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Falsch, fälscher, “Rheinische Post”

Dr. Markus Dewender, Vorsitzender der Hilfsorganisation “Kinder brauchen uns” und Bambi-Preisträger, hat gar keinen Doktortitel. Das berichtet der “Spiegel” in seiner aktuellen Ausgabe und inzwischen hat sich Dewender offenbar selbst angezeigt, um “zur raschen Aufklärung” beizutragen. So weit so alltäglich tragisch.

Bei der “Rheinischen Post” hielt man es offenbar für eine total knorke Idee, den heutigen Artikel über den falschen Doktor gleich mit einem falschen Markus Dewender zu bebildern, denn irgendwie hat der Mann auf dem Foto so gar keine Ähnlichkeit mit dem Mann, der hier, hier, hier und sogar bei “RP Online” Markus Dewender ist:

Nicht Dr. Markus Dewender. Noch nicht mal ohne Doktortitel. Markus Dewender. Mit Bambi, aber ohne Doktortitel.

(links: Der falsche Mann in der “Rheinischen Post” von heute, rechts: Der richtige Mann bei “RP Online”)

Der von der RP abgedruckte Mann ist übrigens Dr. med. Matthias Angrés, medizinischer Vorstand des Vereins “Kinder brauchen uns”.

PS: Zumindest optisch näher gelegen hätte die “Rheinische Post”, wenn sie fälschlicherweise das Foto aus dem nebenstehenden Artikel verwendet hätte, das den Gewinner der “5 Millionen SKL Show” zeigt.

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Politik

Niederrheinische Mengenleere

Wir müssen mal für einen kurzen Moment so tun, als interessiere uns die Lokalpolitik in meiner früheren Heimatstadt Dinslaken.

Nein, das ist Quatsch. Lokalpolitik interessiert schon in Dinslaken niemanden mehr, da ist sie hier eigentlich völlig off topic. Ich wäre auch schlicht nicht in der Lage, die Vorgeschichte zu rekonstruieren, die zu dem Ratsbürgerentscheid führte, der die Stadt im Moment beschäftigt. Niemand in Dinslaken weiß noch so genau, worum es ging, was die Situation so besonders machte, der sich die Wahlberechtigten am vergangenen Sonntag (bei strömendem Regen und geöffneten Geschäften in der Innenstadt) ausgesetzt sahen. Aber wir haben es hier mit einem beeindruckenden Beispiel von politischem Selbstverständnis zu tun, das ich für allgemeingültig halte und Ihnen deshalb nicht vorenthalten will.

Nun also doch ganz kurz zur Vorgeschichte: Es geht grob darum, ob auf einem Parkplatz am Rande der Innenstadt ((“Rand” heißt hier: fußläufig durchaus zu erreichen, aber durch Gebäude und Straßen doch irgendwie ziemlich abgetrennt.)) ein Einkaufszentrum gebaut werden soll. Es ist hier völlig unerheblich, wer das bauen soll, wie das finanziert wird und was das alles mit dem MSV Duisburg zu tun hat. ((In Dinslaken ist es natürlich gar nicht unerheblich, da ist es langwierig und traurig. Aber wie gesagt: zu komplex, als dass noch irgendjemand durchblicken würde.)) Alles, was Sie jetzt noch wissen müssen, ist: Die Stimmung in der Stadt war sehr dagegen, die Stimmung in der großen Koalition im Rat war sehr dafür.

Ein Bürgerbegehren, bei dem sich 6.000 Dinslakener gegen die Bebauung ausgesprochen hatten, verhallte aus formalen Gründen ungehört, aber der Rat beschloss einen freiwilligen Bürgerentscheid, bei dem rauskommen sollte, dass “die Dinslakener eine Bebauung des Platzes nicht grundsätzlich ablehnen”. Das ist ungefähr so sinnvoll wie wenn Eltern zu ihren Kindern sagen würden: “Okay, wir sehen: Ihr mögt keinen Fisch. Ihr habt hier zwar nix zu sagen, aber wir sind mal so großzügig und räumen Euch jetzt die Möglichkeit ein, uns zu zeigen, dass Ihr Fisch nicht grundsätzlich ablehnt!” ((Sie verstehen, warum eine Karriere im politischen Kabarett für mich nicht in Betracht kommt.))

