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Wette sich, wer kann

Die Nach­richt, dass die Unter­hal­tungs­sen­dung „Wet­ten, dass..?“ nach 33 Jah­ren ihren Geist auf­ge­ben wür­de, war der Redak­ti­on von „Spie­gel Online“ am Abend des 5. April sogar eine Brea­king News wert. Aut­op­sie und Trau­er­fei­er waren da bereits in vol­lem Gan­ge.

Das ZDF wur­de für sei­ne Pres­se­mit­tei­lungs­for­mu­lie­rung der „geän­der­ten Seh­ge­wohn­hei­ten“ mit Häme über­zo­gen – über­wie­gend von Men­schen, die ger­ne ame­ri­ka­ni­sche TV-Seri­en auf Com­pu­tern und Tablets schau­en und sich Sonn­tags­abends online ver­ab­re­den, um gemein­schaft­lich eine ein­zel­ne deut­sche TV-Serie schei­ße zu fin­den. Mar­kus Lanz und die Redak­ti­on wur­den zu den Allein­schul­di­gen erklärt, was auch Quatsch war: Zwar hat­ten der jovia­le Bau­markt­er­öff­nungs­ch­ar­meur und sei­ne Trup­pe im Hin­ter­grund, die es auch schon mal für eine gute Idee gehal­ten hat­te, sich völ­lig ohne Grund eine aus­schwei­fen­de Ras­sis­mus­de­bat­te an den Hals zu holen, tat­säch­lich kei­nen guten Job gemacht, aber das Pro­blem lag auch woan­ders. In einer Zeit, wo wirk­lich jeder durch Cas­ting­show und You­Tube zum „Star“ wer­den kann, braucht der Nor­mal­bür­ger kei­ne absei­ti­gen Bega­bun­gen mehr, um für einen Abend im Ram­pen­licht zu ste­hen. Man kann es jetzt zu mit­tel­fris­ti­ger TV-Pro­mi­nenz brin­gen, ohne Wärm­fla­schen auf­zu­pus­ten oder die Post­leit­zah­len aller deut­schen Städ­te benen­nen zu kön­nen. ((Oder ohne irgend­et­was zu kön­nen.)) Frank Elst­ner mel­de­te sich auf Twit­ter zu Wort und vie­ler­orts las man wie­der von Elst­ner, klei­nen Kin­dern in der Bade­wan­ne und im Bade­man­tel. ((Was jetzt viel­leicht ein biss­chen unglück­lich for­mu­liert ist.))

Immer wie­der kam das Bild auf, das Flo­ri­an Illies 2000 beschrie­ben hat­te: Wie er als Kind Sams­tags­abends, frisch geba­det und im Bade­man­tel auf der Couch sit­zen und „Wet­ten, dass..?“ mit Frank Elst­ner gucken durf­te. Illies beschrieb dies in sei­nem Best­sel­ler „Gene­ra­ti­on Golf“, des­sen Titel schon Teil des Pro­blems ist, zu dem wir gleich noch kom­men, und je mehr deckungs­glei­che Wort­mel­dun­gen in den Sozia­len Netz­wer­ken auf­schlu­gen, des­to boh­ren­der wur­de die Fra­ge: Hat­ten wir – das Per­so­nal­pro­no­men ist hier beson­ders wich­tig – wirk­lich so ähn­li­che Kind­heits­er­leb­nis­se oder brach sich hier gera­de die Erin­ne­rungs­ver­fäl­schung Raum, die sonst ger­ne auch schon mal ger­ne dafür sorgt, dass Men­schen sich detail­reich dar­an erin­nern, wo sie bei der Mond­lan­dung, der Ermor­dung John F. Ken­ne­dys, dem Mau­er­fall, dem Unfall­tod von Dia­na Spen­cer und am 11. Sep­tem­ber 2001 waren – nur, dass das oft gar nicht stimmt.

Ich für mei­nen Teil bin zum Bei­spiel zu jung, um jemals bewusst „Wet­ten, dass..?“ mit Frank Elst­ner gese­hen zu haben. Ich erin­ne­re mich an eine Aus­ga­be, in der jemand mit­hil­fe hand­li­cher Schrott­bal­len sagen konn­te, um was für ein Auto es sich zuvor gehan­delt hat­te. Es mag mein ers­ter bewuss­ter Kon­takt mit der Sen­dung gewe­sen sein, der Mode­ra­tor war wohl schon Tho­mas Gott­schalk und wenn es da drau­ßen jeman­den gibt, der auf Anhieb sagen kann, ob das stimmt, wann die Sen­dung lief und aus wel­cher Mehr­zweck­hal­le die Sen­dung damals kam, dann ist es jetzt zu spät, um aus die­ser Insel­be­ga­bung noch Kapi­tal zu schla­gen.

