Wenn Sie der Meinung sind, die Veranstaltung zum 20. Jahrestag des Mauerfalls heute Abend im ZDF sei irgendwie würdelos, albern oder klamottig gewesen, dann haben Sie ganz sicher den Festakt zur Wiedereröffnung des Brandenburger Tors am 3. Oktober 2002 vergessen verdrängt.
Aber da kann ich Ihnen vielleicht kurz mit einem zeitgenössischen Zitat von Martin Hoefs aus de.rec.tv.misc wieder auf die Sprünge helfen:
Wenn mir jemand vorher gesagt hätte: “Zur Feier der 12jährigen Einheit wird ein ältlicher Modeschöpfer an einem Heliumballon übers Brandenburger Tor fliegen, derweil eine dickliche Opernsängerin auf einem Hubstapler vor einem Schild “Kandierte Früchte” Filmmelodien von Peter Thomas zum besten gibt. Anschließend öffnet der fliegende Mann vor dem 42ten Präsidenten der USA und anderer Prominenz seinen (Werbe-)Reißverschluss. Nena singt als Gute-Nacht-Lied eine Coverversion von ’99 Luftballons’ in halber Geschwindigkeit.” …ich hätte es nicht geglaubt.
[Formatierung angepasst]
Es ist ja nicht so, dass ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender irgendwelche Gewaltverbrechen bräuchte, um die eigenen, niedrigen Qualitätsstandards unter Beweis zu stellen. Im Zweifelsfall tut’s auch ein Fußballspiel.
Der Kapitän des 1. FC Köln Ümit Özat, der im August 2008 während eines Bundesligaspiels einen Herzstillstand erlitten hatte, hat gestern sein Karriereende bekanntgegeben.
In der Redaktion des “Aktuellen Sportstudios” dachte man sich wohl, dass viele Zuschauer das im letzten Sommer nicht richtig mitbekommen hätten oder sich nicht vorstellen könnten, wie das so aussieht, wenn ein Fußballer auf dem Spielfeld einen Herzstillstand hat. Deswegen hielt man es für eine gute Idee und im Zweifelsfall für seine journalistische Pflicht, vor dem Bericht über das Rhein-Derby rheinische Derby zwischen Köln und Mönchengladbach (4:2 für die Borussia, aber man muss sich für die eigenen Mit-Fans schämen) noch einmal kurz zu zeigen, wie das damals war: Özat mit verdrehten Augen zuckend auf dem Boden; Özat, der auf einer Trage vom Spielfeld getragen wird; Kölner Spieler und Funktionäre, die fassungslos zu weinen anfangen.
Also weniger er selbst, als viel mehr sein “Aktenzeichen XY… ungelöst”, dass immer dann lief wenn ich Freitagabends allein zuhause war. “Derrick” und “Der Alte” haben mir nie etwas ausgemacht, aber beim “Aktenzeichen” wusste man ja, dass es um echte Fälle geht, dass man theoretisch selbst einmal von einem kleinen Jungen, der einem grob ähnlich sieht, gespielt werden könnte. Und der würde dann mit verdrehten Augen in einem Entwässerungsgraben neben einem niederrheinischen Kartoffelacker (die Fälle werden ausnahmslos in München gedreht, das für alles herhalten muss) liegt.
Nach einigen Schilderungen älterer (aber nicht nur älterer) Mitmenschen frage ich mich auch, warum Eduard Zimmermann in all den Jahren “Vorsicht, Falle!” (seiner anderen großen Fernsehsendung) eigentlich nie an der offensichtlichen Dummheit seiner Zuschauer verzweifelt ist, warum man von ihm nie ein böses Wort gehört hat über diese unfassbar dämlichen Menschen, die sich da an der Wohnungstür übertölpeln lassen.
Und vielleicht ist es kein Zufall, dass mich Bruno Ganz als BKA-Chef Horst Herold im “Baader Meinhof Komplex” immer ein bisschen an Eduard Zimmermann erinnert hat.
Warum erzähle ich Ihnen das alles?