Nun machten aber nur 17,9% der Kinder von der Möglichkeit Gebrauch, sich zum Fisch zu äußern. Zwei Drittel davon waren gegen den Fisch bzw. die Bebauung, 6.399 Leute. Die Stadtverwaltung hatte aber festgelegt, dass mindestens 11.000 dagegen sein müssten.

Andererseits waren ja von 55.644 Wahlberechtigten auch nur 3.546 für die Bebauung, was eher unsolide 6,37% sind. Der Rest zählt (und wir wissen, wie das mit schweigenden Massen ist) wohl als “nicht grundsätzlich dagegen”.

Nun würde man als normaler Mensch sagen: “Formalitäten hin und her: Nach allem, was uns an Zahlen vorliegt, sind zwei Drittel der Leute dagegen und gerade mal sechs Prozent unserer Bürger ist das Bauvorhaben so wichtig, dass sie dafür am Sonntag bei Regen ins Wahllokal trotten. Vielleicht sollten wir also doch mal gucken, ob wir das nicht irgendwie anders machen.”

Und jetzt werfen wir bitte jegliche Logik über Bord, halten uns unbedingt noch mal die Zahl von 3.546 Befürwortern vor Augen und zitieren die Bürgermeisterin Sabine Weiss:

„Es ist wichtig, dass man solche Grenzen [die 11.000 erforderlichen Stimmen] setzt, sonst ließe sich mit 6000 Stimmen ja die große Mehrheit einer Stadt dominieren. Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass die, die nicht abgestimmt haben, gegen die Bebauung sind oder dass ihnen die Frage egal ist.“

Bitte beißen Sie in Ihren eigenen Schreibtisch, meiner ist schon durch.

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Heute anonym

In ihren emsigen Bestrebungen, der “Bild”-Zeitung immer ähnlicher zu werden, ist die “Rheinische Post” einen ganzen Schritt weitergekommen.

Die Samstagsausgabe sah so aus:

“Rheinische Post” vom 25. August 2007

Über das Foto der Deutschen-Bank-Zentrale ist ein Brief gelegt, den eine Düsseldorfer Anwaltskanzlei an die Deutsche Bank geschickt hat. In der Grafikabteilung der “RP” gab man sich größte Mühe, diesen Brief zu anonymisieren – und dabei trotzdem dem großen Vorbild treu zu bleiben:

Beinahe anonym in der “RP”
(Rote Farbe: “Rheinische Post”, Schwarze Balken: Coffee And TV)

Beinahe wie die Profis

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Politik

Biegen und Brechen

NRW wird seit zwei Jahren von einer schwarz-gelben Landesregierung regiert, die es binnen kürzester Zeit geschafft hat, dass sich die Bevölkerung die zuletzt verhasste rot-grüne Vorgängerregierung zurückwünscht. Wer nach dem Machtwechsel geglaubt hatte, es könne ja eigentlich nur noch besser werden, wurde negativ überrascht. Redet man mit Menschen, die ein bisschen Einblick in das Innere dieser Landesregierung haben, möchte man das Land danach so schnell als möglich verlassen: Vom Ministerialrat bis zum Minister scheinen alle mindestens unfähig (aber wie und wo sollten die in 100 Jahren SPD-Regierung auch Erfahrung sammeln?) und von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers heißt es, er sei selbst zum Vorlesen vorgeschriebener Reden nicht zu gebrauchen.

Aber was ist schon eine desaströse Bildungs- oder Baupolitik gegen äußerst fragwürdige (und unterirdisch schlecht verschleierte) Taktierereien?

