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Papier ist geduldig

Ges­tern gab es gleich zwei schlech­te Nach­rich­ten im Medi­en­sek­tor: Das Stadt­ma­ga­zin „Prinz“ wird im Dezem­ber zum letz­ten Mal als gedruck­te Aus­ga­be erschei­nen und die „Frank­fur­ter Rund­schau“ mel­de­te Insol­venz an.

Sofort ging das Gerau­ne wie­der los, Print sei tot. Wahr­schein­lich konn­te man auch wie­der das Idio­ten­wort „Tot­holz­me­di­en“ lesen. Ger­ne wür­de ich die­sen Leu­ten ins Gesicht schrei­en, dass sie Unrecht haben. Das Pro­blem ist: Ich wür­de mir selbst nicht glau­ben. Das Pro­blem bin ich selbst.

Das letz­te Mal, dass ich ein Prin­ter­zeug­nis gekauft habe, war die Sep­tem­ber/Ok­to­ber-Aus­ga­be der „Spex“. Davor hat­te ich in die­sem Jahr viel­leicht fünf, sechs ande­re Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten gekauft. Nicht, weil ich die Pro­duk­te schei­ße fän­de, im Gegen­teil, aber: Wann soll ich die denn lesen?

Viel­leicht liegt es dar­an, dass ich von zuhau­se aus arbei­te – mein Weg vom Früh­stücks- zum Schreib­tisch beträgt sie­ben Meter, der Gang zur Tages­zei­tung im Brief­kas­ten wäre ein Umweg. Als ich im ers­ten Semes­ter mei­nes Stu­di­ums noch täg­lich von Dins­la­ken nach Bochum gepen­delt bin, habe ich in die­ser Zeit jeden Monat „Musik­ex­press“, „Rol­ling Stone“, „Visi­ons“ und „Galo­re“ gele­sen, dazu zahl­rei­che Bücher und an man­chen Tagen gar Zei­tun­gen. Tat­säch­lich habe ich alle Zeit­schrif­ten, die ich 2012 gekauft habe, in Bahn­hofs­ki­os­ken erwor­ben. Aber auf Zug­fahr­ten kann ich auch end­lich mal in Ruhe Pod­casts hören oder ein Buch lesen – oder halt die gan­ze Zeit auf den Bild­schirm mei­nes iPho­nes star­ren.

Es ist bescheu­ert, Tex­te auf einer Flä­che lesen zu wol­len, die klei­ner ist als mein Hand­tel­ler, und wir wer­den ver­mut­lich eines Tages alle dafür bezah­len. Aber es ist auch so herr­lich prak­tisch, in der S‑Bahn, im Café oder mor­gens noch vor dem Auf­ste­hen im Bett zu lesen, was gera­de in der Welt pas­siert. Ein Buch wür­de ich so nie lesen wol­len, aber Nach­rich­ten? War­um nicht!

Gemes­sen dar­an ist die Tages­zei­tung, die ich auf dem Weg zum Bäcker kau­fen könn­te, natür­lich alt. Dass sie des­halb über­flüs­sig sei, ist natür­lich auch so ein Quatsch-Argu­ment der Inter­net-Apo­lo­ge­ten: Schon vor 30 Jah­ren konn­te es einem pas­sie­ren, dass die „Tages­schau“ um 20 Uhr berich­te­te, was man schon im „Mor­gen­ma­ga­zin“ auf WDR 2 gehört hat­te. Es geht ja nicht nur um die rei­ne Nach­richt, son­dern auch um deren Auf­be­rei­tung. Und selbst wer den gan­zen Tag am Inter­net hängt, wird nicht alles mit­be­kom­men haben, was sich an die­sem Tag ereig­net hat. Ande­rer­seits ist der Nutz­wert einer Zei­tung, die fast aus­schließ­lich die glei­chen Agen­tur­mel­dun­gen bringt, die am Vor­tag schon auf zwei­tau­send Inter­net­sei­ten zu lesen waren, tat­säch­lich gering. Das gilt lei­der auch für eine Lokal­zei­tung, die ihre schö­nen Ent­hül­lun­gen schon vor­ab im eige­nen Web­por­tal ver­öf­fent­licht hat.

Natür­lich liest man Zei­tun­gen ganz anders als Web­sei­ten: Das Auge streift Mel­dun­gen, Über­schrif­ten und Fotos, nach denen man nie gesucht hät­te, die einen aber den­noch anspre­chen kön­nen – nicht sel­ten zur eige­nen Über­ra­schung. Ich lie­be gut gemach­te Zei­tun­gen, trotz­dem lese ich sie nicht. Ich weiß auch, was gutes Essen ist, trotz­dem geht nichts in der Welt über Bur­ger, Cur­ry­wurst und Piz­za. Aber war­um bin ich, war­um sind wir Men­schen so?

