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Acts des Jahres 2024

10. Pet Shop Boys
31 Jah­re, nach­dem sie mit „Go West“ in mein Leben getre­ten waren (und damit lan­ge, bevor ich um Begrif­fe wie „que­er“ wuss­te), haben die Pet Shop Boys ihr 15. Stu­dio­al­bum ver­öf­fent­licht. „None­thel­ess“ (Par­lo­pho­ne; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) heißt es – „Nichts­des­to­trotz“, was für ein schö­nes Wort! – und es zählt im Gesamt­werk zu den eher melan­cho­li­schen Alben. Ansons­ten machen Neil Ten­n­ant und Chris Lowe ein­fach wei­ter genau ihr Ding: Es geht um Lie­be und Nacht­le­ben, aber eben­so selbst­ver­ständ­lich um die ZDF-Hit­pa­ra­de und einen von Donald Trumps Body­guards. Natür­lich. Immer wie­der erkennt man Ver­satz­stü­cke aus älte­ren Songs, aber das ist ja Teil des Gesamt­kunst­werks, wie wir spä­tes­tens seit „DJ Cul­tu­re“ (dem PSB-Song von 1991, nicht dem Buch von Ulf Pos­ch­ardt) wis­sen. Per­sön­li­cher Höhe­punkt: Ich durf­te für die „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Sonn­tags­zei­tung“ über das Album schrei­ben, jenes Blatt, in dem ich noch als Schü­ler über die Band gele­sen hat­te.

9. Vanes­sa Peters
Bevor Mark Zucker­berg beschloss, Insta­gram zur wei­te­ren Zer­set­zung der Demo­kra­tie zu nut­zen, konn­te man dort tat­säch­lich Musik ent­de­cken: Acts haben klei­ne Clips aus ihren Musik­vi­de­os als Wer­bung geschal­tet und die glei­chen Algo­rith­men, die mich jetzt von den Vor­zü­gen des Faschis­mus über­zeu­gen sol­len (Ver­giss es, Pudel!), haben mir dann über­ra­schend prä­zi­se Songs vor­ge­spielt, die mich sofort über­zeugt haben. So bin ich jeden­falls 2021 auf die Ame­ri­ka­ne­rin Vanes­sa Peters und ihr Album „Modern Age“ auf­merk­sam gewor­den und seit­dem ver­fol­ge ich ihr Schaf­fen. Damals hat­te ich geschrie­ben: „Als hät­ten Aimee Mann, Suzan­ne Vega und Kath­le­en Edwards eine Super­group gegrün­det.“ Das gilt immer noch und ich mei­ne es als eines der höchs­ten Kom­pli­men­te, denn auch „Fly­ing On Instru­ments“ (Idol Records; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) ist wie­der ein Ame­ri­ca­na/­Folk-Album, das mich an die bes­ten Sei­ten der ame­ri­ka­ni­schen Kul­tur erin­nert. Also an das Gegen­teil von Mark Zucker­berg.

8. Maro
Maro ist immer das Bei­spiel, das ich brin­ge, wenn ich erklä­ren will, dass der Euro­vi­si­on Song Con­test längst kei­ne alber­ne Quatsch-Ver­an­stal­tung voll Euro­dance-B-Ware ist (das war er in die­ser Abso­lut­heit noch nicht mal in den 1980er bis 2000er Jah­ren), son­dern ein Musik­fes­ti­val im klas­sischs­ten Sin­ne: Natür­lich hät­te ich auch auf ande­ren Wegen (das Inter­net exis­tiert ja) von der jun­gen Musi­ke­rin mit dem bür­ger­li­chen Namen Maria­na Bri­to da Cruz For­jaz Sec­ca und der wun­der­bar ver­schla­fe­nen Stim­me erfah­ren kön­nen, aber ihr Auf­tritt in Turin 2022 war dann doch ein ganz beson­ders beein­dru­cken­der Ken­nen­lern­mo­ment. Ende Sep­tem­ber habe ich sie end­lich wie­der live gese­hen, durch­aus ange­mes­sen im Kon­zert­haus Dort­mund, und es war eines der schöns­ten, umar­mends­ten Kon­zer­te, das ich je besucht habe. Wie jun­ge Acts das so machen, hat sie wäh­rend des gan­zen Jah­res immer wie­der Songs her­aus­ge­bracht, u.a. mit Par­cels, vor allem aber mit dem Musi­ker Nasaya, der auf der fran­zö­si­schen Insel Reuni­on im indi­schen Oze­an auf­ge­wach­sen ist, wie Maro das Ber­klee Col­lege of Music besucht hat, und mit dem sie 2021 schon mal eine gan­ze EP mit vier Songs ver­öf­fent­licht hat­te. Das gemein­sa­me Album „Life­line“ (Sec­ca Records; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music) kam erst am 15. Janu­ar raus, aber das bedeu­tet ja nur, dass Maro auch 2025 wie­der zu mei­nen Acts des Jah­res gehö­ren kann.