Die “WAZ” meldet heute, die Landesregierung wolle die Kommunalwahl 2009, die für den selben Tag wie die Bundestagswahl vorgesehen war, verschieben:

Nach Informationen der WAZ haben die Generalsekretäre von CDU und FDP den Verantwortlichen im NRW-Innenministerium aber bereits diktiert, dass “aus politischen Erwägungen” eine Kopplung von Kommunal- und Bundestagswahl unerwünscht sei.

Meinungsforscher rechnen bei einer Doppelwahl mit einer deutlich höheren Wahlbeteiligung, weil sie vor allem viele der wahlmüde gewordenen SPD-Anhänger zurück an die Urnen holt. Das gute Abschneiden von CDU und FDP bei der Kommunalwahl 2004 wurde auch mit der im Vergleich zur Bundestagswahl 2005 dramatisch niedrigeren Beteiligung (54,4% Komm./ 81,3% Bund) erklärt.

Nochmal: Die Generalsekretäre von CDU und FDP wollen keine gemeinsame Kommunal- und Bundestagswahl, weil dann mehr SPD-Anhänger zur Bundestagswahl gehen könnten und gleichzeitig ihrer Partei auch bei der Kommunalwahl ihre Stimme geben könnten. Und das soll das Innenministerium jetzt regeln.

Es geht aber nicht nur um dieses leicht fragwürdige politische Taktieren, es geht auch knallhart um etwa 42 Millionen Euro, die zwei entkoppelte Wahlen mehr kosten würden. Von dem zusätzlichen Aufwand für Wahlhelfer und Wahlkämpfer mal ganz zu schweigen.

[via Pottblog]

Nachtrag 21. August: Auch heute berichtet die “WAZ” wieder über das Thema und lässt u.a. Oppositionspolitiker zu Wort kommen, die die Idee naturgemäß nicht so doll finden. Auch der WDR hat unter Berufung auf die “WAZ” groß darüber berichtet, ein bisschen kleiner die “Ruhr Nachrichten”, der “Kölner Stadt-Anzeiger”, die “Westdeutsche Zeitung”, die “Kölnische Rundschau” und das “Westfalen-Blatt”.

Noch irgendwelche größeren NRW-Medien ohne Fahrschein? Ja: “Express”, “Bild” und die “Rheinische Post”.

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Vor-“Bild”

Vor zwei Monaten hatte ich mal in einem Nebensatz fallen lassen, dass sich “Bild” und “Rheinische Post” nicht mehr groß inhaltlich unterscheiden, seit die “RP” einen Chefredakteur (Sven Gösmann) und einen Online-Chef (Oliver Eckert) hat, die beide zuvor bei “Bild” aktiv waren. Ich hatte mich längst damit abgefunden, dass die “RP” die etwas kleinformatigere, dickere (und teurere) Rheinland-Ausgabe von “Bild” ist. Jetzt musste ich aber feststellen: Vergiss die “Rheinische Post”, sie sind überall!

Heute steht in “Bild” und bei “Bild.de”:

Brötchen-Millionär Heiner Kamps spricht in BILD: Darum ging ich nicht zu Gülcans Hochzeit

Der Artikel ist übrigens einigermaßen amüsant. Welcher Sohn möchte von seinem Vater drei Tage nach der (ersten) Hochzeit nicht einen Satz wie diesen hören lesen?

„Aber ich denke, dass Sebastian durch diese Erfahrungen schlauer geworden ist. Das wird er bestimmt nicht wieder machen.“

Darum soll es aber gar nicht gehen. Auch nicht um den grundsätzlichen Nachrichtenwert dieser Meldung (Stichwort “Sommerloch”). Aber vielleicht darum:

Gülcan-Hochzeit: Jetzt spricht Heiner Kamps

Der Artikel bei “RP Online” ist eigentlich nur eine leicht gekürzte Version des “Bild”-Artikels mit ein bisschen mehr indirekter Rede. Damit ist man aber nicht alleine: Die Zitate von Heiner Kamps gingen über die Agenturen und tauchten anschließend bei “die-news.de”, “Focus Online”, “europolitan.de” und (natürlich) “Spiegel Online” auf. Und auch die nächste “Bild”-Meldung tickert gerade munter durchs Land:

Ex-Terroristin Mohnhaupt will Namen ändern

Es ist ja schon mal eine Weiterentwicklung, dass “Bild” inzwischen “Ex-Terroristin” schreibt. Die Meldung dazu ist übrigens denkbar unspektakulär und geht so (ungekürzt):

Karlsruhe – Die im März nach 24 Jahren Haft auf Bewährung entlassene Ex-RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt (58, Foto) will eine neue Identität:

Nach BILD-Informationen aus Justizkreisen hat sie eine Namensänderung beantragt.