Es kann mir nie­mand erzäh­len, dass die Lek­tü­re eines Tex­tes auf einem Bild­schirm (egal ob Smart­phone, Tablet oder Moni­tor) mit der eines Buchs ver­gleich­bar ist. Der Text ist der­sel­be, aber „Lek­tü­re“ ist dann offen­bar doch etwas ande­res als schlich­tes Lesen. Schon ein Taschen­buch fühlt sich nicht so wer­tig an wie eine gebun­de­ne Aus­ga­be mit Lese­bänd­chen, die digi­ta­le Text­an­zei­ge ist dage­gen ein Witz. ((Ander­seits kann eine Voll­text­su­che schon sehr, sehr prak­tisch sein.)) Aber offen­sicht­lich gibt es Men­schen, denen das an die­ser Stel­le dann viel­be­schwo­re­ne sinn­li­che Lese­er­leb­nis nicht so wich­tig ist. Ich wür­de ja auch kei­ne 20 Euro für eine Fla­sche Wein bezah­len.

Mein Ver­hält­nis zu Vinyl-Schall­plat­ten ist eher theo­re­ti­scher Natur: Ich habe nur ein paar, das meis­te sind Sin­gles, die ich aus einer Mischung von Schnäpp­chen­jagd, Witz und Sam­mel­lei­den­schaft erwor­ben habe. ((Eine spa­ni­sche Pres­sung von „Sep­tem­ber“ von Earth, Wind And Fire? Klar! Die Ori­gi­nal­auf­la­ge von San­die Shaws „Pup­pet On A String“? Brauch ich als ESC-Fan natür­lich drin­gend!)) Ich besit­ze nicht mal eine ordent­li­che Ste­reo­an­la­ge, auf der ich die Din­ger abspie­len könn­te, weiß aber natür­lich um den legen­dä­ren Ruf von Vinyl. Mei­ne Sozia­li­sa­ti­on fand mit CDs statt und ehr­lich gesagt fra­ge ich mich manch­mal schon, war­um anfäl­li­ge Schall­plat­ten bes­ser sein sol­len als die dann doch recht robus­ten Sil­ber­schei­ben. Und natür­lich sind CDs für mich viel wer­ti­ger als MP3s, auch wenn ich vie­le CDs nur ein­mal aus der Hül­le neh­me, um sie in MP3s zu ver­wan­deln. Aber MP3s sind für mich immer noch bes­ser als Strea­ming-Diens­te wie Spo­ti­fy: Da „habe“ ich ja wenigs­tens noch die Datei. Bei einem Strea­ming-Dienst habe ich Zugang zu fast allen Ton­trä­gern der letz­ten 50 Jah­re, wodurch jedes Album qua­si völ­lig wert­los wird, auch wenn ich im Monat zehn Euro dafür bezah­le, alles hören zu kön­nen. Den­noch nut­ze ich Spo­ti­fy, wenn auch eher für Klas­si­sche Musik und zum Vor­hö­ren von Alben, die ich mir dann spä­ter kau­fe. Ich gucke auch DVDs auf einem Lap­top, des­sen Bild­schirm unge­fähr Din-A-4-Grö­ße hat und des­sen Auf­lö­sung höher ist als die der DVD selbst.

Scha­det es also dem Pro­dukt, wenn das Medi­um als weni­ger wer­tig emp­fun­den wird? Ich fin­de ja. Ich habe im Inter­net gran­dio­se Tex­te gele­sen, die ich glaub ich noch bes­ser gefun­den hät­te, wenn ich sie auf Papier gele­sen hät­te. Nur, dass ich sie auf Papier nie gele­sen hät­te, weil ich sie dort nie gesucht und gefun­den hät­te. Und weil ich zu wenig Zeit habe, noch bedruck­tes Papier zu lesen, weil ich fast den gan­zen Tag vor dem Inter­net sit­ze. Es ist bekloppt!

Die meis­ten Men­schen, die ich ken­ne, haben kein beson­de­res Ver­hält­nis zu Pfer­den oder Autos, sie wol­len nur mög­lichst schnell an irgend­ei­nem Ziel ankom­men. Das Auto ist schnel­ler als das Pferd – bas­ta! Das war vor hun­dert Jah­ren schlecht für die Pfer­de­züch­ter und Huf­schmie­de, aber so ist das. Der Auto­mo­bil­in­dus­trie gin­ge es auch noch bedeu­tend schlech­ter, wenn wir end­lich alle Rake­ten­ruck­sä­cke hät­ten oder uns bea­men könn­ten.

Die meis­ten Men­schen wol­len auch ein­fach nur Musik hören. Von den Arsch­lö­chern mal ab, denen es egal ist, ob die Musi­ker dafür auch ent­spre­chend ent­lohnt wer­den, ist das völ­lig legi­tim, sie brau­chen kei­ne sie­ben CD-Rega­le in der Woh­nung und Delu­xe-Box­sets. Ihre Umzü­ge sind mut­maß­lich auch weni­ger anstren­gend.