7. Joy Ola­do­kun
Auf das Musik­jahr 2023 haben wir ja in einer gemein­sa­men Sen­dung zurück­ge­schaut. Des­we­gen gibt es kei­ne per­sön­li­che Bes­ten­lis­te, die ich jetzt ver­lin­ken kann, und auf der Joy Ola­do­kun mit ihrem Album „Pro­of Of Life“ mei­nen Platz 1 belegt hät­te. Das wird nicht der Haupt­grund sein, war­um sie 2024 direkt das nächs­te Album, ihr fünf­tes, ver­öf­fent­licht hat, aber auch „Obser­va­tions From A Crow­ded Room“ (Ami­go Records; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music) ist wie­der ver­dammt gut gewor­den. Sie macht sich Gedan­ken über den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt und Fort­schritt, sie singt über die Kraft­an­stren­gun­gen, über­haupt auf­zu­ste­hen und wei­ter­zu­ma­chen — und all das hat so viel Groo­ve, so viel schö­ne Melo­dien und so vie­le Gos­pel-Chö­re, dass einen die­se ver­meint­li­chen Wider­sprü­che ganz auf­wüh­len. Aber war das bei Mar­vin Gaye, Sam Coo­ke oder Are­tha Frank­lin anders?

6. MJ Len­der­man
Manch­mal gibt es ja so Namen und Alben, von denen man so oft in ver­schie­de­nen Zusam­men­hän­gen liest, dass man sie ein­fach hören muss: Das vier­te Solo­al­bum von MJ Len­der­man war so eins und das Über­ra­schen­de war eigent­lich nur, dass es nach vie­len Jah­ren mal wie­der ein Indie­rock-Album war, über das so vie­le Leu­te spra­chen — und dass es mir dann auch noch gefiel! „Man­ning Fire­works“ (Anti; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) klingt, als wür­de ich es schon mein hal­bes Leben ken­nen. Oder, anders: So, wie wenn The Get Up Kids und The Wea­k­erthans sich vor 20, 25 Jah­ren in einer Scheu­ne in Mon­ta­na, in der zufäl­lig noch ein paar Folk-Musi­ker sit­zen, gegen­sei­tig geco­vert hät­ten.

5. Chris­ti­an Lee Hut­son
Ich kann gar nicht mehr rekon­stru­ie­ren, wie ich zum ers­ten Mal „After Hours“ von Chris­ti­an Lee Hut­son gehört habe. Ich weiß nur, dass die 3:12 Minu­ten, die der Song dau­ert, noch nicht durch waren, als ich ihn mei­nen engs­ten Freund*innen schon wärms­tens – lass alles ste­hen und lie­gen und hör es Dir JETZT an! – ans Herz gelegt hat­te. Ent­spre­chend ist es auch mein Song des Jahrs 2024 gewor­den. Wenn ich Songs so doll lie­be, habe ich manch­mal Angst vor dem Album, dem sie vor­an­gin­gen, aber „Para­di­se Pop. 10“ (Anti; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) lös­te sogar mehr Ver­spre­chen ein, als die Sin­gle auf­ge­stellt hat­te: Songs wie „Auto­pi­lot“, „Water Bal­let“ oder besag­tes „After Hours“ klin­gen, wie sich die eige­ne Bett­de­cke an einem die­si­gen, kal­ten Sonn­tag­vor­mit­tag anfühlt. Es gibt Kla­vier­bal­la­den, melan­cho­li­sche Folk­songs und etwas lär­men­de­re Folk­rock-Num­mern für Fans von Elliott Smith, The Wea­k­erthans und Bright Eyes. Jetzt machen also Men­schen, die 1990 gebo­ren sind, Musik, wie ich sie 2004 gehört habe.

4. Phi­li­ne Son­ny
Ich weiß nicht, ob man es merkt, aber ich habe einen gewis­sen Hang zum Lokal­pa­trio­tis­mus. Man müss­te mir schon sehr viel Geld bie­ten, damit ich das Ruhr­ge­biet oder auch nur Bochum-Ehren­feld ver­las­se. Wenn es um Phi­li­ne Son­ny geht, ist es des­halb, als wür­de der VfL Bay­ern Mün­chen schla­gen: Sowas ist hier mög­lich! Und wer wohnt schon in Düs­sel­dorf? Dabei hat das ja alles gar nichts mir mir zu tun und viel­leicht auch nur in Tei­len mit der Stadt. Im März, jeden­falls, hat­te die 23-jäh­ri­ge Musi­ke­rin und Song­schrei­be­rin ihre zwei­te EP „Inva­der“ (Nett­werk; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) ver­öf­fent­licht, danach noch jede Men­ge Sin­gles. Im Herbst begann sie dann ihr nächs­tes Pro­jekt, bei dem sie Songs in 15 Minu­ten schreibt, inner­halb weni­ger Tage auf­nimmt und dann so schnell wie mög­lich ver­öf­fent­licht. „So schnell wie mög­lich“ bedeu­tet bei einem Label – bei Nett­werk erschei­nen auch Angus & Julia Stone, The Paper Kites, Joshua Radin und Gre­at Lake Swim­mers – und Strea­ming­diens­ten immer noch rund zwei­ein­halb Mona­te, aber das gan­ze Kon­zept und die Daten im Song­ti­tel ver­lei­hen den Songs eine gewis­se Unmit­tel­bar­keit. Und ich tue, was ich kann, um Phi­li­ne Son­ny noch berühm­ter zu machen — zum Bei­spiel in der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“ über sie schrei­ben.

