Erwartet haben die Veranstalter an meiner Uni nicht viel, zu gering war die Resonanz der Studenten an den Aktionstagen. Zu gering das Engagement, mit den immergleichen Aussagen wird man als naiver Tölpel abgestempelt. Man sei ein Träumer oder zu links, die Forderungen zu groß und überzogen. Die Skeptiker haben an jeder Ecke gelauert. “Wenn wir 200 Leute bekommen, haben wir schon viel erreicht”, so eine Organisatorin.
Ich weiß nicht wie es Skeptikern ging, aber als ich gestern an meiner Uni stand und als anstatt der erwarteten 200 sich ganz plötzlich unerwartete 1.300 Menschen auftauchten, konnte man die Anspannung in den Gesichtern weichen sehen. Das mag jetzt pathetisch klingen, aber man hatte wirklich das Gefühl, dass man heute ein Zeichen setzt.
Auch Deutschlandweit wurde die Zahl der tatsächlich Mitwirkenden unterschätzt, über 240.000 StudentInnen, SchülerInnen waren auf der Straße in mehr als 80 Großstädten. Die Bilanz kann sich sehen lassen.
Vom Campus aus zogen alle Demonstranten durch die Weingärtner Innenstadt zum Löwenplatz, dem hiesigen Marktplatz. Dort wurden die Zwischenkundgebungen abgehalten, nicht nur die AstA und UstA hielten Ansprachen, sondern auch einer der Hochschulprofessoren der PH hielt eine sehr eindringliche Rede, in der er den Demonstranten die Sicht der Professoren schilderte, dass es auch für die Hochschule nicht einfach ist mit den Beschlüssen der Politik und dem Bologna Prozess auszukommen, als letztes sprach auch eine Kandidatin der Grünen.
Es war eine sehr friedliche und dennoch eindringliche Stimmung. Nach den Zwischenkundgebungen lief die Demonstration weiter, auf der Hauptstraße entlang zurück zum Unigelände. Dort hielten der Schülersprecher der zwölften Klasse sowie ein Abgeordneter der SPD die beiden letzten Ansprachen des Tages.
Nach den Kundgebungen spielten die unieigenen Bands für die Demonstranten. Bis in den frühen Abend wurden nicht nur gefeiert, sondern auch diskutiert. Ausschreitungen oder Krawalle gab es keine. Von Seiten der Polizei und Hochschule gab es großes Lob, die Demonstration in Weingarten war ein Erfolg, vor allem auch die Besonnenheit der Demonstranten wurde gelobt.
Hier noch einige Stimmen:
“Ich hätte nie im Leben damit gerechnet, dass 20 Menschen über 1.000 andere motivieren können!”, Steffen H.
“Die Art und Weise der Demonstration hat hoffentlich allen Skeptikern gezeigt, dass man doch noch etwas Bewegen kann. Man muss jetzt nur am Ball bleiben!”, Lena E.
“Ich glaube wirklich, das es ein Zeichen gesetzt hat, zumindest weiß die Hochschule sowie die Politik jetzt, dass wir uns nicht alles gefallen lassen. Und wird in Zukunft bei ihren Beschlüssen anders entscheiden”, Julia A.
“Ich bin total stolz auf alle, die mitgelaufen sind. Ich hätte damit nie gerechnet. Meine ganzen Zweifel sind ein Stückchen geschrumpft. Ich hoffe das es so weiter geht und die Politik sowie die Hochschule sich bewusst wird, welche Verantwortung sie haben”, Sandra P.