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Musik Radio

It’s Only Pop (But I Like It)

Zu den vie­len inter­es­san­ten Erfah­run­gen, die ich in Oslo gemacht habe, zählt die­se hier:

Nach­dem ich den ESC-Songs eini­ge Tage aus­ge­setzt war (die Ohr­wür­mer aus Däne­mark und Nor­we­gen sind immer noch nicht aus­ge­heilt), fand ich sie gar nicht mehr so schlimm. Mehr noch: Bei vie­len Songs, die uns der nor­we­gi­sche Top-40-Radio­sen­der im Früh­stücks­raum des Hotels jeden Mor­gen über unse­re Früh­stücks­flo­cken kipp­te, kamen Ste­fan und ich über­ein, dass das „jetzt auch irgend­wie eine Grand-Prix-Num­mer sein könn­te“. (Das spricht im Wesent­li­chen eher gegen Top-40-Musik im All­ge­mei­nen als für die Euro­vi­si­ons­bei­trä­ge, aber nun gut.)

Es ist psy­cho­lo­gisch eini­ger­ma­ßen erstaun­lich, wie groß der Kon­text, in dem wir einen Song ken­nen­ler­nen, unse­re Rezep­ti­on beein­flusst. Der bri­ti­sche Bei­trag (Stock/​Waterman) ist zwar ganz gro­ße Grüt­ze und völ­lig zu recht letz­ter gewor­den, er unter­schei­det sich in der Qua­li­tät des Song­wri­tin­gs aber nicht von ganz vie­lem, was man täg­lich so im Radio hört. Nur die Hemm­schwel­le der Musik­re­dak­tio­nen, eine Sin­gle auf Rota­ti­on zu neh­men, auf deren Hül­le „bekannt vom Euro­vi­si­on Song Con­test“ steht, ist offen­bar immer noch hoch. (Ande­rer­seits haben es die­ses Jahr immer­hin die Bei­trä­ge aus Bel­gi­en und Frank­reich ins Radio geschafft, der aser­bai­dscha­ni­sche Song – und die Nach­fol­ge­sin­gle von Saf­u­ra! – lief sogar im Musik­fern­se­hen. Lena lief ja eh über­all.)

Obwohl vie­le der ESC-Songs von den glei­chen Autoren und/​oder Pro­du­zen­ten stam­men wie vie­les von der Pop-Fließ­band­wa­re, die die Plat­ten­fir­men wöchent­lich mit Schub­kar­ren in die Funk­häu­ser kar­ren, beur­teilt der Hörer sie als min­der­wer­ti­ger, wenn er sie am Abend des Fina­les zum ers­ten Mal hört. Dabei hat man ja auch Ke$ha, Scou­ting For Girls oder Luxus­lärm irgend­wann zum ers­ten Mal gehört und fin­det sie, wenn man sie erst ein­mal wie­der­erkennt, viel­leicht nicht mehr so schei­ße. (Gut, Luxus­lärm sind da ein schlech­tes Bei­spiel, aber Sie ver­ste­hen, was ich mei­ne.)

Nun bin ich inzwi­schen viel­leicht ein biss­chen manisch gewor­den, was den Grand Prix angeht, aber ich muss ja immer­hin auch noch einen Song für den Wett­be­werb schrei­ben. Inso­fern beschäf­ti­ge ich mich seit drei Mona­ten etwas inten­si­ver mit leicht ver­dau­li­chen Pop­num­mern – und bin dabei kürz­lich über ein Lied gestol­pert (genau­er: WDR 2 hat mehr­fach damit auf mich ein­ge­schla­gen), das eine hun­dert­pro­zen­ti­ge moder­ne Grand-Prix-Num­mer ist:


Demi Lova­to Feat. Stan­four – Would­n’t Chan­ge A Th… – MyVi­deo

Das sind Stan­four (von der Nord­see­insel Föhr, Sie erin­nern sich) und Demi Lova­to (die Sie aus „Camp Rock“ ken­nen). Der Song stammt aus dem Sound­track zu „Camp Rock 2“, die­se spe­zi­el­le Ver­si­on wur­de extra für den deut­schen Markt auf­ge­nom­men zusam­men­ge­mischt. Im Film singt Joe Jonas von den Jonas Brot­hers und so lang­sam glau­be ich wirk­lich, dass die Dis­ney-Chan­nel-Fil­me das ame­ri­ka­ni­sche Äqui­va­lent zum ESC sind.

Jeden­falls: Ist das nicht der Wahn­sinn, wie die bei­den da gleich­zei­tig völ­lig unter­schied­li­che Tex­te sin­gen, die nur so mit­tel­gut inein­an­der­grei­fen? Das spart natür­lich Zeit, auch wenn die magi­sche Drei-Minu­ten-Mar­ke für Grand-Prix-Songs immer noch über­schrit­ten wird.

