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Leben Unterwegs

Der Weg ist das Ziel (2)

Ich muss an meinem Timing arbeiten. Meistens läuft es so: Ich rege mich über mangelnden Service eines ehemaligen Staatsbetriebs auf, tippe schon mal den Blogeintrag, möchte aber auch noch die Gegenseite hören. Also schreibe ich eine E-Mail an die Pressestelle, denke nach vier antwortlosen Arbeitstagen, dass darauf niemand mehr reagieren wird ((Ich bin ja auch nicht so größenwahnsinnig und erwarte das allen Ernstes – ich halte es nur für ein Gebot der Fairness, ihnen die Möglichkeit einer Stellungnahme einzuräumen.)) und stelle den Beitrag online. Und dann kommt kurze Zeit später die Antwort des Unternehmens.

Das war im Mai bei DHL so (Teil 1, Teil 2) und es ist auch jetzt bei der Deutschen Bahn wieder so.

Lesen Sie also erst, worüber ich mich diesmal aufgeregt habe, und dann die Antwort des “Zentralen Kundendialogs” ((Ist das nicht ein wunderbarer Name? Wolf Schneider echauffiert sich immer über den “Service Point” der Deutschen Bahn. Dass das selbe Unternehmen einen “Zentralen Kundendialog” hat/beschäftigt/führt, verschweigt er jedes Mal.)):

Sehr geehrter Herr Heinser,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 28. Juli dieses Jahres an Herrn […]. Wir wurden gebeten, Ihnen zu antworten.

Es tut uns leid, dass Ihre Reise nach Amsterdam und zurück nicht reibungslos verlief. Die internationale Verbindung Frankfurt – Amsterdam wird von Fahrzeugen bedient, die besondere technische Eigenschaften haben müssen, damit sie auch im Ausland eingesetzt werden können. Diese Fahrzeuge sind auf das für den planmäßigen Betrieb unter Einrechnung von Reserven erforderliche Maß begrenzt. In Ausnahmefällen kann es jedoch vorkommen, dass durch kurzfristige Fahrzeugausfälle nicht mehr alle Zugleistungen gefahren werden können. In solchen Fällen kommen Ersatzmaßnahmen zum Tragen wie z. B. vorzeitiges Wenden von Zügen in Utrecht oder Arnhem inklusive Benennung von alternativen Fahrmöglichkeiten. Hier handelt es sich um Ausnahmen, die nicht jede Woche auftreten und insofern mengenmäßig schlecht quantifizierbar sind.

Die beiden Fälle, die zeitlich dicht beieinander lagen, ereigneten sich in einer Phase mit erhöhtem Fahrzeugschadstand. Am 23. Juli war der vorgesehene Triebzug bei Bereitstellung in Amsterdam nicht einsatzfähig und konnte erst zwei Stunden später eingeschränkt verwendet werden. Die Fahrt am 25. Juli konnte erst in Arnhem beginnen, weil an diesem Tag ein Fahrzeug weniger zur Verfügung stand.

Sehr geehrter Herr Heinser, Sie können sicher sein, dass diese beiden Vorfälle Ausnahmen und nicht die Regel darstellen. Gemäß unseren Passagierrechten haben Sie bei Verspätung eines Fernverkehrszuges von über 60 Minuten Anspruch auf einen Gutschein im Wert von 20 Prozent des Fahrkartenwertes. Falls Sie dies noch nicht in Anspruch genommen haben, bitten wir um eine kurze Mitteilung und Übersendung einer Kopie Ihrer Fahrkarte an die unten genannte Adresse (gerne
auch per Fax oder E-Mail), wir werden Ihnen dann einen entsprechenden Gutschein zusenden.

Wir freuen uns, wenn unsere Ausführungen die Hintergründe verdeutlichen konnten und hoffen, dass Ihre zukünftigen Reisen so verlaufen, wie Sie und auch wir uns dies wünschen – angenehm und pünktlich.

Mit freundlichen Grüßen

Das ist ja nett und aufschlussreich. Für mich als Laien faszinierend ist, dass ein Fahrzeug weniger offenbar schon zu so einem riesigen Chaos führen kann. Aber das ist ja irgendwie auch verständlich: diese Züge sind sicher sehr teuer in der Anschaffung, ungenutzte Züge kosten doppelt und falls man doch mal einen Ersatzzug über hat, dann vermutlich am anderen Ende der Republik. Man kennt das ja aus dem eigenen Haushalt.