Nun, Eduard Zimmermann wird heute 80 Jahre alt und im Fernsehlexikon wird ihm höflichst gratuliert.
Während sich die halbherzige Diskussion über die Qualität im deutschen Fernsehen nicht so recht legen will, tun die Sender-Verantwortlichen alles, um die Qualität ihres Programms zu steigern: sie schmeißen Leute raus.
Das ZDF trennt sich mit sofortiger Wirkung von Elke Heidenreich (was bei einem Sender, der Johannes B. Kerner, Markus Lanz, Johann Lafer und Horst Lichter unter Vertrag hat, die maximal fünftbeste Idee sein kann) und MTV macht quasi gleich den ganzen Laden dicht.
Ich habe weder MTV noch Viva sehen wollen, nachdem mit Sarah Kuttners Show der letzte Fitzel Relevanz und Unterhaltung aus den einstigen Musiksendern verschwunden war. Von daher kann ich nicht genau beurteilen, was eigentlich noch übrig bleibt, wenn die “MTV News”, “MTV Urban”, “MTV Rockzone” und “MTV Masters” gestrichen und die Ausgaben von “TRL” und “Viva Live” rapide reduziert werden. Vermutlich werden auf den beiden Kanälen noch mehr Serien laufen, die beim frisch eingedampften Comedy Central eigentlich besser aufgehoben wären. Es ist ein letztes Zucken, bevor man hoffentlich bald dazu übergehen wird, die Sender ganz dicht zu machen.
Das Musikfernsehen hierzulande ist an seinen Programmverantwortlichen verendet, nicht an YouTube und anderen Portalen, auf denen man Musikvideos sehen kann, wenn man will. Denn dass man sich Videos in oft krümeliger Qualität auf seinem Computer ansieht, ist ja nur die Reaktion darauf, dass sie im Fernsehen nicht mehr liefen. Außerdem konnte man im Musikfernsehen, als es das noch gab, auch auf bisher unbekannte Musik stoßen, die einen dann sofort begeisterte. Dieser Entdeckungseffekt ist bei gezieltem Videogucken im Netz nicht mehr so wahrscheinlich. Und schließlich konnte man Musikfernsehen super im Hintergrund laufen lassen, so als bebildertes Radio quasi.
Das Ende des Musikfernsehens in Deutschland begann mit dem Ende von Viva 2 zum Jahreswechsel 2001/2002 und fand seinen Abschluss eigentlich schon mit dem Aus von Onyx im September 2004. Dass MTV immer noch nicht abgeschaltet oder wenigstens umbenannt wurde ist inkonsequent, hat aber allenfalls verschleiernde Wirkung. Andererseits kam der meiste Serienschrott, der dort in den letzten Jahren lief, ja von der amerikanischen Mutter und die heißt immerhin auch noch “Music Television”.
Das Argument, mit Musikvideos könne man halt keine Quote machen und die Zukunft läge eh im Internet, will sich mir nicht so ganz erschließen. Warum hat zum Beispiel Österreich, ein Land dessen Einwohnerzahl knapp ein Zehntel der deutschen beträgt, dann eine so tolle Clipabspielstation wie Go TV? (Und warum haben die Österreicher mit FM4 gleich auch noch so einen gelungenen Radiosender für junge Leute?)
Das De-Facto-Ende von MTV und Viva fällt natürlich nur zufälligerweise mit der aktuellen Qualitätsdiskussion zusammen. Ich sehe darin auch keinen Vorboten für das Ende des Fernsehens insgesamt. Es ist das Ende von Sendern, die kein echtes Profil haben, ihre Zuschauer mit Call-In-Shows belästigt haben und irgendwelche bestimmt sehenswerten Konzertmitschnitte zwischen “Flavour Of Love” und der sechstausendsten “South Park”-Wiederholung verstecken. Und – so tragisch das für die vielen Leute ist, die jetzt ihre Jobs verlieren – es geschieht diesen Sendern ganz recht.
Die heutige Überschrift wurde Ihnen präsentiert von den Dead Kennedys.