3. Suzan Köcher’s Supra­fon
Wenn jemand „psy­che­de­lisch“ sagt, den­ke ich an Pink Floyd, Ölpro­jek­to­ren und die Gene­ra­ti­on unse­rer Eltern, die bekifft auf einem Flo­ka­ti liegt. Okay, ich komm noch mal rein: Wenn jemand „psy­che­de­lisch“ sagt, den­ke ich an David Lynch, die mitt­le­ren Byrds und oran­ge­far­be­ne U‑Bahn-Hal­te­stel­len. Habt Ihr die Bil­der? Okay, dann kommt jetzt der Sound­track, denn Suzan Köcher’s Supra­fon machen laut eige­ner Aus­sa­ge Psy­che­de­lia (nur, damit Ihr’s schon­mal gehört habt: im Eng­li­schen ist das „P“ stumm), aber auch Dream Pop, Kraut­rock, Dis­co und Desert Ame­ri­ca­na. Tat­säch­lich ent­ste­hen in mei­nem Kopf sofort Fil­me der Coen Brot­hers, Wim Wen­ders und Paul Tho­mas Ander­son; ein Step­pen­läu­fer rollt defi­ni­tiv durch die stau­bi­ge Land­schaft und es ist ent­we­der immer gera­de Mit­tag oder die Zeit kurz nach Son­nen­un­ter­gang. Also: All­tag im Ber­gi­schen Land, denn Suzan Köcher selbst stammt aus Solin­gen, ihre Band aus dem Umkreis (und damit ein Strich mehr bei „Ruhr­ge­biet“). Ihr drit­tes Album „In The­se Dying Times“ (Uni­que Records; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, You­Tube Music, Band­camp) wäre, wenn es aus den USA käme, über­all in den Jah­res­bes­ten­lis­ten. So wenigs­tens bei mir.

2. kett­car
Er habe mehr durch Musik gelernt als durch Biblio­the­ken, hat Thees Uhl­mann mal gesun­gen (und dabei Bruce Springsteen refe­ren­ziert) und er hat leicht reden, denn unse­re gemein­sa­men Bud­dies von kett­car ver­öf­fent­li­chen auf Grand Hotel van Cleef, dem Label, das sie mit ihm gemein­sam betrei­ben, ja regel­mä­ßig Alben, deren Songs gan­ze Bücher erset­zen. So gese­hen ist „Gute Lau­ne unge­recht ver­teilt“ (Grand Hotel van Cleef; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) wie­der eine 45-minü­ti­ge Biblio­thek zum Hören: Die bra­chia­le Sin­gle „Mün­chen“ ist ein eige­nes, umfas­sen­des Werk über All­tags­ras­sis­mus; „Rügen“ refe­riert die Freu­de und Nach­tei­le des Eltern-Seins bes­ser als es ein Buch irgend­ei­ner Twit­ter-Berühmt­heit je könn­te; „Kanye in Bay­reuth“ ist das feuil­le­to­nis­ti­sche Essay über die Schwie­rig­keit, Werk und Autor zu tren­nen; „Ein­kau­fen in Zei­ten des Krie­ges“ die ver­ton­te Kolum­ne über gestie­ge­ne Lebens­mit­tel­prei­se und „Blaue Lagu­ne, 21:45 Uhr“ der Anti­hel­den-Roman, der in Rezen­sio­nen mit Taran­ti­no ver­gli­chen wird. Dass das alles noch so schön erhe­bend klingt und man alles mit­sin­gen kann, ist ja das eigent­li­che Kunst­stück, aber kett­car las­sen es ganz leicht aus­se­hen. Da war­tet man auch ger­ne mal fünf Jah­re drauf!

1. Japan­dro­ids
2024 war für vie­le von uns ein schwie­ri­ges Jahr, das in der zwei­ten Jah­res­hälf­te völ­lig aus der Kur­ve zu flie­gen schien: Donald Trump, AfD, Neu­wah­len, dazu immer noch Krieg in der Ukrai­ne und eine unge­lös­te Kli­ma­ka­ta­stro­phe — und das war nur die Schei­ße aus den Nach­rich­ten, die uns alle betraf. Hin­zu kamen pri­va­te Schick­sals­schlä­ge und die immer absur­der erschei­nen­de Auf­ga­ben­stel­lung, auch noch den soge­nann­ten All­tag bewäl­ti­gen zu sol­len. Am 25. Okto­ber starb mei­ne gelieb­te Tan­te Dör­te und ich war wirk­lich froh, dass ich neben mei­nem engs­ten Umfeld auch immer noch Musik hat­te. Genau eine Woche zuvor war „Fate & Alco­hol“ (schon wie­der Anti — Label des Jah­res!; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal , You­Tube Music, Band­camp) erschie­nen, das vier­te und vor­ab schon als sol­ches ange­kün­dig­te letz­te Album der Japan­dro­ids. Fragt mich nicht, wie Bri­an King und David Prow­se die­sen Sound mit nur einer Gitar­re und einem Schlag­zeug hin­be­kom­men, denn ich habe sie lei­der nie live gese­hen, aber das ist auch egal, denn für „Fate & Alco­hol“ gilt, was Faithl­ess damals in „God Is A DJ“ dekla­mier­ten: „This is my church /​ This is whe­re I heal my hurts“. Wann immer ich ver­ges­sen hat­te, dass ich am Leben bin, und wie sich das anfühlt, habe ich die­ses Album gehört. Und es leg­te mir sacht sei­ne Hand auf mei­ne Schul­ter und gemein­sam wuss­ten wir: Ja, unse­re Hän­de sind blau und geschwol­len, aber wir kön­nen dar­aus immer noch ein Herz for­men (und zwar so wie Mil­len­ni­als, also rich­tig), eine Faust machen und sie in den Him­mel stre­cken. Die Musik klingt immer noch, als wür­de sie vom ers­ten bis zum letz­ten Ton das Leben fei­ern, aber anders als auf den ers­ten Alben nicht aus jugend­li­cher Igno­ranz her­aus, son­dern aus erwach­se­nem Ver­ständ­nis und Trotz: Ja, das Leben ent­hält auch Ent­täu­schun­gen, Trau­er und ande­re Tief­schlä­ge und genau des­halb ist es so wert­voll und wun­der­schön. None­thel­ess. Wenn mei­ne Per­sön­lich­keit zu die­sem Zeit­punkt in mei­nem Leben ein Album wäre, sie wür­de so klin­gen. „For a few hours, it’ll be alright, Baby!“