Frank Elst­ner, das war für mich der Mode­ra­tor von „Nase vorn“, dem viel­leicht über­am­bi­tio­nier­tes­ten Unter­hal­tungs­show­ver­such, bis es ProSiebenSat1 mit der „Mil­lio­närs­wahl“ ver­such­te, und der teil­wei­se live von der Trab­renn­bahn in Dins­la­ken über­tra­gen wur­de, in deren buch­stäb­li­cher Wurf­wei­te unse­re dama­li­ge Woh­nung lag. Mit gro­ßem Eifer glotz­te ich damals jede Sams­tag­abend­show weg, die das öffent­lich-recht­li­che Fern­se­hen Ende der 1980er, Anfang der 1990er auf die Gebüh­ren­zah­ler los­ließ, ((„Ver­ste­hen Sie Spaß?“ mit Pao­la und Kurt Felix! Der „Flit­ter­abend“! Die „Gold­mil­li­on“!)) zur Not zwang ich mei­ne Groß­el­tern (und nicht anders­her­um), mit mir den „Musi­kan­ten­stadl“ zu schau­en – es war eben Sams­tag­abend, ich war da und woll­te unter­hal­ten wer­den! Am Liebs­ten aber die „Rudi Car­rell Show“ ((Ich bin unsi­cher, wann genau ich begriff, dass die Kan­di­da­ten – „gera­de noch im Rei­se­bü­ro, jetzt auf unse­rer Show­büh­ne!“ – sich gar nicht so schnell umzie­hen konn­ten, son­dern dort mit vor­ab auf­ge­zeich­ne­ten Bei­trä­gen gear­bei­tet wur­de, fürch­te aber, es ist noch gar nicht sooo lan­ge her.)) und spä­ter „Geld oder Lie­be“ mit Jür­gen von der Lip­pe, das ich im Nach­hin­ein ger­ne zur bes­ten Sams­tag­abend­show aller Zei­ten ver­klä­re. Wenn es mir gelän­ge, heu­te etwas ähn­lich harm­los-anar­chisch-unter­halt­sa­mes zu kon­zi­pie­ren, wäre ich ein gemach­ter Mann.

„Wet­ten, dass..?“, jeden­falls, ist im Begriff, sehr bald Geschich­te zu sein, und all jene, die damals tat­säch­lich oder gefühlt im Bade­man­tel zuge­schaut hat­ten, gaben sich dem hin, was seit „Gene­ra­ti­on Golf“ All­ge­mein­gut ist: der fra­ter­ni­sie­ren­den, leicht aniro­ni­sier­ten Nost­al­gie derer, die für ech­te Nost­al­gie nicht nur zu jung sind, son­dern auch zu wenig erlebt hat­ten. Und weil die Ver­tre­ter die­ser … nun ja: Gene­ra­ti­on heu­te an den ent­schei­den­den Stel­len bun­des­deut­scher Online­diens­te und Medi­en­sei­ten sit­zen, kann man die­se Erin­ne­run­gen über­all lesen, wo sie von Men­schen mit den glei­chen tat­säch­li­chen oder gefühl­ten Erin­ne­run­gen kom­men­tiert wer­den, auf dass sich auch die Nach­ge­bo­re­nen damit infi­zie­ren und sich spä­ter fel­sen­fest dar­an erin­nern, wie sie damals selbst auf der Couch …

„Kids today get­tin‘ old too fast /​ They can’t wait to grow up so they can kiss some ass /​ They get nost­al­gic about the last ten years /​ Befo­re the last ten years have pas­sed“, hat Ben Folds mal gesun­gen. Das ist inzwi­schen neun Jah­re her und die Ent­wick­lung der Sozia­len Netz­wer­ke hat seit­dem nicht gera­de zu einer Ent­span­nung der Situa­ti­on bei­getra­gen. „Throw­back Thurs­day“ nen­nen sie es, wenn Men­schen am Don­ners­tag beson­ders pein­li­che ((Zu irgend­ei­ner Zeit hät­te man gesagt: „affi­ge“.)) Fotos von sich selbst in einem jün­ge­ren Zustand auf Face­book oder Twit­ter pos­ten, was beson­ders reiz­voll ist, wenn die Men­schen Anfang Zwan­zig und die Fotos selbst noch nicht mal im Grund­schul­al­ter sind. Jan Böh­mer­mann ((Je nach Bezugs­ge­ne­ra­ti­on der Harald Schmidt oder Ste­fan Raab sei­ner eige­nen Gene­ra­ti­on.)) sorg­te im Früh­jahr mit einem „So waren die 90er“-Video für Furo­re im deutsch­spra­chi­gen Inter­net, 90er-Par­ties erfreu­en sich schon seit eini­ger Zeit wach­sen­der Beliebt­heit und ich saß auch schon stock­nüch­tern inmit­ten unter­schied­lich alko­ho­li­sier­ter Men­schen auf Par­ties, starr­te auf einen Lap­top­bild­schirm und nahm einen You­Tube-Rei­gen von Mr. Pre­si­dent, Take That, Echt und Tic Tac Toe mit einer stets wech­seln­den Mischung aus Fas­zi­na­ti­on, Abscheu, Nost­al­gie, Fas­sungs­lo­sig­keit und Begeis­te­rung zur Kennt­nis. Es waren Men­schen mit ansons­ten ver­mut­lich tadel­lo­sem Musik­ge­schmack, aber nie­mand kam auf die Idee, wenigs­tens mal zur Abwechs­lung Inter­pre­ten wie Nir­va­na, Oasis oder Pearl Jam in die Run­de zu wer­fen. Das war auch nicht mehr mit dem lei­di­gen The­ma Über­i­ro­ni­sie­rung zu erklä­ren.