Mohnhaupt, die von der Bewährungshilfeorganisation „Neustart“ betreut wird, lebt im Süden Deutschlands.

Und soll dort eine Anstellung in einer Autoteilefabrik erhalten haben. (koc)

Und was macht “RP Online”?

Nach Entlassung aus der Haft: Neue Identität für Ex-Terroristin Mohnhaupt?

Immerhin: Hier wird das vermeintliche “Bild”-Fakt in der Überschrift hinterfragt. Was sagt der Text?

Hamburg (RPO). Im März wurde die ehemalige RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt nach 24 Jahren aus der Haft entlassen. Einem Medienbericht zufolge hat sie nun eine Namensänderung beantragt, um ein neues Leben beginnen zu können.

Mohnhaupt, die von der Bewährungshilfeorganisation “Neustart” betreut werde, lebe im süddeutschen Raum und habe dort eine Anstellung in einer Autoteilefabrik erhalten, berichtet die “Bild”-Zeitung.

“Schreibe wörtliche in indirekte Rede um”, hieß die Aufgabenstellung in Deutsch-Klassenarbeiten der achten Klasse. Heute nennt man das wohl “Qualitätsjournalismus”

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Totes Pferd gefunden

Millionen von Menschen lesen jeden Tag die “Bild”-Zeitung, darunter viele Medienschaffende und Journalisten. Manche lachen sich danach ins Fäustchen und werfen die Zeitung weg – und andere setzen sich danach hin und schreiben los.

Ich hab mich daran gewöhnt, dass die “Rheinische Post” bzw. “RP Online” seit einiger Zeit wie schwarz-gelbe (die Zeitungsfarben, nicht die Politik) Ausgaben von “Bild” und “bild.de” wirken – es könnte damit zusammenhängen, dass Chefredakteur Sven Gösmann und Online-Chef Oliver Eckert von der Elbe an den Rhein gewechselt waren. Zuletzt sah man am Samstag, wie das geht: “ARD-Wetterfee rastet im TV aus!” vs. “Vor laufender Kamera: Wetterfee Claudia Kleinert rastet aus”.

Dass aber ausgerechnet die von mir hochgeschätzte (und abonnierte) “Süddeutsche Zeitung” auf ihrer Internetseite auch “Bild”-Inhalte recycelt, ist für mich – milde ausgedrückt – ein Schock.

Zur Erinnerung: Letzte Woche hatte “Bild” eine angebliche Ex-Freundin des TV-Komikers Oliver Pocher samt Fotos ausgegraben und kurz darauf Pochers aktuelle Freundin samt Fotos vorgestellt. Das ist ja schon uninteressant genug, aber sueddeutsche.de nutzt diese Geschichte als Aufhänger für etwas, was wir “Desaster” “Offenbarungseid” “Bilderstrecke” nennen wollen.

Auf elf Einzelseiten hangelt sich die Autorin Michaela Förster von Pocher und den Damen über Stefan Raab, Harald Schmidt und Herbert Feuerstein wieder zu Pocher zurück und dann noch einmal zu Schmidt. Der Text ist banal und dient nur der Betextung von Fotos, die hauptsächlich Oliver Pocher zeigen. Dabei schreckt sie auch vor der neuesten Unsitte des Onlinejournalismus nicht zurück und lässt den Text gerne auch mal mitten im …

… Satz umbrechen. Das ist in sprachlicher und ästhetischer Hinsicht mindestens unschön und führt nebenbei auch noch schnell zu misslungenen Bildunterzeilen:

… und diese Riege handhabt die Trennung von Beruf und Privatleben anders.

