Kategorien
Musik

A trotter a day …

Mit Geheimtipps ist es ja immer so eine Sache: Ein Teil der Leute, denen man davon berichtet, guckt einen mitleidig an und sagt “aber das ist doch soooooo alt” (im Internet wird das meist weit weniger freundlich ausgedrückt), während einem ein anderer Teil der Leute (nicht selten die, von denen man gedacht hatte, sie würden “aaaalt” sagen) dankbar um den Hals fällt. Oder sowas in der Art.

Weil eine Person der zweiten Gruppe zehn der ersten übertönt, möchte ich Ihnen heute Daytrotter ans Herz legen.

Das ist ein Website, auf der man sich exklusive Aufnahmen verschiedenster Bands und Künstler anhören kann. Oder (nach einer kurzen Anmeldung) herunterladen. Kostenlos. Legal.

So ziemlich alles, was im (meist nordamerikanischen) Indie-Bereich Rang und Namen hat, war schon mindestens einmal im Daytrotter-Studio: Death Cab For Cutie, Bon Iver, The Hold Steady, Rogue Wave, Ron Sexsmith, The Ting Tings, Vampire Weekend, Ingrid Michaelson, Fleet Foxes oder The Acorn z.B., die ich Ihnen schon dringend empfehlen wollte, seit ich sie im Vorprogramm von Bon Iver gesehen habe.

Auf der Seite kann man also wunderbar neue Musik entdecken (und anders als bei MySpace, YouTube oder last.fm auch für unterwegs herunterladen), während man sich als Fan über die einmaligen Aufnahmen freut, deren Arrangements mitunter von den Albumversionen abweichen. Manche Künstler spielen auch Coverversionen. Aber Vorsicht: Wenn man einmal ins Archiv hinabgestiegen ist, kann es schon mal sein, dass man dort mehrere Stunden verbringt.

So etwas ähnliches nur ohne Downloads (da hätte vermutlich auch die GEMA wieder was gegen) und mit kleinerem Archiv gibt es übrigens auch in Deutschland: bei Rote Raupe.

Kategorien
Musik

Listenpanik: Songs 2008

Ich bin einer dieser Menschen, die Silvester hassen wie sonst nur Ebeneezer Scrooge das Weihnachtsfest. Ich kann nichts Festliches oder Tolles daran erkennen, neue Kalender aufhängen und mitnehmen zu müssen und auch das Durchstreichen von falschen Jahreszahlen im Januar (das seit der Einführung des Internetbankings rapide abgenommen hat) ist ein Brauch, auf den ich verzichten könnte. Davon ab muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Forscher des Bochumer Lehr-Orts für erwähnenswerte Daten herausgefunden haben, dass “Dinner For One” nicht lustig ist und Bleigießen impotent macht.

Trotzdem ist der Robbie-Bubble-Kindersekt natürlich kaltgestellt und um die Zeit bis zum “Silvesterstadl” rumzukriegen, habe ich meine iTunes-Listen ein paar mal hin- und hersortiert, ein bisschen abgewogen und fühle mich jetzt seelisch in der Lage, die Songs des Jahres 2008 zu verkünden (nur um die Liste vermutlich noch heute Nacht wieder umsortieren zu wollen). Wie üblich ist alles total subjektiv:

25. Danko Jones – Take Me Home
“Never Too Loud” war irgendwie nicht so wirklich das Album, das man nach “Sleep Is The Enemy” erwartet hätte: ein bisschen zu verhalten, ein bisschen zu lang, Tempolimit statt durchgetretenem Gaspedal. “Take Me Home” ist dann auch noch der untypischste Danko-Jones-Song überhaupt mit seinen Akustikgitarren und den John-Denver-Anleihen. Aber weil Danko Jones eben Danko Jones ist (sind) und nicht Kid Rock, funktioniert dieser Irrsinn trotzdem. Und ein Lied, in dem der Refrain auf “Take me home to where my records are” endet, muss man sowieso hervorheben, so lange die Leute noch wissen, was diese physischen Tonträger überhaupt sind.

