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Not Following

Seit Tagen wur­de ich von Freun­den dar­auf hin­ge­wie­sen, dass am gest­ri­gen Sams­tag auf arte die end­gül­ti­ge Demas­kie­rung von Lena Mey­er-Land­rut zu bestau­nen sei. Die sei näm­lich doof, zickig und wahn­sin­nig anstren­gend, so war es vor­ab in den Medi­en zu lesen.

Die „Spex“ ver­kün­de­te:

Dabei knüpft Lena an die frag­wür­di­gen Dau­er­inter­views rund um ihre geschei­ter­ten Titel­ver­tei­di­gung in die­sem Jahr an, als das Bild vom ganz natür­li­chen Lieb­ling der Nati­on ers­te Ris­se bekam.

Und die „Visi­ons“ nutz­te die Gele­gen­heit, auf dem doo­fen, doo­fen Main­stream-Publi­kum rum­zu­ha­cken:

Bleibt nur zu hof­fen, dass die Epi­so­de von „Durch die Nacht mit“ das Bild von Lena als süßes, keckes Mäd­chen in den Köp­fen der tum­ben Mas­se rela­ti­viert.

Bei­des sind kei­ne Medi­en, in denen Lena sonst groß statt­fin­det, und viel­leicht hat­ten bei­de das Bedürf­nis, den ande­ren Teil­neh­mer von „Durch die Nacht mit“ beschüt­zen zu müs­sen: den Indie-Lieb­ling Cas­per, mit des­sen Musik ich nach wie vor nicht viel anfan­gen kann, den ich in Inter­views aber oft sehr sym­pa­thisch fin­de.

Ich hat­te es vor­her schon geahnt und tat­säch­lich bestä­tig­te die fer­ti­ge Sen­dung, dass alles so schlimm nicht wer­den wür­de. Im Gegen­teil: Es war eine hoch­ver­gnüg­li­che Tour durch Ber­lin, die (im Gegen­satz zu ande­ren im Vor­feld hoch­ge­jazz­ten Sen­dun­gen) durch­aus das Zeug zum Klas­si­ker hat – nur halt ganz anders als gedacht.

Der Start ist tat­säch­lich kein guter: Lena kommt in Cas­pers Woh­nung, bei­de ste­hen ein biss­chen kramp­fig rum und Lena sagt: „Ja, schön. Schön ein­ge­rich­tet, schön dre­ckig auch!“ Damit bricht sie erst mal so ziem­lich alle zwi­schen­mensch­li­chen Kon­ven­tio­nen, die so in den ver­gan­ge­nen Jahr­hun­der­ten zum The­ma Höf­lich­keit ent­wi­ckelt wur­den. Viel­leicht wür­de man den Pri­vat­be­such, der einem so etwas sagt, auf der Stel­le acht­kan­tig wie­der raus­schmei­ßen – aber zu Beginn einer Fern­seh­sen­dung ist das doch ein span­nen­der Auf­takt, der das Gegen­über aus der Reser­ve holen könn­te. Könn­te, denn hier klappt es nicht.

Nach dem miss­glück­ten Auf­takt sieht es erst mal nicht gut aus: Lena und Cas­per haben nicht den glei­chen Geschmack bei Tat­too­mo­ti­ven (kön­nen sich aber dar­auf eini­gen, dass Leu­te, die dem Tät­to­wie­rer ihre Lebens­ge­schich­te erzäh­len, bestimmt super-anstren­gend sind), bei Musik, bei der Abend­pla­nung. Cas­per sitzt erst mal ziem­lich ner­vös neben ihr, was aber auch sehr sym­pa­thisch wirkt. Lenas „Du malst jetzt echt ’ne Kat­ze und so’n Kack, ne?“ liest sich tran­skri­biert nach gro­ßer Bos­haf­tig­keit, kommt im O‑Ton in der Situa­ti­on dann aber doch deut­lich kum­pe­lig-flap­si­ger rüber.

