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Komm, Welt, lass Dich umarmen

Der ers­te Spiel­tag der neu­en Bun­des­li­ga­sai­son ist rum, Glad­bach hat 1:0 gegen den 1. FC Köln gewon­nen.

Zeit, noch ein­mal nost­al­gisch an mei­ne aller­ers­te Sai­son als Fan zurück­zu­den­ken und an das Lied, das für mich auf ewig die Glad­ba­cher Tor­hym­ne sein wird:

Falls ich den Song jemals in vol­ler Län­ge gehört haben soll­te, ist das sicher über zwan­zig Jah­re her. Es ist natür­lich ein Song, des­sen natür­li­cher Lebens­raum schon bei Uwe Hüb­ner in der „ZDF-Hit­pa­ra­de“ liegt, aber man muss die­sen gan­zen Schla­ger­sän­gern der 1980er und 1990er gegen­über ja Abbit­te leis­ten, denn so viel schlim­mer als das Aller­meis­te, was aktu­ell im Radio läuft, war das ja nun wirk­lich nicht. Und die Stim­me ist schon geil, oder? (Sie kommt viel­leicht noch ein biss­chen bes­ser rüber in die­sem Auf­tritt, der auch noch kom­plett stil­echt von Die­ter-Tho­mas Heck anmo­de­riert und ‑gewun­ken wird.)

Mario Jor­dan (fra­gen Sie mich bit­te nicht, war­um mein Gehirn die­sen Namen sofort griff­be­reit hat­te!) hieß, wie ich der Wiki­pe­dia ent­neh­me, eigent­lich Mario Leh­ner und ist lei­der schon vor sie­ben Jah­ren gestor­ben.

Das Lied ken­nen Sie natür­lich auch, wenn Sie nie im Bökel­berg­sta­di­on waren, denn es war sei­ner­zeit auch der Wer­be­song einer sym­pa­thi­schen nie­der­rhei­ni­schen Braue­rei, die damals Tri­kot­spon­sor von Borus­sia Mön­chen­glad­bach war – und das Lied ver­mut­lich gleich mit­ge­bracht hat.

(Kur­zer Exkurs: Die Braue­rei Die­bels war bis zum Jahr 2011 auch Geträn­ke­part­ner des Hald­ern Pop Fes­ti­vals, was bedeu­te­te, dass man – sym­pa­thisch und nie­der­rhei­nisch hin oder her – dort lan­ge nur Alt­bier trin­ken konn­te. Ab 2005 brau­te Die­bels dann auch (wie­der) Pils, das aber seit 2010 schon nicht mehr in Fäs­sern ange­bo­ten wur­de. Die Web­site des Unter­neh­mens wirkt selt­sam ver­waist und der aktu­el­len Bericht­erstat­tung ent­neh­me ich, dass der welt­größ­te Brau­kon­zern Anheu­ser-Busch Inbev – „sym­pa­thisch“ und „nie­der­rhei­nisch“ – die Mar­ke offen­bar drin­gend los­wer­den will. Wenn also irgend­je­mand über­haupt nicht vom aktu­el­len Craft­beer-Trend pro­fi­tiert hat, dann das Alt-Bier. Und Haus­ge­tränk der soge­nann­ten Alt-Right-Bewe­gung will man ja auch nicht sein. Exkurs Ende.)

Die legen­dä­ren Die­bels-Wer­be­spots sind übri­gens auch der Grund dafür, war­um ich „Welch ein Tag“ auch jedes Mal im Ohr habe, wenn ich ein Ket­ten­ka­rus­sell sehe:

(Ich hat­te den Spot übri­gens so in Erin­ne­rung, dass da zwei Men­schen gemein­sam auf dem Karus­sell fah­ren und sich dort zupros­ten. Alter Roman­ti­ker, ich.)

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Leben

Klar umrissene Zielgruppe

Aktionstag "Sport der Älteren" von 35 bis 70 Jahre

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Musik

Neues aus der Werbehölle

Vor ein paar Tagen fei­er­te das Video zur neu­en Sin­gle von Avril Lavi­gne Pre­mie­re. Wenn „What The Hell“ im Musik­fern­se­hen läuft, müss­ten die Sen­der ver­mut­lich den Schrift­zug „Dau­er­wer­be­sen­dung“ ein­blen­den:

(Sony ist der Unter­hal­tungs­kon­zern, bei dem auch Avril Lavi­gnes neu­es Album erscheint, „Avril Lavi­gne“ und „Abbey Dawn“ sind die Par­füm- bzw. Mode­li­nie von Avril Lavi­gne.)

