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Award Day’s Night

Span­nung, Twit­ter, gro­ße Gefüh­le und ein viel zu lau­ter Hand­trock­ner – so lässt sich die Ver­lei­hung des Grim­me Online Awards ges­tern Abend in Köln zusam­men­fas­sen.

Cof­fee And TV war ganz nah dran an den Nomi­nier­ten, Kri­ti­kern und Exper­ten und prä­sen­tiert Ihnen die bes­ten Sze­nen in einem abend­fül­len­den Spiel­film.

Näm­lich hier:

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Nach­trag 13. Juni: Bit­te lesen Sie auch mei­ne Medi­ta­ti­on über den Abend und die Kluft zwi­schen On- und Off­linern.

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Grimme legt nach

Bei der Bekannt­ga­be der Nomi­nie­run­gen für den Grim­me Online Award hat­ten die Ver­ant­wort­li­chen des Grim­me-Insti­tuts noch gescherzt: Pein­lich­kei­ten wie im letz­ten Jahr wol­le man die­ses Jahr um jeden Preis ver­mei­den, außer­dem dür­fe die Jury ja maxi­mal zwei Web­sei­ten nach­no­mi­nie­ren. Von die­sem Recht mach­te die Jury prompt Gebrauch.

So schlimm wie im letz­ten Jahr, als die Jury das dama­li­ge Jury-Mit­glied Mario Six­tus nach­no­mi­nier­te (der dar­auf­hin sofort aus der Jury aus­stieg und am Ende den Preis natür­lich – und eigent­lich zu Recht – gewann), ist es in die­sem Jahr nicht gewor­den. Die­ses Jahr ent­schied man sich nur, die Quo­te öffent­lich-recht­li­cher Ange­bo­te an den Nomi­nie­run­gen von erst 23,5% auf 26,3% zu erhö­hen – immer­hin stra­te­gisch geschickt zu einer Zeit, zu der Tho­mas Knü­wer im Urlaub ist.

Wenigs­tens ist die jetzt nach­no­mi­nier­te „WDR Media­thek regio­nal“ schon seit mehr als einem hal­ben Jahr online. Außer­dem ist sie bedeu­tend ein­fa­cher zu bedie­nen als die eben­falls nomi­nier­te ZDF-Media­thek, was aber auch kei­ne gro­ße Kunst ist. Ein­bet­ten kann man die zur Ver­fü­gung ste­hen­den Fil­me aber auch beim WDR nicht, so dass ich auf einen Bei­spiel­bei­trag ver­lin­ken muss. Auch hier darf/​muss die Nomi­nie­rung als Signal an die Poli­tik ver­stan­den wer­den, die bald dar­über ent­schei­den muss, wie viel öffent­lich-recht­li­che Sen­der im Inter­net machen dür­fen.

Erfah­rungs­ge­mäß lässt eine Nach­no­mi­nie­rung dar­auf schlie­ßen, dass die Web­sei­te auch einen Award krie­gen wird – immer­hin sieht es so aus, als fin­de die Jury das Ange­bot bes­ser als alle Vor­schlä­ge der Nomi­nie­rungs­kom­mis­si­on. Und das scheint mir das Kern­pro­blem des GOA zu sein: es gibt eine Nomi­nie­rungs­kom­mis­si­on, eine Jury und über allem das Grim­me-Insti­tut, das sei­nen guten Namen her­gibt. Sie alle mögen für sich genom­men jeweils nur das Bes­te wol­len, aber die strik­te Tren­nung, die für Trans­pa­renz sor­gen soll, führt in Wahr­heit immer zu Cha­os und Häme in der Blogo­sphä­re. Und auch wenn die sicher nicht der allei­ni­ge Maß­stab sein soll­te: ein Online-Preis, der regel­mä­ßig Onli­ner gegen sich auf­bringt, ist nichts wert.

Ach so, ich schrieb von zwei Nach­no­mi­nie­run­gen: neben der WDR-Media­thek wur­de intro.de in die Lis­te auf­ge­nom­men, das Online­por­tal zu Deutsch­lands stu­den­tischs­tem Musik­ma­ga­zin. Das erstrahlt seit kur­zem in einem zweinul­li­gen, lang­sa­men und unüber­sicht­li­chen … äh: Glanz und ist damit so egal wie das dazu­ge­hö­ri­ge Heft.

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Fernsehen Rundfunk

Der Schatz im Silberwald

Köln-Bock­le­münd an einem Diens­tag­mit­tag. Vor einer Hal­le auf dem Stu­dio­ge­län­de des WDR steht Wolf­gang Völz umringt von eini­gen Damen, unter­hält sich ange­regt und in sei­ner gewohnt gemüt­li­chen Art. Ihn scheint die Situa­ti­on fast schon etwas zu lang­wei­len, ich har­re der Din­ge, die da kom­men wer­den.

Kurz­fris­tig war der Vor-Ort-Ter­min ange­kün­digt, und trotz­dem sind die Jour­na­lis­ten in ansehn­li­cher Zahl gekom­men. Alle waren sie heiß dar­auf, über ein neu­es Musi­cal zu erfah­ren, das Wal­ter Moers dem WDR ange­bo­ten hat. „Die drei Bär­chen und der blö­de Wolf“ soll es hei­ßen. Wie das gan­ze aus­se­hen soll, davon kön­nen sich die Pres­se­ver­tre­ter heu­te ein eige­nes Bild machen.

Vor dem offi­zi­el­len Beginn des Ter­mins hole ich mir noch schnell einen Kaf­fee. Kom­me ins Gespräch mit einem Redak­teur von „Neu­es Deutsch­land“ und sei­ner Toch­ter. Kur­ze Zeit spä­ter stößt Wolf­gang Völz dazu. „Kind, spielst du ein Instru­ment? Ich habe ja Man­do­li­ne gespielt. Weißt du, was eine Man­do­li­ne ist?“ Nein, weiß das Kind nicht, und Völz legt an, zu erklä­ren, was für Geräu­sche eine Man­do­li­ne von sich gibt. Kur­ze Zeit spä­ter ver­schwin­det er, um sich ein Bier zu geneh­mi­gen. Und um die­se Tat­sa­che hin­ter­her mit dem Satz „Ich sau­fe mich zum Blau­bär“ zu ver­voll­stän­di­gen.

Wolfgang Völz

Das Kern­ziel des Ter­mins: Kulis­sen begu­cken und über das Musi­cal spre­chen. Ers­te Fest­stel­lung: es ist ein typi­scher Moers. Aber nicht nur in Sachen Sto­ry, son­dern auch was die Figu­ren und die Musik angeht. So hat Moers zusam­men mit Tho­mas Pigor (feder­füh­rend bei „Der Bon­ker“) die vier Musi­cal-Songs erar­bei­tet, und regel­mä­ßig bekam Moers Fotos der Pup­pen und der Kulis­sen über­mit­telt, um sie abzu­seg­nen.

Die Kulis­se selbst wur­de extra für das 45-Minu­ten-Stück ent­wor­fen. Nichts ist zu sehen vom Blau­bär­schen Kut­ter oder dem Zim­mer der Bär­chen. Anstatt des­sen fül­len eine Wald­hüt­te, ein umfang­rei­ches Wohn­zim­mer und ein gro­ßer Mär­chen­wald (im Stück „Sil­ber­wald“ beti­telt) die Pro­duk­ti­ons­hal­le.

Zur Sto­ry­line: Im ruhi­gen Sil­ber­wald stö­ren drei Bär­chen im Tokio Hotel-Style die Idyl­le. Beson­ders der im Wald ansäs­si­ge blö­de Wolf (Hein Blöd) fühlt sich vom Lärm gestört, ver­sagt aber an sei­ner eige­nen Doof­heit. Da kommt die gute blaue Fee (in Form von Käp­t’n Blau­bär) in einem him­mel­blau­en Stra­ßen­kreu­zer um die Ecke, um ihm gute Rat­schlä­ge zu geben und drei Wün­sche zu erfül­len.

Wie die Sto­ry wei­ter­geht, erfah­ren wie an die­ser Stel­le nicht, aber in ech­ter Blau­bär-Manier dürf­te es eine anstän­di­ge Geschich­te wer­den. Aber auch in Moers-Manier. Wer sei­ne Zamo­nien- Roma­ne kennt, der weiß von den Fähig­kei­ten des Autors, wenn es um die dezi­dier­te Beschrei­bung sei­ner Phan­ta­sie­wel­ten geht. In den Kulis­sen wird beson­ders deut­lich, dass die Zusam­men­ar­beit zwi­schen Pro­duk­ti­on und Autor geklappt hat: Moers‘ Sze­nen­be­schrei­bun­gen wer­den in Holz und Papp­ma­ché leben­dig. Es fühlt sich sehr beein­dru­ckend an, als ich mit einer klei­nen Grup­pe einen Abste­cher in die Sil­ber­wald- Kulis­se machen. Sogar das Gras des Wald­fuß­bo­dens ist echt, inklu­si­ve Wald­ge­ruch. „Wir hof­fen, dass die­se tol­le Wald­ku­lis­se nach den Auf­nah­men nicht ver­schrot­tet wird. Es wäre scha­de dar­um.“

Die drei Bärchen als Tokio Hotel

Der WDR sieht das Musi­cal als „Stück für die gan­ze Fami­lie“. Die Sto­ry für Kin­der, klei­ne Details wie Wort­spie­le als Bon­bon für die Erwach­se­nen.

Wäh­rend des Orts­ter­mins ist natür­lich auch Völz wie­der mit von der Par­tie und setzt sich mit in die Kulis­se. „Die­ses Schwein ist übri­gens mei­nem Bru­der nach­emp­fun­den“, wit­zelt er. Natür­lich wis­sen alle, dass er das nicht so meint.

