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Digital

Auswärtsspiele: Duslog & Journalist

Seit vergangenem Sonntag halten Stefan Niggemeier und ich in uns einem Luftkurort pensionierter Generäle versteckt — in Düsseldorf. Der Grund dafür ist der Eurovision Song Contest, der dieses Jahr überraschend in der Stadt zwischen Köln und Dinslaken stattfindet. Was wir hier genau machen, kann man in bereits vier Folgen auf duslog.tv verfolgen.

Vorher habe ich noch knapp 10.000 Zeichen darüber geschrieben, was uns hier mutmaßlich erwarten wird. Diesen Text finden Sie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift “Der Journalist” und auf journalist.de.

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Musik Rundfunk Digital

Wer wohnt schon in Düsseldorf?

Bochum/Berlin, 18. Februar 2011. Lukas Heinser und Stefan Niggemeier haben heute in einer Pressemitteilung bekanntgegeben, dass sie sich auch vom Austragungsort Düsseldorf nicht davon abhalten werden, den Eurovision Song Contest erneut mit einem Videoblog zu begleiten. Im vergangenen Jahr hatten sie sich ohne Stativ und Windschutz nach Norwegen durchgeschlagen und mit ihrem OSLOG nach Meinung vieler Experten einen maßgeblichen Beitrag zum Erfolg von Lena Meyer-Landrut geleistet.

Heinser und Niggemeier selbst errangen in einem etwas weniger beachteten Wettbewerb den dritten Platz: in der Kategorie Unterhaltung bei der Wahl zu den “Journalisten des Jahres 2010”. Die Jury des “Medium Magazins” fand, dass OSLOG “selbstironisch mit dem Medienhype um Lena spielte” und “vorführte, welches Potential in einem solchen Blog stecken kann”. Heinser, dessen Ehrgeiz von Kennern mit dem von Stefan Raab verglichen wird, kommentierte das mit den Worten: “Beim nächsten Mal werden wir dieses verdammte Potential ausschöpfen!'”

Während die Personalfrage nach der Absage von Thomas Gottschalk und Günther Jauch ähnlich schnell entschieden war wie bei der deutschen Interpretin, war der Name der OSLOG-Neuauflage lange offen. Entwürfe wie dueslog.tv, dussellog.tv, und dorflog.tv wurden schließlich verworfen zugunsten von DUSLOG.tv. Das bewährte Konzept aus vergeigten Anmoderationen, exklusiven Interviews und vergessenen Interpretennamen soll beibehalten werden. Geplant ist allerdings eine weitere Qualitätssteigerung. “Wir erwägen die Investition in einen Windschutz für das Mikrofon”, sagt Heinser. Niggemeier ergänzt: “Und ich werde diesmal weniger Namen verwechseln als letztes Jahr in Dänemark.”

Die heiße Phase mit täglichen Videoberichten beginnt Anfang Mai. Bereits heute werden die neuen Seiten eingeweiht, die von Markus “Herm” Hermann frisch tapeziert und mit einem noch moderneren Fernsehgerät ausgestattet wurden: Das Finale des deutschen Vorentscheides wird ab ca. 20 Uhr in einem Liveblog auf duslog.tv begleitet.

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Musik Digital

Von der GEMA entstellt

Weil wir gerade überlegen, wie wir inhaltlich wieder mehr Musik in dieses Blog kriegen, ohne Monate nach einer Veröffentlichung hilflose Kurzrezensionen in die Tasten zu hauen (bzw. wieder das Wichtigste zu vergessen), habe ich mich mal über die Podcast-Konditionen bei der GEMA informiert.

Die Lizenz sieht unter anderem vor, dass einzelne Episoden des Podcasts nicht länger als 30 Minuten sein dürfen und die Musik pro Podcast nicht mehr als 75% der Gesamtlänge der einzelnen Episode einnehmen darf.