Es gibt offen­sicht­lich Men­schen, die Bücher lesen, die kei­ne Bücher mehr sind. Auch das ist legi­tim und beim Umzug von Vor­teil. Ich kann das nicht ver­ste­hen, aber ich kann schon nicht ver­ste­hen, wie man sich Roma­ne aus der Büche­rei aus­lei­hen kann: Wenn mir ein Buch gefällt, will ich Stel­len unter­strei­chen und es anschlie­ßend, als Tro­phäe und zum Wie­der­her­vor­ho­len, im Regal ste­hen haben.

Die meis­ten Men­schen brau­chen aber offen­bar auch kei­ne gedruck­ten Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten mehr – außer, sie zie­hen gera­de um. Ich wür­de das gern eben­falls merk­wür­dig fin­den. Aber ich bin ja offen­bar genau­so.

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Klickbefehl (24)

„Nor­we­gen gehört zu den Län­dern, in die wir eher sel­ten ein­rü­cken.“

Niels Rei­se berich­tet bei „Spie­gel Online“ von einer schwe­di­schen Eli­te­ein­heit, die bei einer Übung aus Ver­se­hen das fal­sche Haus gesprengt hat – weil in Schwe­den die Häu­ser halt alle so aus­se­hen wie bei Astrid Lind­gren. Ein Glück, dass die Sol­da­ten nicht auch noch über die Gren­ze nach Nor­we­gen geta­pert sind.

* * *

autumn calls for reinven­ti­on, a chan­ge of sce­n­ery. don’t hold back. cut your hair, tell her you love her, tell him you’re lea­ving, start a band, lea­ve your job, switch your major, do what makes you feel good.

Mal was ganz ande­res: Ein sehr poe­ti­scher Auf­ruf, das Bes­te aus dem Herbst zu machen, im sehr sym­pa­thi­schen Blog „You Are Remar­kab­le“. Defi­ni­tiv gut für den Kar­ma-Haus­halt!

[via Anni­ka]

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Klickbefehl (18)

[D]as Inter­net, ver­tre­ten durch die, die dort anzu­tref­fen sind, mag es nicht, wenn man es nicht mag. Es ist dann schnell belei­digt, denn es ist noch jung und nicht beson­ders sou­ve­rän. Aber das ver­wächst sich sicher noch.

Peter Rich­ter hat ges­tern in der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“ über die Zukunft des Buches geschrie­ben (so viel vor­weg: Es gibt eine). Es ist ein klu­ger, mit­un­ter sehr komi­scher Arti­kel, der gegen Ende lei­der ein biss­chen zu sehr in Rich­tung der „Goog­le ist böse!“-Linie der Ver­la­ge abrutscht.

Man soll­te ihn aber trotz­dem gele­sen haben und das kann man bei FAZ.net jetzt tun.

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Der letzte Strohhalm könnte blühen

Blühende Strohhalme (Symbolfoto: Lukas Heinser)

In der letz­ten tages­ak­tu­el­len Fern­seh­sen­dung, die ich mir noch anse­he, der „Dai­ly Show“, war am Mon­tag der Jour­na­list Wal­ter Isaac­son zu Gast, um über die Zukunft des Jour­na­lis­mus zu spre­chen:

Im Wesent­li­chen hat er dabei (das war ja der Auf­hän­ger sei­nes Auf­tritts) sei­ne Titel­sto­ry aus dem aktu­el­len „Time“-Magazine para­phra­siert: Ein Jour­na­lis­mus, der sich nur auf Wer­be­kun­den ver­las­se, ver­lie­re ers­tens sei­ne Bin­dung zum Rezi­pi­en­ten und kön­ne zwei­tens in Kri­sen­zei­ten (so wie … jetzt) schnell ganz ohne Geld daste­hen, so Isaac­son.

Aber er hat ja schon eine Idee:

So I am hoping that this year will see the dawn of a bold, old idea that will pro­vi­de yet ano­ther opti­on that some news orga­niza­ti­ons might choo­se: get­ting paid by users for the ser­vices they pro­vi­de and the jour­na­lism they pro­du­ce.

Das klingt in Zei­ten, in denen eine zuneh­men­de Zahl von Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten ihre Archi­ve kos­ten­los ins Inter­net stellt und Goog­le das Sei­ne dazu bei­trägt, zunächst ein­mal völ­lig ana­chro­nis­tisch.

