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Song des Tages: a‑ha – Take On Me

Zum ers­ten Mal gehört: Das kann ich beim bes­ten Wil­len nicht sagen. Irgend­wann kurz nach Ver­öf­fent­li­chung 1985 auf WDR 2, ver­mut­lich.

Wer musi­ziert da? a‑ha, ein nor­we­gi­sches Trio, das (mit Unter­bre­chung Ende der 1990er Jah­re) von Mit­te der Acht­zi­ger bis vor Kur­zem sehr schö­ne Pop­mu­sik gezau­bert hat. „Take On Me“ ist ihr ers­ter (rie­sen­gro­ßer) Hit, danach kamen aber noch zahl­rei­che tol­le Songs.

War­um gefällt mir das? Stanz­nut­ten in einer die­ser Ran­king­shows wür­den jetzt sagen, der Song sei „natür­lich Kult“ und das Video sei damals „etwas völ­lig neu­es“ gewe­sen. Yeah, wha­te­ver! Es ist ein­fach gran­dio­ses Song­wri­ting, eine durch­aus kunst­fer­ti­ge Pro­duk­ti­on (die­se gan­zen ver­schie­de­nen Syn­t­hie­li­ni­en, die sich beim Fina­le alle inein­an­der ver­zah­nen!) und Mor­ten Har­ket singt die­ses Lied ein­fach nach hau­se. Wenn ich mal Karao­ke sin­gen muss, dann immer die­ses Lied!

[Alle Songs des Tages — auch als Spo­ti­fy-Play­list]

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Musik Film

Die besten James-Bond-Songs aller Zeiten

Am Don­ners­tag läuft „Sky­fall“, der 23. und neu­es­te James-Bond-Film, in den deut­schen Kinos an. Da es die Rei­he die­ses Jahr seit 50 Jah­ren gibt, ich seit 17 Jah­ren Fan bin und mich ver­gan­ge­ne Woche auf ein Musik­quiz zum The­ma vor­be­rei­tet habe, hal­te ich es für einen guten Zeit­punkt, Ihnen mei­ne ganz per­sön­li­che Rang­lis­te der bes­ten James-Bond-Songs aller Zei­ten zu prä­sen­tie­ren.

Das ist nicht ganz ein­fach: Geschmä­cker ändern sich über die Jah­re, wir ver­glei­chen hier Songs aus der Zeit, als die Beat­les ihre Kar­rie­re began­nen, mit wel­chen aus dem Zeit­al­ter von Lady Gaga und Jus­tin Bie­ber. Aber letzt­end­lich geht es ja dar­um, was mir im Jahr 2012 gefällt und was nicht.

Bei der Aus­wahl habe ich mich auf die Songs der 23 offi­zi­el­len Fil­me von Eon Pro­duc­tions der Fami­lie Broc­co­li kon­zen­triert und die min­des­tens zwei inof­fi­zi­el­len Bond-Fil­me („Casi­no Roya­le“ von 1967 und „Sag nie­mals nie“ von 1983) außen vor gelas­sen. Dass die Lis­te trotz­dem 25 Songs umfasst, liegt dar­an, dass es eini­ge Fil­me mit je zwei Songs gab.

Aber das wer­den Sie ja jetzt sehen und hören:

25. Shee­na Eas­ton – For Your Eyes Only („In gehei­mer Mis­si­on“, 1981)
Los geht’s mit einem Song, der nicht „für einen James-Bond-Song schlecht“, son­dern auch all­ge­mein­gül­tig schlecht ist. Ein Schmacht­fet­zen, der sei­nen natür­li­chen Lebens­raum erst 1989 erreich­te, als er auf „Kuschel­rock 3“ ver­ewigt wur­de (als bis­her ein­zi­ger Bond-Song über­haupt), und der auch dann noch ster­bens­lang­wei­lig gewe­sen wäre, wenn die Inter­pre­tin eine Stim­me gehabt hät­te. Schnell wei­ter!

24. Rita Coo­lidge – All Time High („Octo­pus­sy“, 1983)
Es war, wie wir noch sehen wer­den, nicht alles schlecht unter Roger Moo­re, aber gut waren die Songs in der mitt­le­ren Pha­se jetzt auch nicht. Wobei „All Time High“ wenigs­tens Poten­ti­al hat­te, wie die Ver­si­on beweist, die David Arnold mit Pulp (die übri­gens erfolg­los am Ideen­wett­be­werb für „Tomor­row Never Dies“ teil­ge­nom­men hat­ten) auf­ge­nom­men hat.

23. Gla­dys Knight – Licence To Kill („Lizenz zum Töten“, 1989)
Und noch ein Schmalz­schla­ger vom Fließ­band, der – gemein­sam mit Pat­ti LaBel­les „If You Asked Me To“ – den Film zu einem musi­ka­li­schen Total­aus­fall wer­den lässt und fast alles ver­eint, was in den Acht­zi­ger Jah­ren musi­ka­lisch falsch gelau­fen ist. Der Song beweist gleich­zei­tig, dass sich nicht jeder Titel eines James-Bond-Films auch ohne wei­te­res in den Text eines Pop­songs ein­flech­ten lässt („I Got a licence to kill /​ And you know I’m going straight for your heart /​ Got a licence to kill /​ Anyo­ne who tri­es to tear us apart“?!?). Und dann ist es mit 5:15 Minu­ten auch noch der längs­te von allen …

22. Car­ly Simon – Nobo­dy Does It Bet­ter („Der Spi­on, der mich lieb­te“, 1977)
Ach Gott, ja. Nicht wirk­lich schlimm wie „For Your Eyes Only“, aber doch ein arg belang­lo­ser Song einer ansons­ten ver­dien­ten Sän­ge­rin. Man merkt, dass Abba damals die Welt beherrsch­ten. Wenn die Strei­cher und Blä­ser nicht so arg chee­sy wären, hät­te das „Baby, you’­re the best“-Finale durch­aus ein schö­ner Moment wer­den kön­nen.

