Mittwoch in seiner Reihe “Plan B – Talk” den Fernsehmoderator und Schauspieler Niels Ruf zu Gast. Und die zuständigen Redakteure hielten es offenbar für eine witzige Idee, die Sendung wie folgt zu betiteln:

1LIVE, 08.10.2008, 23.00 - 24.00 Uhr. 1LIVE Plan B – Talk. Ist der Ruf erst ruiniert ...? Talk mit Niels Ruf

Interessanterweise war Niels Ruf schon einmal in einer WDR-Sendung zu Gast, die unter diesem Thema stand: vor fast exakt acht Jahren bei “Boulevard Bio”. Damals war er allerdings einer von mehreren Gästen und Alfred Biolek stellte erheitert fest, dass das Motto ja im doppelten Sinne auf Herrn – hahaha – Ruf passe.

Teillegendär wurde diese Ausgabe von “Boulevard Bio” übrigens dadurch, dass Nina Hagen, die Talkrundensprengerin Nummer Eins, nach einem flapsigen Kommentar von Niels Ruf das Studio verließ.

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Digital

Everybody comes to Schmollywood

Ingo und Paul

Lukas und ich waren beileibe nicht die einzigen, die während des Haldern Pop Festivals live gebloggt haben. Unter anderem auch mit von der Partie: Ingo Schmoll. Einigen hauptsächlich bekannt als Moderator bei Einslive macht er nicht nur seit März 2006 mit Radio Brennt einen schicken eigenen Podcast, sondern verarbeitet Alltägliches seit Kurzem auch in seinem privaten Blog.

Zu gibt es nicht nur Einblicke in seinen Job bei Einslive, sondern aktuell auch Fotos der gerade zuende gegangenen Dreharbeiten eines Kurzfilms mit einem Team des Hessischen Rundfunks, in dem er die Hauptrolle spielt.

Allzu lang gibt es das Blog übrigens noch nicht: Am 1. August ging es los mit dem Foto eines Gagennachweises: In der kommenden, vierten Staffel von Dr. House ist Ingo Synchronsprecher für Fred Durst. Bin jetzt schon gespannt, wie das klingen soll.

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Rundfunk Gesellschaft

Herdenprämie

Früher, als Fußbälle noch aus Schweineblasen hergestellt wurden und das einzige Bildschirmempfangsgerät einer Gemeinde in der örtlichen Gaststätte stand, traf sich die Dorfgemeinschaft zu wichtigen Ereignissen wie dem Gewinn einer Fußballweltmeisterschaft in der vollgequalmten Gaststube und schaute sich die Übertragung im Kollektiv und im Schwarz-Weiß-Fernseher an. Später hatten immer mehr Menschen einen eigenen Fernseher, der sogar Farbbilder darstellen konnte, und man guckte den Gewinn von Welt- und Europameisterschaften im heimischen Wohnzimmer.

Vor zwei Jahren fingen die Deutschen dann wieder an, sich in großen Gruppen auf öffentlichen Plätzen zu versammeln und ihre Nationalflagge zu schwenken. Sehr zur Freude der restlichen Welt verzichteten sie dabei aber auf die ganzen anderen Elemente ihres merkwürdigen Brauchtums. Stattdessen guckten sie auf eine Großbildleinwand und lauschten sogar den Ausführungen der Sportjournalistendarsteller Reinhold Beckmann, Johannes B. Kerner und Bèlá Rêthý, ohne dadurch zum marodierenden Mob zu werden. Vor allem das muss man den Deutschen sehr hoch anrechnen.

Dieses öffentliche Gucken nannten die gleichen Marketingexperten, die sich so geniale phantasiesprachliche Formulierungen wie “Handy”, “Powered by emotion” oder jetzt “We love the new” aus der Nase gezogen haben, “Public Viewing”. Zyniker übersetzten das mit “Völkischer Beobachter”, andere wussten zu berichten, dass man die öffentliche Aufbahrung von Toten in den USA so nenne (was natürlich stimmt, aber genauso wie das gemeinsame Fernsehen nur einen kleinen Teil der Bedeutung des Begriffs ausmacht).

Im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft bat der Jugendradiosender Einslive seine Hörer um Alternativvorschläge zum Begriff “Public Viewing” und bekam einiges an Zusendungen. In einer Abstimmung entschied sich das Publikum für den Begriff “Rudelgucken”, der seitdem bei Einslive mit an Brutalität grenzender Vehemenz promotet wird. Irgendwie mag ich den Klang des Wortes nicht – es erinnert phonetisch viel zu sehr an “Rudelbumsen” und hat auch sonst einen negativen Beiklang.

