Ja, wie hat Bayern München denn jetzt gespielt?
Schlagwort: spiegel online
Klickbefehl (7)
In Sachen Nokia läuft gerade ein Fass über. Und die Verantwortlichen in der Politik – allen voran der Ministerpräsident Rüttgers – täten gut daran, jetzt kein Öl mehr ins Feuer zu gießen.
Nach der Ankündigung von Nokia, das Werk in Bochum dicht zu machen, überbieten sich die Politiker in Populismus. Djure von „blog.50hz.de“ tritt einen Schritt zurück und nennt das Verhalten von Nokia „konsequent“.
* * *
Während hierzulande Nikotinfreunde unter dem Kneipen-Rauchverbot ächzen, greifen kalifornische Behörden richtig hart durch. Die Kleinstadt Calabasas sollen in Zukunft qualmfrei sein – auch in den eigenen vier Wänden.
„Spiegel Online“ berichtet über das geplante Rauchverbot in Mietwohnungen in Calabasas, CA („LA Daily News“ zum selben Thema).
* * *
Heute bange ich um das Leben jedes Opas, der in der Tram die Augen rollt, wenn eine Clique 15-Jähriger die Belastbarkeit der Scheiben mit Schlagringen testet. Das Entrüstungspotential älterer Menschen wird ja immer mehr zum Sicherheitsrisiko im öffentlichen Raum. Ich greife dann sofort ein und verwickle den sich in Rage denkenden Mittsiebziger in ein Gespräch über Stauffenberg, die Wehrmacht oder die Segnungen von Essen auf Rädern.
Daniel Haas hat bei „Spiegel Online“ eine wunderbare … ja, was eigentlich: Polemik, Satire? Er hat jedenfalls einen wunderbaren Text über die aktuell heraufbeschworenen Gefahren in U‑Bahnen verfasst.
* * *
„Riechen Sie die U‑Bahn?“, frage ich. Wir steigen ein, fahren durch die Problemviertel Berlins. Drei Betrunkene steigen zu, sie haben Bierflaschen in den Händen. Ich habe keinen Augenkontakt mit den Biertrinkern. Frau Zypries auch nicht. Wir sprechen über die Architektur der Großstädte, die auch Gewalt auslöst, über Hochhäuser.
Gonzo-Journalismus bei „Bild.de“: Franz Josef Wagner und Brigitte Zypries fahren U‑Bahn. Mit Video!
Passend dazu: „In zehn einfachen Schritten: Schreiben wie Franz Josef Wagner“ bei medienlese.com
* * *
When history was written, the final page will say …
Auch deutsche Politiker sagen mitunter merkwürdige Dinge. Aber niemand ist so merkwürdig wie George W. Bush – und niemand nimmt das besser auseinander als die eine „Daily Show“.
* * *
„Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ wirkt eigentlich vergleichsweise ungefährlich gegenüber „Big Brother“ oder vielen Talkshows und Doku-Soaps, weil die Teilnehmer keine naiven Laien sind, sondern Profis, die wissen könnten, worauf sie sich einlassen, und Berater an ihrer Seite haben. Doch mit Blick auf Teile des Personals und ihr Verhalten im Dschungel muss man daran zweifeln, ob die Teilnahme für alle rein subjektiv wirklich so freiwillig ist.
Stefan Niggemeier macht sich in der „FAZ“ Gedanken darüber, was die Kandidaten zu ihrer Teilnahme bei „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ getrieben haben könnte.
* * *
The episode is the latest in which bloggers and others have used the Internet to force Chinese authorities to investigate beatings and other abuses by government officials.
Die Online-Ausgabe der „New York Times“ berichtet darüber, wie Blogger in China die genauere Untersuchung eines mysteriösen Todesfalls anstoßen konnten.
Man muss „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ nicht lustig, unterhaltsam oder gar gut finden, es gibt im deutschen Fernsehen (wenn auch nicht unbedingt auf RTL) sicherlich ein paar bessere Eigenproduktionen.