Mein Vater ver­ab­scheut heu­te mit gro­ßer Hin­ga­be vie­les, was sich auf den angeb­lich reprä­sen­ta­ti­ven Hit-Sam­plern sei­ner Jugend fin­det, ((Mungo Jer­ry! The Lovin‘ Spoon­ful!)) trotz feh­len­den Alters wal­tet bei mir eine erschüt­tern­de Mil­de: Ich könn­te jeder­zeit aus­führ­lich und fun­diert begrün­den, war­um Sun­ri­se Ave­nue gro­ße Grüt­ze sind, wür­de mich aber im Zwei­fels­fall ver­mut­lich dazu hin­rei­ßen las­sen, „What Is Love?“ von Had­da­way wort­reich gegen jed­we­de Kri­tik zu ver­tei­di­gen.

Die Musik, die heu­te dort ange­sagt ist, wo Indie­be­reich und Main­stream klei­nen Grenz­ver­kehr pfle­gen, klingt oft, als sei sie schon min­des­tens 40 Jah­re alt. Vor zehn, fünf­zehn Jah­ren wur­den hau­fen­wei­se Fern­seh­se­ri­en der 70er und 80er fürs Kino adap­tiert, heu­te sind plötz­lich Fern­seh­se­ri­en erfolg­reich, die auf 20 Jah­re alten Kino­fil­men basie­ren. Und das ist erst der Anfang.

Der Herm frag­te letz­te Woche auf Twit­ter:

Kurz dar­auf ging dann ein neu­er „Terminator“-Trailer online.

Über das Phä­no­men der „Retro­ma­nie“ sind inzwi­schen Arti­kel und gan­ze Bücher geschrie­ben wor­den. Und, klar: Wenn Kul­tur­epo­chen nicht mehr 50 oder 100 Jah­re dau­ern, son­dern nur ein paar Mona­te ((Oder gar 140 Zei­chen.)), kön­nen sie auch schnel­ler wie­der­kom­men. Die Renais­sance rekur­rier­te noch auf ein Zeit­al­ter, das seit etwa 800 Jah­ren vor­bei war.

Und so ist in einer Zeit, in der angeb­lich alles indi­vi­du­el­ler wird ((Mode- und Ein­rich­tungs­blogs spre­chen da eine etwas ande­re Spra­che.)), die Erin­ne­rung an „Dolo­mi­ti“, „Yps“ und „Rai­der“ („heißt jetzt ‚Twix‚“) das, was die Men­schen hei­me­lig zusam­men­bringt. Die Jea­nette-Bie­der­mei­er-Epo­che.

Um „Wet­ten dass..?“ wird jetzt bis zuletzt ein Gewe­se gemacht, das die Show selbst seit min­des­tens zehn Jah­ren nicht mehr gerecht­fer­tigt hat. Aber so ist das in Deutsch­land: Wir haben ja kul­tu­rell nicht so viel und wenn wir doch mal jeman­den haben, wer­den die­je­ni­gen so sehr gefei­ert, bis sie nie­mand mehr ernst­haft ertra­gen kann. Stich­wort: Til Schwei­ger, Jan Josef Lie­fers, Hele­ne Fischer, Unhei­lig. Alle vier sind am Sams­tag bei der letz­ten Sen­dung dabei.

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The music that saves you

Bei den meis­ten wirk­lich guten Freund­schaf­ten kann man sich ja noch dar­an erin­nern, wie man sich ken­nen­ge­lernt hat. Einen mei­ner bes­ten und lang­jäh­rigs­ten Freun­de lern­te ich am ers­ten Schul­tag auf dem Gym­na­si­um ken­nen, als wir uns gegen­sei­tig aufs Maul hau­en woll­ten.

Die Musik von Andrew McMa­hon lern­te ich im Som­mer 2003 ken­nen, als das Debüt­al­bum sei­ner Band Some­thing Cor­po­ra­te in Deutsch­land erschien. Wie es damals so üblich war, besorg­te ich mir ein paar Songs („Hur­ri­ca­ne“ und „If You See Jor­dan“, wenn ich mich rich­tig erin­ne­re) in soge­nann­ten Tausch­bör­sen, hör­te sie eini­ge Male, pack­te sie auf Mix­tapes und kauf­te mir ein paar Mona­te spä­ter dann end­lich auch „Lea­ving Through The Win­dow“. Der ers­te Song, den ich (eher zufäl­lig) hör­te, nach­dem mei­ne Eltern mich im Stu­den­ten­wohn­heim abge­setzt und allei­ne auf den Heim­weg gemacht hat­ten, war „The Astro­naut“. Sowas prägt.

