Kategorien
Musik Politik

The District Sleeps Alone Tonight

Kei­ne 24 Stun­den mehr, dann wird die Amts­zeit von Geor­ge W. Bush als 43. Prä­si­dent der USA vor­bei sein. Wie er wohl den letz­ten Abend in Washing­ton D.C. ver­brin­gen wird?

Wir wis­sen es nicht. Aber Dank die­ses Musik­vi­de­os zu „As Tall As Cliffs“ von Mar­got And The Nuclear So & So’s kön­nen wir uns ein Bild davon machen, wie es sein könn­te:


Mar­got and the Nuclear So and Sos – As Tall As Cliffs (Offi­ci­al Music Video)The top video clips of the week are here

Mit Dank an die bei­den Leser, die mich durch ihre Wahl beim Auf­guss 2008 auf das Video auf­merk­sam gemacht haben!

Kategorien
Rundfunk Digital

Von der Attraktivität deutscher TV-Nachrichten

Sie wer­den es mitt­ler­wei­le alle mit­be­kom­men haben: Ges­tern Nach­mit­tag (Orts­zeit) fie­len bei einem Air­bus A320 kurz nach dem Start am La Guar­dia Air­port bei­de Trieb­wer­ke aus und der Pilot muss­te die Maschi­ne auf dem Hud­son River not­lan­den.

Dass alle 155 Insas­sen über­lebt haben, darf man wohl getrost als ziem­li­ches Glück bezeich­nen: zwar ist der Hud­son eini­ger­ma­ßen breit und frei von Brü­cken und damit – im Gegen­satz zum East River auf der ande­ren Sei­te Man­hat­tans – durch­aus für Not­was­se­run­gen geeig­net, aber ein Flug­zeug auf einem viel befah­re­nen Fluss auf­zu­set­zen und es anschlie­ßend zu eva­ku­ie­ren, wäh­rend es lang­sam im eis­kal­ten Was­ser unter­geht, das zählt schon zu den außer­ge­wöhn­li­che­ren Auf­ga­ben eines Lini­en­pi­lo­ten.

Wer ges­tern Abend unse­rer Zeit beim Micro­blog­ging-Dienst twit­ter rein­ge­schaut hat, wur­de über die Lage bes­tens infor­miert: als eine der ers­ten Mel­dun­gen gab es ein Foto, das Janis Krums, der zufäl­lig auf einer der Fäh­ren im Hud­son und damit direkt am Unfall­ort war, mit sei­nem iPho­ne gemacht hat­te. twitpic.com brach zeit­wei­se unter dem Ansturm zusam­men und ziem­lich vie­le Nach­rich­ten­sei­ten berich­te­ten dar­über.

Wer mit einem Live­ti­cker von Augen­zeu­gen und eben­falls twit­tern­den Nach­rich­ten­agen­tu­ren ver­sorgt wur­de, für den waren die Infor­ma­tio­nen, mit denen das deut­sche Fern­se­hen sei­ne Zuschau­er zu beglü­cken ver­such­te, natür­lich ein Desas­ter. Statt ein­fach „ins Inter­net“ zu gucken, griff man lie­ber auf dün­ne Agen­tur­mel­dun­gen und Repor­ter vor Ort zurück.

Dabei ist es ein über­hol­ter Irr­glau­be der Nach­rich­ten­ma­cher, bei einem Ereig­nis erst mal an den Ort des Gesche­hens schal­ten zu müs­sen. Dort steht dann ein über­for­der­ter Repor­ter den Ret­tern im Weg rum und kann sei­ne Ein­drü­cke schil­dern – wobei er sich natür­lich gera­de gar kei­ne eige­nen Ein­drü­cke ver­schaf­fen kann, weil er ja in einer zwar atmo­sphä­ri­schen, aber weit­ge­hend Infor­ma­ti­ons­lo­sen Schal­te mit einem wiss­be­gie­ri­gen Repor­ter gefan­gen ist. Wenn er Glück hat, hat er vor­her einen Pas­san­ten fra­gen kön­nen, ob der einen lau­ten Knall gehört habe.