Sprachlich interessant finde ich übrigens die Binnenanrede im vorletzten Absatz. Ich hab sowas noch nie gelesen – außer im Schreiben von DHL. Vermutlich handelt es sich dabei um einen über Jahrzehnte entwickelten und erprobten Tipp aus dem “Ratgeber für Kundenbeschwichtigungsbriefe”.

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Digital

Der Westen hält an Sex-Angeboten fest

Fehler macht wirklich jeder mal. Oft ist man auch noch zu betriebsblind, sie wahrzunehmen. Aber dafür gibt es ja immer wieder Menschen, die einen auf den Fehler hinweisen. Nicht, weil sie selber frei von Fehlern wären, sondern gerade weil sie wissen, wie ärgerlich Fehler sind und wie gerne und schnell man sie wiedergutmachen oder korrigieren möchte.

Soweit die Theorie. Kommen wir nun zum Onlinejournalismus: Vor etwa anderthalb Monaten hatte die “WAZ” über eine Pressekonferenz des Ryanair-Chefs Michael O’Leary berichtet und dabei einen Scherz nicht als solchen erkannt (die Älteren werden sich erinnern).

Nicht weiter schlimm, man erkannte den Fehler im Haus als solchen und Katharina Borchert, Chefredakteurin des “WAZ”-Onlineportals derwesten.de) schrieb mir direkt am nächsten Morgen:

Ich warte auf einen Rückruf von Herrn Pott, dann sollte es einen Beitrag im Korrekturblog geben, der auch unter dem Artikel verlinkt wird.

[Herr Pott war der Verfasser des fehlerhaften Artikels – er hatte auf meinen Kontaktversuch gar nicht erst reagiert.]

Das Ganze ist, wie gesagt, etwa anderthalb Monate her und passiert ist seitdem – Sie werden es angesichts des Vorspanns und des versuchten Spannungsaufbaus längst erraten haben – nichts. Der Artikel steht immer noch fröhlich in seiner ursprünglichen Form online und wer heute oder in ein paar Jahren per Suchmaschine oder im Westen-Archiv darauf stößt, wird nach wie vor glauben, eine Fluggesellschaft habe sexuelle Leistungen an Bord anbieten wollen.

Nun fragt man sich natürlich (zumindest tue ich das): Warum tut der Westen nicht, was seine Chefin angekündigt hat? Immerhin musste man ja damit rechnen, dass ich den Artikel im Auge behalte und hier wieder und wieder darauf herumreite.

Eine mögliche Lösung: Es ist ihnen egal. Und zwar nicht nur, was schlecht gelaunte Blogger über sie schreiben, sondern auch, was in ihrem eigenen Portal steht. Das wäre (vor allem der zweite Teil) aus journalistischer Hinsicht fatal. Besonders, wenn man sich extra ein Korrekturblog leistet und ankündigt einen Fehler korrigieren zu wollen.

Eine andere Lösung: Herr Pott hat nie zurückgerufen und deshalb konnte Frau Borchert das alles gar nicht korrigieren (lassen).

Was mich zu einer (irgendwie beunruhigenden) Frage brachte, die ich Katharina Borchert am 23. Juni und am 18. Juli zukommen ließ:

Gehört es zur Redaktionspolitik der “WAZ” bzw. von derwesten.de, Fehler nur im Einvernehmen mit dem Autor eines Artikels zu korrigieren (bzw. eben nicht zu korrigieren, wenn der Autor uneinsichtig ist)?

Ich habe bis heute keine Antwort erhalten.

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Digital

Auswärtsspiel: Kanal 14

Für seinen Podcast Kanal 14 hat mich Sebastian Keil nach meiner Meinung zum neuen Musikportal Roccatune gefragt. Mit dabei sind Roccatune-Chef Constantin Thyssen, Thomas Knüwer und Djure Meinen.

Hören und/oder herunterladen kann man das Ganze hier.

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Selbstbezogen und unprofessionell

Der “Spiegel” hat sich eine self-fulfilling prophecy gebastelt. “Die Beta-Blogger” steht drüber – ein Wortspiel, das im für schlechte Wortspiele bekannten Blog coffeeandtv.de noch vor der Endkontrolle den Gnadenschuss bekommen hätte – und sie füllt in der morgen erscheinenden Ausgabe drei Seiten.

