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Meine Ruhr-Uni (Teil 3)

Die letzten zehn Tage habe ich mit Filmen, Schneiden, Freunde treffen und Familie besuchen zugebracht (und in all der Zeit die neue Tomte-Platte bisher genau einmal hören können). Währenddessen hat mich die Weltgeschichte rechts überholt und vorwurfsvoll eine Weltwirtschaftskrise, ein Fernsehpreis-Skandälchen, ein Fußball-Skandälchen und einen toten österreichischen Politiker (also einen weiteren) auf meinem Schreibtisch abgeladen. Ich aber sage: “Ach, verzieh Dich, Weltgeschichte, über Dich werden noch genug andere schreiben!”

Stattdessen widme ich mich noch einmal meiner Ruhr-Uni, genauer: dem dritten Teil der Serie “Meine Ruhr-Uni” (s.a. Teil 1 und Teil 2). Heute geht’s da hin, wo ich ohne Quatsch am Abend nur ungern unterwegs wäre — und in die Uni-Bibliothek, die immer so schön nach Kindheit riecht.

Das alles in den letzten viereinhalb Minuten von “Meine Ruhr-Uni”:

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Natürlich wieder mit Dank an Kamerakind Fabian!

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Meine Ruhr-Uni (Teil 2)

Kommen wir nun zum zweiten Teil unserer kleinen Serie über die schönste Universität, an der ich je als Student eingeschrieben war.

Heute gehen wir in der Mensa essen und sehen uns mein Institutsgebäude genauer an:

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Wieder mal mit vielen Dank an Kamerakind Fabian!

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Meine Ruhr-Uni (Teil 1)

Schauen Sie mal in Ihren Kalender. Was sehen Sie da (von dem roten Kringel mal ab)?

Richtig: Heute vor fünf Jahren begann mein Studium an der Ruhr-Uni Bochum mit einer Informationsveranstaltung der Germanisten für Erstsemester bei Dr. Ralph Köhnen und Dr. Benedikt Jeßing.

Inzwischen habe ich längst meinen Bachelor-Abschluss, aber die Ruhr-Uni ist natürlich immer noch etwas besonderes für mich. So besonders, dass ich sie Ihnen vorstellen will — mit subjektiven Eindrücken, aber auch mit einigen Fakten.

Im ersten Teil der neuen Serie “Meine Ruhr-Uni”, die sich an Erstsemester, Eltern und sonstwie interessierte Leser dieses Blogs richtet, räumen wir heute mit einigen Klischees auf und verlaufen uns in einem obskuren Gebäude namens “HZO”:

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Mit besonderem Dank an Kamerakind Fabian!

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Leben

Mitbewohner 1.0

Leeres Zimmer (Symbolbild)

Im Mai startete ich einen Aufruf, mit dem ich einen neuen Bewohner für das leerstehende Zimmer in unserer WG finden wollte.

Ich schrieb damals, mit dieser Aktion “das weltweite Datennetz auf eine harte Probe stellen” zu wollen. Nun, was soll ich sagen? Das Web hat verloren.

Der Mai ist kein guter Monat, um neue Mitbewohner zu finden: das Semester ist im vollen Gange und kaum jemand ist auf der Suche nach einem Zimmer oder Willens umzuziehen. In den ersten drei Monaten meldeten sich genau drei Leute, die durch Zettel, die ich an der Uni ausgehängt hatte, auf das Angebot aufmerksam geworden waren: der Erste suchte nur was zur Zwischenmiete (was wir nicht wollten), der Zweite war enttäuscht, dass das Zimmer gänzlich unmöbliert war (was auch für den Ersten von Nachteil gewesen wäre), vom Dritten waren wir so angetan, dass wir ihm das Zimmer geben wollten. Leider hat er sich nach unserem Angebot, bei uns einzuziehen, nie wieder gemeldet.

twitter hatte kein bisschen geholfen und mit der Zeit begriff ich auch, dass ein Blog-Eintrag allein nicht ausreichen würde: bei einer Google-Suche nach freien Zimmern in Bochum kam Coffee And TV unter den ersten 200 Suchergebnissen nicht ansatzweise vor (Der erste Besucher, der nach mitbewohner gesucht bochum gegoogelt hatte, kam heute auf das Blog).