Ich wuss­te damals nicht, wie die Band­mit­glie­der von Some­thing Cor­po­ra­te hie­ßen, und habe auch nicht all­zu sehr auf die Tex­te geach­tet. Als das Zweit­werk „North“ (wie­der­um mit eini­ger Ver­spä­tung) in Deutsch­land erschien, besorg­te ich mir wie­der ein paar Songs, dach­te aber nicht wei­ter an die Band. Irgend­wann las ich bei visions.de, dass der Sän­ger an Leuk­ämie erkrankt sei, dach­te „Puh“ und ver­gaß auch das wie­der.

„North“ kauf­te ich mir schließ­lich bei Ras­pu­tin Records, als ich im Herbst 2006 für drei Mona­te in San Fran­cis­co leb­te. Gemein­sam mit eini­gen ande­ren Alben bil­de­te das Album den Sound­track mei­nes Auf­ent­halts. Aber rich­tig los ging die Geschich­te erst drei Jah­re spä­ter.

Im Som­mer 2009 stol­per­te ich bei WDR 2 (of all places) über einen Song mit viel Kla­vier, der mir sehr gefiel. Wie sich raus­stell­te, war es „The Reso­lu­ti­on“ von Jack’s Man­ne­quin von denen ich wuss­te, dass es die Zweit­band des Some­thing-Cor­po­ra­te-Sän­gers war. Andrew McMa­hon. Im Som­mer und Herbst 2009 habe ich „The Glass Pas­sen­ger“ qua­si unun­ter­bro­chen gehört. Mein Leben war damals sehr im Umbruch und die Musik beglei­te­te mich dabei. Ich hör­te auch wie­der die alten Some­thing-Cor­po­ra­te-Alben und ach­te­te dies­mal auch auf die Tex­te — und es klingt doof und nach Selbst­hil­fe­grup­pe, aber da sprach jemand zu mir. Andrew McMa­hon sang über Mäd­chen, die jede Nacht mit einem ande­ren Typen nach hau­se gin­gen und die er ret­ten woll­te; über betrun­ke­ne Mäd­chen, die er (also: das Lyri­sche Ich, so viel Lite­ra­tur­stu­di­um muss sein) geküsst hat­te, obwohl er es nicht hät­te tun sol­len; und dar­über, den Kopf über Was­ser zu hal­ten und wei­ter zu schwim­men, bis man den Hori­zont erreicht. Und ich dach­te: „Krass. Ja. Kenn ich.“

Andrew McMa­hon war gegen die schon erwähn­te Leuk­ämie ange­schwom­men, er sang „I’m alive/​ I don’t need a wit­ness /​ To know that I sur­vi­ved“. Mit der Geschich­te im Hin­ter­kopf (Lyri­sches Ich am Arsch!) singt man ein biss­chen vor­sich­ti­ger mit, weil man sich das Aus­maß gar nicht vor­stel­len kann. Man bekommt aber eine Ahnung davon in dem Film „Dear Jack“, in dem Andy (ich ken­ne sei­ne Musik jetzt so lan­ge, ich nenn’ ihn ein­fach mal so) sei­ne Kran­ken­ge­schich­te doku­men­tiert. Ich habe mir das nur ein­mal anse­hen kön­nen, aber es war sehr bewe­gend und – ent­schul­di­gen Sie das Ekel­wort – inspi­rie­rend.

Lan­ge Rede, kur­zer Sinn: Ich glau­be, ich habe inzwi­schen alle Auf­nah­men, an denen Andrew McMa­hon jemals betei­ligt war. Er lös­te nach dem drit­ten Album auch Jack’s Man­ne­quin auf und ver­öf­fent­lich­te die­ser Tage ein neu­es Album, das wie sein neu­es Pro­jekt heißt und damit fast wie er selbst: Andrew McMa­hon In The Wil­der­ness.

Andrew McMahon (Pressefoto)

Nach den ers­ten Hör­pro­ben war ich skep­tisch. „Ceci­lia And The Satel­li­te“ war eine durch­aus schö­ne Hym­ne an die neu­ge­bo­re­ne Toch­ter, aber irgend­wie klang das alles sehr pop­pig und damit mei­len­weit von zumin­dest Some­thing Cor­po­ra­te weg. Aber das ist offen­sicht­lich Absicht und kon­se­quent zu Ende gedacht: „Dri­ving Through A Dream“ etwa könn­te bis ins kleins­te Detail der Pro­duk­ti­on ein Song von Phil Coll­ins sein. Als jemand, der mit Phil Coll­ins auf­ge­wach­sen ist und sei­ne Musik bis heu­te liebt, füh­le ich mich dort sofort sehr zuhau­se.