Nun wür­de ich nicht so weit gehen und sagen, das Inter­net kön­ne schon jetzt das Fern­se­hen erset­zen. Wenn sich mei­ne Groß­el­tern, Eltern und vie­le mei­ner Freun­de über der­ar­ti­ge Ereig­nis­se infor­mie­ren wol­len, schal­ten sie natür­lich irgend­ei­nen Nach­rich­ten­sen­der ein und auch ich hat­te zwi­schen­durch CNN lau­fen, wo Wolf Blit­zer einen der Pas­sa­gie­re gera­de tele­fo­nisch der­art mit Fra­gen löcher­te, als müs­se er selbst noch in die­ser Nacht den Unter­su­chungs­be­richt der Luft­auf­sichts­be­hör­de ver­fas­sen.

Aber was die deut­schen Nach­rich­ten­sen­dun­gen da über den Äther schi­cken, war eine dump­fe Mischung aus Kaf­fee­satz­le­sen mit Tan­te Mimi, Onkel Heinz erzählt vom Angeln und Klein-Fritz­chen erzählt sei­ner Mut­ti, wie es in der Kir­che war, obwohl er wäh­rend­des­sen Fuß­ball­spie­len war.

„Zahl­rei­che Fähr­schif­fe ver­su­chen, Über­le­ben­de zu ret­ten“, teaser­te RTL sein „Nacht­jour­nal“ an, was wohl eben­so rich­tig, aber weit weni­ger dra­ma­tisch war als das „Es gibt kei­ne Anzei­chen für einen Ter­ror­an­schlag“, mit dem Gabi Bau­er die ARD-Nach­rich­ten­at­trap­pe „Nacht­ma­ga­zin“ eröff­ne­te, bevor sie eine Vier­tel­stun­de spä­ter Thors­ten Schä­fer-Güm­bel mit der Fra­ge, wie wich­tig Sex im Wahl­kampf sei (gemeint war wohl eher „Sex­ap­peal“), völ­lig aus der Fas­sung brach­te.

Den beson­de­ren Ernst der Lage konn­te man dar­an erken­nen, dass n‑tv sei­ne geplan­ten „Natio­nal Geographic“-Reportagen kipp­te und live auf Sen­dung ging. Wäh­rend CNN, Fox News, MSNBC und BBC World ziem­lich beein­dru­cken­de Live-Bewegt­bil­der aus New York hat­ten (die Hub­schrau­ber der gro­ßen Net­works schwe­ben ja eh die gan­ze Zeit über der Stadt), hat­te n‑tv einen Mode­ra­tor im Stu­dio, meh­re­re „Brea­king News“-Laufbänder, ein paar Fotos und einen Repor­ter am Tele­fon. Und der sag­te, wenn ich ihn nicht völ­lig falsch ver­stan­den habe, dass es wohl „bald“ die ers­ten Han­dy-Fotos und ‑Vide­os im Inter­net zu sehen geben wür­de. Zu die­sem Zeit­punkt war twit­pic bereits down und bei flickr gab es jede Men­ge Foto­stre­cken und Ein­zel­bil­der zu sehen. Sogar ers­te Wit­ze.

Es geht mir gar nicht dar­um, Inter­net und Fern­se­hen gegen­ein­an­der aus­spie­len zu wol­len – und die Zei­tun­gen von heu­te waren schon gedruckt, bevor das Flug­zeug über­haupt abge­ho­ben hat­te. Aber ich den­ke, dass auch die Men­schen, die nicht bei twit­ter, flickr und Face­book unter­wegs sind, ein Anrecht auf aktu­el­le Infor­ma­tio­nen haben. Und die bekommt man heu­te nun wirk­lich so ein­fach und bil­lig wie noch nie. Auch als Nach­rich­ten­re­dak­teur des deut­schen Fern­se­hens.

