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Lucky & Fred: Episode 14

Hu! Da sind sie wie­der: Lucky und Fred, die Fern­fah­rer der Äther­wel­len, bli­cken zurück auf die letz­ten Wochen, in denen soooo viel jetzt gar nicht …

Okay, sei­en wir ehr­lich: Die Welt steht am Abgrund, Odin hat die nächs­te Mann­schaft ein­be­ru­fen und bald ist ver­mut­lich alles vor­bei. Vor­her schau­en wir aber noch nach Groß­bri­tan­ni­en (solan­ge es noch da ist), in die USA und natür­lich auf die Popu­lis­ten die­ser Welt. Ein paar gute Nach­rich­ten haben wir dann aber doch noch gefun­den und außer­dem kommt in die­sem Pod­cast zwei­mal das Wort „Fick“ vor, wes­we­gen wir davon abra­ten, ihn in der Nähe von Kin­dern zu hören. (Für die ist er aber eh lang­wei­lig.)

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Film

Der Staat gegen Fritz Bauer

Ich habe mir ges­tern Abend „Der Staat gegen Fritz Bau­er“ ange­schaut über den Gene­ral­staats­an­walt Fritz Bau­er, der letzt­lich dafür ver­ant­wort­lich war, dass die Israe­lis Adolf Eich­mann vor Gericht stel­len konn­ten, und der die Ausch­witz-Pro­zes­se her­bei­ge­führt hat.

Ein guter bis sehr guter Film mit teils gran­dio­sen Dar­stel­lern (bei Burg­hart Klauß­ner dach­te ich zwi­schen­durch immer wie­der, er wür­de eigent­lich Hans-Jochen Vogel spie­len, Sebas­ti­an Blom­berg ist ein­fach unfass­bar wand­lungs­fä­hig und gut – ich erin­ne­re da nur dar­an, wie er im „Baa­der Mein­hof Kom­plex“ Rudi Dutsch­ke war), einem sehr soli­den Dreh­buch (eini­ge Dia­lo­ge waren sehr holz­schnitt­ar­tig, ande­re durch­aus fein gedrech­selt) und einer erstaun­li­chen Lie­be zum Detail in der Aus­stat­tung. Ein­zig die Dreh­or­te, die ich stän­dig wie­der­erkannt habe (die Schan­zen­stra­ße in Köln-Mül­heim, für ver­schie­de­ne Orte in Süd­deutsch­land; das Fei­er­abend­haus in Hürth, wo wir Pop­stars 2015​ gedreht haben, als Pari­ser Flug­ha­fen – auch schön im Trai­ler zu sehen), haben mich immer wie­der etwas raus­ge­holt.

Ganz so John-le-Car­ré-mäßig wie der Trai­ler tut, ist der Film auch nicht: zwar gibt es eini­ge durch­aus span­nen­de Stel­len, in denen mir zum ers­ten Mal rich­tig bewusst wur­de, wie Nazi-ver­seucht die­ser Behör­den­ap­pa­rat im Nach­kriegs­deutsch­land war, aber es ist dann doch eher Dra­ma als Thril­ler. Ein gro­ßer Neben­strang ist die Situa­ti­on, in der Homo­se­xu­el­le in Deutsch­land durch §175 kri­mi­na­li­siert wur­den – und was der Film da zeigt, ist aus heu­ti­ger Sicht fast eben­so empö­rend wie die Alt­na­zis in der Haupt­hand­lung.

Mir ist mal wie­der auf­ge­fal­len, dass ich über das Nach­kriegs­deutsch­land qua­si gar nichts weiß – mein Wis­sen endet mit Hit­lers Selbst­mord und setzt dann mit den Kauf­haus­brand­stif­tun­gen von Baa­der und Ens­slin lang­sam wie­der ein. Der All­tag, in dem mei­ne Groß­el­tern so alt waren wie ich heu­te, erscheint mir unge­fähr so weit weg wie Goe­the­zeit. Es hilft aber auch, sich die Situa­ti­on in die­sem Land von damals vor Augen zu füh­ren, um zu sehen, wie weit wir dann doch schon gekom­men sind. Es ist, was das Ver­schwin­den des Faschis­mus und die Gleich­be­rech­ti­gung von Frau­en und Homo­se­xu­el­len angeht, noch ein wei­ter Weg, aber, hey: Immer­hin gehen wir ihn inzwi­schen.

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Gesellschaft

Septemberkinder

Eine Jury in New Jer­sey hat ges­tern den 20-jäh­ri­gen Dha­run Ravi für schul­dig befun­den, ein hate crime an sei­nem Mit­be­woh­ner Tyler Cle­men­ti began­gen zu haben. „Spie­gel Online“ beschreibt die Aus­gangs­la­ge so:

Es war der 19. Sep­tem­ber, an dem Cle­men­ti laut Zeu­gen­aus­sa­gen Ravi bat, den gemein­sa­men Raum zu ver­las­sen, er wol­le einen Gast emp­fan­gen. Ravi twit­ter­te: „Mit­be­woh­ner woll­te den Raum bis Mit­ter­nacht haben. Ich bin in Mol­lys (eine Freun­din, Anm. d. Redak­ti­on) Zim­mer gegan­gen und habe mei­ne Web­cam ange­schal­tet. Ich habe gese­hen, wie er mit einem Kerl rum­mach­te. Juhu.“

So fing es an. Am Ende war Cle­men­ti tot.

Die „New York Times“ führt wei­ter aus:

The case was a rare one in which almost none of the facts were in dis­pu­te. Mr. Ravi’s lawy­ers agreed that he had set up a web­cam on his com­pu­ter, and had then gone into a friend’s room and view­ed Mr. Cle­men­ti kis­sing a man he met a few weeks ear­lier on a Web site for gay men. He sent Twit­ter and text mes­sa­ges urging others to watch when Mr. Cle­men­ti invi­ted the man again two nights later, then dele­ted mes­sa­ges after Mr. Cle­men­ti kil­led hims­elf.

That account had been estab­lished by a long trail of elec­tro­nic evi­dence — from Twit­ter feeds and cell­pho­ne records, dor­mi­t­ory sur­veil­lan­ce came­ras, dining hall swi­pe cards and a “net flow” ana­ly­sis show­ing when and how com­pu­ters in the dor­mi­t­ory con­nec­ted.