21. Madon­na – Die Ano­ther Day („Stirb an einem ande­ren Tag“, 2002)
Zum 40. Geburts­tag der Rei­he und zum 20. Film woll­ten sich die Pro­du­zen­ten mal rich­tig was gön­nen: Oscar-Preis­trä­ge­rin Hal­le Ber­ry als Bond-Girl, ganz vie­le Quer­ver­wei­se auf die Vor­gän­ger und ein Titel­song von Madon­na soll­ten es sein. Das Posi­tivs­te, was man über den Titel­song sagen kann, ist, dass er „defi­ni­tiv mal was ande­res“ war – und auf eine Art „Toxic“ von Brit­ney Spears vor­weg­nahm. Der Film ist eine an sei­nen eige­nen Digi­tal­ef­fek­ten ersti­cken­de Kata­stro­phe, nach der sich Eon völ­lig zurecht zu einem kom­plet­ten Reboot der Serie ent­schloss. Die bes­te Stel­le ist, wenn Pier­ce Bros­nan zu den Klän­gen von „Lon­don Cal­ling“ von The Clash nach Eng­land fliegt.

20. Lulu – The Man With The Gol­den Gun („Der Mann mit dem gol­de­nen Colt“, 1974)
Eine auch 1974 schon rüh­rend alt­mo­di­sche Idee, die Geschich­te des Films qua­si im Song­text zu erzäh­len. Aber die Blä­ser sind durch­aus Bond-wür­dig. Fun fact: Lulu ist die ein­zi­ge Inter­pre­tin, die sowohl einen Bond-Titel­song gesun­gen als auch den Euro­vi­si­on Song Con­test gewon­nen hat.

19. Chris Cor­nell – You Know My Name („Casi­no Roya­le“, 2006)
Wuss­ten Sie, dass Ali­ce Coo­per („The Man With The Gol­den Gun“) und Blon­die („For Your Eyes Only“) eige­ne Bond-Songs geschrie­ben hat­ten, die dann nicht ver­wen­det wur­den? Ich schrei­be das, weil ich ger­ne was über ver­dien­te Rock­mu­si­ker erzäh­len möch­te, ohne mich die­sem Lied stel­len zu müs­sen. Chris Cor­nell, der pein­lichs­te Über­le­ben­de des Seat­tle-Grunge von vor 20 Jah­ren, mit einem wahn­sin­nig bana­len Song, den ein­zig das Riff mit einem James-Bond-Song ver­bin­det. Ja, es ist „anders“ und „irgend­wie modern“, ohne gleich das Madon­na-Desas­ter zu wie­der­ho­len, aber der Song (und der irgend­wie unrund wir­ken­de Vor­spann) ist der Tief­punkt des ansons­ten wahn­sin­nig guten ers­ten Dani­el-Craig-Films.

18. Sheryl Crow – Tomor­row Never Dies („Der Mor­gen stirbt nie“, 1997)
Als David Arnold Haus­kom­po­nist der Serie wur­de, gab es eine Art Aus­schrei­bung für den Titel­song zu Pier­ce Brosn­ans zwei­tem Bond-Film, an der sich unter ande­rem Pulp, Saint Eti­en­ne, Marc Almond, die Car­di­gans und Space betei­lig­ten. Dass es aus­ge­rech­net Sheryl Crow wur­de, ist ver­mut­lich ein­zig und allein ihrem Welt-Hit „All I Wan­na Do“ von 1994 geschul­det. Im Grun­de ver­eint der Song alles, was man für einen ordent­li­chen Bond-Titel­song braucht, aber er bleibt doch selt­sam blut­leer, fällt aber immer­hin nicht nega­tiv auf.

17. Lou­is Arm­strong – We Have All The Time In The World („Im Geheim­dienst Ihrer Majes­tät“, 1969)
Ja, Lou­is Arm­strong, der ers­te fahr­rad­fah­ren­de Trom­pe­ter auf dem Mond. Eine Legen­de. Und ein völ­lig okay­er Song, der streng genom­men nur die Num­mer 2 im Film ist. Und doch: Was soll denn das?

16. Shir­ley Bas­sey – Moon­ra­ker („Moon­ra­ker“, 1979)
Da ist sie end­lich: Shir­ley Bas­sey, die gro­ße (inzwi­schen) alte Dame des Bond-Titel­songs. Auf den Euro­vi­si­on Song Con­test umge­rech­net wäre sie so etwas wie Lys Assia, Vicky Lean­dros, Caro­la, Fri­da & Agne­tha und Lena zusam­men. Wer drei Bond-Songs gesun­gen hat (und bei min­des­tens zwei wei­te­ren Fil­men zumin­dest auf dem Zet­tel stand), muss aller­dings auch damit leben kön­nen, wenn einer davon auf Platz 16 lan­det, auch wenn es an ihm eigent­lich gar nichts aus­zu­set­zen gibt.

15. Ade­le – Sky­fall („Sky­fall“, 2012)
Das ist jetzt ein biss­chen unfair: Der Song ist neu, ich habe den Film noch nicht gese­hen und weiß nicht, wie das Lied im Vor­spann wirkt. Ade­le macht das durch­aus gut, obwohl ich mir ein biss­chen mehr von dem knal­li­gen „Rol­ling In The Deep“-Sound gewünscht hät­te, und der Song ist nach den bei­den rocki­gen Vor­gän­gern wie­der klas­si­scher Bond. Tat­säch­lich gibt es vor allem einen Grund dafür, dass er so weit hin­ten in die­ser Lis­te auf­taucht: die ande­ren Songs sind ein­fach bes­ser.

14. Matt Mon­ro – From Rus­sia With Love („Lie­bes­grü­ße aus Mos­kau“, 1963)
Der ers­te Bond-Song im eigent­li­chen Sin­ne, weil „Dr. No“ ja kei­nen gesun­ge­nen Titel­song hat­te. Mit 49 Jah­ren Abstand ist es schwer zu sagen, ob der Song damals cool und modern oder doch eher bie­der war. Der kal­te Krieg war damals auf sei­nem Höhe­punkt und Istan­bul, wo Tei­le des Films spie­len, war für die meis­ten Kino­gän­ger ein völ­lig exo­ti­scher Ort und kein Ziel für einen Wochen­end­trip. All das klingt durch bei Matt Mon­ro, der übri­gens ein Jahr spä­ter beim Euro­vi­si­on Song Con­test teil­nahm und Zwei­ter wur­de.

13. Gar­ba­ge – The World Is Not Enough („Die Welt ist nicht genug“, 1999)
Nach Sheryl Crow wag­ten die Pro­du­zen­ten Ende der Neun­zi­ger Jah­re ein biss­chen mehr und ver­pflich­te­ten Gar­ba­ge für den Titel­song, der dann letzt­lich doch erstaun­lich wenig Gar­ba­ge ent­hielt: Sän­ge­rin Shir­ley Man­son beklag­te sich Jah­re spä­ter, die Film­leu­te hät­ten ihnen stän­dig rein­ge­quatscht und am Ende sei qua­si nichts mehr von der Band im Song übrig geblie­ben. Das muss für die Musi­ker frus­trie­rend gewe­sen sein, tut dem Song aber kei­nen Abbruch.