Isaac­son manö­vriert sich dann auch etwas in argu­men­ta­ti­ven Treib­sand, wenn er ange­sichts einer blü­hen­den Open-Source-Sze­ne aus­ge­rech­net Bei­spie­le wie die­ses anführt:

For exam­p­le, when Bill Gates noti­ced in 1976 that hob­by­ists were free­ly sha­ring Alta­ir BASIC, a code he and his col­le­agues had writ­ten, he sent an open let­ter to mem­bers of the Home­brew Com­pu­ter Club tel­ling them to stop. „One thing you do is pre­vent good soft­ware from being writ­ten,“ he rai­led. „Who can afford to do pro­fes­sio­nal work for not­hing?“

Ande­rer­seits weiß auch ich – bei aller Sym­pa­thie für Open Source, Musik-Ver­schen­ken und ähn­li­chem -, dass wir alle irgend­wie Geld ver­die­nen müs­sen. Auch ich wür­de ger­ne irgend­wann mal eine Fami­lie ernäh­ren kön­nen.

Und so kommt Isaac­son zu einem Schluss, dem ich mir eigent­lich nur anschlie­ßen kann:

We need some­thing like digi­tal coins or an E‑ZPass digi­tal wal­let — a one-click sys­tem with a real­ly simp­le inter­face that will per­mit impul­se purcha­ses of a news­pa­per, maga­zi­ne, artic­le, blog or video for a pen­ny, nickel, dime or wha­te­ver the crea­tor choo­ses to char­ge.

Isaac­son denkt dabei an lächer­lich erschei­nen­de Prei­se (5 Cent pro Arti­kel, 10 Cent für eine Tages­aus­ga­be, 2 Dol­lar für einen Monat), die sich aber sicher schnell ordent­lich sum­mie­ren wür­den.

iTu­nes und der App­s­to­re fürs iPho­ne bewei­sen, dass Men­schen durch­aus bereit sind, Geld für Pro­duk­te zu zah­len – es muss nur ganz ein­fach funk­tio­nie­ren. Als Bezah­lung für jour­na­lis­ti­sche Arbeit (dann aber bit­te gute!) wären soge­nann­te Micro­pay­ment-Sys­te­me durch­aus denk­bar. Man müss­te nur erst­mal eines (er)finden, das ein­fach funk­tio­niert und uni­ver­sell ein­setz­bar ist.

Die nächs­ten Schrit­te wären klar: Wenn jeder Geld zah­len und emp­fan­gen könn­te, könn­ten Nach­wuchs­bands vir­tu­el­le Hüte auf ihrer MySpace-Sei­te auf­stel­len, wir könn­ten Blog­gern ein paar Cent zuste­cken, wenn uns ihre Arti­kel gefal­len haben, oder dem Foto­gra­fen unse­res Desk­top-Hin­ter­grund­bil­des eine klei­ne finan­zi­el­le Auf­merk­sam­keit zukom­men las­sen.

Und wir könn­ten noch wei­ter gehen: Statt Rund­funk­ge­büh­ren über eine kaf­ka­es­ke Behör­de ein­zie­hen zu las­sen, könn­ten sich die öffent­lich-recht­li­chen Sen­der direkt ent­loh­nen las­sen. Nie­mand, den es nicht inter­es­siert, müss­te noch die viel­zi­tier­ten Volks­mu­sik-Sen­dun­gen sub­ven­tio­nie­ren. Das Geld könn­te direkt in die ein­zel­nen Redak­tio­nen flie­ßen und mein Geld wür­de zu null Pro­zent in Eins-Live-Come­dy gesteckt, aber an die Macher des „Zeit­zei­chens“ gehen.

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Father And Son (ca. 2020)