Die digi­ta­len Bewei­se waren dann wohl auch aus­schlag­ge­bend für die sehr dif­fe­ren­zier­ten Ent­schei­dun­gen der Jury.

Ravis Anwäl­te hat­ten argu­men­tiert, ihr Man­dant sei „ein Kind“, das wenig Erfah­rung mit Homo­se­xua­li­tät habe und in eine Situa­ti­on gera­ten sei, die ihn geängs­tigt habe. In ent­schul­di­gen­den SMS-Nach­rich­ten an Cle­men­ti habe Ravi geschrie­ben, dass er kei­ne Pro­ble­me mit Homo­se­xua­li­tät habe und sogar einen engen Freund habe, der schwul sei.

Die „New York Times“ notiert:

(At almost the exact moment he sent the apo­lo­gy, Mr. Cle­men­ti, 18, com­mit­ted sui­ci­de after pos­ting on Face­book, „jum­ping off the gw bridge sor­ry“).

* * *

Der Selbst­mord von Tyler Cle­men­ti war einer von meh­re­ren im Spätsommer/​Herbst 2010. Min­des­tens neun Schü­ler und Stu­den­ten zwi­schen 13 und 19 Jah­ren glaub­ten, kei­nen ande­ren Aus­weg mehr zu haben, als ihrem Leben ein Ende zu set­zen, weil sie Opfer von Dis­kri­mi­nie­run­gen und Angrif­fen wur­den, nur weil sie schwul waren oder man sie dafür hielt.

Als Reak­ti­on auf die­se Selbst­mor­de wur­de das sehr bewe­gen­de Pro­jekt „It gets bet­ter“ ins Leben beru­fen, bei der Pro­mi­nen­te und Nicht­pro­mi­nen­te, Künst­ler und Poli­ti­ker, TV-Mode­ra­to­ren und Poli­zis­ten homo­se­xu­el­len Jugend­li­chen – ach, eigent­lich allen Jugend­li­chen – Mut mach­ten, dass ihr Leben bes­ser wer­de.

Ste­fan Nig­ge­mei­er hat damals geschrie­ben:

Dem Pro­jekt ist vor­ge­wor­fen wor­den, gefähr­lich unter­am­bi­tio­niert zu sein, weil es nicht auf die Besei­ti­gung der Ursa­chen von Dis­kri­mi­nie­rung zielt, son­dern bloß ihre Opfer zum Über­le­ben auf­for­dert. Die­se Kri­tik ist nach­voll­zieh­bar, aber sie trifft nicht. Zum einen hat Dan Sava­ge recht, wenn er sagt, dass es zunächst ein­mal dar­um geht, akut bedroh­ten Jugend­li­chen unmit­tel­bar Hoff­nung zu geben und auf Ansprech­part­ner hin­zu­wei­sen. Zum ande­ren belas­sen es die Mit­wir­ken­den kei­nes­wegs immer bei dem Ver­spre­chen, dass es nach der Schu­le, nach der Puber­tät, über­haupt in Zukunft schon bes­ser wer­den wird. Vie­le grei­fen, wie Ellen, den Skan­dal an, dass die Dis­kri­mi­nie­rung immer noch zuge­las­sen wird. Dass es ein Kli­ma der Into­le­ranz gibt, das die Ver­höh­nung von Schwu­len zulässt und för­dert.

* * *

Die Chi­ca­go­er Band Rise Against hat einen Song über die „September’s Child­ren“ geschrie­ben, mit dem die Musi­ker auch „It gets bet­ter“ unter­stüt­zen wol­len, und Sie soll­ten sich das Video unbe­dingt in vol­ler Län­ge anse­hen:

Rise Against – Make It Stop (September’s Child­ren) from LGBTQI Geor­gia on Vimeo.

Die Namen, die Front­mann Tim McIl­rath nennt, sind neben Tyler Cle­men­ti die von Bil­ly Lucas, Har­ri­son Cha­se Brown, Cody J. Bar­ker und Seth Walsh.

Jedes Mal, wenn ich die­ses Video sehe, den­ke ich vor der Mar­ke von 3:05 Minu­ten: „Das kön­nen die nicht wirk­lich so zei­gen“, und dann kommt die­ser Bruch und ich habe jedes ver­damm­te Mal wie­der Gän­se­haut und bin gerührt, auf­ge­wühlt und völ­lig fer­tig. So ein Video hät­te ver­dammt schief gehen kön­nen, aber ich fin­de, es ist der Band und ihrem Regis­seur Marc Klas­feld erstaun­lich gut gelun­gen.

* * *

Im Text heißt es „What God would damn a heart? /​ And what God dro­ve us apart? /​ What God could /​ Make it stop /​ Let this end“, und Reli­gi­on rückt in den USA auch nach Dha­run Ravis Schuld­spruch in den Fokus.

Brent Child­res schreibt im Reli­gi­ons-Blog der „Washing­ton Post“:

The­re are many more Tyler Cle­men­ti tra­ge­dies wai­ting to unfold if we con­ti­nue to clo­se our minds to the harm cau­sed by reli­gious teaching’s bias and inti­mi­da­ti­on toward gay. les­bi­an bise­xu­al and trans­gen­der indi­vi­du­als, espe­ci­al­ly youth and fami­lies.

The sto­ry of Tyler Clementi’s death has been one of the most publi­ci­zed teen sui­ci­des in recent memo­ry. Unfort­u­na­te­ly, a review of media inter­views and print news artic­les over the last 18 months pro­du­ces only a few hints to the role reli­gious tea­ching may have play­ed in Clementi’s emo­tio­nal and psy­cho­lo­gi­cal distress.