Anatol vom sehr empfehlenswerten Bremer Sprachblog fasst diesen ganz gut in Worte:

da klingt doch überall die Verachtung derjenigen durch, die Fußball lieber gepflegt zu Hause, oder, noch besser, gar nicht gucken.

Das wirklich Interessante ist aber: im Gegensatz zu den peinlichen Aktionen, die die gruselige “Stiftung deutsche Sprache” regelmäßig durchführt (im Moment sucht sie übrigens ein deutsches Pendant für … äh: “Public Viewing”) scheint der Begriff “Rudelgucken” sofort Einzug in die Alltagssprache vieler (vor allem junger) Menschen gefunden zu haben. Google findet derzeit 71.000 Suchergebnisse, fragt aber auch, ob man nicht “rudel gurken” gemeint haben könnte. Dieser Vorgang ist durch die gezielte Platzierung durch einen Radiosender zwar einigermaßen unnatürlich, aber das war die Verbreitung von “Public Viewing” ja auch.

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Fernsehen Rundfunk Radio Musik

Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht

Am Donnerstag wurde in der Weltstadt Bochum die “Eins Live Krone”, der “größte deutsche Radiopreis” verliehen. Weil die Kilians als beste Newcomer nominiert waren, fühlte ich mich genötigt, mir das Spektakel anzuhören.

Da die Verleihung zwar live im Radio lief, im Fernsehen aber erst mit 25-stündiger Verpätung, musste Max von Malotki das Geschehen für die Hörer beschreiben. Das führte oft zu dezentem Chaos, wenn zu zwei bis drei Stimmen noch der Kommentar dazukam – mal davon ab, dass es schon ein bisschen, äh: wirr ist, bei der Verleihung eines Radiopreises im Radio ständig zu hören: “Ja, das könnt Ihr jetzt nicht sehen, dann müsst Ihr morgen Fernsehen gucken!”

Der Preis für den besten Newcomer war zum Glück der Dritte. Viel länger hätte ich das Elend von schlecht geschriebenen und durch Mirja Boes und Olli Briesch noch schlechter vorgetragenen Moderationstexten und die unsichtbaren Videoeinspieler (Radio!) auch nicht ertragen. Dass der Preis ausgerechnet an Boundzound ging, dessen Single “Louder” ich bekanntlich für einen der schlechtesten Songs des Genres “nervtötende, repetitive Partymucke” halte, hob meine Laune nicht gerade und so war ich froh, das Radio ausschalten zu können.

Die TV-Ausstrahlung gestern (wir erinnern uns: “Highlights”, “Mehrwert der Bilder”) war dann in mancher Hinsicht erhellend. So war die Bildregie zum Beispiel exakt so, wie man sie von einer Radiosendung erwarten würde: Die Bochumer Jahrhunderthalle wirkte abwechselnd wie ein schwarzes Loch und wie ein völlig überfülltes Tanten-Café; ständig sah man, wie sich Moderatoren, die sich längst im Off wähnten, über ihre fehlerfreien Ansagen freuten, und bei den Nominierten …

Nun ist man eigentlich von jeder Feld-, Wald- und Wiesengala gewohnt, dass bei der Vorstellung der Nominierten, meistens sogar beim Aufruf der Gewinner, diese auch im Bild sind. Entweder hatte der WDR keine fünf Handkameras zur Verfügung, die man auf die Gäste hätte richten können, oder man hielt es ernsthaft für ansprechender und aufschlussreicher, Balkendiagramme zu zeigen, deren Aussagekraft ich im Übrigen heftig bezweifle ((Leider gibt es (bisher) keine Zahlen zu den Hörer-Abstimmungen, aber wenn die Ärzte 72.000 Stimmen für “Junge” bekommen haben und das wirklich so viel mehr als für die anderen Nominierten war, dann hätte ihr Balken ja auch deutlich länger sein müssen.)), und dann in eine schlecht ausgeleuchtete Totale zu wechseln und zu hoffen, dass der oder die Gewinner schon irgendwo im Bild sein würden. Falls letzteres der Plan war, fragt man sich allerdings, wozu es Lichtdoubles bei den Proben gebraucht hat. Dass die Sportfreunde Stiller fünf mal so lang wie jede andere Band im Bild waren, ist ein subjektiver Eindruck, den ich nicht mit Messungen belegen kann. Vielleicht waren die auch nur immer in den Szenen zu sehen, die man beim WDR für die “Highlights” hielt.