12. Shir­ley Bas­sey – Dia­monds Are Fore­ver („Dia­man­ten­fie­ber“, 1971)
Shir­ley Bas­sey, die zwei­te. Nach­dem schon Sean Con­nery sein Come­back als James Bond fei­er­te und es aber­mals um wert­vol­le Boden­schät­ze ging, lag es wohl nahe, wie bei „Gold­fin­ger“ auf die Wali­se­rin zurück­zu­grei­fen. Sie mach­te das (wie üblich) per­fekt und der letz­te Refrain, wenn die Rhyth­mus­grup­pe rich­tig los­groovt, ist auch nach über vier­zig Jah­ren noch das, was man damals womög­lich als „schmis­sig“ bezeich­net hät­te.

11. a‑ha – The Living Day­lights („Der Hauch des Todes“, 1987)
Der ers­te Auf­tritt von Timo­thy Dal­ton als James Bond wird bis heu­te häu­fig unter­schätzt, dürf­te aber der bes­te Bond-Film der 1980er sein – und der mit dem zweit­bes­ten Titel­song die­ser Deka­de. Die Nor­we­ger von a‑ha sind bis heu­te die ein­zi­gen Nicht-Mut­ter­sprach­ler, die einen James-Bond-Titel­song sin­gen durf­ten. Auch wenn sie mit der Zusam­men­ar­beit mit Kom­po­nis­ten­le­gen­de John Bar­ry alles ande­re als zufrie­den waren, ist der Song eine wun­der­ba­re Kom­bi­na­ti­on aus zeit­ge­nös­si­scher Pop­mu­sik und klas­si­schem Bond-Sound.

10. Jack White & Ali­cia Keys – Ano­ther Way To Die („Ein Quan­tum Trost“, 2008)
Weil das mit dem Rock­sän­ger ja bei „Casi­no Roya­le“ so gut funk­tio­niert hat­te (*hust*), durf­te 2008 Jack White dran, des­sen Kar­rie­re als Sta­di­on- und Kir­mes­be­schal­ler damals noch in den Kin­der­schu­hen steck­te. Ihm zur Sei­te stand im ers­ten Duett der Bond-Geschich­te Ali­cia Keys, die es zwi­schen 2006 und 2009 geschafft hat, von Bob Dylan nament­lich in einem Lied erwähnt zu wer­den, einen James-Bond-Song zu sin­gen und mit Jay‑Z noch einen inter­na­tio­na­len Mega­hit zu haben. Die Kom­bi­na­ti­on der bei­den ist ein biss­chen gewollt außer­ge­wöhn­lich und man kann sich bes­ser zusam­men­pas­sen­de Stim­men vor­stel­len, aber so ein­drucks­voll wur­de seit den Sech­zi­gern kei­ne Gitar­re mehr bei Bond ein­ge­setzt. Der Vor­spann schafft das Kunst­stück, in einem Retro-Stil gehal­ten zu sein, der in sich selbst schon ver­al­tet aus­sieht und mit vier Jah­ren Abstand wirkt, als käme er nicht aus dem Jahr­zehnt, nach dem er aus­se­hen soll (mut­maß­lich 1960er), son­dern aus einem Acht­zi­ger-Jah­re-Com­pu­ter­spiel. Egal.

9. John Bar­ry Orches­tra – On Her Majesty’s Secret Ser­vice („Im Geheim­dienst Ihrer Majes­tät“, 1969)
Für den ers­ten (und ein­zi­gen) Bond-Film mit Geor­ge Lazen­by ver­zich­te­ten die Macher mal wie­der auf einen gesun­ge­nen Titel­song im Vor­spann und knall­ten den Zuschau­ern statt­des­sen die­ses orches­tra­le Brett vor den Latz, das auch nach 42 Jah­ren noch klingt, als sei es soeben von eini­gen fin­di­gen Retro-Pro­du­zen­ten erdacht wor­den. Tat­säch­lich hat­ten sich die Pro­pel­ler­heads das Werk 1997 für David Arnolds Bond-Song-Cover-Pro­jekt „Shaken And Stir­red“ vor­ge­nom­men, wo es zwar mit gei­len Big Beats auf­war­tet, in Sachen Wirk­mäch­tig­keit aber nicht ganz an John Bar­rys Ori­gi­nal her­an­kommt.

8. Nan­cy Sina­tra – You Only Live Twice („Man lebt nur zwei­mal“, 1967)
Okay, in Sachen chee­sy and con­tem­po­ra­ry ste­hen die Strei­cher­ar­ran­ge­ments dem Elend aus den Acht­zi­gern ver­mut­lich in nichts nach, aber es gibt ja noch die galop­pie­ren­den Wes­tern-Ele­men­te und die alles zusam­men­hal­ten­de Stim­me von Nan­cy Sina­tra. Die Strei­cher fei­er­ten 31 Jah­re spä­ter ihre Wie­der­auf­er­ste­hung in Rob­bie Wil­liams‘ „Mill­en­ni­um“ und tra­gen seit­dem noch ein biss­chen wei­ter zu John Bar­rys Ein­nah­men bei.

7. k.d. lang – Sur­ren­der („Der Mor­gen stirbt nie“, 1997)
Noch ein Song, der beim Song Con­test für „Tomor­row Never Dies“ durch­ge­fal­len war, es aber immer­hin auf den Sound­track und in den Abspann schaff­te. „Sur­ren­der“ ist ganz klas­si­scher Bond und gegen ihn kann eigent­lich nur gespro­chen haben, dass k.d. lang eben nicht Sheryl Crow war. Zum Glück. Kom­po­nist ist David Arnold, der auch den Score für „Der Mor­gen stirbt nie“ (und vier wei­te­re Bonds) schrieb, wes­we­gen das Motiv aus „Sur­ren­der“ im Film stän­dig zu hören ist, das des nomi­nel­len Titel­songs hin­ge­gen nie.

6. Mon­ty Nor­man Orches­tra – James Bond The­me („James Bond jagt Dr. No“, 1962)
Das ver­mut­lich bekann­tes­te Motiv der Film­ge­schich­te, das lang­le­bigs­te sowie­so. Die­se unglaub­li­che Cool­ness der Surf-Gitar­re, die auch nach 50 Jah­ren oft kopiert, aber nie erreicht wur­de. Wor­te sind nicht in der Lage, die­se 108 Sekun­den zu beschrei­ben. Welt­kul­tur­er­be!