Wolfgang Völz mit der guten Fee

Aus­ge­strahlt wer­den soll das nach wie vor in der Pro­duk­ti­on befind­li­che Musi­cal übri­gens im Okto­ber in der ARD und dem KiKa. Der kur­ze Vor­ge­schmack, der der Pres­se­meu­te vor Ort gezeigt wur­de, macht Lust auf mehr.

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Politik Gesellschaft

Hier könnte Ihre Metropole stehen

Nördliches Ruhrgebiet von der Zeche Zollverein aus

Ich mag das Ruhr­ge­biet, wirk­lich. Ich lebe ger­ne hier und fin­de vie­les in einem kon­ven­tio­nel­len, gar nicht iro­ni­schen Sin­ne „schön“. Neben ein paar klei­ne­ren Macken, die man in jeder Gegend fin­den könn­te, hat das Ruhr­ge­biet aber ein paar ekla­tan­te Pro­ble­me, die exis­tenz­be­dro­hend sein kön­nen.

Damit mei­ne ich noch nicht mal „Der­Wes­ten“, das lan­ge und groß ange­kün­dig­te, in der Umset­zung aber desas­trö­se Online-Por­tal der WAZ. Zwar bin ich der Mei­nung, dass sich die WAZ-Grup­pe viel­leicht erst mal auf ihre Kern­kom­pe­ten­zen besin­nen (bzw. sol­che auf­bau­en) soll­te, bevor man sich an Kon­zert­agen­tu­ren betei­li­gen will, und auch über die geplan­te Koope­ra­ti­on mit dem WDR wer­de ich mich zu gege­be­ner Zeit sicher­lich noch auf­re­gen, „Der­Wes­ten“ selbst habe ich aber völ­lig abge­schrie­ben und will mich am Ein­prü­geln auf der­art wei­che Zie­le auch nicht mehr betei­li­gen.

Reden wir lie­ber vom Ruhr­ge­biet selbst: Bei ruhrbarone.de gibt es einen sehr lesens­wer­ten Arti­kel über das Image-Pro­blem des Ruhr­ge­biets, das unter ande­rem auch dar­aus resul­tiert, dass die größ­te Metro­pol­re­gi­on Deutsch­lands (und fünft­größ­te Euro­pas – aller­dings mit Köln und Düs­sel­dorf) nach wie vor als unüber­sicht­li­ches Wirr­warr von 56 Städ­ten und Krei­sen wahr­ge­nom­men wird und sich tra­gi­scher­wei­se auch noch selbst so wahr­nimmt.

Im Ruhr­ge­biet leben 5,2 Mil­lio­nen Men­schen – auf­ge­teilt in drei Regie­rungs­be­zir­ke, von denen der eine nach einer Klein­stadt im Sau­er­land benannt ist, zwei Land­schafts­ver­bän­de, vier Krei­se, elf kreis­freie Städ­te, min­des­tens drei WDR-Lan­des­stu­di­os und unge­zähl­te Nah­ver­kehrs­un­ter­neh­men. Der Regio­nal­ver­band Ruhr (RVR) soll das gan­ze halb­wegs zusam­men­hal­ten – wenn nicht gera­de die nicht ganz unbe­deu­ten­de Stadt Dort­mund aus­stei­gen und lie­ber Haupt­stadt der west­fä­li­schen Pro­vinz als Teil einer Metro­po­le sein oder der Kreis Wesel lie­ber nie­der­rhei­ni­sche Pro­vinz als grü­ne Lun­ge der Regi­on sein will. Die SPD, die es in gefühl­ten hun­dert Jah­ren in der NRW-Lan­des­re­gie­rung nicht geschafft hat, das Ruhr­ge­biet zusam­men­zu­brin­gen, will den RVR gar gleich ganz auf­lö­sen.

Fragt man Men­schen aus Bran­den­burg nach ihrer Her­kunft, wer­den sie mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit „Ber­lin“ ant­wor­ten. Wer im Umkreis von etwa hun­dert Mei­len um Städ­te wie New York, Chi­ca­go oder Los Ange­les lebt, wird sich als Ein­woh­ner die­ser (zuge­ge­be­ner­ma­ßen extrem nam­haf­ten) Metro­po­len füh­len. Im Ruhr­ge­biet leben Men­schen, die dar­auf bestehen, aus einem seit 33 Jah­ren unselb­stän­di­gen Stadt­teil Bochums zu kom­men, und ein lau­tes Weh­kla­gen anstim­men, wenn sich das irgend­wann auch mal in der Bahn­hofs­be­schil­de­rung nie­der­schla­gen soll. Kein Wun­der, dass im Aus­land noch nie jemand vom Ruhr­ge­biet gehört hat und man immer „I live near Colo­gne“ sagen muss. Köln hat außer sei­nem wun­der­ba­ren Dom kei­nen Grund, in der Welt bekannt zu sein – im Ruhr­ge­biet gibt es wenigs­tens Bier und fünf Mal so vie­le Leu­te.

Schafft es das Ruhr­ge­biet in die Nach­rich­ten, sind gera­de wie­der ein paar Tau­send Arbeits­plät­ze in Gefahr oder weg­ge­fal­len und irgend­ein Ober­bür­ger­meis­ter, den nicht mal die Ein­woh­ner der Nach­bar­stadt ken­nen, spricht von einem „schwe­ren Schlag“ für sei­ne Stadt und die dor­ti­ge Wirt­schaft. Wahr­lich beein­dru­ckend ist die Soli­da­ri­tät unter den Men­schen hier: Da wird man als Besu­cher des Bochu­mer Schau­spiel­hau­ses gebe­ten, Pro­test­post­kar­ten an die Nokia-Füh­rung in Finn­land aus­zu­fül­len, und die aller­meis­ten machen das ein­fach. Zu Demons­tra­tio­nen am Nokia-Werk kom­men tau­sen­de Leu­te mit unter­schied­lichs­ten Beru­fen und sozia­len Hin­ter­grün­den, aber es klappt nicht, die­se „Wir schaf­fen das!“-Stimmung über die Medi­en zu trans­por­tie­ren – dort heißt es dann, eine gan­ze Stadt ste­he am Abgrund. Über­haupt: Wie wirkt denn das, wenn von „Nokia­nern“ oder „Ope­la­nern“ die Rede ist, ganz so, als gin­ge es um außer­ir­di­sche Lebens­for­men oder schlim­me Krank­hei­ten? Ent­las­se­ne Simens-Mit­ar­bei­ter hei­ßen doch auch „Sie­mens-Mit­ar­bei­ter“.

Zwar wer­den regel­mä­ßig neue For­schungs­zen­tren, Indus­trie­parks und ähn­li­ches eröff­net (und manch­mal auch wie­der geschlos­sen), aber das wird selbst in der regio­na­len Pres­se immer unter einem Rubrum wie „IT statt Koh­le“ auf­ge­führt, ganz so, als lie­fen hier immer noch alle mit schwarz ver­schmier­ten Gesich­tern durch stau­bi­ge Stra­ßen und wür­den gera­de ihre ers­te elek­tri­sche Schreib­ma­schi­ne anschlie­ßen. Fast scheint es, als wol­le man den gera­de statt­fin­den­den Struk­tur­wan­del ver­schwei­gen, weil es immer noch bes­ser ist, der „Koh­len­pott“ zu sein als so ein eigen­schafts­lo­ser Wachs­tums­raum wie Halle/​Leipzig.

Dafür wird das Ruhr­ge­biet ja euro­päi­sche Kul­tur­haupt­stadt des Jah­res 2010, mag man jetzt den­ken. Die Hoff­nun­gen, dass von die­ser Ver­an­stal­tung irgend­ein posi­ti­ver Impuls aus­ge­hen könn­te, habe ich aller­dings so gut wie begra­ben. Zwar ist es in Deutsch­land guter Brauch, alles im Vor­hin­ein schei­ße zu fin­den und es hin­ter­her zu beju­beln (Welt­aus­stel­lun­gen, Fuß­ball­welt­meis­ter­schaf­ten, Die Lin­ke), aber in die­sem Fall deu­tet vie­les dar­auf hin, dass die „Ruhr.2010“ in der Tat ein Desas­ter unge­ahn­ten Aus­ma­ßes wer­den könn­te. Dju­re hat bei blog.50hz.de viel über den sog. Logostreit, den Slo­gan und die Finan­zie­rung geschrie­ben und sich trotz opti­mis­ti­scher Aus­gangs­hal­tung inzwi­schen zur For­de­rung „Absa­gen, ein­fach absa­gen …“ hoch­ge­ar­bei­tet.

Wie gesagt: Ich mag das Ruhr­ge­biet. Aber ich habe das Gefühl, die Leu­te, die in die­ser Regi­on etwas zu sagen haben, has­sen die Idee dahin­ter. Und die Leu­te, die hier leben, mer­ken gar nicht, dass sie im Ruhr­ge­biet leben.