- „Papa, Papa!“
– „Ja, mein Sohn?“
– „Ich hab gera­de in der Ency­clo­pe­dia Blo­gia gescrollt …“
– „Oh.“
– „Was ist die­ses ‚Spie­gel Online‘, von dem 2008 so vie­le Leu­te geschrie­ben haben?“
– „Das war damals ein gro­ßes Online-Maga­zin. Erst gab es über vie­le Jahr­zehn­te ein ange­se­he­nes Print­ma­ga­zin …“
– „Tote Bäu­me?“
– „Genau. Das hat­te lan­ge einen guten Ruf. Dann hat­te es irgend­wann einen unfass­bar schlech­ten Ruf – aber nicht beim ein­fa­chen Volk. Das hat sowohl die Print- als auch die Online-Ver­si­on geliebt. ‚Spie­gel Online‘ war das meist­ge­le­se­ne Online-Medi­um zu die­ser Zeit.“
– „So wie ‚Cof­fee And TV‘ heu­te?“
– (lacht) „Ja, so unge­fähr. Die Leu­te haben alles geglaubt, was bei ‚Spie­gel Online‘ stand. Nur die Medi­en­kri­ti­ker …“
– „Leu­te wie Du, Onkel Nig­gi und Onkel Knü­wi?“
– „Sol­che Leu­te, genau. Wir haben ‚Spie­gel Online‘ kri­ti­siert für schlech­te Recher­che, ein­sei­ti­ge Bericht­erstat­tung und deren Klick…“
– „Die haben noch Klick­hu­re­rei gemacht?!“
– „Wo hast Du denn das Wort schon wie­der gelernt?“
– (lacht)
– (grum­melt) „Jeden­falls: ja, haben sie.“
– „Oh Mann, wie pein­lich!“
– „Du musst wis­sen: damals gal­ten page impres­si­ons noch als hei­li­ger Gral im Inter­net.“
– (lacht)
– „Na ja, das waren jeden­falls ‚Spie­gel‘ und ‚Spie­gel Online‘. 2008 müss­te das Jahr gewe­sen sein, in dem sie gefragt haben, ob das Inter­net doof macht, und über Twit­te­rer und Blog­ger geläs­tert haben.“
– „Aber war­um das denn?“
– „Zum einen, weil sie Angst davor hat­ten – zu Recht, wie wir heu­te wis­sen – zum ande­ren, weil sie sicher­ge­hen konn­ten, dass fast alle Blog­ger und Twit­te­rer dar­über schrei­ben wür­den. Und wenn alle über den ‚Spie­gel‘ schrei­ben, sieht es noch ein biss­chen län­ger so aus, als sei der ‚Spie­gel‘ rele­vant.“
– „Hmmmm. Aber eins ver­steh ich nicht …“
– „Ja?“
– „War­um haben denn immer alle Blog­ger und Twit­te­rer dar­über geschrie­ben? Konn­te denen das nicht egal sein?“
– „Ja sicher, eigent­lich schon.“
– „Oma hat mir mal erzählt, wie sie vor vie­len Jah­ren mit ande­ren Leu­ten ein Atu … Autom …“
– „Atom­kraft­werk?“
– „Ich glau­be ja. Wie sie sowas ver­hin­dert haben. Denen war immer egal, was die ande­ren gedacht, gesagt und in der Zei­tung geschrie­ben haben.“
– „Tja. Die waren damals viel an der fri­schen Luft um zu demons­trie­ren, Sau­er­stoff beru­higt. Wir saßen schlecht gelaunt in unse­ren Büros und haben uns dann halt auf­ge­regt. Ab 2009 hat aber kei­ner – oder kaum noch einer – auf den ‚Spie­gel‘ reagiert, so dass sie 2010 auf­ge­ben muss­ten.“
– „2010? Noch vor Zoo­mer?!“
– „Ja, das ging damals ganz schnell.“
– „Und was ist aus den gan­zen Leu­ten gewor­den, die da gear­bei­tet haben?“
– „Das war das lus­tigs­te: Als ‚Spie­gel Online‘ zuge­macht hat, kam raus, dass da nur drei ver­wirr­te alte Män­ner gear­bei­tet haben: ein Taxi­fah­rer, ein Dro­gen­ab­hän­gi­ger und ein Mann, dem ein wahn­sin­ni­ger Wis­sen­schaft­ler ein Bröt­chen anstel­le sei­nes Gehirns ein­ge­pflanzt hat­te. Alles ande­re kam aus Com­pu­tern.“
– „Gru­se­lig.“
– „Ja. Aber nur halb so gru­se­lig wie deren Tex­te.“
– „Papa?“
– „Ja?“
– „Kön­nen wir noch ein biss­chen Holo­gram­me gucken?“
– „Was wills­te denn sehen?“
– „Den Film mit dem Zei­tungs­mann, der stirbt. Mit dem Schlit­ten. Das ist sooooo lus­tig!“

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Gesellschaft Musik

Die Vergangenheit der Musikindustrie

Die wenigs­ten Jugend­li­chen, die heu­te Musik hören (und das sind laut neu­es­ten Umfra­gen 98% der Euro­pä­er), wer­den wis­sen, wel­ches Jubi­lä­um die­ser Tage began­gen wird: Vor 25 Jah­ren schloss Sony­Uni­ver­sal, die letz­te Plat­ten­fir­ma der Welt, ihre Pfor­ten. Ein Rück­blick.

Es war ein wich­ti­ger Tag für Deutsch­land, als der Bun­des­tag der Musik­in­dus­trie im Jahr 2009 das Recht ein­räum­te, soge­nann­te „Ter­ror­ko­pie­rer“ (die Älte­ren wer­den sich viel­leicht auch noch an den archai­schen Begriff „Raub­ko­pie­rer“ erin­nern) selbst zu ver­fol­gen und bestra­fen. Als unmit­tel­ba­re Fol­ge muss­ten neue Gefäng­nis­se gebaut wer­den, da die alten staat­li­chen Zucht­häu­ser dem Ansturm neu­er Insas­sen nicht Herr wer­den konn­ten. Dies war die Geburts­stun­de der Pri­so­nia AG, dem Kon­sor­ti­um von Bau- und Musik­in­dus­trie und heu­te wich­tigs­tem Unter­neh­men im EuAX. Die Wie­der­ein­füh­rung der Todes­stra­fe schei­ter­te im Jahr dar­auf nur am Veto von Bun­des­prä­si­dent Fischer – die gro­ße Koali­ti­on aus FDP, Links­par­tei und Grü­nen hat­te das Gesetz gegen die Stim­men der Pira­ten­par­tei, damals ein­zi­ge Oppo­si­ti­ons­par­tei im Bun­des­tag, ver­ab­schie­det.