Es ist schön, wenn sich das ZDF auch mal der gängigen Popkultur widmet. Zum Beispiel dann, wenn der altehrwürdige Sir Paul McCartney nach vierzig Jahren endlich in Israel ein Konzert geben darf. Dass das dann gleich mit vergleichsweise bescheidenen 45.000 Besuchern das größte Konzert in der Geschichte des Landes wird und laut ZDF-Videotext für eine Beatles-Euphorie sorgt, ist natürlich eine Nachricht wert.
Gewisse Unschärfen gehören dann wohl dazu: “McCartney präsentierte eigene Songs und, natürlich, die der legendären Beatles” hieß es da zu den Klängen des Wings-Hits “Jet”. Und am Ende kommentierte der faktensichere Reporter den Lennon-Song “Give Peace A Chance” (damals eingespielt mit der Plastik Ono Band) mit “Die Sehnsüchte der anderen befriedigte er mit diesem Beatles-Klassiker.” Da darf man ja fast froh sein, wenn nicht noch irgendwo ein Foto von Mick Jagger durchs Bild huscht.
Natürlich habe ich mir die Olympischen Spiele im Fernsehen dann doch angesehen. Die Diskussion mit mir, ob das moralisch vertretbar sei, dauerte letztlich wenige Sekunden. Ich gucke halt gerne Sport im Fernsehen und da kann mich relativ wenig von abhalten. Als langjähriger begeisterter Tour-de-France-Gucker bin ich es gewohnt, mit dem Risiko zu leben, gerade ganz massiv von dopenden Sportlern verarscht zu werden. Nennen Sie es abgebrüht, zynisch oder sonst irgendwas, aber es gibt immer genug, was einen für solche Finsternissen entschädigt.
Über China mag ich mir kein Urteil erlauben. Natürlich würde ich mir wünschen, wenn das, was wir Menschenrechte nennen, überall gelten würde, aber ich verstehe nichts von China. Und weil es mich so aufregt, wenn ahnungslose Menschen über die USA, das einzige Land neben Deutschland, in dem ich mal mehr als vier Wochen am Stück verbracht habe, reden, will ich nicht ahnungslos über China reden. Es könnte zum Beispiel meinen besten Freund aufregen, der schon mehrfach für längere Zeit in China war.
Was ich mir zu beurteilen anmaße, sind die Ankündigungen, die die chinesische Führung gegenüber dem IOC gemacht und nicht eingehalten hat. Zu einem gepflegten Vertragsbruch gehören aber zumindest in diesem Fall zwei: die, die verarschen, und die, die sich freundlich lächelnd verarschen lassen und anschließend das großartige und gründliche Vorgehen der Verarschenden beim Verarschen loben.
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Anders ausgedrückt: Dem chinesischen Funktionär in diesem beeindruckenden Videodokument nehme ich ab, dass er das, was er da erzählt, aus tiefster Überzeugung glaubt. Es ist wie bei Wolfgang Schäuble oder Papst Benedikt XVI.: diese Männer haben eine Überzeugung, die über Jahrzehnte in ihnen gereift ist, die ich nicht teilen kann, die sie aber mit einer Vehemenz vertreten, die mir Respekt abnötigt. Und dann ist da die IOC-Funktionärin, die sich kritischen Journalistenfragen auf unsouveränste Art verweigert. Sie lernt gerade erst, fundamental und weltfremd zu werden, und ist in ihrem Stoizismus kein Stück beeindruckend, sondern nur peinlich. Sie ist vergleichbar mit der Partei “Die Linke” oder dem Verein “Kinder in Gefahr”.
Von der Eröffnungsfeier habe ich wegen des Haldern Pop leider nichts mitbekommen. Dass dort auf verschiedene Weise getrickst wurde, ist mir aber auch egal: es handelt sich um eine Show. Natürlich um eine politische (die ganzen Spiele waren ja eine politische Demonstration des chinesischen Regimes), aber das macht sie nur noch mehr zur Show – und bei Shows darf man tricksen, Playback singen und Windeln tragen. Menschlich gesehen ist es natürlich unmöglich, einem kleinen Mädchen zu sagen, sie sei zu hässlich für ein Milliardenpublikum.