Nach­trag, 20:20 Uhr: Auch mei­ne Freun­de von „RP Online“ berich­ten über die Fotos bei twit­ter und bei flickr.

Das Sen­sa­tio­nel­le dar­an: Sie schaf­fen das ohne einen ein­zi­gen Link!

Nach­trag, 17. Janu­ar, 00:23 Uhr: Zwei Tweets spä­ter hat „RP Online“ alles ver­linkt.

Kategorien
Politik

Barack Obama, der Weise der Steine

In einer Woche wird Barack Oba­ma in Washing­ton DC den Amts­eid schwö­ren und auch end­lich offi­zi­ell der 44. Prä­si­dent der USA sein. Dann geht es los mit sei­ner Welt­ret­tungs­mis­si­on, an deren Ende alle Men­schen Brü­der gewor­den und alle Schwer­ter zu Pflug­scha­ren umge­schmie­det sein wer­den.

Wie das genau aus­se­hen wird, dar­über haben sich die Macher von Nicht gedreht, Pro­jekt Hör­spiel und Pri­sac so ihre Gedan­ken gemacht. Dank die­ses Inter­nets, von dem man im Moment so viel hört, kön­nen wir alle dar­an teil­ha­ben:

[Direkt­link]

Kategorien
Unterwegs

If you’re going to San Francisco … (Teil 3)

San Francisco, CA

Nach­dem wir schon Geschäf­te, sowie Knei­pen und Restau­rants emp­foh­len haben, kom­men wir im drit­ten und letz­ten Teil unse­res gro­ßen San-Fran­cis­co-Rei­se­füh­rers „Cocoa And Books“ heu­te zu einem ande­ren, nicht ganz so klar zu umrei­ßen­den The­men­kom­plex. Erst sage ich Ihnen, wel­che Main­stream-Tou­ris­ten­at­trak­tio­nen gar nicht mal so schlecht sind, und dann machen wir noch einen klei­nen Abste­cher ins Nacht­le­ben.

Teil 3: (Ach, da fehlt uns noch ’ne Über­schrift)

Kategorien
Unterwegs

If you’re going to San Francisco … (Teil 2)

Nach­dem wir im ers­ten Teil unse­res gro­ßen San-Fran­cis­co-Rei­se­füh­rers „Cocoa And Books“ ein wenig Shop­pen waren (und dabei so tol­le Läden wie Fox Hard­ware, sämt­li­che Luxus-Kauf­häu­ser am Uni­on Squa­re und den gan­zen Tou­ris­ten­ramsch am Fisherman’s Wharf uner­wähnt gelas­sen haben), wol­len wir uns nun ein wenig um das leib­li­che Wohl in der schöns­ten Stadt der Welt küm­mern.

Teil 2: Knei­pen und Restau­rants

Erwar­ten Sie von mir kei­ne Bespre­chun­gen kuli­na­ri­scher Tem­pel – dafür habe ich viel zu wenig Ahnung, die geschätz­ten Autoren von Go to Rio dafür umso mehr. Hier und jetzt soll es um Ambi­en­te, Ori­gi­na­li­tät und Satt wer­den gehen. Und das geht so:

Kategorien
Unterwegs

If you’re going to San Francisco … (Teil 1)

Die Kol­le­gin Kath­rin ist zur Zeit in San Fran­cis­co, CA. Weil ich vor zwei­ein­vier­tel Jah­ren ein­mal elf Wochen in die­ser Stadt ver­bracht – oder kos­mo­po­li­ti­scher aus­ge­drückt: dort gelebt – habe, fühl­te ich mich bemü­ßigt, ihr eine Lis­te mit Emp­feh­lun­gen mit­zu­ge­ben, was man unbe­dingt gese­hen und besucht haben soll­te. Und weil das ein ziem­li­cher Auf­wand war, kön­nen Sie jetzt auch davon pro­fi­tie­ren:

Cocoa And Books – Der gro­ße Cof­fee-And-TV-San-Fran­cis­co-Füh­rer

Teil 1: Geschäf­te

Kategorien
Leben

Adolf möchte aus dem Småland abgeholt werden

Es gibt so Namen, die möch­te man ein­fach nicht haben. Neben dem gan­zen Kli­schee-Schmonz von Cin­dy, Man­dy und Jac­que­line gehört der Name „Adolf“ ganz sicher dazu. Wir hat­ten einen Leh­rer namens Adolf an der Schu­le (nach 1945 gebo­ren) und jeder kann sich die Wit­ze aus­ma­len, die puber­tie­ren­den Men­schen dazu ein­fal­len.

Was aber ist mit dem drei­jäh­ri­gen Adolf Hit­ler aus Hol­land Town­ship, NJ? Adolf Hit­ler Camp­bell, wohl­ge­merkt, denn „Hit­ler“ ist sein midd­le name.

Der wird in sei­nem Leben noch viel Freu­de haben, wenn er schon zu sei­nem Geburts­tag kei­ne Tor­te mit Namens­zug drauf bekommt.

Und falls Sie gera­de einen Mar­mor­block zur Hand haben, möch­ten Sie viel­leicht fol­gen­den Satz ein­mei­ßeln, um ihn bei wer­den­den Eltern im Freun­des­kreis (oder gar bei der eige­nen Fami­li­en­pla­nung) wie­der her­vor­zu­ho­len:

Adolf has two sis­ters, Joy­ce­Lynn Aryan Nati­on and Honszlynn Hin­ler Jean­nie.

[Mit Dank an Kat­ti für den Hin­weis]

Kategorien
Leben Gesellschaft

Fast ein Held

Das „Zeit-Maga­zin“ wid­met sich in sei­ner aktu­el­len Aus­ga­be dem The­men­kom­plex der „Nuller Jah­re“.

In einem Inter­view fasst der Phi­lo­soph Peter Slo­ter­di­jk zusam­men, was für ihn die Nuller aus­macht (Cas­ting Shows, die Queen Mary 2, Dau­men bei der Bedie­nung elek­tro­ni­scher Klein­ge­rä­te), er kri­ti­siert, dass der „Krieg gegen den Ter­ro­ris­mus“ aus Bür­gern „Sicher­heits­un­ter­ta­nen“ gemacht habe, und ant­wor­tet auf die Fra­ge, wer für ihn die Hel­den die­ses Jahr­zehnts sei­en:

Für mich per­sön­lich ist die Ant­wort evi­dent: die Men­schen, die bei den Sicher­heits­kon­trol­len am Flug­ha­fen aus­ge­ras­tet sind. Im Spie­gel stand neu­lich eine hüb­sche Auf­zäh­lung. Ein Pas­sa­gier hat sei­ne Rasier­was­ser­fla­sche gegen eine Schei­be gewor­fen, ein ande­rer hat eine Kon­trol­leu­rin geohr­feigt. Das sind mei­ne Hel­den, ein­sa­me Kämp­fer gegen den Sicher­heits­wahn.

Ich bin also fast ein Held im Sloterdijk’schen Sin­ne, denn ich wäre um ein Haar mal am Flug­ha­fen Chi­ca­go O’Ha­re ver­haf­tet wor­den. ((Neh­me ich zumin­dest an.)) Und das kam so:

Es begab sich im Okto­ber 2006, dass ich von Chi­ca­go nach Oak­land flie­gen muss­te. Das Wet­ter war schon beim Check-In schlecht gewe­sen und wur­de im Lau­fe des Abends immer schlech­ter. Nach und nach wur­den alle Flü­ge nach hin­ten und an ande­re Gates ver­legt – so lan­ge, bis um kurz nach Elf dann ehr­li­cher­wei­se sämt­li­che Flü­ge als „can­cel­led“ geführt wur­den. Also ver­lie­ßen ein paar Tau­send Men­schen mit Hotel-Gut­schei­nen in der Hand den Abflug­be­reich, um sich ein Nacht­la­ger zu suchen. Sämt­li­che Hotels im Umkreis waren bin­nen Sekun­den aus­ge­bucht, aber man ließ uns auch nicht mehr in den Abflug­be­reich zurück, da das Per­so­nal, das die Sicher­heits­kon­trol­len durch­füh­ren hät­te kön­nen, sei­ne Tages­schicht been­det hat­te und die nächs­te Schicht nicht vor 4:30 Uhr begin­nen wür­de.