Nor­ma­ler­wei­se ist man zwi­schen 15 und 20 Jah­re alt, wenn man sich von Musik direkt ange­spro­chen fühlt — ich habe kürz­lich noch mal „Hin­ter all die­sen Fens­tern“ von Tom­te gehört und – hell, yeah! – ich weiß, wovon ich spre­che. Dass ich mit 31 noch ein­mal ein Album auf Dau­er­schlei­fe lau­fen las­sen wür­de, hät­te ich – gera­de vor dem Hin­ter­grund, dass ich im Moment eher wenig zum Musik­hö­ren kom­me – nicht gedacht. Und doch läuft „Andrew McMa­hon In The Wil­der­ness“ bei mir jetzt seit zwei­ein­halb Wochen rauf und run­ter. Ich ken­ne Andrew McMa­hon nicht per­sön­lich und habe kei­ne Ahnung, ob wir uns ver­ste­hen wür­den, wenn wir uns mal in einer Bar trä­fen, aber auf eine völ­lig bizar­re Art, die ich sonst nur von aus­ge­wähl­ten deutsch­spra­chi­gen Tex­tern ken­ne, füh­le ich mich ihm sehr ver­bun­den — was auch damit zusam­men­hän­gen mag, dass er nur ein Jahr älter ist als ich und wir bei­de die­ses Jahr zum ers­ten Mal Väter gewor­den sind (wor­auf er gleich in zwei Lie­dern – dem schon erwähn­ten „Ceci­lia And The Satel­li­te“ und dem etwas schwa­chen „See Her On The Weekend“ – ein­geht).

In fast jedem Song des Albums gibt es min­des­tens eine Zei­le, die ich mir sofort täto­wie­ren (oder zumin­dest rah­men) las­sen würde:„Take all your trou­bles, put them to bed /​ Burn down the mis­si­on, the maps in your head“ („Can­yon Moon“), „I’ve loved some girls that I bare­ly knew /​ I’ve made some fri­ends, and I’ve lost some too“ („Ceci­lia And The Satel­li­te“), „You dance with your head­pho­nes on and I /​ Could watch you all night long /​ Dancing to someone else’s song“ („High Dive“), „There’s only two mista­kes that I have made /​ It’s run­ning from the peo­p­le who could love me best /​ And try­ing to fix a world that I can’t chan­ge.“ („All Our Lives“), „Do you ever rewind to the sum­mer you knew me?“ („Black And White Movies“), „No cash in the bank /​ No paid holi­days /​ All we have is /​ Gas in the tank /​ And maps for the geta­way“ („Maps For The Geta­way“).

Das Gefühl von „Ich ver­ste­he Dich“ bzw. „Da ist jemand, der mich ver­steht“ ist so stark, dass ich mich in weni­ger auf­rich­ti­gen Momen­ten fast selbst beru­hi­gen möch­te: Ist ja nur Musik. Nee, ist mehr.

Andrew McMahon In The Wilderness (Albumcover)In Zeit­schrif­ten und Blog­ar­ti­keln wer­den wir bom­bar­diert mit Gene­ra­ti­ons­be­schrei­bun­gen, Labels und Ansprü­chen, von denen wir uns gleich­zei­tig ganz schnell frei machen sol­len. Unse­re Frau­en sol­len Fami­lie und Beruf nicht nur unter einen Hut krie­gen, son­dern das auch wol­len — wäh­rend sie dabei wie Hol­ly­wood-Stars und ganz natür­lich aus­schau­en. Unse­re Kin­der sol­len drei Fremd­spra­chen ler­nen, die ver­pass­ten Chan­cen von uns und unse­ren Eltern nach­ho­len und sich dabei frei ent­fal­ten kön­nen. Und wir Män­ner sol­len gleich­zei­tig ein­fühl­sam, stark, sport­lich und krea­tiv sein. Vor allem aber, immer wie­der: „wir“, die­ser lächer­li­che Fra­ter­ni­sie­rungs­ver­such von zehn­tau­sen­den Ertrin­ken­den, die sich anein­an­der klam­mern. Mit Gefüh­len, die irgend­wel­che Slam-Poe­tin­nen in (geborg­te) Wor­te fas­sen, wor­auf­hin dann alle andert­halb Tage sehr emo sind, bis Jan Böh­mer­mann eine Par­odie dar­auf ver­öf­fent­licht und alle wie­der total iro­nisch sein kön­nen.

Da höre ich lie­ber die Songs von Andrew McMa­hon.

Ich weiß nicht, wie Men­schen die­ses Album hören, die vor­her gar nichts oder nur wenig von ihm kann­ten — als eher okayes Pop-Album, ver­mut­lich. Wirk­lich über­all sind Key­board­flä­chen, auf vir­tuo­ses Kla­vier­spiel ver­zich­tet Andy hier eben­so wie auf Gitar­ren. In eini­gen Tex­ten ver­ar­bei­tet er der­art deut­lich sei­ne eige­ne Lebens­ge­schich­te, dass ich den meis­ten Musi­kern raten wür­de: „Nimm Dich mal zurück, leg hier nicht alles offen, sei doch auch mal lite­ra­risch“. Bei man­chen Leu­ten ertra­ge ich das nicht (mehr), bei Andrew McMa­hon aber füh­le ich mich zuhau­se, auch wenn er über Din­ge singt, die mit mei­nem Leben eher gar nichts zu tun haben.