Aber reden wir über die, um die es eigentlich ging, reden wir über die Sportler: Wie es sich gehört, habe ich neue Helden gefunden – den sympathischen Vielseitigkeitsreiter und Zahnarzt Hinrich Romeike und den mindestens genauso sympathischen Gewichtheber Matthias Steiner, zum Beispiel. Ich bin auch naiv genug zu glauben, dass Michael Phelps seine acht Goldmedaillen auf legalem Wege gewonnen hat. Wenn er halt den idealen Körperbau hat und so präzise trainiert – warum sollte er dann nicht schneller schwimmen können als ich laufen kann? Auch bei Usain Bolt muss ich bis zum Beweis des Gegenteils annehmen, dass er so schnell ist – die Goldmedaille im 100-Meter-Lauf hätte ich ihm trotzdem wegen grober Unsportlichkeit und Verhöhnung der Konkurrenten aberkannt.
Sportkonsum im Fernsehen geht leider nicht ohne Sportreporter. Während der Kommentator beim Dressurreiten seine Arbeit gleichsam zur literarischen Performance ausbaute, war der Rest größtenteils zum In-die-Tonne-Kloppen. Béla Réthy zum Beispiel durfte beim Damen-Hockey endlich mal zeigen, dass er nicht nur unfassbar viel Mist reden kann (das kennt man von Fußballländerspielen), sondern auch unfassbar viel chauvinistischen Mist. Michael Antwerpes entpuppte sich als Beckmann für Arme, als er im Talk mit Matthias Steiner minutenlang auf einem privaten Schicksalsschlag des Sportlers herumritt und bei der (sinngemäßen) Antwort “die Journalisten wollen das eben immer wieder hören” übersah, wie der stärkste Mann der Welt gerade vor seinen Augen mit der chinesischen Mauer winkte. Zum Glück für Antwerpes gibt es aber immer noch Castor Beckmann und Pollux B. Kerner, die Not der ARD und das Elend vom ZDF, die bequem alles unterkellern, was bisher als unterste Talsohle des Niveaus gegolten hatte. Kerner hatte man auch noch Katrin Müller-Hohenstein zur Seite gestellt, was viele Vergleiche mit Marianne und Michael zuließe, wenn man letztere damit nicht böse verunglimpfen würde. Deshalb nur so viel: Bis Waldi Hartmann nicht mehr negativ auffällt, muss schon eine Menge Mist gesendet worden sein. Und Harald Schmidts Karriere kann man jetzt auch in einem Wort zusammenfassen: “vorbei”.
Wenn es wenigstens nur die unfähigen Hallodri (wie konnte ich Michael Steinbrecher vergessen?) vor Kamera und Mikrofon gewesen wären – aber auch technisch lief es bei ARD und ZDF ja alles andere als rund. “Ja, das ist halt live”, flötete dann die jeweils aktuelle Föhnwelle in die Kamera – ganz so, als sei es noch 1969 und Peter Frankenfeld versuche gerade die erste Eurovisionsschalte zum Mond. Aber die beiden Sender hatten mit 500 Leuten erstens die größte Delegation von allen und zweitens war das ja gar nicht alles live: Wüst wurde zwischen live und live on tape hin- und hergeschaltet, wurden Dinge wiederholt, die man schon gesehen hatte, wurde plötzlich wieder irgendwohin gesprungen, ohne dass der Zuschauer noch wusste, was jetzt wann und wo passiert war. Da verließ man dann schon mal in der 84. Minute (und vor dem entscheidenden Tor) ein Fußballspiel der deutschen Damenmannschaft, um ein aufgezeichnetes Halbfinale im Fechten zu zeigen. Der Fechtverband habe sich wohl beschwert, hörte man es munkeln.