Aber dann die­se Midd­le 8, auf die sofort die Rückung folgt! Das ist Song­wri­ting vom Reiß­brett, ange­lehnt an die bewähr­ten Akkord­fol­gen von 3 Doors Down und Nickel­back. Die unge­stü­me Instru­men­tie­rung mit Schlag­zeug und E‑Gitarren, die Dyna­mik simu­lie­ren soll (heißt ja nicht umsonst „Camp Rock“), bei der aber auch der Oma nicht die Kaf­fee­tas­se aus der Hand fällt. Also im Prin­zip Bryan Adams kon­se­quent zu Ende gedacht.

Natür­lich ganz gro­ße Grüt­ze, der Song – aber ich fürch­te, ich habe ihn jetzt ein biss­chen zu oft gehört, um das noch zu erken­nen.

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Radio Rundfunk Literatur

Pop revisited

von Katha­ri­na Schliebs und Lukas Hein­ser

Eins­li­ve jeden­falls, die „Jugend­wel­le“ des West­deut­schen Rund­funks, fei­er­te am Frei­tag ihren 15. Geburts­tag.

Wir ver­brach­ten den gan­zen Nach­mit­tag in einer Köln-Ehren­fel­der Woh­nung, lie­ßen uns beko­chen und hör­ten dabei Eins­li­ve. Zumin­dest letz­te­res gehört zu den Din­gen, die Men­schen in unse­rem Alter sonst eher ver­mei­den. Doch dies­mal war es etwas ande­res: Wir hör­ten regel­recht gebannt zu und ver­an­stal­te­ten ein pri­va­tes Pop­quiz, denn gefei­ert wur­de mit einem eigent­lich nur bril­lant zu nen­nen­den Sen­de-Mara­thon, in dem zwi­schen 6 und 21 Uhr jede Stun­de einem ande­ren Jahr gewid­met war. Los ging es mit dem Jahr 2009 und dann immer wei­ter vor­wärts in die Ver­gan­gen­heit.

So saßen wir zu dritt vor dem Radio und hör­ten die Jah­re 1998, 1997, 1996, 1995 und wur­den dabei immer alber­ner und über­tra­fen und gegen­sei­tig mit Nerd­wis­sen aus 100 Jah­ren Pop­mu­sik. Dabei sind per­sön­li­che Musik­hör-Bio­gra­fien natür­lich irgend­wann stark abwei­chend zu dem, was im Radio an Musik läuft. Den­noch darf man nicht unter­schät­zen, wie viel Radio man dann aber doch gehört hat und wie vie­le Lie­der man kennt, auch wenn man sie eigent­lich schlimm oder belang­los fin­det (Wer um alles in der Welt kann ernst­haft auf die Idee kom­men, ein so völ­lig ega­les Lied wie „Got ‚Til It’s Gone“ von Janet Jack­son irgend­wie gut zu fin­den oder sogar die Sin­gle zu kau­fen? Ein Rie­sen­hit den­noch!), und wie vie­le Erin­ne­run­gen ver­bun­den sind mit die­sen Radio­pop­songs und den Radio­co­me­dys. Und sogar mit den Bet­ten, Drops und Jin­gles! Nie­mals hät­te man „Eins­li­ve macht hörig“ raus­schmei­ßen dür­fen.

Exkurs „Nerd­wis­sen über Eins­li­ve“: Frü­her kam direkt nach den Nach­rich­ten eine Begrü­ßung. Mit dem Relaunch 2007 lief nach den Nach­rich­ten erst ein Lied und dann sag­te der Mode­ra­tor Hal­lo. Sogar die­sen Relaunch hat Eins­li­ve für eini­ge Stun­den zurück­ge­nom­men und die Mode­ra­to­ren haben wie­der direkt nach den Nach­rich­ten eine Begrü­ßung gespro­chen! Mit dem Ori­gi­nal-Bett von frü­her! Und wenn das nie­man­dem sonst auf der gan­zen Welt auf­ge­fal­len sein soll­te: In der Ehren­fel­der Küche wur­de es bemerkt. Und beju­belt. Exkurs Ende.

Je näher der Rück­blick dem Grün­dungs­jahr 1995 kam, des­to deut­li­cher wur­de die Rol­le, die Eins Live bei der eige­nen Ado­les­zenz gespielt hat­te: Nahe­zu jeden Song konn­ten wir noch mit­sin­gen – nicht bei jedem kann­te man Titel und Inter­pret, aber wir hat­ten alles unzäh­li­ge Male gehört. Damals tat­säch­lich noch aus­schließ­lich über Radio, denn wir hat­ten ja nichts. Die Ziel­grup­pe, die jetzt zuhau­se vor dem Web­stream saß und damals noch gar nicht gebo­ren war, wird in 15 Jah­ren kaum so vie­le gemein­sa­me Erin­ne­run­gen an ein Medi­um ihrer Jugend haben.