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Verwertungskreislauf einer Werbemeldung

Wenn Til Schwei­ger, Schau­spie­ler, Regis­seur und Wer­be­ge­sicht der Fir­ma Braun, ein Inter­view führt, das sich nahe­zu aus­schließ­lich um Kör­per­be­haa­rung dreht, ist es nahe­lie­gend, dass die Zeit­schrift „Gala“ die­ses Gespräch gleich mit einem Braun-Rasie­rer bebil­dert.

Auf den ers­ten Blick nicht ganz so nahe­lie­gend ist, dass auch „Spie­gel Online“, abendblatt.de oder „Focus Online“ auf­schrei­ben müs­sen, dass sich der Cover­boy der deut­schen Erst­aus­ga­be von „Vani­ty Fair“ die Brust­haa­re „mit einem Rasie­rer“ ent­fer­ne.

Nach ein paar Wochen ist die Geschich­te jetzt aller­dings wie­der – hin­ter „Wurst-Meis­ter­wer­ken“ und „Geträn­ke-Viel­falt“ – in ihrem natür­li­chen Lebens­raum ange­kom­men:

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Musik Gesellschaft

Schuhe verkaufen

Okay, es ist Wer­bung. Aber es ist Wer­bung für ein Pro­dukt, das das infla­tio­när gebraucht „Kult“-Label mehr als ver­dient hat: Con­ver­se-Schu­he sind Teil unse­rer Pop­kul­tur und sie sind cool. Und dann krie­gen sie auch noch einen exklu­si­ven, kos­ten­los her­un­ter­lad­ba­ren Wer­be­song von Kid Cudi (der offen­bar nichts falsch machen kann), Betha­ny Cosen­ti­no (Best Coast) und Ros­tam Bat­man­g­lij (Vam­pi­re Weekend):

Das Ein­zi­ge, was mich an dem Video irri­tiert: Die auf­fal­len­den Par­al­le­len zum Musik­vi­deo des dies­jäh­ri­gen Grand-Prix-Bei­trags aus Est­land:

[via Bam­bi]

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Musik Sport

Fähnchen im Wind

Eines der bes­ten Alben des ver­gan­ge­nen Jah­res ist ganz klar „Trou­ba­dour“ von K’na­an. Die­ses phä­no­me­na­le Hip-Hop-Album des gebür­ti­gen Soma­liers hat es hier im Blog auf kei­ne Lis­te geschafft, weil ich es (wie üblich) zu spät ent­deckt habe – sei­ne Taug­lich­keit als Reno­vie­rungs- und Umzugs­sound­track hat es im Janu­ar dann aber voll unter Beweis gestellt.

Zu den bes­ten Songs des Albums zählt die­ser hier, „Wavin‘ Flag“:

Als ich hör­te, dass „Wavin‘ Flag“ die Hym­ne der Fuß­ball-WM wer­den soll, dach­te ich: „Geil. End­lich mal nicht so ein auf­ge­drück­ter Mist wie Ana­sta­cia (2002) oder so ein halb­ga­res Amal­gam wie bei Her­bert Grö­ne­mey­er (2006), son­dern ein jun­ger, auf­stre­ben­der Künst­ler mit einer Bot­schaft!“, und ich sah die Men­schen schon in den Stra­ßen ihre Fah­nen schwen­ken.

Nun ja: „Wavin‘ Flag“ ist der Wer­be­song eines Limo­na­den­her­stel­lers, der weder mit Afri­ka noch mit Fuß­ball son­der­lich viel am Hut hat, aber lang­jäh­ri­ger Part­ner des Fuß­ball­welt­ver­bands FIFA ist. Der Song bekam ein, zwei Make­overs ver­passt, bis zum Bei­spiel das hier pas­sier­te:

Aus dem Text wur­den die aller­meis­ten Ver­wei­se auf Armut, Hun­ger und Krieg getilgt, jetzt wird nur noch lus­tig gefei­ert – das Span­nungs­feld, das den Song mal aus­ge­macht hat, ist kaputt, dafür gibt es Nach­schub für die Sta­di­on-Mit­gr­öl-Chö­re. Das alles ist immer noch okay und bes­ser als die Bei­trä­ge von Ana­sta­cia und – bei allem Respekt – Her­bert Grö­ne­mey­er, nur irgend­wie ist es auch ziem­lich weich­ge­spült, um auch ja in jedem Win­kel der Welt gut rüber­zu­kom­men.

Wesent­lich span­nen­der ist da das Mix­tape „The Mes­sen­gers“, das K’na­an gemein­sam mit J.Period zusam­men­ge­stellt hat: Nach­ein­an­der wer­den Fela Kuti, Bob Mar­ley und Bob Dylan gewür­digt, was – vor allem bei Dylan, der auf den ers­ten Blick nicht so ganz in die musi­ka­li­sche Linie pas­sen will – groß­ar­tig funk­tio­niert.