Viele Menschen würden gerne eine Umbuchung vornehmen.

An die­ser Stel­le muss ich kurz die fast schon erschüt­tern­de Gelas­sen­heit der Ame­ri­ka­ner loben. In Deutsch­land, wo man ver­gleich­ba­re Aktio­nen etwa jeden zwei­ten Abend an den Haupt­bahn­hö­fen belie­bi­ger Mit­tel­städ­te beob­ach­ten kann, wäre es schon lan­ge unter dem Aus­tausch fra­ter­ni­sie­ren­der Kom­men­ta­re und Bli­cke zu Mob-Bil­dun­gen gekom­men. Aggres­sio­nen hät­ten sich wie üblich aus­schließ­lich an den Bediens­te­ten vor Ort ent­la­den, wäh­rend unter­ein­an­der auf „die fei­nen Her­ren da oben“ geschimpft wird.

All das gab es in Chi­ca­go nicht, dafür gab es Feld­bet­ten von Heils­ar­mee und US Army, auf denen dann eini­ge hun­dert Men­schen neben den Gepäck­ka­rus­sells im Kel­ler des Flug­ha­fens lager­ten. Es war eine Stim­mung wie beim Kir­chen­tag – nur dass man dort nicht um vier Uhr nachts von einem Drill Ser­geant der Army wach­ge­brüllt wird. Ich ver­brach­te zumin­dest einen Teil der rest­li­chen fünf Stun­den bis zum neu­en Abflug­ter­min auf dem (extrem flau­schi­gen) Tep­pich­bo­den in der Lob­by des Flug­ha­fen-Hil­tons.

Viele Feldbetten, kein Korn.

Dann woll­te ich irgend­wann zurück in den Abflug­be­reich und durch die Sicher­heits­kon­trol­len. Und dort pas­sier­te es: Weil ich eine am Vor­abend im Sicher­heits­be­reich gekauf­te und geöff­ne­te Fla­sche Mine­ral­was­ser in mei­nem Ruck­sack ver­ges­sen hat­te, schlu­gen die Sen­so­ren an. Die dazu­ge­hö­ri­ge Geschich­te war der stäm­mi­gen Dame des Sicher­heits­diens­tes herz­lich egal, sie durch­such­te mei­nen Ruck­sack mit einer eher deut­schen Akri­bie, wisch­te ihn mit einem Tuch aus, das sie dann unter einen CSI-mäßi­gen Scan­ner leg­te, um es auf Spreng­stoff-Rück­stän­de zu unter­su­chen, und hat­te ver­mut­lich unter dem Tisch schon auf einen klei­nen unauf­fäl­li­gen Knopf gedrückt.

Mein Deo­stick, der am Vor­abend kein Pro­blem dar­ge­stellt hat­te ((Weil er auf den Scan­ner-Bil­dern nicht zu erken­nen gewe­sen war.)), wur­de kri­tisch beäugt, durf­te aber im Ruck­sack ver­blei­ben, weil er nicht flüs­sig genug war. Die Mine­ral­was­ser­fla­sche, die ich unter kei­nen Umstän­den mit hin­ein­neh­men durf­te, stand zwi­schen uns auf einem Tisch wie ein kon­fis­zier­ter Dil­do. Sie war die Plas­tik­ge­wor­de­ne Respekt­lo­sig­keit mei­ner­seits.