In sei­nen Tex­ten geht es – dar­an hat sich nicht viel geän­dert – um Welt­raum, Was­ser und Stra­ßen, auf denen er unter­wegs ist, also um Men­schen in Iso­la­ti­on und in Bewe­gung. Das ers­te Jack’s‑Mannequin-Album hieß ja nicht umsonst „Ever­y­thing In Tran­sit“. Bemer­kens­wert ist da eher, dass Mar­cus Wie­busch, der Sän­ger von kett­car, der die­ses Jahr auch ein sehr, sehr tol­les Solo­al­bum auf­ge­nom­men hat, in sei­nem Song „Sprin­gen“ so ein­deu­tig auf Jack’s Man­ne­quins „Swim“ Bezug nimmt, dass das eigent­lich kein Zufall sein kann: „Halt den Kopf oben“ singt er da („Just keep your head abo­ve“) und benennt, wie Andy, eini­ge Grün­de, war­um man wei­ter­schwim­men soll­te: „Schwim­men für die Songs, die noch geschrie­ben wer­den“. Zum Bei­spiel von Andrew McMa­hon.

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Lucky & Fred: Episode 7

Nach einem gewohnt lau­ni­gen Auf­takt wol­len wir uns kri­tisch zum Zeit­ge­sche­hen äußern: Was haben Leb­ku­chen, Sha­ria und Wasch­stra­ßen mit­ein­an­der zu tun und was ist das Yoko-Ono-Prin­zip bei deut­schen Kanz­ler­gat­tin­nen?
Wir spre­chen über WDR-Redak­teur Heri­bert Schwan, der 600 Stun­den im Kel­ler von Hel­mut Kohl gefan­gen war, die Wie­der­ver­ei­ni­gung des maro­den Deutsch­lands und die Drei­tei­lung des Ruhr­ge­biets, grün­den die Bewe­gung der Hei­mat­ver­trie­be­nen der Alten Bun­des­re­pu­blik und erklä­ren, wofür es die FDP und die Pira­ten­par­tei braucht.
Außer­dem: Kar­tof­fel­ern­te auf Face­book.

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Song des Tages: The Hold Steady – Constructive Summer

Zum ers­ten Mal gehört: Im Som­mer 2008, als das vier­te Hold-Ste­ady-Album „Stay Posi­ti­ve“ erschien.

Wer musi­ziert da? Eine Band aus Brook­lyn (ursprüng­lich aus Minneapolis/​St. Paul, Min­ne­so­ta), deren Wur­zeln im Hard­core lie­gen, die aber heu­te Rock­mu­sik macht.

War­um gefällt mir das? Ich mag die Mischung aus roher Ener­gie und Ver­spielt­heit (die­ses Jim-Stein­man-Kla­vier!), ich mag die Lyrics über Par­ties, Freund­schaft und Som­mer (und Joe Strum­mer!) und ich lie­be The Hold Ste­ady. Und in ca. zwei Stun­den ste­he ich im Köl­ner Luxor und sehe sie mir zum zwei­ten Mal live an.

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Song des Tages: Eels – Packing Blankets

Zum ers­ten Mal gehört: Um das Jahr 2000 her­um. Auch „Dai­sies Of The Gala­xy“ von den Eels war eines die­ser Alben, die ich aus der Dins­la­ke­ner Stadt­bi­blio­thek nach hau­se geschleppt hat­te, um mei­ne damals noch spär­li­che MP3-Samm­lung um ein­zel­ne Titel zu erwei­tern.

Wer musi­ziert da? Die Eels, die Band um Mark Oli­ver Ever­ett. Unter den Bands, von denen ich immer noch zu wenig weiß und zu wenig Musik habe, ist es ver­mut­lich mei­ne Liebs­te.

War­um gefällt mir das? Ich mag die­sen Spiel­zeug­instru­men­ten­sound. Und die Stim­me. Und den Text. Das Lied erin­nert mich an mei­ne Jugend. Und mein Sohn fin­det es auch ganz toll.

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Musik

Song des Tages: Great Lake Swimmers – Your Rocky Spine

Your Rocky Spi­ne – Gre­at Lake Swim­mers from Scott Cud­mo­re on Vimeo.

Zum ers­ten Mal gehört: Anfang 2007, als ich ein Rezen­si­ons­exem­plar des dazu­ge­hö­ri­gen Albums „Ongi­a­ra“ in die Hän­de bekam.

Wer musi­ziert da? Eine kana­di­sche Folk-Rock-Band namens Gre­at Lake Swim­mers. Alles Wei­te­re wür­de ich auch nur aus der Wiki­pe­dia kopie­ren. Ich weiß qua­si nichts über die­se Band, außer, dass ich „Ongi­a­ra“ ganz phan­tas­tisch fin­de.