Es ist für Euro­pä­er kaum zu ver­ste­hen, was für christ­li­che Split­ter­grup­pen die­se Evan­ge­li­ka­len, Metho­dis­ten, Pres­by­te­ria­ner und Luthe­ra­ner eigent­lich sind, aber ihre Hal­tung zur Homo­se­xua­li­tät lässt die meis­ten deut­schen Kar­di­nä­le wie libe­ra­le Akti­vis­ten aus­se­hen. Und, was noch viel schlim­mer ist, die­se Grup­pie­run­gen wer­den von ihren Mit­glie­dern ernst genom­men:

Grace Church of Rid­ge­wood, New Jer­sey, is the church that Tyler Cle­men­ti atten­ded with his fami­ly. It was not an affir­ming and wel­co­ming place for a young per­son pro­ces­sing a same-sex sexu­al ori­en­ta­ti­on, accor­ding to some pas­tors in that com­mu­ni­ty. The church is a mem­ber of the Wil­low Creek Asso­cia­ti­on, a group of churches hea­ded by Bill Hybels, who as recent­ly as last year said that God desi­gned sexu­al inti­ma­cy to be bet­ween a man and a woman in mar­ria­ge and any­thing out­side of that is sexu­al impu­ri­ty in God’s eyes. The gay youth hears in tho­se words that they are dir­ty, unclean and some­thing for which they should be asha­med. […]

In an Octo­ber 2010 artic­le pos­ted on a church blog at St. Ste­phen Church, [Rev. Clar­ke] Olson-Smith wro­te „In the con­gre­ga­ti­on Tyler grew up in and his par­ents still belong to, the­re was no ques­ti­on. To be gay was to be cut off from God.“

Nach dem Schuld­spruch gab der Fern­seh­pre­di­ger Bill Kel­ler dem CNN-Mode­ra­tor Ander­son Coo­per, Rachel Mad­dow von CNBC, der Mode­ra­to­rin Ellen DeGe­ne­res, den Medi­en und den „fei­gen Pries­tern“ die Schuld am Tod von Tyler Cle­men­ti:

Sui­ci­de is a despe­ra­te and sel­fi­sh act that is ulti­m­ate­ly the sole respon­si­bi­li­ty of the per­son who made the choice to end their life. Ever­yo­ne who com­mits sui­ci­de has reasons that led them to make such a hor­ri­ble decis­i­on. The fact is, sui­ci­de is expo­nen­ti­al­ly hig­her among­st tho­se who choo­se the homo­se­xu­al life­style, and while tho­se in the media want to bla­me peo­p­le like mys­elf who take a Bibli­cal stand on this issue, the fact is, they are the ones most respon­si­ble!

So ein­fach kann man sich das machen: Nicht die Atmo­sphä­re voll Hass und Ableh­nung ist schuld, in der jun­ge Homo­se­xu­el­le auf­wach­sen müs­sen, natür­lich sowie­so nicht die­je­ni­gen, die sich auf die Bibel beru­fen, son­dern die, die sagen, dass es völ­lig okay sei, Men­schen des sel­ben Geschlecht zu lie­ben!

Ich habe die Hoff­nung, dass Hass­pre­di­ger wie Kel­ler der­einst mit einem „Sor­ry, Du hast da was wahn­sin­nig miss­ver­stan­den“ an der Him­mels­pfor­te abge­wie­sen wer­den.

* * *

Kin­der und Jugend­li­che waren immer schon grau­sam zuein­an­der, aber die heu­ti­gen tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten bie­ten denen, die sich über ande­re erhe­ben wol­len, ganz neue Ver­brei­tungs­we­ge und viel grö­ße­re Ziel­grup­pen – und letzt­lich ahmen die Jun­gen vor allem nach, was ihnen die Alten in der Gesell­schaft vor­le­ben. Es gibt unter­schied­li­che Mei­nun­gen, ob es eine gute Idee war, Ravi eines hate cri­mes für schul­dig zu befin­den, also einer aus Vor­ur­tei­len began­ge­nen Straf­tat, oder ob sich die Jury nicht auf die ande­ren Ankla­ge­punk­te hät­te beschrän­ken sol­len.

Der Jura-Pro­fes­sor Paul But­ler schreibt bei CNN.com:

Ravi did not invent homo­pho­bia, but he is being scape­goa­ted for it. Bias against gay peo­p­le is, sad­ly, embedded in Ame­ri­can cul­tu­re. Until last year peo­p­le were being kicked out of the mili­ta­ry becau­se they were homo­se­xu­als. None of the four lea­ding pre­si­den­ti­al can­di­da­tes – Pre­si­dent Oba­ma, Mitt Rom­ney, Rick San­torum, Newt Ging­rich – thinks that gay peo­p­le should be allo­wed to get mar­ried. A bet­ter way to honor the life of Cle­men­ti would be for ever­yo­ne to get off their high hor­se about a 20-year-old kid and ins­tead think about how we can pro­mo­te civil rights in our own lives.

Though a natio­nal con­ver­sa­ti­on about civi­li­ty and respect would have been bet­ter, as usu­al for social pro­blems, we loo­ked to the cri­mi­nal jus­ti­ce sys­tem. The United Sta­tes inc­ar­ce­ra­tes more of its citi­zens than any coun­try in the world. We are an extra­or­di­na­ri­ly puni­ti­ve peo­p­le.

Cle­men­ti died for America’s sins. And now, Ravi faces years in pri­son for the same reason.

* * *

Nach dem Schuld­spruch wand­te sich Tyler Cle­men­tis Vater Joe mit einer Bot­schaft an die Öffent­lich­keit:

To our col­lege, high school and even midd­le-school youngs­ters, I would say this: You’­re going to meet a lot of peo­p­le in your life­time. Some of the­se peo­p­le you may not like. But just becau­se you don’t like them, does not mean you have to work against them. When you see some­bo­dy doing some­thing wrong, tell them, „That’s not right. Stop it.“

You can make the world a bet­ter place. The chan­ge you want to see in the world beg­ins with you.

Es könn­te bes­ser wer­den. Es muss!

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Rundfunk Digital

Gelegentlich angeblich

Falls Sie die letz­ten Tage unter einem Stein oder auf einem ande­ren Pla­ne­ten ver­bracht haben soll­ten: Hape Ker­ke­ling hat am Sams­tag bei „Wet­ten dass..?“ ver­kün­det, dass er nicht als Nach­fol­ger von Tho­mas Gott­schalk zur Ver­fü­gung stün­de. Eines der „drei wich­ti­gen Ämter in Deutsch­land“ (neben Kanzler/​in und Bun­des­trai­ner) ist damit nach wie vor unbe­setzt.