Wir fühl­ten uns natür­lich alt und spra­chen dar­über, dass das Kon­ser­va­ti­ve manch­mal auch sei­ne guten Sei­ten habe, der Gast­ge­ber brach­te Bier – und das war der Moment, in dem wir ent­deck­ten, dass die „Beck’s“-Flaschen neue Eti­ket­ten haben. Unse­re Reak­ti­on dar­auf darf man ruhig hys­te­risch nen­nen.

Was ja auch nur in einer Medi­en­me­tro­po­le wie Köln geht: Den Beginn einer lan­des­weit aus­ge­strahl­ten Sen­dung am hei­mi­schen Radio ver­fol­gen und eine Stun­de spä­ter selbst in der Sen­dung sit­zen und applau­die­ren. Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re war zu Gast in der Sen­dung „Klub­bing“ und das pass­te irgend­wie ganz wun­der­bar zur Pop­kul­tur-Nost­al­gie an die­sem Kar­frei­tag: Stuck­rad-Bar­re ver­kör­pert die spä­ten 1990er Jah­re fast noch bes­ser als Eins Live. Aber wäh­rend der Sen­der mit sei­nem immer pro­fil­är­me­ren Pro­gramm gera­de die größ­te Hörer­schaft sei­ner Geschich­te fei­ert, hat es der Lite­rat mit sei­nem durch­aus famo­sen neu­en Buch „Auch Deut­sche unter den Opfern“ nicht mehr auf die sicht­ba­ren Plät­ze irgend­wel­cher Best­sell­ler-Charts geschafft. In gro­ßen Buch­hand­lun­gen lie­gen zwar genug Exem­pla­re von „Axolotl Road­kill“ aus, um damit die gan­ze Ober­stu­fe eines Gym­na­si­ums zu ver­sor­gen, aber den neu­en Stuck­rad-Bar­re müss­te man bestel­len. Wenn einem das jemand vor zehn Jah­ren erzählt hät­te, als man am Tag der Ver­öf­fent­li­chung von „Black­box“ klei­ne Buch­lä­den in Dins­la­ken und Göt­tin­gen gestürmt hat …

Wenigs­tens sei­ne Lesun­gen (zuletzt ger­ne mit Chris­ti­an Ulmen) sind immer noch aus­ver­kauft. Und auch hier im drit­ten Stock über dem nächt­li­chen Media­park ist der Eins­li­ve Salon gut besucht. Außen an der Tür hängt immer noch ein Schild, das den Raum als „Kult­kom­plex­ca­fé“ bezeich­net, die­ser selt­sam absur­de Name, der in sei­ner Eigen­ar­tig­keit unbe­dingt erhal­tens­wert gewe­sen wäre, denn „Salon“ ist ja nun doch, mit Ver­laub, immer noch das, wo man zum Haa­re­schnei­den hin­geht.

Das ers­te Gespräch, das Sabi­ne Hein­rich mit Stuck­rad-Bar­re noch ohne Publi­kum im Stu­dio führ­te, ließ zwar nicht das Schlimms­te, aber doch Ungu­tes befürch­ten: Nach einem etwas umständ­li­chen „Sie oder Du“-Einstieg waren die bei­den unge­fähr eine Minu­te beim sehr uner­gie­bi­gen The­ma „Oster­mär­sche“ hän­gen geblie­ben, wobei Stuck­rads Ant­wor­ten zuse­hends knap­per und generv­ter klan­gen.

Doch dann steht sie vor einem und man ist sofort ver­zau­bert: Sabi­ne Hein­rich hört sich bes­ser an und sieht bes­ser aus als im Fern­se­hen, wie sie da auf der Büh­ne des Eins­li­ve Salons steht und dem Publi­kum erklärt, dass es die Han­dys nach der Lesung ger­ne wie­der anstel­len darf. Eins ihrer Hosen­bei­ne ist aus den Stie­feln gerutscht und hängt jetzt über dem Schuh, sie trägt ein wei­ßes T‑Shirt und einen Pfer­de­schwanz, und wenn sie so die Echo-Ver­lei­hung mode­riert hät­te, dann wäre das mit Rob­bie Wil­liams viel­leicht was gewor­den.