Mein verbliebener Mitbewohner kam schließlich auf die Idee, das Zimmer bei wg-gesucht.de zu inserieren. Das hatte ich auch schon mal versucht, war aber irgendwie an der Seite gescheitert. Mit dem herannahenden neuen Semester wurde der Kreis der Interessenten schließlich doch noch größer – wobei etwa die Hälfte der Bewerber über das Internetportal kam und die andere Hälfte direkt beim Studentenwerk nach freien Zimmern gefragt hatte.

So besahen wir uns etwa ein Dutzend Kandidaten beiderlei Geschlechts (wir hatten zwischenzeitlich überlegt, aus der seit Jahren existierenden Männer-WG eine gemischte zu machen) und erklärten etwa ein Dutzend Mal, wie das mit der Miete, dem Besteck, den Bahnhaltestellen und den Waschmaschinen ist. Nur ein Bewerber verlor schon bei der Besichtigung das Interesse – die 15m2 waren ihm bei einer Körpergröße von mehr als zwei Metern offenbar zu wenig.

Im Verlauf der Aktion lernte ich, warum ich für Castingshowjuries und Personalabteilungen denkbar ungeeignet bin: Ich bin unfähig, Menschen miteinander zu vergleichen wie verschiedene Karten beim Autoquartett. So lautete die Standardzusammenfassung meist: “Joa, der war ganz nett – aber der andere auch. Aber was weiß ich eigentlich nach zehn Minuten Smalltalk über ihn oder sie?” Google sagte über die meisten Kandidaten auch nicht viel aus.

Jedenfalls haben wir uns letztlich für einen Medizinstudenten entschieden, der über das Studentenwerk von dem Zimmer gehört und mich telefonisch kontaktiert hatte. Das Internet hatte nichts damit zu tun (und das finde ich ehrlich gesagt auch mal ganz beruhigend).

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Digital

Mitbewohner 2.0

Ich bin ja ein großer Freund des Internets und des Web 2.0. Ich denke, dass man dort tendenziell alles finden kann: Fußballergebnisse, Kuchenrezepte, lustige Videos und den Partner fürs Leben.

Nun aber will ich das weltweite Datennetz auf eine harte Probe stellen: Ich suche einen neuen Mitbewohner für unsere Dreier-WG in Bochum!

Falls Sie also Student an einer der Bochumer Hochschulen sind und ein Zimmer suchen, oder Sie jemanden kennen, der Student an einer der Bochumer Hochschulen ist und ein Zimmer sucht: hier geht’s lang.

Für alle anderen ist es vielleicht wenigstens interessant zu sehen, ob diese doch sehr moderne Form der Mitbewohnersuche funktioniert. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten!

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Politik Gesellschaft

Geld verbrennen leicht gemacht

Ich hatte es letzte Woche schon mal erwähnt: Der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (kurz: AStA) ((Hat eigentlich schon mal jemand darüber philosophiert, dass besonders linke Studentengruppen, die sich gerne Studierendengruppen nennen, einen ähnlich grotesken Hang zu Abkürzungen haben wie die Nazis mit ihren StuKas und GröFazen?)) der Ruhr-Uni Bochum hat eine große Party veranstaltet, um mal richtig Geld zu verbrennen. Jetzt hat Niels darüber geschrieben und da dachte ich mir: “Wenn man sich schon in Kiel über ‘unseren’ AStA auslässt, muss ich da auch noch mal nachtreten …”

Vor langer, langer Zeit, als ich noch nicht Student der Ruhr-Universität war, fanden angeblich “legendäre” Parties in der damals noch unrenovierten Mensa statt, die einen enormen Ruf hatten und wohl – ähnlich wie die Fachschaftsparties heute noch – hauptsächlich als Geldquelle für die Arbeit des AStA dienten. Insofern hätte man schon mehr als gewarnt sein müssen, als der aktuelle AStA-Vorsitzende Fabian Ferber noch vor der diesjährigen Neuauflage in den “Ruhr Nachrichten” sagte:

“Wir haben von Anfang an nicht damit gerechnet, Gewinn einzufahren.” Jahr für Jahr hätten die Vorgänger-ASten Überschüsse erwirtschaftet, “wir haben Rücklagen von 170.000 Euro.” Da hält Ferber es für legitim, den Studierenden eine große Show zum kleinen Preis zu bieten – selbst wenn sie am Ende Verluste bringt. 35 Euro (ermäßigt 28 Euro) kostet der Eintritt zur Party.

