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Tower Records

Preisfrage: Was ist das?

a) Ein Plattencover von Wilco.
b) Ein Foto der Marina City in Chicago, IL.
c) Ein Teil einer Bildergalerie bei “RP Online”.
d) Irgendwas mit Elfter September.

Sie brauchen gar nicht lange zu grübeln oder jemanden anrufen: Alle vier Antworten sind richtig.

Aus gegebenem kalendarischen Anlass haben sich “Rheinische Post” und “RP Online” des Themas “Popmusik seit dem 11. September” angenommen. Autor Sebastian Peters beginnt bei Enyas Katastrophenbegleitmusik “Only Time”, erwähnt Songs (“Let’s Roll” von Neil Young) und Alben (“The Rising” von Bruce Springsteen), die unter den Eindrücken der Terroranschläge entstanden sind, und führt dann aus, dass der Pop politischer geworden sei:

Die linke Popkultur von Radiohead bis zu den Dixie Chicks wiederum holte zum Rundumschlag gegen Präsident Bush aus. Und neuerdings üben sich Stars von Kid Rock bis Madonna im Plädoyer für Obama und gegen die Republikaner. Ohne Zweifel ist Popmusik in Amerika nach dem 11. September politischer geworden.

Nun passen Radiohead und “Popmusik in Amerika” nicht unbedingt sooo gut zusammen — noch weniger verständlich ist allerdings, wann sich Kid Rock “für Obama” ausgesprochen haben soll. Das letzte, was der Prollrocker zum Thema Politik gesagt hat, war eigentlich die Aufforderung, dass Prominente im Bezug auf Wahlempfehlungen die Klappe halten sollten.

Peters schreibt über Pop, der “seit dem 11. September auch in Deutschland wieder politisch aufgeladen”sei, und belegt das wie folgt:

Auch die Sportfreunde Stiller sind Stellvertreter dieser x-ten „Neuen Deutschen Welle“. Ihr Lied „54, 74, 90, 2006“ sagt laut Ja zur Heimat, Solche Positionen waren zuvor exklusiv dem Schlager vorbehalten, plötzlich landen sie in der Pop-Mitte.

Jene Sportfreunde Stiller, die im Jahr 2000 eine Single namens “Heimatlied” veröffentlicht haben?

Noch merkwürdiger als der Text ist aber – immerhin reden wir hier von “RP Online” – die dazugehörige Bildergalerie, in der acht Plattencover abgebildet und notdürftig mit Titel und Interpret versehen sind (und das manchmal auch noch fehlerhaft).

Dort findet man:

  • den Sampler “America: A Tribute To Heroes”
  • Bruce Springsteens “The Rising”
  • “Are You Passionate?” von Neil Young
  • “Riot Act” von Pearl Jam (vermutlich wegen des Songs “Bu$hleaguer”)
  • “Gold” von Ryan Adams (vermutlich, weil das Video zur Single “New York, New York” am 7. September 2001 gedreht wurde und das noch intakte World Trade Center zeigt)
  • den Sampler “Love Songs From New York” (keine Ahnung, was das sein soll, Google kennt’s nicht)
  • “Kid A” von Radiohead
  • das oben gezeigte “Yankee Hotel Foxtrot” von Wilco.

Zu möglichen Parallelen von “Kid A” und den Ereignissen vom 11. September gibt es eine recht spannende Abhandlung von Chuck Klosterman in seinem Buch “Killing Yourself To Live”, aber das wird kaum der Grund sein, weshalb dieses, im Oktober 2000 erschienene Album in der Bildergalerie auftaucht. Immerhin werden Radiohead ja im Text erwähnt, ganz anders als Wilco.

Für deren Auftauchen suche ich noch nach der richtigen Erklärung:

a) Weil “Yankee Hotel Foxtrot” ursprünglich am 11. September 2001 veröffentlicht werden sollte, was sich wegen eines Labelwechsels aber bis April 2002 verzögerte.
b) Weil sich auf dem Album ein Song namens “Ashes Of American Flags” befindet, der sich aber (s. das geplante Veröffentlichungsdatum) nicht auf den 11. September bezieht.
c) Weil das Cover die Zwillingstürme eines Hochhauses zeigt, das – im Gegensatz zum World Trade Center – auch heute noch steht.
d) Wieso Erklärung? Da steht’s doch: “RP Online”.

