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Digital

15 Jahre Super-Selbstreferentialität

Heute vor 15 Jahren ging hier mein Blog an den Start — oder damals noch „unser Blog“, denn wir hatten das Ding mit einigen Leuten als Gemeinschaftsprojekt geplant (sicherer Lacher: „Dann hat man direkt acht Leser*innen“) und keinen geringeren Anspruch als „das Medium zu machen, dass wir selbst gerne lesen würden“. Das hat alles so mittelgut geklappt.

Coffee And TV 2007 (Screenshot)

Es war die Zeit vor Social Media, Podcasts und so, es gab das Gemeinschaftsgefühl einer sogenannten „Blogosphäre“ und wir waren wirklich so unverfroren zu glauben, dass wir damit die Medienwelt ändern könnten.

Ich habe keine Ahnung, woher ich damals die Energie genommen habe, mich tagein, tagaus an „RP Online“, Nazi-Vergleichen und Barack-Obama-Ranschmissen abzuarbeiten und auch noch jeden Monat Alben, Songs und Filme zu empfehlen. Ich vermute, ich war einfach jung und hatte damals kein besonders aufregendes Leben.

Ohne dieses Blog hätte mich Stefan Niggemeier wahrscheinlich nie gefragt, ob ich mit ihm 42 ESC-Songs besprechen möchte, und er hätte mich nie zum BILDblog geholt. Der Rest ist Geschichte (und ein Buch, das in 18 Tagen erscheint).

Wenn wir daraus also irgendwas lernen können, dann das, was Steve Jobs schon 2005 den Absolvent*innen in Stanford gesagt hatte: „You can’t connect the dots looking forward; you can only connect them looking backward. So you have to trust that the dots will somehow connect in your future.“

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Print Digital

Blogging like it’s 2007

Nächste Woche wird dieses Blog 14 Jahre alt. Gerade in der Anfangsphase, als hier noch richtig viel los war, es ein Zusammengehörigkeitsgefühl in der damals sogenannten Blogosphäre gab, und wir alle die Hybris hatten, zu glauben, Blogs könnten den Journalismus verändern (womöglich gar zum Besseren), habe ich mich öfter darüber aufgeregt, dass Online-Medien über Blogs schrieben, ohne sie zu verlinken (und das in einem Tonfall, der sich im Nachhinein allenfalls mit „jugendlicher Übermut“ erklären lässt).

Inzwischen sind „Blogger“ Menschen, die auf Instagram teure Uhren in die Kamera halten; der Journalismus hat ungefähr alles, was am Internet immer schon schlecht war, übernommen; aber immerhin findet man inzwischen selbst in vielen Print-Medien QR-Codes, mit deren Hilfe man auf im Text erwähnte Internetseiten gelangen kann.

So gesehen ist der Text, den der „Spiegel“ vor zwei Wochen über eine Ausstellung über die First Ladies der US veröffentlichte, ziemlich oldschool:

Sie war im November kurz zu sehen, bevor das Museum wegen der Pandemie schließen musste. Die Onlineversion der Schau belegt die Aktualität von Gebräuchen und Phänomenen aus nur vorgeblich alten Zeiten.

Japp: Da wird auf die Onlineversion einer Ausstellung verwiesen und es gibt keinen QR-Code und keine URL, die dorthin führt.

„Die Leser*innen in Deutschland könnten die Ausstellung ja schließlich auch nicht sehen, wenn sie im Museum hängt“, möchte mein 23-jähriges Ich ergänzen.

Mein 37-jähriges Ich ist einfach so nett und schreibt: „Every Eye Is Upon Me: First Ladies of the United States“ ist auf der Seite der National Portrait Gallery zu sehen.

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Musik

Song des Tages: The Beatles – All My Loving

Hier im Blog passiert in letzter Zeit nicht so richtig viel: Arbeit und Leben brauchen schließlich auch ihre Zeit. Das ärgert mich trotzdem — vor allem, weil wenn ich dann mal was blogge, der Grund meistens ist, dass ich mich über irgendetwas Journalisten aufrege. So wird das hier auf Dauer die Abraumhalde für meine schlechte Laune.

Aber das soll sich ändern.

Der Plan ist, jetzt jeden Tag ein Lied zu posten. Ob alt oder neu, bekannt oder unbekannt, Indie, Hiphop oder ESC ist dabei völlig wumpe. Das einzige Kriterium ist: Es muss mir gefallen oder für mich irgendeine Bedeutung haben, die ich in zwei, drei Sätzen erkläre.