Zwar hatten sich ARD und ZDF Mühe gegeben, via Internet und ihre obskuren Digitalkanäle möglichst viel gleichzeitig anzubieten, aber ich bin mir sicher: London 2012 werden zumindest die interessierten Zuschauer ganz anders erleben. Mit einer eigenen digitalen Senderegie für jeden, wo man sich mehrere Sachen gleichzeitig ansehen kann, live oder zeitversetzt, mit Kommentar oder mit Originalatmosphäre. Ich würde dafür einiges an Geld bezahlen.
Zu guter letzt war es natürlich so wie immer: ich saß da, fieberte mit den Athleten mit, freute mich über die Stimmung und fragte mich, wie ich als absolut unsportlicher Mensch wohl auch mal eine Medaille bei Olympischen Spielen gewinnen könnte. Ich werde mir demnächst mal einige Schießclubs ansehen, vielleicht sind Luftpistole oder Bogen ja was für mich.
Es gibt Pressemitteilungen, die hinterlassen nichts als Angst und Schrecken.
Hier die Highlights der vergangenen Tage:
Der Countdown auf der Söhne Mannheims-Website kündigt es an: in wenigen Tagen ist es soweit – ab dem 08.08.08 ist die neue Single “Das Hat Die Welt Noch Nicht Gesehen” der Söhne endlich im Handel und als Download erhältlich.
(Löwen digital, Digitales Produktmanagement)
Unter dem Titel „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ präsentiert das WDR Fernsehen drei Folgen der BASTIAN-SICK-SCHAU. Nachdem der Journalist und Bestseller-Autor Bastian Sick mit seiner witzigen Mischung aus Lesung, Deutschstunde und Grammatik-Comedy seit längerem schon die größten Hallen füllt, bekommt Deutschlands bekanntester Sprachpfleger nun endlich seine eigene Fernsehshow: Das Beste aus seinen Bühnenprogrammen, kombiniert mit Sketchen, hochkarätigen Gästen und einem kleinen „Deutsch-Quiz“.
Diese Nachricht dient dem Versuch, technische Probleme beim email-Versand zu lösen.
Vielen Dank für Ihr Verständnis und freundliche Grüße
ZDF-Pressestelle
(ZDF, nach mehreren Monaten jetzt offenbar endlich gelöst)
Gestern Abend startete im ZDF mit Woody Allens “Match Point” die sechzehnte Auflage der “Sommernachtsphantasien”. In dieser Filmreihe zeigt der Sender seit 1993 im – Sie ahnen es – Sommer erotische Filme.
Vielleicht hätte man das dem Menschen mitteilen sollen, der bei “RP Online” über die Reihe schreiben musste:
Der Vorstoß des „Zweiten“ kommt unerwartet. Eigentlich passt die Serie eher zu Sendern wie RTL II oder Vox. Dennoch wagt sich nun auch der als züchtig bekannte Sender mit sechs mehr oder weniger erotischen Streifen wie Woody Allans “Matchpoint“ oder Clément Virgos “Mein erster Mord” in neue Gebiete vor.
Auch sonst wirkt der Artikel, der natürlich von einer 20-teiligen Bildergalerie mit Szenenbildern aus den Filmen der “Sommernachtsphantasien” begleitet wird, seltsam schlecht gelaunt und … bieder:
Auch wenn die Filme alle samt nicht aus Deutschland stammen, so halten zumindest hiesige Beispiele wie Charlotte Roche und ihr Bestseller “Feuchtgebiete” oder Skandal-Rapperin Lady “Bitch” Ray mit ihrem tabulosen Auftritt bei “Schmidt & Pocher” als Argumente für mehr Erotik und Sex im öffentlich-rechtlichen Fernsehen her.