Tat­säch­lich gibt es zahl­rei­che har­mo­ni­sche Momen­te, zum Bei­spiel die Sze­ne, in der bei­de erzäh­len, dass sie nicht in einem Raum blei­ben könn­ten, in dem ihre eige­ne Musik läuft, und Lena dann kurz zu Höchst­leis­tun­gen auf­läuft:

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Das hier ist dann wie­der nicht so gut:

Gran­di­os aber auch die Sze­ne, wo die bei­den in einem futu­ris­ti­schen Wohn­raum­kon­zept vol­ler rie­si­ger auf­ge­bla­se­ner Plas­tik­ku­geln sit­zen und Cas­per anfängt: „Wenn man sich das jetzt als Woh­nung der Zukunft vor­stellt …“, bevor Lena das gan­ze intel­lek­tu­el­le Künst­ler-Kon­zept mit einem „… isses schei­ße!“ kurz und knapp hin­rich­tet. So jeman­den wie Lena braucht man in den Gale­rien, Kon­zert­sä­len und bei Poet­ry Slams, die von Leu­ten besucht wer­den, die mal gehört haben, dass sie dort Kunst erwar­te.

Wirk­lich men­scheln kann’s dann zum Bei­spiel in dem Moment, wo Lena „pin­keln“ ist und Cas­per sich nett und unge­zwun­gen mit zwei Muse­ums­be­diens­te­ten unter­hal­ten kann: „Wir hal­ten doch die Men­schen von ihrem Fei­er­abend ab!“ Lena wird ihm anschlie­ßend auf ver­stö­rend abge­klär­te Art erklä­ren, die bei­den Mäd­chen sei­en total ver­liebt in ihn gewe­sen, was Cas­per über­rascht zurück­weist und ich weiß, das hört sich jetzt nicht spek­ta­ku­lär an, aber ich saß davor und rief ent­zückt „ist das toll!“ in den sonst men­schen­lee­ren Raum.

Irgend­wann haben die bei­den dann eine Ebe­ne gefun­den, auf der sie sich durch­aus humor­voll gegen­sei­tig ange­hen kön­nen: „Ich würd‘ Dir noch ’n Als­ter aus­tun, wenn Du magst!“ – „Aus­tun?!“, „Ist das Dei­ne ech­te Schrift?!“, „Na, das ist ja jetzt schei­ße!“ – „Wie­so ist das schei­ße? Du bist schei­ße!“ – „Du bist schei­ße!“. Man muss das natür­lich sehen und hören, denn in Schrift­form taugt es tat­säch­lich zu der Skan­da­li­sie­rung, die die Medi­en im Vor­feld ver­sucht hat­ten. Besorg­nis­er­re­gen­der­wei­se klan­gen aus­ge­rech­net die Redak­teu­re der Musik­zeit­schrif­ten dabei wie ihre eige­nen Groß­el­tern, aber viel­leicht sind das halt so Vega­ner, die zum Lachen in den Kel­ler gehen und bei You­Tube immer ver­zwei­felt nach dem einen gei­len Indie-Song suchen müs­sen, der noch nicht mehr als 34 Views hat. Lena und Cas­per zuzu­se­hen ist jeden­falls, wie mit mei­nen Freun­den unter­wegs zu sein: hart, aber doch durch­aus herz­lich.

Nach­dem die bei­den Nachts durch die lee­ren Flu­re der Deut­schen Pop­aka­de­mie (gähn!) gelau­fen sind und in ein Zim­mer mit Instru­men­ten gesperrt wur­den, spie­len sie Gal­gen­männ­chen. Das allein ist ja schon groß­ar­tig abwe­gig, aber dann wird Frau Mey­er-Land­rut wie­der gehäs­sig, Herr Cas­per zickt zurück und her­ein platzt der wahn­sin­nig umtrie­bi­ge Mann von der Pop­aka­de­mie, der von der „Lounge“ erzählt, die „das Herz­stück der Aka­de­mie“ sei. Eigent­lich ist es ein Wun­der, dass in die­sem Moment nie­mand vier­hun­dert Aro­sa schlitz­ver­stärkt mit kur­zem Arm bestel­len will, aber dann sit­zen sie halt in die­ser „Lounge“, trin­ken Mine­ral­was­ser und füh­ren ein (wie Cas­per und Lena hin­ter­her offen zuge­ben) eher zähes Gespräch mit Stu­den­ten. Jeder Ver­such des Aka­de­mie-Manns, sich und sei­ne tol­le Insti­tu­ti­on irgend­wie ins Gespräch ein­zu­brin­gen, prallt gran­di­os ab und das geschieht ihm in die­sem Moment ehr­lich gesagt ganz recht.