War­um gefällt mir das? Ich mag die­sen fili­gra­nen, fast zer­brech­li­chen Sound, der den­noch an Fahrt auf­nimmt. Ich habe einen soft spot für so Folk-Musik, auch wenn in letz­ter Zeit ja irgend­wie jeder Folk macht. Der Text ist übri­gens auch ganz gelun­gen, es geht näm­lich Meta­phern- und Ver­gleichs­reich um den weib­li­chen Kör­per: „Fal­ling over your rocky spi­ne /​ The gla­ciers made you and now you’­re mine“ – der Rücken der Liebs­ten als End­mur­ä­ne.

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Musik

Song des Tages: Weezer – Back To The Shack

Zum ers­ten Mal gehört: Vor ein paar Wochen bei „All Songs Con­side­red“. Da woll­te ich es direkt hier ver­bra­ten, aber es gab nichts ver­link­ba­res – bis die­se Woche das offi­zi­el­le Video online ging.

Wer musi­ziert da? Die ame­ri­ka­ni­sche Alter­na­ti­ve-Rock­band Weezer, die das Kunst­stück schafft, seit 18 Jah­ren die (etwas über­trie­be­nen) Erwar­tun­gen ihrer Fans zu ent­täu­schen und die­se Fans den­noch bei der Stan­ge zu hal­ten. Also so ein biss­chen der VfL Bochum unter den Bands.

War­um gefällt mir das? Erst­mal mag ich sowie­so vie­le Weezer-Songs und war auch mit dem Grü­nen Album und „Radi­t­u­de“ recht zufrie­den. An „Back To The Shack“ gefällt mir aber vor allem die maxi­ma­le Selbst­re­fe­ren­tia­li­tät in Musik und Text.

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Gesellschaft Politik

Lost In The Supermarket

Vor sechs Jah­ren, in der hei­ßen Pha­se des US-Prä­si­dent­schafts­wahl­kampfs, wäre Barack Oba­ma bei­na­he hei­lig gespro­chen wor­den. Vor fünf Jah­ren wur­de er es.

Ein­tau­send US-Abhör-Ent­hül­lun­gen und etli­che Droh­nen-Tote spä­ter gilt Oba­ma hier­zu­lan­de nicht mehr ganz so als die coo­le Sau, die er damals noch war. Und die elen­den und erschöp­fen­den Anspie­lun­gen auf sei­nen Wahl­kampf­slo­gan „Yes, we can“ lie­ßen auch spür­bar nach.

Inso­fern ist es schon etwas über­ra­schend, ja gera­de­zu ana­chro­nis­tisch, dass im Kaiser’s‑Supermarkt in der „Mall of Ber­lin“ jetzt die­ser Schrift­zug auf dem Boden prangt:

Yes, ve gan

Es ist das Logo der vega­nen Super­markt­ket­te Veganz (und das Cover­mo­tiv des Buchs von Veganz-Grün­der Jan Bred­dack) und was die im Kaiser’s‑Markt macht, hat der Peer (von dem auch das Foto hier ist) im Super­markt­blog auf­ge­schrie­ben.

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Musik

Song des Tages: Udo Jürgens – Tausend Jahre sind ein Tag


1000 Jah­re sind ein Tag by Ghost­ri­de­rin

Zum ers­ten Mal gehört: So ca. 1989/​90, als Titel­mu­sik der gran­dio­sen Zei­chen­trick­se­rie „Es war ein­mal der Mensch“.

Wer musi­ziert da? Udo Jür­gens. ESC-Sie­ger von 1966 („Mer­ci Che­rie“) und eine der weni­gen ech­ten Legen­den, die das deutsch­spra­chi­ge Musik­ge­schäft so her­gibt. Ein Mann, der noch Ansprü­che an sich und sei­ne Kol­le­gen stell­te und ver­meint­li­che Karao­ke- und Par­ty­hits wie „Grie­chi­scher Wein“ und „Ich war noch nie­mals in New York“ schrieb, die unter der bun­ten Mit­gröli­zi­tät bewe­gen­de gro­ße Psy­cho­gram­me des Klein­bür­gers sind. Heu­te wird er 80 und eine der bes­ten Lob­prei­sun­gen kommt von Franz Josef Wag­ner.

War­um gefällt mir das? Natür­lich zunächst mal wegen der Kind­heits­er­in­ne­run­gen. Aber das ist auch ein­fach ein famo­ser Song! Da ist zunächst mal die­ser Kla­vier­sound, der auch aus einer aktu­el­len Cold­play-Num­mer stam­men könn­te. Dann die­se mini­mal vom Zeit­geist (der Song wur­de 1979 auf­ge­nom­men) beein­fluss­te Pro­duk­ti­on und dann natür­lich der Text: „Jo, Kin­der, die Welt geht unter. Sor­ry, unser Feh­ler!“ Wie er auch mit jeder neu­en Stro­phe die Wor­te („Good­will“! „Over­kill“!) immer mehr aus­spuckt!
Jür­gens‘ Song ist ein Mus­ter­bei­spiel des Apo­ka­lyp­ti­schen Schla­gers, zu dem auch „Mein Freund der Baum“ von Alex­an­dra (1968) oder „Jen­seits von Eden“ von Nino de Ange­lo (1983) zäh­len – und auf ’ne Art auch Nico­les ESC-Sie­ger­ti­tel „Ein biss­chen Frie­den“.