Doch halten wir uns nicht an solchen Äußerlichkeiten auf: Die teilweise recht aufwändig produzierten Videoeinspieler waren durchaus nett gemeint und manchmal sogar unterhaltsam. Auch die Idee, “Let’s Dance”-Juror Joachim Llambi zwischendurch Wertungstäfelchen hochhalten zu lassen, war witzig. Wohlgemerkt: die Idee, nicht ihre Umsetzung. Dass man für besonders gelungene Moderationsübergänge (Haha, Sie verstehen …) Bruce Darnell das Mikro weiterreichen ließ (Radio!!!1) komplettierte dann meinen Eindruck, dass man die Planungskonferenz nach dem ersten “einfach mal drauf los”-Brainstorming beendet und die dort vorgetragenen Ideen zu Programmpunkten erklärt hatte. Ich kann leider nicht schreiben, dass meine eigene offizielle Abifeier lustiger gewesen sei, denn das wäre eine furchtbare Lüge.

Aber, hey: Der WDR ist ja immerhin auch der Sender, der für “Schmidt & Pocher” ((“Schmidt & Pocher” waren übrigens in der Kategorie “Beste Comedy” nominiert, was auch schon deshalb erstaunlich ist, da die Nominierungen am 28. September bekannt gegeben wurden – vier Wochen vor der ersten Sendung.)) verantwortlich ist, insofern muss man davon ausgehen, dass das dortige Unterhaltungsressort, äh: nicht existiert. Dass man den Toten Hosen, die den Preis für ihr Lebenswerk bekamen, anscheinend die halbe Laudatio (durch Jan Weiler) und die halbe Dankesrede weggeschnibbelt hat, lag sicher daran, dass es sich dabei nicht um die “Highlights” handelte – dazu gehörte ja schon die Comedy (im schlimmsten Wortsinne) “Lukas’ Tagebuch”.

Es war ja trotzdem nicht alles schlecht bei der “Krone”: Der Auftritt von Culcha Candela mit der WDR Big Band war zum Beispiel wirklich gelungen, obwohl ich “Hamma” nach wie vor für die zweitdämlichste Single des Jahres halte. Kate Nash spielte sehr charmant und verhuscht ihren Hit “Foundations” und klang dabei wie auf Platte. Wir Sind Helden gaben “Kaputt” akustisch zum Besten. Die Toten Hosen haben sich sehr ehrlich und aufrichtig gefreut und ihr Auftritt mit “Wort zum Sonntag” war auch angemessen. ((Wobei Campino natürlich inzwischen schon irgendwie nah an der Sechzig ist.)) Darüber hinaus bleibt noch die Feststellung, dass die Eins-Live-Moderatorinnen und -Moderatoren gar nicht mal so schlecht aussehen, wie man es bei Radioleuten erwarten würde ((Ich darf das sagen, ich habe schließlich selber mal Radio gemacht.)) und man die Veranstaltung mit einem besseren Buch und anderen Moderatoren sicherlich schon geschaukelt gekriegt hätte.

Fürs nächste Jahr wünsche ich mir dann mehr Klarheit, ob es sich um eine Radio- oder eine TV-Veranstaltung handeln soll. Vielleicht klappt das ja mal mit einer Live-Ausstrahlung im WDR Fernsehen.

Und wenn Sie jetzt der Meinung sind, ich sei irgendwie sehr kleinlich und miesepetrig an die Veranstaltung rangegangen: Die Wiederholung der “Eins Live Krone” kann man sich heute Abend um 23:00 Uhr im WDR Fernsehen ansehen. Dann angeblich sogar eine Viertelstunde länger als gestern.

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Rundfunk

Lukas fragt, Eins Live antwortet

[Disclaimer: Dieser Beitrag verfügt nur über ein geringes Maß an Relevanz.]

Am Donnerstag verleiht Eins Live, die sogenannte Jugendwelle des WDR, in der Bochumer Jahrhunderthalle die “Eins Live Krone”, den “größten deutschen Radiopreis”. Am Freitag um 20:15 Uhr wird die Verleihung im WDR Fernsehen zu sehen sein.

