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2010 — Der Jahresrückblick (Teil 2)

In der zweiten Folge unseres Jahresrückblicks sprechen Herr Finke, Herr Redelings und ich über Musik, Fußball und Politik, sowie über andere Katastrophen:

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Die Top-Themen von “RP Online” (3)

Britneys Schwester: Verlobter hatte Affäre mit Ex. Konto fast leer: Rihanna angeblich pleite. Nervenkitzel pur: Die gefährlichsten Reiseziele der Welt. Nervenkitzel pur: Die gefährlichsten Reiseziele der Welt. Sängerin Shakira: Kann man so die Hüfte schwingen?

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Out of “View”

Für schlecht arbeitende Journalisten müssen Blogs die Hölle sein. Hätte früher niemand die Meldung, dass ein Sex-Video der Popsängerin Shakira aufgetaucht sein soll, in Zweifel gezogen, wenn sie erst mal überall gestanden hat, machen sich Blogger heute einen Spaß daraus, die Meldung als Aprilscherz zu enttarnen und Onlineportale und Agenturen damit heimzusuchen.

Hauptsache Sex-Skandal.

Eigentlich war das Thema für mich dann auch gegessen, aber Nummer 9 wies in den Kommentaren darauf hin, dass es die Meldung auch in die Mai-Ausgabe des Foto-Magazins “View” geschafft hatte:

Bei “View” glaubt man noch immer an das Shakira-Sex-Video.

Da es ja schon lange nicht mehr um das angebliche Homevideo und den zugrundeliegenden Aprilscherz geht, sondern um die generelle Einstellung von Journalisten zum Thema Recherche, schrieb ich eine E-Mail an die Redaktion von “View”, die in einer – wie ich fand – einfachen Frage mündete:

Lag der Redaktionsschluss für das Mai-Heft so früh, dass Sie von der Auflösung des Aprilscherzes (am 2. bzw. 4. April) nichts mitbekommen konnten, oder recherchieren Sie in Fällen, die das Privatleben von Stars betreffen, generell nicht weiter nach?

Offenbar hatte ich mich damit böse im Ton vergriffen, denn in der Antwort-E-Mail, die mir Hans-Peter Junker, stellvertretender Chefredakteur von “View”, eine Stunde später schrieb, fand er zwar lobende Worte für dieses Blog, fuhr aber fort:

Sie werden aber verstehen, dass ich eine Frage, wie “Lag der Redaktionsschluss für das Mai-Heft so früh, dass Sie von der Auflösung des Aprilscherzes (am 2. bzw. 4. April) nichts mitbekommen konnten, oder recherchieren Sie in Fällen, die das Privatleben von Stars betreffen, generell nicht weiter nach?” nicht beantworten kann.

Ich denke, wenn Sie mein Statement im Wortlaut so abdrucken, werden das auch Ihre Leser verstehen.

Nun kann ich über Ihr Verständnis natürlich schwerlich urteilen und bemühte mich deshalb, mit einer Umformulierung meiner Frage in der Geschmacksrichtung “journalistisch” weiter um eine Antwort:

Wie war es, trotz der hohen journalistischen Standards, die im Hause “View”/”Stern” vorherrschen, möglich, dass Ihre Redaktion auf diesen (aufgeklärten) Aprilscherz hereingefallen ist?

Doch der Zug war abgefahren:

Sie kennen sicher den Satz:
“You never have the second chance to make a first impression.”

Sie haben leider die niedrigen Standards, die ich an einen höflichen und kollegialen Umgang stelle, unterlaufen.

Ich sehe daher keinen Sinn, diesen Mailwechsel fortzusetzen.

Jetzt werden Sie wegen meiner unverschämten Formulierung nie erfahren, wie es der Shakira-Falschmeldung gelungen ist, die hohen journalistischen Ansprüche in der Redaktion von “View” auszutricksen. Das tut mir aufrichtig leid.

Mit Dank an Markus fürs Abfotografieren der Zeitschrift.

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Rein und raus bei mtv.de

Mittwoch, 9. April 2008
mtv.de berichtet unter der Überschrift “Sexvideo – Jetzt auch Shakira?” über ein angebliches Sexvideo, das die Sängerin Shakira mit zwei Männern auf einer Yacht zeigen soll. Diese Geschichte ist falsch, es handelte sich dabei um den Aprilscherz eines argentinischen Radiomoderators (s.a. hier).