Egal, was man über Blogger schreibt, hinterher wird man von ihnen doch nur verdroschen, weil man nix verstanden oder mit den falschen Leuten gesprochen hat.

steht da ziemlich zu Beginn und damit ist eigentlich alles gesagt.

Genauso gut könnte da auch stehen “das Ganze nach dem Würzen eine halbe Stunde ziehen lassen”, oder “Schönes Wetter draußen, was?”, aber das würde vermutlich nicht dazu führen, dass diese schrecklich selbstreferentiellen Blogger hinterher schreiben, der “Spiegel” hätte nichts verstanden.

Gleich drei Autoren haben an dem “Stück” (“Spiegel”-Sprech) mitgestrickt, was der Kohärenz etwas schadet, dem Text aber ansonsten nicht hilft. Wer sich für Blogs interessiert, erfährt nichts Neues, und wer vorher noch nie von Blogs gehört hatte, wird nachher (“Ist ein bisschen so, als würde man sich einer Sekte nähern, die in internen Grabenkämpfen versunken ist.”) nichts mehr davon hören wollen.

Der Artikel krankt schon an der Grundannahme, die Journalisten jedes Mal tätigen, wenn sie einem sogenannten Massenphänomen gegenüberstehen, das sie nicht verstehen: sie verallgemeinern, scheren alle über einen Kamm und wollen Zusammenhänge sehen, wo keine sind. Normalerweise lautet das Wort, das solche Texte durchzieht “Generation irgendwas”, diesmal heißt es “Blogosphäre”.

Dabei ist die Blogosphäre weder eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, noch ist sie völlig zerstritten – sie ist eine völlig alberne Modellvorstellung, deren Sinnlosigkeit einem klar wird, wenn man das Wort einfach mal durch “Gesellschaft” ersetzt. In Wahrheit heißt Blogosphäre nämlich: die schiere Summe aller Menschen, die bloggen.

Es gibt bloggende Journalisten, bloggende Hausfrauen, bloggende Schüler, bloggende Bestatter und bloggende Hartz-IV-Empfänger – man könnte von einer bloggenden Gesellschaft sprechen. Und all diese Menschen haben so viel oder wenig gemeinsam, wie Journalisten, Hausfrauen, Schüler, Bestatter und Hartz-IV-Empfänger im Alltag gemeinsam haben. Blogs sind ein Medium, ein Mittel zum Zweck. Man wird unter Bloggern auf ähnliche viele nette Menschen, auf ähnlich viele Arschlöcher treffen, wie in der Welt da draußen – vielleicht gibt es unter Bloggern überdurchschnittlich viele Menschen mit einem gewissen Mitteilungsbedürfnis, aber das ist dann auch schon alles.

Natürlich gibt es Blogger, die aktiver sind und sich beispielsweise regelmäßig treffen – aber auch das gibt es in Form von Stammtischen, Vereinen und Freundeskreisen in der Wirklichkeit und hat vielleicht mehr mit den entsprechenden Leuten zu tun als mit ihrer Profession.

Ich kann das Bedürfnis verstehen, all das Tolle, Kluge, Beunruhigende, Abstoßende und Neue, das man in Blogs so finden kann, irgendwie einer größeren Leserschaft zu vorstellen zu wollen. In Blogs kann man meistens für eine klar umrissene Zielgruppe mit Vorkenntnissen schreiben, aber Journalismus braucht Prototypen und deshalb ist Keith Richards Rock’n’Roll, Kurt Cobain Grunge und Gerard Way Emo (wenn nicht gerade Hanni, Nanni und Kaffeekanni Emo sind).

Also setzt man sich hin, schreibt alles auf, was einem dazu einfällt (BILDblog, Don Alphonso, Politically Incorrect, Huffington Post) und guckt im Telefonbuch unter “B” wie “Blogger” nach. Nur wird man dem Thema Blogs damit ungefähr so gerecht wie ein Blogeintrag über Journalismus, der von “Bild”, “Spiegel” und irgendeiner Schülerzeitung handelt und bei dem Roger Willemsen, Günther Jauch und Thomas Leif was über Journalismus sagen dürfen. Es ist letztlich wie mit den Blinden und dem Elefanten.

Jeder Blogger schreibt über die Themen, die ihn interessieren, und wenn sich niemand zur “globalen Finanzkrise”, dem “Mindestlohn” oder der “Verarmung des Mittelstands” äußern will, dann tut das halt niemand. Natürlich tut es trotzdem jemand, denn auch in den Leserbriefspalten und Call-In-Sendungen der Radiostationen äußern sich ja Leute zu diesen Themen, von denen sie keine Ahnung haben. Es braucht keine Vorschriften und keine Listen, was in deutschen Blogs falsch läuft.