Jetzt aber betritt erst mal Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re die Büh­ne. Er sitzt nicht ein­fach schon da rum wie vie­le ande­re Autoren vor ihm, er braucht den Auf­tritt – und wenn es nur einer durch eine ganz nor­ma­le Zim­mer­tür ist. Hat er nicht frü­her sei­ne Lesun­gen auch mit „Let Me Enter­tain You“ eröff­net?

Benjamin von Stuckrad-Barre

DJ Lar­se legt irgend­wel­che Elek­tro-Musik auf, dann wird abwech­selnd gele­sen und getalkt, wobei sich zwei Din­ge abzeich­nen: Stuck­rad-Bar­re ist ein sehr guter Autor, aber ein noch bes­se­rer Per­for­mer, und Sabi­ne Hein­rich ist zwar eine wahn­sin­nig char­man­te Mode­ra­to­rin, aber eben auch eine eher nur mit­tel­gu­te Inter­viewe­rin.

Es ist ein denk­bar ungüns­ti­ge Kon­stel­la­ti­on: Eine auf­ge­reg­te Fra­ge­stel­le­rin trifft auf einen Talk­gast, der kei­ner­lei Bereit­schaft zeigt, die etwas unglück­lich for­mu­lier­ten Fra­gen wohl­wol­lend auf­zu­neh­men. „Was ist denn ein Sit­ten­ge­mäl­de?“ – „Naja ich mein das ist ein ganz schö­nes deut­sches Kom­po­si­tum. Sit­ten-Gemäl­de. Das ist ja … Heiz-Kör­per. Was ist ein Heiz­kör­per?“ – „Ich hab noch nie so ein Wort benutzt! Sit­ten­ge­mäl­de!“ – „Du bist zuviel mit Mat­thi­as Opden­hö­vel zusam­men.“

Es läuft nicht. Im Salon ist es heiß, sti­ckig, und sehr, sehr voll. Man könn­te jetzt die eige­ne Hand abna­gen (oder die des Sitz­nach­barn). Mag gar nicht auf­hö­ren, den Dia­log zwi­schen Sabi­ne Hein­rich und BvSB wie­der­zu­ge­ben, man kann ein­fach nicht weg­hö­ren.

Sabi­ne Hein­rich sagt: „Hör mal, in dei­nem Buch war mal die Rede von Müs­li mit Brom­bee­ren.“
BvSB: „Ja, das ist sai­son­ab­hän­gig. Nä?“
Hein­rich: „Pflückst du die sel­ber in dei­nem eige­nen Gar­ten?“
BvSB: „Im Super­markt.“
Hein­rich: „Eige­ner Bio­gar­ten.“
BvSB: „GARTEN?!? Nein, nein. Gär­ten gilt es wirk­lich zu ver­mei­den. Das ist ja der Anfang vom Ende.“
Hein­rich: „Du hast ja auch kei­ne Küche, hast du gesagt.“
BvSB: „Aber das mit dem Gar­ten stimmt! Ja, nee, nein. Gär­ten.“

Es geht so wei­ter. Frau Hein­rich frag­te, wie Herr von Stuck­rad-Bar­re lebt, wie er wohnt, was er von Möbeln hält, ob er denn sel­ber kocht (Ant­wort: „Nein!“). Er kann sich offen­sicht­lich nicht ent­schei­den, ob er Frau Hein­rich jetzt wirk­lich per­ma­nent auf­lau­fen las­sen soll oder nicht und schwankt dann zwi­schen abso­lu­ter Sabo­ta­ge des Gesprächs und mit­lei­di­gem Nach­ge­ben.

Und man will ja Sabi­ne Hein­rich nett fin­den! Und ein biss­chen Mit­leid mit ihr haben, weil Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re sich so bockig zeigt! Aber dann sagt sie Sachen, da ist man froh, dass ihr Gesprächs­part­ner ent­spre­chend reagiert:

„Ich hab dich bei Jörg Tha­de­usz in der Sen­dung gehört, als Pod­cast, lie­be Grü­ße an den Jörg, und der hat dich gefragt, -“
„Jetzt wird’s aber ein biss­chen pri­vat, oder?“, unter­bricht Stuck­rad-Bar­re erneut, zurecht, leicht amü­siert.
„Es kann ja sein, dass Jörg die­se Sen­dung beim Lau­fen hört“, gibt Frau Hein­rich tap­fer zu beden­ken.
„Na dann aber auch schö­ne Grü­ße. Lie­ber Jörg, es war schön mit dir in Leip­zig.“ Zu Frau Hein­rich, ver­schwö­re­ri­scher Unter­ton: „Mein­ze der hört das?“ – „Bestimmt!“ – „Jörg? Sol­len wir in Bochum zusam­men lesen oder in Dort­mund?“

Und jetzt raten Sie, wer im Publi­kum an die­ser Stel­le nicht an sich hal­ten kann und laut „Bochum!“ ruft. Stuck­rad-Bar­re wen­det sich dar­auf­hin dem Publi­kum zu und will das aus­dis­ku­tie­ren, aber da wirft sich Frau Hein­rich dazwi­schen: „Darf ich jetzt bit­te mal mei­ne Fra­ge durch­brin­gen?!“ Sie darf. Aber sie hät­te es auch las­sen kön­nen.