24. Jakob Dylan – Valley Of The Low Sun
Stellen Sie sich vor, Sie wären der Sohn von Bob Dylan und würden Musik machen! Jakob Dylan gebührt allein deshalb Respekt, dass er sich diesen ganzen Vergleichen und Fragen seit fast 20 Jahren aussetzt — und jetzt kann er sich nicht mal hinter den Wallflowers verstecken, jetzt steht sein Name auch noch auf dem Album. Und er singt einfach völlig reduzierte Folk-Musik, die eher an Warren Zevon, Bruce Springsteen und Johnny Cash erinnert als an Musiker ähnlichen Namens. “Valley Of The Low Sun” ist eine gewaltige, schleppende Ballade, so schön wie ein Sonnenuntergang in der Sierra Nevada.

23. Slut – If I Had A Heart
Ach ja: Slut haben ja dieses Jahr auch ein Album veröffentlicht — und das war noch nicht mal schlecht. “If I had a heart / I would have a heartache” kann als Zeile tierisch in die Hose gehen, aber so wie Chris Neuburger das singt, klingt es einfach aufrichtig und klug.

22. Clueso – Keinen Zentimeter
Dieser Groove, dieser fast (aber nur fast) vernuschelte Gesang, dieser gefühlvolle, aber gänzlich unkitschige Text. Mehr Understatement als “Ich würd’ gern mit Dir viel mehr unternehmen” passt in keine Liebeserklärung!

21. Jason Mraz – I’m Yours
Ich hab lange überlegt, ob es auch hier unbedingt die Single sein musste, aber doch: so klingt der Sommer. Selbst bei Minusgraden meint man sich daran erinnern zu können, wie man zu diesen Klängen mit der Liebsten im Gras gelegen und in den wolkenlosen Himmel gestarrt hat — auch wenn man das nie getan hat. Anders als der vielverglichene Jack Johnson hat Jason Mraz aber noch mehr auf Lager als diesen Strand-Schunkler und wird uns deshalb bei den besten Alben des Jahres wieder begegnen.

20. The Verve – Love Is Noise
Okay, das Comeback-Album von The Verve habe ich drei oder vier Mal gehört, ehe es mir zu langweilig wurde. Aber diese Single! Hypnotisch, euphorisch, in die Beine gehend — manche würden schlichtweg “nervig” dazu sagen. “Love is noise, love is pain” ist auch wieder so ein Satz, der schon von den richtigen Leuten gesungen werden muss, um nicht doof zu klingen. Richard Ashcroft ist ein richtiger Leut.

19. Death Cab For Cutie – The Ice Is Getting Thinner
Vielleicht hat nie jemand einen besseren Text darüber geschrieben, wie das ist, wenn die Liebe langsam nachlässt, als Ben Gibbard hier. Dazu eine Instrumentierung, die mit “spärlich” noch euphemistisch umschrieben ist und fertig ist der Gänsehautsong 2008. Wer dieses Lied hört und nichts fühlt, ist vermutlich tot.

18. Nizlopi – Start Beginning
Weil das Album “Make It Happen” in Deutschland nicht regulär erschienen ist, sind Nizlopi durch das Listenpanik-Raster gefallen. Aber Kathrin hat das Konzert, für mich das Beste des Jahres war, ja hier im Blog noch ausreichend gewürdigt. Hier also ein Lied mit Gitarre, Kontrabass, Beatboxing und Gospelchor, für das das Wort “uplifting” erfunden werden müsste, wenn es nicht schon im Wörterbuch stünde.

17. Tomte – Der letzte große Wal
Schon wieder die Single? Ja, tut mir leid, ich kann mir nicht helfen. Bei Tomte setzt bei mir der letzte Rest Objektivität aus, deswegen nehme ich einfach mal das naheliegendste Lied. Aber das ist ja auch gut. Thees Uhlmanns Stimme ist wie eine einzige Umarmung, die auch vor Leuten, die so voller Hass sind wie diese Schreiber, keinen Halt macht. Er ist der letzte große Wal, der die kleinen Fische zum Frühstück verspeist.