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Musik

Song des Tages: Dan Bern – God Said No

Zum ers­ten Mal gehört: Im Som­mer 2002, Sonn­tags­abends in einer (durch­aus ernst­zu­neh­men­den) Musik­sen­dung auf WDR 2.

Wer musi­ziert da? Dan Bern, ein Musi­ker aus Iowa, von dem ich nur ein Album und ein paar ein­zel­ne Songs ken­ne. „New Ame­ri­can Lan­guage“ aller­dings ist gera­de­zu ein Meis­ter­werk, vom rocki­gen Ope­ner bis zum aus­ufern­den, zehn­mi­nü­ti­gen Final­song. Alles dazwi­schen ist wie Bob Dylan und Elvis Cos­tel­lo in ihren bes­ten Momen­ten durch­ein­an­der.

War­um gefällt mir das? Das ist natür­lich auch so ein Song, der vor allem über die Lyrics funk­tio­niert: Da trifft der Erzäh­ler auf Gott und bit­tet dar­um, in der Zeit zurück­rei­sen zu kön­nen, um a) Kurt Cobain vom Selbst­mord abzu­hal­ten, b) Hit­ler zu erschie­ßen, bevor der grö­ße­ren Scha­den anrich­ten kann und c) Jesus vor der Kreu­zi­gung zu bewah­ren. Aber Gott sagt jedes Mal „Nein“ — wohl­be­grün­det! Dass das Gan­ze kom­plett unpein­lich, ja im Gegen­teil: unglaub­lich anrüh­rend ist, muss man erst mal hin­krie­gen. Und die Musik ist ja auch ganz schön.

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Musik

Song des Tages: Five For Fighting – Superman

Zum ers­ten Mal gehört: Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, glau­be aber, dass es auf „Songs from ‚Dawson’s Creek‘, Vol. 2“ war. Irgend­wann im Herbst 2001 könn­te zeit­lich pas­sen.

Wer musi­ziert da? Five For Fight­ing, der Pro­jekt­na­me von John Ondras­ik. Zur Jahr­tau­send­wen­de hät­te das das nächs­te gro­ße Ding in einem Gen­re wer­den kön­nen, das wir mal „Col­lege Rock“ nen­nen wol­len und das erst von R.E.M. und dann von den Coun­ting Crows domi­niert wur­de. Statt Five For Fight­ing gelang dann ein paar Jah­re spä­ter The Fray der mit­tel­gro­ße Durch­bruch.

War­um gefällt mir das? Nun ja: Kla­vier, Melan­cho­lie – gewis­se Wirk­prin­zi­pi­en soll­ten hier inzwi­schen klar gewor­den sein. Aber es ist vor allem der Text, der mich hier begeis­tert: Der Comic-Held Super­man erklärt, dass er das Flie­gen nicht abkön­ne, dass er Heim­weh habe, dass er auch als Held das Recht hät­te, Schwä­che zu zei­gen. Und als wäre das nicht schon tra­gisch genug, schließt er die­ses Weh­kla­gen ab mit dem Hin­weis: „Well, it’s alright /​ You can all sleep sound tonight /​ I’m not cra­zy or any­thing“. Da ist er schon wie­der ganz in der Pflicht­er­fül­lung ange­kom­men. Die halb bana­le, halb bedrü­cken­de Bot­schaft: Super­hel­den sind also auch nur Men­schen – also genau das, was uns jeder Super­hel­den-Film seit „Spi­der-Man“ mit zuneh­men­der Schwe­re und Humor­lo­sig­keit vor­be­tet.

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Musik

Song des Tages: Ryan Adams – New York, New York

Zum ers­ten Mal gehört: Anfang Janu­ar 2002, als ich mir nach mehr­fa­cher Emp­feh­lung end­lich „Gold“ von Ryan Adams gekauft habe.

Wer musi­ziert da? Ryan Adams. Nicht Bryan. Der Ex-Sän­ger von Whis­key­town, des­sen aktu­el­les, selbst­be­ti­tel­tes Album die­ser Tage erscheint.

War­um gefällt mir das? Ich mag den Dri­ve, den Bon­gos und Orgel erzeu­gen, und die Atmo­sphä­re, die die­ser Song aus­strahlt. Als ich zum ers­ten Mal in New York war, muss­te ich natür­lich mit die­sem Song im Ohr durch die Stra­ßen lat­schen.
Bonus-Gän­se­haut: Das Musik­vi­deo mit die­sen Tür­men im Hin­ter­grund wur­de am 7. Sep­tem­ber 2001 gedreht.

[Alle Songs des Tages — auch als Spo­ti­fy-Play­list]