Man muss nicht mal die großartig-boshaften Dialoge zwischen Dirk Bach und Sonja Zietlow großartig finden, man kann sie auch als „ziemliches Trauerspiel“ beschreiben, wie Dennis Kayser bei „Spiegel Online“ tut. Das ist ja alles Geschmackssache.
Man fragt sich natürlich schon, warum der Online-Ableger eines Nachrichtenmagazins, das gerne ernst genommen werden möchte, denn überhaupt 3.000 Zeichen und eine siebenteilige Bildergalerie auf die Nacherzählung dieser offenbaren Nichtigkeit verschwendet, aber vielleicht dient die Verwendung von Worten wie „Porno-Plaudereien“ und „Bumserfahrungen“ ja der qualitätsjournalistischen Abgrenzung Klickgenerierung.
Noch mehr aber frage ich mich, was diese Flash-Animation mitten in dem Text zu suchen hat:
Werbung kann es nicht sein, dann müsste ja „Werbung“ oder „Anzeige“ darüber stehen und die Animation müsste mindestens Titel und Sender nennen oder einen Link zu RTL beinhalten. So aber zeigt nur die Uhr die Sendezeit von „IBESHMHR“ (Insider-Abkürzung) und Bach und Zietlow versinken im Schlamm. Und wenn man anschließend auf die Animation klickt, geht das von vorne los.
Irgendwelche Ideen?
01:42 Uhr in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist vielleicht nicht unbedingt der glamouröseste Zeitpunkt, um eine Pop-Karriere zu starten. So spät war es heute früh, als bei Stefan Raabs kleinem Talentwettbewerb die Siegerin feststand: die achtzehnjährige Stefanie Heinzmann aus Eyholz in der Schweiz. Die Sendung und vor allem die Kandidaten hätten einen weit besseren Sendeplatz verdient gehabt als den im Anschluss an Sonya Kraus‘ Trash-Parade „Simply The Best“.
Doch worum ging es eigentlich? Im April des letzten Jahres stieg Max Buskohl freiwillig bei „Deutschland sucht den Superstar“ aus, weil er lieber mit seiner Band Empty Trash musizieren wollte. Wegen bestehender Verträge durfte er aber zunächst nirgendwo mehr auftreten, auch nicht bei „TV Total“, wohin Stefan Raab ihn sofort eingeladen hatte. Raab zettelte erst einen „TV-Skandal“ („Bild“) an, indem er Buskohl als RTL-„Geisel“ inszenierte, dann kündigte er einfach seine eigene Castingshow an: „Stefan sucht den Superstar, der singen soll was er möchte und gerne auch bei RTL auftreten darf“ („kurz“: SSDSDSSWEMUGABRTLAD).
Raab hatte Erfahrung mit Castingshows: Im Jahr 2004 hatte er mit „Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star“ („SSDSGPS“) den letzten ernst zunehmenden Versuch sabotiert, aus dem deutschen Vorentscheid zum Schlager-Grand-Prix doch noch eine zeitgemäße Veranstaltung zu machen. Dafür verhalf er dem Sänger Max Mutzke über Nacht zum Nummer-Eins-Hit, holte mit ihm in Istanbul den bis heute letzten deutschen Top-Ten-Platz beim Grand Prix und bekam für all das auch noch den Grimmepreis. Dann hatte Raab genug vom Grand Prix und rief den „Bundesvision Song Contest“ ins Leben, der sich aus dem Stand heraus zu einer der wichtigsten Veranstaltungen der deutschen Musikszene entwickelte. Raab selbst mutmaßte in einem „Behind the scenes“-Special zum aktuellen Wettbewerb, es hätten sich deshalb so viele interessante Musiker beworben, die nie in eine reguläre Castingshow gegangen wären, weil sie sich bei ihm und seinem Team sicher sein konnten, ernst genommen zu werden und sie selbst bleiben zu dürfen.