Noch am selben Tag weist ein Leser mtv.de mit zwei gleichlautenden Kommentaren auf diesen Fehler hier:

Verschwundener Kommentar bei mtv.de

Freitag, 11. April 2008
Nachdem ich die ganze Geschichte aufgeschrieben habe, schicke ich eine E-Mail an die Pressesprecherin von MTV, in der ich frage, warum man bei mtv.de auf den Leserkommentar nicht reagiert und die Sache nicht richtiggestellt habe. Außerdem will ich wissen, ob bei mtv.de die Kommentare unter den Artikeln überhaupt gelesen werden.

Am gleichen Tag geht bei mtv.de ein Wochenrückblick online, der unter anderem mit folgender Geschichte aufwartet:

Die Wochenhighlights bei mtv.de

Samstag, 12. April 2008
Als ich nachgucken will, ob sich bei mtv.de inzwischen etwas getan hat, stelle ich fest, dass die Geschichte nach wie vor unkorrigiert online steht – aber die Leserhinweise auf den Aprilscherz verschwunden sind.

Entsprechend sinnlos wirkt auch der Kommentar, der plötzlich Nummer 1 in der Liste ist:

Kommentar bei mtv.de

Weil mir das alles etwas merkwürdig vorkommt, kommentiere ich selber mal, und nach gut anderthalb Stunden sind wir schon zwei:

Kommentare bei mtv.de

Montag, 14. April 2008
Bei meinem Kontrollrundgang stelle ich fest, dass der Artikel und die neuen Kommentare immer noch da sind – nun ist aber plötzlich der Wochenrückblick aus dem Archiv von mtv.de verschwunden.

Die Falschmeldung führt unterdessen die Liste der “most wanted” (meistgeklickten) Nachrichten mit Abstand an:

Most wanted news bei mtv.de

Ich nutze das Kontaktformular in der Hoffnung, irgendjemanden zu erreichen, der mir erklären kann, warum a) die Falschmeldung nicht nach dem Leserhinweis korrigiert, sondern anderthalb Tage später noch einmal im Wochenrückblick wiederholt wurde, b) der entsprechende Leserkommentar plötzlich verschwunden ist, c) der ganze Wochenrückblick unauffindbar ist und d) ob angedenk der Reaktionen auf diesen Artikel die Kommentare bei mtv.de überhaupt gelesen würden:

Gaga-Kommentare bei mtv.de

Als ich spätabends noch einmal meine E-Mails checke, habe ich immer noch keine Antwort von mtv.de bekommen. Der zuvor verschwundene Wochenrückblick ist aber plötzlich wieder online und taucht auch im News-Archiv wieder auf:

Die Wochenhighlights bei mtv.de

Dafür sieht die Liste der “most wanted” Nachrichten plötzlich so aus:

Most wanted news bei mtv.de

Dienstag, 15. April 2008 (Update)
Die Pressesprecherin von MTV ruft mich an, um mir zu erklären, dass mtv.de ein großer Laden sei, wo nicht alle Kommentare sofort gelesen würden. Was mit den Hinweisen des Lesers passiert sei, werde noch geprüft. Der Wochenrückblick sei vermutlich im Zuge eines Datenbank-Updates kurzzeitig verschwunden, ein Hinweis auf den Aprilschertz werde eingebaut.

Noch warten wir darauf.

Mittwoch, 16. April 2008 (2. Update)
mtv.de muss ein sehr großer Laden sein: Es fehlt nämlich immer noch jeder Hinweis auf den Aprilscherz. Dafür steht dort seit gestern ein weiterer Leserkommentar:

Noch ein Leserkommentar bei mtv.de

Freitag, 18. April 2008 (3. Update)
Ich habe mich geirrt: mx weist in den Kommentaren darauf hin, dass mtv.de sehr wohl bereits am Dienstag klargestellt hat, dass es sich um einen Aprilscherz handelt – allerdings in einem Extra-Artikel!

In bester “Bild”-Manier heißt es dort, “jetzt” sei herausgekommen, dass es sich um einen Aprilscherz gehandelt habe. Außerdem schließt der Text mit einem selten dämlich Hintertürchen-Satz:

Vielleicht hat mtv.de ja doch recht gehabt

Wer durch Zufall auf den Ursprungsartikel stößt, muss immer noch glauben, dass ein solches Video existiert.