Und, in deed: Das Line-Up konnte sich sehen lassen. Auf Schulhöfen oder bei der “MTV Campus Invasion”, zu der ja vermutlich auch mehr Schüler als Studenten kommen, hätte man mit Juli, 2raumwohnung, Culcha Candela oder Joy Denalane sicher große Erfolge feiern können. Wenn die nicht sowieso ständig an jeder Ecke spielen würden.

200.000 Euro hat die Veranstaltung ungefähr gekostet, was schon erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass ein “großes Open-Air-Rockfestival” mit mehreren Bühnen, an die hundert Bands, Dixie-Klos und Campingplätzen angeblich “nur” sechs Millionen kosten soll. Dort kalkuliert man freilich auch mit mehr als 5.000 Besuchern, von denen dann noch nicht mal die Hälfte kommt.

Ich gebe zu, mich immer ebenso wenig für Hochschulpolitik interessiert zu haben wie 85% meiner Kommilitonen. Die Studentenvertreter, das waren eben immer diese Freaks, die man in jeder SPD-Ortsgruppe ausgelacht hätte. Die ganz linken Gruppen, die in ihren Flugblättern die Hälfte des Platzes für politisch korrekte Postenumschreibungen (“die VertreterInnen des AusländerInnenreferats”) und seit vierzig Jahren veraltete Klassenkampfparolen verwendeten, konnte man noch weniger ernst nehmen. Aber was sollten die auch groß (falsch) machen? Hilflose Aktionen gegen Studiengebühren unternehmen und dafür sorgen, dass die Nazi-Parolen auf den Klowänden alle paar Monate überpinselt werden, vielleicht. Es konnte ja keiner ahnen, dass die im Stillen an der Verpulverung meines Geldes arbeiten. ((Interessant: Um das im Studentenausweis enthaltene Semesterticket kann man sich mit etwas Mühe drücken, falls man auf dem Unigelände wohnt und nie Zug fahren will. Den AStA muss jeder Student unterstützen, ob er das will oder nicht.))

Nun ist die Organisation von Großveranstaltungen eine durchaus komplexe, verantwortungsvolle Aufgabe, die man alleine schon deshalb Profis überlassen sollte, weil man dabei so viel falsch machen kann. Der AStA der Ruhr-Uni Bochum ((Der RCDS, eigentlich auch AStA-Mitglied, nennt das Ganze einen “Listen-egoistischen Alleingang der Juso-Rubrosen”)) entschied sich offenbar dazu, so ziemlich jeden Fehler selbst zu machen. Das reichte von der Bandauswahl, die sicherlich zu einem gewissen Teil auch Geschmackssache ist, über den Umfang der Veranstaltung (statt acht Bands und zehn Stunden Livemusik von mittags bis abends hätte es vielleicht auch eine Nummer kleiner getan), bis hin zu einem umfangreichen PR-Desaster: Das Uni-eigene Campusradio, von so ziemlich jedem bisherigen AStA geschnitten, wurde im Vorfeld außen vor gelassen und das Eingeständnis des finanziellen GAUs geriet zu dem, was man in der Politik (oder eben bei Vattenfall) eine “Salami-Taktik” nennt. Der AStA-Vorsitzende Fabian Ferber von den “RUB-Rosen” ((Die ganz linken Gruppen würden jetzt noch schreiben, dass es sich dabei um eine “SPD-nahe Studentengruppe” handelt, was einerseits eine hilfreiche Information ist, bei den Ganzlinken aber nur heißen soll: “Iiiih, bah, Politik mit möglichen Fernzielen!”)) empfahl sich dabei auch gleich für die große Politik, indem er bei seinem Rücktritt die “volle Verantwortung” übernahm. “Volle Verantwortung” heißt natürlich nicht, dass er jetzt den Fehlbetrag ausgleichen würde – ja, es soll noch nicht mal heißen, dass er wirklich für das Desaster verantwortlich ist, wie die “RUB-Rosen” klarstellen wollen:

Wenn man selbst von den eigenen Fehltritten ablenken will, dann sucht man sich halt einen Sündenbock und der heißt in diesem Monat Fabian Ferber. Wie einfach, wie billig und wie schmutzig!