Und in der Tat: Was da an Kandidaten in den ersten Entscheidungsshows auflief, hätte jeden RTL-„Superstar“ in Grund und Boden singen können. Darunter jede Menge echte Typen, die man nicht nur wegen ihres Exoten-Faktors mit reingenommen hatte. Die von Anfang an hohe Qualität machte die Jury-Urteile von Raab, Buskohl-Papa Carl Carlton und wechselnden Gästen wie Ange Engelke, Sasha oder gestern Universal‑A&R Jochen Schuster dann natürlich ein bisschen langweilig, wie Christoph Cadenbach bei „Spiegel Online“ bemerkt:
Da wünschte man sich, so traurig das scheint, eine Lederhaut wie Dieter Bohlen herbei, der die Kandidaten mal so richtig vor den Kameras scharfrichtet.
Wer sich darüber wundert, dass ausgerechnet dem immer noch als „Großmaul“ verschrienen Stefan Raab eine kuschlige Castingshow und damit die vermeintliche Quadratur des Kreises gelungen ist, hat die Entwicklung der letzten Jahre verpasst: Raab hat aus Schnapsideen Großereignisse wie die „Wok-WM“ entwickelt, er hat mit „Schlag den Raab“ die große (und ewig lange) Samstagabendshow wieder zum Leben erweckt und dürfte in der Retrospektive irgendwann als einer der wichtigsten Fernsehmacher der Nuller Jahre gesehen werden. Und wenn seine Autoren ihm nicht jedesmal, wenn das Thema Frauenfußball zur Sprache kommt, gänzlich unsägliche Lesbenwitze aus der untersten Schublade kramen würden, hätte er vielleicht auch einen allgemein besseren Ruf.
Doch zurück zum gestrigen Finale, bei dem vier mehr oder weniger unwahrscheinliche potentielle Popstars zur Wahl standen: Mario, ein zwanzigjähriger Cowboy, der ausschließlich Country-Songs gesungen und es damit immer wieder in die nächste Runde geschafft hatte; Steffi, eine sympathische Fränkin, die überall sonst das Label „Rockerbraut“ verpasst bekommen hätte, wenn sie mit 32 überhaupt noch hätte teilnehmen dürfen; Gregor, der ab der zweiten Show mit selbst geschriebenen, deutschsprachigen Balladen angetreten war, und Stefanie, eine achtzehnjährige Schweizerin, die anspruchsvolle und mitunter abwegige Soul- und Funksongs schmetterte, als habe sie nie etwas anderes gemacht, und die sich selbst immer am meisten über ihr Weiterkommen zu wundern schien. Diese Kandidaten hatten bis gestern alle keine Nachnamen, keine Familie, die in Einspielfilmen erzählen musste, dass die Kinder ja noch „total auf dem Boden geblieben“ seien, und kein Privatleben, das in der „Bild am Sonntag“ ausgebreitet wurde. Die Kandidaten und ihre Songs reichten völlig aus, was im Gegenzug leider auch hieß, dass der Wettbewerb fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand – und ich hab ja auch bisher nie darüber geschrieben.
Dass Stefanie schließlich vor Gregor und Steffi das Finale gewinnen würde (Mario war bereits nach dem ersten von zwei Songs ausgeschieden), zeichnete sich schon an den Zuschauerreaktionen ab: das Studiopublikum hörte kaum noch auf zu toben, nachdem sie „Only So Much Oil In The Ground“ von Tower Of Power zum Besten gegeben hatte. Leider ist „My Man Is A Mean Man“, das ihr die schwedischen Autoren Markus Sepehrmanesh, Tommy Tysper und Gustav Jonsson geschrieben haben, nicht so spannend geraten – schon gar nicht in der Studioversion.