Universitätsstraße in Bochum
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Rundfunk Gesellschaft Radio

Der Unratskübel auf dem anti-anglistischen Schutzwall

Das Schö­ne an getrof­fe­nen Hun­den ist ja, dass sie durch ihr Bel­len häu­fig schla­fen­de Hun­de wecken. Äh …

Die Wochen­zei­tung „Neue Soli­da­ri­tät“, Zen­tral­or­gan des „Schil­ler-Insti­tuts“ und der „Bür­ger­rechts­be­we­gung Soli­da­ri­tät“ (mit der wir uns schon das ein oder ande­re Mal beschäf­tigt haben), ließ sich in ihrer Aus­ga­be vom 30. Janu­ar in einem „Zwi­schen­ruf“ über den WDR und zwei sei­ner Mit­ar­bei­te­rin­nen aus:

Dort [in Köln, Anm. d. Blog­gers] befin­det sich näm­lich der WDR (West­deut­scher Rund­funk), der sich am 24. Janu­ar in sei­nem Radio­pro­gramm WDR5 bemü­ßigt fühl­te, zwan­zig Minu­ten lang einen Unrats­kü­bel über die BüSo, das Schil­ler-Insti­tut und vor allem natür­lich Lyn­don LaRou­che aus­zu­schüt­ten.

Ein Unrats­kü­bel, den man zwan­zig Minu­ten über zwei Orga­ni­sa­tio­nen und einen alten Mann aus­schüt­ten kann, muss natür­lich gewal­tig groß sein. Und was war drin?

Der betref­fen­de Bei­trag, der am 24. Janu­ar in der WDR-5-Sen­dung „Neu­gier genügt“ lief und den man hier nach­hö­ren kann, beschäf­tig­te sich mit dem bis heu­te unge­lös­ten Todes­fall Jere­mi­ah Dug­gan. Der 22-jäh­ri­ge Eng­län­der war in der Nacht zum 27. März 2003 in Wies­ba­den ums Leben gekom­men, nach­dem er kurz zuvor zwei tele­fo­ni­sche Hil­fe­ru­fe an sei­ne Mut­ter in Lon­don abge­setzt hat­te.

Jere­mi­ah hat­te in der Nähe von Wies­ba­den eine Tagung des „Schil­ler-Insti­tuts“ besucht und soll sich dann mit­ten in der Nacht auf einer Schnell­stra­ße vor ein Auto gewor­fen haben. Die deut­schen Behör­den haben den Fall trotz eini­ger Unge­reimt­hei­ten schnell als Selbst­mord abge­hakt und lie­ßen sich weder durch einen Auf­ruf des renom­mier­ten Simon-Wie­sen­thal-Zen­trums (Jere­mi­ah war Jude) noch durch einen Appell von 96 bri­ti­schen Abge­ord­ne­ten zu einer Wie­der­auf­nah­me bewe­gen. Genaue­res zum Fall Jere­mi­ah Dug­gan ent­neh­men Sie bit­te der „taz“, der „Ber­li­ner Zei­tung“, „Tele­po­lis“ oder dem „Dai­ly Tele­graph“, die­sem Bei­trag des Hes­si­schen Rund­funks (von dem ich lei­der nicht weiß, wann und in wel­cher Sen­dung er gelau­fen ist) und der Web­site „Jus­ti­ce For Jere­mi­ah“.

Und damit zurück zum WDR-Bas­hing der „Neu­en Soli­da­ri­tät“:

Allen Erklä­run­gen und Ent­schei­dun­gen der deut­schen Staats­an­walt­schaft, des Frank­fur­ter Ober­lan­des­ge­richts und den mitt­ler­wei­le frei­ge­ge­be­nen Akten der Lon­do­ner Metro­po­li­tan Poli­ce zuwi­der brach­te die Sen­dung, in rei­ße­ri­scher Manier und gegen bes­se­res Wis­sen, die BüSo und das Schil­ler-Insti­tut wie­der in Zusam­men­hang mit die­sem Selbst­mord.

Wer den Bei­trag gehört hat, wird wenig fin­den, was als „rei­ße­risch“ durch­ge­hen könn­te. Auch scheint mir das Haupt­in­ter­es­se der WDR-Autorin auf dem Ver­hal­ten der deut­schen Behör­den zu lie­gen:

Der zustän­di­ge Beam­te der Wies­ba­de­ner Poli­zei erklärt den Dug­gans,
man behand­le den Fall als Selbst­mord. Ein Fremd­ver­schul­den sei aus­zu­schlie­ßen. Eine Ver­si­on, die Hart­mut Fer­se, Pres­se­spre­cher der Wies­ba­de­ner Staats­an­walt­schaft auch mir gegen­über tele­fo­nisch bestä­tigt. Eine von der am Unfall­ort anwe­sen­den Not­ärz­tin emp­foh­le­ne Obduk­ti­on unter­blieb, wie aus den Unter­la­gen her­vor­geht.

Der deut­sche Poli­zei­be­am­te wuss­te offen­bar, dass Jere­mi­ah im Alter von sie­ben Jah­ren nach der Tren­nung sei­ner Eltern bei einer Fami­li­en­be­ra­tung in der Lon­do­ner
Tavi­stock-Kli­nik war, und schloss dar­aus, dass er auch mit 22 noch „Psych­ia­trie-
Pati­ent“ sei.

Im Bei­trag heißt es wei­ter:

O‑Ton Eri­ca Dug­gan: „And then the poli­ce offi­cer said: Lyn­don LaRou­che… And then we asked more ques­ti­ons and he said: No com­ment.“
Autorin: Lyn­don LaRou­che?
Spre­cher: Lyn­don LaRou­che, ame­ri­ka­ni­scher Polit-Akti­vist, der poli­ti­sche und kul­tu­rel­le Orga­ni­sa­tio­nen in den USA und in Euro­pa, auch in Deutsch­land, auf­ge­baut
hat? Lyn­don LaRou­che, heu­te 85 Jah­re alt, in der Ver­gan­gen­heit mehr­mals selbst­er­nann­ter Kan­di­dat für das Amt des Prä­si­den­ten der Ver­ei­nig­ten Staa­ten? Lyn­don LaRou­che, der von ame­ri­ka­ni­schen und deut­schen Jour­na­lis­ten und Sek­ten­ex­per­ten als „Extre­mist“ und „gefähr­li­cher Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker“ bezeich­net wird?
Autorin: Die Eltern Dug­gan for­schen nach und kom­men zu dem Schluß, dass ihr Sohn in die Fän­ge einer Orga­ni­sa­ti­on gera­ten sein muss­te, die etwa der „Spie­gel“ als eine der umstrit­tens­ten „Welt­ver­schwö­rungs­sek­ten“ bezeich­net: in die von Lyn­don LaRou­che. Klar wird ihnen, dass der Schlüs­sel zu all den Ereig­nis­sen dem Anschein nach bei den Orga­ni­sa­to­ren des von Jer­ry besuch­ten Semi­nars lie­gen muss­te.

Angeb­lich habe sogar ein Poli­zei­be­am­ter gesagt:

Wir wol­len kei­ne Ermitt­lun­gen gegen die LaRou­che-Orga­ni­sa­ti­on ein­lei­ten …

Inter­es­san­ter­wei­se wirft „BüSo“ der Autorin des WDR-Bei­trags eine Men­ge, nicht aber Ein­sei­tig­keit vor. Das wäre ja auch etwas lächer­lich, sagt sie doch selbst:

Alle Ver­su­che mei­ner­seits, Stel­lung­nah­men von LaRou­che-Orga­ni­sa­tio­nen zu bekom­men, ver­lau­fen im San­de. Ange­ge­be­ne Tele­fon­num­mern exis­tie­ren nicht oder nicht mehr. Bei einem kur­zen tele­fo­ni­schen Kon­takt mit der Pres­se­agen­tur der Orga­ni­sa­ti­on in Wies­ba­den, wird mir erklärt, mit dem Fall Dug­gan habe man „nichts zu tun.“

Wer sich den­noch für den Stand­punkt von „BüSo“, „Schil­ler-Insti­tut“ und/​oder LaRou­che inter­es­siert, bekommt auf deren Web­site ein paar Infor­ma­tio­nen und einen Auf­satz von Lyn­don LaRou­che aus dem Novem­ber 2006, in dem die­ser inter­es­san­te Schlüs­se zieht:

Lon­do­ner Quel­len, die eng mit US-Vize­prä­si­dent Dick Che­ney und des­sen Ehe­frau Lyn­ne Che­ney ver­bun­den sind, haben erneut eine Pres­se­kam­pa­gne in Gang gesetzt, um eine wie­der­holt dis­kre­di­tier­te Lügen­ge­schich­te hin­sicht­lich der Ursa­chen und Umstän­de des Selbst­mords eines emo­tio­nal gestör­ten jun­gen Bri­ten, Jere­my Dug­gan, wie­der auf­zu­wär­men, der sich, wie der offi­zi­el­le foren­si­sche Bericht zwei­fels­frei ergab, an einer Schnell­stra­ße bei Wies­ba­den mehr­fach gegen vor­bei­fah­ren­de Fahr­zeu­ge gewor­fen hat.

Der Grund für die ursprüng­li­che und nun wie­der­hol­te Ver­brei­tung die­ses Pres­se­schwin­dels war und ist der per­sön­li­che Haß Che­neys und sei­ner Ehe­frau gegen eine Per­son – mich – , die sie wei­ter­hin als beun­ru­hi­gen­den poli­ti­schen Geg­ner betrach­ten, der mit einer füh­ren­den, hoch­ran­gi­gen Frak­ti­on in der Demo­kra­ti­schen Par­tei der USA ver­bun­den ist.

Die Vor­stel­lung, der US-Vize­prä­si­dent habe weni­ge Tage nach der ver­lo­re­nen mid­term elec­tion nichts bes­se­res zu tun, als einem als Witz­fi­gur gel­ten­den Greis schlech­te Schlag­zei­len anzu­hän­gen, ist irgend­wie rüh­rend. In Wahr­heit dürf­te die Geschich­te im Herbst 2006 noch ein­mal durch die Pres­se gegan­gen sein, weil Eri­ca Dug­gan zu die­ser Zeit vor dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt Beschwer­de ein­ge­reicht, um eine Wie­der­auf­nah­me der Unter­su­chun­gen zu erzwin­gen. Die Ent­schei­dung dazu steht bis heu­te aus.