(Screenshot: sueddeutsche.de)

Wenn das die “hochwertigen Portale und Nachrichten im Internet” seien sollen, gegen die Blogs angeblich keine Chance haben, dann möchte ich unter keinen Umständen minderwertige Portale zu Gesicht bekommen.

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Der doppelte Pfarrer

Eigentlich wollte ich nicht mehr so viel über Dinslaken bloggen, aber die Themen liegen da im Moment echt auf der Straße

Am Sonntag wurde der Pfarrer, bei dem ich meinen Zivildienst abgeleistet habe, in den Ruhestand verabschiedet. Ein wichtiges Ereignis für seine Gemeinde, ja: für die ganze Stadt. Die Bürgermeisterin sprach ein Grußwort, ebenso die Vertreter anderer Kirchengemeinden und diverser Vereine. Ich war auch da und natürlich durfte auch die Lokalpresse nicht fehlen. Heute konnte ich dann im Internet nachlesen (die Print-Versionen liegen mir noch nicht vor), was ich erlebt hatte.

Im Online-Angebot der NRZ stand:

Der Betsaal Bruch platzte am Pfingstsonntag aus allen Nähten. So viele kamen, um ihren Pfarrer Karl-Heinz Tackenberg nach fast 25 Jahren in den Ruhestand zu verabschieden. Gottesdienst und Abschiedsfeier gerieten zu einem tagesfüllenden Programm. Jugendleiterin und Mitarbeiterpresbyterin Sabine Fischer-Borgardts, die mit Presbyter Dieter Tepel durchs Programm führte, brachte es auf den Punkt. “Das Programm dauert solange, weil wir uns nicht trennen können.”

Auch die direkte Konkurrenz, die Rheinische Post, nähert sich dem Ereignis atmosphärisch:

Der Betsaal Bruch platzte am Pfingstsonntag aus allen Nähten. So viele kamen, um ihren Pfarrer Karl-Heinz Tackenberg nach fast 25 Jahren in den Ruhestand zu verabschieden. Gottesdienst und Abschiedsfeier gerieten zu einem tagesfüllenden Programm. Jugendleiterin und Mitarbeiterpresbyterin Sabine Fischer-Borgardts, die mit Presbyter Dieter Tepel durchs Programm führte, brachte es auf den Punkt. „Das Programm dauert solange, weil wir uns nicht trennen können.“

Erst dachte ich, ich wäre möglicherweise mit meinen zahlreichen Firefox-Tabs durcheinander gekommen. Dann dachte ich, ich sei gestern einfach zu spät ins Bett gegangen. Schließlich erkannte ich die unterschiedlichen Anführungszeichen und las weiter:

NRZ RP
Superintendent Martin Duscha würdigte den vielfältigen Dienst und wies in seiner offiziellen Entpflichtung vom Dienst in der Pfarrstelle darauf hin, dass nicht alles aus dem Dienst eines Pfarrers vor Augen liegt, sondern vielmehr vieles im Verborgenen liege. Superintendent Martin Duscha würdigte den vielfältigen Dienst und wies in der offiziellen Entpflichtung Tackenbergs vom Dienst in der Pfarrstelle darauf hin, dass nicht alles aus dem Dienst eines Pfarrers vor Augen, sondern vieles im Verborgenen liege.
   
Bürgermeisterin Sabine Weiss dankte Karl-Heinz Tackenberg für sein Engagement im kommunalen Bereich, besonders in der Agendaarbeit. Der katholische Pastor von St. Jakobus, Gregor Wolters, sprach Segenswünsche aus. Auch die Vertreter der Vereine in der Feldmark dankten für gute Zusammenarbeit. Bürgermeisterin Sabine Weiss dankte Karl-Heinz Tackenberg für sein Engagement im kommunalen Bereich, besonders in der Agendaarbeit. Der katholische Pastor von Sankt Jakobus, Gregor Wolters, sprach Segenswünsche aus. Auch die Vertreter der Vereine in der Feldmark dankten für die gute Zusammenarbeit.
   

