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Digital Politik

Tooooot! Tot in Düsseldorf!

Weil ich ein wenig Angst habe, mich in etwas hineinzusteigern, und ich beim Thema “RP Online” eh zu Bluthochdruck neige, dachte ich mir, ich frage einfach mal Sie, die sachkundigen Leser:

Was halten Sie von der Idee, die Trauerfeier für den verstorbenen Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin mit einem Live-Ticker zu begleiten, vergleichbar dem zum Schlager-Grand-Prix am letzten Samstag?

[via Thomas Knüwer im Twitter]

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Film

But still we thought we knew

Ich finde es immer einigermaßen schockierend, wenn Leute, die man aus den Medien “kannte”, in jungen Jahren versterben.

Letzte Woche Brad Renfro (25), gestern Heath Ledger (28).

Für sie nun: Nada Surf mit “River Phoenix”.

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Rundfunk Leben

Nach dem Ende des Tunnels

Jetzt isse also auch schon zehn Jahre tot, die Prinzessin. Noch immer wollen viele Leserinnen von Wartezimmerauslegeware nicht glauben, dass das glamouröse Leben von “et Daiänna” endete, weil ihr betrunkener Fahrer einen Mercedes mit überhöhter Geschwindigkeit gegen einen Betonpfeiler jagte.

Wie später bei den Anschlägen des 11. September oder vorher bei der Ermordung John F. Kennedys (die deutlich Älteren werden sich erinnern …) weiß heut noch jeder, wo er an diesem schönen Sonntagmorgen war, als er “davon” erfuhr. Alternativ hat sich das Unterbewusstsein aus der Wirklichkeit und den Milliarden Berichten, die man seitdem über diese Ereignisse gesehen hat, eine eigene, vielleicht spannendere Version dieses Moments zurechtgebogen.

Ich taperte an diesem 31. August 1997 – von einer ein paar Tage zurückliegenden Operation noch leicht gehbehindert – durch die elterliche Wohnung und vernahm auf WDR2 (es ist immer WDR2, wenn irgendwas schlimmes passiert) einen Nachrichtensprecher, der folgenden Satz vorlas: “Bundespräsident Herzog hat in einem Telegramm den Prinzen William und Harry sein Mitgefühl ausgedrückt.”

“Was ist da los?”, dachte ich, fragte ich und bekam ich berichtet. Und obwohl mir Prinzessin Diana bis zu diesme Moment nun wirklich sowas von egal gewesen war, war ich doch … Nein, nicht geschockt oder berührt oder so: verwirrt. Ich nahm die Nachricht zur Kenntnis und widmete mich dem, was ich schon seit Ewigkeiten mache, wenn irgendetwas schlimmes passiert ist: Ich versuchte, alle Informationen über das Ereignis aufzusaugen.

Ich erinnere mich daran, dass ich es irgenwie unpassend fand, dass WDR2 “Mmmm, Mmmm, Mmmm, Mmmm” von den Crash Test Dummies spielte (“Once there was this kid who got into an accident and couldn’t come to school”), dass wir am Nachmittag in “Mr. Bean – Der Film” waren, und dass am Abend nichts anderes im Fernsehen kam als die tote Prinzessin. Alle Menschen sprachen nur noch davon, Milliarden sahen die Beerdigung im Fernsehen und ich schnitt mir den neuen Text von Elton Johns “Candle In The Wind” aus der Zeitung aus und versuchte, das Lied auf dem Klavier nachzuspielen. Nach anderthalb Wochen war mir das englische Königshaus wieder völlig egal.

Und wenn dieser Tage wieder überall über die Prinzessin berichtet wird und der Satz “Sie wird nie vergessen werden” fällt, dann ist das eine self-fulfilling prophecy.

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Digital

Leichen pflastern seinen Weg

Nach den ganzen unerfreulichen Themen des Tages jetzt mal zu etwas Unterhaltsamem: dem Tod.

HAT MICH JEMAND GERUFEN?

Nun gut, der Tod ist natürlich für sich genommen nicht unterhaltsam. Auch Beerdigungen sind es nicht per se (auch wenn wir von kettcar gelernt haben, dass es auf jedem Begräbnis einen guten Lacher gibt, und “Six Feet Under” ebenfalls das Gegenteil nahelegt). Das Bestatterweblog von Tom ist es aber.

Das liegt daran, dass Tom über seinen Berufsalltag als Bestatter informativ, würdevoll, aber vor allem auch unterhaltsam berichtet. Er erklärt, wie das so abläuft, wenn jemand gestorben ist, was mit dem Verstorbenen vor und nach der Bestattung geschieht und wie man selber für den eigenen Todesfall planen kann. Er beantwortet Leserfragen ausführlich, angemessen und häufig mit einem Augenzwinkern. Und er berichtet über kuriose Szenen, die er in seinem Beruf erlebt hat, wie zum Beispiel diese hier, von deren Lektüre ich in Gegenwart anderer Personen allerdings abraten würde, weil das sicherlich einsetzende Gelächter doch auf Dauer etwas irritierend sein könnte.

Es ist ein rundherum empfehlenswertes Blog, das für viele den Umgang mit dem Thema Tod, das – um mal eine Phrase zu vermeiden – für viele Menschen in unserem Kulturkreis immer noch ein Tabuthema ist, erleichtern könnte.

Warnhinweis für Abergläubische: Ich habe mich Montagabend im Bestatterweblog festgelesen. Dienstagmittag erfuhr ich, dass ich am Freitag auf eine Beerdigung muss.