Sie finden die Erwähnung von Charlotte Roches Romanerfolg “Feuchtgebiete” ein wenig arg bemüht? Nun, unter Medienjournalisten scheint er gerade schwer in Mode zu sein, denn auch im “Kölner Stadt Anzeiger” steht zum Start der “Sommernachtsphantasien”:
Woody Allans „Matchpoint“ ist heute (22.15 Uhr) der softe Auftakt der „Sommernachtsfantasien“, die sich in diesem Jahr weiter in jene „Feuchtgebiete“ wagen, von denen man annahm, sie würden nächtens nur von Privatsendern betreten: die blonde Schauspielerin Nola (Scarlett Johansson) zieht den schönen Tennislehrer Chris (Jonathan Rhys Meyers) in einen Strudel von Begehrlichkeiten.
Es ist ein eher softer Aufschlag für eine Filmreihe, die sich immer weiter in Regionen vorwagt, von denen man dachte, sie würden eher von RTL II beackert werden. Das ZDF hat die so genannten “Feuchtgebiete“ entdeckt.
Jetzt sagen Sie natürlich zu Recht, die beiden Zitate klängen ein wenig ähnlich. Das könnte daran liegen, dass die Artikel in der “Welt” und im “Kölner Stadt Anzeiger” beide von Antje Hildebrandt geschrieben wurden. Die kleinen Umformulierungen, die die beiden Artikel anfangs unterscheiden, hören irgendwann auf, bis beide Artikel einigermaßen wortgleich enden.
Wie gesagt: die Artikel bei “Welt” und “Kölner Stadt Anzeiger” stammen beide von der gleichen freien Journalistin, was man moralisch diskutieren könnte, urheberrechtlich aber einwandfrei ist. Der Artikel bei “RP Online” hingegen, der sprachlich und strukturell an die beiden anderen erinnert, den hat Frau Hildebrandt nach eigenen Angaben nicht geschrieben.
Schauen wir uns die letzten drei Absätze bei “RP Online” doch einmal im direkten Vergleich zu den (insgesamt wesentlich längeren) Hildebrandt-Texten an:
“RP Online”
“Welt”
“Kölner Stadt Anzeiger”
Richtig schlüpfrig wird es dagegen erst im letzten Teil am 11. August. Dann sendet das ZDF in „Liebe Mich“ („Lie with me“) einen Streifen, der schon bei der Erstausstrahlung auf der Berlinale 2006 unter anderem Aufsehen erregte.
Als “schärfstes“ Betthupferl verkauft ZDF-Redakteurin Doris Schrenner jedoch den kanadischen Film “Lie with me“ (auf deutsch: „Liebe mich!“), der auf der Berlinale 2006 erhebliches Aufsehen erregte – in erster Linie wegen seiner expliziten Sexszenen.
Als „schärfstes“ Betthupferl bewirbt ZDF-Redakteurin Doris Schrenner den kanadischen Film „Lie with me“ („Liebe mich!“), der auf der Berlinale 2006 Aufsehen erregte – in erster Linie wegen seiner expliziten Sexszenen:
Das ZDF verweist in der Diskussion um die schärfsten „Sommernachtsphantasien“ in der 16-jährigen Geschichte der Reihe unterdessen auf die Freiwillige Selbstkontrolle (FSK). Diese erteilt den Filmen eine Freigabe ab 16 Jahren und stellt dem ZDF damit die Erlaubnis für eine Ausstrahlung nach 22 Uhr aus.
Fragt man Doris Schrenner aus der ZDF-Spielfilmredaktion, nach welchen Aspekten sie und ihr Kollege Manfred Etten die Filme für die Reihe “Sommernachtsfantasien“ auswählen, verweist sie auf das Gütesiegel der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK): Freigegeben ab 16 Jahren.
Fragt man Doris Schrenner aus der ZDF-Spielfilmredaktion, nach welchen Aspekten sie und ihr Kollege Manfred Etten die Filme für die Reihe „Sommernachtsfantasien“ auswählen, verweist sie auf das Gütesiegel der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK): Freigegeben ab 16 Jahren.
Außerdem erreiche den Sender nur äußerst selten Beschwerdepost wegen zu freizügigen Aufnahmen. Ein echtes Phänomen – wenn es dabei bleibt.
Beschwerden, nein Beschwerden über allzu freizügige Aufnahmen erreichten den Sender nur selten.