Irgend­wann liest Stuck­rad-Bar­re Aus­schnit­te aus dem längs­ten Text des Buches, in dem er von der Ent­ste­hung der letz­ten Udo-Lin­den­berg-Plat­te berich­tet. Was bei der Lesung nur am Ran­de anklingt: Es ist einer der per­sön­lichs­ten und inten­sivs­ten Tex­te, den der Autor je ver­öf­fent­licht hat. Kommt Lin­den­berg zu Wort, par­odiert Stuck­rad den typi­schen Ton­fall des Musi­kers, was sehr, sehr pein­lich wir­ken könn­te (steht nicht irgend­wo im Früh­werk des Pop­li­te­ra­ten, dass Lin­den­berg an Par­odis­ten-Schu­len in der ers­ten Stun­de auf dem Lehr­plan stün­de?), hier aber magi­scher­wei­se funk­tio­niert. Als Sabi­ne Hein­rich im inzwi­schen legen­dä­ren Ange­la-Mer­kel-Inter­view die Rol­le der Kanz­le­rin liest, ist sie aller­dings ihrer­seits so klug, auf jed­we­den Par­odie-Ver­such zu ver­zich­ten.

Um Mit­ter­nacht ist die Sen­dung vor­bei, Kar­frei­tag und das Tanz­ver­bot. Es ist wie­der 2010 und Eins­li­ve klingt auch wie­der so. Alle sind wie­der so alt, wie sie sich füh­len, und Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re signiert Bücher.

Pod­cast der Sen­dung her­un­ter­la­den

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Rundfunk Radio

Ich, WDR 2

Radio-Symbolbild

Ich reno­vie­re ja zur Zeit eine ehe­mals mil­de sanie­rungs­be­dürf­ti­ge Zwei-Zim­mer-Woh­nung in der Nähe der Bochu­mer Innen­stadt, wes­we­gen ich auch so sel­ten dazu kom­me, irgend­wel­che Tex­te zu schrei­ben. Weil die Geräu­sche, die so eine Reno­vie­rung macht, extrem lang­wei­lig sind (und ich mich immer noch jedes Mal erschre­cke, wenn mei­ne Gas-Ther­me anspringt), habe ich mir ein Radio in die Woh­nung gestellt. Es soll mich mit aktu­el­len Nach­rich­ten und gefäl­li­ger Musik ver­sor­gen, soll unter­hal­ten, aber nicht anstren­gen – kurz­um: Es soll das tun, wozu ein Neben­bei­me­di­um wie das Radio heut­zu­ta­ge da ist.

Ich habe mich not­ge­drun­gen für WDR 2 ent­schie­den. Bei mei­nen Eltern ist WDR 2 seit Jahr­zehn­ten in den Radi­os in Küche, Wohn­zim­mer und Auto ein­ge­stellt, und ich selbst höre den Sen­der seit eini­ger Zeit beim Früh­stück, noch dazu jeden Sams­tag­nach­mit­tag, wenn Fuß­ball ist. Es ist der Sen­der, mit dem ich auf­ge­wach­sen bin, und noch heu­te erin­nern mich Namen wie Horst Kläu­ser, Micha­el Bro­cker oder Gise­la Stein­hau­er an die Nach­mit­ta­ge mei­ner Kind­heit, an denen wir zum Ein­kau­fen fuh­ren oder zu Freun­den gebracht wur­den und im Auto­ra­dio das „Mit­tags­ma­ga­zin“ lau­fen hat­ten.

Ich höre WDR 2 nicht, weil der Sen­der so gut wäre, son­dern weil er alter­na­tiv­los ist: Eins Live ist für mich inzwi­schen uner­träg­lich gewor­den, WDR5 hat einen viel zu hohen Wort­an­teil und zu lan­ge Bei­trä­ge, wegen derer man dann zwan­zig Minu­ten lang den Staub­sauger nicht ein­schal­ten darf, und Deutsch­land­funk und Deutsch­land­ra­dio Kul­tur kann ich auch noch hören, wenn ich eben­so tot bin wie die Macher. CT das radio wäre nahe­lie­gend, habe ich kürz­lich auch pro­biert, aber da fehl­ten mir dann tags­über wie­der die Inhal­te. Es bleibt also wirk­lich nur WDR 2, wo die meis­ten Mode­ra­to­ren ganz sym­pa­thisch sind, die meis­ten Bei­trä­ge vor­her­seh­bar bie­der und man ins­ge­samt weiß, was man hat – so wie in einer lang­jäh­ri­gen Ehe halt.