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Leben

Don’t mention the war!

Manch­mal braucht es kei­nen Kon­text.

Manch­mal ist es ein­fach schön, Freun­de zu haben, die einem abfo­to­gra­fier­te Wer­be­an­zei­gen aus dem US-„Playboy“ vom Novem­ber 1970 schi­cken:

Lufthansa - At long last: a German uniform you'll love seeing around
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Rundfunk Radio

Ich, WDR 2

Radio-Symbolbild

Ich reno­vie­re ja zur Zeit eine ehe­mals mil­de sanie­rungs­be­dürf­ti­ge Zwei-Zim­mer-Woh­nung in der Nähe der Bochu­mer Innen­stadt, wes­we­gen ich auch so sel­ten dazu kom­me, irgend­wel­che Tex­te zu schrei­ben. Weil die Geräu­sche, die so eine Reno­vie­rung macht, extrem lang­wei­lig sind (und ich mich immer noch jedes Mal erschre­cke, wenn mei­ne Gas-Ther­me anspringt), habe ich mir ein Radio in die Woh­nung gestellt. Es soll mich mit aktu­el­len Nach­rich­ten und gefäl­li­ger Musik ver­sor­gen, soll unter­hal­ten, aber nicht anstren­gen – kurz­um: Es soll das tun, wozu ein Neben­bei­me­di­um wie das Radio heut­zu­ta­ge da ist.

Ich habe mich not­ge­drun­gen für WDR 2 ent­schie­den. Bei mei­nen Eltern ist WDR 2 seit Jahr­zehn­ten in den Radi­os in Küche, Wohn­zim­mer und Auto ein­ge­stellt, und ich selbst höre den Sen­der seit eini­ger Zeit beim Früh­stück, noch dazu jeden Sams­tag­nach­mit­tag, wenn Fuß­ball ist. Es ist der Sen­der, mit dem ich auf­ge­wach­sen bin, und noch heu­te erin­nern mich Namen wie Horst Kläu­ser, Micha­el Bro­cker oder Gise­la Stein­hau­er an die Nach­mit­ta­ge mei­ner Kind­heit, an denen wir zum Ein­kau­fen fuh­ren oder zu Freun­den gebracht wur­den und im Auto­ra­dio das „Mit­tags­ma­ga­zin“ lau­fen hat­ten.

Ich höre WDR 2 nicht, weil der Sen­der so gut wäre, son­dern weil er alter­na­tiv­los ist: Eins Live ist für mich inzwi­schen uner­träg­lich gewor­den, WDR5 hat einen viel zu hohen Wort­an­teil und zu lan­ge Bei­trä­ge, wegen derer man dann zwan­zig Minu­ten lang den Staub­sauger nicht ein­schal­ten darf, und Deutsch­land­funk und Deutsch­land­ra­dio Kul­tur kann ich auch noch hören, wenn ich eben­so tot bin wie die Macher. CT das radio wäre nahe­lie­gend, habe ich kürz­lich auch pro­biert, aber da fehl­ten mir dann tags­über wie­der die Inhal­te. Es bleibt also wirk­lich nur WDR 2, wo die meis­ten Mode­ra­to­ren ganz sym­pa­thisch sind, die meis­ten Bei­trä­ge vor­her­seh­bar bie­der und man ins­ge­samt weiß, was man hat – so wie in einer lang­jäh­ri­gen Ehe halt.

Das Pro­blem ist: Der durch­schnitt­li­che Hörer hört einen Sen­der am Tag etwa 30 Minu­ten beim Früh­stück, Auto­fah­rer evtl. ein biss­chen mehr. Das Pro­gramm ist nicht dar­auf aus­ge­legt, den gan­zen Tag über zu lau­fen. Wer es trotz­dem ein­ge­schal­tet lässt, bekommt die Quit­tung: Die stän­di­ge Wie­der­ho­lung.

Ein Bei­trag, der in der „West­zeit“ lief, kann bequem noch mal bei „Zwi­schen Rhein und Weser“ recy­celt wer­den. Was im „Mit­tags­ma­ga­zin“ vor­kam, kann bei „Der Tag“ vier Stun­den spä­ter noch ein­mal lau­fen. Die Kurz­form bekommt man in der Zeit dazwi­schen alle zwei Stun­den in den Nach­rich­ten ein­ge­spielt. Der „Stich­tag“ wird eh zwei Mal am Tag aus­ge­strahlt (9.40 Uhr und 17.40 Uhr) – bei­de Male mit der wort­glei­chen An- und Abmo­de­ra­ti­on.