Doch zurück zur „Neu­en Soli­da­ri­tät“:

War­um, so möch­te man erfah­ren, da es doch kei­ner­lei neue Erkennt­nis­se gibt? Die Ant­wort ist sim­pel, aber fun­da­men­tal, und sie liegt in der Geschich­te des WDR. Die­ser erhielt bekann­ter­ma­ßen sei­ne Lizenz durch die bri­ti­sche Besat­zungs­macht, wor­an er sich immer, wenn es dar­auf ankommt, treu­lich erin­nert hat.

Mit dem WDR hat sich die LaRou­che-Bewe­gung noch nie gut ver­stan­den, wie man z.B. in „Deck­na­me Schil­ler“, einem Buch von Hel­mut Lor­scheid und Leo A. Mül­ler aus dem Jahr 1986 nach­le­sen kann. Damals warf man dem Sen­der zwar noch „Goeb­bels-Metho­den“ vor, aber die Zei­ten ändern sich und so kann sich der West­deut­sche Rund­funk natür­lich auch in einen heim­li­chen Feind­funk ver­wan­delt haben. Dazu muss man wis­sen, dass Lyn­don LaRou­che und sei­ne Anhän­ger bei jeder sich bie­ten­den (also viel mehr: bei jeder) Gele­gen­heit eine bri­ti­sche Ver­schwö­rung ver­mu­ten: Der Bom­ben­an­schlag in Okla­ho­ma City 1995, die ver­such­te Amts­ent­he­bung von Bill Clin­ton, selbst Kom­men­ta­re in kana­di­schen Bou­le­vard­zei­tun­gen sol­len auf das Kon­to „der Bri­ten“ gehen – kein Wun­der, dass LaRou­che „die ame­ri­ka­ni­sche Repu­blik vor der Zer­stö­rung durch ihren Erz­feind, das bri­ti­sche Empire“ bewah­ren will.

Statt also Pro­pa­gan­da für die bösen, bösen Bri­ten zu betrei­ben, so der wei­te­re Tenor in der „Neu­en Soli­da­ri­tät“, hät­te der WDR mal lie­ber über die wirk­lich wich­ti­gen The­men spre­chen sol­len. Natür­lich mit jeman­dem, der sich damit aus­kennt:

Man fra­ge sich doch ein­mal ganz unvor­ein­ge­nom­men: Wäre es im gegen­wär­ti­gen finan­zi­el­len Zusam­men­bruchs­pro­zeß, der spä­tes­tens seit Mon­tag, dem 21. Janu­ar, jedem deut­lich gewor­den ist, nicht „nor­ma­ler“ gewe­sen, wenn der WDR Hel­ga Zepp-LaRou­che ange­ru­fen und sie zu ihren Lösungs­vor­schlä­gen für die Kri­se („Neu­es Bret­ton Woods“, Schutz­wall für das Gemein­wohl) und zu den Initia­ti­ven ihres Man­nes in Ame­ri­ka befragt und dar­über eine Sen­dung gemacht hät­te? Das sind die The­men, die gegen­wär­tig die Men­schen bren­nend inter­es­sie­ren, vor allem, weil die poli­ti­sche Füh­rung offen­bar bis­her kom­plett ver­sagt! Als öffent­lich-recht­li­cher Rund­funk wäre das die Auf­ga­be des WDR, statt die Gel­der der Bür­ger dazu zu ver­geu­den, die ein­zi­ge gegen­wär­tig in Deutsch­land sicht­ba­re Per­sön­lich­keit, die kom­pe­ten­te Initia­ti­ven zum Schutz des Gemein­wohls prä­sen­tiert, anzu­grei­fen. Es sei denn, man fühlt sich ande­rem ver­pflich­tet… und da liegt wohl „der Hase im Pfef­fer“, wie man so schön sagt.

Ein­mal in Rage geschrie­ben macht die stell­ver­tre­ten­de Bun­des­vor­sit­zen­de der „BüSo“, die die­sen „Zwi­schen­ruf“ ver­fasst hat, noch einen etwas wir­ren Schlen­ker zu dem Ver­lag, in dem die Autorin die­ser „Sen­dung“ (da steht wirk­lich Sen­dung in Anfüh­rungs­stri­chen) ihre Bücher ver­öf­fent­licht, und greift dann zum Schlimms­ten: Namens­wit­zen.

Die ver­ant­wort­li­che Redak­teu­rin heißt übri­gens Frau Dreck­mann – kein Kar­ne­vals­scherz.

Eben­falls kein Scherz: Die aus­gie­big zitier­te „Neue Soli­da­ri­tät“ wird bei „Goog­le News“ als Nach­rich­ten­quel­le geführt. Zwei Anfra­gen mei­ner­seits (eine im Janu­ar, eine letz­te Woche), ob man bei Goog­le eigent­lich wis­se, um was für eine Publi­ka­ti­on es sich bei der „Neu­en Soli­da­ri­tät“ han­de­le, sind bis heu­te unbe­ant­wor­tet geblie­ben.

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Verschwör dich gegen dich

Kommt ein BILD­blog­ger in die Buch­hand­lung und stol­pert über ein Buch mit dem Unter­ti­tel „Was 2007 nicht in der Zei­tung stand“. Er blät­tert ein wenig dar­in, denkt „Das hört sich ja ganz inter­es­sant an“, fragt sich, woher ihm der Name Ger­hard Wis­new­s­ki bekannt vor­kommt und zahlt den sym­pa­thi­schen Preis von sechs Euro.

Und damit lag „Ver­heim­licht, ver­tuscht, ver­ges­sen“ (von nun an: „VVV“) vor mir. Im Vor­wort erklärt Wis­new­s­ki die Inten­ti­on sei­nes „kri­ti­schen Jahr­buchs“:

Mein Ziel war es, bekann­te The­men noch­mals unter die Lupe zu neh­men und unbe­kann­te The­men auf­zu­de­cken, um das Geschichts­bild die­ses Jah­res ein wenig zu kor­ri­gie­ren.

Ein heh­res Ziel, wenn­gleich er einen Absatz spä­ter immer­hin ein­räumt, nicht im Besitz der abso­lu­ten Wahr­heit zu sein. Gute 300 Sei­ten spä­ter weiß der Leser, wo Wis­new­s­ki Kor­rek­tur­be­darf sieht: Es gibt kei­ne vom Men­schen ver­ur­sach­te glo­ba­le Erwär­mung, kei­ne Vogel­grip­pe und kein Aids; die Anschlä­ge des 11. Sep­tem­bers 2001 wur­den von den Ame­ri­ka­nern selbst geplant (wobei eini­ge Medi­en im Vor­feld infor­miert waren) und mit Hil­fe von Al Gore soll eine „Kli­ma­plan­wirt­schaft“, eine „Dik­ta­tur mit lächeln­dem Gesicht, aber mit eiser­nen Fes­seln“ instal­liert wer­den um die Macht der USA in der Welt wei­ter aus­zu­bau­en.

Uff! Da soll­te man sich viel­leicht erst mal noch mal anschau­en, wer die­ser „bekann­te Erfolgs­au­tor und Ent­hül­lungs­jour­na­list“ (so der Ver­lag) Ger­hard Wis­new­s­ki eigent­lich ist. Er ist Jahr­gang 1959, hat Poli­tik­wis­sen­schaf­ten stu­diert, als Jour­na­list gear­bei­tet und meh­re­re Sach­bü­cher geschrie­ben. Zum Bei­spiel „Lügen im Welt­raum“ (die Mond­lan­dung hat es so nicht gege­ben), „Das RAF-Phan­tom“ (die drit­te Gene­ra­ti­on der RAF hat es so nicht gege­ben), „Mythos 9/​11“ und „Ope­ra­ti­on 9/​11“ (den 11. Sep­tem­ber hat es so nicht gege­ben). Über den 11. Sep­tem­ber hat Wis­new­s­ki sogar einen Doku­men­tar­film für den WDR gedreht: „Akten­zei­chen 11.9. unge­löst“ wur­de vom „Spie­gel“ der­art zer­pflückt, dass der WDR anschlie­ßend eine wei­te­re Zusam­men­ar­beit mit Wis­new­s­ki und sei­nem Co-Autor aus­schloss.

Vor­sich­tig aus­ge­drückt sind Wis­newskis Theo­rien also mit Vor­sicht zu genie­ßen. Und in der Tat sind man­che Beweis­füh­run­gen so kru­de, man­che Quel­len so dubi­os und man­che hand­werk­li­chen Feh­ler so offen­sicht­lich, dass es der Glaub­wür­dig­keit des Buches erheb­lich scha­det. Das ist tra­gisch, denn in „VVV“, das die Ereig­nis­se von Okto­ber 2006 bis Sep­tem­ber 2007 behan­delt, gibt es durch­aus Kapi­tel, die lesens­wert sind. So ist zum Bei­spiel eine kur­ze Rück­schau auf die ver­schie­de­nen Bun­des­mi­nis­ter des Inne­ren in den letz­ten Jahr­zehn­ten hoch­in­ter­es­sant, weil hier ein­drucks­voll auf­ge­lis­tet wird, wie es um die Ver­fas­sungs- und Geset­zes­treue der jewei­li­gen Her­ren so bestellt war. Auch Wis­newskis Kri­tik an Wahl­au­to­ma­ten, ePäs­sen und RFID-Chips ist wei­test­ge­hend fun­diert und sinn­voll, sei­ne sta­tis­ti­schen Ver­glei­che der Gefah­ren von Vogel­grip­pe und inter­na­tio­na­lem Ter­ro­ris­mus mit denen im Stra­ßen­ver­kehr sind ange­nehm Hys­te­rie-brem­send. Eini­ge der Kapi­tel über unge­lös­te Kri­mi­nal­fäl­le laden zumin­dest zu einer nähe­ren Beschäf­ti­gung mit den Quel­len ein, sorg­ten aber auch dafür, dass ich mich nach der Lek­tü­re fühl­te wie als Vier­zehn­jäh­ri­ger nach dem „Akte X“-Gucken, als ich bei ein­ge­schal­te­tem Licht ein­schla­fen muss­te.