Dass eine Frau eine ande­re beim ers­ten Hän­de­druck vor allen Leu­ten fragt, ob die Wim­pern echt oder ange­klebt sei­en, ver­stößt mal wie­der gegen so ziem­lich alle zwi­schen­mensch­li­chen Kon­ven­tio­nen – aber es ist eben auch genau die­se Authen­ti­zi­tät, für die Lena mal eine kur­ze Zeit von den Medi­en geliebt wur­de. Lena lie­fert nicht das, was die Medi­en bei ihr bestel­len. Der Beob­ach­ter­ef­fekt, der eigent­lich zwangs­läu­fig alle Natür­lich­keit zer­stört, sobald eine Fern­seh­ka­me­ra dabei ist, bleibt aus, statt­des­sen fragt man sich stän­dig, ob sie das jetzt grad wirk­lich wie­der gesagt hat. Doch, hat sie: Der Frau mit den „natür­lich ech­ten“ Wim­pern sagt sie zum Abschied: „Ich fin­de, Du könn­test mir ’n biss­chen was von Dei­nen Brüs­ten abge­ben!“

Was die Medi­en vor­ab nicht für erwäh­nens­wert hiel­ten, ist etwa die Sze­ne, in der die bei­den im Auto vol­ler Hin­ga­be „Son Of A Pre­a­cher Man“ oder „Big In Japan“ sin­gen, wobei sie die Tex­te von einem iPho­ne-Dis­play able­sen müs­sen, oder die, wo sie sich Pom­mes essend über Fans bekla­gen, die Pro­mis in pri­va­ten Situa­tio­nen behel­li­gen, und Lena dann unver­mit­telt und mit ver­klär­tem Blick über Turn­schu­he zu spre­chen beginnt.

Das heißt: „Welt Online“ hat das erwähnt, fass­te es aber als Unpro­fes­sio­na­li­tät auf und bölk­te:

Offen­sicht­lich wird an die­sem Abend, dass die bei­den mit ihrer Rol­le als Pro­mi­nen­te noch über­for­dert sind.

Natür­lich war „Durch die Nacht mit Liza Min­nel­li und Fritz Wep­per“ schön, weil da zwei Voll­pro­fis, die sich ewig ken­nen, form­voll­endet mit­ein­an­der umgin­gen, aber das ande­re Ende des Spek­trums kann ja genau­so span­nend sein, wenn man sich denn drauf ein­las­sen will.

Man kann sich doch nicht einer­seits über die gan­zen strom­li­ni­en­för­mi­gen Pop­s­tern­chen, Fuß­bal­ler und Poli­ti­ker der Gegen­wart bekla­gen und dann ande­rer­seits sofort Zeter und Mor­deo schrei­en, wenn mal jemand vor­bei­kommt, der unkon­ven­tio­nell und anders ist. Man muss das ja noch nicht mal als Natür­lich­keit prei­sen und sich dar­über freu­en, man muss Lena oder Cas­per nicht mal mögen, aber man könn­te doch zumin­dest mal aner­ken­nen, wenn da plötz­lich „Stars“ auf­tau­chen, die anders sind. Die müs­sen dann natür­lich nicht „Lieb­ling der Nati­on“ sein, aber wer wür­de das auch wol­len?

Ich hab in letz­ter Zeit von meh­re­ren Kol­le­gen gehört, dass Lena anstren­gen­der und weni­ger locker gewor­den sei. Von Cas­per heißt es, dass er sich nach dem Abend regel­recht aus­ge­heult bzw. aus­ge­kotzt haben soll. Das mag alles sein, nur die dabei ent­stan­de­ne Sen­dung taugt nicht zum Beleg. Ja: Lena hat offen­sicht­lich kei­ne gro­ße Lust auf die gan­ze Sache, sie zickt rum und Cas­per zickt zurück – aber das kann doch nie­mand, der in den letz­ten zwan­zig Jah­ren mal mit jun­gen Men­schen zu tun hat­te, ernst neh­men! Man muss sich doch als Musik­ma­ga­zin nicht dem Skan­da­li­sie­rungs­wahn der ande­ren Medi­en anschlie­ßen und wie die „Spex“ „fast die Eska­la­ti­on“ her­bei­schrei­ben!