Beginnen wollen wir mit einem Vorschlag von Captain Obvious:

Hier klicken, um den Inhalt von www.youtube.com anzuzeigen

Zum ersten Mal gehört: Keine Ahnung. Irgendwann vor 1993, als ich meine ersten eigenen CDs geschenkt bekam, die tatsächlich von den Beatles waren — wenn auch keine Original-Alben, sondern wüste Umsortierungen der ersten fünf Alben durch eine Kaffeerösterei. Ich kannte das Stück vorher schon, denn als Instrumentalversion war es die Titelmelodie der WDR2-Verbrauchersendung “Quintessenz”, die jeden Tag im Autoradio lief, wenn unsere Mutter uns Kinder zu Freunden, zu Arztterminen oder zum Einkaufen fuhr.

Wer musiziert da? Die Beatles. Ich bin nicht bereit, das näher zu erklären. Die sind ja keine Telefonzelle.

Warum gefällt mir das? Na ja, es sind die Beatles. Es ist sicherlich nicht ihr bester Song, es ist nicht mal der beste Song der frühen Phase. Aber es ist tatsächlich der Song, der mir mir nach langer Überlegung als derjenige einfiel, an den ich die ältesten Erinnerungen habe (von irgendwelchen Kinderliedern jetzt mal ab). Und irgendwie gefällt mir auch die rührende Schlichtheit der Lyrics: Hey, Darling, morgen bin ich weg, aber ich schick Dir jeden Tag einen Brief mit all meiner Liebe. Post von McCarteny, sozusagen.

Und jetzt bin ich mal gespannt, wie lange ich durchhalte …

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Rundfunk Digital Fernsehen

q.e.d. (Super-Selbstreferentialität)

Ich war heute Nachmittag bei Phoenix zu Gast, um über das Thema “Nachrichtenquelle Internet – Medien im Wandel” zu sprechen. Ich glaube nicht, dass Sie was verpasst haben, aber die Sendung wird morgen Mittag um 12 auch noch mal wiederholt.

Die Kernthese, auf die die Moderatorin Mareike Bokern, Frederik Pleitgen von CNN International und ich uns am Ende geeinigt haben, war ungefähr: Das Internet ist toll, aber man darf nicht alles glauben, was dort steht.

Und damit kommen wir zu dem Tweet, mit dem CNN Germany auf die Sendung hingewiesen hat:

Heute 16h auf Phoenix: Nachrichtenquelle Internet - Medien im Wandel: Mareike Bokern im Talk mit CNNs @fpleitgenCNN und @Lukas_Heinser

Dabei bin ich gar nicht bei Twitter — schon gar nicht als @Lukas_Heinser.

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Musik Digital

Ein Blog kann eine Brücke sein

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Digital

It’s My Lifestyle

Als Blogger erhält man erfahrungsgemäß viel unaufgeforderte Post. Manchmal tatsächlich per Post, meistens per E-Mail.

Häufig werden wir hier von Firmen angeschrieben, die irgendwas mit Kaffee machen oder verkaufen wollen — passt ja zum Namen. Beim BILDblog sind wir inzwischen im Verteiler von mindestens drei Promoagenturen aus dem Musikbereich, was angesichts der inhaltlichen Ausrichtung dort auch eher gewagt ist.

Gestern nun bekam ich wieder eine solche Spam-Mail an die Coffee-And-TV-Adresse:

Hallo Lukas,

bei meiner Suche nach tollen Blogs bin ich auf Deinen Blog “Coffee and TV” aufmerksam geworden und mir gefallen Deine Lifestyle & TV Bilder sehr.

Das fand ich alleine schon steil genug — immerhin sind wir hier graphisch ungefähr so abwechslungsreich wie die Titelseite der “FAZ” vor ihrem Relaunch.

Aber die E-Mail war so ähnlich auch an meine BILDblog-Adresse gegangen:

Hallo Lukas,

bei meiner Suche nach tollen Blogs bin ich auf Deinen Blog “Bildblog” aufmerksam geworden und mir gefallen Deine News & Lifestyle Bilder sehr.

Zur Erinnerung: Hier eines unserer aktuellen “News & Lifestyle Bilder”:

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Rundfunk

Schlagzeilen nach Athen getragen

Paul Ronzheimer, “Pleite-Griechen”-Beauftragter von “Bild”, war kürzlich im griechischen Fernsehen. Dort tat er, was er in seinen Artikeln selten tut, und differenzierte zwischen der griechischen Bevölkerung und der griechischen Politik, weswegen er jede Menge Zustimmung bekam, wie er selbst schreibt.