Beson­ders schlimm war es rund um den Jah­res­wech­sel: Vie­le Redak­teu­re hat­ten Urlaub und Rück­bli­cke und Vor­schau­en auf kul­tu­rel­le oder sport­li­che Groß­ereig­nis­se konn­ten belie­big oft gesen­det wer­den. Zeit­lo­se Bei­trä­ge wie der über die kal­ten Füße („War­um hat man sie, was kann man dage­gen tun?“) oder den Kauf des rich­ti­gen Ski-Helms wur­den ver­mut­lich im Okto­ber pro­du­ziert und lau­fen bis März alle andert­halb Wochen, dann wer­den sie ein­ge­mot­tet und erst im Fol­ge­win­ter wie­der her­vor­ge­holt.

Zwi­schen­durch läuft viel Musik, aber nur wenig unter­schied­li­che. Nach ein paar Tagen weiß ich, wel­che Songs auf wel­chen Rota­ti­ons­stu­fen lau­fen. Auf der höchs­ten bei­spiels­wei­se „Aero­pla­ne“ von Rea­m­onn, „Wheels“ von den Foo Figh­ters, „Fire­f­lies“ von Owl City und elen­di­ger­wei­se auch „If Today Was Your Last Day“ von Nickel­back. „I Will Love You Mon­day (365)“ von Aura Dio­ne ist ganz offen­sicht­lich der grau­en­er­re­gends­te Song des Jah­res 2009 (viel­leicht auch der schlech­tes­te Song, der jemals auf­ge­nom­men wur­de), aber das muss ja nicht alle 14 Stun­den aufs Neue bewie­sen wer­den. Stan­four kom­men von der Insel Föhr, was jedes ver­damm­te Mal in der Abmo­de­ra­ti­on erwähnt wer­den muss – dass Föhr die zweit­größ­te deut­sche Nord­see­insel ist, erfährt man nur alle drei bis vier Ein­sät­ze.

Unge­fähr die Hälf­te aller WDR2-Songs klingt so ähn­lich, dass man sich beim Zäh­len stän­dig ver­tut: Eine jun­ge Frau singt ein biss­chen soulig über einen Typen, der sie schlecht behan­delt, den sie aber trotz­dem liebt. Sie bleibt eine tap­fe­re, eigen­stän­di­ge Frau, wäh­rend im Hin­ter­grund das von den 1960er-Jah­ren inspi­rier­te Arran­ge­ment mit Blä­sern und Chö­ren schun­kelt. Mark Ron­son hat das Tor zur Höl­le auf­ge­sto­ßen, als er Amy Wine­house und Lily Allen pro­du­zier­te.

Eine Zeit lang den­ke ich, dass es an der eige­nen Radio­er­fah­rung liegt, dass mir das alles auf­fällt. Dann kom­men mei­ne Geschwis­ter zum Anstrei­chen und ver­kün­den, wel­cher Song in wel­cher Stun­de lau­fen wird (bei Eins Live kann man es auf die Minu­te genau vor­her­sa­gen). Nach vier Tagen ken­ne ich die Schicht­plä­ne der Nach­rich­ten­spre­cher und die Sen­de­uhr, nach acht Tagen bin ich die Sen­de­uhr.

Noch öfter als Bei­trä­ge und Musik­stü­cke wie­der­holt sich die Wer­bung – jede hal­be Stun­de. Ex-Deutsch­land­funk-Chef Ernst Elitz hat­te völ­lig Recht, als er ein­mal sinn­ge­mäß sag­te, Radio­wer­bung habe – im Gegen­satz zu Kino- oder Fern­seh­wer­bung – nie neue Ästhe­ti­ken erschaf­fen und neue Trends gesetzt, son­dern sei immer nur nerv­tö­tend gewe­sen.

Ich weiß jetzt, dass es bei Prak­ti­ker bis zum Wochen­en­de 20% auf alles („außer Tier­nah­rung“) gab, was ich aller­dings schon vor­her wuss­te, weil man beim Reno­vie­ren auf­fal­lend oft Bau­märk­te ansteu­ert. Man­fred „Bruce Wil­lis“ Leh­mann wirbt außer­dem noch für einen Küchen­markt, was mar­ke­ting­tech­nisch sicher sub­op­ti­mal ist, weil jetzt stän­dig die Leu­te bei Prak­ti­ker nach den Küchen-Rabatt-Aktio­nen fra­gen. Guil­do Horn wirbt für die Küchen in einem Ein­rich­tungs­markt, Wer­ner Hansch für einen ande­ren und Lud­ger Strat­mann eben­falls für einen. Es gibt Rabatt­ak­tio­nen in der Gale­ria Kauf­hof und Null-Pro­zent-Finan­zie­rung bei Opel und Peu­geot. Und Sei­ten­ba­cher-Müs­li ist gut für die Ver­dau­ung.