Selbst der Abschied der bei­den von­ein­an­der oszil­liert viel­far­big zwi­schen Neid, Gehäs­sig­keit und schlich­ter Freu­de an exakt die­ser Situa­ti­on. Natür­lich gibt es Sze­nen, in denen man ahnt, wel­che Leis­tung Cut­ter Mar­tin Eber­le erbracht haben muss, um aus vie­len schwie­ri­gen Situa­tio­nen einen erträg­li­chen Film zu schnei­den, aber es ist ihm gelun­gen.

„Durch die Nacht mit Lena und Cas­per“ ist noch bis nächs­ten Sams­tag in der arte-Media­thek ver­füg­bar.

Offen­le­gung: Ich bin Frau Mey­er-Land­rut ein paar Mal begeg­net und fin­de sie recht sym­pa­thisch.

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Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht

Am Don­ners­tag wur­de in der Welt­stadt Bochum die „Eins Live Kro­ne“, der “größ­te deut­sche Radio­preis” ver­lie­hen. Weil die Kili­ans als bes­te New­co­mer nomi­niert waren, fühl­te ich mich genö­tigt, mir das Spek­ta­kel anzu­hö­ren.

Da die Ver­lei­hung zwar live im Radio lief, im Fern­se­hen aber erst mit 25-stün­di­ger Verpä­tung, muss­te Max von Malot­ki das Gesche­hen für die Hörer beschrei­ben. Das führ­te oft zu dezen­tem Cha­os, wenn zu zwei bis drei Stim­men noch der Kom­men­tar dazu­kam – mal davon ab, dass es schon ein biss­chen, äh: wirr ist, bei der Ver­lei­hung eines Radioprei­ses im Radio stän­dig zu hören: „Ja, das könnt Ihr jetzt nicht sehen, dann müsst Ihr mor­gen Fern­se­hen gucken!“

Der Preis für den bes­ten New­co­mer war zum Glück der Drit­te. Viel län­ger hät­te ich das Elend von schlecht geschrie­be­nen und durch Mir­ja Boes und Olli Briesch noch schlech­ter vor­ge­tra­ge­nen Mode­ra­ti­ons­tex­ten und die unsicht­ba­ren Video­ein­spie­ler (Radio!) auch nicht ertra­gen. Dass der Preis aus­ge­rech­net an Boundzound ging, des­sen Sin­gle „Lou­der“ ich bekannt­lich für einen der schlech­tes­ten Songs des Gen­res „nerv­tö­ten­de, repe­ti­ti­ve Par­tymu­cke“ hal­te, hob mei­ne Lau­ne nicht gera­de und so war ich froh, das Radio aus­schal­ten zu kön­nen.

Die TV-Aus­strah­lung ges­tern (wir erin­nern uns: „High­lights“, “Mehr­wert der Bil­der”) war dann in man­cher Hin­sicht erhel­lend. So war die Bild­re­gie zum Bei­spiel exakt so, wie man sie von einer Radio­sen­dung erwar­ten wür­de: Die Bochu­mer Jahr­hun­dert­hal­le wirk­te abwech­selnd wie ein schwar­zes Loch und wie ein völ­lig über­füll­tes Tan­ten-Café; stän­dig sah man, wie sich Mode­ra­to­ren, die sich längst im Off wähn­ten, über ihre feh­ler­frei­en Ansa­gen freu­ten, und bei den Nomi­nier­ten …

