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Politik

Vergleichsweise originell

Der Nazi-Ver­gleich der Woche kommt von Hel­mut Schmidt, auch wenn es genau genom­men kei­ner ist.

Der Alt­kanz­ler hat­te der „Bild am Sonn­tag“ gesagt:

Aber wir sehen jetzt in Ame­ri­ka, wie ein jun­ger Mann, Barack Oba­ma, allein mit Cha­ris­ma zu einer natio­na­len Figur wird. Dabei darf man nicht ver­ges­sen, dass Cha­ris­ma für sich genom­men noch kei­nen guten Poli­ti­ker aus­macht. Auch Adolf Nazi war ein cha­ris­ma­ti­scher Red­ner. Oskar Lafon­taine ist es auch.

Zu sagen, dass drei ver­schie­de­ne cha­ris­ma­ti­sche Red­ner „cha­ris­ma­ti­sche Red­ner“ sind, macht den Absatz nicht zu einem Ver­gleich. Wenn Schmidt gesagt hät­te: „Ich mag mei­ne Frau. Auch Ziga­ret­ten mag ich. Die ‚Fünf­te‘ von Beet­ho­ven auch.“, hät­te er ja auch nicht Loki mit einer klas­si­schen Sym­pho­nie ver­gli­chen.

Aller­dings gibt es da natür­lich noch einen qua­li­ta­ti­ven Unter­schied zwi­schen Hit­ler und Beet­ho­vens „Fünf­ter“ – letz­te­re ist nicht dafür bekannt, die Tötung von Mil­lio­nen von Men­schen geplant und frem­de Län­der über­fal­len zu haben. Ziga­ret­ten wie­der­um dürf­ten, was die Opfer­zah­len angeht, sogar schlim­mer als Hit­lerTM sein.

Was ich aber eigent­lich sagen woll­te: Hit­ler­ver­glei­che sind nicht das schlimms­te rhe­to­ri­sche Mit­tel, aber das lang­wei­ligs­te. Man kann alles und jeden mit Hit­ler ver­glei­chen (schrieb der Mann, des­sen Name mit „H“ anfängt und mit „er“ auf­hört).

Das Dienst­leis­tungs­blog Cof­fee And TV prä­sen­tiert statt­des­sen eine Lis­te von Leu­ten, mit denen Schmidt Lafon­taine hät­te ver­glei­chen kön­nen, wenn er ein biss­chen ori­gi­nel­ler hät­te sein wol­len:

  • Erich Hon­ecker Eben­falls Saar­län­der mit Grö­ßen­wahn und vor­geb­lich „sozia­lis­ti­scher“ Par­tei.
  • Lyn­don Larou­che Neben dem fran­ko­pho­nen Namen eint die bei­den, dass sie erfolg­lo­se Kan­di­da­ten für ihre jewei­li­gen Par­tei­en (SPD und US-Demo­kra­ten) waren, dann belei­digt von dan­nen zogen und sich eine auf sie zuge­schnit­te­ne Orga­ni­sa­ti­on mit merk­wür­digs­ten Zie­len auf­bau­ten.
  • Kurt Beck Hät­te sich auch bes­ser nie in der Bun­des­po­li­tik ver­sucht.
  • Rudolf Schar­ping War auch mal Kanz­ler­kan­di­dat der SPD, bevor er sich bei einem ande­ren Ver­ein (Bund Deut­scher Rad­fah­rer) voll­ends lächer­lich mach­te.
  • Wolf­gang Schäub­le Auch ein Berufs­pol­ti­ker, der Opfer eines Atten­ta­tes wur­de und sich seit­dem merk­wür­dig benimmt.
  • Kurt Georg Kie­sin­ger War auch mal für drei­ein­halb Jah­re Vor­sit­zen­der einer gro­ßen Volks­par­tei.
  • Hil­trud Hen­sen Hat sich auch mal bes­ser mit Ger­hard Schrö­der ver­stan­den.
  • Mar­cel Reich-Rani­cki Ist auch kein Freund von Gün­ter Grass.
  • Otto Lili­en­thal Hat die glei­chen Initia­len und woll­te auch immer hoch hin­aus.
  • Karl-Heinz Ried­le Hat am glei­chen Tag (näm­lich heu­te) Geburts­tag, nur in einem ande­ren Jahr. Ried­le passt aller­dings nicht so ganz, weil der auch Erfol­ge hat­te (Welt­meis­ter 1990).
  • Brun­ner & Brun­ner Haben auch einen Namen mit Was­ser­be­zug.