Kei­nen neu­en Blog-Ein­trag mehr ver­pas­sen? Wir haben jetzt einen Whats­App-Kanal und einen Blues­ky-Account, wo Ihr auf dem Lau­fen­den blei­ben könnt!

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Mixtape 11/​24

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber die letz­ten Wochen und Mona­te waren für mich ein biss­chen anstren­gend. Dann kamen auch noch vie­le, vie­le Tage hin­zu, an denen es nie rich­tig hell, aber vor allem früh wie­der dun­kel wur­de, und das schlägt einem ja dann doch alles ein biss­chen uncool aufs Gemüt.

Mir hilft in sol­chen Fäl­len immer Musik – vor allem natür­lich die, die ich eh schon ewig ken­ne und die mei­ne Lau­ne ver­läss­lich bes­ser macht, aber auch neue. Und letz­te­re hab ich Euch wie­der zusam­men­ge­stellt zu einem klei­nen, hof­fent­lich fei­nen Mix­tape:

Afro-Pop von Bar­ny Flet­cher, ein Strokes/Kil­ler­s/Franz-Fer­di­nand-Cross­over von The Pri­va­tes aus Nash­ville, Dre­am­pop von Geor­gia Gets By und mei­ne Bud­dies vom Grand Hotel van Cleef sind dies­mal mit einem Lie­bes­lied auf Maya Haw­ke von Shit­ney Beers ver­tre­ten.

Al Green (von dem ich ehr­lich gesagt nicht wuss­te, dass er noch lebt) covert „Ever­bo­dy Hurts“ von R.E.M., Blos­soms aus Eng­land ver­wan­deln „I Wan­na Dance With Some­bo­dy“ von Whit­ney Hous­ton in eine Indie­rock-Hym­ne und wer Thurs­day mag, wird bei Glas­sey­ed auf­hor­chen.

Es gibt neue Songs von FKA twigs, Lau­ra Mar­ling und Vanes­sa Peters, zeit­ge­nös­si­sche Klas­sik von Han­nah Peel und Ben Folds, der sein ers­tes Weih­nachts­al­bum (acht neue, eige­ne Songs, nur zwei Cover-Ver­sio­nen) mit dem phan­tas­ti­schen Titel „Sleig­her“ ver­öf­fent­licht hat, nimmt uns auf einen Schnee­spa­zier­gang mit sei­nem Hund Mau­rice mit.

Kurz­um: Wenn Euch aus die­ser Lis­te so gar nichts gefällt, weiß ich auch nicht wei­ter!

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Songs des Jahres 2021

Und ein sozi­al­kri­ti­sches Schlag­zeug­so­lo spä­ter ist es soweit: Making dis­co a thre­at again!

Ich habe wie­der ein biss­chen län­ger gebraucht, aber ich möch­te auf kei­nen Fall sein wie Spo­ti­fy und Musik­zeit­schrif­ten, die schon zwi­schen Okto­ber und Niko­laus auf ein Jahr zurück­schau­en. Sowas braucht ja auch Zeit und muss sich erst mal set­zen – und dann muss man sich sel­ber erst mal set­zen, Songs in eine Rei­hen­fol­ge brin­gen, die einem in die­ser einen Mil­li­se­kun­de die rich­ti­ge erscheint, obwohl es natür­lich völ­lig absurd ist, Musik in irgend­ei­ne Rang­lis­te zu brin­gen.

Jeden­falls: Hier sind wir! Und hier sind sie: Mei­ne Top-25-Songs eines immer noch etwas müh­sa­men Jah­res!

25. Chi­ca­go Sin­fo­ni­et­ta – Dances In The Cane­bra­kes (Arr. W.G. Still for Orches­tra) : No. 3, Silk Hat And Wal­king Cane
Ich habe beschlos­sen, dass ich die Regeln für mei­ne Lis­te selbst bestim­men kann, also gehen auch Klas­sik-Songs! „Dances In The Cane­bra­kes“ ist eigent­lich ein Kla­vier­werk der Schwar­zen US-Kom­po­nis­tin Flo­rence Pri­ce (1887–1953), das hier für Orches­ter arran­giert wur­de und auf dem Album „Pro­ject W: Works by Diver­se Women Com­po­sers“ erschien – und zwar schon 2019. Da mir die­ser Umstand aber genau gera­de eben erst auf­ge­fal­len ist und mich das Stück bis dahin so sehr durch mein Jahr 2021 beglei­tet hat­te, dass ich es zwi­schen­zeit­lich als the­me in dem Film, der mein Leben ist, wahr­ge­nom­men habe, ist mir das alles egal! Es ist ein groß­ar­ti­ges Werk mit einem beein­dru­cken­den Hin­ter­grund, also stei­gen wir ein­fach hier­mit ein!