Es ist der klassische Fall, wo ich alle doof finde: Bekerner und Herman, Schell und Mehdorn, AStA, RCDS und Ganzlinke.

Nachtrag 19. Dezember: Jetzt erst gesehen: Sogar die “Süddeutsche Zeitung” hat schon über den Fall berichtet.

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Leben Gesellschaft

Ein Wochenstart nach Maß

Die gute Nachricht des Tages: Deutschland ist dem Untergang geweiht. Schon in wenigen Jahren wird es in diesem Land keine intellektuelle Elite mehr geben. Wie ich darauf komme? Nun, wenn nicht einmal die Studenten einer Beinahe-Elite-Uni über einfachste geistige Fähigkeiten verfügen, kann das mit dem Bildungsbürgertum ja nichts mehr werden.

Heute morgen habe ich über 30 Minuten an der Stadtbahn-Haltestelle verbracht. Alle Züge, die einfuhren und mich zur Universität (zwei Stopps entfernt) hätten bringen sollen, waren voll. Nein, Verzeihung: “voll”. Denn das pendelnde Pack, das am Hauptbahnhof in die Stadtbahn einsteigt, postiert sich immer so vor den Türen, dass ein Einstieg im weiteren Streckenverlauf unmöglich ist. Dabei wäre in den Zügen durchaus noch Platz, wenn die Menschen beim Einsteigen nur mal den gesamten Raum ausnutzen würden. Die Angst, dann an der Uni nicht aussteigen zu können, ist vollkommen unbegründet: um Viertel vor zehn fahren nur Studenten Bahn.

Natürlich trägt der örtliche Nahverkehrsanbieter eine Mitschuld an der Misere, denn seine Züge mit Vierersitzgruppen mögen außerhalb der Stoßzeiten gemütlich sein, zur rush hour allerdings wären Wagen mit Bänken an den Außenwänden, wie man sie teilweise in Berlin findet, hilfreicher. Die Menschen hätten von vorneherein keine Abstandszonen um sich herum und würden sich viel bereitwilliger aneinanderdrängeln.

Als ich es schließlich in den fünften einfahrenden Zug schaffte, kreisten meine Gedanken bereits um qualmende Zugtrümmer und “American Psycho”. Dann wurde ich mit hässlichen Menschen, die billige Jacken trugen und viel zu laut schlechte Musik hörten, in eine Stadtbahn gesperrt. Zwei Ischen, die mehr Stuck im Gesicht hatten als man für die Deckensanierung einer Jugendstilvilla bräuchte, standen alleine im Mittelgang. Eine jede von ihnen hätte genug Raum gehabt, auf dem Fußboden ein viktorianisches Picknick zu veranstalten. In den Freiraum drängeln konnte ich mich freilich nicht, dafür war der Pfropfen dummer Menschen, der den Eingangsbereich verstopfte, zu dicht. Ich beschloss, mich näher mit den Lehren des Zen zu beschäftigen und merkte, wie mein Geist meinen Körper verließ.

Als die Bahn an der Uni-Haltestelle einfuhr, stieg er als erstes aus und stapfte mit dumpfem Schritt die Treppen hinauf. Sein Unterkiefer schob sich mahlend nach vorne und aus seinen Nasenlöchern stiegen kleine Rauchwölkchen. Seine Arme hatte er angespannt, seine Schultern wirkten doppelt so breit wie sonst. Der eiskalte Wind trieb ihm Tränen in die zusammengekniffenen Augen, aber er stapfte unaufhörlich weiter. Jeder, der sich ihm in den Weg gestellt hätte, wäre ohne weiteres Zutun zu Staub zerfallen. Mit jedem Schritt lösten seine Füße kleine Druckwellen auf dem Pflaster aus, die Erschütterungen waren noch in zwei Kilometern Tiefe zu spüren. Da fing es an zu Regnen.

Als er das Hörsaalzentrum betrat, kippte er seinen Kopf zurück und ließ seinen Nacken knacken. Er atmete tief durch. Die Vorlesung lief bereits seit zehn Minuten, der Hörsaal war halb leer. Die Studenten hatten alle Plätze am Rand der Sitzreihen besetzt.