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Rundfunk Digital

Bundesblinden Song Contest

Eigentlich wollte ich gar nichts über den “Bundesvision Song Contest” schreiben. Der Popkulturjunkie hat ein ganz wunderbares Liveblog geführt, in dem er unter anderem die beste und wahrste Einschätzung zu den Sportfreunden Stiller ablieferte, die ich seit langem gelesen habe:

Es ist ja ein bisschen schade, aber ich finde, die Sportfreunde sollten sich auflösen. Oder nur noch live spielen ohne neue Songs aufzunehmen. Die Band dreht sich seit Jahren im Kreis, keine einzige neue Idee. Auch wenn sie sympathisch sind und eine großartige Liveband und überhaupt. Aber das hier ist ja wohl unglaublich mittelmäßig.

Aber darum soll es gar nicht gehen: Der Popkulturjunkie ist auch ein Statistikfreak und hat deshalb gleich gestern noch ein wenig rumgerechnet:

Platz 1: Brandenburg, Platz 2: Thüringen, Platz 3: Sachsen-Anhalt, Platz 5: Mecklenburg-Vorpommern. Aber um die eventuellen Ost-Verschwörungstheorien gleich mal zu entkräften: Ohne die fünf später hinzugekommenen Länder hätte die Reihenfolge auf Platz 1 und 2 genauso ausgesehen, nur Platz 3 wäre an Niedersachsen gegangen.

Das darf man natürlich nicht ganz wörtlich nehmen, denn ohne die “neuen Bundesländer” wäre ja weder Brandenburg noch Thüringen dabei dabeigewesen. Aber das ist Haarspalterei, denn auf die Punkte aus den neuen Bundesländern kam es bei den beiden Erstplatzierten nicht an, wie er heute in einem weiteren Beitrag vorrechnet:

Tatsächliches Ergebnis:

01 Brandenburg: Subway to Sally – “auf kiel” (147 Punkte)
02 Thüringen: Clueso – “keinen zentimeter” (146)
03 Sachsen-Anhalt: Down Below – “sand in meiner hand” (96)
04 Niedersachsen: Madsen – “nachtbaden” (94)
05 Mecklenberg-Vorp.: Jennifer Rostock – “kopf oder zahl” (79)
06 Schleswig Holstein: Panik – “was würdest du tun?” (75)

Ergebnis ohne Wertungen aus den “neuen Bundesländern”:

01 Brandenburg: Subway to Sally – “auf kiel” (99 Punkte)
02 Thüringen: Clueso – “keinen zentimeter” (96)
03 Niedersachsen: Madsen – “nachtbaden” (67)
04 Sachsen-Anhalt: Down Below – “sand in meiner hand” (56)
05 Schleswig Holstein: Panik – “was würdest du tun?” (54)

09 Mecklenberg-Vorp.: Jennifer Rostock – “kopf oder zahl” (41)

“Wo kämen wir hin, wenn wir uns von Fakten eine schöne, voreingenommene Berichterstattung kaputt machen ließen?”, wird sich Sebastian Wieschowski gedacht haben, als er seinen launigen schlecht gelaunten Artikel für “Spiegel Online” schrieb:

In dieser Nacht war Deutschland keine Bundesrepublik – sondern ein irrwitziger Haufen aus 16 Kleinstaaten, die sich bekämpfen, peinliche Allianzen gegeneinander schmieden. Ergebnis: Der Osten putscht sich zum Sieg bei Stefan Raabs “Bundesvision Song Contest”.

heißt es schon im Vorspann und eigentlich hat man da ja schon keinen Bock mehr zu lesen. “16 Kleinstaaten”, wo erlebt man sowas schon – außer im Bundesrat, der Schulpolitik oder der Radiolandschaft?

Und als wäre das Gerede von der “Ostblock-Mafia” beim Grand Prix nicht hinreichend widerlegt, poltert Wieschowski weiter:

Und was ehemalige Ostblockrepubliken beim echten Grand Prix schaffen, ist für die neuen Bundesländer eine leichte Übung – die statten nämlich mit Liebe ihre Nachbarn punktemäßig aus. Brandenburg schiebt sieben Punkte nach Mecklenburg-Vorpommern, acht nach Berlin, zehn nach Thüringen und zwölf in die eigene Tasche.

Auf die Idee, dass die Leute Clueso (Thüringen) und Subway To Sally (Brandenburg) einfach gut fanden, und die beiden Acts deshalb auch nahezu durchgehend 8 bzw. 10 Punkte aus allen Bundesländern bekamen, ist der Autor offenbar gar nicht erst gekommen. Auch nicht darauf, dass es in der Summe exakt keine Auswirkungen hat, wenn sich jeder seine zwölf Punkte selbst zuschiebt. Einzig NRW hat es mal wieder nicht geschafft, sich selbst die zwölf Punkte zu geben, was zwar dafür gesorgt hat, dass Clueso am Ende nur einen Punkt Rückstand auf Subway To Sally hatte, aber letztlich weder entscheidend war,, was zwar letztlich entscheidend war (Korrektur von 19:30 Uhr), aber kaum als “Ostkungelei” angesehen werden kann.