Das Pro­blem ist: Der durch­schnitt­li­che Hörer hört einen Sen­der am Tag etwa 30 Minu­ten beim Früh­stück, Auto­fah­rer evtl. ein biss­chen mehr. Das Pro­gramm ist nicht dar­auf aus­ge­legt, den gan­zen Tag über zu lau­fen. Wer es trotz­dem ein­ge­schal­tet lässt, bekommt die Quit­tung: Die stän­di­ge Wie­der­ho­lung.

Ein Bei­trag, der in der „West­zeit“ lief, kann bequem noch mal bei „Zwi­schen Rhein und Weser“ recy­celt wer­den. Was im „Mit­tags­ma­ga­zin“ vor­kam, kann bei „Der Tag“ vier Stun­den spä­ter noch ein­mal lau­fen. Die Kurz­form bekommt man in der Zeit dazwi­schen alle zwei Stun­den in den Nach­rich­ten ein­ge­spielt. Der „Stich­tag“ wird eh zwei Mal am Tag aus­ge­strahlt (9.40 Uhr und 17.40 Uhr) – bei­de Male mit der wort­glei­chen An- und Abmo­de­ra­ti­on.

Beson­ders schlimm war es rund um den Jah­res­wech­sel: Vie­le Redak­teu­re hat­ten Urlaub und Rück­bli­cke und Vor­schau­en auf kul­tu­rel­le oder sport­li­che Groß­ereig­nis­se konn­ten belie­big oft gesen­det wer­den. Zeit­lo­se Bei­trä­ge wie der über die kal­ten Füße („War­um hat man sie, was kann man dage­gen tun?“) oder den Kauf des rich­ti­gen Ski-Helms wur­den ver­mut­lich im Okto­ber pro­du­ziert und lau­fen bis März alle andert­halb Wochen, dann wer­den sie ein­ge­mot­tet und erst im Fol­ge­win­ter wie­der her­vor­ge­holt.

Zwi­schen­durch läuft viel Musik, aber nur wenig unter­schied­li­che. Nach ein paar Tagen weiß ich, wel­che Songs auf wel­chen Rota­ti­ons­stu­fen lau­fen. Auf der höchs­ten bei­spiels­wei­se „Aero­pla­ne“ von Rea­m­onn, „Wheels“ von den Foo Figh­ters, „Fire­f­lies“ von Owl City und elen­di­ger­wei­se auch „If Today Was Your Last Day“ von Nickel­back. „I Will Love You Mon­day (365)“ von Aura Dio­ne ist ganz offen­sicht­lich der grau­en­er­re­gends­te Song des Jah­res 2009 (viel­leicht auch der schlech­tes­te Song, der jemals auf­ge­nom­men wur­de), aber das muss ja nicht alle 14 Stun­den aufs Neue bewie­sen wer­den. Stan­four kom­men von der Insel Föhr, was jedes ver­damm­te Mal in der Abmo­de­ra­ti­on erwähnt wer­den muss – dass Föhr die zweit­größ­te deut­sche Nord­see­insel ist, erfährt man nur alle drei bis vier Ein­sät­ze.

Unge­fähr die Hälf­te aller WDR2-Songs klingt so ähn­lich, dass man sich beim Zäh­len stän­dig ver­tut: Eine jun­ge Frau singt ein biss­chen soulig über einen Typen, der sie schlecht behan­delt, den sie aber trotz­dem liebt. Sie bleibt eine tap­fe­re, eigen­stän­di­ge Frau, wäh­rend im Hin­ter­grund das von den 1960er-Jah­ren inspi­rier­te Arran­ge­ment mit Blä­sern und Chö­ren schun­kelt. Mark Ron­son hat das Tor zur Höl­le auf­ge­sto­ßen, als er Amy Wine­house und Lily Allen pro­du­zier­te.

Eine Zeit lang den­ke ich, dass es an der eige­nen Radio­er­fah­rung liegt, dass mir das alles auf­fällt. Dann kom­men mei­ne Geschwis­ter zum Anstrei­chen und ver­kün­den, wel­cher Song in wel­cher Stun­de lau­fen wird (bei Eins Live kann man es auf die Minu­te genau vor­her­sa­gen). Nach vier Tagen ken­ne ich die Schicht­plä­ne der Nach­rich­ten­spre­cher und die Sen­de­uhr, nach acht Tagen bin ich die Sen­de­uhr.