Das … äh: „Nach­rich­ten­por­tal“ rentner-news.de („Von Rent­nern – für Rent­ner“) hat heu­te Vor­mit­tag die „ulti­ma­ti­ve Wahr­heit über die ‚Wet­ten dass.…?‘-Nachfolge von Tho­mas Gott­schalk“ ent­hüllt:

Wie aus dem nähe­ren Umfeld des ZDF nach der Sen­dung ver­lau­te­te, sol­len eini­ge Vor­stands­mit­glie­der des ZDF erst wäh­rend der Live-Über­tra­gung erfah­ren haben, dass Hape Ker­ke­ling gele­gent­lich angeb­lich homo­se­xu­ell ist.

Auf­grund man­geln­der Erfah­run­gen auf die­sem Gebiet erschien ihnen dies inkom­pa­ti­bel zu den Pro­gramm­richt­li­ni­en des ZDF , und man ver­zich­te­te vor­sichts­hal­ber auf ein Enga­ge­ment von Hape Ker­ke­ling.

Die ande­ren Medi­en, sonst hyper­ak­tiv, wenn es um das The­ma „Wet­ten dass..?“ geht, haben die Geschich­te bis­her nicht auf­ge­grif­fen. Was womög­lich damit zusam­men­hän­gen könn­te, dass 20 Jah­re dann doch eine Zeit sind, in der selbst beim ZDF eine Nach­richt ankommt. So lang ist Ker­ke­lings Outing durch Rosa von Praun­heim bei „Explo­siv – Der hei­ße Stuhl“ fast auf den Tag genau her.

Nach­trag, 16.45 Uhr: Womög­lich han­delt es sich bei rentner-news.de aber auch ein­fach nur um eine Sati­re-Sei­te

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Musik Digital

Ein Beispiel, das Schwule machen sollte

Ein ganz beson­de­rer Musik­wunsch erreicht uns auf etwas absei­ti­gem Weg aus den Redak­ti­ons­räu­men von Bild.de:

Dass Fett nicht abwaschbar ist, sahen die Leute irgendwann ein. Es musste eine neue Verkaufsidee her. Das dachten sich wohl die Erfinder des Gerätes „Gaybar Simulator“. Dabei schnallte man sich einen Ledergürtel um die Taille und schaltete das elektrische Fitnessgerät an, das anfing zu rütteln. So sollten überflüssige Pfunden weggeschüttelt werden.

Bit­te­schön:

[via Emp­ty]

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Print Gesellschaft

No matter what the end is

Richard Wag­ner ist Redak­teur bei der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“ und hat am ver­gan­ge­nen Sonn­tag in sei­ner Kolum­ne „Das war’s“ fol­gen­den … Nach­ruf ver­fasst:

Rät­sel­haft blieb, war­um der unap­pe­tit­li­che Tod des höchs­tens mit­tel­mä­ßi­gen soge­nann­ten Sän­gers Ste­phen Gate­ly der längst abge­half­ter­ten soge­nann­ten Boy­group „Boy­zo­ne“ auf der in noch ande­rer Hin­sicht unap­pe­tit­li­chen Insel Mal­lor­ca den Weg in die respek­ta­ble Öffent­lich­keit fand.

[via Ste­fan Nig­ge­mei­er]

Wenn man mal von den gan­zen Unver­schämt­hei­ten Zynis­men Adjek­ti­ven absieht, ((Eben­falls abse­hen soll­te man natür­lich von dem Umstand, dass da ein Band­na­me in Anfüh­rungs­zei­chen gesetzt ist, was mich ein­fach immer wahn­sin­nig macht. Aber das mag ein per­sön­li­ches Pro­blem sein.)) steht da eine gar nicht mal so unin­ter­es­san­te Fra­ge: War­um ver­schaff­te sein Tod Ste­phen Gate­ly eine Auf­merk­sam­keit, die er – wenn über­haupt – zuletzt vor zehn Jah­ren bekom­men hat­te, als er in der „Sun“ sein (mil­de erzwun­ge­nes) Coming Out hat­te?

Ganz banal gesagt fängt es natür­lich mit der Öffent­lich­keit – das Wort „respek­ta­bel“ muss Wag­ner beim wahl­lo­sen Adjek­tiv-Ein­set­zen rein­ge­rutscht sein – an, die grö­ßer ist als je zuvor. Was frü­her Gesprächs­the­ma auf dem Pau­sen­hof oder in der Tee­kü­che war, fin­det jetzt für jeden wahr­nehm­bar im Inter­net statt. Es gibt Twit­ter, Blogs, Pinn­wän­de bei Face­book, MySpace und last.fm und Bou­le­vard­zei­tun­gen, die qua­si rund um die Uhr erschei­nen. Alles bekommt heu­te mehr Auf­merk­sam­keit als vor zehn Jah­ren – viel­leicht mit Aus­nah­me eini­ger wich­ti­ger Din­ge, aber dar­über sol­len Kul­tur­pes­si­mis­ten wie Richard Wag­ner nach­grü­beln.

Eine ande­re prag­ma­ti­sche Ant­wort wäre: Weil die Frau­en, die heu­te die „People“-Ressorts und Online-Redak­tio­nen rund um den Erd­ball beset­zen, mit Boy­zo­ne auf­ge­wach­sen sind. Die Ant­wort ist aber so schlicht, dass man sie Wag­ner tat­säch­lich anbie­ten wür­de, wenn man ihn irgend­wo zwi­schen Tür und Angel trä­fe.