Also griff ich die Fla­sche und warf sie mit einer schwung­vol­len Bewe­gung an der Dame vor­bei in die dafür bereit­ste­hen­de Müll­ton­ne. Wie ein Bas­ket­ball schlug sie innen gegen den Ring und lan­de­te mit einem sehr dump­fen „Plonk!“ in dem Alu­mi­ni­um­ei­mer. Ich hat­te das Gefühl, alle ande­ren Geräu­sche im Ter­mi­nal sei­en plötz­lich ver­stummt und etwa 20.000 Augen sei­en auf mich gerich­tet. Die Frau sah mich mit einem Blick an, der „Ich könn­te Sie inner­halb einer Sekun­de töten. Mit mei­nem klei­nen Fin­ger.“ sag­te. Sie selbst sag­te: „Next time, Sir, I’m gon­na throw this away for you!“

„The­re won’t be a next time“, dach­te ich zum Glück nur und ging wei­ter. Nicht, ohne fast noch mei­ne Arm­band­uhr ((Ich tra­ge Arm­band­uh­ren nur auf Flü­gen, sonst habe ich für sowas mein Han­dy.)) ver­ges­sen zu haben.

Ja, so war er, mein fast-revo­lu­tio­nä­rer Moment. Hät­te ich ein biss­chen weni­ger nor­disch aus­ge­se­hen, wäre ich ver­mut­lich ver­haf­tet wor­den.

Kategorien
Politik

Du bist New York City und ich bin Wanne-Eickel

Man soll­te die­se gan­zen Ver­glei­che nicht zie­hen. Man soll­te sich nicht anse­hen, wie Barack Oba­ma die­se Prä­si­dent­schafts­wahl gewon­nen hat, und dann an Ange­la Mer­kel, Frank-Wal­ter Stein­mei­er und Oskar Lafon­taine den­ken. Wir könn­ten depres­siv wer­den und das wäre ein schlech­ter Zeit­punkt, jetzt da die gan­zen New Yor­ker Psych­ia­ter, die vor Bush geflo­hen waren, bald in ihre Hei­mat zurück­keh­ren.

Mar­kus hat sich bei Netz­po­li­tik trotz­dem Gedan­ken dar­über gemacht, was die deut­sche Poli­tik aus dem Wahl­kampf ler­nen könn­te, den Oba­ma geführt hat. Man kann es glau­be ich so zusam­men­fas­sen: die ver­krus­te­ten, jahr­zehn­te­al­ten Par­tei­struk­tu­ren dürf­ten eine Gras­wur­zel­be­we­gung nahe­zu unmög­lich machen.

Aber viel­leicht könn­te die deut­sche Poli­tik ja mit was Ein­fa­che­rem anfan­gen und von John McCain ler­nen. Hier sei­ne con­ces­si­on speech:

A litt­le while ago, I had the honor of cal­ling Sena­tor Barack Oba­ma to con­gra­tu­la­te him on being elec­ted the next pre­si­dent of the coun­try that we both love.

[…]

I urge all Ame­ri­cans who sup­port­ed me to join me in not just con­gra­tu­la­ting him, but offe­ring our next pre­si­dent our good will and ear­nest effort to find ways to come tog­e­ther to find the neces­sa­ry com­pro­mi­ses to bridge our dif­fe­ren­ces and help res­to­re our pro­spe­ri­ty, defend our secu­ri­ty in a dan­ge­rous world, and lea­ve our child­ren and grand­child­ren a stron­ger, bet­ter coun­try than we inhe­ri­ted.

[zitiert nach dem Inter­na­tio­nal Herald Tri­bu­ne]

McCains Rede war klar und auf­rich­tig. Sie war von der Annah­me geprägt, dass die ame­ri­ka­ni­schen Wäh­ler klug ent­schie­den haben, wem sie in der Kri­se am meis­ten ver­trau­en, und von dem Wunsch, dass es Ame­ri­ka gut geht. McCain brems­te den Zorn und die Ent­täu­schung sei­ner Anhän­ger und schwor sie auf ein gemein­sa­mes Ame­ri­ka ein. Und als er auf Oba­mas am Tag zuvor ver­stor­be­ne Groß­mutter zu spre­chen kam („Though our faith assu­res us she is at rest in the pre­sence of her Crea­tor and so very proud of the good man she hel­ped rai­se.“), kamen mir wirk­lich fast die Trä­nen.