Noch öfter als Bei­trä­ge und Musik­stü­cke wie­der­holt sich die Wer­bung – jede hal­be Stun­de. Ex-Deutsch­land­funk-Chef Ernst Elitz hat­te völ­lig Recht, als er ein­mal sinn­ge­mäß sag­te, Radio­wer­bung habe – im Gegen­satz zu Kino- oder Fern­seh­wer­bung – nie neue Ästhe­ti­ken erschaf­fen und neue Trends gesetzt, son­dern sei immer nur nerv­tö­tend gewe­sen.

Ich weiß jetzt, dass es bei Prak­ti­ker bis zum Wochen­en­de 20% auf alles („außer Tier­nah­rung“) gab, was ich aller­dings schon vor­her wuss­te, weil man beim Reno­vie­ren auf­fal­lend oft Bau­märk­te ansteu­ert. Man­fred „Bruce Wil­lis“ Leh­mann wirbt außer­dem noch für einen Küchen­markt, was mar­ke­ting­tech­nisch sicher sub­op­ti­mal ist, weil jetzt stän­dig die Leu­te bei Prak­ti­ker nach den Küchen-Rabatt-Aktio­nen fra­gen. Guil­do Horn wirbt für die Küchen in einem Ein­rich­tungs­markt, Wer­ner Hansch für einen ande­ren und Lud­ger Strat­mann eben­falls für einen. Es gibt Rabatt­ak­tio­nen in der Gale­ria Kauf­hof und Null-Pro­zent-Finan­zie­rung bei Opel und Peu­geot. Und Sei­ten­ba­cher-Müs­li ist gut für die Ver­dau­ung.

Die dre­ckigs­ten Arbei­ten sind abge­schlos­sen, mein gutes altes Tele­fun­ken-Radio hat viel Staub, aber nur sehr weni­ge Farb­sprit­zer abbe­kom­men. So lang­sam könn­te ich mei­nen einen iPod mit­brin­gen und an die alten Aktiv­bo­xen anschlie­ßen. Aber ich wür­de auch etwas ver­mis­sen: Die stän­dig ins Pro­gramm ein­ge­streu­ten Ever­greens von den Light­ning Seeds und The Beau­tiful South, die vor­ge­le­se­nen Hörer-E-Mails und die immer neu­en Ver­su­che, Ver­kehrs­mel­dun­gen mit humo­ris­ti­schen Ein­la­gen zu ver­bin­den.

Das Fre­quenz­wahl-Räd­chen mei­nes Tele­fun­ken wird auch nach dem Umzug unbe­rührt blei­ben.

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Musik Rundfunk Radio

Über Kronen

Im Dezem­ber wird die WDR-„Jugendwelle“ (die sich glaub ich schon län­ger nicht mehr selbst mit die­sem Acht­zi­ger-Jah­re-Wort­kon­strukt bezeich­net) 1Live zum zehn­ten Mal die „1Live Kro­ne“ ver­lei­hen. Wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auch fin­det die Ver­lei­hung des „größ­ten deut­schen Radio Awards“ (WDR-Pres­se­info) in der Bochu­mer Jahr­hun­dert­hal­le statt.

Neben Jan Delay, Sil­ber­mond, Ste­fa­nie Heinz­mann und Jen­ni­fer Ros­tock befin­den sich unter den Nomi­nier­ten auch die …

*Trom­mel­wir­bel*

Kili­ans!

In der sehr ehren­haf­ten Kate­go­rie „Bes­ter Live-Act“ gehen sie gegen Phil­ipp Poisel,die Toten Hosen, Peter Fox und Ramm­stein ins Ren­nen. Das wird sicher nicht ganz leicht, aber da es sich um einen Publi­kums­preis han­delt, ist alles mög­lich.

Abstim­men kann man jeden­falls ab sofort auf einslive.de

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Rundfunk Radio Leben

I’m single bilingual

Ich war noch nicht ganz wach und hör­te nur mit einem hal­ben Ohr hin, als auf WDR 5 eine Repor­ta­ge über Sin­gles in Deutsch­land lief. Den­noch hin­ter­ließ die Frau, die tap­fer ver­kün­de­te, sie brau­che gar kei­nen Part­ner, bei mir blei­ben­den Ein­druck.

Den Grad ihrer inne­ren Ver­zweif­lung konn­te man dem Satz ent­neh­men, mit dem sie ihre Aus­füh­run­gen schloss:

Wenn ich total despe­ra­te wäre, viel­leicht.