Denn bereits heute kann man eine Single kaufen, auf der praktischerweise alle vier Finalisten mit ihren neuen Songs vertreten sind – bei iTunes zum Beispiel schon seit Ende der Sendung. Und da wollen wir doch noch mal ganz kurz reinhören:
Stefanie Heinzmann – My Man Is A Mean Man (Livevideo aus der Sendung)
Eine gefällige Soulpop-Nummer, die ein wenig an Joss Stone, die neueren Christina-Aguilera-Sachen oder die Supremes erinnert. Nett, aber bei der Stimme wäre viel mehr drin gewesen.
Gregor Meyle – Niemand (Livevideo)
Gregor ist der Einzige der Finalisten, der seinen Song selbst geschrieben hat. „Niemand“ hatte er schon während der Entscheidungsshows im Dezember gespielt und es ist fürwahr ein erstaunlich guter Song. Zwar ist das Gerede von Carlton und Raab, man habe den besten deutschsprachigen Songwriter seit Jahren entdeckt, schon ziemlich übertrieben, anderseits stellt man sich natürlich auch die Frage, welche neuen deutschsprachigen Songwriter es in den letzten Jahren denn wohl überhaupt so gab – zumindest keinen, der derart lyrisch und dennoch unpeinlich über die ganz großen Gefühle gesungen hätte. Mit der U2-Instrumentierung ist das dann schon recht großer Sport. Nach den anderen Eigenkompositionen, die der Mann in der Show gespielt hat, kann man da ein erstaunliches Album erwarten.
Steffi List – Break The Silence (Livevideo)
Das Lied, das in der Studioversion am sattesten geraten ist. Die klangliche Nähe zu K’s Choice liegt vor allem daran, dass Steffis Stimme ordentlich nach der von Sarah Bettens klingt. Der Song könnte sonst aber auch von Heather Nova, Sophie B. Hawkins oder Sheryl Crow sein – was ich jetzt merkwürdigerweise als Kompliment meine.
Mario Strohschänk – Don’t Feel Sorry For Me (Livevideo)
Na, das höre ich ja schon bei WDR2 rauf und runter laufen. Klingt wie die Songs, die Gregg Alexander für Ronan Keating geschrieben hat, oder das Comeback-Album von Take That: Schon ein wenig arg glatt und mainstreamig, aber doch grad noch so, dass man es eher als „eingängig“ denn als „cheesy“ bezeichnen würde. Raab hat schon recht, wenn er meint, dass man Mario den Südstaaten-Amerikaner glatt abnehmen würde.
Kurzum: Die Single ist Pop im besten Sinne. Ob Stefan Raab bei seiner Suche nun wirklich einen „Superstar“ gefunden hat, wird sich (wie bei jeder Castingshow) noch zeigen. Die Voraussetzungen (Talent und eine Zielgruppe, die möglicherweise loyaler ist als die Horden kreischender Teenies, die jedes Jahr für ein anderes One-Hit-Wonder jubeln) sind jedenfalls gut. Man sollte RTL sehr dankbar sein, dass sie Max Buskohl unter Verschluss gehalten haben.
2007 am Ende
Eigentlich wäre das hier ja ein würdiger Jahresabschluss gewesen: Peinliche Fehler unterbezahlter und demotivierter Journalisten waren ja (neben Blockflöten und einer Dinslakener Nachwuchsband) das Thema des Jahres in diesem Blog.
Mein Imageberater meinte aber, das sei ein wenig arg unversöhnlich so zum Jahresende. Deswegen ist das hier jetzt die obligatorische Zugabe, in der ich mich für Ihr Interesse, Ihre Verlinkungen und Kommentare bedanke, meine Eltern, Freunde und Förderer lobend erwähne und natürlich die ganzen Deppen bei „Spiegel Online“, „Rheinischer Post“ und „sueddeutsche.de“, ohne die es hier im Blog allenfalls um Blockflöten und Dinslakener Nachwuchsbands gegangen wäre.
Ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch und viel Spaß beim Alkohol trinken, „Dinner For One“ gucken und Brot verböllern. Wir sehen uns im nächsten Jahr wieder!
Was machen Sie um die Uhrzeit überhaupt noch vor dem Computer? Sollten Sie nicht längst auf einem gesellschaftlichen Anlass oder wenigstens vor dem heimischen Spiegel sein?
Kommen wir nun (etwas verspätet) zur Auflösung unseres kleinen Spiels. Es haben 13 Personen teilgenommen. Die Tipps „Alles SpOn“ waren natürlich ein bisschen so, wie beim Roulette auf eine Farbe zu setzen. Genützt hat es trotzdem nichts, denn bei sechs Richtigen sind das auch automatisch fünf Falsche.
Aber der Reihe nach:
- 1. „Pisa-Studie: Warum gewinnen immer die Finnen?“: „Bild.de“ (10 richtige Tipps)
- 2. „Bäcker rast mit erdrosselter Freundin in den Tod“: „Spiegel Online“ (7)
- 3. „Lotto-Tourismus: Polen, Holländer und Dänen greifen nach dem Jackpot“: „Spiegel Online“ (10)
- 4. „Nach Erkenntnissen der US-Geheimdienste: Iran hat Atomwaffen-Programm gestoppt“: „Bild.de“ (1,
STUJörg Friedrich) - 5. „J‑Los Babybauch: Schwangere Göttin in Weiß“: „Spiegel Online“ (7)
- 6. „Kate Moss: Busen-Schmusen in der Sonne“: „Bild.de“ (10)
- 7. „Jopie Heesters wird heute 104: 10 Dinge, die ich noch erleben möchte“: „Bild.de“ (8)
- 8. „Zufallsfund: Römischer Superkleber entdeckt“: „Spiegel Online“ (9)
- 9. „Glücksspieler mit Pech: Einmal Lotto-Millionär und zurück“: „Spiegel Online“ (10)
- 10. „Mindestlohn gilt nicht für ihn: 4,73 Millionen für Post-Chef Zumwinkel“: „Bild.de“ (10)
- 11. „Massenentlassung bei Pin: Springers Notausstieg aus dem Briefgeschäft“: „Spiegel Online“ (12)
Jeweils 9 Punkte geholt und damit kein signiertes Buch gewonnen haben Marcus, Bedenklich und birgit. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank fürs Mitmachen!
Beim nächsten Mal gibt’s auch wirklich was zu gewinnen, sogar ganz tolle Sachen!
Irgendwie bin ich heute in Spiellaune und deshalb eröffne ich hiermit das Quiz „Spiegel oder Bild“.
Die folgenden Überschriften stammen entweder von „Spiegel Online“ oder von „Bild.de“ und es ist an Ihnen, die Überschriften richtig zuzuordnen:
- 1. „Pisa-Studie: Warum gewinnen immer die Finnen?“
- 2. „Bäcker rast mit erdrosselter Freundin in den Tod“
- 3. „Lotto-Tourismus: Polen, Holländer und Dänen greifen nach dem Jackpot“
- 4. „Nach Erkenntnissen der US-Geheimdienste: Iran hat Atomwaffen-Programm gestoppt“
- 5. „J‑Los Babybauch: Schwangere Göttin in Weiß“
- 6. „Kate Moss: Busen-Schmusen in der Sonne“
- 7. „Jopie Heesters wird heute 104: 10 Dinge, die ich noch erleben möchte“
- 8. „Zufallsfund: Römischer Superkleber entdeckt“
- 9. „Glücksspieler mit Pech: Einmal Lotto-Millionär und zurück“
- 10. „Mindestlohn gilt nicht für ihn: 4,73 Millionen für Post-Chef Zumwinkel“
- 11. „Massenentlassung bei Pin: Springers Notausstieg aus dem Briefgeschäft“
Bitte schreiben Sie Ihre Vermutungen in die Kommentare.