Aber man kann das natürlich auch dramatischer formulieren:

Die deutschlandweit gültige Faustregel lautet: In erster Linie liebt man sich selbst.

Kein Wort zum grandiosen Scheitern der Top-Favoriten Sportfreunde Stiller (Bayern) und Culcha Candela (Berlin), nichts darüber, dass der “Bundesvision Song Contest” und “TV Total” so ziemlich die letzten Sendungen im deutschen Fernsehen sind, an denen man solche Bands überhaupt noch sehen und live hören kann, seit Sarah Kuttners Sendung vor anderthalb Jahren eingestellt wurde.

Stattdessen gerüttelter Unfug wie:

Deutschland, einig Vaterland, das war gestern – es lebe die wiedergeborene Kleinstaaterei. Und schuld ist Stefan Raab.

Ach, und der Eurovisions-Wettbewerb ist dann ein Angriff auf das vereinte Europa oder was will uns der Autor damit sagen?

Schön natürlich auch, dass selbst so verabscheuungswürdige Ereignisse wie so ein “Song Contest” für “Spiegel Online” immer noch gut genug sind, mit klick-generierenden Bildergalerien gewürdigt zu werden.

Die Begleittexte dazu sind mal sinnlos

Sieger beim vierten Bundesvision Song Contest – obwohl sie schon seit 15 Jahren Musik machen: Mittelalter-Folkrocker Subway to Sally aus Brandenburg

mal falsch

Berliner Buben: Culcha Candela wollten den letztjährigen Erfolg von Seeed wiederholen – und scheiterten am Mittelalter-Folk ihrer Nachbarn.

Ja, Leute, wenn Seeed letztes Jahr gewonnen hätten, warum fand der Wettbewerb dieses Jahr dann in Niedersachsen statt? Vielleicht, weil die Vorjahressieger Oomph! hießen?

Ich sollte “Spiegel Online” endlich mal aus dem Feedreader schmeißen …

Nachtrag 13:29 Uhr: … und sueddeutsche.de gleich mit:

Einen gut vorbereiteten Eindruck machten die Niedersachsen, bestehend aus der dreiköpfigen Rock-Band Madsen, […] Auch dem Beitrag von Rheinland Pfalz – dargeboten von der Girlie-Gruppe Sisters – fehlte es an effektvollen Einfällen oder stimmlicher Qualität.

(Madsen sind zu fünft, Sisters für Nordrhein-Westfalen.)

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Rundfunk Radio Musik Fernsehen

Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht

Am Donnerstag wurde in der Weltstadt Bochum die “Eins Live Krone”, der “größte deutsche Radiopreis” verliehen. Weil die Kilians als beste Newcomer nominiert waren, fühlte ich mich genötigt, mir das Spektakel anzuhören.

Da die Verleihung zwar live im Radio lief, im Fernsehen aber erst mit 25-stündiger Verpätung, musste Max von Malotki das Geschehen für die Hörer beschreiben. Das führte oft zu dezentem Chaos, wenn zu zwei bis drei Stimmen noch der Kommentar dazukam – mal davon ab, dass es schon ein bisschen, äh: wirr ist, bei der Verleihung eines Radiopreises im Radio ständig zu hören: “Ja, das könnt Ihr jetzt nicht sehen, dann müsst Ihr morgen Fernsehen gucken!”

Der Preis für den besten Newcomer war zum Glück der Dritte. Viel länger hätte ich das Elend von schlecht geschriebenen und durch Mirja Boes und Olli Briesch noch schlechter vorgetragenen Moderationstexten und die unsichtbaren Videoeinspieler (Radio!) auch nicht ertragen. Dass der Preis ausgerechnet an Boundzound ging, dessen Single “Louder” ich bekanntlich für einen der schlechtesten Songs des Genres “nervtötende, repetitive Partymucke” halte, hob meine Laune nicht gerade und so war ich froh, das Radio ausschalten zu können.