16. Travis – Before You Were Young
Noch so eine Band, wo für Objektivität kein Platz ist. “Ode To J. Smith” war aber auch wieder ein gutes Album — dass bei den vielen Rocknummern der beste Song ausgerechnet wieder eine melancholische Ballade ist, liegt an mir, echt! Oder an dem schönen Text, der grandiosen Steigerung und überhaupt allem, was “Before You Were Young” ausmacht.

15. Gregor Meyle – Irgendwann
Stefan Raabs Castingshow war eine feine Sache: für die Charts fiel Stefanie Heinzmann ab (die ihren Job auch wirklich gut macht), für die nachdenklicheren Momente Gregor Meyle. Der ist nicht nur ein sympathischer Gesprächspartner, sondern auch noch ein sehr guter Songwriter: textlich geht er manchmal bis ganz knapp vor die Schlagergrenze (aber was will man machen, wenn man jedes Wort versteht?), musikalisch ist er auf Weltniveau und “Irgendwann” ist ein Lied, das Sehnsucht und Antriebslosigkeit, Optimismus und Resignation bestens ausbalanciert in viereinhalb Minuten packt.

14. Nada Surf – Whose Authority
Ich bezweifle ja, dass Nada Surf irgendwas falsch machen können, und auch “Lucky” ist wieder ein sehr feines Album geworden. “Whose Authority” ist diese ganz spezielle jugendliche Mischung aus Übermut und Melancholie in Musik gegossen und das Video, das im Licht der tiefstehenden Sonne badet, passt wie die Faust aufs Auge.

13. Coldplay – Viva La Vida
Können Sie’s noch hören? Ich habe Glück, da ich mich ja vom Radio fernhalte. Zwar haben alleine diese Woche ungefähr 42 Jahresrückblicke versucht, mir das Lied doch noch zu verleiden, aber irgendwie ist es dann doch resistent gegen solche Verwurstungen. Wann geht schon mal ein Lied mit biblischen Motiven, dessen ganze Rhythmusstruktur auf Streichern, Pauken und Glocken (!) aufbaut, in die Charts? Nach langem Studium kann ich Parallelen zu “Disarm” und “Tonight, Tonight” von den Smashing Pumpkins erahnen, aber Chris Martin hat die schönere Stimme. So klingt es, wenn man die Welt regiert.

12. The Hold Steady – Constructive Summer
Definitiv eine meiner Entdeckungen des Jahres: The Hold Steady. So müssen Alben übrigens losgehen: mit etwas Klavier, vielen Gitarren, etwas (aber nur etwas) Gegröle, Eskapismus und Verweisen auf Joe Strummer (“I think he might have been our only decent teacher”). So klingt es, wenn große Gefühle auf gerade noch gebremste Energien treffen.

11. R.E.M. – Supernatural Superserious
Michael Stipe könnte die Schlagzeilen singen und es wäre ein großer Song. Entschuldigung, ich höre gerade, das ist bereits geschehen und hieß “It’s The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)”. Egal: R.E.M. werden nie ein schlechtes Album machen und “Accelerate” war eine gelungene Rückkehr zu den Wurzeln. “Supernatural Superserious” sollen ihnen diese ganzen 18-Jährigen erstmal nachmachen. (Und er singt wirklich nicht “Gisela, Giselei”? Nein? Okay.)

10. The Gaslight Anthem – Old White Lincoln
Warum man dann manchmal doch noch mal Radio hören sollte: Man könnte dort bisher übersehene Juwelen entdecken. So wie dieses feine Lied (das Album habe ich mir immer noch nicht gekauft, was sich vermutlich bei der Albenliste rächen wird), das nach 30 Mal hören zwar immer noch verblüffende Parallelen zu The Cure und den Killers aufweist, aber eben doch eigenständig genug ist, um es innerhalb von dreieinhalb Wochen noch in die Top 10 geschafft zu haben.