Aber man kann ja mal ver­su­chen, ein biss­chen tie­fer zu gehen: Erst ein­mal erzeugt ja der Tod eines Pro­mi­nen­ten ((„eines soge­nann­ten Pro­mi­nen­ten“ für Richard Wag­ner.)) immer media­le Auf­merk­sam­keit – je vor­zei­ti­ger, des­to grö­ßer. Es gilt, was Nada Surf 1999 in „River Phoe­nix“ ((Benannt nach dem Schau­spie­ler, der 1993 im Alter von 23 Jah­ren an einer Über­do­sis Hero­in und Koka­in ver­starb.)) san­gen:

We did­n’t know Jackie O
She was one of the peo­p­le that we did not know
Nor did we care about her hair
Her pill­box hat and her savoir fai­re
But still we thought we knew

Man nimmt halt irgend­wie am Leben von Per­so­nen des öffent­li­chen Lebens teil – heu­te noch sehr viel mehr als vor zehn Jah­ren: Ste­phen Gate­ly hat­te einen Twit­ter-Account, der ja als das Sym­bol der Annä­he­rung zwi­schen Stars und ihren Fans gilt.

Als Anna Nico­le Smith, eine Frau, die aus sehr viel schlich­te­ren Grün­den berühmt war als Ste­phen Gate­ly, im Febru­ar 2007 starb, erklär­ten eini­ge Men­schen aus mei­nem Umfeld etwas irri­tiert, dass sie die­ser Todes­fall doch irgend­wie betrof­fen mache – und ich war ganz froh, dass es nicht nur mir so ging. Fünf Mona­te zuvor hat­te Smith ihre Toch­ter zur Welt gebracht, ihr Sohn Dani­el war beim Besuch am Kinds­bett gestor­ben. Das wünscht man kei­nem, auch kei­ner gro­tes­ken Medi­en­fi­gur, deren Leben von Anfang an unstern­ver­folgt schien.

Ein wei­te­rer wich­ti­ger Grund, war­um sich die Öffent­lich­keit und die Medi­en so sehr auf Gate­lys Tod stürz­ten, sind die „unap­pe­tit­li­chen“ Umstän­de – oder das, was die Klatsch­jour­na­lis­ten ger­ne dar­in sehen woll­ten: Erst hieß es, er sei an sei­nem eige­nen Erbro­che­nen ((Völ­lig bizarr wäre natür­lich, mal von jeman­dem zu lesen, der an frem­dem Erbro­che­nen erstickt ist. Man könn­te aber wohl auch gut drauf ver­zich­ten.)) erstickt, was ja Rock­startod #1 wäre (vgl. Jimi Hen­drix, Bon Scott). Die Rede war von einer wil­den Par­ty­nacht mit sei­nem ein­ge­tra­ge­nen Lebens­part­ner und einem drit­ten Mann.

Denn, machen wir uns nichts vor: Die Tat­sa­che, dass Gate­ly schwul war, gibt der Geschich­te natür­lich noch mal eine gewis­se Wür­ze. Einer­seits ver­leiht es der Auf­stiegs­ge­schich­te vom Arbei­ter­sohn zum Pop­star ein gewis­ses tra­gi­sches Moment, dass sich Gate­ly jah­re­lang ver­stel­len muss­te, ande­rer­seits gibt es den völ­lig Enthirn­ten Gele­gen­heit zu Über­schrif­ten wie „Homo-Sän­ger erstickt am eige­nen Erbro­che­nen“. Und dann die­ser 25-jäh­ri­ge bul­ga­ri­sche „Par­ty­boy“, ((Wobei man über das Wort „Par­ty­boy“ ja schon fast froh und dank­bar sein muss – irgend­et­was sagt mir, dass da vor kur­zem noch „Stri­cher“ gestan­den hät­te.)) der beim Paar in der Woh­nung war – da ist natür­lich der Phan­ta­sie zahl­rei­cher Redak­teu­re und Leser freie Bahn gelas­sen.

Dabei spricht wenig dafür, dass Gate­ly ein exzes­si­ves Leben geführt hat. Per­so­nen aus sei­nem Umfeld wer­den damit zitiert, dass er nur sel­ten Alko­hol trank und auch sonst nicht stän­dig auf Par­ty aus war. Aber sol­che Aus­sa­gen tau­gen längst nicht für so knal­li­ge Schlag­zei­len – und wenn man schon kaum etwas über sein Pri­vat­le­ben weiß und die Serio­si­tät der Quel­len eh nicht ein­schät­zen kann, dann bezieht man sich natür­lich lie­ber auf die Erzäh­lun­gen, die skan­da­lö­ser wir­ken und beim geneig­ten Leser zur Schluss­fol­ge­rung „Selbst schuld, der Herr Pop­star!“ füh­ren.

Aber all das reicht natür­lich nicht zum Pop­startod des Jah­res, nicht im Jahr 2009. Hät­te man am 20. Juni mit „Beat It“ allen­falls ein paar beson­ders Tanz­wü­ti­ge zum Bei­ne­schüt­teln bewe­gen kön­nen, waren die Tanz­flä­chen eine Woche spä­ter voll, als die ers­ten Tak­te erklan­gen. Die Anteil­nah­me – auch die eige­ne – am Tode Micha­el Jack­sons dürf­te die meis­ten Men­schen über­rascht haben. Wie ernst es wirk­lich war, merk­te ich, als mei­ne Groß­el­tern, deren größ­te Annä­he­rung an die Pop­kul­tur sonst im „Tatort“-Gucken am Sonn­tag­abend besteht, ((Eine Zeit lang dach­te mein Groß­va­ter, er wis­se, was eine Rap­pe­rin sei – es war die Pha­se, in der Boris Becker mit Sabri­na Set­lur liiert war.)) mich frag­ten, was ich denn zum Tod von Micha­el Jack­son sagen wür­de. Ja, was sagt man da?

Jack­son hat­te halt irgend­wie irgend­wann ein­mal das Leben von fast jedem Men­schen auf die­sem Pla­ne­ten berührt – und wenn sich das bei man­chen nur in der Ansicht nie­der­schlug, Jack­son sei wahn­sin­nig und (s.o.) an allem selbst schuld. Aber obwohl Jack­son eigent­lich spä­tes­tens seit sei­nem Pro­zess wegen Kin­des­miss­brauchs im Jahr 2005 als Witz­fi­gur galt, war das bei den Meis­ten – natür­lich nicht bei den Medi­en – schnell ver­ges­sen und es stand nur noch die Musik und die Tra­gik sei­nes Lebens im Vor­der­grund.