5. Tom Jones – Thun­der­ball („Thun­der­ball“, 1965)
Man könn­te es sich nicht aus­den­ken: Um den Pos­ten als Sän­ger bei „Thun­der­ball“ kon­kur­rier­ten die bei­den cools­ten Män­ner des Uni­ver­sums – Tom Jones und John­ny Cash. Cashs Song hät­te zwar einen ordent­li­chen Wes­tern-Sound­track abge­ge­ben, pass­te aber über­haupt nicht zu Bond. Aber dafür gab es ja den wali­si­schen Tiger, der – beglei­tet von den Blä­sern, die damals schon die Mau­ern von Jeri­cho zum Ein­sturz gebracht hat­ten – ein­fach alles rich­tig mach­te. Inklu­si­ve des (mut­maß­lich) längs­ten jemals gehal­te­nen Tons der Bond-Geschich­te.

4. Shir­ley Bas­sey – Gold­fin­ger („Gold­fin­ger“, 1964)
„Gold­fin­ger“ gilt als womög­lich bes­ter Bond-Film der Geschich­te, sein Titel­song ist defi­ni­tiv der bes­te der ers­ten Deka­de. Es ist schwer vor­stell­bar, dass auch nur irgend­ein Pop­song aus dem Jahr 2012 in 48 Jah­ren noch so dyna­misch, packend und zeit­los wir­ken wird. Hier passt ein­fach alles! Fun fact: Jim­my Page, spä­te­rer Gitar­rist von Led Zep­pe­lin, ist als Ses­si­on-Musi­ker zu hören.

3. Duran Duran – A View To A Kill („Im Ange­sicht des Todes“, 1985)
Es war, wie gesagt, nicht alles schlecht unter Roger Moo­re: Zum Ende sei­ner Bond-Kar­rie­re im Alter von gefühlt 182 Jah­ren bekam er noch ein­mal einen ordent­li­chen Titel­song in dem fast alles ver­eint ist, was in den Acht­zi­ger Jah­ren musi­ka­lisch rich­tig gelau­fen ist. Ein ech­ter Stamp­fer, zu dem man auf den damals so genann­ten Feten sicher gut schwo­fen konn­te, wie man damals sag­te.

2. Paul McCart­ney & The Wings – Live And Let Die („Leben und ster­ben las­sen“, 1973)
Was ist noch bes­ser, als einen James-Bond-Song gesun­gen und den Euro­vi­si­on Song Con­test gewon­nen zu haben? Klar: Einen James-Bond-Song gesun­gen und vor­her bei den Beat­les gespielt zu haben. Dann kann man in 3:15 Minu­ten auch pro­blem­los min­des­tens drei ver­schie­de­ne Songs anstim­men. „Live And Let Die“ ist immer noch fes­ter und sehr beein­dru­cken­der Pro­gramm­punkt in Paul McCart­neys Solo­kon­zer­ten, bei dem Pyro­tech­nik im Gegen­wert eines Klein­wa­gens zum Ein­satz kommt. (Er ist damit neben „The Living Day­lights“ und „Thun­der­ball“ auch einer von drei Bond-Songs, die ich schon live gehört habe.)

1. Tina Tur­ner – Gol­de­nEye („Gol­de­nEye“, 1995)
„Gol­de­nEye“ war der ers­te James-Bond-Film, den ich im Kino gese­hen habe (dann direkt zwei­mal) und viel­leicht sogar mein ers­ter über­haupt. Inso­fern bin ich viel­leicht ein wenig vor­ein­ge­nom­men, aber es ist doch ein ver­dammt bril­lan­ter Song. Geschrie­ben von Bono und The Edge von U2, die danach auch nicht mehr viel hin­ge­kriegt hät­ten, was bes­ser gewe­sen wäre, und vir­tu­os vor­ge­tra­gen von Tina Tur­ner, die damals im drit­ten oder vier­ten Früh­ling ihrer Kar­rie­re stand. In Kom­bi­na­ti­on mit dem Vor­spann und dem Film ins­ge­samt ist „Gol­de­nEye“ ein­deu­tig der bes­te Bond-Song ever.

Die gan­ze Lis­te (oder so was in der Art) kön­nen Sie auch bei Spo­ti­fy hören.

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They’ll be gone in a year or two

Nur fürs Pro­to­koll:

a‑ha wer­den im nächs­ten Jahr eine Abschieds­tour rund um den Erd­ball machen und am 4. Dezem­ber 2010 (zehn Jah­re und zwei Tage nach dem „Abschieds­kon­zert“ der Smas­hing Pump­kins – aber das hat nichts zu bedeu­ten, außer dass ich mir defi­ni­tiv zu vie­le Daten mer­ke) in Oslo ihr letz­tes Kon­zert spie­len.

Das ist einer­seits scha­de, ander­seits fin­de ich es immer beacht­lich, wenn Bands nach 25 Jah­ren sagen „Jetzt war gut“, bevor sie in die Rol­ling-Stones-Fal­le tap­pen. Mor­ten Har­ket wird dann 51 Jah­re alt sein und fri­scher aus­se­hen als irgend­wel­che Rock­mu­si­ker Anfang Zwan­zig. Alle drei Band­mit­glie­der wer­den ver­mut­lich wei­ter Musik machen und sie wer­den das wei­ter­hin sehr ordent­lich tun, wie die bis­he­ri­gen Solo- und Neben­pro­jek­te zei­gen. Zwar wäre das über­se­he­ne Meis­ter­werk „Ana­lo­gue“ das noch wür­de­vol­le­re Abschieds­al­bum gewe­sen als „Foot Of The Moun­tain“, aber so tre­ten sie wenigs­tens mit sat­tem Chart-Erfolg ab.

* * *

Bon Iver lösen sich nicht auf, son­dern machen nur Pau­se. Und zwar … irgend­wie län­ger – oder auch eben nicht:

During a packed stand at the River­si­de Thea­ter in Mil­wau­kee last night, Bon Iver’s Jus­tin Ver­non told the home sta­te crowd that the show would be the Bon-tourage’s last as a full band for an „inde­fi­ni­te“ peri­od of time or at least „until next year.“

[The Trip­wire, via Pas­te]

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Listenpanik 05/​09

Wie­der ein­mal ist ein Monat schon län­ger vor­bei, wie­der ein­mal habe ich längst nicht alles hören kön­nen und wie­der ein­mal wer­de ich in einer Minu­te mit der Revi­si­on die­ser Lis­te begin­nen, aber was soll’s?