Im Jahr 2011 fuhr der frisch fusio­nier­te Major War­ne­rE­MI den höchs­ten Gewinn ein, den je ein Unter­hal­tungs­kon­zern erwirt­schaf­tet hat­te. Kri­ti­ker wie­sen schon damals dar­auf hin, dass dies vor allem auf die völ­li­ge Abschaf­fung von Steu­ern für die Musik­in­dus­trie und die Tat­sa­che zurück­zu­füh­ren sei, dass die soge­nann­ten „Klin­gel­tö­ne“, klei­ne Musik­frag­men­te auf den damals so belieb­ten „Mobil­te­le­fo­nen“, für jede Wie­der­ga­be extra bezahlt wer­den muss­ten – eine Pra­xis, die War­ne­rE­MI zwei Jah­re spä­ter auch für sei­ne MP5-Datei­en ein­führ­te.

Die Anzei­chen für einen Stim­mungs­um­schwung ver­dich­te­ten sich, wur­den aber von den Unter­neh­men igno­riert: Der erfolg­reichs­te Solo-Künst­ler jener Tage, Jus­tin Tim­ber­la­ke, ver­öf­fent­lich­te sei­ne Alben ab 2010 aus­schließ­lich als kos­ten­lo­se Down­loads im Inter­net und als Delu­xe-Vinyl-Ver­sio­nen im „Apple Retro Store“. Heu­te fast ver­ges­se­ne Musi­ker wie Madon­na, Rob­bie Wil­liams oder die Band Cold­play folg­ten sei­nem Vor­bild. Hohn und Spott gab es in allen Medi­en für den dama­li­gen CEO von War­ne­rE­MI, als der in einem Inter­view mit dem Blog „FAZ.net“ hat­te zuge­ben müs­sen, die Beat­les nicht zu ken­nen.

Die­se öffent­li­che Häme führ­te zu einem umfas­sen­den Pres­se­boy­kott der Musik­kon­zer­ne. Renom­mier­te Musik­ma­ga­zi­ne in Deutsch­land und der gan­zen Welt muss­ten schlie­ßen, Musik­jour­na­lis­ten, die nicht wie die Redak­teu­re des deut­schen „Rol­ling Stone“ direkt in Ren­te – wie man es damals nann­te – gehen konn­ten, grün­de­ten eine Bür­ger­rechts­be­we­gung, die schnell ver­bo­ten wur­de. Die Lun­te aber war ent­facht.

Im Herbst 2012 kün­dig­te Prof. Die­ter Gor­ny, damals Vor­sit­zen­der der „Kon­sum-Agen­tur für Run­de Ton­trä­ger, Elek­tri­sche Lie­der und Licht­spie­le“ (K.A.R.T.E.L.L.), sei­ne Kanz­ler­kan­di­da­tur an, wor­über der dama­li­ge Bun­des­kanz­ler Gui­do Wes­ter­wel­le alles ande­re als erfreut war. Er setz­te neue Kom­mis­sio­nen für Medi­en- und Kul­tur­in­dus­trie ein und kün­dig­te eine mög­li­che Zer­schla­gung der Musik­kon­zer­ne an. Die­se fusio­nier­ten dar­auf­hin in einer „freund­li­chen feind­li­chen Über­nah­me“ am Euro­päi­schen Kar­tell­amt vor­bei zum Kon­zern Sony­Uni­ver­sal­EMI und droh­ten mit einer Abwan­de­rung in die Mon­go­lei und damit dem Ver­lust der rest­li­chen 300 Arbeits­plät­ze.

Aber weder Kanz­ler Wes­ter­wel­le noch das deut­sche Volk lie­ßen sich erpres­sen: Zum 1. Janu­ar 2013 muss­te MTVi­va den Sen­de­be­trieb ein­stel­len. Die neu­ge­grün­de­te Bun­des­me­di­en­auf­sicht unter Füh­rung des par­tei­lo­sen Ste­fan Nig­ge­mei­er hat­te dem Fern­seh­sen­der, der als soge­nann­ter Musik­ka­nal galt, die Sen­de­li­zenz ent­zo­gen, da die­ser weni­ger als die gesetz­lich gefor­der­ten drei Musik­vi­de­os täg­lich gespielt hat­te. Die Cas­ting­show „Euro­pa sucht den Super­star“ erwies sich für Sony­Uni­ver­sal­EMI als über­ra­schen­der Mega-Flop, der Wert des Unter­neh­mens brach um ein Drit­tel ein, das „EMI“ ver­schwand aus dem Namen.