Vielleicht geht es nur mir so, aber eine Preisverleihung, bei der die Gewinner ausnahmsweise mal nicht im Vorfeld bekannt sind, mit 24 Stunden Verzögerung zu übertragen, erschien mir irgendwie kontraproduktiv. Also fragte ich mal nach, was das soll.

Schon lange habe man sich, so erzählte man mir bei Eins Live, einen Sendetermin um 20:15 Uhr gewünscht. Erstens sei das Renommee dort größer und zweitens müsste die Zielgruppe ja am Freitag Morgen in die Schule, weswegen der bisherige TV-Termin um 22 Uhr am Veranstaltungsabend nie besonders glücklich gewesen sei. Dass es nun ausgerechnet der Freitagabend sein sollte, sei erst bekannt geworden als die Planungen für die Show am Donnerstag schon abgeschlossen waren, deshalb die große zeitliche Verzögerung.

Natürlich seien die Preisträger bei der Ausstrahlung am Freitag nun schon bekannt, deutlich stärker bekannt als bei der bisherigen Zeitverschiebung von zwei oder drei Stunden zur Liveübertragung auf Eins Live. Dafür habe man ja den “Mehrwert der Bilder” (zum Beispiel beim Auftritt von Culcha Candela mit der WDR Big Band), für den die Radioübertragung als “Appetizer” fungieren könne. Außerdem gibt’s im Fernsehen nur die Highlights zu sehen, als knackigen Zusammenschnitt.

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Radio Rundfunk

Wenn Campusradios ihre Tage haben

Am Samstag wurde CT das radio, das älteste Campusradio Nordrhein-Westfalens, zehn Jahre alt. Gefeiert wurde mit einer endlosen (ca. 16 Stunden dauernden) Live-Sendung mit beinahe allen High- und Lowlights der Sendergeschichte, mit einer großen Party im Mensafoyer und mit einem offiziellen Teil, dem Campus-Radio-Tag1 der Landesanstalt für Medien NRW (LfM).

Letzteres war eine Art Konferenz, auf der sich Campusradio-Macher aus ganz Deutschland treffen und austauschen sollten. Ich war als ehemaliger Mitarbeiter und Chefredakteur von CT zum ersten Mal bei einer solchen Veranstaltung und mein Interesse an einer Wiederholung schwand mit jeder Minute der “Workshop” genannten Podiumsdiskussionen. Ein wenig erinnerten die “Panels”, also die Menschen, die da vorne zum Diskutieren saßen, nämlich ein bisschen an das, was die Kollegen so immer von den Treffen hauptberuflicher Journalisten berichten.

Nein, das war jetzt ungerecht. Aber es gibt schon Parallelen: Wie in den großen Sendeanstalten und Zeitungsredaktionen, so gibt es auch bei den Campusradios Leute, die mit viel Herzblut und Energie (und in den meisten Fällen auch noch ohne Bezahlung) am Programm arbeiten, und Leute, die sich hinstellen und schön daherreden.

Leider (oder glücklicherweise) boten die einzelnen “Workshops” keine Möglichkeiten zu Diskussionen, geschweige denn zu kontroversen. Zwar glaube ich nicht, dass auch nur einer der Diskutanten angefangen hätte, Internetmedien als “Müll” oder “Scheißhäuser” zu bezeichnen (für solche Ausfälle wären sie wohl auch nicht alt oder verbittert genug), aber irgendwas spannendes hätte durchaus mal passieren können.

In der Diskussionsrunde “Personalmanagement im Campus-Radio” (s.a. das Liveblog von Dominik Osterholt bei Radio Q) ging es um die in der Tat brisante Frage, wie man in Zeiten verschulter Studiengänge und Studiengebühren überhaupt noch Mitarbeiter mit Tagesfreizeit finden könne. Nur Antworten gab es leider keine. “Wieder mal”, muss man sagen, denn das Thema ist natürlich mindestens ebenso alt wie die Bachelor-/Master-Studiengänge.

Echte Lösungsvorschläge hätte ich auch keine, aber die Frage, warum man als Mitglied einer Fachschaft (und manche Studiengänge haben fast so viele Fachschafts-Mitglieder wie Studenten) die Studiengebühren erlassen kriegt, nicht aber als Mitarbeiter eines Campusradios, das die Uni ja auch weit nach außen hin repräsentiert. Vielleicht stellt die ja noch mal jemand seiner Uni-Verwaltung.