Natürlich fielen auch mir die Unterschiede gleich ins Auge: Im NRZ-Text könnte auch der Superintendent entpflichtet worden sein, in der RP ist es eindeutig der Pfarrer. Außerdem ist “Sankt” besser zu lesen als “St.” und in der RP steht ein “die” mehr. Im buchstäblich letzten Satz wartet die RP dann sogar noch mit einer, äh: Überraschung auf:

Als er, begleitet von Tochter Bettina, in einem Abschiedslied zurück und nach vorne blickte, konnte mancher der Besucher eine wehmütige Träne nicht verbergen. Als er dann zur Überraschung aller, begleitet von Tochter Bettina, in einem Abschiedslied zurück und nach vorne blickte, konnte mancher der zahlreichen Besucher eine wehmütige Träne nicht verbergen.
   

Ich weiß nicht, wie viele Dinslakener beide Lokalzeitungen (die zumindest früher auch mal die unterschiedlichen politischen Lager repräsentierten) lesen – und wie viele von denen diese etwas merkwürdig anmutende Doppelung bemerkt haben werden. Wie viele dann noch Lust darauf hatten, einen polternden Leserbrief (natürlich zweimal den gleichen!) an die Lokalredaktionen zu schicken, kann ich im Moment nur raten. Seltsam finden kann ich es aber jetzt schon.

Der Autor des Textes der Texte ist übrigens selbst Dinslakener Pfarrer und hätte deshalb durchaus einen guten Grund, seinem langjährigen Kollegen und Weggefährten gleich zweimal öffentlich Tribut zu zollen. Diese Tatsache kann man in der NRZ, für die er des öfteren schreibt, aber allenfalls aus dem Autorenkürzel, in der Rheinischen Post (zumindest in der Onlineausgabe) gar nicht entnehmen. Außerdem muss man sich in der Lokalredaktion der Rheinischen Post jetzt natürlich die Frage gefallen lassen, ob man keinen eigenen Autor hatte, der ähnlich kompetent, aber vielleicht aus einem anderen Blickwinkel, über die Verabschiedung hätte berichten können.

Ich bin es inzwischen gewohnt, dass reine Nachrichten in den allermeisten Tageszeitungen und auf Internetseiten direkt aus Agenturmeldungen übernommen werden. Ich bin gewohnt, dass Veranstaltungsankündigungen in Lokalzeitungen oft genug identisch sind – identisch auch mit den Pressemitteilungen der Veranstalter. Dass aber die Nachberichterstattung, also die Beschreibung eines Ereignisses, bei dem der Leser entweder dabei war oder von dem er wissen will, wie es war; dass also diese Nachberichterstattung auch nahezu identisch ist, sehe ich mit sehr unguten Gefühlen. Denn gerade im lokalen Bereich haben die Bürger/Leser nicht viele Quellen, um sich über Ereignisse zu informieren. Wenn in beiden Zeitungen (fast) das Gleiche steht, verlieren diese ihre Unterscheidungsmerkmale und über kurz oder lang droht mindestens eine von ihnen überflüssig zu werden.

Nun ist ein doppelter Artikel über die Verabschiedung eines Pfarrers natürlich noch nicht gleich der Untergang einer pluralistischen Presse. Jeder Journalist, der darüber hätte berichten sollen, hätte über die verschiedenen Programmpunkte geschrieben und die Verdienste des Neu-Pensionärs gewürdigt. Ich bin aber gerade deshalb der Meinung, dass man zwei unterschiedliche Texte darüber hätte schreiben sollen: Wie sieht das denn aus, wenn man mit einer Art Serienbrief in den Ruhestand verabschiedet wird?

Die dazugehörigen Fotos sind – das sei nicht unerwähnt gelassen – von zwei verschiedenen Fotografen zu zwei verschiedenen Zeitpunkten geschossen worden. Dass die RP-Bildunterschrift nicht so direkt mit dem Motiv übereinstimmt, ist jetzt auch egal.