Let’s give it a try:

Alben
Fink – Sort Of Revo­lu­ti­on
Manch­mal ent­deckt man Bands oder Künst­ler eben erst beim vier­ten Album (s.a. The Hold Ste­ady). Fin Green­all aus Brigh­ton macht Musik, die im Wiki­pe­dia-Arti­kel mit „Jazz, Blues, Dub, Folk, Indie“ bezeich­net wird, was gleich­zei­tig alles und nichts sagt.

Ein biss­chen erin­nert die Musik an Bon Iver (also, his­to­risch betrach­tet: anders­her­um), an Nick Dra­ke und an diver­se Sadd­le-Creek- und Sub-Pop-Bands. Anders aus­ge­drückt: Es wür­de mich nicht wun­dern, wenn eines der Stü­cke auf dem Sound­track des nächs­ten Zach-Braff-Films zu hören wäre.

Bis dahin wird mich die­se wun­der­bar ent­spann­te, leicht melan­cho­li­sche Pop­mu­sik sicher noch den gan­zen Som­mer über beglei­ten.

The Alex­an­dria Quar­tet – The Alex­an­dria Quar­tet
Es pas­siert ja auch nicht so oft, dass man eine Band eher zufäl­lig zwei Mal live gese­hen hat, bevor ihr Album über­haupt in Deutsch­land raus­kommt.

Hat­te ich The Alex­an­dria Quar­tet in Oslo noch als „Indie­rock zwi­schen Man­do Diao, den frü­hen Kil­lers und Tra­vis“ beschrie­ben, muss ich über die Plat­te etwas völ­lig ande­res behaup­ten: Die erin­nert gera­de in den ruhi­ge­ren Momen­ten (in denen die Band am Bes­ten ist) eher an Jeff Buck­ley, Esko­bar und Richard Ash­croft und – wenn sie dann los­ro­cken – an Fee­der und die frü­hen Radio­head. (Die Chan­cen ste­hen aller­dings gut, dass ich auch die­se Ver­glei­che in drei Mona­ten wie­der für völ­lig lächer­lich hal­ten wer­de.)

Jeden­falls: Das selbst­be­ti­tel­te Debüt der Nor­we­ger kommt, wie White Tapes ganz rich­tig bemerkt, „eigent­lich cir­ca 10 Jah­re zu spät“, aber irgend­wo zwi­schen Ath­le­te, Embrace und Thir­teen Sen­ses wird schon noch ein Platz frei sein für die­sen Brit­pop der melan­cho­li­sche­ren Sor­te.

Manic Street Pre­a­chers – Jour­nal For Pla­gue Lovers
Ich bin bekannt­lich ein eher unpo­li­ti­scher Mensch, aber wenn pla­ka­ti­ve Paro­len mit Pop-Appeal daher­kom­men wie bei The Clash, Asi­an Dub Foun­da­ti­on, Rage Against The Machi­ne oder eben den Manics, dann höre ich mir das ger­ne an, sin­ge laut mit und stel­le mir vor, wie sich das anfühlt, da auf den Bar­ri­ka­den. Die Lehn­stuhl-Revo­lu­ti­on auf dem iPod, sozu­sa­gen.

Die Tex­te des neu­en Manics-Albums stam­men aus einer Zeit vor Barack Oba­ma, vor dem 11. Sep­tem­ber und vor New Labour. Sie stam­men aus dem (wohl lei­der tat­säch­lich) Nach­lass des vor 14 Jah­ren ver­schwun­de­nen Band-Gitar­ris­ten Richey Edwards und sind vor allem bild­ge­wal­tig und kryp­tisch.

Die Songs sind nicht unbe­dingt das, was man als „ein­gän­gig“ bezeich­nen wür­de, aber sie haben eine rohe Ener­gie, die zu Zei­ten des lah­men­den Spät­werks „Life­b­lood“ kaum noch jemand für mög­lich gehal­ten hät­te. Und wenn zum Schluss Bas­sist Nicky Wire „William’s Last Words“ anstimmt („singt“ wäre dann viel­leicht doch das fal­sche Wort), dann ist das schon ein ganz gro­ßer Gän­se­haut-Moment, der sich nach dem end­gül­ti­gen Abschied von einem Freund anhört.

Ob das Album auch ohne die­se gan­ze Vor­ge­schich­te so span­nend wäre? Kunst funk­tio­niert eigent­lich nie ohne Kon­text, aber ich glau­be schon.

Phoe­nix – Wolf­gang Ama­de­us Phoe­nix
Eine vor­ab: Die bes­te Phoe­nix-Plat­te des Jah­res kommt dann ver­mut­lich doch von The Whitest Boy Ali­ve. Für die Fran­zo­sen wird es aber aller Vor­aus­sicht nach immer noch für den zwei­ten Platz rei­chen, was unter ande­rem an Songs wie „Lisz­to­ma­nia“ und „Rome“ liegt. Viel­leicht wird das Album noch ein biss­chen über sich hin­aus­wach­sen, wenn ich es end­lich mal in der Son­ne hören kann, aber im Ruhr­ge­biets-Regen ver­brei­tet es auch schon mal eine ordent­li­che Por­ti­on Som­mer.

Jupi­ter Jones – Holi­day In Cata­to­nia
Mit dem zwei­ten Jupi­ter-Jones-Album „Ent­we­der geht die­se scheuß­li­che Tape­te – oder ich“ nie ganz warm gewor­den, aber für „Holi­day In Cata­to­nia“ sieht es bes­ser aus: Nach einem wah­ren Dampf­ham­mer-Auf­takt schal­tet die Band ein bis zwei Gän­ge zurück, schafft es aber, so schö­ne Melo­dien raus­zu­hau­en wie noch nie. Das hat manch­mal ein biss­chen was von Kett­car, aber das ist durch­aus als Kom­pli­ment gemeint. Bei der Wahl zum deutsch­spra­chi­gen Lied­zi­tat des Jah­res emp­fiehlt sich „Mit dem Alter kommt die Weis­heit /​ Nach der Jugend kommt die Eis­zeit“ jeden­falls jetzt schon für die Short­list.

