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Out of „View“

Für schlecht arbei­ten­de Jour­na­lis­ten müs­sen Blogs die Höl­le sein. Hät­te frü­her nie­mand die Mel­dung, dass ein Sex-Video der Pop­sän­ge­rin Shaki­ra auf­ge­taucht sein soll, in Zwei­fel gezo­gen, wenn sie erst mal über­all gestan­den hat, machen sich Blog­ger heu­te einen Spaß dar­aus, die Mel­dung als April­scherz zu ent­tar­nen und Online­por­ta­le und Agen­tu­ren damit heim­zu­su­chen.

Hauptsache Sex-Skandal.

Eigent­lich war das The­ma für mich dann auch geges­sen, aber Num­mer 9 wies in den Kom­men­ta­ren dar­auf hin, dass es die Mel­dung auch in die Mai-Aus­ga­be des Foto-Maga­zins „View“ geschafft hat­te:

Bei “View” glaubt man noch immer an das Shakira-Sex-Video.

Da es ja schon lan­ge nicht mehr um das angeb­li­che Home­vi­deo und den zugrun­de­lie­gen­den April­scherz geht, son­dern um die gene­rel­le Ein­stel­lung von Jour­na­lis­ten zum The­ma Recher­che, schrieb ich eine E‑Mail an die Redak­ti­on von „View“, die in einer – wie ich fand – ein­fa­chen Fra­ge mün­de­te:

Lag der Redak­ti­ons­schluss für das Mai-Heft so früh, dass Sie von der Auf­lö­sung des April­scher­zes (am 2. bzw. 4. April) nichts mit­be­kom­men konn­ten, oder recher­chie­ren Sie in Fäl­len, die das Pri­vat­le­ben von Stars betref­fen, gene­rell nicht wei­ter nach?

Offen­bar hat­te ich mich damit böse im Ton ver­grif­fen, denn in der Ant­wort-E-Mail, die mir Hans-Peter Jun­ker, stell­ver­tre­ten­der Chef­re­dak­teur von „View“, eine Stun­de spä­ter schrieb, fand er zwar loben­de Wor­te für die­ses Blog, fuhr aber fort:

Sie wer­den aber ver­ste­hen, dass ich eine Fra­ge, wie „Lag der Redak­ti­ons­schluss für das Mai-Heft so früh, dass Sie von der Auf­lö­sung des April­scher­zes (am 2. bzw. 4. April) nichts mit­be­kom­men konn­ten, oder recher­chie­ren Sie in Fäl­len, die das Pri­vat­le­ben von Stars betref­fen, gene­rell nicht wei­ter nach?“ nicht beant­wor­ten kann.

Ich den­ke, wenn Sie mein State­ment im Wort­laut so abdru­cken, wer­den das auch Ihre Leser ver­ste­hen.

Nun kann ich über Ihr Ver­ständ­nis natür­lich schwer­lich urtei­len und bemüh­te mich des­halb, mit einer Umfor­mu­lie­rung mei­ner Fra­ge in der Geschmacks­rich­tung „jour­na­lis­tisch“ wei­ter um eine Ant­wort:

Wie war es, trotz der hohen jour­na­lis­ti­schen Stan­dards, die im Hau­se „View“/„Stern“ vor­herr­schen, mög­lich, dass Ihre Redak­ti­on auf die­sen (auf­ge­klär­ten) April­scherz her­ein­ge­fal­len ist?

Doch der Zug war abge­fah­ren:

Sie ken­nen sicher den Satz:
„You never have the second chan­ce to make a first impres­si­on.“

Sie haben lei­der die nied­ri­gen Stan­dards, die ich an einen höf­li­chen und kol­le­gia­len Umgang stel­le, unter­lau­fen.

Ich sehe daher kei­nen Sinn, die­sen Mail­wech­sel fort­zu­set­zen.

Jetzt wer­den Sie wegen mei­ner unver­schäm­ten For­mu­lie­rung nie erfah­ren, wie es der Shaki­ra-Falsch­mel­dung gelun­gen ist, die hohen jour­na­lis­ti­schen Ansprü­che in der Redak­ti­on von „View“ aus­zu­trick­sen. Das tut mir auf­rich­tig leid.

Mit Dank an Mar­kus fürs Abfo­to­gra­fie­ren der Zeit­schrift.