Die TV-Ausstrahlung gestern (wir erinnern uns: “Highlights”, “Mehrwert der Bilder”) war dann in mancher Hinsicht erhellend. So war die Bildregie zum Beispiel exakt so, wie man sie von einer Radiosendung erwarten würde: Die Bochumer Jahrhunderthalle wirkte abwechselnd wie ein schwarzes Loch und wie ein völlig überfülltes Tanten-Café; ständig sah man, wie sich Moderatoren, die sich längst im Off wähnten, über ihre fehlerfreien Ansagen freuten, und bei den Nominierten …

Nun ist man eigentlich von jeder Feld-, Wald- und Wiesengala gewohnt, dass bei der Vorstellung der Nominierten, meistens sogar beim Aufruf der Gewinner, diese auch im Bild sind. Entweder hatte der WDR keine fünf Handkameras zur Verfügung, die man auf die Gäste hätte richten können, oder man hielt es ernsthaft für ansprechender und aufschlussreicher, Balkendiagramme zu zeigen, deren Aussagekraft ich im Übrigen heftig bezweifle ((Leider gibt es (bisher) keine Zahlen zu den Hörer-Abstimmungen, aber wenn die Ärzte 72.000 Stimmen für “Junge” bekommen haben und das wirklich so viel mehr als für die anderen Nominierten war, dann hätte ihr Balken ja auch deutlich länger sein müssen.)), und dann in eine schlecht ausgeleuchtete Totale zu wechseln und zu hoffen, dass der oder die Gewinner schon irgendwo im Bild sein würden. Falls letzteres der Plan war, fragt man sich allerdings, wozu es Lichtdoubles bei den Proben gebraucht hat. Dass die Sportfreunde Stiller fünf mal so lang wie jede andere Band im Bild waren, ist ein subjektiver Eindruck, den ich nicht mit Messungen belegen kann. Vielleicht waren die auch nur immer in den Szenen zu sehen, die man beim WDR für die “Highlights” hielt.

Doch halten wir uns nicht an solchen Äußerlichkeiten auf: Die teilweise recht aufwändig produzierten Videoeinspieler waren durchaus nett gemeint und manchmal sogar unterhaltsam. Auch die Idee, “Let’s Dance”-Juror Joachim Llambi zwischendurch Wertungstäfelchen hochhalten zu lassen, war witzig. Wohlgemerkt: die Idee, nicht ihre Umsetzung. Dass man für besonders gelungene Moderationsübergänge (Haha, Sie verstehen …) Bruce Darnell das Mikro weiterreichen ließ (Radio!!!1) komplettierte dann meinen Eindruck, dass man die Planungskonferenz nach dem ersten “einfach mal drauf los”-Brainstorming beendet und die dort vorgetragenen Ideen zu Programmpunkten erklärt hatte. Ich kann leider nicht schreiben, dass meine eigene offizielle Abifeier lustiger gewesen sei, denn das wäre eine furchtbare Lüge.

Aber, hey: Der WDR ist ja immerhin auch der Sender, der für “Schmidt & Pocher” ((“Schmidt & Pocher” waren übrigens in der Kategorie “Beste Comedy” nominiert, was auch schon deshalb erstaunlich ist, da die Nominierungen am 28. September bekannt gegeben wurden – vier Wochen vor der ersten Sendung.)) verantwortlich ist, insofern muss man davon ausgehen, dass das dortige Unterhaltungsressort, äh: nicht existiert. Dass man den Toten Hosen, die den Preis für ihr Lebenswerk bekamen, anscheinend die halbe Laudatio (durch Jan Weiler) und die halbe Dankesrede weggeschnibbelt hat, lag sicher daran, dass es sich dabei nicht um die “Highlights” handelte – dazu gehörte ja schon die Comedy (im schlimmsten Wortsinne) “Lukas’ Tagebuch”.

Es war ja trotzdem nicht alles schlecht bei der “Krone”: Der Auftritt von Culcha Candela mit der WDR Big Band war zum Beispiel wirklich gelungen, obwohl ich “Hamma” nach wie vor für die zweitdämlichste Single des Jahres halte. Kate Nash spielte sehr charmant und verhuscht ihren Hit “Foundations” und klang dabei wie auf Platte. Wir Sind Helden gaben “Kaputt” akustisch zum Besten. Die Toten Hosen haben sich sehr ehrlich und aufrichtig gefreut und ihr Auftritt mit “Wort zum Sonntag” war auch angemessen. ((Wobei Campino natürlich inzwischen schon irgendwie nah an der Sechzig ist.)) Darüber hinaus bleibt noch die Feststellung, dass die Eins-Live-Moderatorinnen und -Moderatoren gar nicht mal so schlecht aussehen, wie man es bei Radioleuten erwarten würde ((Ich darf das sagen, ich habe schließlich selber mal Radio gemacht.)) und man die Veranstaltung mit einem besseren Buch und anderen Moderatoren sicherlich schon geschaukelt gekriegt hätte.