Nun ist man eigent­lich von jeder Feld‑, Wald- und Wie­sen­ga­la gewohnt, dass bei der Vor­stel­lung der Nomi­nier­ten, meis­tens sogar beim Auf­ruf der Gewin­ner, die­se auch im Bild sind. Ent­we­der hat­te der WDR kei­ne fünf Hand­ka­me­ras zur Ver­fü­gung, die man auf die Gäs­te hät­te rich­ten kön­nen, oder man hielt es ernst­haft für anspre­chen­der und auf­schluss­rei­cher, Bal­ken­dia­gram­me zu zei­gen, deren Aus­sa­ge­kraft ich im Übri­gen hef­tig bezweif­le ((Lei­der gibt es (bis­her) kei­ne Zah­len zu den Hörer-Abstim­mun­gen, aber wenn die Ärz­te 72.000 Stim­men für „Jun­ge“ bekom­men haben und das wirk­lich so viel mehr als für die ande­ren Nomi­nier­ten war, dann hät­te ihr Bal­ken ja auch deut­lich län­ger sein müs­sen.)), und dann in eine schlecht aus­ge­leuch­te­te Tota­le zu wech­seln und zu hof­fen, dass der oder die Gewin­ner schon irgend­wo im Bild sein wür­den. Falls letz­te­res der Plan war, fragt man sich aller­dings, wozu es Licht­dou­bles bei den Pro­ben gebraucht hat. Dass die Sport­freun­de Stil­ler fünf mal so lang wie jede ande­re Band im Bild waren, ist ein sub­jek­ti­ver Ein­druck, den ich nicht mit Mes­sun­gen bele­gen kann. Viel­leicht waren die auch nur immer in den Sze­nen zu sehen, die man beim WDR für die „High­lights“ hielt.

Doch hal­ten wir uns nicht an sol­chen Äußer­lich­kei­ten auf: Die teil­wei­se recht auf­wän­dig pro­du­zier­ten Video­ein­spie­ler waren durch­aus nett gemeint und manch­mal sogar unter­halt­sam. Auch die Idee, „Let’s Dance“-Juror Joa­chim Llam­bi zwi­schen­durch Wer­tungs­tä­fel­chen hoch­hal­ten zu las­sen, war wit­zig. Wohl­ge­merkt: die Idee, nicht ihre Umset­zung. Dass man für beson­ders gelun­ge­ne Mode­ra­ti­ons­übergän­ge (Haha, Sie ver­ste­hen …) Bruce Dar­nell das Mikro wei­ter­rei­chen ließ (Radio!!!1) kom­plet­tier­te dann mei­nen Ein­druck, dass man die Pla­nungs­kon­fe­renz nach dem ers­ten „ein­fach mal drauf los“-Brainstorming been­det und die dort vor­ge­tra­ge­nen Ideen zu Pro­gramm­punk­ten erklärt hat­te. Ich kann lei­der nicht schrei­ben, dass mei­ne eige­ne offi­zi­el­le Abi­fei­er lus­ti­ger gewe­sen sei, denn das wäre eine furcht­ba­re Lüge.

Aber, hey: Der WDR ist ja immer­hin auch der Sen­der, der für „Schmidt & Pocher“ ((„Schmidt & Pocher“ waren übri­gens in der Kate­go­rie „Bes­te Come­dy“ nomi­niert, was auch schon des­halb erstaun­lich ist, da die Nomi­nie­run­gen am 28. Sep­tem­ber bekannt gege­ben wur­den – vier Wochen vor der ers­ten Sen­dung.)) ver­ant­wort­lich ist, inso­fern muss man davon aus­ge­hen, dass das dor­ti­ge Unter­hal­tungs­res­sort, äh: nicht exis­tiert. Dass man den Toten Hosen, die den Preis für ihr Lebens­werk beka­men, anschei­nend die hal­be Lau­da­tio (durch Jan Wei­ler) und die hal­be Dan­kes­re­de weg­ge­schnib­belt hat, lag sicher dar­an, dass es sich dabei nicht um die „High­lights“ han­del­te – dazu gehör­te ja schon die Come­dy (im schlimms­ten Wort­sin­ne) „Lukas‘ Tage­buch“.