Die dre­ckigs­ten Arbei­ten sind abge­schlos­sen, mein gutes altes Tele­fun­ken-Radio hat viel Staub, aber nur sehr weni­ge Farb­sprit­zer abbe­kom­men. So lang­sam könn­te ich mei­nen einen iPod mit­brin­gen und an die alten Aktiv­bo­xen anschlie­ßen. Aber ich wür­de auch etwas ver­mis­sen: Die stän­dig ins Pro­gramm ein­ge­streu­ten Ever­greens von den Light­ning Seeds und The Beau­tiful South, die vor­ge­le­se­nen Hörer-E-Mails und die immer neu­en Ver­su­che, Ver­kehrs­mel­dun­gen mit humo­ris­ti­schen Ein­la­gen zu ver­bin­den.

Das Fre­quenz­wahl-Räd­chen mei­nes Tele­fun­ken wird auch nach dem Umzug unbe­rührt blei­ben.

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Digital

Neues von PR-Online

Es ist kei­ne Neu­ig­keit, dass „RP Online“ ger­ne die Fahr­ge­stell­num­mer Agen­tur-Ken­nung aus Mel­dun­gen raus­schleift und durch ein „(RPO)“ ersetzt, damit es aus­sieht, als sei han­de­le es sich um selbst­er­dach­te Inhal­te. Die Agen­tu­ren sehen das zwar nicht unbe­dingt ger­ne, aber der Kun­de ist König und hat das Recht zu die­ser Umde­kla­rie­rung.

Seit eini­ger Zeit gibt es bei „RP Online“ soge­nann­te „Fir­men­por­träts“. Dabei han­delt es sich um Wer­be­tex­te von Anzei­gen­kun­den, die man dar­an erkennt, dass sie im Res­sort „Fir­men­por­trät“ ver­öf­fent­licht wer­den, Dach­zei­le und gra­fi­sche Ele­men­te blau (statt gelb) sind und ober- und unter­halb des Tex­tes auf des­sen Funk­ti­on als Anzei­ge hin­wei­sen:

ANZEIGE BoConcept Düsseldorf und Köln: Null-Prozent-Finanzierung auf edle Designmöbel

RP ONLINE ist weder für den Inhalt der Anzeige noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.

Man könn­te also sagen, dass „RP Online“ sich eini­ger­ma­ßen Mühe gege­ben hat, die Tren­nung von redak­tio­nel­lem Text und Anzei­gen ein­zu­hal­ten – wäre da nicht die schlech­te Ange­wohn­heit von „RP Online“, frem­de Tex­te als eige­ne aus­zu­ge­ben:

BoConcept Düsseldorf und Köln: Null-Prozent-Finanzierung auf edle Designmöbel (RPO) Vom 23.12.09 bis 06.01.2010 bietet der Einrichter BoConcept eine Null-Prozent-Finanzierung auf alle Neuaufträge. „Wir möchten möglichst vielen Menschen moderne Designmöbel zugänglich machen, das ist unsere Philosophie.“, so Arne Kristiansen, der Geschäftsführer von BoConcept NRW.

Outsource2india: Der Weg zur Traumfigur (RPO) Wir wissen alle genau, wie es funktioniert, dauerhaft seine Figur zu verbessern – Bewegung, vernünftige Ernährung, weniger Süßigkeiten, viel trinken, dann purzeln die Pfunde von allein.

Online zur SWK wechseln: Jetzt günstiger Strom für den Niederrhein. Sicher. Nah. (RPO) Die Strompreise steigen stetig. Weil das die Haushaltskosten zunehmend stark belastet, bieten die SWK STADTWERKE KREFELD AG in der Region Niederrhein ein Direktstromprodukt für private Stromkunden über das Internet an.

Zahnarztpraxis Dr. med. dent Dagmar Strosek: Anvida - Zahnersatz zum Nulltarif (RPO) Zahnersatz ist immer auch eine Kostenfrage. Immer mehr Haushalte und Familien müssen vor dem Hintergrund steigender Lebenshaltungskosten gründlich rechnen, bevor sie zum Zahnarzt gehen. Gute Nachrichten für preisbewusste Patienten gibt es jetzt aus Düsseldorf: Dort wird die erste Anvida-Praxis von Dr. med. dent Dagmar Strosek und ihrem Team geführt.

Acht spezielle Tage vom 17. bis 25. Oktober: Roche-Bobois Düsseldorf in neuem Glanz (RPO) Mode ist, was in der Luft liegt, sagte einmal ein großer Designer. Voll im Trend. In dieser Saison lädt Roche-Bobois zur Entdeckung der Trend-Nuancen und Trend-Stimmungen ein. Rechtzeitig zu den 8 speziellen Tagen präsentiert Roche-Bobois  seinen Flagship Store Düsseldorf mit frisch renovierten und komplett neu gestalteten Räumen.

