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Gesellschaft

Weihnachtsgrüße aus Rom

Überraschende Weihnachtsgrüße erreichen uns von der Römisch-Katholischen Kirche. ((Ich möchte hier nicht das Verhältnis zwischen mir und der katholischen Kirche thematisieren. Ich mag das pompöse ihrer Gottesdienste, ich mag den Petersplatz und ich weiß nur zu gut, welche riesigen Meinungsverschiedenheiten es zwischen Rom und den einzelnen Gemeinden vor Ort gibt. Meine Versuche, andere Religionen und Meinungen zu respektieren, scheitern eben regelmäßig am Papst.))

Benedikt XVI. hält an seinem Plan fest, zu jedem hohen Feiertage eine Bevölkerungsgruppe zu vergrätzen. Nach Juden und Muslimen hat er sich jetzt die Homosexuellen vorgenommen:

Der Papst sagte, die Menschheit müsse auf “die Sprache der Schöpfung” hören, um die von Gott vorgesehen Rollen von Mann und Frau zu verstehen. Er bezeichnete Verhältnisse jenseits von traditionellen heterosexuellen Beziehungen als “Zerstörung von Gottes Werk”.

Einen Höchstwert auf der Eva-Herman-Skala für verschrobene Gedankengänge sicherte sich der Papst dann mit diesem Satz:

“Die Regenwälder haben ein Recht auf unseren Schutz”, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters das Oberhaupt der katholischen Kirche weiter, ” Aber der Mensch als Kreatur hat nicht weniger verdient.“

Faszinierenderweise verhält es sich mit dem Papst da so ein bisschen wie mit Bushido: Ihn alleine kann man mit der nötigen Distanz noch ertragen, aber schlimm wird es, wenn seine Anhänger hinzukommen.

Stefan Niggemeier hat neulich in einem anderen Zusammenhang auf kreuz.net aufmerksam gemacht, ein “Nachrichtenportal”, das jeden aufgeklärten Menschen erst einmal staunen macht. Christlicher Extremismus ist auch im 21. Jahrhundert durchaus vorhanden — auch und gerade im Internet. Als kleine, einigermaßen wahllose Kostprobe sei nur dieser Artikel empfohlen, in dem es gleich um Schwulenhass, Journalistenbashing und einen Nazi-Vergleich geht.

Aber ich möchte mir meine dann doch halbwegs festliche Stimmung nicht von Hardcore-Exegeten der christlichen Heilslehre verderben lassen und schwenke deshalb lieber um zu schöner Musik. Die großartige Band Nizlopi hat ein Lied namens “Part Of Me” geschrieben.

In dem Text heißt es unter anderem:

And George Bush, Tony Blair, Eminem and Dr Dre
Putin, Sarcozy and Arnold Schwarzenegger by the way
Amy Winehouse, Margaret Thatcher and the Pope would have to say
If they were all quite honest
That part of them is gay

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[via queer.de]

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Das ästhetische Wiesel

Ich komme im Moment nicht so recht zum Bloggen, was ein bisschen mit dem üblichen Weihnachtsstress zu tun hat, ((Es war ein grausamer Moment, als ich feststellte, das es zwar noch sieben Tage bis Weihnachten sind, aber nur dreieinhalb Werktage.)) ein bisschen mit neuen und alten Jobs, ein bisschen mit Zahnarzt- ((Meine Krankenversicherung erwartet von mir, dass ich einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung gehe. Dies geschieht meist am letzten möglichen Termin.)) und Friseurbesuchen, ((Herr König sagt, vor Weihnachten kämen sie alle noch mal vorbei, vom Opa bis zum Enkel, weil niemand von der Familie hören wolle, wie ungepflegt man aussehe.)) ein bisschen hiermit und damit — und ein bisschen auch mit einer Erkältung, die in Sachen Rückzug und Wiederkehr offensichtlich in pakistanischen Terrorcamps ausgebildet wurde.

Na gut: das sind alles halbherzige Entschuldigungen.

