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Mostly Harmless

Wir alle ken­nen Godwin’s Law:

As an online dis­cus­sion grows lon­ger, the pro­ba­bi­li­ty of a com­pa­ri­son invol­ving Nazis or Hit­ler approa­ches one.

Weil die immer­glei­chen Ver­glei­che natür­lich irgend­wann lang­wei­lig wer­den und die deut­sche Geschich­te ja noch mehr dunk­le Kapi­tel auf Lager hat, heißt die neue Königs­dis­zi­plin der Kra­wall­rhe­to­rik „Sta­si-Ver­glei­che“.

So kamen der­ar­ti­ge Ver­glei­che jüngst im Zusam­men­hang mit den ein­ge­sam­mel­ten Geruchs­pro­ben von G8-Geg­nern auf (wobei die Bezeich­nung „Sta­si-Metho­den“ da gar nicht mal so abwe­gig ist, immer­hin hat die Sta­si Geruchs­pro­ben gesam­melt). Gene­ral­bun­des­an­wäl­tin Moni­ka Harms sieht aber offen­bar weder den Ver­gleich, noch die Akti­on an sich beson­ders eng:

Nur weil eine Metho­de von der Sta­si in ganz ande­rem Zusam­men­hang ein­ge­setzt wur­de, heißt das noch nicht, dass sie für uns schon des­we­gen tabu ist.

Die­ser Satz wird umso beun­ru­hi­gen­der, je öfter man ihn liest – aber so viel Zeit haben wir gar nicht, denn die neu­es­te Sta­si-Äuße­rung (hier stän­dig frisch) kommt von Sil­via Schenk, der ehe­ma­li­gen Prä­si­den­tin des Bun­des Deut­scher Rad­fah­rer:

Eine Chan­ce hat der Rad­sport nur, wenn wie bei der Sta­si rigo­ros alle Schul­di­gen aus­sor­tiert wer­den.

Da kann man ja schon froh sein, dass (noch) nie­mand „Ent­do­ping­fi­zie­rungs­la­ger“ for­dert …

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Tsang’s Law & Order

Lan­ge bevor es das Web 9 3/​4 gab, tum­mel­ten sich die Men­schen, deren Mit­tei­lungs­be­dürf­nis zwar vor­han­den, aber noch nicht auf Leser­brief­schrei­ber-Grö­ße aus­ge­wach­sen war, im Use­net. Das konn­te (und kann) alles, was Web­fo­ren und Blogs knapp zwan­zig Jah­re spä­ter auch konn­ten, kommt aber ohne jeg­li­che Kli­ckibun­ti-Ele­men­te aus.

Was ich am Use­net neben den oben beschrie­be­nen Vor­tei­len noch mag, sind die soge­nann­ten Use­net-Laws, die anzei­gen, wann eine Dis­kus­si­on den Null­punkt erreicht hat und sofort ein­ge­stellt gehört. Eines die­ser Laws heißt Tsang’s Law und geht wie folgt:

Wer die schwei­gen­de Mas­se als Kri­te­ri­um für Zustim­mung oder Ableh­nung einer Fra­ge her­an­zieht, hat auto­ma­tisch ver­lo­ren.

Die­ses Law kam mir heu­te Mor­gen in den Sinn, als ich mei­nen News­rea­der Brow­ser anwarf und bei sueddeutsche.de einen Blick auf die der­zeit hef­tigs­te Dis­kus­si­on (wir könn­ten lang­sam auch von einem Fla­me­war spre­chen) im deutsch­spra­chi­gen Real Life warf:

CSU-Gene­ral­se­kre­tär Mar­kus Söder sag­te jetzt der Bild-Zei­tung: „Die Äuße­rung ist ein Skan­dal. Sol­che Anwäl­te sind eine Schan­de für ihre Zunft.“ Stoi­ber küm­me­re sich mehr um die Opfer als um die Täter. Das sehe die Mehr­heit der Deut­schen sicher­lich genau­so.

Ähn­lich äußer­te sich der CDU-Innen­ex­per­te Cle­mens Bin­nin­ger. Der Zei­tung sag­te Bin­nin­ger: „Der Rechts­an­walt kann offen­sicht­lich nicht ver­kraf­ten, dass Stoi­ber der gro­ßen Mehr­heit der Bevöl­ke­rung aus dem Her­zen spricht.“

Im Use­net kann man übri­gens einem unlieb­sa­me Schrei­ber ins soge­nann­tes Kill­fi­le packen und kriegt ihre Bei­trä­ge von da an nicht mehr zu Gesicht.