Im Ber­li­ner Unter­grund grün­de­te sich die Deut­sche (heu­te: Euro­päi­sche) Musi­can­ten­gil­de. Deren heu­ti­ger Ehren­vor­sit­zen­de Thees Uhl­mann erin­nert sich: „Es war ja damals schon so, dass die klei­nen Bands ihr Geld aus­schließ­lich über Kon­zer­te machen konn­ten, die ja dann auch noch ver­bo­ten wer­den soll­ten. Erst haben wir unse­re CDs ja selbst raus­ge­bracht, aber als die Musik­kon­zer­ne dann die Her­stel­lung von CDs außer­halb ihrer Fabri­ken unter Stra­fe stel­len lie­ßen, muss­ten wir auf Kas­set­ten aus­wei­chen.“ Heu­te kaum vor­stell­bar: Das Magnet­band galt damals als so gut wie aus­ge­stor­ben, nur die klei­ne Manu­fak­tur „Tele­fun­ken“ pro­du­zier­te über­haupt noch Abspiel­ge­rä­te, die ent­spre­chend heiß begehrt waren.

Am 29. Novem­ber 2013, heu­te vor 25 Jah­ren, war es dann soweit: Der Volks­zorn ent­lud sich vor der Sony­Uni­ver­sal-Zen­tra­le am Ber­li­ner Reichs­tags­ufer. Das Medi­en­ma­ga­zin „Cof­fee & TV“ hat­te kurz zuvor auf­ge­deckt, dass die Musik­in­dus­trie jah­re­lang hoch­ran­gi­ge Mit­ar­bei­ter gedeckt hat­te, die durch „Ter­ror­ko­pie­ren“ auf­ge­fal­len waren. Wäh­rend der nor­ma­le Bür­ger für sol­che Ver­bre­chen bis zu sechs Jah­re ins Gefäng­nis muss­te, waren die Mana­ger und Pro­mo­ter straf­frei aus­ge­gan­gen. Als nun die Mut­ter des drei­jäh­ri­gen Tim­mie zu einem hal­ben Jahr Arbeits­dienst ver­ur­teilt wer­den soll­te, weil sie ihrem Sohn ein Schlaf­lied vor­ge­sun­gen hat­te, ohne die dafür fäl­li­gen Lizenz­ge­büh­ren von 1.800 Euro zah­len zu kön­nen, zogen die Bür­ger mit Fackeln und selbst gebas­tel­ten Gal­gen zum „Die­ter-Boh­len-Haus“ am Spree­bo­gen.

Das Gebäu­de brann­te bis auf die Grund­mau­ern nie­der, dann zog der Mob unter den Augen von Feu­er­wehr und Poli­zei wei­ter zur Zen­tra­le der „GEMA“ am Kur­fürs­ten­damm (der heu­ti­gen Toyo­ta-Allee). Wie durch ein Wun­der wur­de an die­sem Tag nie­mand ernst­lich ver­letzt. Die meis­ten Füh­rer der Musik­in­dus­trie konn­ten ins nord­ko­rea­ni­sche Exil flie­hen, den „klei­nen Fischen“ wur­de Straf­frei­heit zuge­si­chert, wenn sie ein Berufs­ver­bot akzep­tier­ten und einer drei­jäh­ri­gen The­ra­pie zustimm­ten.

Drei Tage spä­ter fand im Ber­li­ner Tier­gar­ten ein gro­ßes Kon­zert statt, die ers­te öffent­li­che Musik­auf­füh­rung in Euro­pa seit vier Jah­ren. Die Kili­ans, heu­te Rock­le­gen­den, damals noch jun­ge Män­ner, spiel­ten vor zwei Mil­lio­nen Zuhö­rern, wäh­rend die Bil­der von gestürz­ten Die­ter-Gor­ny-Sta­tu­en um die Welt gin­gen.

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Gesellschaft

Ohne Telefon geht’s schon

Ges­tern stand ich in einer voll­be­setz­ten U‑Bahn (ich wäre ja auch schön blöd, wenn ich in einer lee­ren U‑Bahn stün­de) und war dort gezwun­gen, in einem Maße am Pri­vat­le­ben eines mir völ­lig unbe­kann­ten Men­schen teil­zu­neh­men, dass es mir unan­ge­nehm war. Er sei kürz­lich umge­zo­gen, erfuhr ich, aber die gan­zen Kla­mot­ten stün­den noch im Wohn­zim­mer, das auch noch nicht tape­ziert sei, aber das kom­me noch alles. Er wis­se noch nicht, was er an Sil­ves­ter mache, Mei­ke und Kai hät­ten vor­ge­schla­gen, ein Feri­en­haus irgend­wo an der Ost­see zu mie­ten und da „mit alle Mann“ hin­zu­fah­ren, aber er sei sich noch nicht sicher, ob die bei­den das wirk­lich orga­ni­sie­ren wür­den und ob er wirk­lich mit­wol­le. Jetzt müs­se er aber eh erst mal die Zuta­ten für ein ordent­li­ches Pilz­ri­sot­to kau­fen, denn gleich bekä­me er noch Besuch.