Der Vergleich mit amerikanischen Blogs (also den relevanten, nicht denen bei MySpace) ist natürlich naheliegend, aber auch unfair: die Unterschiede zwischen Deutschland und den USA sind einfach zu groß. In den USA gibt es Mainstream-Medien mit extremen Positionen, die eine Gegenöffentlichkeit brauchen. Wir könnten uns ja glücklich schätzen, wenn deutsche Medien überhaupt irgendwelche Positionen verträten. Außerdem gibt es hierzulande einfach keine Debattenkultur, die man digital fortsetzen könnte.

Für mich gilt außerdem: Ich will gar keine gesellschaftliche Relevanz haben. Ich schreibe, weil mir Schreiben Spaß macht, seit ich denken kann – sogar schon länger, als ich eigentlich schreiben kann. Statt orthographisch fragwürdiger Geschichten über einen “Baua”, der “in Unmacht fellt”, und die meine Eltern lesen (und loben) mussten, kann hier heute jeder, den es interessiert, lesen, welche Musik mir gefällt und was mich alles am derzeitigen Zustand des deutschsprachigen Journalismus stört. Ich habe auch immer schon lustige kleine Videofilme gedreht – früher mussten die Freunde meiner Eltern deren Vorführung durchleiden, heute kann das via YouTube jeder, der will. Das Internet ist das einfachste Mittel, den Kram, den ich sonst für mich selbst machen würde, unverbindlich einem größeren Publikum zur Verfügung zu stellen. Das erfolgt für beide Seiten freiwillig (wer’s nicht lesen mag, muss nicht, und wenn ich keinen Bock hab, schreib ich nichts) und kostenlos.

Und natürlich werden jetzt jede Menge Blogger über den Artikel schreiben und sich aus diesem oder jenem Grund darüber aufregen. Wer sich für Blogs interessiert, erfährt daraus nichts Neues, und wer vorher noch nie von Blogs gehört hatte, wird es sowieso nicht lesen. Durch die ständige Gegenüberstellung der Begriffe “Blogger” und “Journalist” entsteht der Eindruck, es ginge um zwei unvereinbare Lager und Blogger würden Journalisten grundsätzlich hassen (was zumindest auf mich nicht zutrifft). Es gibt keinen Kampf, deswegen wird es auch keine Gewinner und Verlierer geben. Außer natürlich die “Spiegel”-Autoren, die am Ende Recht behalten mit ihrer Vorhersage.

(Immerhin steht vor dem Wort “Blog” jedes Mal der Artikel “das”. Man wird ja bescheiden.)

Nachtrag, 21. Juli: Den Artikel gibt’s jetzt auch bei “Spiegel Online”. Dabei hätte ich es tausend Mal lustiger gefunden, einen Artikel über Blogs nur offline zu verbreiten.

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Print Digital

Stille Gefängnispost (Teil 2)

Dieser Eintrag ergibt nur nach der Lektüre des ersten Teils Sinn. Wenn überhaupt.

Ich weiß nicht, ob man bei “Spiegel Online” heute überhaupt noch zum Arbeiten gekommen ist. War es mir gestern weder telefonisch noch per E-Mail möglich gewesen, eine Stellungnahme zum “Falten-Fritzl-Fall” (Chefredakteur Rüdiger Ditz) zu bekommen, gingen heute einige E-Mails von spiegel.de-Adressen bei mir ein. Gut, ein Teil davon waren Abwesenheitsnotizen, aber Relevantes war auch dabei.

Chefredakteur Rüdiger Ditz selbst antwortete am Nachmittag und erklärte, man gehe der Sache gerade nach. Um 18:12 Uhr kam dann eine E-Mail der Panorama-Chefin Patricia Dreyer.

Sie schrieb (wie auch im Ursprungsartikel steht), dass man nach Sichtung der “Mirror”-Nachricht Kontakt mit dem (angeblichen) Zitatgeber Oberstleutnant Huber-Günsthofer aufgenommen habe. Der habe die Frage, ob er mit dem “Mirror” gesprochen habe, verneint (was ja als gesicherte Erkenntnis gelten darf).