24. Aaron Lee Tas­jan – Up All Night
Auch wenn ich es nicht für mög­lich gehal­ten hät­te, gab es 2021 doch wie­der ein paar Aben­de, an denen ich ange­mes­sen alko­ho­li­siert den Heim­weg aus der Innen­stadt ange­tre­ten habe. Es war stets der per­fek­te Umstand, um die­sen Que­er-Folk-Power-Pop-Song in einer Laut­stär­ke zu hören, die einem Apple Health dann hin­ter­her wie­der vor­wurfs­voll um die Ohren haut.

23. Adam Levi­ne – Good Mood
Ich sage ja immer, dass es kei­ne pein­li­chen Lieb­lings­lie­der geben kann, aber der Sän­ger von Maroon 5, der den Titel­song zum „Paw Patrol“-Kinofilm singt – das ist schon eine schwe­re Hypo­thek, die man sich selbst gegen­über erst mal recht­fer­ti­gen muss!
Tat­säch­lich hat­te ich zuerst den Refrain als Wer­be­pau­sen-Ein­lei­tungs­mu­sik bei Fuß­ball-Über­tra­gun­gen gehört und sofort geliebt, weil ich sei­ne maxi­ma­le New-Radi­cals-Haf­tig­keit moch­te. In Wahr­heit hat der Songs nichts mit den New Radi­cals zu tun (anders als die Songs, die Adam Levi­ne in dem sehr char­man­ten Film „Begin Again“ und dem dazu­ge­hö­ri­gen Sound­track singt), aber das war dann auch schon egal. Kei­nen Song habe ich 2021 auf dem Fahr­rad im Fit­ness­stu­dio öfter gehört als „Good Mood“ und wenn Ihr bei die­sem Groo­ve nicht mit hoch­spe­zia­li­sier­ten Hun­de­wel­pen durch die Woh­nung tan­zen wollt, kann ich Euch auch nicht hel­fen!

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Acts des Jahres 2021

Hey, wie war denn Euer Jahr 2021 so? Genau. Mit Kon­zer­ten und Fes­ti­vals war das ja alles noch so eine Sache, aber Musik war natür­lich trotz­dem da – und gera­de zu Beginn des Jah­res, als alles noch so rich­tig schei­ße war (könnt Ihr Euch noch erin­nern, dass wir im April eine Aus­gangs­sper­re hat­ten?!), hat sie getrös­tet und ver­bun­den.

Nach­dem ich zu Beginn des letz­ten Jah­res groß­spu­rig ver­kün­det hat­te, nie wie­der eine „Alben des Jahres“-Liste zu ver­öf­fent­li­chen, weil man­che Acts gar kei­ne Alben mehr ver­öf­fent­li­chen und ande­re gleich zwei, brauch­te ich irgend­ei­ne ande­re Kate­go­rie, in der ich zu Beginn des nächs­ten Jah­res (ach, komm: is noch Anfang 2022!) Namen sor­tie­ren und mir erläu­tern­de Tex­te aus den Fin­gern sau­gen kön­nen wür­de.

Herz­lich Will­kom­men also bei mei­ner ers­ten „Acts des Jahres“-Liste, die es mir ermög­licht, ein biss­chen über den Tel­ler­rand hin­aus­zu­schau­en:

10. Månes­kin
Dass Ita­li­en irgend­wann noch mal den ESC gewin­nen wür­de, hat­te in den letz­ten zehn Jah­ren deut­lich in der Luft gele­gen. Dass sie es mit einer Rock­band tun wür­den, die klingt und aus­sieht, als wären ihre Mit­glie­der die letz­ten 45 Jah­ren ein­ge­fro­ren gewe­sen, nicht unbe­dingt – aber es hat dann auch nicht wei­ter über­rascht. Womit nun wirk­lich nicht zu rech­nen gewe­sen war: Dass die­se ESC-Sieger*innen zwei Wochen nach dem Song Con­test noch nicht ver­ges­sen waren; dass „I Wan­na Be Your Slave“, die zwei­te Sin­gle aus ihrer EP „Tat­ro d’i­ra – Vol. 1“ (RCA/​Sony; Apple Music, Spo­ti­fy), in der sie rela­tiv offen unge­fähr alle sexu­el­len Spiel­ar­ten durch­de­kli­nie­ren, ein noch grö­ße­rer Hit wer­den wür­de, der im Radio läuft und von deut­schen Grund­schul­kin­dern begeis­tert mit­ge­sun­gen wird; dass die­se Band mit einer vier Jah­re alten Cover­ver­si­on die welt­wei­ten Spo­ti­fy-Charts anfüh­ren wür­de; dass sie bei Jim­my Fallon und „Satur­day Night Live“ auf­tre­ten und für die rele­van­tes­ten Musik­fes­ti­vals bei­der­seits des Atlan­tiks gebucht wer­den wür­den.
Kurz­um: So etwas hat­te es in der 65-jäh­ri­gen Geschich­te des ESC (über die Ende Febru­ar ein sehr lesens­wer­tes Buch erscheint) noch nicht gege­ben. Die Band hat den ESC ins 21. Jahr­hun­dert kata­pul­tiert (wor­auf wir bei der neu­en Bun­des­re­gie­rung noch war­ten) und ist neben­bei die ers­te mir bekann­te Rock­band seit vie­len, vie­len Jah­ren, die der­art durch­star­tet.
So. Und jetzt stel­len Sie sich bit­te vor, Sie hät­ten zwei Wochen lang jeden Mor­gen zehn Meter von die­sen soon to be-Mega­stars ent­fernt gefrüh­stückt und wären nicht ein­mal auf die Idee gekom­men, nach einem gemein­sa­men Sel­fie zu fra­gen!