Außerdem gilt:

Als Song wird jedes verwendete Musikwerk gezählt, das weder Intro noch Outro ist. Dabei darf jedes Lied nur zur Hälfte ausgespielt werden, und es muss am Anfang und am Ende in das laufende Lied hineinmoderiert werden (sog. “talk over”).

Das ist lustig, weil die GEMA gleichzeitig auf folgenden Sachverhalt hinweist:

Nicht umfasst ist zudem das Urheberpersönlichkeitsrecht (§ 14 UrhG). Es muss unabhängig von einer Podcasting-Lizenz beachtet werden. Das bedeutet, dass die genutzten Musikwerke ohne gesonderte Einwilligung der Berechtigten nicht bearbeitet bzw. umgestaltet werden dürfen (§ 23 UrhG). Eine Verletzung des Urheberpersönlichkeitsrechtes kann insbesondere vorliegen bei Entstellung eines Musikwerkes, eine unerlaubte Bearbeitung kann vorliegen bei Neutextierung oder sonstigen Veränderung eines Musikwerkes.

Was, bitte, soll ein halber und zugequatschter Song sein, wenn keine “Entstellung”?!

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Rundfunk

Programmhinweis: Tacheles

Die früheren Kollegen von CT das radio haben neue Redaktionsräume (inkl. hochmodernem Newsroom) bezogen und haben trotz kleiner technischer Schwierigkeiten sehr ernsthaft vor, heute Nachmittag wieder live auf Sendung zu gehen.

Aus irgendwelchen Gründen hielten sie es für eine gute Idee, mich an diesem Tage einzuladen und so werde ich heute ab 20 Uhr in der Sendung “Tacheles” zu Gast sein und über BILDblog, Medien und Bochum (oder so ähnlich) reden. Mit etwas Glück wird man uns außerhalb des Studios auch hören können — zum Beispiel per Webstream.

Tacheles
am Mittwoch, den 1. Dezember 2010
um 20 Uhr
auf CT das radio

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Siehste!

Hinterher hat man es ja sowieso immer gewusst. Im Nachhinein ist jedem klar, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, die Loveparade 2009 in Bochum abzusagen. Aber was haben wir damals auf den Stadtoberen rumgehackt …

Gut, die Art und Weise der Absage war peinlich gewesen: Nach Monaten plötzlich festzustellen, dass die Stadt dann doch irgendwie zu klein ist, deutete entweder auf erstaunlich schwache Ortskenntnisse hin — oder auf einen besorgniserregenden “Das muss doch irgendwie zu schaffen sein”-Aktionismus, der die Augen vor der Realität verschließt. Letztlich haben sie es in Bochum noch gemerkt, die Schuld an der Absage der Deutschen Bahn in die Schuhe geschoben und Häme und Spott einfach ausgesessen. Dass der damalige Polizeipräsident, der sich lautstark gegen die Durchführung der Loveparade ausgesprochen hatte, neun Monate später in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde, hatte ja ganz andere Gründe.

Erstaunlich aber: Von der Sicherheit war in all den Artikeln, Kommentaren und Pressemitteilungen kaum die Rede. Das kam nur am Rande zur Sprache:

Ganz andere Risiken bewegen Martin Jansen. Dem Leitenden Polizeidirektor wäre die Rolle zugefallen, den wohl größten Polizeieinsatz aller Zeiten in Bochum zu koordinieren. “Wir hätten die Loveparade nur unter Zurückstellung erheblicher Sicherheitsbedenken vertreten.” Knackpunkt ist nach seiner Einschätzung der Bochumer Hauptbahnhof.

Aber um die Sicherheit der zu erwartenden Menschenmassen ging es auch im Vorfeld der Duisburger Loveparade öffentlich nie, immer nur um die Kosten:

Fritz Pleitgen, Vorsitzender und Geschäftsführer der Ruhr.2010, beobachtet mit großer Sorge, wie sehr die Auswirkungen der Finanzkrise den Städten der Metropole Ruhr zu schaffen machen. Besonders prägnant sei das aktuelle Beispiel Loveparade in Duisburg. “Hier müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um dieses Fest der Szenekultur mit seiner internationalen Strahlkraft auf die Beine zu stellen.”