Und tra­gisch im eigent­li­chen Sin­ne sind in sol­chen Fäl­len ja meist das Leben des Ver­stor­be­nen (Jack­son), der Zeit­punkt (noch mal Jack­son, so kurz vor dem geplan­ten Come­back) oder die wei­te­ren Umstän­de (ver­folgt von Papa­raz­zi wie Prin­zes­sin Dia­na) des Todes – die Todes­fäl­le selbst sind fast alle­samt banal. Mehr Che­mie im Kör­per, als der ver­ar­bei­ten kann, führt zu schlich­tem Funk­ti­ons­ver­sa­gen. Wenn ein betrun­ke­ner Fah­rer viel zu schnell durch einen Tun­nel rast, kann das zur Kol­li­si­on mit einem Tun­nel­pfei­ler füh­ren, eine Geschwin­dig­keits­über­tre­tung unter Alko­hol­ein­fluss auf dem Heim­weg schnell zum Abflug, wie bei Jörg Hai­der.

Nur akzep­tie­ren will die Öffent­lich­keit natür­lich nie, dass ein Star letzt­lich mensch­lich und damit sterb­lich ist. Des­we­gen müs­sen Erklä­rungs­ver­su­che unter­nom­men wer­den, und sei­en sie noch so abwe­gig und absurd. Dann war es halt die Mafia, ein Geheim­dienst oder irgend­wel­che Ver­schwö­rer. Wenigs­tens ein Selbst­mord, damit es nicht ein­fach ein all­täg­li­cher Unfall war! Nur in sel­te­nen Glücks­fäl­len wird ein erfolg­rei­cher, jun­ger Poli­ti­ker, der eine hüb­sche Frau und süße Kin­der hat, aber Hol­ly­wood­stars und Sekre­tä­rin­nen vögelt, unter völ­lig uner­klär­li­chen Umstän­den in aller Öffent­lich­keit erschos­sen – wobei man nun wirk­lich nicht behaup­ten kann, dass die­ser Fall frei von Ver­schwö­rungs­theo­rien sei.

Der Unter­schied zwi­schen bekann­ten und unbe­kann­ten Sterb­li­chen besteht ledig­lich in der Reak­ti­on auf den Tod: Aus allen vor­ge­nann­ten Grün­den erzeugt der Tod eines Pro­mi­nen­ten eine media­le Auf­merk­sam­keit, die den Ver­stor­be­nen über­dau­ern kann. Spä­tes­tens, wenn der nächs­te Pro­mi­nen­te unter Umstän­den stirbt, die nicht „Krebs“ oder „Alter“ hei­ßen, wird Ste­phen Gate­lys Name wie­der in irgend­ei­ner Lis­te (wahr­schein­li­cher, natür­lich: in einer Bil­der­ga­le­rie) auf­tau­chen und den Musi­ker damit über­le­ben. Ob man als Fuß­no­te unsterb­lich wer­den will, ist aller­dings frag­lich.

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Gesellschaft

Grand Prix 2010: Es kann nur besser werden

Mos­kau, Grand-Prix-Aus­rich­ter 2009:

Screenshot: tagesschau.de

Oslo, Grand-Prix-Aus­rich­ter 2010:

Gay Kids
(Irgend­wo auf­ge­nom­men wäh­rend des Oslo-Trips im Febru­ar.)

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Gesellschaft

Weihnachtsgrüße aus Rom

Über­ra­schen­de Weih­nachts­grü­ße errei­chen uns von der Römisch-Katho­li­schen Kir­che. ((Ich möch­te hier nicht das Ver­hält­nis zwi­schen mir und der katho­li­schen Kir­che the­ma­ti­sie­ren. Ich mag das pom­pö­se ihrer Got­tes­diens­te, ich mag den Peters­platz und ich weiß nur zu gut, wel­che rie­si­gen Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten es zwi­schen Rom und den ein­zel­nen Gemein­den vor Ort gibt. Mei­ne Ver­su­che, ande­re Reli­gio­nen und Mei­nun­gen zu respek­tie­ren, schei­tern eben regel­mä­ßig am Papst.))

Bene­dikt XVI. hält an sei­nem Plan fest, zu jedem hohen Fei­er­ta­ge eine Bevöl­ke­rungs­grup­pe zu ver­grät­zen. Nach Juden und Mus­li­men hat er sich jetzt die Homo­se­xu­el­len vor­ge­nom­men:

Der Papst sag­te, die Mensch­heit müs­se auf „die Spra­che der Schöp­fung“ hören, um die von Gott vor­ge­se­hen Rol­len von Mann und Frau zu ver­ste­hen. Er bezeich­ne­te Ver­hält­nis­se jen­seits von tra­di­tio­nel­len hete­ro­se­xu­el­len Bezie­hun­gen als „Zer­stö­rung von Got­tes Werk“.

Einen Höchst­wert auf der Eva-Her­man-Ska­la für ver­schro­be­ne Gedan­ken­gän­ge sicher­te sich der Papst dann mit die­sem Satz:

„Die Regen­wäl­der haben ein Recht auf unse­ren Schutz“, zitiert die Nach­rich­ten­agen­tur Reu­ters das Ober­haupt der katho­li­schen Kir­che wei­ter, “ Aber der Mensch als Krea­tur hat nicht weni­ger ver­dient.“

Fas­zi­nie­ren­der­wei­se ver­hält es sich mit dem Papst da so ein biss­chen wie mit Bushi­do: Ihn allei­ne kann man mit der nöti­gen Distanz noch ertra­gen, aber schlimm wird es, wenn sei­ne Anhän­ger hin­zu­kom­men.

Ste­fan Nig­ge­mei­er hat neu­lich in einem ande­ren Zusam­men­hang auf kreuz.net auf­merk­sam gemacht, ein „Nach­rich­ten­por­tal“, das jeden auf­ge­klär­ten Men­schen erst ein­mal stau­nen macht. Christ­li­cher Extre­mis­mus ist auch im 21. Jahr­hun­dert durch­aus vor­han­den – auch und gera­de im Inter­net. Als klei­ne, eini­ger­ma­ßen wahl­lo­se Kost­pro­be sei nur die­ser Arti­kel emp­foh­len, in dem es gleich um Schwu­len­hass, Jour­na­lis­ten­bas­hing und einen Nazi-Ver­gleich geht.