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Politik

Der russische Bär

Es gibt erschütternde Augenblicke. Wie, wenn man abends unvermutet plötzlich den Dicken aus der Pfalz mit aufgeweichtem Gesicht im TV sieht, obwohl man den doch eigentlich längst im Altersheim mit den anderen Polit-Zombies endgelagert erwartet hätte. Und das nicht, weil es plötzlich keine leckeren Saumägen mehr gäbe. Oder weil ihm plötzlich von all dem Aussitzen damals das umfängliche Gesäß mal so richtig schmerzte. Sondern weil der nette, tapsige, ausschließlich Wässerchen trinkende Ex-Präsident der Vorzeigedemokratie Russland, Boris Jelzin, verstorben ist. Schockschwerenot!

Dessen Nachfolger als Präsident der Vorzeigedemokratie Russland, Wladimir Wladimirowitsch Putin, weint bestimmt auch schon Krokodilstränen. Und wir fragen uns, wie lange es noch dauert, bis nach Michail Gorbatschow und Boris Jelzin nun auch Putin in die Flasche gefüllt wird. Oder hat der nette Ex-KGB-Chef etwa mit einem Sonderurlaub im Kaukasus gedroht, falls jemand so vorwitzig sein sollte?

Nastrovje, jedenfalls!

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Politik

Wir sterben lieber eines natürlichen Todes

Vermutlich sind die meisten, die hier mitlesen, zu jung, um damals in den Achtziger dieses Plastikschild mitbekommen zu haben. Man sah darauf einen nordamerikanischen Ureinwohner (vor 20 Jahren noch als “Indianer”, ein paar Jahr zuvor nur als “Winnetou” bekannt), der an einem Lagerfeuer herumwedelte. Damals hielt man das als passendes Motiv für den Spruch “Danke fürs Nichtrauchen. Wir sterben lieber eines natürlichen Todes.” Der eine oder andere Nikotinist dachte sich damals, dass derlei ja geradezu nach einer Verarsche schreie. Denn anstatt wie diese langweiligen Nichtraucher mal eben einen natürlichen Tod hinzulegen, inhaltiert man doch gleich noch mal so genüßlich.

Damals waren die Krankenkassenkassen ja auch noch so etwas ähnliches wie voll. Und das sozialverträgliche Frühableben derer mit den geteerten Lungen nahmen die Rentenkassen noch ohne nennenswertes Husten zur Kenntnis. Diese Zeiten sind vorbei. Und auch die Zeiten, in der sich bundesdeutsche Regierungen nicht entblöden, der Tabaklobby das Wort zu reden und jegliches Tabakwerbe- oder gar Rauchverbot, das man sich in Brüssel ausgedacht hat, geflissentlich zu untergraben. Oder mindestens mit blödsinnigen Klagen auszubremsen.

Längst zeigen die Iren, die Malteser, die Italiener, die Spanier, die Luxemburger, die Belgier und die Franzosen, wie genüßlich man abends wieder in die Kneipe oder den Club gehen kann. Keine Angst mehr vor mutwillig produziertem Feinstaub, keine spontanen Bronchialasthmaattacken mehr beim Betreten einer Tanzlokal-Eckkneipe. Und sogar rosige Aussichten für die Gastwirte wegen steigenden Besucherzahlen. In Deutschland ist das ja immer noch anders. Und wer mit weniger als 1,80m Körpergröße auf eine Stippvisite z.B. ins Kölner Blue Shell geht, sollte die Sauerstoffflasche nicht vergessen, die es zum Überleben brauchen würde.

Doch jetzt zeigt der spontane Aktionismus der Regierung Wirkung. Es ist ja auch erst knapp vier Jahre her, dass die EU wegen jährlich 650.000 Toten und über 100 Milliarden Euro Kosten europaweit eine Richtlinie zum Verbot von Tabakwerbung erlassen hat. Da kam die deutsche Umsetzung im Dezember 2006 wie eine richtig spontane Übersprungshandlung. Und die zeitgleich stattfindende Posse um den nationalen Gesetzentwurf zum Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz bekam ja eh kaum jemand mit. Ohne sich über eine Regierung schlapp zu lachen, die es nicht blickt, dass sie für den Geltungsbereich gar nicht mehr zuständig ist.

Jetzt kommt es also: das bundesweite Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden, Krankenhäusern, Altenheimen, Gaststätten, Kneipen, Discotheken etc. Zum Glück hat sich das Volk aber immer noch genügend Vollpfosten an die jeweilige Macht gewählt, dass die schon wieder Aufweichungen des unvermutet sinnvollen Rauchverbots verlangen. Was einem dann durchaus den Wunsch nahelegt, die Herren Wulff, Rüttgers und Stoiber in der freiwilligen Raucherkneipe ihrer Wahl endzulagern. Die könnten sich dann bitte rasch an das Plastikschild vom Artikeleinstieg erinnern.

Wobei die Diskussion um Rauchverbote ja derzeit längst von der Klimapanik über den Haufen gerannt wurde. Wenn wir eh nur noch zwölf Jahre haben, um den Klimakollaps abzuwenden, haben die Raucher sogar noch einen Grund mehr, rasch auf Nikotinpflaster umzusteigen. Denn wenn die Küsten demnächst eh überflutet werden, reicht das bis dahin eingesparte Feuerzeugbenzin ja vielleicht noch fürs Signalfeuer im Rettungsboot.