Ich möchte Ihnen trotzdem einen weiteren Favoriten bei der Wahl zur “Überschrift des Jahres” vorstellen. Die heutige headline entstammt der Lokalredaktion der NRZ in Dinslaken und wurde im – für kunstvolle Überschriften bekannten – Portal “Der Westen” veröffentlicht:

Aale senden Signale

Die heutige Überschrift ist bei Christian Morgenstern geklaut.

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Rundfunk Fernsehen

… as every year

Stellen Sie sich vor, Sie sind Redakteur bei einem Boulevardmagazin, einer Tageszeitung oder einem beliebigen Formatradiosender.

Ja, das ist schon schlimm, aber jetzt kommt’s: Stellen Sie sich bitte weiter vor, Sie haben sich wieder mal zu spät um die Urlaubsplanung gekümmert und wissen jetzt schon, dass Sie im kommenden Jahr “zwischen den Jahren” arbeiten müssen – also in der extrem langweiligen Zeit zwischen Weihnachten und Silvester, in der außer riesigen Naturkatastrophen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen eigentlich nie was passiert.

Damit Sie das Programm irgendwie gefüllt kriegen, gibt Ihnen das Dienstleistungsblog Coffee And TV schon jetzt eine kleine Liste mit Themen an die Hand, die Sie während der nächsten 361 Tage abarbeiten können:

  • Geschenke umtauschen: Schicken Sie einen Reporter in ein beliebiges Kaufhaus und lassen Sie ihn von Gutscheinen und Umtauschaktionen faseln. Wichtig: Klischeegemäß Socken, Krawatten, o.ä. erwähnen!
  • Abnehmen: Alle Menschen werden über Weihnachten dick. Warum weiß kein Mensch. Glauben einem aber eh alle unbesehen. Experten (Arzt, Ernährungswissenschaftlerin, Harry Wijnford) vor die Kamera zerren. Evtl. während einer der diversen Preisverleihungen schon mal Prominente nach Abspecktipps fragen (dabei dringend auf mögliche Schleichwerbung achten!!!!1).
  • Feuerwerk: Ist urst gefährlich. Schaufensterpuppen in die Luft sprengen, Feuerwehr oder Pyrotechniker interviewen. Wichtig: Vor osteuropäischen Produkten warnen (haben kein Prüfzeichen).
  • Vorsätze fürs neue Jahr: Prominente (Preisverleihung, s.o.) oder Straßenumfrage. Obskure Statistiken einbringen. Experte: Schwierig. Vielleicht Pete Doherty o.ä.
  • Das wird anders: Neue Münzen, Steuersätze, Gesetze, Verordnungen. Kann man einen Tag von leben. Straßenumfragen bei benachteiligten Minderheiten (Steuerzahler, Raucher, etc.) nicht vergessen!
  • Silvesterfeier: So feiert Promi XY oder Ihre Nachbarin. Zwecks Abwechslung auch an Exoten denken (s. Blanco, Roberto; Cordalis, Costa; Farrag, Nadja Abd El; Baffoe, Liz). Gut kombinierbar mit:
  • Rezepte: Kochen geht immer, besonders zu Silvester. Opener: Schnittbilder von Raclette, Fondue, Karpfen blau (s. Archiv).
  • Hausmittel gegen Kater: Prominente (s.o.), Straßenumfrage, Arzt, Apothekerin, etc. Wichtig: In der Anmoderation den Moderator von “meiner Oma” erzählen lassen.
  • Dinner For One: Läuft zum xy. Mal. Prominente erzählen oder nachspielen lassen, gut mit Quiz (Sitzordnung!!!1) kombinierbar. Auf alle Fälle darauf hinweisen, dass der Sketch in England “völlig unbekannt” ist (geht auch als Aufhänger, dann GB-Korrespondenten frühzeitig um eine alberne Straßenumfrage bitten).

Alternativ könnten Sie natürlich auch den Krempel von diesem Jahr wiederholen. Oder den vom letzten Jahr. Oder vom vorletzten …

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Fernsehen

Wir warten aufs Christkind

Nun ist es endlich soweit: der einzige Tag, der nur ein Abend ist, ist da. ((Es gibt natürlich auch Regionen, in denen es jede Woche einen Tag gibt, der nur ein Abend ist. Ich sage aber Samstag, schon allein weil ich finde, dass “Sonnabendabend” total bescheuert klingt.))