Songs
Manic Street Pre­a­chers – Jackie Coll­ins Exis­ten­ti­al Ques­ti­on Time
Dies­mal gibt’s kei­ne Sin­gles, aber das Lied mit dem ellen­lan­gen Titel ist trotz­dem so etwas wie das Flagg­schiff für „Jour­nal For Pla­gue Lovers“. War­um? Zwei Zita­te: Das unschlag­ba­re „Oh mum­my what’s a Sex Pis­tol?“ im Refrain und die span­nen­de Fra­ge „If a mar­ried man, if a mar­ried man fucks a Catho­lic /​ And his wife dies wit­hout kno­wing /​ Does that make him unfaithful, peo­p­le?“. (Dass das „fuck“ im Video durch ein „beg“ ersetzt wur­de, ist aller­dings schon ein biss­chen lame.)

Und dann natür­lich noch die­ses Riff, das mei­ne Behaup­tung, das Album sei nicht ein­gän­gig, Lügen straft.

a‑ha – Foot Of The Moun­tain
Ich hat­te mein Ver­hält­nis zu a‑ha und mei­ne Begeis­te­rung für die­se Mal-wie­der-Come­back-Sin­gle ja schon aus­führ­lich geschil­dert. Aber die­ser Song ist ja wohl auch ein Mus­ter­bei­spiel der Kate­go­rie „der etwas anspruchs­vol­le­re Pop­song“.

Fink – Sort Of Revo­lu­ti­on
6:32 Minu­ten sind nicht gera­de das, was sich For­mat­ra­dio­ma­cher als Son­glän­ge wün­schen. Aber der Titel­track und Ope­ner des vier­ten Fink-Albums (s.o.) besticht durch sei­ne Instru­men­tie­rung (die­ses Schlag­werk!) und den genu­schel­ten Gesang. „Let me know when we get the­re /​ If we get the­re“, so oft wie­der­holt, bis es einen fast kom­plett ein­ge­lullt hat. Und dann geht das Album erst rich­tig los.

The Alex­an­dria Quar­tet – Montauk
Wenn ich jetzt Say­bia und Lorien als Ori­en­tie­rungs­hil­fe nen­ne, bin ich mir zwar aus­nahms­wei­se mal sicher, habe aber auch treff­si­cher zwei längst ver­ges­se­ne Bands des Gen­res her­vor­ge­holt.

„Montauk“ gehört zu der Sor­te schlep­pen­der Bal­la­den, bei denen sich die Pär­chen auf Kon­zer­ten ganz eng umschlun­gen im Takt der Musik wie­gen, das Büh­nen­licht in ein ver­klä­ren­des Gelb getaucht wird, und die, die allein zum Kon­zert gekom­men sind, mit viel Glück noch ihr Han­dy zücken, um den Moment mit jeman­dem zu tei­len. Wer ganz allein ist, genießt eben für sich.

Jar­vis Cocker – Ange­la
Es ist schwie­rig, bei den Zei­len „Ange­la /​ An unfi­nis­hed sym­pho­ny“ nicht an die Bun­des­kanz­le­rin zu den­ken, aber irgend­wie geht es dann schon. Jar­vis Cocker klingt für 2:58 Minu­ten, als wol­le er an sei­ner Elvis-Cos­tel­lo-Wer­dung arbei­ten und der neue Bart legt die­se Ver­mu­tung nahe. Lei­der ist die­ser tro­cke­ne Stamp­fer dann auch schon der Höhe­punkt von Cockers zwei­tem Solo­al­bum, das ansons­ten eher unspan­nend vor sich hin düm­pelt.

Phantom/​Ghost – Thrown Out Of Dra­ma School
Wenn da nicht die Stim­me (und der Akzent) von Dirk von Lowtzow wäre, gin­ge die­ser Song sicher auch als B‑Seite von The Divi­ne Come­dy durch: Die­ses Rag­time-Pia­no, der melo­dra­ma­ti­sche Text, all das ergibt ein wun­der­bar skur­ri­les Gesamt­bild, des­sen Fas­zi­na­ti­on man sich selbst kaum erklä­ren kann.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

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Musik Rundfunk Digital

Wie man 2009 einen Hit landet – und wie nicht

a‑ha ver­kün­de­ten ges­tern stolz via Twit­ter, dass „Foot Of The Moun­tain“ auf Platz 3 der deut­schen Charts ein­stei­gen wer­de und damit die erfolg­reichs­te Sin­gle seit „Take On Me“ vor 24 Jah­ren sei.

Nun sind a‑ha trotz der vie­len Hits nicht unbe­dingt das, was man unter einem Sin­gle-Act ver­steht. Ihre Songs wer­den zwar im Radio gespielt, aber die Kern­ziel­grup­pe (Men­schen um die 40) war­tet dann wohl doch eher, bis das Album erscheint.

Ande­rer­seits war der Song beim Fina­le von „Germany’s Next Top­mo­del“ der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt wor­den und danach sofort bei iTu­nes ver­füg­bar. Ein ande­rer Song, der in die­ser Sen­dung nur im Hin­ter­grund zu hören war, blo­ckiert seit­dem Platz 1 der iTu­nes-Charts: „Jungle Drum“ von der sonst eher Hit-unver­däch­ti­gen Emi­lia­na Tor­ri­ni.

Die­se Fäl­le zei­gen, dass die Leu­te sehr wohl bereit sind, für Musik zu zah­len. Es muss nur der schnells­te und ein­fachs­te Weg sein: Man hört einen Song im Radio oder im Fern­se­hen, geht ins Inter­net und hat zwei Minu­ten und 99 Cent spä­ter das gewünsch­te Lied auf der Fest­plat­te – schnel­ler und ein­fa­cher als bei den meis­ten ande­ren Quel­len. (Dass es auch „lega­ler“ ist, dürf­te die meis­ten Nut­zer näm­lich offen gestan­den nicht inter­es­sie­ren. Sie wol­len es schnell und bequem – und sind zumin­dest zum Teil bereit, für die­se Bequem­lich­keit zu zah­len.)

Wie man dar­aus kein Kapi­tal schlägt, zeigt der Fall des gro­ßen „Scrubs“-Finales: Am Ende der letz­ten Fol­ge läuft in einer wun­der­bar rüh­ren­den Sze­ne „The Book Of Love“ von Peter Gabri­el. Die­se Cover­ver­si­on eines Magne­tic-Fields-Songs war vor fünf Jah­ren auf dem Sound­track zur Richard-Gere-Komö­die „Shall We Dance?“ ent­hal­ten und ist im ame­ri­ka­ni­schen iTu­nes Store nur als Teil des gesam­ten Sound­tracks für 11,99$, bei Amazon.com für 8,99$ erhält­lich. Bei den deut­schen Äqui­va­len­ten ist das Lied gar nicht ver­füg­bar.