9. Weezer
Was Tay­lor Swift kann, kön­nen Weezer schon lan­ge: Zwei Alben in einem Jahr zu ver­öf­fent­li­chen pas­siert der Band jeden­falls nicht zum ers­ten Mal. Im Sep­tem­ber 2019 hat­ten sie ihr 14. Album „Van Weezer“ (Crush Music/​Atlantic; Apple Music, Spo­ti­fy) ange­kün­digt, das im Mai 2020 erschei­nen soll­te. Wie so vie­les ande­re wur­de auch der Release die­ses Albums ver­scho­ben – das Tri­but an die gro­ßen Hair-Metal-Bands (das durch den zwi­schen­zeit­li­chen Tod von Eddie van Halen eine zusätz­li­che Ebe­ne erreicht hat­te) erschien im Mai 2021 und war okay, aber nicht atem­be­rau­bend.
Inter­es­san­ter war „OK Human“ (Crush Music/​WEA; Apple Music, Spo­ti­fy), das zwei­te Album, das Weezer zwi­schen der Fer­tig­stel­lung und dem ver­spä­te­ten Release von „Van Weezer“ auf­ge­nom­men hat­ten (was es so gese­hen zu ihrem 15. Album macht, chro­no­lo­gisch aber natür­lich „Van Weezer“ nach hin­ten drängt und somit offi­zi­ell Nr. 14 ist – aber die Beat­les hat­ten „Abbey Road“ ja auch nach „Let It Be“ auf­ge­nom­men und vor die­sem ver­öf­fent­licht).
Es wur­de ohne elek­tri­sche Gitar­ren, aber mit einem 32-köp­fi­gen Orches­ter ein­ge­spielt, was ihm den Sound eines Unplug­ged-Albums (oder von Ben Folds‘ „So The­re“) ver­leiht, nur dass es zwölf brand­neue Songs sind und kei­ne neu ein­ge­spiel­ten Hits. Es klingt also wär­mer, ent­hält aber ansons­ten klas­si­sche unwi­der­steh­li­che Weezer-Melo­dien und cle­ve­re Tex­te über das Leben in Zei­ten von Gen­tri­fi­zie­rung, Smart­phones und unzäh­li­gen Zoom-Calls. Wenn „New Yorker“-Cartoons Musik wären, wären sie die­ses Album!

8. Dan­ger Dan
Ich hat­te natür­lich noch nie bewusst irgend­was von der Anti­lo­pen Gang gehört, als sich mein hal­ber Freun­des­kreis über­schlug, ich müs­se jetzt unbe­dingt die­se ZDF-Sen­dung schau­en, in der ein Mann namens Dan­ger Dan, der Mit­glied besag­ter Hip-Hop-Band sei, gemein­sam mit Thees Uhl­mann durch die Gegend zie­he und am Kla­vier sei­ne neu­en Solo-Songs spie­le. Ooooo­kay! Nicht alle Songs haben mich abge­holt, aber „Lauf davon“ ist natür­lich ein Meis­ter­werk der Melan­cho­lie; gleich­zei­tig Punk und Roman­tik, als hät­te sich Rio Rei­ser mit Igor Levit zusam­men­ge­tan. „Das ist alles von der Kunst­frei­heit gedeckt“ war mir erst einen Tacken zu Jan-Böh­mer­mann-Twit­ter-iro­nisch, aber die drit­te und vier­te Stro­phe haben mich mit offe­nem Mund vor dem Fern­se­her sit­zen las­sen: Wie er da mit Ken Jeb­sen, Jür­gen Elsäs­ser, Alex­an­der Gau­land, AfD, ras­sis­ti­schen Poli­zis­ten abrech­net, so etwas hat­te ich im Pop sel­ten gehört.
Und dann kam „Eine gute Nach­richt“ raus: Ein unend­lich poe­ti­sches, kom­plett unpein­li­ches Lie­bes­lied; eines der bes­ten, das je geschrie­ben wur­de – und das auf Deutsch!
Zum Album, das auch „Das ist alles von der Kunst­frei­heit gedeckt“ (Anti­lo­pen Geld­wä­sche; Apple Music, Spo­ti­fy) heißt, habe ich ein gespal­te­nes Ver­hält­nis – man­che Lie­der sind mir zu „lus­tig“, auf gan­ze Län­ge ist es mir ein biss­chen zu mono­ton, aber das ist eigent­lich egal: Schreibt mal drei Songs, die so unter­schied­lich rein­hau­en, und dann reden wir wei­ter!