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BILDung für alle – und zwar umsonst

Das Sommersemester hat begonnen. Das erkennt man an der Ruhr-Uni Bochum unter anderem daran, dass noch mehr junge Menschen als sonst schon verwirrt durch die Gegend rennen und Gebäude, Räume oder einfach nur ihre Mama suchen. Selbstverständlich ist die Rolltreppe an der U-Bahn-Haltestelle wieder einmal defekt (was allerdings kein Semesterbeginnspezifisches Problem ist: die Treppe fährt einfach grundsätzlich nicht, wenn viele Leute da sind) und diverse Firmen versuchen auf dem Campus, Neukunden zu ködern.

Immer vorne mit dabei: Zeitungsverlage, die einem Gratisausgaben ihrer Produkte in die Hand drücken und einen damit zum Abschluss eines sog. preisreduzierten Studentenabos bewegen wollen. An diesen Abos verdienen die Verlage (fast) gar nichts mehr, aber gegenüber ihren Werbekunden können sie mit höheren Abonnentenzahlen protzen. In der Vergangenheit waren es vor allem die Qualitätszeitungen FAZ und Süddeutsche, die sich vornehmlich an die Geisteswissenschaftler heranschmissen – welche das willig über sich ergehen ließen.

Als ich heute um kurz vor Zwei (also zu bester Studentenzeit) Richtung Uni schlurfte, standen dort Menschen in mitleiderregend warmen roten Regenjacken und drückten den vorbeiziehenden Scharen Papierbündel in die Hand: die “Bild”-Zeitung. Nun ist “Bild” eine Boulevardzeitung, die es ausschließlich in Kiosken, Bahnhofsbuchhandlungen, Automaten, Tankstellen und vereinzelten Bäckereien, jedoch (im Allgemeinen) nicht im Abo, gibt. Da klopft natürlich die Frage an, was es dem Axel-Springer-Verlag bringt, Tausende Ausgaben “Bild” kostenlos an Menschen zu verteilen, die nicht unbedingt als Kernzielgruppe der Zeitung bekannt sind.

Viele Studenten lehnten das Geschenk dann auch irgendwo zwischen höflich und schroff ab, einige wenige nahmen wortlos ein Exemplar an und zerrissen es sofort unter den Augen der Verteiler, aber viele griffen auch dankend zu und schleppten die Zeitungen bis in den Seminarraum, in dem bezeichnenderweise ein (dezent überfülltes) Seminar zum Thema “Massenkultur” stattfand. Nun kann man natürlich sagen: “Ach, das sind alles aufgeklärte Studenten, die werden schon wissen, was sie da für einen Mist lesen, die stehen da intellektuell drüber und sehen in der Lektüre dieses Proletarierblattes eine bewusste ironische Brechung, sozusagen eine Stippvisite aus dem Elfenbeinturm im Dixi-Klo.”

Aber selbst wenn zwei Drittel der neugewonnenen “Bild”-Leser einen BILDblog-Abonnentenausweis besäßen (der den Träger ja bekanntlich berechtigt, “auch in der Öffentlichkeit die ‘Bild’-Zeitung zu lesen, ohne sich dafür blöde anmachen lassen zu müssen”), ein unwohles Gefühl bleibt bei der Sache: Mal ganz davon ab, dass wir inzwischen 500 Euro Studiengebühren zahlen und somit eigentlich werbefreie Pay Education erwarten dürften, zählt die “Bild”-Zeitung definitiv zu den Produkten, die ich am allerwenigsten in meinem direkten Umfeld haben möchte. Da bin ich doch mal gespannt, wie sich AStA und andere links-alternative Studentengruppen darüber das Maul zerreißen werden …

Nachtrag, 15. April 2007: Katti hat sich so eine Zeitung aufschwatzen lassen und dokumentiert auch detailliert das Beiblatt, auf dem sich “Bild” selbst vorstellt (“Gestatten, Bild!”).
Außerdem gibt es bei indymedia.org eine – wie zu erwarten – “ausgewogene” Auseinandersetzung mit der Geschichte. Dort gibt es auch ein Wiedersehen mit Tsang’s Law (“Die Studierenden fordern …”).