Der 24. Dezember ist der Tag, an dem einem vielleicht am deutlichsten wird, dass man älter wird und dass die Zeit mit zunehmendem anders zu vergehen scheint: Als Kind wollte dieser verdammte Nachmittag einfach nicht vergehen und man musste sich mit Michael Schanze und doofen Kinderfilmen beschäftigen. Heute verbringt man seinen 24. Dezember auf der Suche nach Geschenken in überheizten Einkaufszentren mit überreizten Menschen, die sich das ganze irgendwie auch anders vorgestellt haben, aber das doofe Päckchen mit dem Geschenk, das sie bei eBay ersteigert hatten, kam halt nicht rechtzeitig an. ((Diese Geschichte ist rein fiktiv. Ich habe schon alle beiden Geschenke und würde auch nie auf die Idee kommen, weitere zu kaufen.))

Falls Sie trotzdem Zeit haben und diese gerne sinnvoll verbringen möchten, dann nehmen Sie doch an unserer Leserwahl teil oder sehen Sie sich die Weihnachtsansprache unseres Frühstücksdirektors an:

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Ich wünsche Ihnen jetzt schon mal ein frohes Weihnachtsfest!

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Blogflöten zum vierten Advent

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Digital

Klickbefehl (5)

Aber dass Kassetten einmal nicht nur, wie das Theater vom Film oder das Pferd vom Auto, als Opfer eines optimierten Folgeprodukts in eine Liebhaberecke zurückgedrängt würden, sondern derart gründlich verschwinden könnten, dass man zum Beispiel in Frankfurt oder Berlin nach Kassetten so intensiv suchen muss wie nach Schreibmaschinen-Farbbändern oder nach Austauschbirnen für Diaprojektoren: Das hätte man noch vor ein paar Jahren nicht gedacht.

Niklas Maak schreibt in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” von morgen einen Nachruf auf die Audiokassette.

* * *

Manchmal scheint es, als sei den Journalisten, die gegen dieses Mitmachnetz anschreiben, schon die Motivation all dieser neuen Konkurrenten um Aufmerksamkeit suspekt: einfach zu glauben, etwas zu sagen zu haben, und es nicht für Geld, Auflage, Karriere oder den Verkauf von Werbeplätzen zu tun.

Stefan Niggemeier schreibt in der “taz” über den alten Konflikt zwischen Mitmachmedien und dem “etablierten” Journalismus.

* * *

Im Ratgeber “Diäten-Test” wird ausführlich über die “Diäterfolge” des Unternehmens berichtet, “zuletzt aktualisiert: 09. Mai 2007 | 15:21″. Bereits am 21. Februar 2005 hatte die Redaktion “Populäre Abnehmkonzepte unter der Lupe”, allen voran Weight Watchers. Und schon in der Sendung vom 6. September 1999 mit dem Thema “Wege zur Wunschfigur” war die WW-Methode für den MDR empfehlenswert.

Bei den Medienpiraten wundert sich Peer darüber, dass man Andrea Kiewel beim MDR für ihre Weight-Watchers-Schleichwerbung gefeuert hat, während der Sender die Abnehmgruppe seit Jahren ungwöhnlich oft empfiehlt.

* * *

More are expected to shop online than attend Church of England services.

bbc.co.uk erzählt, wie Millionen Briten die Heilige Nacht verbringen werden: Vor dem Computer auf Schnäppchen hoffend.

Nachtrag 23. Dezember: Zugabe bei Telepolis: Die GEZ fordert Rundfunkgebühren von einer fiktiven Person. [via Lawblog-Kommentare]

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Blogflöten zum dritten Advent

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Unterwegs

Blogger auf dem Weihnachtsmarkt

Vor der inzwischen schon fast traditionellen Bochumer pl0gbar am letzten Dienstag wollten wir eigentlich mit allen noch über den Weihnachtsmarkt schlendern. Letztendlich waren es dann Kathrin, Jens und ich, die sich die Bretterbuden und den Glühwein einmal genauer ansahen.