7. Big Red Machi­ne
Beim ers­ten Album war Big Red Machi­ne noch die Mini-Super­group von Jus­tin Ver­non (Bon Iver) und Aaron Dess­ner (The Natio­nal) gewe­sen, in der Zwi­schen­zeit hat­ten die bei­den mit Tay­lor Swift für deren Meis­ter­wer­ke „Folk­lo­re“ und „Ever­mo­re“ zusam­men­ge­ar­bei­tet und so kam die Prä­si­den­tin des Pop fürs zwei­te Album „How Long Do You Think It’s Gon­na Last?“ (Jagjaguwar/​37d03d; Apple Music, Spo­ti­fy) zum Gegen­be­such vor­bei und traf dort unter ande­rem auf Anaïs Mit­chell, die Fleet Foxes (was ist eigent­lich aus denen gewor­den?!), Sharon van Etten, Ben Howard und ande­re, die gemein­sam mit Ver­non und erstaun­lich viel Dess­ner, der zuvor noch nicht groß als Sän­ger in Erschei­nung getre­ten war, melan­cho­lisch-hym­ni­sche Lie­der anstimm­ten. (Dass es sich die Band erlau­ben kann, den gemein­sa­men Song mit Micha­el Sti­pe gar nicht erst aufs Album zu packen, sagt schon viel aus!)
Nun läuft ein Album bei so vie­len Stim­men schnell Gefahr, eher nach Mix­tape zu klin­gen, aber was heißt hier „Gefahr“?! Wenn es ein so stim­mungs­vol­les, in sich geschlos­se­nes Mix­tape ist, wer wür­de sich da beschwe­ren?!

6. The Wall­flowers
Ich hat­te nicht damit gerech­net, dass die Wall­flowers neun Jah­re nach ihrem letz­ten Album (das neben einer The-Clash-Hul­di­gungs-Sin­gle nicht so rich­tig viel zu bie­ten hat­te) und nach dem Aus­stieg der letz­ten Band­mit­glie­der, die nicht Jakob Dylan hie­ßen, über­haupt noch mal ein Album auf­neh­men wür­den. Doch nach ein paar Vor­ab-Sin­gles war „Exit Wounds“ (New West Records/​LLC; Apple Music, Spo­ti­fy) da und schloss eigent­lich naht­los an ihr 25 Jah­re altes Erfolgs­al­bum „Brin­ging Down The Hor­se“ an: Ame­ri­ca­na-Musik über die ganz gro­ßen The­men, bei vier Songs gran­di­os unter­stützt durch Shel­by Lyn­ne.
Es ist Musik für Män­ner in Chucks und Karo­hem­den, die lang­sam, aber sicher auf die 40 zuge­hen (oder schon lan­ge dar­über hin­aus sind), aber in Zei­ten wie die­sen ist es toll, Musik zu haben, die wie ein gro­ßer Bru­der oder ein jun­ger Onkel zu einem kommt und sagt: „Hier ist ein Bier für Dich, mein Pick-Up-Truck steht vor der Tür – jetzt fah­ren wir in den Son­nen­un­ter­gang, schna­cken ein biss­chen und alles wird gut!“

5. Wild Pink
Es war wenig über­ra­schend „All Songs Con­side­red“, wo ich erst­mals auf die Musik von Wild Pink traf. „A Bil­li­on Litt­le Lights“ (Roy­al Moun­tain Records; Apple Music, Spo­ti­fy), das drit­te Album der New Yor­ker Band, erwies sich als die per­fek­te Früh­lings­mu­sik: ein biss­chen pas­tel­lig-opti­mis­tisch, ein biss­chen schläf­rig-melan­cho­lisch; zwi­schen Joshua Radin, Rogue Wave und Stars; orga­nisch, mit gele­gent­li­chen Coun­try-Gitar­ren und cle­ve­ren Tex­ten.
Vor zwölf, drei­zehn Jah­ren wäre sol­che Musik bei „Scrubs“ oder in iPod-Wer­be­spots gelau­fen, heu­te hört man sie allen­falls noch auf dem Hald­ern-Pop-Fes­ti­val – wenn es denn statt­fin­det.

4. Vanes­sa Peters
Lus­tig, wie man 2021 Musik ent­deckt: Insta­gram hat­te mir im Früh­jahr das Video zu einem Song namens „Cra­zy­ma­ker“ als Wer­bung aus­ge­spielt und ich hab den Song sofort auf mei­ne Play­list gepackt. Im Herbst hab ich dann mal nach­ge­schaut, was die Sän­ge­rin dahin­ter noch so macht.
Hin­ter dem Namen „Vanes­sa Peters“ ver­mu­te­te ich – deutsch aus­ge­spro­chen – erst mal eine Frau, die in irgend­ei­ner frü­hen DSDS-Staf­fel mal den drit­ten Platz belegt hat­te und/​oder mal Vor­letz­te beim ESC wur­de (man kann ihn aber bequem ame­ri­ka­nisch aus­spre­chen, denn sie stammt aus Texas), und das Roy-Lich­ten­stein-für-Arme-Cover ihres Albums „Modern Age“ (Idol Records; Apple Music, Spo­ti­fy) hat mich zunächst auch etwas abge­schreckt.
Ober­fläch­li­cher Scheiß, denn die Musik ist toll: Als hät­ten Aimee Mann, Suzan­ne Vega und Kath­le­en Edwards eine Super­group gegrün­det. Sehr ame­ri­ka­nisch, obwohl die back­ing band kom­plett aus Ita­lie­nern besteht.