Dabei hätte das Argument “Menschenleben” bestimmt auch Dampfplauderer wie Prof. Dieter Gorny beeindrucken können, der im Januar mal wieder das tat, was er am Besten kann, und groß tönte:

“Man muss sich an einen Tisch setzten und den Willen bekunden, die Loveparade durchzuführen, statt klein beizugeben.” Die Politik müsse sich dahingehend erklären, dass sie sagt: “Wir wollen die Veranstaltung und alle Kraft einsetzen, sie zu retten!”

Gorny, der sonst keinen öffentlichen Auftritt auslässt, hat sich seit Samstagnachmittag zurückgezogen. Er sei “schwer erschüttert”, erklärte die Ruhr.2010 auf Anfrage, und fügte hinzu:

Wir haben beschlossen, dass für die Kulturhauptstadt ausschließlich Fritz Pleitgen als Vorsitzender der Geschäftsführung spricht und bitten, dies zu respektieren.

Aber es gibt ja immer noch die Journalisten, die sich spätestens seit der denkwürdigen Pressekonferenz am Sonntagmittag als Ermittler, Ankläger und Richter sehen. Und als Sachverständige:

“We were the only newspaper that said: ‘No. Stop it. The city is not prepared. We will not be able to cope with all these people,”

lässt sich Götz Middeldorf von der “Neuen Ruhr Zeitung” in der “New York Times” zitieren.

Bei “Der Westen” forderte Middeldorf bereits am Sonntag lautstark den Rücktritt von Oberbürgermeister Sauerland und kommentierte:

Auf die Frage der NRZ, ob man nicht gesehen habe, dass Duisburg nicht geignet ist für die Loveparade ging der OB nicht ein, sprach von “Unterstellung” und wies mögliches Mitverschulden der Stadt zurück.

Ich habe mich lange durch alte Artikel gewühlt, aber nichts dergleichen gefunden. Da das auch an der unfassbar unübersichtlichen Archivsuche bei “Der Westen” liegen kann, habe ich Herrn Middeldorf gefragt, nach welchen Artikeln ich Ausschau halten sollte. Eine Antwort habe ich bisher nicht erhalten.

Wie kritisch die Duisburger Presse war, kann man zum Beispiel an Passagen wie dieser ablesen:

Die Organisatoren gaben sich am Dienstag allerdings sehr optimistisch, dass es kein Chaos geben werde. “Die eine Million Besucher wird ja nicht auf einmal, sondern über den Tag verteilt kommen”, so Rabe. Es sei zwar nicht auszuschließen, dass der Zugang während der zehnstündigen Veranstaltung kurzzeitig gesperrt werden müsse, aber derzeit gehe man nicht davon aus. Und wenn der Fall doch eintrete, “dann haben wir ganz unterschiedliche Maßnahmen, mit denen wir das problemlos steuern können”, verspricht der Sicherheitsdezernent – bei den Details wollte er sich nicht in die Karten schauen lassen.

(Kritisch ist da der letzte Halbsatz, nehme ich an.)

Artikel wie der Kommentar “Die Loveparade als Glücksfall” vom 23. Juli oder die großspurigen Übertreibungen von Ordnungsdezernent Rabe und Veranstalter Lopavent die Kapazität des Festivalgeländes betreffend sind plötzlich offline — “Technikprobleme”, wie mir der Pressesprecher der WAZ-Gruppe bereits am Dienstag erklärte.