Zu gewinnen gibt es erst mal nichts (ich muss das Buch, das ich signiert verlosen wollte, erst noch schreiben), aber Nachgucken wäre trotzdem irgendwie unmoralisch.
Die Auflösung kommt heute Abend.
Update 6. Dezember: Hier ist die Auflösung.
The Pete ist seit Wochen und Monaten drogenfrei. Wenn der mal heute nicht rückfällig wird …
Das schrieb ich am Donnerstag in den Kommentaren meines EMA-Liveblogs.
Heute schreiben die diversen Internetseiten unter Berufung auf das britische Schundblatt „The Sun“, Pete sei am Freitag rückfällig geworden und habe sich Heroin gespritzt. Jetzt fühle ich mich irgendwie schlecht …
Bedeutend schlechter sollten sich allerdings die Heuchler der „Sun“ fühlen. Die druckten in ihrer heutigen Ausgabe Bilder aus einem Video, das angeblich Doherty beim Heroinschießen am Freitag zeigen soll, und begründeten das wie folgt:
The Sun is well aware of the sickening nature of the images — and prints them only to show Doherty is not cured and is a terrible role model.
Haben Sie sich je gefragt, wie eigentlich diese idiotischen Meldungen „Promi X hat Y gesagt“ auf der „Vermischtes“-Seite Ihrer Tageszeitung und auf der Startseite von „Spiegel Online“ entstehen?
Ich erklär Ihnen das mal gerade anhand eines Beispiels: Der „Mannheimer Morgen“ hat anlässlich des anstehenden Travis-Konzerts in Mannheim ein Interview mit Travis-Sänger Fran Healy geführt. Darin kam auch der folgende Dialog vor:
Sie sind mit einer Deutschen verheiratet. Besuchen Sie Deutschland auch privat?
HEALY: Sie werden lachen: Nächstes Jahr ziehen wir nach Berlin. Unser Sohn ist in einem Alter, wo Mütter gern zuhause sein wollen. Der Boss hat also gesprochen. Wir folgen.
Berlin war ja ein spannendes Pflaster für britische Musiker. Man denke an David Bowie oder U2 …
HEALY: Ja, wir werden uns die Hansa Studios auch mal anschauen. Überhaupt ziehen jetzt viele Künstler nach Berlin. Mein Freund Anton Corbijn, mein Londoner Studio-Nachbar Herbert Grönemeyer und sein Produzent Alex Silwa. Das verändert eine Stadt. Bis jetzt spüre ich immer viel Traurigkeit in Berlin, da kann die Injektion von Kreativität vielleicht Abhilfe schaffen. Vielleicht wird Berlin – wie in der Vergangenheit schon mal – das New York von Europa.
Die Redaktion des „Mannheimer Morgens“ fand diese Aussage wohl einigermaßen spannend und gab über dpa eine Pressemitteilung heraus, in der im wesentlichen genau diese Zitate drin stehen.
Nun kann man solche Meldungen als Grundlage nutzen, selbst noch ein bisschen recherchieren und schon hat man einen informativen kleinen Text, den man z.B. im „Tagesspiegel“ veröffentlichen kann. Man kann aber auch einfach die Meldung mehr oder weniger modifiziert dafür nutzen, seine Zeitung zu füllen oder seine Zugriffszahlen zu erhöhen. Und dann fragen sich hinterher alle, warum dieser eingebildete Rockstar seine persönlichen Umzugspläne für so wichtig hält, dass er sie in jeder Zeitung herausposaunen muss.
Es geht aber noch unspektakulärer: Fran Healy hat in einem Interview mit dem Radiosender XFM „zugegeben“, dass die Akkorde zu „Writing To Reach You“ vom ’99er Travis-Album „The Man Who“ von Oasis‘ „Wonderwall“ abgeschrieben seien. Und – Zack! – ist auch das eine Meldung wert.