Gegenüber “Spiegel Online” habe Herr Huber-Günsthofer gesagt, er könne die “Geschichte mit der Creme” nicht bestätigen. Auf meine Frage, ob Herr Fritzl denn um Hautcreme gebeten habe, hatte der Oberstleutnant ja geantwortet, er habe die Creme gegenüber der “Kronenzeitung” als Beispiel erwähnt. Was er genau zum Reporter der “Kronenzeitung” gesagt hat, ist also weiter ein wenig unklar.

Und dann beging “Spiegel Online” einen kleinen, aber entscheidenden Fehler, der mir genauso hätte passieren können:

Aus dieser Auskunft Herrn Huber-Günsthofers uns gegenüber zogen wir den Schluss, dass er sich nicht wie im “Mirror” zitiert geäußert hatte.

Ob er mit anderen Medien über das Thema Fritzl und Faltencreme gesprochen habe, haben wir Herrn Huber-Günsthofer nicht gefragt.

Die Gleichung “Mirror-Zitat falsch = Mirror-Zitat erfunden” lag einfach auf der Hand. Wer hätte auch auf die Idee kommen können, dass das “Mirror”-Zitat eine etwas holprige Übersetzung eines übergeigten “Kronenzeitung”-Zitats war?

Nun gut, “Spiegel Online” hätte auf die Idee kommen können:

Wir haben daraufhin den “Mirror” kontaktiert, wo wir die Auskunft erhielten, man habe die Information einer Agenturmeldung entnommen.

Und?

Wir haben keinen Versuch unternommen, diese “Agenturmeldung” selbst in Augenschein zu nehmen, da uns nach den Äußerungen des Herrn Huber-Günsthofer belegt schien, dass die Meldung des “Mirror”, Fritzl verlange nach einer Anti-Faltencreme, so nicht stimmte.

Mist!

In ihrer E-Mail schrieb Frau Dreyer, es sei “ohne Zweifel ein Versäumnis”, dass man den Artikel der “Kronenzeitung” nicht gekannt habe. Das hätte andererseits schon fast kriminalistischen Einsatz erfordert, denn selbst in der Agenturmeldung von Central European News (CEN), wo man die Meldung aus der “Kronenzeitung” für den englischsprachigen Markt übersetzt hatte, fehlte jeder Hinweis auf die “Krone”. Und in den Medien, die die Informationen von CEN weiterverbreiteten und fleißig Details dazu erfanden, fehlte jeder Hinweis auf CEN.

Nach Angaben von Frau Dreyer wartet man bei “Spiegel Online” im Moment auf eine Antwort, von welchem “Gefängnisverantwortlichen” sich CEN die Zitate hatte bestätigen lassen.

Für uns war Herr Huber-Günsthofer heute bis Stand Absendung dieser Mail nicht zu erreichen.

Unterdessen hat “Spiegel Online” den Vorspann des Textes gekürzt und den Artikel mit folgender Anmerkung versehen:

Anmerkung der Redaktion: SPIEGEL ONLINE hat eine zunächst in diesem Artikel publizierte Formulierung, “Neuigkeiten” über Fritzl würden “erfunden”, entfernt.

Quelle der vom “Mirror” publizierten Agenturmeldung war offenbar ein Bericht in der österreichischen “Kronenzeitung”, der gegenüber Erich Huber-Günsthofer angeblich bestätigte, Fritzl habe nach einer Hautcreme verlangt – was er SPIEGEL ONLINE gegenüber allerdings dementierte.

Bleibt die Frage, welche Relevanz eigentlich die Beschaffenheit der Haut des “Inzest-Monsters aus Amstetten” (“Bild”) hat. Und warum Meldungen über ihn (es) offenbar immer den Umweg über das Ausland nehmen müssen.

[Fortsetzung folgt bestimmt …]

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Digital

Super-Vertretungs-Symbolfotos (1)

Normalerweise ist Herr Niggemeier ja für Symbolfotos zuständig. Der ist aber gerade in Urlaub. Weil die Symbolfoto-Bestücker der großen Onlinemedien aber keinerlei Rücksicht auf sowas nehmen (und auch auf sonst nichts), hauen sie weiter fleißig Symbolfotos raus.

So wie dieses:

Qualitätszeitungen haben gute Aussichten im Internet

Bitte achten Sie genau auf die Bildunterschrift und auf die Aussage des bebilderten Artikels!