In den Kom­men­ta­ren bei iTu­nes wur­de die Mög­lich­keit, den Song ein­zeln kau­fen zu kön­nen, schon vor vier Jah­ren ein­ge­for­dert. Ich bin mir sicher, ein nicht uner­heb­li­cher Teil der Men­schen, die bei last.fm (wo es den Song natür­lich auch nicht zu hören gibt) schrei­ben, wie gut ihnen die Ver­wen­dung des Stücks bei „Scrubs“ gefal­len hat, hät­ten „The Book Of Love“ kurz nach der Aus­strah­lung ger­ne sofort gekauft. Aber Uni­ver­sal, einer der trägs­ten unter den ver­blie­ben Majors, hat wie­der ein­mal gepennt und sich damit ein gro­ßes Geschäft ver­saut.

Dar­un­ter lei­den natür­lich auch Peter Gabri­el und die Musi­ker von den Magne­tic Fields, die den Song geschrie­ben haben – aber die sind nor­ma­ler­wei­se eh bei ganz ande­ren Plat­ten­fir­men.

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Musik

Silence always wins

Es gibt Bands und Musi­ker, die beglei­ten einen ein Leben lang, ohne dass man es merkt. Als Patri­cia Kaas beim Grand Prix für Frank­reich sang, über­kam mich ein woh­li­ger Erin­ne­rungs­schau­er, der mich an vie­le Geburts­tags­fei­ern mei­ner Eltern den­ken ließ und an die unzäh­li­gen namen­lo­sen Hits der Star-Chan­teu­se, die sol­che Ver­an­stal­tun­gen beschallt haben, als ich noch ein Kind war.

Bei a‑ha kam die­se Erkennt­nis vor neun Jah­ren, als sich das nor­we­gi­sche Trio aus der Krea­tiv­pau­se zurück­mel­de­te und mit „Minor Earth Major Sky“ mal eben eines der bes­ten Pop-Alben des Jahr­zehnts ver­öf­fent­lich­te. Beim Kon­zert in der Are­na Ober­hau­sen (bei dem ein Freund und ich die ein­zi­gen Män­ner unter 30 waren und zur Stra­fe Rea­m­onn als Vor­grup­pe ertra­gen muss­ten) däm­mer­te mir dann, wie vie­le a‑ha-Lie­der schon immer Teil mei­nes Lebens gewe­sen waren. Allen vor­an natür­lich „Take On Me“, die­se unfass­bar ein­gän­gi­ge Acht­zi­ger-Hym­ne mit dem bes­ten Musik­vi­deo aller Zei­ten, bei deren „Singstar“-Interpretation ich unge­schla­gen bin.

Drei­ein­halb Jah­re ist das letz­te a‑ha-Album „Ana­lo­gue“ alt, das bei etwas kre­di­bi­le­ren Künst­lern als „beein­dru­ckend dich­tes Alters­werk“ durch­ge­gan­gen wäre, bei den ewi­gen Pos­ter­boys aber wei­test­ge­hend igno­riert wur­de. Zeit für etwas Neu­es, zum Bei­spiel die Sin­gle „Foot Of The Moun­tain“, die letz­te Woche beim Fina­le von „Germany’s Next Top­mo­del“ in einer spek­ta­ku­lä­ren Büh­ne der Welt­öf­fent­lich­keit prä­sen­tiert wur­de:

[Direkt­link]

(Die­se komi­schen Kis­ten schei­nen übri­gens sehr Fri­sur­feind­lich gewe­sen zu sein.)

Man muss den Song viel­leicht ein paar Mal hören, bevor er sich einem erschließt. Aber wenn man sich ein­mal an die stel­len­wei­se unkon­ven­tio­nel­le Gesangs­me­lo­die gewöhnt, wenn man die „Dis­arm“-Glo­cken im Refrain ent­deckt und mal auf den zwi­schen Zynis­mus und Pathos schwan­ken­den Refrain geach­tet hat, dann will man den „Repeat“-Schalter gar nicht mehr zurück­stel­len. (Sie ahnen: Im Moment ist es etwas anstren­gend, mit mir zusam­men­zu­woh­nen.)

Das Album, das auch „Foot Of The Moun­tain“ hei­ßen wird, erscheint in Deutsch­land am 19. Juni.

PS: Sehen Sie sich bit­te auch unbe­dingt die­se außer­ge­wöhn­li­che Live­ver­si­on von „Take On Me“ an!

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Musik

Melodien für Melonen

In der aktu­el­len Musik­welt gibt es kaum ein wei­che­res Ziel als Cold­play. Okay: Kea­ne, Brit­ney Spears und Razor­light viel­leicht, aber bei denen (zumin­dest den bei­den letzt­ge­nann­ten) ist das ja auch berech­tigt. Die einen jam­mern, die Band sei ja „frü­her mal“ gut gewe­sen, die ande­ren regen sich dar­über auf, dass die Leu­te, die die Band „frü­her mal“ gut gefun­den hät­ten, die­se jetzt wie­der gut fän­den, wo das neue Album doch ganz klar schei­ße sei. Ihnen allen ist gemein, dass sie Cold­play vor­wer­fen, zu den zwei­ten U2 gewor­den zu sein – als wäre das schon das Schlimms­te, was einer Band pas­sie­ren kann, und nicht etwa die zwei­ten Sta­tus Quo, die zwei­ten Oce­an Colour Sce­ne oder die zwei­ten Razor­light zu sein. ((Chuck Klos­ter­man hat mal über die frü­hen Cold­play geschrie­ben, sie klän­gen wie ein mit­tel­mä­ßi­ge Kopie von Tra­vis, die wie­der­um wie eine mit­tel­mä­ßi­ge Kopie von Radio­head klän­gen. Wir sind nicht immer einer Mei­nung.))

Cold­play haben bis heu­te kein schlech­tes Album auf­ge­nom­men, dar­an ändert sich auch mit „Viva La Vida“ nichts. Zwar konn­ten sie nie mehr die durch­gän­gig hohe Qua­li­tät ihres Debüts errei­chen, dafür sind auf allen fol­gen­den Alben ein­zel­ne Songs drauf, die bes­ser sind als jeder des Debüts. ((Das hört sich nur kom­pli­ziert und wider­sprüch­lich an: Stel­len Sie sich das Debüt als durch­gän­gig 90% gut vor, wäh­rend Songs wie „The Sci­en­tist“, „In My Place“, „Fix You“ oder „Talk“ Wer­te von 93% bis 98% errei­chen, die durch 60%-Nummern wie „Speed Of Sound“ oder „God Put A Smi­le Upon Your Face“ wie­der aus­ge­gli­chen wer­den.)) Dass ihre Kon­zer­te von Fri­seu­sen und Medi­zin­stu­den­tin­nen besucht wer­den, kann man der Band auch nicht anlas­ten: als Oasis-Fan weiß man dar­über hin­aus um die mit­un­ter erschüt­tern­de Erkennt­nis, dass sehr merk­wür­di­ge Men­schen die glei­chen Bands ver­eh­ren kön­nen wie man selbst.