Den (vorläufigen) Gipfel des Irrsinns erklomm aber Rolf Hartmann, stellvertretender Redaktionsleiter der “WAZ” Bochum. Anders als seine Kollegen, die sich hinterher als aktive Mahner und Warner sahen, schaffte es Hartmann in seinem Kommentar am Dienstag, völlig hinter dem Thema zu verschwinden:

Meine Güte, war man Anfang 2009 über OB & Co hergefallen, als die Stadt Bochum die Loveparade 2009 in Bochum absagte.

“Man.”

Nachtrag, 1. August: Stefan Niggemeier hat in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” über das gleiche Thema geschrieben.

Ihm hat Götz Middeldorf auch geantwortet:

Auf Nachfrage räumt Middeldorf ein, dass Sicherheitsbedenken nicht das Thema waren. “Wir waren immer gegen die Loveparade, aber aus anderen Gründen.” Dann muss die “International Herald Tribune” ihn mit seinem Lob für die eigene, einzigartige Weitsichtigkeit wohl falsch verstanden haben? “Das vermute ich mal”, antwortet Middeldorf. “Das ist nicht ganz richtig.” Er klingt nicht zerknirscht.

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Musik Digital

Auswärtsspiel: oslog.tv

Statler & Waldorf, Abbott & Costello, Simon & Garfunkel — die Liste glorreicher Duos ist lang.

Und damit zu etwas völlig Anderem: In knapp zwei Wochen findet in Oslo der Eurovision Song Contest statt. Auf den Schultern von Lena Meyer-Landrut lastet eine höhere Erwartungshaltung als auf denen von Jogi Löw, denn es geht darum, nach 28 Jahren endlich wieder Weltmeister Papst Meistersänger zu werden.

Aus Gründen, die uns selbst nicht ganz klar sind und die wir noch nicht einmal mit “Alkohol” angeben können, fahren Stefan Niggemeier und ich nach Oslo, um uns den ganzen Irrsinn aus der Nähe anzuschauen und kleine Filme darüber ins Internet zu stellen.

Die Pilotfolge sehen Sie hier:

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Alles weitere finden Sie dann auf oslog.tv.

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Rundfunk

Lucki de Funès

“Hallo, Westdeutscher Rundfunk? Ja, Heinser hier. Könnte ich mal bitte Ihren Chef-Beleuchter sprechen?”

(Bei Nichtverstehen der Überschrift bitte hier entlang.)

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Musik Digital

Programmhinweis: Simon den Hartog

Phil Collins, Thom Yorke, James Dean Bradfield, … — die Liste der Sänger, die sich auch mal außerhalb ihrer Bands (Genesis, Radiohead, Manic Street Preachers) austoben wollten, ist lang. Jetzt also Simon den Hartog.

Ab Samstag tourt der quirlige Wahl-Kölner für eine Woche ohne seine Kilians durch die Republik, im Vorprogramm spielen die sehr empfehlenswerten An Horse (mehr zu denen bei den nächsten “Gesammelten Platten”). Das sieht dann so aus:

03.04. Stuttgart, Keller
04.04. Erlangen, E-Werk
05.04. Wiesbaden, Schlachthof
06.04. Marburg, KFZ
07.04. Düsseldorf, zakk
08.04. Osnabrück, Kleine Freiheit
09.04. Berlin, Magnet
10.04. Halle, Objekt 5

Basti bei der Arbeit

Wer es (skandalöserweise) nicht zu den Konzerten schafft, muss auf eine Überdosis Kilian nicht verzichten: Basti Boensch, verantwortlich für den Livesound, wird ein exklusives Tourblog schreiben. Und Sie ahnen nie, wo …

Äh, na gut.

Das Simon den Hartblog
ab ungefähr morgen
nur auf coffeeandtv.de

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Musik

Hier, dort und überall

Wenn ich endlich mal dazu käme, meine Beiträge für die “Gesammelte Platten”-Rubrik im Februar zu schreiben, könnten Sie meine Empfehlung des Debütalbums “Ein bisschen mehr Herz” von Enno Bunger lesen.