Das wäre wohl kaum jemandem aufgefallen. Außer den Lesern von Q Magazine’s 1001 Greatest Songs (November 2003), den Hörern von Dean Grays „Boulevard Of Broken Songs“ (Oktober 2004), den Nutzern der Indiepedia (Oktober 2005) und irgendwelchen Menschen, die keinen Broccoli in den Ohren haben.
P.S.: Völlig ratlos sitze ich noch vor dieser Überschrift: „Travis: „Meine Augen“ nun auch draußen“
„Spalter!“
Ja, ja, das neue Radiohead-Album. Jetzt ist es also bald eine Woche draußen und fast alle haben darüber geschrieben: der „NME“, der „Rolling Stone“, „Pitchfork Media“, aber auch bei laut.de, alternativenation.de war man schnell mit den Besprechungen, intro.de hatte immerhin ein Forum zum Sammeln der ersten Höreindrücke eingerichtet.
Die Rezension bei „Spiegel Online“ vereint mal wieder alles, was ich am Musikjournalismus nicht ausstehen kann:
Dabei ist „In Rainbows“ kein Enigma, kein Vexierbild und keine Kippfigur, sondern die zugänglichste Platte, die Radiohead seit „OK Computer“ veröffentlicht haben. Wer hier noch ernsthaft von „sperrig“ spricht, verdient 48 Stunden Dauerbeschallung mit Muse und Placebo, angekettet.
Und bei „Plattentests Online“ erklärt man via Newsletter, warum es auch fünf Tage nach der Veröffentlichung des Albums im Internet noch keine Rezension in diesem Internet-Medium gibt:
Einen halben Tag, teils sogar nur wenige Stunden nach dem Download-Start veröffentlichten einige Online-Magazine stolz ihre Rezensionen und fühlten sich als Sieger, nur weil sie die ersten waren. Sie hatten das Album zwei‑, vielleicht dreimal unter Zeitdruck gehört. Und sie sehen das als Grundlage, den Wert eines Albums zu beurteilen, das jeden Hörer über Monate herausfordern, beschäftigen und in neue Zweifel stürzen wird.
Wir möchten jetzt niemanden dissen oder über Kollegen herziehen, aber unter Seriosität verstehen wir was anderes. Und unterwerfen uns mit http://www.plattentests.de/ nicht diesem von falschen Geltungsdrang getriebenen Wettbewerb. Wenn wir gewollt hätten, hätten wir Euch locker nach fünf Stunden – oder wenigstens jetzt, nach fünf Tagen – eine Rezension raushauen können. Und natürlich ist auch unsere Vergangenheit nicht frei von überstürzten, zu voreiligen Rezensionen. Doch gerade ein Radiohead-Album braucht mehr Zeit, um sich zu entfalten, weswegen wir Euch aufs nächste Update vertrösten müssen
Und was sag ich?
Ich finde nach wie vor, dass das Album gut ist, aber es ist wie mit so manchem „guten“ Buch oder so manchem „guten“ Wein: Ich erkenne, dass das Werk von einer hohen Qualität sein muss, aber es sagt mir persönlich nichts. Wie alle anderen Radiohead-Alben nach „Kid A“ auch, lässt mich „In Rainbows“ weitgehend kalt. Ich habe nicht das Gefühl, dass es meinem Leben oder dem Gesamtwerk der Band irgendetwas hinzufügt, und ob ich es höre oder nicht, macht für mich keinen Unterschied. Mit „15 Step“ kann ich ebenso wenig anfangen wie mit Thom Yorkes Soloalbum und von den zehn Songs ist „Videotape“ der einzige, der mich persönlich anspricht.
Und damit stehe ich vor einem Dilemma, denn es scheint fast, als müsse man „In Rainbows“ unbedingt in den Himmel loben. Schreiben, es sei das zugänglichste Album seit „OK Computer“ („In Rainbows“ ist zugänglich, aber „OK Computer“ ist für mich zum Beispiel so zugänglich wie Haruki-Murakami-Bücher, also: gar nicht). Erzählen, dass man Frau und Kinder verlassen habe, um sich ganz der Rezeption dieses Albums zu widmen.