[eingesandt von Sascha Lobo]

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Musik

Listenpanik 05/08 (Ein Fragment)

Bald ist Juli. Dann muss auf die Alben des Monats Juni zurückgeblickt werden. Das heißt, es “muss” natürlich gar nichts, das ist ja nur den Stress, den man sich selber macht. Noch ist aber auch die Liste für den Monat Mai noch unfertig, was mich um so fertiger macht.

Und weil mir gerade nicht viel mehr einfällt und beim Musikjournalismus eh unwichtig ist, was man schreibt (wichtig ist nur die korrekte Schreibweise von Künstler- und Albumnamen und eine ungefähre Wertung, die schon allein durch die Erwähnung auf dieser Liste vorgenommen wird), veröffentliche ich hier und jetzt einfach das, was ich bisher habe. Ohne Rücksicht auf Verluste und diesmal ohne Platzierungen:

Alben
Death Cab For Cutie – Narrow Stairs
So ein bisschen sind sie ja die Coldplay Amerikas: Death Cab For Cutie sind von der einstigen Indie-Band zu den Lieblingen von alt und jung geworden und seit “O.C., California” weiß auch jeder, dass wahre Fans sie nur “Death Cab” nennen.
Geschenkt: “Narrow Stairs” ist ein wenig lauter und sperriger geraten als der Vorgänger “Plans” (allein die Idee, eine achteinhalbminütige Single zu veröffentlichen!) und ist natürlich schon wieder großartig. Sechs gute Alben muss man auch erst mal schaffen – “O.C., California” hatte vier Staffeln, davon eine gute.

The Notwist – The Devil, You + Me
“Gut Ding will Weilheim haben” – irgendein deutscher Musikjournalist wird das sicher geschrieben haben über die Band aus der oberbayrischen Provinz, deren letztes Album auch schon wieder sechs Jahre zurückliegt – als Band, wohlgemerkt, denn mit diversen Nebenprojekten haben die Acher-Brüder Markus und Micha, Martin “Console” Gretschmann und ihr ständig unerwähnt bleibender Drummer Andi Haberl in der Zwischenzeit bestimmt einen halben Plattenschrank gefüllt.
Jetzt also wieder The Notwist: “The Devil, You + Me” klingt organischer und weniger elektronisch als ihr Meisterwerk “Neon Golden”, ist aber mindestens genauso gut. (Wieso eigentlich “aber”?) Wäre “großes Kino” keine brutalst abgedroschene Phrase, es träfe auf dieses Album zu, so schnell entstehen kleine Filme im Kopf.

The Ting Tings – We Started Nothing
Überhit “Great DJ”
… wie eine Mischung aus Cansei De Ser Sexy und The Clash

MGMT – Oracular Spectacular
Guillemots – Red
Clueso – So Sehr Dabei

Songs
The Notwist – Good Lies
Wie viele verschiedene Möglichkeiten gibt es, den selben Satz zu singen? Sie können es gerne nachzählen bei Markus Acher, Sie können es aber auch bleiben lassen und sich ganz auf dieses wundervolle Lied konzentrieren.

Death Cab For Cutie – The Ice Is Getting Thinner
Gut: So langsam sind dann mal alle Metaphern durch für die Beziehung, aus der langsam, aber sicher die Luft entweicht. Und trotzdem: So schön wie Ben Gibbard hat das schon lange niemand mehr besungen. Eine echtes Gänsehaut-Lied, dessen Kopfstimmen-Gesang man allerdings nur nachahmen sollte, wenn man alleine ist.

The Ting Tings – That’s Not My Name
Clueso – Keinen Zentimeter

schon seit Monaten draußen, aber immer noch gut

[Listenpanik – Die Serie]

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Digital

Voilà Inspiration

Manchmal fällt es einem schwer, auf dem Boden zu bleiben, wenn besondere Dinge passieren. Ich werde es trotzdem versuchen, obwohl ich jetzt weiß, dass ich einen jungen Menschen dazu inspiriert habe, seine Zeit zu verschwenden sich an einem Thema abzuarbeiten, an dem man sich gar nicht genug abarbeiten kann.

Meine Damen und Herren: Klaas-Wilhelm nimmt in seinem Blog Vier zu Drei eine Bildergalerie von “RP Online” auseinander, die ich noch gar nicht entdeckt hatte, aber selbst für “RP Online” eine neue … äh: Qualität darstellt. Und er beruft sich dabei ausdrücklich auf Coffee And TV.