9. Fettes Brot – Lieber Verbrennen als Erfrieren
“Wir sind jung, wir sind frei, das ist unsere Stadt / Wir haben nichts zu verlieren / Es ist soweit, ich bin dabei, denn das ist unsere Nacht / Lieber verbrennen als erfrieren” — Noch Fragen? Na gut: Nein, das ist gar keine Dicke-Hose-Hymne. Party ja, aber keine ohne Morgen. So sollte deutschsprachiger Hip Hop immer sein, es muss ja nicht immer gegen Frauen und Schwule gehen.

8. Black Kids – I’m Not Going To Teach Your Boyfriend How To Dance
Das Debütalbum der Black Kids fand ich bisschen nichtssagend, aber wer darauf so einen überdrehten Tanzbodenfüller unterkriegt, ist natürlich wenigstens bei den Songs des Jahres vorne mit dabei. Die Verteilung der Geschlechterrollen im Text erschließt sich mir kein bisschen, aber wer wird beim wüsten Herumwackeln noch auf sowas achten? “Dance, dance, dance, dance!”

7. The Ting Tings – Great DJ
Sie meinen, “That’s Not My Name” sei der bessere, weil noch ein bisschen irrere Song gewesen? Mag sein, aber “Great DJ” hatte mich beim ersten Hören in “All Songs Considered”. Ein schlichtes Lied, das aber auch gar nicht mehr will als unbedingtes Mitzappeln und -singen. Und das funktioniert hier ja wohl großartig. Die Trommeln, übrigens!

6. Hotel Lights – Amelia Bright
Ganz krasser Richtungswechsel jetzt: Eine Folkballade, die mich seit sieben Jahren begleitet hat und jetzt endlich “fertig” ist. Das ist natürlich viel mehr Zeit, als sonst irgendein Lied hatte, um mir ans Herz zu wachsen, aber die Studioversion ist ja auch wunderschön geworden. Neben Nizlopi sind Hotel Lights der Geheimtipp auch in diesem Jahr und wir werden beide Bands so lange in den Himmel schreiben, bis zumindest ihre Alben hierzulande zu Kaufen sind.

5. Sigur Rós – Inní Mér Syngur Vitleysingur
Lieder, deren Namen man sich beim besten Willen nicht merken kann, haben es mitunter etwas schwer, wenn es um das Erstellen von Bestenlisten geht: “Hier, Dings, dieses Lied mit dem Klavier, den Bläsern und dem entrückten Gesang!” Egal: Dank Copy & Paste wissen wir jetzt alle, dass dieses Lied “Inní Mér Syngur Vitleysingur” heißt (was auch immer das heißen mag), und dass es großartig ist, müssen Sie mir glauben (oder es nachhören). Zu meinem nächsten Geburtstag wünsche ich mir eine Marching Band, die mit diesem Lied durch meine Bochumer Bergarbeitersiedlung marschiert (einen Schokoladenspringbrunnen habe ich ja dieses Jahr schon bekommen).

4. MGMT – Time To Pretend
Nennen Sie mir eine Möglichkeit, diesem Keyboard-Riff zu widerstehen, und ich müsste nicht jedes Mal “Waaah, wie geil!” schreien, wenn ich das Lied irgendwo höre. Wenn Sie bei allem Arschwackeln dann vielleicht noch ein bisschen Wertschätzung für diesen unglaublich klugen Text übrig hätten, könnten wir die Missionsarbeit an dieser Stelle auch beenden und nur noch diesem großartigen Indieknaller lauschen.

3. Fleet Foxes – White Winter Hymnal
Ich wiederhole mich gerne, aber die ersten 30 Sekunden dieses Liedes zählen mit zum Besten, was es dieses Jahr überhaupt zu Hören gab. Der Rest des Liedes (und des ganzen Albums) glücklicherweise auch und deshalb ist “White Winter Hymnal” natürlich völlig zu Recht auf dem Treppchen vertreten.