Wis­new­s­ki ist davon über­zeugt, dass sich die Welt­wirt­schaft unter ame­ri­ka­ni­scher Füh­rung gera­de im Zusam­men­bruch befin­det (was ich als Wirt­schafts­laie nach den Ereig­nis­sen vom Mon­tag nicht mal aus­schlie­ßen kann), ver­mu­tet hin­ter den Vogel­grip­pe-Fäl­len in Deutsch­land eine Ver­schwö­rung von Phar­ma-Indus­trie, Geflü­gel­groß­be­trie­ben und dem Fried­rich-Loeff­ler-Insti­tut und wärmt die alte Ver­schwö­rungs­theo­rie um die BBC am 11. Sep­tem­ber 2001 wie­der auf. Ihn zu wider­le­gen erscheint in den meis­ten Fäl­len unmög­lich, da es ja zum Wesen jeder bes­se­ren Ver­schwö­rungs­theo­rie gehört, dass ihre Ver­brei­ter dem Rest der Welt unter­stel­len, selbst Ver­schwö­rer oder deren Opfer zu sein. Offi­zi­el­le Quel­len gel­ten eh nicht, unab­hän­gi­ge Sach­ver­stän­di­ge sind Teil der Ver­schwö­rung und wer die „Gegen­be­wei­se“ kri­ti­siert gehört zu denen. Unter die­ser Prä­mis­se kann natür­lich kei­ne Sei­te irgend­was bewei­sen – oder es haben ein­fach bei­de Recht.

Ich tue mich schwer damit, „VVV“ pau­schal als sub­stanz­lo­se Ver­schwö­rungs­theo­rie und alber­nes Gewäsch abzu­tun, weil in dem Buch eini­ge inter­es­san­te Denk­an­sät­ze auf­tau­chen. Auf der ande­ren Sei­te steht dar­in aber auch viel Quark, der bei mir teils für Geläch­ter, teils für Wut­an­fäl­le gesorgt hat:

  • Die alber­ne RTL-Come­dy „Frei­tag­nacht­news“ lobt Wis­new­s­ki gleich an zwei Stel­len als „Sati­re­sen­dung“ bzw. die „zusam­men mit Sie­ben Tage, sie­ben Köp­fe […] ein­zi­ge Sen­dung, die man sich im Deut­schen Fern­se­hen über­haupt anse­hen konn­te“.
  • Das Kapi­tel über den unter mys­te­riö­sen Umstän­den ver­stor­be­nen Felix von Quis­torp beginnt Wis­new­s­ki mit dem Hin­weis, dass in Deutsch­land jähr­lich etwa 50.000 Kin­der als ver­misst gemel­det wer­den – um ein paar Zei­len spä­ter auf Fäl­le von ver­wahr­los­ten und miss­han­del­ten Kin­dern zu spre­chen zu kom­men und zwi­schen­durch noch Made­lei­ne McCann zu erwäh­nen, die nun kaum zu den in Deutsch­land ver­miss­ten Kin­dern zäh­len dürf­te.
  • Wis­new­s­ki will Murat Kur­naz des­sen Fol­ter­be­schrei­bun­gen nicht glau­ben, weil die­sem „selbst die Beschrei­bung schlimms­ter Fol­ter­prak­ti­ken“ „kei­ne Gefühls­re­gun­gen“ ent­lo­cke. Eine etwas dün­ne Logik, wenn man sich vor­stellt, wel­che psy­chi­schen Fol­gen sol­che Fol­ter aus­lö­sen muss.
  • Im Fall des Amok­laufs von Blacksburg zwei­felt er die offi­zi­el­le Ver­si­on mit der Begrün­dung an, es habe ja gar kei­ne Ver­bin­dung zwi­schen dem ver­meint­li­chen Täter und sei­nen Opfern gege­ben. Dabei dach­te ich immer, die­se Will­kür gehö­re zum Kon­zept des Amok.
  • Das Kapi­tel über Mark Med­lock (bzw. die Prak­ti­ken von RTL bei der tele­fo­ni­schen Abstim­mung) beginnt er mit dem Kli­schee­satz jedes Kul­tur­pes­si­mis­ten

    Das deut­sche Show­ge­schäft erreicht einen neu­en künst­le­ri­schen und ästhe­ti­schen Tief­punkt.

    um hin­zu­zu­fü­gen, Med­lock sehe „schlecht“ aus, sin­ge „schlecht“ und spre­che „schlecht“:

    Dem Wah­ren, Schö­nen, Guten setzt DSDS das Unwah­re, Häss­li­che und Schlech­te ent­ge­gen.

  • Völ­lig unre­flek­tiert zitiert Wis­new­s­ki einen Wis­sen­schaft­ler, der das „befürch­te­te Über­grei­fen der Seu­che [Aids, Anm. des Blog­gers] auf die hete­ro­se­xu­el­le Bevöl­ke­rung“ in Abre­de stellt.
  • Den Sta­tus der „Bild“-Zeitung als Hof­be­richt­erstat­te­rin im „Arbei­ter- und Mer­kel­staat“ will Wis­new­s­ki allen Erns­tes mit einer Mel­dung über die Qua­li­tät von Bil­lig-Son­nen­cremes bele­gen.
  • Zu Eva Her­man fällt ihm ein, sie sei Opfer eines bös­wil­li­gen Kom­plotts gewor­den. Ihr viel geschol­te­nes Zitat sei doch „ein­deu­tig“ gewe­sen. Dabei hat­te ich gehofft, man könn­te sich inzwi­schen wenigs­tens dar­auf eini­gen, dass das gan­ze Elen­de die­ser unse­li­gen Debat­te nur ent­stan­den ist, weil sich Frau Her­man im frei­en Vor­trag in ihren Neben­sät­zen ver­hed­dert hat­te und sich hin­ter­her zu fein war, die­se Mög­lich­keit auch nur in Betracht zu zie­hen. Wir haben gese­hen, dass man Her­mans berühm­ten Satz in zwei­er­lei Rich­tun­gen aus­le­gen kann und genau das soll­te doch wohl ein Kri­te­ri­um für Unein­deu­tig­keit sein.
  • Wis­new­s­ki macht aber zwi­schen­durch auch noch mal selbst die Her­man, wenn er die „erheb­li­chen“ Unter­schie­de im Ver­hal­ten von Jun­gen und Mäd­chen am fol­gen­den Bei­spiel bewei­sen will:

    Wäh­rend Mäd­chen im Hand­ar­beits­un­ter­richt brav sti­cken, schwei­fen Jun­gen gedank­lich ab und gucken aus dem Fens­ter.

Sol­che Bücher machen mich ganz gaga, weil ich die meis­te Zeit damit beschäf­tigt bin, mich selbst zu fra­gen, ob ich dem Autor bei die­sem oder jenem The­ma über­haupt noch zustim­men kann, wenn ich an ande­ren Stel­len nicht nur nicht sei­ner Mei­nung bin, son­dern sein Vor­ge­hen mal für falsch, mal für gefähr­lich hal­te. Natür­lich kann ich das, denn letzt­lich muss ja sowie­so jeder für sich selbst ent­schei­den, was er glaubt und was nicht. Die Quint­essenz der Lek­tü­re kann also nur lau­ten, allen Quel­len mit einer gewis­sen Grund­skep­sis zu begeg­nen. Für die­se Erkennt­nis brau­che ich aber kei­ne 300 Sei­ten Text.

Der BILD­blog­ger fand dann übri­gens zumin­dest doch noch was: Im Kapi­tel über die Haft­ent­las­sung Bri­git­te Mon­haupts zitiert Wis­new­s­ki die „sehr emp­feh­lens­wer­te, Bild-kri­ti­sche Web­site www.bildblog.de“.

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Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht

Am Don­ners­tag wur­de in der Welt­stadt Bochum die „Eins Live Kro­ne“, der “größ­te deut­sche Radio­preis” ver­lie­hen. Weil die Kili­ans als bes­te New­co­mer nomi­niert waren, fühl­te ich mich genö­tigt, mir das Spek­ta­kel anzu­hö­ren.

Da die Ver­lei­hung zwar live im Radio lief, im Fern­se­hen aber erst mit 25-stün­di­ger Verpä­tung, muss­te Max von Malot­ki das Gesche­hen für die Hörer beschrei­ben. Das führ­te oft zu dezen­tem Cha­os, wenn zu zwei bis drei Stim­men noch der Kom­men­tar dazu­kam – mal davon ab, dass es schon ein biss­chen, äh: wirr ist, bei der Ver­lei­hung eines Radioprei­ses im Radio stän­dig zu hören: „Ja, das könnt Ihr jetzt nicht sehen, dann müsst Ihr mor­gen Fern­se­hen gucken!“

Der Preis für den bes­ten New­co­mer war zum Glück der Drit­te. Viel län­ger hät­te ich das Elend von schlecht geschrie­be­nen und durch Mir­ja Boes und Olli Briesch noch schlech­ter vor­ge­tra­ge­nen Mode­ra­ti­ons­tex­ten und die unsicht­ba­ren Video­ein­spie­ler (Radio!) auch nicht ertra­gen. Dass der Preis aus­ge­rech­net an Boundzound ging, des­sen Sin­gle „Lou­der“ ich bekannt­lich für einen der schlech­tes­ten Songs des Gen­res „nerv­tö­ten­de, repe­ti­ti­ve Par­tymu­cke“ hal­te, hob mei­ne Lau­ne nicht gera­de und so war ich froh, das Radio aus­schal­ten zu kön­nen.