Was dabei herausgekommen ist, sehen Sie hier:

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Und hier noch das passende Max-Goldt-Zitat:

Wenn ich nur einen schlechten Rotwein hätte, eine Alkoholzufuhr aber für dringend sachdienlich hielte, würde ich den Wein so weit wie möglich runterkühlen. Man weiß ja von Coca-Cola und manchem Milchspeiseeis, daß eklige Dinge halbwegs tolerabel schmecken, wenn man sie stark kühlt. Ich würde den schlechten Wein jedenfalls nicht zur drastischeren Offenlegung seiner minderen Qualität auch noch erwärmen!

(Max Goldt – Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens, in: Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens)

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Literatur

Ist das Lesen nicht schön?

In einem Anfall nur geringer Selbstüberschätzung dachte ich einmal “Was Elke Heidenreich kann, kann ich schon lange”, schnappte mir die Videokamera und erzählte dieser, welche Bücher man denn meine Meinung nach zu Weihnachten verschenken solle.

Herausgekommen ist ununterbrochenes Gesabbel, das man auch gut als bilderlosen Podcast hätte fabrizieren können, aber ich wollte ja unbedingt ein Video draus machen.

Bitte sehr, hier ist es:

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Link: sevenload.com

Anders als Elke Heidenreich brauche ich aber nur 16 Minuten. Das heißt, ich rede doppelt so schnell.

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Blogflöten zum zweiten Advent

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Blogflöten zum ersten Advent

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Leben

Pimp my Feiertagskalender

Weihnachtsbaum (Symbolbild)

Weihnachtsgebäck gibt es ja bekanntlich schon seit mehr als zwei Monaten zu kaufen. Heute habe ich den ersten Weihnachtsschmuck in einem Einkaufszentrum hängen sehen. Damit gilt jetzt wohl die Faustregel, dass nach St. Martin Plastiktannengrün und Lichterketten zum Einsatz kommen – früher wartete man damit bis nach dem Volkstrauertag.

Ich kann Ihnen aber sagen, warum man schon im frühen November mit derlei Tand belästigt wird: Den Deutschen fehlt einfach ein ordentlicher Feiertag im Spätherbst. Die Amerikaner haben Thanksgiving, ein ganz wunderbares Fest, weil es beinahe nur aus Essen besteht und ohne enervierende Geschenkzeremonien auskommt. Thanksgiving wird am vierten Donnerstag im November begangen, der darauffolgende Freitag ist der offiziöse Beginn des Weihnachtsgeschäfts.

Natürlich werden die Häuser und Einkaufszentren so geschmückt, dass sie bereits zu Thanksgiving in vollem Glanz erstrahlen – aber es denkt eben noch niemand an Weihnachten, weil ja noch ein weiterer Feiertag vor der Tür steht. Die gefühlte Weihnachtszeit reduziert sich damit auf die vier bis fünf Wochen bis zum 25. Dezember, fast so wie früher, als man noch die Adventszeit feierte.

Ich würde also gerne für einen Thanksgiving-ähnlichen Feiertag im späten November plädieren, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass die Deutschen es in ihrer unnachahmlichen Art wieder völlig vermasseln würden, angelsächsische Feste zu lokalisieren. Denn auch wenn viele Deutsche davon überzeugt sind, völlig “amerikanisiert” zu sein (den Exkurs in die amerikanische Geschichte spare ich mir; schlagen Sie Mayflower, Pilgerväter oder Halloween einfach mal nach oder lesen Sie am besten gleich “USA Erklärt” und dieses Buch): amerikanische Bräuche funktionieren in Deutschland ebenso wenig wie amerikanische Ladenketten. Schlagen Sie mal Walmart, Gap oder Blockbuster Video nach!

Wo wir gerade bei Amerikanisierung sind: Es kann doch nicht sein, dass mittlerweile jede zweite Imbissbude in Deutschland Snapple führt und es das Zeug immer noch nicht im Handel zu kaufen gibt, oder?