Aber ich möch­te mir mei­ne dann doch halb­wegs fest­li­che Stim­mung nicht von Hard­core-Exege­ten der christ­li­chen Heils­leh­re ver­der­ben las­sen und schwen­ke des­halb lie­ber um zu schö­ner Musik. Die groß­ar­ti­ge Band Niz­lo­pi hat ein Lied namens „Part Of Me“ geschrie­ben.

In dem Text heißt es unter ande­rem:

And Geor­ge Bush, Tony Blair, Emi­nem and Dr Dre
Putin, Sar­co­zy and Arnold Schwar­zen­eg­ger by the way
Amy Wine­house, Mar­ga­ret That­cher and the Pope would have to say
If they were all quite honest
That part of them is gay

[Direkt­link]

[via queer.de]

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Musik Gesellschaft

A Different Beat

Ich gebe zu, ich hat­te nicht mit­be­kom­men, dass sich Boy­zo­ne zu einer Reuni­on zusam­men­ge­fun­den hat­ten. East 17: klar, Take That: sowie­so, aber Boy­zo­ne, die immer­hin auf Platz 3 mei­ner ima­gi­nä­ren Lis­te der okay­en Boy­bands der Neun­zi­ger stan­den: nee, ver­passt.

Dabei hat die Band im Okto­ber mit „Back Again … No Mat­ter What“ ihre immer­hin sechs­te Grea­test-Hits-Com­pi­la­ti­on auf den Markt gebracht (zum Ver­gleich: in den Neun­zi­gern kamen drei regu­lä­re Alben raus). Am 8. Dezem­ber erscheint die Sin­gle „Bet­ter“, die reich­lich öde ist und des­halb bes­te Chan­cen hat, Christ­mas No. 1 in Groß­bri­tan­ni­en zu wer­den.

All das wäre nicht der Rede wert, wenn … ja, wenn das Video nicht eine klei­ne Sen­sa­ti­on dar­stell­te: wäh­rend sei­ne vier Band­kol­le­gen eine Frau zum Ansin­gen und ‑schmach­ten haben, kuschelt Ste­phen Gate­ly mit einem Mann.

"Better"-Video: Stephen Gately und ein anderer MannGenau genom­men ist das nur kon­se­quent, denn Gate­ly war 1999 auch das ers­te akti­ve Boy­band-Mit­glied, das sei­ne Homo­se­xua­li­tät öffent­lich mach­te. Aber wäh­rend t.A.T.u. und Katy Per­ry mit Les­ben-Chic koket­tie­ren und „Bild“ ernst­haft (also, so weit man bei „Bild“ von Ernst spre­chen kann) „War­um ist les­bi­sche Lie­be plötz­lich so schick?“ fragt, waren kuscheln­de Jungs und Män­ner im Main­stream der Pop­kul­tur bis­her nicht mal eine Aus­nah­me, son­dern schlicht nicht exis­tent.

Es stimmt also durch­aus, wenn Caro­li­ne Sul­li­van im „Guar­di­an“ schreibt, das Boy­zo­ne-Video sei „rather ground­brea­king“. Aller­dings schränkt sie auch ein, man sol­le nicht zu vie­le Nach­ah­mer erwar­ten:

With less to lose than an ascen­dant new band, it was easy for Boy­zo­ne to do the right thing by Gate­ly. The few other estab­lished groups with open­ly gay mem­bers tend to tread light­ly around the sub­ject.

Das eigent­lich Erstaun­li­che an dem Video – neben der Fra­ge, war­um es zuerst schwu­le Bür­ger­meis­ter und Par­tei­vor­sit­zen­de gab und dann erst kuscheln­de Män­ner in Musik­vi­de­os – ist die fast schon neben­säch­li­che Selbst­ver­ständ­lich­keit, mit der zwi­schen den vier Man­n/­Frau-Paa­run­gen die­se zwei Män­ner ste­hen: kein Schock­ef­fekt, kein „Seht her, zwei Schwu­le!“ wie damals in der „Lin­den­stra­ße“. Es ist die­ses Plä­doy­er für Nor­ma­li­tät, die die­ses durch­schnitt­li­che Video für ein lang­wei­li­ges Lied zu etwas Außer­ge­wöhn­li­chem macht. Im Jahr 2008.

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Digital

Reisverdächtig

„RP Online“ hat das coming out ((Ver­zei­hen Sie mir hier die­se Sick-igkeit, aber es heißt „coming out“. Geoutet wird man von ande­ren und nicht von sich selbst!)) der Fern­seh­mo­de­ra­to­rin Dun­ja Haya­li zum Anlass genom­men, eine neun­ein­halb­zei­li­ge Mel­dung zum The­ma und eine 12-teil­i­ge Bil­der­ga­le­rie mit den übli­chen Schwup­pen und Les­ben raus­zu­hau­en (man kennt das ja).

Einer der Leser kom­men­tier­te das wie folgt:

Reissack-Umfall-Zähler. Dieser wäre weitaus interessanter als solche Meldungen. Kann als Ticker auf Ihrer Startseite installiert werden. Gerne auch unterteilt nach Reisorten.....

Ich bin sicher, in der Redak­ti­on wird bereits fie­ber­haft an einer Umset­zung gear­bei­tet.

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Sport Gesellschaft

Christoph Daums Bedenken

Am Mitt­woch, 28. Mai 2008, wird das Deut­sche Sport­fern­se­hen (DSF) eine Doku­men­ta­ti­on aus­strah­len, die sich mit dem immer noch größ­ten Tabu im Fuß­ball beschäf­tigt: der Homo­se­xua­li­tät.