Radiohead stehen – wie sonst eigentlich nur R.E.M., Bob Dylan, Johnny Cash und Joni Mitchell – eh schon über allem, mit der Veröffentlichungstaktik ihres neuen Albums scheinen sie sich völlig unangreifbar gemacht zu haben. Oder zumindest scheinen die Leute zu denken, dass Radiohead jetzt unangreifbar sind. Ich wüsste gerne, wie viele Musikjournalisten verzweifelt vor ihrem Computer saßen und dachten: „Aha. Und?“. Und dann schrieben sie, es sei ein Meilenstein, ein Meisterwerk, die Musikwerdung des Herrn.
Ich habe so viele CDs im Regal, so viele MP3s auf dem Computer, da höre ich lieber Musik, die mich anspricht, die mir persönlich etwas „gibt“. Und überlasse „In Rainbows“ denen, die auch sonst zu Architektur tanzen.
Vor einem halben Jahr hatte ich mal über die Reihe „Top Of The Blogs“ bei „Spiegel Online“ geschrieben und mich darüber gewundert, dass dort zwar Musiker vorgestellt wurden, die zuvor in Blogs gelobt worden waren, aber kein einziges Blog verlinkt war.
Gerade fiel mir die Geschichte wieder ein und ich wollte mal nachschauen, was diese zukunftsweisende Rubrik eigentlich so macht. Siehe da: Sie ist sang- und klanglos vor fünf Monaten ausgelaufen, nach zehn Episoden.
So langsam gehen mir die Erklärungen aus, wie bei „Spiegel Online“ Überschriften entstehen. Eine Theorie wäre, dass ein früherer Gagschreiber von … sagen wir: „Sieben Tage, Sieben Köpfe“ mit einer Kette um den Hals in der Redaktion gehalten wird, eine Meldung nach der anderen vorgelesen bekommt und dann drei, vier Kalauer dazu macht – der schlechteste wird dann genommen. Natürlich wäre es auch möglich, dass ein Computerprogramm jede Meldung auf Schlagworte scannt und dann eine suchmaschinenoptimierte Headline ausspuckt – so irreführend sie auch sein mag. Alternativ können nur noch sehr, sehr schlechte Drogen im Spiel sein.
Zunächst ein Transkript meiner Gedanken:
- „Hä?“
- „Muss die bayrische Geschichte neu geschrieben werden?“
- „ ‚Ehrenmord‘?! ‚An Strauß‘?!“
- „Welche Amerikaner? Alle?!“
- „Hä?“
Und hier dann kurz die Geschichte: Zwei junge Männer klettern betrunken in ein Straußengehege, der Strauß Gaylord attackiert die beiden, die Begleiterinnen lachen, die beiden Männer kommen später wieder und töten Gaylord mit mindestens sieben Schüssen. Das erklärt den Strauß.
Einer der beiden Männer wurde bereits im März zu sieben Monaten Haft verurteilt, der zweite jetzt zu fünfen. Das erklärt die Amerikaner im Gefängnis (wobei der zuerst Verurteilte nach fünf Monaten wieder frei kam, so dass streng genommen jetzt nur ein Amerikaner in den Knast muss).
In der Reuters-Meldung, die „Spiegel Online“ komplett übernommen und mit einem eigenen Prolog (und natürlich der obigen Überschrift) versehen hat, steht dann noch folgendes:
In dem Fall gehe es klar um männlichen Stolz, zitierte die Zeitung „San Francisco Chronicle“ den mit dem Fall befassten Staatsanwalt.
„This whole thing is about male pride,“ Wagstaffe said.
Das „erklärt“ dann wohl den „Ehrenmord“, der (immerhin noch mit Anführungszeichen) auf das Konto von Reuters geht.