Doch Ronzheimer war nicht allein im Fernsehen: Wir waren mit dabei — zumindest ein bisschen.

Die Zeitungsausrisse, mit denen die Grafiker der Sendung im Hintergrund Ronzheimers Lebenswerk bebilderten, hatten nämlich wir ausgerissen:

BILDblog vom 7. März 2010.

Coffee And TV vom 22. Juni 2011.

Ich kann übrigens gut verstehen, dass die Grafiker das nicht selbst machen wollten: Die obere Collage hat mich anderthalb Stunden gekostet.

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Digital Unterwegs

Ich will Dich treffen, wo es am schönsten war

New York, NY

Facebook macht mein Internet kaputt. Wann immer mir etwas halbwegs besonderes widerfährt oder ich etwas tolles entdecke, poste ich das bei Facebook und dann ist gut. Deswegen verwaist dieses Blog langsam aber sicher und wird nur noch befüllt, wenn sich bei mir genug negative Energie angesammelt hat. Das ist nicht gut.

Markus Herrmann alias Herm, der uns zum Beispiel das Oslog und das Duslog so schön tapeziert hat, war letzte Woche in New York. Er hat ungefähr alles, was er dort erlebt hat (dachte ich zunächst, waren aber nur zehn Prozent dessen), bei Facebook geteilt, sich hinterher aber auch noch die Mühe gemacht, das ausführlicher im Blog zu beschreiben.

Er war in zahlreichen Fernsehstudios, bei Google, an jeder denkbaren Touristenattraktion und hat Mark Hoppus, Conan O’Brien und Elmo aus der Sesamstraße getroffen. Ihm sind die unglaublichsten Dinge passiert und man sieht beim Lesen förmlich, wie er da mit großen Augen durch die Gegend tappst.

Womöglich finde ich das alles besonders toll, weil ich Herms Begeisterung für Popkultur und die USA teile (letzteres ein bisschen eingeschränkt, aber – love them or hate them – irgendwie kann man sich dem ja nicht entziehen) und ich fast auf den Tag genau fünf Jahre vor ihm in New York war und vieles ganz ähnlich erlebt habe.

In jedem Fall wäre es viel zu schade, wieder nur auf den “Gefällt mir”-Button zu klicken. Deswegen seien Ihnen die Einträge aus New York ausdrücklich auch hier im Blog empfohlen:

Herm in New York

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Digital Gesellschaft

Lesen Sie diese peinliche Einladungskarte im Original

Ich schreibe jetzt seit ziemlich genau 12 Jahren ins Internet: Erst über Kinofilme, dann über Musik, dann über alles mögliche und das Versagen von Journalisten. Mit der Zeit habe ich mir angewöhnt, schon im Moment des Erlebens im Kopf Blogeinträge zu Formulieren. Das ist sehr lästig, weil ich Rockkonzerte zum Beispiel nicht mehr als schöne Ereignisse wahrnehme, sondern hauptsächlich als Vorlagen für Texte, die in den allermeisten Fällen dann doch nie geschrieben werden.

Facebook hat alles noch schlimmer gemacht, denn plötzlich ist – um es mit Heiner Müller zu sagen – alles Material: Das leidlich lustige Erlebnis im Supermarkt, der mitgehörte Dialog in der Straßenbahn oder die Feststellung, dass ich seit einigen Monaten offenbar zu doof bin, mir die Schnürsenkel so zuzubinden, dass sie nicht unterwegs aufgehen. Alles kann ich schnell ins Smartphone tippen oder mir bis zuhause merken und es dann in die Halböffentlichkeit von Facebook kübeln. Und dann ist es ja offiziell mitgeteilt, weswegen ich die Episoden nicht mehr behalten muss, um sie in fröhlicher Runde Freunden oder Verwandten zu berichten. Ich habe gesprochen, wie der Indiander sagt, und obwohl das Internet ja an sich nicht vergisst, sind die ganzen mehr oder weniger unterhaltsamen Erlebnisse, die ganzen mehr oder weniger geistreichen Gedanken anschließend einigermaßen weg und für Tagebuch, etwaige Enkel und geplante Romane und Drehbücher irgendwie nicht mehr verfügbar. Darunter leidet auch dieses Blog.