Zum direk­ten Ver­gleich hier noch mal kurz der Ver­lie­rer der letz­ten Bun­des­tags­wahl:

Ver­gli­chen mit dem, was wir erle­ben muß­ten in den letz­ten Wochen und Mona­ten, bin ich wirk­lich stolz auf mei­ne Par­tei, auf die Men­schen, die mich unter­stützt haben, die uns gewählt haben und die uns ein Ergeb­nis beschert haben, das ein­deu­tig ist. Jeden­falls so ein­deu­tig, daß nie­mand außer mir in der Lage ist, eine sta­bi­le Regie­rung zu stel­len. Nie­mand, außer mir!

[zitiert nach jura­bi­lis]

Kategorien
Print Politik

War was?

Wie es der Zufall so will, hat sich die gro­ße Koali­ti­on in Deutsch­land­üb­ri­gens ges­tern dar­auf ver­stän­digt, wie das BKA-Gesetz aus­se­hen soll. Der Weg zu heim­li­chen Online-Durch­su­chun­gen ist damit frei.

Kategorien
Rundfunk Politik

Präsidiales Liveblog

00:00 Uhr: Jetzt geht’s lo-hos!

Blog­ger und Arbeits­platz sind bereit:

Ich gucke seit zehn Minu­ten ARD und bezweif­le jetzt schon, dass ich das wach über­ste­hen wer­de. Was schon mal ein Fort­schritt ist: vor vier Jah­ren saß in die­ser Maisch­ber­ger-Run­de Hen­ryk M. Bro­der.

Kategorien
Politik

Programmhinweis

US-Präsident (Archivbild)

Ich hat­te die Käse­wür­fel schon klein geschnit­ten, den Pro­sec­co auf­ge­wärmt und klei­ne Län­der­fähn­chen gekauft – und dann fiel mir auf, dass heu­te gar kein Schla­ger-Grand-Prix statt­fin­det.

Ich wer­de aber trotz­dem ein Live­blog machen. Es wird sich statt­des­sen mit der gro­ßen Kri­se befas­sen, die mor­gen über den Jour­na­lis­mus hin­ein­bre­chen wird, und die auf den Namen „Oh mein Gott, wor­über sol­len wir jetzt schrei­ben?!“ hört. Es geht also (Sie ahn­ten es bereits und fan­den mei­ne Ver­su­che, Ross, Rei­ter und Kind nicht beim Namen zu nen­nen, eher so mit­tel) um die Prä­si­dent­schafts­wahl in den USA.

Ich weiß noch nicht, ob ich die gan­ze Nacht durch­hal­te, aber Kaf­fee und Fern­se­her (Es passt! End­lich mal eine Stel­le, an der es passt!) ste­hen bereit, um Sie und mich durch die Nacht zu brin­gen.

Das prä­si­dia­le Live­blog auf coffeeandtv.de
Ab Mit­ter­nacht des 5. Novem­ber 2008

Links
Bei Gaw­ker kön­nen Sie nach­le­sen, wann mit wel­chen Ergeb­nis­sen zu rech­nen ist.
Bei NPR kön­nen Sie die USA-Land­kar­te nach Ihren Wün­schen poli­tisch ein­fär­ben.
Die „New York Times“ hat den Wahl­kampf bis hier­her noch ein­mal zusam­men­ge­fasst.
In Ber­lin fin­det eine Wahl­par­ty im Salon Schmück statt.
Und Hen­drik aus dem Ohren­ses­sel wird eben­falls live blog­gen, sei­nen Medi­en­kon­sum aber auf das Radio beschrän­ken.