Wenn es stimmt, was die Deut­sche Aka­de­mie für Fuß­ball­kul­tur vor­ab ver­mel­det, wird Chris­toph Daum, Trai­ner der Fahr­stuhl­mann­schaft 1. FC Köln, in die­sem Film fol­gen­de Wor­te sagen:

Da wird es sehr deut­lich, wie sehr wir dort auf­ge­for­dert sind, gegen jeg­li­che Bestre­bun­gen, die da gleich­ge­schlecht­lich aus­ge­prägt ist, vor­zu­ge­hen. Gera­de den uns anver­trau­ten Jugend­li­chen müs­sen wir mit einem so gro­ßen Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein ent­ge­gen tre­ten, dass gera­de die, die sich um die­se Kin­der küm­mern, dass wir denen einen beson­de­ren Schutz zukom­men las­sen. Und ich hät­te da wirk­lich mei­ne Beden­ken, wenn dort von Theo Zwan­zi­ger irgend­wel­che Libe­ra­li­sie­rungs­ge­dan­ken ein­flie­ßen soll­ten. Ich wür­de den Schutz der Kin­der über jeg­li­che Libe­ra­li­sie­rung stel­len.

Das klingt erst ein­mal ziem­lich kon­fus, was sicher auch der frei­en Rede geschul­det ist. Aber es bedarf kei­ner beson­ders bös­wil­li­gen Inter­pre­ta­ti­on, um zu erah­nen, dass da wohl mal jemand Homo­se­xua­li­tät und Pädo­phi­lie durch­ein­an­der gebracht hat. Oder brin­gen woll­te.

Nun hal­te ich nor­ma­ler­wei­se nicht viel davon, Men­schen mög­li­che Ver­feh­lun­gen aus ihrer eige­nen Ver­gan­gen­heit immer wie­der vor­zu­hal­ten, aber an die­ser Stel­le soll­te nicht uner­wähnt blei­ben, dass sich da ein Mann um Jugend­li­che und „Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein“ sorgt, der vor acht Jah­ren nicht Fuß­ball­bun­des­trai­ner wur­de, weil ihm schwe­rer Koka­in­kon­sum nach­ge­wie­sen wer­den konn­te. (Mei­net­we­gen kann jeder mit sei­ner Gesund­heit machen, was er will, aber hier geht es ja um die mora­li­sche Kom­po­nen­te der Geschich­te.) Dass Daum aus­ge­rech­net Trai­ner in der „schwuls­ten Stadt Deutsch­lands“ ist, ist da das Tüp­fel­chen auf dem i.

Ich bin gespannt, wie die Doku­men­ta­ti­on letzt­lich aus­se­hen wird, und ob Daums homo­pho­ber Aus­fall von der Öffent­lich­keit über­haupt wahr­ge­nom­men wird. Der Pro­fi­fuß­ball wird immer wie­der mit der katho­li­schen Kir­che in einem Atem­zug genannt, wenn es um die letz­ten Bas­tio­nen offe­ner Schwu­len­feind­lich­keit gilt. Das Fuß­ball­ma­ga­zin „Rund“ hat die­sem The­ma schon meh­re­re gro­ße Arti­kel gewid­met, die man hier und hier bei „Spie­gel Online“ nach­le­sen kann.

DFB-Chef Theo Zwan­zi­ger will jetzt „ein Kli­ma schaf­fen“ in dem auch offen homo­se­xu­el­le Fuß­bal­ler ent­spannt im Sta­di­on auf­lau­fen kön­nen. Das ist ihm hoch anzu­rech­nen, aber es wird ein schwe­rer Weg in einem Umfeld, in dem Fans geg­ne­ri­sche Spie­ler oder den Schieds­rich­ter immer noch als „schwul“ bezeich­nen und das durch­aus als Belei­di­gung mei­nen. Wie bei sei­nem Enga­ge­ment gegen Ras­sis­mus wird der DFB einen lan­gen Atem brau­chen und auch sei­ne eige­nen Ent­schei­dun­gen anpas­sen. So wur­de der Dort­mun­der Tor­wart Roman Wei­den­fel­ler im ver­gan­ge­nen Jahr für drei Spie­le gesperrt und muss­te 10.000 Euro Stra­fe zah­len, weil er sei­nen Gegen­spie­ler Gerald Asa­mo­ah belei­digt hat­te: angeb­lich wur­de Wei­den­fel­ler für die Wor­te „Du schwu­le Sau“ ver­ur­teilt – wenn er den dun­kel­häu­ti­gen Asa­mo­ah (wie zunächst behaup­tet wur­de) als „schwar­zes Schwein“ beschimpft hät­te, wäre die Stra­fe noch erheb­lich schwe­rer aus­ge­fal­len.

Zum aktu­el­len Fall Daum hat sich Moritz von hel­lo­jed. im offi­zi­el­len Web­fo­rum des 1. FC Köln umge­se­hen und prä­sen­tiert die schlimms­ten Kom­men­ta­re.

[via queer.de]

Nach­trag, 18:40 Uhr: Wie Moritz in einem wei­te­ren Ein­trag schreibt, hat sich Daum inzwi­schen gegen­über dem Köl­ner „Express“ erklärt – und dabei ein­drucks­voll unter Beweis gestellt, dass er den Unter­schied zwi­schen Homo­se­xua­li­tät und Pädo­phi­lie wirk­lich nicht kennt:

Grund­sätz­lich bin ich ein tole­ran­ter und libe­ra­ler Mensch. Ich habe kei­ner­lei Berüh­rungs­ängs­te zu homo­se­xu­el­len Men­schen. Auch in mei­nem Bekann­ten­kreis gibt es Eini­ge, die gleich­ge­schlecht­li­che Bezie­hun­gen leben.
Kin­der­schutz geht mir aber über alles. Kin­der müs­sen vor Gewalt und sexu­el­len Über­grif­fen, ganz gleich ob homo- oder hete­ro­se­xu­el­len Men­schen, geschützt wer­den. Des­we­gen arbei­te ich auch aktiv bei der Orga­ni­sa­ti­on Power-Child.

Wer beim Wort „schwul“ gleich an ekli­ge Män­ner denkt, die klei­nen Jungs an die Sport­ho­se wol­len, soll­te zumin­dest kurz über­le­gen, ob er die­ses ver­que­re Welt­bild auch noch der Öffent­lich­keit mit­tei­len muss.

Und wäh­rend der „Express“ noch recht neu­tral „Wir­bel um Daum-Aus­sa­ge“ titelt, gehen bild.de („Daum belei­digt Schwu­le“) und stern.de („Daum macht gegen Schwu­le mobil“) gleich in die Vol­len. Das muss ja auch nicht sein …