Beschwerden über allzu freizügige Aufnahmen erreichten den Sender nur selten.
Sogar die falsche Schreibweise von Woody Allens Namen in Frau Hildebrandts Artikeln (“Allan”) taucht im Text von “RP Online” wieder auf.
Meine Frage, wie man sich diese frappierenden Ähnlichkeiten erklären könne, hat “RP Online” noch nicht beantwortet.
Nachtrag, 17:53 Uhr: Jetzt kam doch noch eine Antwort aus der Online-Redaktion. Hier der vollständige, von Grußformeln bereinigte Wortlaut:
[S]icherlich hat unser Autor einen Text zu einem Thema geschrieben, das auch Frau Hildebrandt bearbeitet hat. Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.
Nachtrag, 9. Juli 2008, 17:05 Uhr: Sie ahnen nicht, wie “RP Online” jetzt doch noch auf diesen Blog-Eintrag (und dessen Verlinkung bei Stefan Niggemeier) reagiert hat:
Woody Allan heißt jetzt Allen.
Also dann: “Mein erster Mord” ist von Nick Guthe und nicht, wie von Euch behauptet, von Clément Virgo. Die Zeit läuft …
Wenn Sie zwischen zwölf und 25 Jahre alt sind (ich Sie also nicht unbedingt siezen müsste) und sich für Medien und Journalismus interessieren, hätte ich da was für Sie:
Die Junge Presse veranstaltet vom 14. bis zum 17. August 2008 in Mainz und Essen (erst zwei Tage Mainz, dann zwei Tage Essen) das Jugendmedienevent 2008.
Für wenig Geld gibt es dort einen Ausflug zum ZDF und zahlreiche Vorträge und Workshops mit erfahrenen und namhaften Journalisten – sowie einen mit mir, denn ich werde dort etwas über das Web 2.0 im Allgemeinen und Blogs im Speziellen erzählen.
Am Montag durfte Steffen Seibert das “Heute-Journal” im ZDF moderieren – Claus Kleber war vermutlich entweder krank, Fastnacht feiern oder auf dem Weg zum super tuesday. Direkt zu Beginn musste er einen Beitrag über das aktuelle Chaos bei Unicef Deutschland ankündigen, aber bevor der schließlich lief, brachte Seibert noch das, was man in Blogs immer mal wieder als “Disclaimer” bezeichnet findet:
Ich sollte Ihnen ehrlicherweise an dieser Stelle sagen, dass ich seit längerem und mit ganzem Herzen bei Unicef mitarbeite – das “Heute-Journal” und unseren Autor Peter Böhmer hindert das natürlich nicht, alle nötigen kritischen Fragen zu stellen.
Erst war ich mir nicht sicher, ob ich das für eine etwas eitle Seriositätsgeste oder für aufrichtiges Wind-aus-den-Segeln-Nehmen halten sollte, aber ich entschied mich schnell für letzteres. Es passte auch schön in mein Bild, das ich in letzter Zeit vom “Heute-Journal” als bester Nachrichtensendung Deutschlands habe.
Aber dann …
Dann kam im Börsenteil die seit Freitag grassierende Meldung, dass Microsoft Yahoo! übernehmen wolle. Eine Geschichte, die selbst ich als Wirtschafts-Ignorant mitbekommen hatte. Vor allem aber: Eine Geschichte, die am Montag richtig spannend wurde, als es hieß, Google-Chef Eric Schmidt wolle dem Konkurrenten Yahoo! unter die Arme greifen, um Microsoft doch noch abzuwimmeln. Davon erfuhr der ZDF-Zuschauer im “Heute-Journal” leider nichts. Vielleicht, weil der Beitrag schon vorproduziert und die zuständige Redaktion im Fasching unterwegs war.
Überhaupt: Karneval. Mit einem lustisch-gereimten Beitraaach über die Fasenacht am Ende der Sendung hat die “Heute”-Redaktion dann den ganzen guten Eindruck der ersten Sendeminute platt gemacht. Das “Heute-Journal” ist trotzdem die beste Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen.
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