Bis es so weit ist, verweise ich schon mal auf die Deutschlandtour des Trios, die morgen in Nürnberg beginnt und die Band am Mittwoch nach Köln führt.

Und für genau dieses Köln-Konzert am 17. März 2010 um 20 Uhr im Blue Shell verlost Coffee And TV einmal zwei Gästelistenplätze!

Alles, was Sie tun müssen, ist bis Dienstag, 16. März 2010, 23:59:59 (das ist morgen), eine E-Mail mit dem Stichwort “Enno Bunger” an gewinnegewinnegewinne@coffeeandtv.de schicken. Aus allen Einsendungen (jeder darf nur ein Mal schreiben) zieht unsere Redaktions-Glücksfee dann einen Gewinner, der am Mittwoch +1 auf der Gästeliste steht.

Die E-Mails werden nach der Verlosung gelöscht, die Daten nicht an Dritte weitergegeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Weitere Tourdaten stehen auf ennobunger.de, wo es auch das Video zur neuen Single “Hier & Jetzt” zu sehen gibt.

Aber weil das zufälligerweise auch mein Lieblingslied auf dem Album ist, gibt es das Video auch hier (und jetzt) zu sehen:

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Nachtrag, 17. März: Die Gewinnerin wurde inzwischen benachrichtigt, für alle Anderen gibt es noch genug Karten an der Abendkasse.

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Digital Leben

Still wird das Echo sein

In meinem direkten Umfeld gibt es einige Menschen, die seit längerem glaubhaft vorgeben, mich zu mögen. Sie haben mich unabhängig voneinander aufgefordert, mit der Lektüre von Texten aus der Sparte “Erotik” auf Bild.de aufzuhören. Irgendwas werde davon sicher in Mitleidenschaft gezogen: Augen, Hirn, Rückenmark — man kenne das ja.

Andererseits ist es auch immer wieder ein Quell der Freude, sich diese Texte vorzunehmen — und sie sind häufig auf der Startseite verlinkt.

Zum Beispiele dieser hier über “15 seltsame Liebeskrankheiten”. Dass in dem Artikel irgendwelche gänzlich unkomischen Zitate abgefeuert werden, die einen nicht gerade dazu bringen, das Buch zu kaufen, dem sie entstammen, soll uns hier mal nicht interessieren.

Entscheidend ist der Einstieg:

Paare benehmen sich manchmal schon seltsam: Da kontrolliert SIE ihren Partner, ob er die Spülmaschine in ihrem Sinne einräumt. Da wird ER misstrauisch, wenn ihr Orgasmus nicht multipel ist. Manchmal antworten ER und SIE freimütig vor Freunden auf nicht gestellte Fragen zu ihrem Sexleben. Und dann

Ich unterbreche da gerade mal und frage Sie, wie es wohl weitergeht mit jenem Satz, der da mit “Und dann” durchaus spannungstauglich anmoderiert wird.

Naa, haben Sie eine Idee?

Tadaaa:

Und dann wieder starren beide schweigend in einen kargen Mischwald.

Ich fürchte, ich werde heute die ganze Nacht wach liegen und mich fragen, was das nun wieder soll …

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Musik

Gesammelte Platten Januar 2010

Dieser Eintrag ist Teil 1 von bisher 8 in der Serie Gesammelte Platten

Nach gut drei Jahren Coffee And TV dachten wir, es sei mal an der Zeit, irgendwas anders zu machen. Nachdem die Kategorie “Listenpanik” (deren Titel sich übrigens exakt niemand mehr erklären kann) im vergangenen Jahr von ihrer Ranglistenhaftigkeit befreit worden war, haben wir sie jetzt endgültig in die Tonne getreten. Und durch etwas – wie wir finden – viel Besseres ersetzt:

Ab jetzt wird nicht mehr Herr Heinser alleine erzählen, welche neuen Platten seinen “schon arg mainstreamigen Geschmack” (O-Ton gute Freundin) getroffen haben — Nein: Das ganze Team darf ran.