Über­ra­schen­der­wei­se gar nicht als „Anzei­ge“ gekenn­zeich­net ist übri­gens der Link, der im Navi­ga­ti­ons­me­nü von „Regio­na­les“ zu den „Mer­ce­des-Benz-News“ führt:

Mercedes-Benz-News

Dabei haben schon Gerich­te ent­schie­den, dass der Nut­zer vor einem Klick wis­sen muss, ob er auf eine Anzei­gen­sei­te kommt oder auf redak­tio­nel­le Inhal­te.

Mit Dank auch an Sebi.

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Digital Gesellschaft

I love you, you pay my rant

Lie­be PR-Futzis,

wir müs­sen reden. Habt Ihr eigent­lich ’nen Knall? Seit eini­gen Mona­ten errei­chen mich Pake­te, auf denen kein Absen­der steht ((Der Satz „Hof­fent­lich ist kei­ne Bom­be drin“ von mei­nem Paket­bo­ten ist nur mit­tel­wit­zig.)) und in denen sich irgend­wel­cher Prött befin­det. Eure Erwar­tung ist offen­bar, dass ich dar­über schrei­be, was für einen cra­zy-ver­rück­ten Kram ich da ins Haus bekom­men habe, und dass ich dann irgend­wann nach Eurer Auf­lö­sung auch noch nach­tra­ge, von wel­cher Fir­ma der Mist kam. Sowas nennt man dann wohl „vira­les Mar­ke­ting“, obwohl ich eigent­lich immer dach­te, Virals sei­en nicht plan­bar.

Es ist ja jedem Blog­ger ((Ich neh­me an, Ihr schreibt ein­fach immer die ers­ten hun­dert Blog­ger an, die Ihr fin­den könnt.)) selbst über­las­sen, ob er über sowas schrei­ben will. Eine kur­ze Beschäf­ti­gung mit die­sem Blog dürf­te aber zei­gen, dass wir hier eher nicht so auf PR ste­hen. Ein­zi­ge Aus­nah­me: Ihr seid die Kili­ans – aber das wüss­te ich.

Natür­lich muss man als Blog-Betrei­ber damit rech­nen, unver­langt E‑Mails zu bekom­men und in News­let­ter ein­ge­tra­gen zu wer­den. Das ist auch nicht rich­tig höf­lich, aber okay, wenn es the­ma­tisch passt. ((Die Typen, die neu­lich einen Linktausch zum The­ma „Kaf­fee“ anlei­ern woll­ten, haben sich die­ses Blog sicher­lich die vol­len andert­halb Sekun­den ange­se­hen, die man braucht, um das Impres­sum zu fin­den.)) In jedem Fall sind Spam-Mails bedeu­tend leich­ter zu ent­sor­gen als Pake­te, die wie ein „So tren­ne ich mei­nen Müll richtig“-Lernspiel für Grund­schü­ler anmu­ten.

Im Moment kann ich mich übri­gens nicht mal rich­tig über ech­te Geschen­ke von lie­ben Men­schen freu­en, da mein 20‑m2-Zim­mer schon bis zum Rand mit Kram gefüllt ist und mir beim Gedan­ken an den irgend­wann dann doch mal anste­hen­den Umzug schon regel­mä­ßig der Schweiß aus­bricht. „Ver­brauchs­wa­ren“ braucht Ihr mir aber auch nicht zu schi­cken, denn wer will schon anonym ver­sand­te Lebens­mit­tel?

Noch ein biss­chen blö­der wird so eine Akti­on, wenn das Paket aus­ge­rech­net am Sams­tag­mor­gen um Zehn nach Neun (lies: Mit­ten in der Nacht) zuge­stellt wird. Aber das wäre natür­lich noch stei­ger­bar: Wenn ich mit dem Bus nach Alten­bo­chum fah­ren müss­te, um in der Post­agen­tur fest­zu­stel­len, dass mir jemand ein Päck­chen Son­der­müll zuge­schickt hat, wür­de ich ver­mut­lich schlicht­weg grün anlau­fen und erst mal ein paar Autos durch die Gegend wer­fen.