Die TV-Aus­strah­lung ges­tern (wir erin­nern uns: „High­lights“, “Mehr­wert der Bil­der”) war dann in man­cher Hin­sicht erhel­lend. So war die Bild­re­gie zum Bei­spiel exakt so, wie man sie von einer Radio­sen­dung erwar­ten wür­de: Die Bochu­mer Jahr­hun­dert­hal­le wirk­te abwech­selnd wie ein schwar­zes Loch und wie ein völ­lig über­füll­tes Tan­ten-Café; stän­dig sah man, wie sich Mode­ra­to­ren, die sich längst im Off wähn­ten, über ihre feh­ler­frei­en Ansa­gen freu­ten, und bei den Nomi­nier­ten …

Nun ist man eigent­lich von jeder Feld‑, Wald- und Wie­sen­ga­la gewohnt, dass bei der Vor­stel­lung der Nomi­nier­ten, meis­tens sogar beim Auf­ruf der Gewin­ner, die­se auch im Bild sind. Ent­we­der hat­te der WDR kei­ne fünf Hand­ka­me­ras zur Ver­fü­gung, die man auf die Gäs­te hät­te rich­ten kön­nen, oder man hielt es ernst­haft für anspre­chen­der und auf­schluss­rei­cher, Bal­ken­dia­gram­me zu zei­gen, deren Aus­sa­ge­kraft ich im Übri­gen hef­tig bezweif­le ((Lei­der gibt es (bis­her) kei­ne Zah­len zu den Hörer-Abstim­mun­gen, aber wenn die Ärz­te 72.000 Stim­men für „Jun­ge“ bekom­men haben und das wirk­lich so viel mehr als für die ande­ren Nomi­nier­ten war, dann hät­te ihr Bal­ken ja auch deut­lich län­ger sein müs­sen.)), und dann in eine schlecht aus­ge­leuch­te­te Tota­le zu wech­seln und zu hof­fen, dass der oder die Gewin­ner schon irgend­wo im Bild sein wür­den. Falls letz­te­res der Plan war, fragt man sich aller­dings, wozu es Licht­dou­bles bei den Pro­ben gebraucht hat. Dass die Sport­freun­de Stil­ler fünf mal so lang wie jede ande­re Band im Bild waren, ist ein sub­jek­ti­ver Ein­druck, den ich nicht mit Mes­sun­gen bele­gen kann. Viel­leicht waren die auch nur immer in den Sze­nen zu sehen, die man beim WDR für die „High­lights“ hielt.

Doch hal­ten wir uns nicht an sol­chen Äußer­lich­kei­ten auf: Die teil­wei­se recht auf­wän­dig pro­du­zier­ten Video­ein­spie­ler waren durch­aus nett gemeint und manch­mal sogar unter­halt­sam. Auch die Idee, „Let’s Dance“-Juror Joa­chim Llam­bi zwi­schen­durch Wer­tungs­tä­fel­chen hoch­hal­ten zu las­sen, war wit­zig. Wohl­ge­merkt: die Idee, nicht ihre Umset­zung. Dass man für beson­ders gelun­ge­ne Mode­ra­ti­ons­übergän­ge (Haha, Sie ver­ste­hen …) Bruce Dar­nell das Mikro wei­ter­rei­chen ließ (Radio!!!1) kom­plet­tier­te dann mei­nen Ein­druck, dass man die Pla­nungs­kon­fe­renz nach dem ers­ten „ein­fach mal drauf los“-Brainstorming been­det und die dort vor­ge­tra­ge­nen Ideen zu Pro­gramm­punk­ten erklärt hat­te. Ich kann lei­der nicht schrei­ben, dass mei­ne eige­ne offi­zi­el­le Abi­fei­er lus­ti­ger gewe­sen sei, denn das wäre eine furcht­ba­re Lüge.

Aber, hey: Der WDR ist ja immer­hin auch der Sen­der, der für „Schmidt & Pocher“ ((„Schmidt & Pocher“ waren übri­gens in der Kate­go­rie „Bes­te Come­dy“ nomi­niert, was auch schon des­halb erstaun­lich ist, da die Nomi­nie­run­gen am 28. Sep­tem­ber bekannt gege­ben wur­den – vier Wochen vor der ers­ten Sen­dung.)) ver­ant­wort­lich ist, inso­fern muss man davon aus­ge­hen, dass das dor­ti­ge Unter­hal­tungs­res­sort, äh: nicht exis­tiert. Dass man den Toten Hosen, die den Preis für ihr Lebens­werk beka­men, anschei­nend die hal­be Lau­da­tio (durch Jan Wei­ler) und die hal­be Dan­kes­re­de weg­ge­schnib­belt hat, lag sicher dar­an, dass es sich dabei nicht um die „High­lights“ han­del­te – dazu gehör­te ja schon die Come­dy (im schlimms­ten Wort­sin­ne) „Lukas‘ Tage­buch“.

Es war ja trotz­dem nicht alles schlecht bei der „Kro­ne“: Der Auf­tritt von Cul­cha Can­de­la mit der WDR Big Band war zum Bei­spiel wirk­lich gelun­gen, obwohl ich „Ham­ma“ nach wie vor für die zweit­däm­lichs­te Sin­gle des Jah­res hal­te. Kate Nash spiel­te sehr char­mant und ver­huscht ihren Hit „Foun­da­ti­ons“ und klang dabei wie auf Plat­te. Wir Sind Hel­den gaben „Kaputt“ akus­tisch zum Bes­ten. Die Toten Hosen haben sich sehr ehr­lich und auf­rich­tig gefreut und ihr Auf­tritt mit „Wort zum Sonn­tag“ war auch ange­mes­sen. ((Wobei Cam­pi­no natür­lich inzwi­schen schon irgend­wie nah an der Sech­zig ist.)) Dar­über hin­aus bleibt noch die Fest­stel­lung, dass die Eins-Live-Mode­ra­to­rin­nen und ‑Mode­ra­to­ren gar nicht mal so schlecht aus­se­hen, wie man es bei Radio­leu­ten erwar­ten wür­de ((Ich darf das sagen, ich habe schließ­lich sel­ber mal Radio gemacht.)) und man die Ver­an­stal­tung mit einem bes­se­ren Buch und ande­ren Mode­ra­to­ren sicher­lich schon geschau­kelt gekriegt hät­te.

Fürs nächs­te Jahr wün­sche ich mir dann mehr Klar­heit, ob es sich um eine Radio- oder eine TV-Ver­an­stal­tung han­deln soll. Viel­leicht klappt das ja mal mit einer Live-Aus­strah­lung im WDR Fern­se­hen.

Und wenn Sie jetzt der Mei­nung sind, ich sei irgend­wie sehr klein­lich und mie­se­pe­trig an die Ver­an­stal­tung ran­ge­gan­gen: Die Wie­der­ho­lung der „Eins Live Kro­ne“ kann man sich heu­te Abend um 23:00 Uhr im WDR Fern­se­hen anse­hen. Dann angeb­lich sogar eine Vier­tel­stun­de län­ger als ges­tern.

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Lukas fragt, Eins Live antwortet

[Dis­clai­mer: Die­ser Bei­trag ver­fügt nur über ein gerin­ges Maß an Rele­vanz.]

Am Don­ners­tag ver­leiht Eins Live, die soge­nann­te Jugend­wel­le des WDR, in der Bochu­mer Jahr­hun­dert­hal­le die „Eins Live Kro­ne“, den „größ­ten deut­schen Radio­preis“. Am Frei­tag um 20:15 Uhr wird die Ver­lei­hung im WDR Fern­se­hen zu sehen sein.

Viel­leicht geht es nur mir so, aber eine Preis­ver­lei­hung, bei der die Gewin­ner aus­nahms­wei­se mal nicht im Vor­feld bekannt sind, mit 24 Stun­den Ver­zö­ge­rung zu über­tra­gen, erschien mir irgend­wie kon­tra­pro­duk­tiv. Also frag­te ich mal nach, was das soll.

Schon lan­ge habe man sich, so erzähl­te man mir bei Eins Live, einen Sen­de­ter­min um 20:15 Uhr gewünscht. Ers­tens sei das Renom­mee dort grö­ßer und zwei­tens müss­te die Ziel­grup­pe ja am Frei­tag Mor­gen in die Schu­le, wes­we­gen der bis­he­ri­ge TV-Ter­min um 22 Uhr am Ver­an­stal­tungs­abend nie beson­ders glück­lich gewe­sen sei. Dass es nun aus­ge­rech­net der Frei­tag­abend sein soll­te, sei erst bekannt gewor­den als die Pla­nun­gen für die Show am Don­ners­tag schon abge­schlos­sen waren, des­halb die gro­ße zeit­li­che Ver­zö­ge­rung.

Natür­lich sei­en die Preis­trä­ger bei der Aus­strah­lung am Frei­tag nun schon bekannt, deut­lich stär­ker bekannt als bei der bis­he­ri­gen Zeit­ver­schie­bung von zwei oder drei Stun­den zur Live­über­tra­gung auf Eins Live. Dafür habe man ja den „Mehr­wert der Bil­der“ (zum Bei­spiel beim Auf­tritt von Cul­cha Can­de­la mit der WDR Big Band), für den die Radio­über­tra­gung als „Appe­ti­zer“ fun­gie­ren kön­ne. Außer­dem gibt’s im Fern­se­hen nur die High­lights zu sehen, als kna­cki­gen Zusam­men­schnitt.