Es wird weiterhin grob nach Veröffentlichungsterminen gestaffelt (weswegen wir überraschenderweise mit den empfehlenswerten Veröffentlichungen des Monats Januar beginnen) und dann einfach alphabetisch sortiert.

Beach House – Teen Dream
Beach House sind angeblich Dream Pop, was auch immer das sein mag. Ihre letzte Platte “Devotion” kannte ich nur, weil ich mich nach ihrem Erscheinen ein paarmal dazu gezwungen hatte, sie nebenher laufen zu lassen, wenn ich gerade den Abwasch machte oder staubsaugte. Irgendwann muss sie dann aber doch hängengeblieben sein, denn als ich davon hörte, dass es einen Nachfolger geben würde, stiegen ungekannte Affektationen für diese Band in mir herauf, und seither freue ich mich über diese Platte wie ein kleines Kind, das sich wahrscheinlich über etwas anderes freut als eine Platte. Verträumt ist sie ja nun auch schon, aber das als konstituierendes Merkmal zu bezeichnen, würde ich vielleicht unterlassen angesichts der durchaus auch tonal innovativen Songs, die sich nur auf den ersten Blick wie Schablonenpop zeigen. (MS)

Eels – End Times
Das letzte Eels-Album “Hombre Lobo” ist gerade ein halbes Jahr alt, da kommt auch schon der Nachfolger. Die richtig rumpelnden Songs sind diesmal nicht dabei, E hat mindestens einen Gang zurückgeschaltet, so ungefähr “Daisies Of The Galaxy” mit weniger Zuckerguss. “End Times” erinnert mal wieder an eine Therapiesitzung, Dramatik und Humor prügeln sich um die Vorherrschaft und am Ende sagt die erste Strophe von “A Line In The Dirt” wahrscheinlich alles: “She locked herself in the bathroom again / So I am pissing in the yard / I have to laugh when I think how far it’s gone / But things aren’t funny any more”. Man möchte Mark Oliver Everett am liebsten in den Arm nehmen — um ihn zu trösten und sich zu bedanken. (LH)

Tommy Finke – Poet der Affen/Poet Of The Apes
Natürlich kann man es etwas überambitioniert finden, ein Doppelalbum zu veröffentlichen, bei dem jeder Song einmal auf Deutsch und einmal auf Englisch enthalten sind. Und tatsächlich wäre “Poet der Affen” ohne englische Zugabe schon eine runde Sache gewesen — aber man muss ja nicht beide Seiten hören. Aber zwei CDs zum Preis von einer sind erstens was nettes (Nicht wahr, Axl Rose und Connor Oberst?) und zweitens entwickeln Songs wie das famose “Borderline Betty”, die wunderbare Single “Halt’ alle Uhren an” (die irritierenderweise jetzt in beiden Versionen “Stop The Clocks” heißt) oder das schwer traurige “Die Tiere suchen Futter” noch einmal eine ganz andere Bedeutung, wenn man auch ihre englischsprachigen Geschwister hinzuzieht. “Poet der Affen” hat das an Gefühl, was dem letzten kettcar-Album fehlte. (LH, Rezensionsexemplar)

First Aid Kit – The Big Black And The Blue
Es war mit Sicherheit eines der außergewöhnlichsten Konzerte des Jahres, als diese zwei jungen schwedischen Schwestern da letztes Jahr am hellichten Tag in einem Zelt auf einem zentralen Osloer Platz spielten und die Kiefer der Zuschauer reihenweise runterklappten: First Aid Kit hatten das by:larm im Sturm erobert. Jetzt ist ihr Debütalbum erschienen, das ohne Fleet-Foxes-Coverversionen auskommen muss, aber trotzdem wundervoll geworden ist. Klara und Johanna Söderberg singen immer noch über Themen, von denen sie altersbedingt eigentlich gar keine Ahnung haben dürften, und sie tun das nach wie vor gerne zweistimmig und Gänsehaut verursachend. Den sparsamen Folk-Arrangements amerikanischer Prägung merkt man nicht an, dass sie in Europas Pop-Nation Nummer 2 entstanden sind — das klingt schon sehr nach weiter Prärie und schneebedeckten Bergen. Aber letztere hat man ja im Moment sowieso überall. (LH)