2. The Killers – Human
Auch nach über 50 Durchgängen bin ich mir sicher: dieser Song ist arschgeil! Meckern Sie ruhig alle rum von wegen Michael Wendler. Selbst wenn Thees Uhlmann und ich neben Brandon Flowers die einzigen Menschen auf der Welt wären, die dessen Texte zu schätzen wüssten: es bliebe immer noch ein absoluter Oberhammer von Popsong! Allein diese unfassbar brillante Frage “Are we human or are we dancer?”, da braucht man doch weder Hegel, noch Kant noch Douglas Adams, das ist der absolute Kern von Philosophie! Und jetzt Ruhe!

1. Goldfrapp – A&E
Ganz, ganz knapp sind die Killers nur Zweite geworden, weil dieses Lied dann am Ende doch noch ein kleines bisschen besser war. So hypnotisch, so klug aufgebaut und so wunder-wunderschön. Ich musste das Lied ungefähr 40 Mal hören, bis ich begriffen habe, worum es in dem Text eigentlich gehen könnte (gescheiterter Selbstmordversuch wegen Liebeskummers), aber selbst wenn es um die Abgeltungssteuer ginge: kein Lied war 2008 in der Summe besser als “A&E”. Und wenn ich das nach mehr als acht Monaten der Dauerrotation sage, wird es schon stimmen, oder?

Kategorien
Musik

Listenpanik 05/08 (Ein Fragment)

Bald ist Juli. Dann muss auf die Alben des Monats Juni zurückgeblickt werden. Das heißt, es “muss” natürlich gar nichts, das ist ja nur den Stress, den man sich selber macht. Noch ist aber auch die Liste für den Monat Mai noch unfertig, was mich um so fertiger macht.

Und weil mir gerade nicht viel mehr einfällt und beim Musikjournalismus eh unwichtig ist, was man schreibt (wichtig ist nur die korrekte Schreibweise von Künstler- und Albumnamen und eine ungefähre Wertung, die schon allein durch die Erwähnung auf dieser Liste vorgenommen wird), veröffentliche ich hier und jetzt einfach das, was ich bisher habe. Ohne Rücksicht auf Verluste und diesmal ohne Platzierungen:

Alben
Death Cab For Cutie – Narrow Stairs
So ein bisschen sind sie ja die Coldplay Amerikas: Death Cab For Cutie sind von der einstigen Indie-Band zu den Lieblingen von alt und jung geworden und seit “O.C., California” weiß auch jeder, dass wahre Fans sie nur “Death Cab” nennen.
Geschenkt: “Narrow Stairs” ist ein wenig lauter und sperriger geraten als der Vorgänger “Plans” (allein die Idee, eine achteinhalbminütige Single zu veröffentlichen!) und ist natürlich schon wieder großartig. Sechs gute Alben muss man auch erst mal schaffen – “O.C., California” hatte vier Staffeln, davon eine gute.

The Notwist – The Devil, You + Me
“Gut Ding will Weilheim haben” – irgendein deutscher Musikjournalist wird das sicher geschrieben haben über die Band aus der oberbayrischen Provinz, deren letztes Album auch schon wieder sechs Jahre zurückliegt – als Band, wohlgemerkt, denn mit diversen Nebenprojekten haben die Acher-Brüder Markus und Micha, Martin “Console” Gretschmann und ihr ständig unerwähnt bleibender Drummer Andi Haberl in der Zwischenzeit bestimmt einen halben Plattenschrank gefüllt.
Jetzt also wieder The Notwist: “The Devil, You + Me” klingt organischer und weniger elektronisch als ihr Meisterwerk “Neon Golden”, ist aber mindestens genauso gut. (Wieso eigentlich “aber”?) Wäre “großes Kino” keine brutalst abgedroschene Phrase, es träfe auf dieses Album zu, so schnell entstehen kleine Filme im Kopf.

The Ting Tings – We Started Nothing
Überhit “Great DJ”
… wie eine Mischung aus Cansei De Ser Sexy und The Clash

MGMT – Oracular Spectacular
Guillemots – Red
Clueso – So Sehr Dabei

Songs
The Notwist – Good Lies
Wie viele verschiedene Möglichkeiten gibt es, den selben Satz zu singen? Sie können es gerne nachzählen bei Markus Acher, Sie können es aber auch bleiben lassen und sich ganz auf dieses wundervolle Lied konzentrieren.