Ich bin gerührt. Ehrlich.

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Digital Gesellschaft

Klickbefehl (11)

Ich war vorhin bei einer Diskussionsrunde über Datenschutz und “Datenexhibitionismus” (der hochverehrte frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum). Sie bot wenig neues und die auch von mir immer wieder vertretenen Thesen, dass es doch irgendwann egal sei, wenn erst mal alle alles online gesetzt hätten, wollte so recht auch niemand gelten lassen.

Schön, dass ausgerechnet heute ein Artikel in der Netzeitung erscheint, in dem sich Malte Welding mit dem Thema befasst und so kluge Sätze schreibt wie

Die Alternative dazu, vom Personalchef gegoogelt zu werden, ist: Nicht im Netz zu erscheinen. Wäre ich jedoch Personalchef und würde einen Bewerber bei Google nicht finden, würde ich mich fragen, ob der Betreffende die letzten Jahre tot war, Analphabet ist oder sich nur anonym im Netz rumtreibt auf Fetischseiten, deren Thema dicke Frauen, die viel zu schwere Rucksäcke tragen, sind. Wie man es also macht, macht man es falsch.

oder

Ich kann es nicht nachvollziehen, warum man auf Partys Fotos macht und sie im Dutzend ins Internet stellt. Genausowenig, wie unsere Großeltern verstehen konnten, dass unsere Eltern die Körperpflege einstellten und Friseurbesuche verweigerten oder unsere Urgroßeltern, dass unsere Großeltern Jazz hörten.

Sie können den Artikel hier lesen und sollten es auch tun!

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Politik

Be My Kandidat

Ursprünglich hatte ich vorgehabt, ein Casting für den deutschen Grand-Prix-Act 2009 zu starten. Aber sowas gab es ja schon mal …

Stattdessen ruft Coffee And TV hiermit den Wettbewerb

be my Kandidat

aus, bei dem Sie (ja: Sie) sich bewerben können, um Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten zu werden.

Voraussetzungen:

  • Sie sind vor dem 23. Mai 1969 geboren.
  • Sie sind deutscher Staatsbürger.
  • Sie besitzen das Wahlrecht zum deutschen Bundestag.
  • Sie passen zumindest grob in eine der beiden Kategorien “Mann” oder “Frau”.
  • Sie wären im Falle Ihrer Wahl bereit, für mindestens fünf Jahre auf die Ausübung Ihres Berufes und möglicher Ämter zu verzichten.
  • Sie versprechen, im Falle Ihrer Wahl Sgt.-Pepper-Fantasieuniformen als neue Dienstkleidung für Polizei und Bundeswehr vorzuschlagen.

Ihre unverbindliche Bewerbung können Sie mit einem Kommentar kundtun, ich kontaktiere Sie dann unter der von Ihnen angegebenen E-Mail-Adresse.

Nach einer ersten Sichtung der Bewerber veranstalten wir hier im Blog ein großes Casting, bei dem der beste Kandidat ermittelt wird. Es wird einen lähmenden Vorwahlkampf wie in den USA geben und am Ende müssen wir noch ein Mitglied der Bundesversammlung finden, das unseren Kandidaten im nächsten Jahr auch zur Wahl vorschlägt.

Zu gewinnen gibt es hier nichts, die Wahl durch die Bundesversammlung ist noch weniger garantiert als der Vorschlag zur Wahl.

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Rundfunk

Sternstunden der TV-Geschichte

Aus aktuellem Anlass fühle ich mich verpflichtet, Ihnen ein Video zu präsentieren, das heute exakt fünf Jahre alt wird.

Für alle, die nicht persönlich angesprochen werden, beantwortet der Clip immerhin die (nie gestellte) Frage, warum Marina Ringel nie Moderatorin einer großen Samstagabendshow geworden ist:

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

[Direktlink]

<persönlicher Moment>Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mathias!</persönlicher Moment>

PS: Ein weiteres Video, an dessen Entstehung ich beteiligt war, gibt’s im Moment im BILDblog.

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Musik Digital

Auswärtsspiel: Der große Grand-Prix-Führer 2008

Wir wissen auch nicht mehr warum, aber Stefan Niggemeier und ich, wir haben uns sämtliche 43 Titel, die dieses Jahr in zwei Halbfinals und einem Finale am Grand Prix teilnehmen, angehört. Mehrmals. Und darüber geschrieben. Nämlich hier.