Zuge­ge­ben: Cold­play machen es einem nicht leicht. Nicht nur, dass sie seit Jah­ren die Welt ret­ten wol­len (s. U2), ihr neu­es Album heißt fast wie ein Ricky-Mar­tin-Song ((In Wahr­heit stammt der Titel von einem Gemäl­de von Fri­da Kahlo, das auch die humor­vol­le Über­schrift die­ses Blog-Ein­trags erklärt.)) und hat dar­über hin­aus ein völ­lig durch­ge­nu­del­tes Cover­bild: das 180 Jah­re alte „La Liber­té gui­dant le peu­ple“ von Eugè­ne Delacroix. Um Frank­reich geht’s in dem Album aber weni­ger, um Revo­lu­ti­on schon sehr viel mehr und letzt­lich auch um Roman­tik.

Aber reden wir über das ein­zi­ge, was zählt: die Musik. Mit dem instru­men­ta­len Ope­ner „Life In Tech­ni­co­lor“ haben Cold­play bei mir schon einen Bro­cken im Brett: es plu­rrt, zirpt und schep­pert, als hät­ten Angels & Air­wa­ves und Arca­de Fire einen gemein­sa­men Track von Jim­my Tam­bo­rel­lo remi­xen las­sen. Das muss an Bri­an Eno lie­gen, der das Album mit­pro­du­ziert hat. Für das gan­ze Album muss man Refe­ren­zen von Arca­de Fire über Death Cab For Cutie bis Pink Floyd, von Stars über Radio­head bis … äh: Tim­ba­land her­an­zie­hen, nach U2 klin­gen immer nur die hal­li­gen Gitar­ren. Nach Cold­play klingt dafür jeder Song, was wohl an der prä­gnan­ten Stim­me von Chris Mar­tin lie­gen dürf­te.

Melo­dien waren bei Cold­play schon immer nur in Aus­nah­me­fäl­len cat­chy ((Zum Bei­spiel, wenn sie von Kraft­werk über­nom­men waren.)), „Trou­ble“ kann man auch nach acht Jah­ren noch nicht aus dem Stand sin­gen. Inso­fern braucht das Album Zeit und mög­li­cher­wei­se auch grö­ße­re Gewit­ter oder Voll­mond­näch­te zur Unter­ma­lung. Die Song­struk­tu­ren sind kom­ple­xer gewor­den, mit­un­ter wer­den zwei Lie­der in einem Track ver­eint, was auch nur im Fall „Lovers In Japan/​Reign Of Love“ auf der offi­zi­el­len Track­list ver­merkt wird. „42“ besteht aus min­des­tens drei ver­schie­de­nen Tei­len und wirkt ein biss­chen, als hät­ten sich a‑ha „Para­no­id Android“ von Radio­head vor­ge­nom­men. ((Über­haupt a‑ha: So eini­ges auf „Viva La Vida“ erin­nert an die chro­nisch unter­schätz­te nor­we­gi­sche Band, zu deren Kon­zer­ten Fri­seu­sen und allen­falls ehe­ma­li­ge Medi­zin­stu­den­tin­nen gehen. Hören Sie sich deren letz­tes Album „Ana­lo­gue“ an – was Sie sowie­so tun soll­ten – und Sie wer­den ver­ste­hen, was ich mei­ne.))

Bei den ers­ten Hör­durch­gän­gen von „Viva La Vida“ hat­te ich das Gefühl, der Band gehe in der Mit­te die Luft aus: der Span­nungs­bo­gen fällt ab, das Gefühl, alles schon ein­mal gehört zu haben, nimmt zu. Aber dann grät­schen bei „Yes“ plötz­lich bal­ka­ni­sche Strei­cher ins Lied, ganz so, als habe man noch Chan­cen auf eine erfolg­rei­che Grand-Prix-Teil­nah­me wah­ren wol­len.

Spä­tes­tens beim Titel­track hat mich die Band dann aber wie­der: Four-To-The-Flo­or-Beats fin­de ich außer­halb ihres natür­li­chen Lebens­raums Kir­mes­tech­no fast immer gut und Stak­ka­to-Strei­cher, Glo­cken und Pau­ken haben auf mich genau die Aus­wir­kun­gen, die ihnen Edmund Bur­ke in sei­ner Ästhe­tik des Erha­be­nen zuschreibt. Für die Par­al­le­len, die die ame­ri­ka­ni­sche Band Cre­aky Boards zwi­schen „Viva La Vida“ und einem ihrer Songs erkannt haben will, bin ich hin­ge­gen taub. An „Vio­let Hill“, die Vor­ab­sin­gle, hat man sich inzwi­schen so gewöhnt, dass es nicht wei­ter stört, „Straw­ber­ry Hill“ lässt kurz vor Schluss schon mal die Füße sanft ent­schlum­mern, ehe „Death And All His Fri­ends“ und das ange­häng­te „The Esca­pist“ den Rest des Kör­pers ins Reich der Träu­me über­füh­ren.

„Viva La Vida“ ist ein gutes, wenn auch kein genia­les, Album und nach dem ufer­lo­sen Vor­gän­ger „X&Y“ mit 45 Minu­ten auch wie­der schön kom­pakt gera­ten. Ich kann mir vor­stel­len, dass man Cold­play wegen die­ses Albums has­sen kann ((Über die mit­un­ter recht gewag­ten Tex­te haben wir ja noch gar nicht gespro­chen.)), aber mir gefällt es zufäl­li­ger­wei­se. Und wenn Fri­seu­sen und Medi­zin­stu­den­tin­nen der­art anspruchs­vol­len Pop hören statt die neu­es­te DSDS-Grüt­ze, ist das doch auch schon mal was.

Coldplay - Viva La Vida (Albumcover)
Cold­play – Viva La Vida

VÖ: 13.06.2008
Label: Par­lo­pho­ne
Ver­trieb: EMI