3. Emi­ly Scott Robin­son
Ich hat­te noch nie von Emi­ly Scott Robin­son gehört, als ihr drit­tes Album „Ame­ri­can Siren“ (Oh Boy Records; Apple Music, Spo­ti­fy) – natür­lich – bei „All Songs Con­side­red“ vor­ge­stellt wur­de. Das bit­ter­sü­ße Tren­nungs­lied „Let ’Em Burn“, das dort lief, reprä­sen­tiert das Album als Pia­no­bal­la­de musi­ka­lisch einer­seits nicht so rich­tig, ande­rer­seits passt es aber auch per­fekt in die­ses Album mit sei­nen oft redu­zier­ten Coun­try- und Folk­songs mit klu­gen und gesell­schafts­kri­ti­schen Tex­ten.
Es ist das Album, das Kacey Mus­gra­ves 2021 lei­der nicht gemacht hat, es erin­nert an Lori McKen­na und Hem und es ist ein­fach wun­der­schön!

2. Meet Me @ The Altar
Hat jemand „que­er POC all-girl pop-punk band“ gesagt? Count me in!
Natür­lich war es auch wie­der „All Songs Con­side­red“, wo ich zum ers­ten Mal von Meet Me @ The Altar gehört habe. Musi­ka­lisch kann man sie als Teil des 2000er-Revi­vals, irgend­wo zwi­schen blink-182 und Para­mo­re, Taking Back Sun­day und Avril Lavi­gne, anse­hen (und sie sind eine der weni­gen jun­gen Bands, die beim gro­ßen Zu-schön-um-wahr-zu-sein-Emo/­Pop-Punk-Fes­ti­val „When We Were Young“ in Las Vegas spie­len wer­den), aber die Tex­te sind irgend­wie reflek­tier­ter als die unse­rer dama­li­gen Mit­gr­öl-Hym­nen.
Das ist die Ener­gie, die ich im ver­gan­ge­nen Jahr gebraucht habe! Nach ihrer EP „Model Citi­zen“ (Fue­led By Ramen; Apple Music, Spo­ti­fy) hat die Band für 2022 ein Album ange­kün­digt, was bei so jun­gen Leu­ten dann doch über­ra­schend ist. Und schön.

1. Sir Simon & Bur­kini Beach
„Hä? Hast Du jetzt zwei Acts auf Platz 1 gepackt, Lukas?!“
Jau. We make up the rules as we go along.
Aber der Rei­he nach: Sir Simon ist natür­lich Simon Front­zek, der unter die­sem Namen schon 2008 und 2011 zwei ganz tol­le Indiepop-Alben ver­öf­fent­licht hat­te, seit­dem aber nichts eige­nes mehr. Er spielt seit 2019 in der Band von Thees Uhl­mann – und zwar zusam­men mit Rudi Mai­er ali­as Bur­kini Beach. Als sie 2020 über­ra­schend viel Zeit hat­ten, haben die bei­den ein­fach zusam­men zwei Alben geschrie­ben und auf­ge­nom­men: eben eins für Simon („Repeat Until Fun­ny“, Com­fort Noi­se; Apple Music, Spo­ti­fy) und eins für Rudi („Best Wes­tern“, Com­fort Noi­se; Apple Music, Spo­ti­fy). Die sind im August am glei­chen Tag erschie­nen und der letz­te Song auf bei­den Alben ist jeweils – und ich bin mir sehr sicher, dass es die­se genia­le, eigent­lich total nahe­lie­gen­de Idee in der Musik­ge­schich­te bis­her noch nie gege­ben hat – „Not Coming Home“, ein Duett zwi­schen den bei­den.
Man kann die­se Alben also kaum getrennt von­ein­an­der beur­tei­len – und das muss man auch gar nicht, denn sie sind bei­de wun­der­schön gewor­den und haben mich ab August durchs Jahr getra­gen. „Repeat Until Fun­ny“ klingt, um mal mei­nen bes­ten Freund zu zitie­ren, ein biss­chen wie ein bis­her unver­öf­fent­lich­tes Wea­k­erthans-Album, „Best Wes­tern“ wie eins von Death Cab For Cutie (und wir mei­nen nicht, dass es wie ein Abklatsch klingt, son­dern dass da zwei Men­schen, die Musik wirk­lich lie­ben und ver­in­ner­licht haben, im Äther der Musik ihre eige­nen Spra­chen und Stimm­la­gen gefun­den haben und die­se jetzt mit uns tei­len). Auch die Tex­te sind wirk­lich sehr klug und lus­tig, was ja bei deut­schen Acts, die auf Eng­lisch sin­gen, jetzt auch nicht unbe­dingt immer der Fall ist. Also: Ja, es sind wirk­lich zwei gute Alben und weil man sie nicht tren­nen kann, ste­hen sie bei­de hier vor­ne! („Vor­ne“ im sonst eher unge­bräuch­li­chen Sin­ne von „ganz am Ende des Tex­tes“, aber eben auf Platz 1. Hier muss die­ser Blog-Ein­trag enden.)