Owen Pallett – Heartland
Warum Owen Pallett nun auch offiziell Owen Pallett heißt und nicht mehr Final Fantasy, könnte vielerlei Gründe haben. Gehen wir davon aus, dass man als erwachsener Mann nicht mit einer eher mittelmäßigen Videospielreihe verwechselt werden will, darauf immerhin können wir uns sicher einigen, alles andere wäre auch Spekulation und außerdem der klaren Sicht auf das Hörergebnis völlig im Weg. Das ist nämlich ziemlich schön, meines Erachtens im Gegensatz zu älteren Final-Fantasy-Produkten, bei denen ich mich meistens nach der Hälfte nur noch beim unwillkürlichen Durchskippen erwischte. Hier allerdings wurde gut gespielt, gut arrangiert und mit Spannung gearbeitet. Das Durchhören eines Albums, ohne wegschalten zu müssen, ist zwar im Normalfall kein hochgradig qualitatives Merkmal, aber weil mir das bei dem jungen Mann hier zum ersten Mal passiert, lassen Sie mir doch bitte die Freude das abzufeiern und Herrn Pallett schulterklopfend gratulieren zu wollen. (MS)

Surfer Blood – Astro Coast
Hervorragendes Album, dem man es (natürlich auf Autosuggestion begründet) durchaus anhören kann, dass es nicht in einem Studio, sondern komplett in einem Stockbettschlafzimmer aufgenommen worden ist. Dass verstärkte Gitarren und ein echtes Schlagzeug involviert waren, mindert den meterhohen Stoß Ruhestörungsbeschwerden der Nachbarn an den zuständigen Universitätsdekan sicherlich nicht. Verhaltenheit und schlechtes Gewissen hört man hier aber trotzdem äußerst selten. (MS)

Tocotronic – Schall & Wahn
Um Tocotronic zu verstehen sind mutmaßlich bedeutend mehr Semester Germanistik vonnöten, als ich jemals ausgehalten hätte. So kann ich sie also nur hören, was aber auch wie üblich ein Erlebnis ist: So laut und gitarrenbetont klang schon lange kein Tocotronic-Album mehr. So düster allerdings auch nicht — bei den ersten vier Songs deuten schon die Titel an, wohin die Reise geht: “Eure Liebe tötet mich”, “Ein leiser Hauch von Terror”, “Die Folter endet nie”, “Das Blut an meinen Händen”. Aber spätestens wenn Graf Macbeth zur Halbzeit mit “Bitte oszillieren Sie” den größten Toco-Unterhaltungsschlager seit ungefähr “Die Welt kann mich nicht mehr verstehen” anstimmt und Journalisten den Text im Interview sehr ernsthaft zu entschlüsseln versuchen, klopft die Frage an, wie viel die Band eigentlich noch ernst meint und wie viel Spaß am Vorführen von Feuilletonisten dabei ist. Die Antwort könnte allerdings auch total egal sein, denn man kann Tocotronic ja auch ganz wunderbar hören ohne sie verstehen zu wollen. (LH)

Mitarbeit an dieser Ausgabe:
LH: Lukas Heinser
MS: Markus Steidl

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I’m just a crosshair. Not!

Fritzchen Müller (inzwischen 9 1/2), langjähriger Chef-Grafiker von turi2.de und zwischenzeitlich bei “RP Online” beschäftigt, hat einen neuen Job. Bei Bild.de:

Mit Dank an Gregor K.