Blöd ist aber auch die Schere im Kopf, die irgendwann unweigerlich auftaucht, sobald man begriffen hat, dass das, was man da ins Internet schreibt, auch von irgendjemandem gelesen wird. Es ist einerseits schön, von wildfremden Menschen im öffentlichen Raum angesprochen zu werden, weil ihnen das eigene Blog gefällt (und man selbst so unvorsichtig war, die eigene Fresse auch dann und wann in eine Videokamera zu halten und somit gesichtsbekannt ist), aber es ist andererseits auch ein bisschen beunruhigend, wenn Leute, deren Namen man nicht kennt (auch, weil man in dem Moment, da sie ihn genannt haben, wieder unaufmerksam war), einem erzählen, wie schön sie diesen oder jenen Text jetzt gefunden hätten.

Schlimmer ist nur noch das private Umfeld. Ich war in den vergangenen Monaten auf mehreren Hochzeiten eingeladen. Mehrere Artikel über das Zusammensein von Mann und Frau, über die offensichtliche Unmöglichkeit von unpeinlichen Einladungskarten, über die Einrichtung von Wohnungen und über die Menschheit im Allgemeinen schwirren seitdem auszugsweise durch mein Oberstübchen und harren ihrer Niederschrift — doch ich traue mich nicht. Schriebe ich identifizierbar (und für wenige Menschen identifizierbar wäre ja schon schlimm genug), wären die Gastgeber aus guten Gründen beleidigt: “Erst frisst er sich auf unsere Kosten durch den Abend und dann geißelt er unsere Einladungskarte.” Schriebe ich sehr allgemein, wären womöglich hinterher die falschen Menschen angefressen: “Erst frisst er sich auf unsere Kosten durch den Abend und dann geißelt er unsere Einladungskarte, von der er vorher noch gesagt hat, er fände sie überraschend unpeinlich.” Die Artikel werden also weiter auf sich warten lassen.

Überhaupt ist das ja ein interessantes Phänomen, das früher allenfalls Menschen betraf, die Autoren oder Musikanten in ihrem Bekanntenkreis hatten: Alles, was wir heute sagen, tun oder nicht tun, könnte schon morgen in irgendeinem Blogeintrag oder wenigstens in irgendeinem Facebook-Post auftauchen und mindestens die 200 engsten Freunde wüssten, wer gemeint ist. Drogen werden seit Erfindung von Handykameras daher sowieso von niemandem mehr konsumiert und Sex findet ausschließlich im Dunkeln statt (das ist auch besser fürs Selbstbewusstsein, steht in jeder zweiten Frauenzeitschrift).

Doch wie kam ich drauf? Richtig: Ich hatte heute ein leidlich lustiges Erlebnis in der S-Bahn, das ich im Facebook irgendwie nicht richtig hätte ausbreiten können (im Twitter hätte ich mit dem Bericht nicht mal beginnen können, weil ich es für nachgerade unmöglich halte, meine Gedanken in 140 Zeichen zu packen — sonst wäre ich schließlich Profifußballer geworden).

Ich stieg also in die S-Bahn ein und da saß eine schwer blutverschmierte Person.
“Herr Ober, da sitzt eine schwer blutverschmierte Person”, hätte ich also ins Facebook geschrieben, nur um dann zu ergänzen, dass die Person aber offenbar etwas mit Rollenspielen oder ähnlichem zu tun hatte, jedenfalls sehr ordentlich geschminkt war. Eventuell hätte ich noch die Frage an mich selbst hinzugefügt, warum ich in der S-Bahn eigentlich nach dem Ober rufe, das ist ja schließlich kein Restaurant.

Im Nachhinein betrachtet wäre diese Geschichte vielleicht sogar für Twitter zu sinnlos gewesen.

Deswegen schnell noch eine andere Geschichte, die ich auch nicht bei Facebook gepostet habe: Gestern in der Buchhandlung, ein Tisch “Lesen Sie diese Bestseller im Original”. Darauf: Die “Millennium”-Trilogie von Stieg Larsson auf Spanisch.

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Musik Digital

Haldern-Podcasts

Zweites Augustwochenende, schlechtes Wetter — die Zeit ist reif fürs Haldern Pop Festival!

Ich mach mich gleich auf den Weg zu meinem 12. Haldern machen und freue mich schon sehr auf The Low Anthem, The Wombats, James Blake, Fleet Foxes, Yuck, Alexi Murdoch und viele andere.

Hier im Blog werden wir etwas ganz Neues ausprobieren, von dem ich selbst am Meisten überrascht wäre, wenn es funktionierte: Jeden Abend, nachdem die (meisten) Konzerte vorbei sind, werden wir einen kleinen Podcast aufnehmen und anschließend direkt hier veröffentlichen. (Das Konzept ist natürlich abgeschaut von der SXSW-Berichterstattung von “All Songs Considered”.)