Der jun­ge Mann erzähl­te die­se Sachen nicht mir, er erzähl­te sie sei­nem Mobil­te­le­fon – und damit dem gesam­ten Zug. Wer der­art öffent­lich lebt, macht sich natür­lich kei­ne Gedan­ken, wenn der Staat sei­ne Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ak­ti­vi­tä­ten pro­to­kol­lie­ren las­sen und sei­nen Com­pu­ter durch­su­chen will, dach­te ich. Und dann: Tele­fo­nie­ren ist das neue Rau­chen.

Die­se stei­le The­se liegt weni­ger dar­in begrün­det, dass wohl bei­des ziem­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Gesund­heit haben kann, son­dern ist his­to­risch beleg­bar: Ziga­ret­ten waren einst ein Sta­tus­sym­bol, eine Requi­si­te von Luxus und Deka­denz. Irgend­wann rauch­te dann jeder Müll­mann und obwohl Rau­chen noch lan­ge gesell­schaft­lich geach­tet war, war der Anschein des luxu­riö­sen schnell ver­schwun­den. Viel­leicht erin­nern Sie sich noch an die ers­ten Ärz­te und Rechts­an­wäl­te, die C‑Netz-Auto­te­le­fo­ne in ihren S‑Klassen spa­zie­ren fuh­ren. Mir sind Men­schen bekannt, die sich auf dem Park­platz ihres Golf­clubs zu ihren Freun­den, die sol­che Auto­te­le­fo­ne besa­ßen, ins Auto setz­ten und ihren eige­nen Anruf­be­ant­wor­ter anrie­fen und bespra­chen, nur damit sie mal mit so einem „ver­rück­ten neu­en Gerät“ tele­fo­niert hat­ten. (Ähn­li­ches ist viel­leicht heu­te wie­der bei die­sen unsäg­li­chen iPho­nes zu beob­ach­ten.) Irgend­wann aber hat­te fast jeder so ein „Han­dy“, gera­de von sozi­al schwä­che­ren Per­so­nen heißt es häu­fi­ger, dass sie im Besitz gleich meh­re­rer Mobil­te­le­fo­ne sei­en. Im ver­gan­ge­nen Jahr war erst­mals der Punkt erreicht, wo jeder Mensch in mei­nem Bekann­ten­kreis inklu­si­ve mei­ner Groß­el­tern über ein Mobil­te­le­fon ver­füg­te. Inzwi­schen habe ich tat­säch­lich wie­der Men­schen ohne ein sol­ches Gerät ken­nen­ge­lernt und die ers­ten Freun­de haben (noch Tele­fon­lo­se) Kin­der bekom­men, so dass die Quo­te wie­der leicht unter hun­dert Pro­zent gesun­ken ist.

Ana­log zu den Nicht­rau­cher­ab­tei­len in Zügen und ‑zonen in Restau­rants gibt es bereits „Ruhe­wa­gen“ in den ICEs der Deut­schen Bahn, in denen das Tele­fo­nie­ren uner­wünscht ist, und man hat bereits von „han­dy­frei­en“ Gast­stät­ten gehört. An vie­len Schu­len wur­den Ziga­ret­ten und Mobil­te­le­fo­ne gar gleich­zei­tig ver­bo­ten.

Ich erken­ne dar­in eine ein­deu­ti­ge Ten­denz, die über kurz oder lang dazu füh­ren wird, dass dem mobi­len Tele­fo­nie­ren über­all und zu jeder Zeit eines Tages eine ähn­li­che Oppo­si­ti­on gegen­über­ste­hen wird, wie es sie heu­te bereits bei den mili­tan­ten Nicht­rau­chern gibt. Noch wird ledig­lich getu­schelt, wenn in einem Kunst­mu­se­um ein pein­li­cher poly­pho­ner Klin­gel­ton die Stil­le durch­bricht und sich eine Mitt­fünf­zi­ge­rin hek­tisch mit den Wor­ten „Ja, wir sind schon oben. Kommt Ihr nach?“ mel­det. Aber noch wer­den auch Rau­cher noch nicht über­all gesell­schaft­lich aus­ge­grenzt. Ich bin zuver­sicht­lich, noch den Tag zu erle­ben, an dem die Staats- und Regie­rungs­chefs die­ser Welt den „Ver­trag zur Äch­tung von Mobil­te­le­fo­nen im öffent­li­chen Raum“ unter­zeich­nen.

Ich bin übri­gens seit drei­ein­halb Jah­ren im Besitz eines Sie­mens ME45, das frü­her einem Freund gehör­te, und habe die Pre­paid-Num­mer eines Ver­wand­ten über­nom­men. Mal davon ab, dass die Akku-Leis­tung lang­sam nach­lässt, bin ich mit die­ser Lösung recht zufrie­den.