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Wenn Journalisten ihre Tage haben

Am Sams­tag fand in der Bochu­mer Jahr­hun­dert­hal­le (bzw. in deren Foy­er) der Jour­na­lis­ten­tag NRW statt. Da traf man sich dann bei Kaf­fee und Fin­ger Food ((Bin ich eigent­lich der Ein­zi­ge, der das Wort „Fin­ger Food“ unglaub­lich ekel­haft fin­det? (Ande­rer­seits heißt Hun­de­fut­ter ja auch „Hun­de­fut­ter“ …) )), herz­te die Kol­le­gen und alles war unge­fähr so, wie sich Klein Fritz­chen ein Tref­fen von Jour­na­lis­ten vor­stellt.

Hel­mut Dah­l­mann, Vor­sit­zen­der des DJV-Lan­des­ver­bands NRW, sag­te in sei­ner Eröff­nungs­re­de einen Satz, dem ich durch­aus zustim­men konn­te. Er lau­te­te „Die Pres­se ist kei­ne vier­te Gewalt mehr“. Einen Vor­schlag, wie man das ändern könn­te, gab es aber den gan­zen Tag über nicht. Es folg­te ein „Impuls“ von Prof. Die­ter Gor­ny, dem Erfin­der von Klin­gel­ton­re­kla­meab­spiel­sen­dern und des Pop­komm-Mexi­ka­ners (oder so), der für Erst­hö­rer ((Dju­re mein­te hin­ter­her, Gor­ny erzäh­le jedes Mal das Glei­che, was ich ger­ne zu Glau­ben bereit bin.)) halb­wegs span­nend war. Aller­dings offen­bar­te das Refe­rat zum The­ma „Krea­tiv­wirt­schaft“ auch, war­um Deutsch­land auf abseh­ba­re Zeit kei­ne rele­van­te Kul­tur­na­ti­on sein wird: All das, was Gor­ny in durch­aus bes­ter Absicht vor­stell­te (Zitat: „Für die Deut­schen ist Krea­tiv­wirt­schaft der Muse­ums­shop, für die Eng­län­der Elec­tro­nic Arts.“), mag für eini­ge der Hörer und sicher auch für die Leu­te der RUHR.2010, deren künst­le­ri­scher Direk­tor er ist, unvor­stell­bar pro­gres­siv klin­gen, für mich waren Aus­füh­run­gen über das Copy­right Anek­do­ten aus der Medi­en­his­to­rie (Stich­wort Crea­ti­ve Com­mons).

Beson­ders gespannt war ich auf Gün­ter Wall­raff – immer­hin hat der Mann mit „Der Auf­ma­cher“ das Stan­dard­werk über „Bild“ geschrie­ben. Um „Bild“ ging es dann auch immer wie­der in dem von Ele Beuth­ner (WDR) sagen­haft kon­fus mode­rier­ten Gespräch, außer­dem um Wall­raffs berühm­te Recher­che­ar­bei­ten da, wo es weh­tut. Nach ein paar Minu­ten des Zuhö­rens fiel auf: Wenn Wall­raff über sei­ne Arbeit und sei­ne Erfol­ge redet, redet er vor allem über sich. Das darf er durch­aus als „Jour­na­lis­ten-Legen­de“, aber es ist für den Teil des Publi­kums, der nicht die gan­ze Zeit sab­bernd „Oh mein Gott, da vor­ne sitzt Gün­ter Wallraff!!!!!1“ dach­te, ein biss­chen ermü­dend. Mei­ne Fra­ge nach der Recher­chefaul­heit nam­haf­ter deut­scher Zei­tun­gen, die lie­ber auf „Bild“-Artikel ver­trau­en, als sel­ber in die Quel­len zu schau­en, beant­wor­te­te er mit einem aus­führ­li­chen Wolf-Schnei­der-Bas­hing und ehe er zum Punkt kom­men konn­te, hat­te Frau Beuth­ner die Dis­kus­si­on auch schon been­det.

Von beein­dru­cken­der Uner­gie­big­keit war das „Panel“ zum The­ma Digi­tal­hör­funk, bei dem Dr. Udo Becker, der Geschäfts­füh­rer des Zei­tungs­ver­le­ger­ver­ban­des NRW, Jan Marc Eumann, Medi­en­po­li­ti­scher Spre­cher der SPD-Land­tags­frak­ti­on, und WDR-Hör­funk­di­rek­tor Wolf­gang Schmitz in brü­der­li­cher Ein­tracht das wie­der­hol­ten, was ich auch schon zwei Wochen zuvor beim „Cam­pus­ra­dio-Tag NRW“ zum glei­chen The­ma gehört hat­te: So genau weiß kei­ner, wie Digi­tal­hör­funk funk­tio­nie­ren wird und wann er kommt, aber er kommt bestimmt irgend­wann und dann tei­len WDR und die Zei­tungs­ver­le­ger das Land unter sich auf wie die Groß­her­zö­ge. Dass sich Medi­en­men­schen in Zei­ten von Inter­net und Euro­päi­scher Uni­on ernst­haft dar­über beschwe­ren, dass man im Süden NRWs auch Radio­pro­gram­me des SWR emp­fan­gen kann, ist eigent­lich schon einen eige­nen Ein­trag wert, soll hier aber nur eine Ran­dan­ek­do­te abge­ben.

Kurz vor dem „Get-Tog­e­ther“, bei dem nie­mand mehr anwe­send war, hör­te ich mir noch an, was André Boße, Chef­re­dak­teur vom Inter­view-Maga­zin „Galo­re“ zum The­ma Inter­view und Redak­ti­ons­grün­dung zu sagen hat­te. Durch­aus offen sprach er über das Pro­blem, ohne zah­lungs­kräf­ti­gen Ver­lag und damit auch ohne Rei­se-Etat arbei­ten zu müs­sen, was dazu füh­re, dass Aus­lands­rei­sen von den Film- oder Plat­ten­fir­men bezahlt wür­den, was wie­der­um schnell zu gewis­sen Ein­fluss­nah­men und Abhän­gig­kei­ten füh­ren kön­ne. Man ach­te aber sehr genau dar­auf, kei­ne äuße­re Ein­fluss­nah­me zuzu­las­sen. „Public“, die Wer­be­bei­la­ge für Abon­nen­ten, hat er nicht erwähnt.

Am Ende war vor allem der direk­te Ver­gleich zum Cam­pus­ra­dio-Tag inter­es­sant: Die Pro­fis unter­schei­den sich nicht groß von den Ama­teu­ren, es ist eine Art Klas­sen­tref­fen mit ein paar ober­fläch­li­chen Podi­ums­dis­kus­sio­nen. Es sind kei­ne unspan­nen­den Ver­an­stal­tun­gen, aber man lernt mehr über die Bran­che als über Inhal­te. Was mich aber irgend­wie beru­hig­te: Die span­nen­den und etwas kri­ti­sche­ren Publi­kums­fra­gen kamen grund­sätz­lich von den jün­ge­ren Kol­le­gen.

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Musik Rundfunk

Sternstunden der Hörfunkgeschichte

Bratwurst, Messdiener, Photosynthese, Körperfettwaage

Simon den Har­tog hat am Mon­tag­abend einen Kas­ten Bier gewon­nen.

Die obi­gen Begrif­fe erreich­ten den Sän­ger der Kili­ans kurz vor sei­nem Live-Inter­view bei „Eins­Li­ve Plan B“ per SMS. Wenn er alle vier ins Gespräch ein­flie­ßen las­se, bekom­me er von mir einen Kas­ten aus­ge­ge­ben, schrieb ich ihm. Er ant­wor­te­te nur „Dann hör genau hin mein lie­ber!“, und hau­te sie alle nach­ein­an­der raus.1 Da der Kon­text mit­un­ter etwas gewagt war, wer­den ihn eini­ge Hörer nun für völ­lig durch­ge­knallt hal­ten. Für mich ist er mein Held des Tages.

Und für den Kas­ten zitie­re ich ger­ne einen wei­te­ren Hel­den, näm­lich den gro­ßen Ben Folds, der sei­ne Sach­be­schä­di­gung am Flü­gel in der Ber­li­ner Colum­bia­hal­le vor zwei Jah­ren wie folgt kom­men­tier­te: „I’m hap­py to pay for it!“

1 Ger­ne wür­de ich auf einen Pod­cast der Sen­dung oder einen ähn­li­chen Audio­be­weis ver­lin­ken, aber Eins­Li­ve, der cra­zy-coo­le Jugend­sen­der des WDR, hat sol­che tech­ni­schen Spie­le­rei­en offen­bar noch nicht im Ange­bot.

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Rundfunk Unterwegs

Wo die Weser einen großen Bogen macht

Der WDR prä­sen­tiert dem geneig­ten Zuschau­er in sei­ner Sen­dung „Wun­der­schö­nes NRW“ in regel­mä­ßi­gen Abstän­den sehens­wer­tes des Lan­des. Zu die­sem Zwe­cke fährt Mode­ra­tor Bernd Mül­ler mit einem Old­ti­mer ger­ne mal durch die Welt­ge­schich­te und besucht Land, Leu­te und sons­ti­ges.