Death Cab For Cutie – The Ice Is Getting Thinner
Gut: So langsam sind dann mal alle Metaphern durch für die Beziehung, aus der langsam, aber sicher die Luft entweicht. Und trotzdem: So schön wie Ben Gibbard hat das schon lange niemand mehr besungen. Eine echtes Gänsehaut-Lied, dessen Kopfstimmen-Gesang man allerdings nur nachahmen sollte, wenn man alleine ist.

The Ting Tings – That’s Not My Name
Clueso – Keinen Zentimeter

schon seit Monaten draußen, aber immer noch gut

[Listenpanik – Die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 03/08

Das hat ja lange genug gedauert: Bevor es Mai wird und ich zwei Listen in Rückstand gerate, habe ich einfach ein bisschen gewürfelt, was im März in den Top-Five-Listen landen soll. Die Ergebnisse sind wie immer streng subjektiv und werden schon morgen wieder bereut. Trotzdem viel Spaß damit!

Alben
1. Lightspeed Champion – Falling Off The Lavender Bridge
Auf der Liste der unwahrscheinlichsten Acts recht weit vorne: ein Brite, der früher bei den Test Icicles, einer der außergewöhnlichsten Bands dieses Jahrzehnts, gespielt hat, nimmt mit Indie-Folk-Erfolgproduzent Mike Mogis (Bright Eyes, Cursive, Riol Kiley, …) eine Indie-Rock-Folk-Country-Alternative-Platte auf. Noch dazu eine ganz wunderbare, die nach amerikanischer Prärie und verlassenen Kleinstädten klingt. Das kann man sich alles kaum vorstellen, das muss man sich anhören.

2. R.E.M. – Accelerate
Ja ja, R.E.M. gehen zurück zu ihren Wurzeln, erfinden sich neu, rhabarberrhabarber. R.E.M. klingen natürlich immer nach R.E.M., egal, wie lang die Songs und wie hoch die BPM-Zahl ist – dafür sorgt schon Michael Stipe, der sich auch diesmal wieder viel Mühe gibt, den ohnehin kryptischen Texten durch gezielte Vernuschelung noch eine weitere Bedeutungsebene zu geben. Bei R.E.M. bin ich so unkritisch und so sehr Fan wie bei kaum einer anderen Band (neben Oasis, Travis und Manics), von daher finde ich “Accelerate” eh toll. Natürlich wiederholt man sich nach 28 Jahren Bandgeschichte das eine oder andere Mal in Gitarrenläufen und Melodiebögen, aber auch in “wieder rockig” sind R.E.M. gut und möglicherweise sogar immer noch relevant.

3. Fettes Brot – Strom Und Drang
Mein erstes echtes deutschsprachiges Hip-Hop-Album (Fanta 4 unplugged zählt ja nicht so richtig). Es ist laut, es ist heiß, es ist Samstagnacht. “Strom Und Drang” ist ein kluges, gewitztes Album mit großen Hymnen und kleinen Mörderballaden. Wenn Bedenkenträger beim Wort Hip-Hop mal an Fettes Brot statt an Bushido denken würden, wäre schon viel gewonnen.

4. Gregor Meyle – So Soll Es Sein
Man muss Stefan Raab dankbar sein, dass er seine kleine, feine Castingshow “SSDSDSSWEMUGABRTLAD” gestartet hat. Die Musik von Gregor Meyle, der dort den zweiten Platz belegte, musste an die Öffentlichkeit, hätte das aber (und das zeigt, wie beliebig das Musikgeschäft mitunter ist) aus eigener Kraft vielleicht nie geschafft. Musikalisch liegt “So Soll Es Sein” ganz nah bei Howie Day, Cary Brothers oder John Mayer und auch textlich stehen die sehr persönlichen Songs ihren US-Vorbildern in nichts nach – auf deutsch klingt es halt nur schnell mal schlageresk. Trotzdem ist “So Soll Es Sein” ein sehr schönes Album, mit dem Gregor Meyle die Lücke besetzen dürfte, die im Spektrum deutschsprachiger Musik zwischen Tom Liwa und Herbert Grönemeyer klafft.