Nehmt Euch ein Bei­spiel an den Musik-Pro­mo­tern, Plat­ten­fir­men und Nach­wuchs­bands die­ses Lan­des, die in der Regel immer nett nach­fra­gen, bevor sie einem was ins Haus schi­cken. Das ist schon aus öko­no­mi­schem Selbst­schutz die tau­send­mal bril­lan­te­re Idee und häu­fig erge­ben sich dar­aus auch net­te Kon­tak­te. Als ich vor ein paar Mona­ten unauf­ge­for­dert ein Paket von einem nam­haf­ten deut­schen Ver­lag bekam, mit des­sen Pres­se­ab­tei­lung ich zuvor schon mal zu tun gehabt hat­te, war ich erst ver­wirrt. Aber die Aus­wahl der Bücher leg­te nahe, dass sich da jemand sehr genau mit die­sem Blog beschäf­tigt haben muss, und ich war nicht mehr ver­wirrt, son­dern gerührt. Ent­spre­chend schlecht ist mein Gewis­sen, dass die Bücher noch immer unge­le­sen sind.

Jede Web­site bemüht sich heut­zu­ta­ge um per­so­na­li­sier­te Wer­bung, die mög­lichst prä­zi­se auf die Inter­es­sen des ein­zel­nen Besu­chers zuge­schnit­ten ist, aber Ihr bal­lert mit Schrot­flin­ten auf Pfen­nig­stü­cke. Genau­so gut könn­ten Eure Kun­den Geld­schei­ne in die Luft wer­fen und was oben bleibt, ist gut inves­tiert.

Über­haupt, lie­be Fir­men: Fin­det Ihr das eigent­lich gut, die­se Beläs­ti­gung im Namen des Mar­ke­tings? Ein­fach Leu­te anzu­ru­fen ist ver­bo­ten, aber ihnen Krem­pel ins Haus zu schi­cken ist okay? Wisst Ihr, was Eure ver­mut­lich über­be­zahl­ten PR-Stra­te­gen da machen? Habt Ihr das so in Auf­trag gege­ben? Und wenn Ihr die­sen Text hier in Eurer Pres­se­map­pe fin­det (weil any PR ja bekannt­lich good PR ist), habt Ihr dann nicht das Gefühl, dass da irgend­was irgend­wo gewal­tig schief gelau­fen sein könn­te?

Es ist das derbs­te PR-Kli­schee, aber sol­che Aktio­nen fal­len einem doch nicht im nüch­ter­nen Zustand ein, oder? Die Kri­se ist erst eine, wenn sie auch bei den Ham­bur­ger und Düs­sel­dor­fer Koks­dea­lern ange­kom­men ist. Und mal ehr­lich: Wer auf die Idee kommt, in einem Wer­be­spot aus­ge­rech­net den Titel­song von „Wir Kin­der vom Bahn­hof Zoo“ zur Ver­mitt­lung eines posi­ti­ven Lebens­ge­fühls ein­zu­set­zen (wie ges­tern gese­hen), der muss sich doch wohl ein eher lege­res Ver­hält­nis zu Betäu­bungs­mit­teln nach­sa­gen las­sen.

Genug der kal­ten Wut. Ich den­ke, es ist deut­lich gewor­den, dass ich von wei­te­ren Care-Pake­ten aus der Wer­be­höl­le ver­schont wer­den möch­te. Ich wäre glück­lich, wenn Ihr Euch dar­an hiel­tet.

Mit freund­li­chen Grü­ßen und Dank im Vor­aus,

Lukas Hein­ser

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Deutschlands führende Nacktrichten-Portale

Frü­her galt es unter pro­mi­nen­ten Frau­en als der letz­te Ret­tungs­an­ker, sich (halb-)nackt für irgend­wel­che Her­ren­ma­ga­zi­ne ablich­ten zu las­sen, um noch ein biss­chen Geld und Auf­merk­sam­keit ein­zu­strei­chen.

Heu­te sind die Frau­en nicht mehr pro­mi­nent und sie ste­hen am Anfang, nicht am Ende einer Kar­rie­re, wenn sie sich aus­zie­hen. Aller­dings hat es den Anschein, als wür­den nicht pri­mär sie von sol­chen Fotos pro­fi­tie­ren, son­dern das jewei­li­ge Maga­zin, dass sich – wie bereits erwähnt – über jede Men­ge kos­ten­lo­ser Wer­bung freu­en kann:

 Topmodel in der FHM - Tessa: „Guter Sex kann kurz sein“
(express.de)

Heidis Topmodel Tessa zeigt die Brüste - Oberzicke Tessa strippt vor einer Kamera und erscheint in der aktuellen Ausgabe des Männermagazins FHM.
(hna.de)

GNTM: Topzicke Tessa zeigt sich hüllenlos. Die Topmodel-Kandidatin Tessa zeigt Ihren Traumkörper und verrät pikante Details aus ihrem Liebesleben. Die Bilder!
(oe24.at)