Erfreulich hingegen ist, dass sich viele Radios im Moment nicht über fehlende Mitarbeiter beklagen. In Bochum kann man sein Radio-Praktikum aber zum Beispiel für die credit points des Bachelor-Studiums anrechnen lassen – wie viele Praktikanten hinterher weitermachen, lässt sich nie vorhersagen. Wolfgang Sabisch vom Münchener Ausbildungsradio M94.5 sagte deshalb den interessanten Satz, man müsse sich von dem Gedanken verabschieden, dass man als Campus- oder Ausbildungsradio immer eine gleichbleibende Qualität liefern könne. Ich sehe das durchaus ähnlich, hätte ihm aber noch deutlicher zugestimmt, wenn er statt Qualität von Quantität gesprochen hätte. Denn das Schöne an Campusradios (zumindest in NRW) ist ja, dass man nur zu zwei Stunden Liveprogramm pro Werktag verpflichtet ist und man nicht wie öffentlich-rechtliche oder Privatsender gezwungen ist, seine Musikschleife immer wieder mit schlechten Beiträgen oder nervigen Gewinnspielen zu unterbrechen.

Um die Programminhalte ging es dann im nächsten Workshop (s.a. das Radio-Q-Liveblog), genauer: um neue Programmideen. Das hatte dem Kollegen von Radio Hertz aus Bielefeld leider niemand gesagt, so dass der erst einmal zehn Minuten seine Person und die allgemeine Programmstruktur seines Senders vorstellte. Als in seiner Powerpoint-Präsentation dann die Schrift ins Bild zu fliegen begann, musste ich den Saal verlassen, um mich an der frischen Luft zu beruhigen.

Zuvor hatte ich aber immerhin noch zwei interessante Sendekonzepte kennenlernen dürfen: das Auslandsmagazin “Hin & Weg” von Radio Sirup aus Siegen und die englischsprachige “Miller & Johnson Show” beim CampusRadio Bonn. Denn auch das ist ja das Schöne an Campusradios: Man kann ohne Quotendruck und Gremien-Terror neue Ideen ausprobieren. Hinterher enden ja eh alle Moderatoren bei Einslive und Das Ding.

Interessant und sogar unterhaltsam wurde es erst in der letzten Diskussionsrunde. Das interessante war das Thema “Campusradios auf dem Weg von der analogen in die digitale Welt” (Liveblog), das unterhaltsame war unter anderem die Moderation von Radio-Q-Urgestein Daniel Fiene. Während das “Impulsreferat” von Matthias Felling die Idee des “digitalen” noch sehr weit fasste (Digitalradio, Internet, Podcasts, mobile Endgeräte), ging es anschließend leider fast nur noch um das Thema Digitalradio, von dem alle immer wieder betonten, dass das noch Zukunftsmusik sei. Vom Dachverband CampusRadios NRW (angesichts der Tatsache, dass dort nicht alle Campusradios NRWs vertreten sind, sollte man vielleicht besser von einem “Vordachverband” sprechen) gab es noch zu hören, dass es ihn seit zwei Jahren gibt, was sich im Wesentlichen mit meinen Erfahrungen in diesem Verein deckte. Denn so gut und wichtig die Idee ist, eine gemeinsame Vertretung zu haben: Die Idee, mehrere unabhängige Sender irgendwie kooperieren zu lassen, äußert sich auf einer höheren Ebene ja vor allem durch Gremien-Terror.

So endete der Campus-Radio-Tag (sieht das Wort nicht herrlich albern aus mit den ganzen Bindestrichen?) leider ohne einen nennenswerten Erkenntnisgewinn für mich. Noch vor dem Gespräch mit NRW-“Innovationsminister” Andreas Pinkwart, der Verleihung des Campusradio-Preises und dem gemeinsamen Abendessen verließ ich die Veranstaltung. Ich musste unbedingt Bayern München verlieren sehen.

P.S.: Ich danke Schandmaennchen.de für die Inspiration für die Überschrift.

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Musik

Heimatlied

Bevor wir uns hier gleich den MTV European Music Awards widmen, noch schnell das neue Video einer Band, die unverständlicherweise nicht mal nominiert ist:

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Kilians – When Will I Ever Get Home

P.S.: Für die EMAs sind sie noch nicht nominiert, wohl aber für die Eins-Live-Krone. Und für die kann man auch abstimmen. Im Netz. Immer wieder.