5. Get Cape. Wear Cape. Fly – Searching For The Hows And Whys
Gut ein Jahr, nachdem das großartige Debüt in Deutschland erschien, kommt schon der Nachfolger. Sam Duckworth ist nicht mehr ganz so alleine mit seiner Akustikgitarre und seinem Drumcomputer, die Arrangements klingen mit Band satter und poppiger, ansonsten bleibt alles beim Alten: wunderschöne Songs mit klugen Texten, große Gesten und kleine Überraschungen. Ob “Searching For The Hows And Whys” mit “The Chronicles Of A Bohemian Teenager” mithalten kann, wird erst der Langzeiteinsatz im MP3-Player zeigen. Im Moment deutet aber vieles darauf hin.

Songs
1. The Ting Tings – Great DJ
Ein Mann, eine Frau, eine Gitarre, ein Schlagzeug. Nicht originell, sagen Sie? Na ja, erstens ist die Aufteilung bei den Ting Tings genau andersrum als bei den White Stripes, zweitens kommen die Beiden aus England und drittens heißen die musikalischen Einflüsse bei ihnen Disco, Postpunk und wasweißichnoch. “Great DJ” ist ein sympathischer Hammer von Tanzbodenfüller und steht auf der vorläufigen Liste meiner Hits des Jahres sehr weit oben.

2. Fettes Brot – Lieber Verbrennen Als Erfrieren
Will man von Mittdreißigern wirklich hören, wie es ist, jung und frei zu sein? Wenn es Fettes Brot sind und so klingt: Auf jeden, Alter! Die Rave-Hip-Hop-Variante von “Live Forever” ist eine überlebensgroße Hymne, für deren standesgemäße Wiedergabe man sogar kurz über den Erwerb eines Cabrios mit Riesen-Soundsystem nachdenken sollte.

3. Lützenkirchen – 3 Tage Wach
Darf man einen Track, der bei “Polylux” gespielt wird, überhaupt noch gut finden? Ist es dann nicht definitiv zu spät? “3 Tage Wach” könnte das “D.A.N.C.E.” des Jahres 2008 werden, der Konsens-Elektro-Party-Schlager. Die Phase, in der man den Song nicht mehr “doof” und noch nicht “langweilig” findet, könnte kurz sein, aber, hey: druff, druff, druff, druff, druff!

4. Gregor Meyle – Irgendwann
Die Qualitäten des Albums “So Soll Es Sein” hatte ich ja weiter oben schon zusammengefasst. Konzentriert kann man das alles in “Irgendwann” hören, einem Lied, das ich mir als großen Hit für einen hoffentlich schönen Sommer wünsche.

5. The Last Shadow Puppets – The Age Of The Understatement
Alex Turner (Arctic Monkeys) und Miles Kane (The Rascals) wollten mal unabhängig von ihren Hauptbands musizieren und gründeten The Last Shadow Puppets. “The Age of The Understatement” ist eine wahnwitzige Kombination aus Spaghetti-Western-Musik und Schwarzmeer-Kosaken-Chören. Oft kann man sich sowas auch nicht anhören, aber schön isses schon.

[Listenpanik – Die Serie]

Kategorien
Musik Digital

In eigener Sache

Eigentlich wollte ich schon längst die beliebte Serie “Listenpanik” mit den Alben und Songs des Monats März fortgesetzt haben. In diesem Monat erschien aber derart viel, dass ich noch nicht dazu gekommen bin, alles zu hören – außerdem befinden sich die potentiellen Listenkandidaten Get Cape. Wear Cape. Fly und Gregor Meyle noch irgendwo in der Post.

Zur Überbrückung verrate ich Ihnen aber schon mal, was vermutlich der Song des Monats März werden wird: “Great DJ” von The Ting Tings.

[Ich hätte das Video gerne direkt eingebettet, aber das scheint Columbia grundsätzlich nicht zu wollen. Dieses böse, böse Internetz halt.]