Fürs nächste Jahr wünsche ich mir dann mehr Klarheit, ob es sich um eine Radio- oder eine TV-Veranstaltung handeln soll. Vielleicht klappt das ja mal mit einer Live-Ausstrahlung im WDR Fernsehen.

Und wenn Sie jetzt der Meinung sind, ich sei irgendwie sehr kleinlich und miesepetrig an die Veranstaltung rangegangen: Die Wiederholung der “Eins Live Krone” kann man sich heute Abend um 23:00 Uhr im WDR Fernsehen ansehen. Dann angeblich sogar eine Viertelstunde länger als gestern.

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Musik Rundfunk Radio

Die Beatles? Wer sind die Beatles?

Obige Frage ist natürlich an dem Tag, an dem alle in Gedanken gen Graceland reisen, eher abwegig. Aber da ich eh in einem Beatles-Haushalt aufgewachsen bin (mein erstes popkulturell vertretbares Großkonzert war dann eben auch auf der ’89er-Tour von Paul McCartney), sei dies verziehen. Viel wichtiger ist eh das Hörerlebnis von eben, kurz nach neun: Ein hübsch ruppiger Gitarrenstakkato-Beat, wie ihn Tomte, Tocotronic oder Blumfeld (RIP) so drauf haben, legt los. Ein Typ mit dezent alpinem Genuschel sprechsingt dazu irgendwas, und schnell denkt man: “Das ist also die neue von den Sportfreunden? Das könnte man ja glatt gutfinden.” Und dann sagt Einslive-Wuschel Ingo Schmoll etwas von Jonas Goldbaum und – und hier kommt der an herrlich langen Haaren herbeigezogene Bezug zum Aufhänger – “Yeah, yeah, yeah”. Plötzlich hat ausgerechnet Österreich eine tolle Band.

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Ach ja: Jonas Goldbaum sind beim Kölner Clubgig der vielleicht immer noch guten Jimmy Eat World Support (21.8., also kommenden Dienstag) und veröffentlichen ihr Debüt Ende Oktober bei den Sensibelchen von Roadrunner.

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Musik

Lieder für die Ewigkeit: Sportfreunde Stiller – Ein Kompliment

In allen vier Ecken soll Liebe drin stecken

Gerade habe ich bei MTV (bei MTV!!!!1) zum ersten Mal das Video zur neuen Sportfreunde-Stiller-Single “Alles Roger” gesehen. Ich bin mir relativ sicher: bei denen geht nicht mehr viel. Endgültig vorbei scheint die Zeit, in der die sympathischen Bayern intelligente, gewitzte Texte mit charmanten Melodien zusammenpackten und dabei Songs wie “Ein Kompliment” aus dem Ärmel schüttelten.

Man greift sicher nicht zu hoch, wenn man die damalige Vorabsingle zum zweiten Sportfreunde-Album “Die gute Seite” zu den besten deutschsprachigen Liebesliedern aller Zeiten (also inkl. Romantik und Sturm’n’Drang) zählt. Die unumwundene Sympathiebekundung, die bei vielen anderen Künstlern in schlimmstem Schlagerkitsch hätte versinken können, kam bei den Sportfreunden Stiller sympathisch und authentisch rüber. Ja, so ist das halt, wenn man verliebt ist: die Angebetete wird zum “Ziel einer langen Reise”, zur “Schaumkrone der Woge der Begeisterung”, kurzum zum “größten für mich”.

Man kann nur vermuten, auf wie vielen Kassettenmädchenkassetten “Ein Kompliment” in den letzten fünfeinhalb Jahren gelandet ist. Wer ein Mixtape mit diesem Song darauf verschenkt und darauf keine Antwort in der einen oder anderen Richtung bekommt, sollte sich ein neues Ziel aussuchen (hätte mir das damals mal jemand gesagt …). All das, was man sich als Teenager (und darüber hinaus) nie zu sagen getraut hat, kann man ein ganzes Stück einfacher trotzdem ausdrücken (lassen).

Aber auch fernab dieses Dienstleistungsgedankens ist und bleibt “Eine Kompliment” ein wunderbares Lied: emotional, euphorisch, aber immer noch mit einem sogenannten Augenzwinkern. Das ist das Schlachtschiff “Pathos” mit dem Rettungsboot “Ironie”, die neunundneunzigkommaneunprozentige Hingabe. Ein solches Lied kann man einer Band gar nicht hoch genug anrechnen.