Es war ja trotz­dem nicht alles schlecht bei der „Kro­ne“: Der Auf­tritt von Cul­cha Can­de­la mit der WDR Big Band war zum Bei­spiel wirk­lich gelun­gen, obwohl ich „Ham­ma“ nach wie vor für die zweit­däm­lichs­te Sin­gle des Jah­res hal­te. Kate Nash spiel­te sehr char­mant und ver­huscht ihren Hit „Foun­da­ti­ons“ und klang dabei wie auf Plat­te. Wir Sind Hel­den gaben „Kaputt“ akus­tisch zum Bes­ten. Die Toten Hosen haben sich sehr ehr­lich und auf­rich­tig gefreut und ihr Auf­tritt mit „Wort zum Sonn­tag“ war auch ange­mes­sen. ((Wobei Cam­pi­no natür­lich inzwi­schen schon irgend­wie nah an der Sech­zig ist.)) Dar­über hin­aus bleibt noch die Fest­stel­lung, dass die Eins-Live-Mode­ra­to­rin­nen und ‑Mode­ra­to­ren gar nicht mal so schlecht aus­se­hen, wie man es bei Radio­leu­ten erwar­ten wür­de ((Ich darf das sagen, ich habe schließ­lich sel­ber mal Radio gemacht.)) und man die Ver­an­stal­tung mit einem bes­se­ren Buch und ande­ren Mode­ra­to­ren sicher­lich schon geschau­kelt gekriegt hät­te.

Fürs nächs­te Jahr wün­sche ich mir dann mehr Klar­heit, ob es sich um eine Radio- oder eine TV-Ver­an­stal­tung han­deln soll. Viel­leicht klappt das ja mal mit einer Live-Aus­strah­lung im WDR Fern­se­hen.

Und wenn Sie jetzt der Mei­nung sind, ich sei irgend­wie sehr klein­lich und mie­se­pe­trig an die Ver­an­stal­tung ran­ge­gan­gen: Die Wie­der­ho­lung der „Eins Live Kro­ne“ kann man sich heu­te Abend um 23:00 Uhr im WDR Fern­se­hen anse­hen. Dann angeb­lich sogar eine Vier­tel­stun­de län­ger als ges­tern.

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Rundfunk Fernsehen

Lindenstraße…eeeeh, Douglasienboulevard…ach Quatsch: Ahornallee!

Sei­te heu­te 17 Uhr gibt es auf RTL eine neue Serie: Ahorn­al­lee.

Die Geschich­te ist schnell erzählt: Wit­wer zieht wegen Arbeits­lo­sig­keit von der Ost­west­fa­len­me­tro­po­le Her­ford nach Düs­sel­dorf (genau­er: in die Ahorn­al­lee), um dort einen neu­en Job als Haus­meis­ter anzu­tre­ten. Dort soll er sich um eine Schi­cki­mi­cki- Vil­la küm­mern. Erwar­tungs­ge­mäß fin­det er dort als boden­stän­di­ger Mensch kei­nen Anschluss. Oder, um mal die Wiki­pe­dia zu zitie­ren:

Die Serie zeigt vor allem gesell­schaft­li­che Dif­fe­ren­zen auf, der Klein­krieg der armen Fami­lie mit den ande­ren, höher­ste­hen­den Bewoh­nern der Ahorn­al­lee.

Es woh­nen im Haus:

  • Der neue Haus­meis­ter Wil­li Schlos­ser nebst Toch­ter Petra und Sohn Jan, die Mut­ter ist ein Jahr zuvor gestor­ben
  • „Gön­ner“ Kars­ten Win­ter­berg, der den Haus­meis­ter ein­ge­stellt hat, sei­ne Frau Eri­ka, sei­ne Schi­cki­mi­cki- Toch­ter Julia und der ver­kom­me­ne Sohn Ste­fan, der das Inter­nat geschmis­sen hat
  • Ilo­na und Ste­fan Kel­ler, er Schön­heits­chir­urg, haben ne Toch­ter namens Jas­min, die sich in den Haus­meis­ter­sohn ver­guckt
  • Das Por­no- Pär­chen Isa­bel­le Feren­c­zy und Udo Meis­ter, bei­de rela­tiv schlei­mig und unsym­pa­thisch
  • Leh­re­rin Sil­via Eich­hoff mit Sohn Lukas mit HIM-Shirt, But­tons und Jeans­ja­cke

Klei­ne Fak­ten am Ran­de:

  • Der Umzugs-LKW der Haus­meis­ter­fa­mi­lie ist lie­be­voll mit Müll dra­piert
  • Ehe­paar Kel­ler besteht aus Clau­dia Nei­dig und Hans Holz­be­cher, die bereits vor eini­ger Zeit bei Unter Uns einen Auf­tritt fan­den.
  • Wil­de Schnitt­füh­rung, fie­se Kame­ra­füh­rung
  • Klas­si­scher Kon­flikt: Arm vs. Reich
  • Flip­pi­ge Sound­track- Musik (von Bil­ly Talent bis Gwen Ste­fa­ni)
  • Schlecht gemach­te Fake- Wun­den
  • Gedreht wird in einer ech­ten Vil­la in Mün­chen

Hin­ter den Kulis­sen der „Ahorn­al­lee“ arbei­ten bei Tre­sor TV rund 70 Per­so­nen an der Her­stel­lung der Serie. Im Haus wird mit drei Kame­ras gedreht, im Außen­dreh kommt eine vier­te Kame­ra zum Ein­satz. Inno­va­tiv ist der so genann­te „tape­l­ess work­flow“. Erst­mals wer­den im Rah­men einer RTL-Seri­en­pro­duk­ti­on alle Sze­nen auf Fest­plat­te auf­ge­zeich­net und wei­ter­ver­ar­bei­tet. Bän­der wer­den nur noch zur Archi­vie­rung und für Back­ups ver­wen­det. (Quel­le)

Fazit: Eine wei­te­re Soap, die eigent­lich kei­ner braucht.

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Musik Rundfunk

Rock Me Amadeus

Ich mag die Öster­rei­cher. Und in den letz­ten 12 Stun­den fand ich wie­der zwei Sachen, an denen ich das fest­ma­chen konn­te:

1. Die ORF-2-Über­tra­gung vom Wie­ner Opern­ball. Wäh­rend mann im deut­schen Fern­se­hen (auch oder gera­de im öffent­lich-recht­li­chen) bei sol­chen Ereig­nis­sen hek­ti­sche, ober­fläch­li­che Inter­views mit den immer glei­chen Pro­mi­nen­ten sehen wür­de, unter­hielt sich Ara­bel­la Kies­bau­er min­des­tens drei Minu­ten mit Stel­la Deet­jen, die sich für ein Lepra-Pro­jekt in Indi­en enga­giert und den Opern­ball zum Kon­tak­te­knüp­fen und Spen­den­sam­meln nut­zen woll­te. Man mag das als Ali­bi-The­ma abtun, aber dann stel­le man sich mal vor, bei irgend­ei­nem deut­schen „Event“ (bei dem deut­schen „Event“, was auch immer das sein soll­te) käme eine nicht-pro­mi­nen­te Wohl­tä­te­rin zu Wort und rede­te drei Minu­ten über eine immer noch weit ver­brei­te­te, aber rela­tiv gut heil­ba­re Krank­heit. Klingt eher unwahr­schein­lich, oder? Dass der kur­ze Talk mit Paris Hil­ton dann auch noch gar nicht mal so ober­fläch­lich war und Mode­ra­tor Alfons Hai­der mit dem hüb­schen Neben­satz „sie ver­sucht sich als Schau­spie­le­rin, Sän­ge­rin und Model“ auch noch eine (unfrei­wil­li­ge?) Spit­ze rein­brach­te, run­de­te mei­ne Freu­de über die­ses TV-Ereig­nis ab.

2. Die­se Wor­te, die die Öster­rei­cher, und wirk­lich nur die Öster­rei­cher haben, die­se Berufs­be­zeich­nun­gen, die­se etwas anti­quiert wir­ken­de Höf­lich­keit, das alles fin­de ich ganz toll. Und ein neu­es Lieb­lings­wort habe ich jetzt auch: Pöna­le.

In die­sem Zusam­men­hang soll­te man viel­leicht dar­auf hin­wei­sen, dass der zweit dritt viert­be­rühm­tes­te Öster­rei­cher der Welt nächs­te Woche 50 Jah­re alt gewor­den wäre. Stand in der neu­en Vani­ty Fair.