Mit etwas Glück, viel Mondlicht und ein paar Hühnerknochen sollten Sie hier im Blog in den nächsten drei Tagen also drei Podcasts finden. Wenn nicht, stellen sie sich bitte einfach vor, wie ich in meinem Zelt sitze und Hard- und Software vielfarbig verfluche.

Nachtrag, 14. August: Ja, gut, äääh …

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Fernsehen Rundfunk Digital

Auswärtsspiel: TVLab

Auf ZDF_neo startet demnächst das “TVLab”, wo völlig neuartige TV-Konzepte vorgestellt und erprobt werden sollen.

Begleitet wird das Projekt von einem Blog und ich hatte die Ehre, den ersten Eintrag zu verfassen. Die Ausgangsfrage lautete “Worüber sollen wir reden, wenn nicht über das Fernsehen?” und – ohne zu viel zu verraten – ich komme zu dem Schluss: über nichts, bitte!

Der Beitrag bei blog.zdf.de

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Print Gesellschaft

Journalisten

Ich zucke immer zusammen, wenn ich als “Journalist” vorgestellt werde. Das hat wenig mit dem behaupteten Kulturkampf “Blogger vs. Journalisten” zu tun (ich zucke auch zusammen, wenn ich als “Blogger” vorgestellt werde) und viel mit dem, was in Deutschland für Journalismus gehalten wird.

“Journalist” ist keine geschützte Berufsbezeichnung, anders als zum Beispiel “Tierarzt”. Metzger, Wilderer und Automechaniker betreiben nachweislich keine Veterinärmedizin, das Werk von Volksverhetzern, Leichenfledderern und sonstigem charakterlosen Pack kann aber ohne weiteres als “Journalismus” bezeichnet werden.

Deshalb wird Paul Ronzheimer, 25-jähriger “Bild”-Redakteur, der auch gerne schon mal “den Pleite-Griechen die Drachmen zurück” gibt, mit dem Herbert-Quandt-Medien-Preis (immerhin benannt nach einem anderen großen Menschenfreund und Wohltäter) ausgezeichnet.

Und deshalb werden Druckerzeugnisse wie “Bild”, “Focus” oder “Bunte” auch von seriösen Journalisten (die es natürlich, um Himmels Willen, auch gibt und die gut daran täten, die Bezeichnung “Journalist” zu verteidigen) als Journalismus angesehen, obwohl es in der restlichen zivilisierten Welt eher unüblich ist, Boulevardjournalismus als Journalismus wahr- oder auch nur ernstzunehmen.

Jörg Kachelmann hat der “Zeit” ein langes Interview gegeben und auch wenn die Interviewerin Sabine Rückert selbst jetzt nicht gerade als strahlendes Beispiel für ordentlichen Journalismus bezeichnet werden kann, ist es ein beeindruckendes Dokument.

Kachelmann sagt darin unter anderem:

Ich bin sicher, dass die Boulevardmedien überall U-Boote haben. In allen wichtigen Organisationen haben die einen sitzen, damit er mal kurz in den Computer guckt. Wenn ich in einer Maschine unterwegs war, die nicht zu den Fluglinien des Firmenverbundes Star Alliance gehört, hat mich nie ein Paparazzo am Flugplatz erwartet.

Das lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder, der Mann ist verrückt (geworden), oder dieses Land ist sehr viel upgefuckter, als man sich das als Bürger gemeinhin vorstellen würde.

Das Internetportal “Meedia”, dessen Chefredakteur es als “elementarste Aufgabe” der Medien ansah, “das Doppelleben des netten Herrn Kachelmann zu enthüllen”, und der es als “rufschädigend für den Journalismus” bezeichnet hatte, den medialen Irrsinn in Sachen Kachelmann zu hinterfragen, dieses Internetportal jedenfalls schreibt heute über das Interview:

Schwenn habe nicht gebrüllt oder auf den Richtertisch gehauen, wie die Bild berichtet hat. Es ist nicht nur diese Stelle des Interviews, die den Eindruck erweckt, Kachelmann habe seit dem Prozess womöglich eine etwas verschobene Wahrnehmung der Realität. Zwar hat Schwenn tatsächlich nicht gebrüllt, aber seine Art und Weise im Gericht vorzugehen kann jeder, der anwesend wahr nur als offene Provokation empfunden haben.

Kachelmann sagt, Schwenn habe nicht gebrüllt, und Schwenn hat nicht gebrüllt, aber Kachelmann hat eine “etwas verschobene Wahrnehmung der Realität”? Was hat dann Stefan Winterbauer, Autor dieser Zeilen? (Außer vielleicht “den Schuss nicht gehört”.)