Am heu­ti­gen Abend durf­te ich einer Dar­stel­lung mei­ner Hei­mat bei­woh­nen, denn der gute Mann tucker­te ins soge­nann­te „Weser­tal“. Gezeigt wur­den wirk­lich bemer­kens­wer­te Din­ge: Eine Ölmüh­le in Bevern (das liegt am Sol­ling), diver­se Heil­bä­der (Oeyn­hau­sen, Dri­burg, Lipp­sprin­ge…), eine Por­zel­lan­ma­nu­fak­tur in Fürs­ten­berg und ein Besuch im wun­der­schö­nen Min­den (letz­te­ren Kom­men­tar darf man ger­ne dar­auf zurück­füh­ren, dass ich in Min­den wei­te Tei­le mei­nes Lebens ver­bracht habe, bzw. in der Nähe der Stadt).

In eben jener Stadt traf sich Mül­ler mit Peter Hah­ne an der soge­nann­ten Schiff­müh­le, rede­te mit ihm über sei­ne Kind­heit in der Weser­stadt und Hah­nes ers­te Freun­din Doris. Außer­dem kam die Tat­sa­che zu Tage, dass einer sei­ner Leh­rer ihn dazu gebracht hat, sich für Theo­lo­gie und Jour­na­lis­mus zu inter­es­sie­ren. Gebo­ren und auf­ge­wach­sen in Min­den hat der bekann­te Fern­seh­pfar­rer nach wie vor eine beson­de­re Bezie­hung zu sei­ner Hei­mat. Hah­ne hält nach wie vor am ers­ten Weih­nachts­tag einen Got­tes­dienst in Min­den-Leteln. „Nah am Men­schen“, wie er es sel­ber nennt. Kann ich nicht beur­tei­len, war nie da.

Bes­ser beur­tei­len kann ich da schon eher das Maß an Nähe, was die aktu­ell unglaub­lich erfolg­rei­che Band Mar­quess zumin­dest zu mir hat. Die Hei­mat­stadt ihres Sän­gers Sascha Pier­ro ist näm­lich auch Min­den, er besuch­te sogar die sel­be Schu­le wie ich, aller­dings eini­ge Jah­re vor mir. Und leb­te die ers­ten Jah­re sei­nes Lebens eben­falls in Hil­le, wie in der loka­len Pres­se sehr aus­ufernd zu lesen ist.

Frei­heit, drau­ßen toben, die Natur genie­ßen, das war schon immer Saschas Welt. Zwän­ge dage­gen engen ihn ein, ersti­cken sei­ne Neu­gier und Krea­ti­vi­tät. „Zum Glück habe ich coo­le Eltern, die mich her­aus­fin­den lie­ßen, was mir lag“, sagt der gut aus­se­hen­de Sän­ger. „Mei­ne Devi­se lau­tet: ein­fach machen, nicht groß rum­quat­schen.“ Mit die­sem Lebens­mot­to macht auch die Toch­ter des Hil­ler Dorf­pas­tors eine über­ra­schen­de Erfah­rung. „Ich küss­te sie mit sechs Jah­ren auf der Schul­trep­pe“, erin­nert sich der Pop­star, der bis zum sieb­ten Lebens­jahr in Hil­le auf­wuchs, lachend.

Ins­ge­samt 14 Jah­re hat der gute Sascha mit der Top-40-Cover­band Steam ver­bracht, die auf unge­fähr jeder Hoch­zeit, diver­sen Abi­bäl­len (unter ande­rem dem mei­ner Schwes­ter) und Sport­fes­ten auf der Büh­ne stand. Kaum eine grö­ße­re Fei­er, auf der man nicht auf die Band gesto­ßen ist.
Umso kurio­ser, dass er nun mit sei­ner neu­en Band Mar­quess mit „Vaya­mos Com­pa­ne­ros“ einen der Som­mer­hits des Jah­res gelie­fert hat. Und dann noch in Betracht zieht, dass Sascha mit einem spa­nisch­spra­chi­gen Song Erfolg hat, wo er doch Hal­bi­ta­li­e­nie­ner ist…

Auf jeden Fall: Da sag noch­mal einer, aus der Pro­vinz kommt nichts erfolg­rei­ches. Ob man das dann auch noch gut fin­den muss, muss ja jeder selbst wis­sen.

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Rundfunk Fernsehen

Tatort Programmdirektion

Am Sams­tag­abend soll­te im WDR Fern­se­hen „Herr Schmidt wird 50, will aber nicht fei­ern“ wie­der­holt wer­den. Die Sen­dung mit die­sem irre wit­zi­gen1 Titel, die erst am Vor­abend in der ARD ihre Erst­aus­strah­lung erlebt hat­te, lief aber nicht. Nicht nur Micha­el vom Fern­seh­le­xi­kon frag­te sich, wie­so.

Heu­te Mor­gen dann erfuhr ich bei der Früh­stücks­lek­tü­re der „Süd­deut­schen Zei­tung“ den Grund:

„Auf­grund der zu erwar­ten­den schlech­ten Zuschau­er­ak­zep­tanz im WDR Fern­se­hen haben wir uns ent­schie­den, sie kurz­fris­tig aus dem Pro­gramm zu neh­men und statt­des­sen einen ‚Tat­ort‘ zu sen­den“, teilt Pres­se­spre­che­rin Kris­ti­na Bausch mit.

Da fällt einem zunächst nichts mehr ein und dann eine gan­ze Men­ge.

Ers­tens hat­te Micha­el offen­bar (und wie’s aus­sieht eher unfrei­wil­lig) Recht mit einer sei­ner drei Ver­mu­tun­gen:

Man hat fest­ge­stellt, dass 1,98 Mil­lio­nen Zuschau­er bei der Erst­aus­strah­lung von Herr Schmidt wird 50, will aber nicht fei­ern gar kei­ner so guten Ein­schalt­quo­te ent­spre­chen.
Und will den vie­len Blö­den, die es nicht gese­hen haben, bloß kei­ne Chan­ce geben, das Ver­pass­te nach­zu­ho­len? Ja, klingt schlüs­sig.

Zwei­tens dürf­te zumin­dest jedem, der nicht Betriebs­wirt oder Medi­en­öko­nom ist, ein­leuch­ten, dass eine Sen­dung, die ange­kün­digt ist, in jedem Fall mehr Zuschau­er haben dürf­te als eine, die nicht ange­kün­digt ist: Wer vor dem Fern­se­her saß und Schmidt sehen woll­te, hat die Glot­ze ver­mut­lich noch wäh­rend des „Tatort“-Vorspanns ent­täuscht aus­ge­tre­ten – und wer zu den fünf Leu­ten gehört, die Sams­tags­abend ger­ne noch eine „Tatort“-Wiederholung mit­neh­men wür­den, lag wahr­schein­lich schon im Bett, denn selbst auf der Inter­net­sei­te des WDR stand zu die­sem Zeit­punkt noch, dass „Herr Schmidt …“ lau­fe. Die 210.000 Zuschau­er (6,4% Markt­an­teil) waren bestimmt ein­fach im Fern­seh­ses­sel ein­ge­pennt.

Drit­tens ist das ein Satz, den man nor­ma­ler­wei­se von Pro­Sie­ben-Ver­ant­wort­li­chen hört. Wenn ein gebüh­ren­fi­nan­zier­ter Sen­der wie der WDR meint, sei­ne hek­ti­sche und völ­lig kopf­los wir­ken­de Pro­gramm­po­li­tik mit dem Blick auf die Quo­te erklä­ren zu kön­nen, ver­wirkt er damit in mei­nen Augen sofort und auf alle Zeit den Anspruch, in der Gebüh­ren­debat­te ernst genom­men zu wer­den. Pro­gramm­pla­ner, die ihre (nicht ganz frei­wil­lig) zah­len­den Zuschau­er mit dem Hin­weis auf Öko­no­mie und Quo­ten­druck der­art vor den Kopf sto­ßen, wären wohl selbst fürs Pri­vat­fern­se­hen noch zu dreist.

Anders als die­ser pro­gramm­pla­ne­ri­sche Offen­ba­rungs­eid war die abge­setz­te Sen­dung übri­gens kaum der Rede wert: Sie wur­de ges­tern Abend bei Eins­Fes­ti­val wie­der­holt und ent­pupp­te sich als einer die­ser (von den zustän­di­gen Redak­teu­ren ver­mut­lich als „wahn­sin­nig inno­va­tiv“ emp­fun­de­nen) wüs­ten Zusam­men­schnit­te, die weder chro­no­lo­gisch noch seman­tisch einen Sinn erge­ben. Ohne Off-Spre­cher oder sonst ein ver­bin­den­des Ele­ment wur­den tau­send­mal gezeig­te Sze­nen aus Harald Schmidts bis­he­ri­gem Fern­seh­schaf­fen durch­ein­an­der gewür­felt und mit (wahr­schein­lich „total iro­nisch“ gemein­ten) Sze­nen gar­niert, in denen u.a. Tho­mas Gott­schalk, Elke Hei­den­reich, Ingolf Lück und immer­hin auch Her­bert Feu­er­stein vor einer gip­ser­nen Harald-Schmidt-Büs­te Barock­mu­sik vor­tru­gen. Und weil die ARD ja jetzt alles im 16:9‑Format sen­den muss, wur­den die Aus­schnit­te, die noch im rich­ti­gen Fern­seh­for­mat vor­la­gen, an den Sei­ten mit einer idio­ti­schen Blüm­chen­ta­pe­te auf­ge­füllt, damit das Bild voll ist. Ach, es war ganz schreck­lich – könn­te aber im Fal­le von Schmidts Able­ben jeder­zeit wie­der­holt wer­den.

1 Dem­nächst wirk­lich an die­ser Stel­le: Die zehn schöns­ten Acht­zi­ger-Jah­re-Adjek­ti­ve.