Weitaus niveauvoller, aber nicht minder heiß, sind die Unterwäschebilder, die Tessa im Männermagazin FHM zeigen.
(„Schwä­bi­sche Zei­tung“)

Und dann sind da natür­lich noch die übli­chen Trash-Por­ta­le:

Die Enthüllung der Tessa: Nachrichten, 06.03.2009, DerWesten. Tessa macht ernst: lange vor dem Ende der vierten Staffel von "Germany´s next Topmodel" hat sie ihr Cover-Shooting hinter sich gebracht.
(derwesten.de)

Topmodel-Zicke sexy in der FHM: Heidi, guck mal, das ist deine Tessa! Was die Model-Mama wohl zu diesen Bildern sagt? Topmodel-Kandidatin Tessa Bergmeier (19) – immer wieder für eine Überraschung gut! Ihr jüngster Coup: ein FHM-Shooting im Puff! Tessa lasziv in sexy Dessous, Tessa wie sie ihr eigenes Spiegelbild anschmachtet.
(Bild.de)

Tessa Bergmeier in einem Männermagazin
Da wird Heidi aber Augen machen. Düsseldorf (RPO). Was wäre
(„RP Online“)

Las­sen Sie sich von dem Wort „Män­ner­ma­ga­zin“ übri­gens nicht irri­tie­ren: „RP Online“ ver­rät den Namen des Maga­zins natür­lich noch und ver­linkt auch dar­auf. Und auf die eige­ne, dies­mal nur zehn­tei­li­ge Bil­der­ga­le­rie zum The­ma.

Ich habe die Leu­te von derwesten.de, die ihre sieb­zehn­tei­li­ge Klick­stre­cke via twit­ter ange­prie­sen hat­ten, gefragt, ob es eigent­lich ein Gesetz gebe, dass einen zur Bericht­erstat­tung über aktu­el­le FHM-Titel­bil­der ver­pflich­tet.

Die über­ra­schen­de Ant­wort:

@coffeeandtv Nein, kein Gesetz. Aliens vom Planeten Zargon sind in der Redaktion gelandet und zwingen uns mit vorgehaltener Laserwaffe dazu.

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„Something more substantial“

Mans­field Fra­zier, ein schwar­zer Jour­na­list aus Cleve­land, warnt in einem Arti­kel bei The Dai­ly Beast vor einer zu star­ken Ver­ein­nah­mung des neu­en US-Prä­si­den­ten.

Eigent­lich bezieht er sich dabei auf den Oba­ma-Hype in der black com­mu­ni­ty, wo man bereits Stra­ßen und Schu­len nach Barack Oba­ma benannt hat:

When Oba­ma asked us to get invol­ved, I think he was asking us to do some­thing more sub­stan­ti­al, like going into the schools and hel­ping by tuto­ring, not just taking the easy, cheap, and hol­low shot of naming a school after him.

Er macht sich aber auch Sor­gen, dass Oba­ma noch wei­ter aus­ge­schlach­tet wer­den könn­te:

Let’s just pray that whites don’t catch the Oba­ma fever at the cor­po­ra­te level. Things could get real ugly then in the mar­ket­place: Oba­ma fries at Mickey D’s.

Offen­bar haben die Euro­pä­er den Ame­ri­ka­nern da aus­nahms­wei­se mal was vor­aus.

Hier sind die Neu­zu­gän­ge seit 1:32 Uhr heu­te Nacht:

Holländer taufen Apfelsorte "Obama"

[Aus den „West­fä­li­schen Nach­rich­ten“, ent­deckt von Johan­nes]

WÜRZBURG Provinz auf Weltniveau? Yes WÜ can! Info- und Gesprächsabend zur umstrittenen Werbekampagne der Würzburg AG. Kritik hat es reichlich gehagelt an "Würzburg – Provinz auf Weltniveau". Dieter Schneider, in dessen Agentur der im September 2008 vorgestellte Werbespruch entstand, hält diesen nach wie vor für einen "Hammer-Slogan". [...] Dass für die Vermarktung von Würzburg was gehen muss, war bei der Gesprächsrunde herauszuhören. Dieter Schneider verabschiedete die Teilnehmer so optimistisch wie trendgerecht mit "Yes WÜ can".

[Aus der „Main­post“, ent­deckt von Björn]

Yes we did - The Obama Party

[Wer­be­pla­kat für eine Par­ty in den Ham­bur­ger Docks, ein­ge­sandt von Mar­ti­na]

Um noch mal Mans­field Fra­zier zu zitie­ren:

By making Oba­ma some­thing less than sel­dom seen, we’re at risk of des­troy­ing his cool mys­tique. We’re in dan­ger of tri­via­li­zing his brand by acting like a pack of mad papa­raz­zi.

[Das Tor zur Höl­le]