Immerhin im Wochenrückblick taucht die Korrektur auf – wenn auch irgendwie komisch formuliert:

mtv.de bedauert, dass es kein Sex-Video von Shakira gibt

Donnerstag, 22. Mai 2008 (4. Update)
Ich habe gerade spaßeshalber noch mal nachgeschaut: tatsächlich hat mtv.de es irgendwann in den letzten fünf Wochen geschafft, den Ursprungsartikel doch noch zu bearbeiten.

Er endet jetzt wie folgt:

mtv.de erklärt, dass es doch kein Shakira-Sex-Video gibt

Ich beschließe, den Rechtschreibfehler zu ignorieren und den Fall als abgeschlossen zu betrachten.

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Latte niedriger gelegt

heute-online.ch, 7. April:

Flotter Dreier mit Shakira auf Sextape?

orf.at, 9. April:

Shakira: Beim flotten Dreier gefilmt?

nachrichten.ch, 9. April:

Shakira beim flotten Dreier gefilmt?

mtv.de, 9. April:

Sexvideo - Jetzt auch Shakira?

rp-online.de, 9. April:

Erpressung mit Shakira-Sex-Video?

Alle diese Fragen lassen sich recht einfach beantworten:

NEIN!

Wenn die Menschen, die diese Überschriften in ihre Redaktionssysteme getippt haben, am gleichen Computer kurz eine Google-Anfrage (in etwa shakira sex tape oder artverwandtes) gestartet hätten, wären sie eventuell auf diese neuseeländische Nachrichtenseite gestoßen, auf dieses Blog bei sfgate.com oder auf diesen Beitrag bei popcrunch.com. Sie hätten binnen Sekunden herausgefunden, dass die “Gerüchte”, nach denen “angeblich” ein Video existieren “soll”, das Shakira bei einem “flotten Dreier” zeigt, auf einem Aprilscherz beruhen.

Als schweizer, österreischische und deutsche Medien die Geschichte am Mittwoch dieser Woche aufzugreifen begannen, war also schon vier bis sechs Tage klar, dass sie nicht stimmt. Bei mtv.de fragte ein Kommentator bereits am Mittwochabend, warum man dort einen aufgeklärten Aprilscherz verbreite – und erhielt wenig überraschend keine Antwort. Die schweizer Boulevard-Seite 20minuten.ch hat ihre Geschichte vom Dienstag ohne einen weiteren Kommentar aus dem Netz genommen, im Google-Archiv kann man sie aber noch nachlesen und sich darüber wundern, dass dem zuständigen Mitarbeiter bei seiner angeblichen Onlinerecherche nichts aufgefallen sein soll:

Wie der Onlinedienst und weitere Blogs berichten, soll das erotische Streifchen ein offizielles Beweisstück in einem Prozess sein, den Sanz gegen zwei ehemalige Angestellte führe.

Der “Berliner Kurier” geht gestern (10. April) zwar auf die Zweifel an der Geschichte ein

Pech nur, dass die Pop-Amazone und ihre zwei Galane von dem Dreier gar nichts mitbekommen haben wollen. Vertreter des Trios sagten: “Es gibt keine Möglichkeit, dass ein solches Video existiert. Es handelt sich um ein bösartiges Gerücht ohne Basis.”

schafft aber in der Überschrift kackendreist Fakten:

Shakira beim Sex mit zwei Männern gefilmt

Besonders beeindruckend ist natürlich das, was Radio NRJ schreibt, wo man die Meldung offenbar als erstes deutschsprachiges Medium verbreitete:

Sowohl Shakira als auch Antonio de la Rúa und Alejandro Sanz dementieren die Berichte. Von einem April-Scherz ist die Rede…

Ich weiß jetzt einen weiteren Grund, warum ich Aprilscherze hasse: Weil Journalisten den Blödsinn auch nach der Aufklärung noch weiterverbreiten.

[via die Kommentare bei Stefan Niggemeier]

Nachtrag, 16:55 Uhr: Bei RP-Online hat man’s bemerkt und reagiert entsprechend:

RP-Online entschuldigt sich.