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Radio Musik Rundfunk

Merkt ja eh keiner (1)

Es ist ja nicht so, dass ich mor­gens auf­ste­he und den­ke „Was könn­te ich heu­te mal Böses über den WDR schrei­ben?“ Das machen die ja alles sel­ber.

Ges­tern war Thees Uhl­mann zu Gast im „1Live Kas­set­ten­deck“, das vom Kon­zept her eine Super-Radio­sen­dung ist und des­halb um Mit­ter­nacht lau­fen muss: Ein Pro­mi (meist Musi­ker) stellt eine Stun­de lang Songs vor, die ihm sein Leben lang oder gera­de jetzt im Moment wich­tig sind. Ges­tern also der Sän­ger der „umstrit­te­nen Band Tom­te“ (O‑Ton welt.de, wo man auch nicht nach gutem Musik­jour­na­lis­mus suchen soll­te).

Thees erzähl­te also und spiel­te Songs (Rod Ste­wart, Kool Savas, Esca­pa­do) und sag­te nach jedem Lied, wer er ist und was wir da hören (ist ja Radio). Und dann kün­dig­te er wort­reich „Rain On The Pret­ty Ones“ von Ed Har­court an, zitier­te noch aus dem Text („I’m the Chris­ti­an, that can­not for­gi­ve“, „I’m the hun­ter, who’s kil­led by his dog“) und sag­te „Hier ist Ed Har­court mit ‚Rain On The Pret­ty Ones‘ “.

Und was lief? Ed Har­court mit „Late Night Part­ner“. Auch schön, sogar vom glei­chen Album, aber ein ganz ande­rer Song. Auch, wenn er von Thees mit „Das war Ed Har­court mit ‚Rain On The Pret­ty Ones‘ “ abmo­de­riert wur­de.

Nun ist es ja nicht so, dass da ges­tern Nacht ein über­näch­ti­ger Thees Uhl­mann im 1Li­ve-Stu­dio geses­sen und unbe­merkt den fal­schen Track gefah­ren hät­te: Weil man einen Pro­mi kaum eine Stun­de im Stu­dio hal­ten kann (dich­ter Pro­mo-Zeit­plan!), lässt man ihn ein­fach alle Mode­ra­ti­ons­tex­te hin­ter­ein­an­der auf­sa­gen, wenn er eh grad mal für ein Inter­view da ist. Dann gibt er einen Zet­tel mit der Play­list ab und irgend­je­mand muss die Songs zwi­schen die Mode­ra­tio­nen schnei­den. Und die­ser Jemand hat offen­bar einen Feh­ler gemacht.

Das ist kein gro­ßes Dra­ma, kein Skan­dal und kein Eklat. Es ist nur ein Bei­spiel, war­um es mir so schwer fällt, Medi­en­schaf­fen­de in die­sem Land ernst zu neh­men: Weil sie ihre Arbeit selbst nicht ernst neh­men.

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Irgendwann nach Erfindung des Buchdrucks

Mal ehr­lich: Wie groß wäre Ihr Ver­trau­en in die jour­na­lis­ti­sche Qua­li­tät einer Radio­sen­dung, in deren Pres­se­mit­tei­lung fol­gen­der Satz steht?

In nur 15 Jah­ren ist das Inter­net für vie­le unent­behr­lich gewor­den.

(Zur Erin­ne­rung: Das World Wide Web wur­de Ende April 15 Jah­re alt, das Inter­net exis­tiert nach all­ge­mein übli­cher Zähl­wei­se seit 1969. Das hät­te man so unge­fähr auch im WDR-eige­nen Kin­der­le­xi­kon „neun­ein­halb“ nach­le­sen kön­nen.)

Falls Sie nach der Lek­tü­re des kom­plet­ten Ankün­di­gungs­tex­tes doch noch Hoff­nung auf eine sach­li­che Dis­kus­si­on haben: die Sen­dung „Hal­lo Ü‑Wagen“ läuft am Sams­tag, 31. Mai 2008 um 11:05 Uhr live auf WDR 5, dem Sen­der der ges­tern schon so stim­mungs­voll über das Inter­net berich­tet hat.

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Der Unratskübel auf dem anti-anglistischen Schutzwall

Das Schö­ne an getrof­fe­nen Hun­den ist ja, dass sie durch ihr Bel­len häu­fig schla­fen­de Hun­de wecken. Äh …

Die Wochen­zei­tung „Neue Soli­da­ri­tät“, Zen­tral­or­gan des „Schil­ler-Insti­tuts“ und der „Bür­ger­rechts­be­we­gung Soli­da­ri­tät“ (mit der wir uns schon das ein oder ande­re Mal beschäf­tigt haben), ließ sich in ihrer Aus­ga­be vom 30. Janu­ar in einem „Zwi­schen­ruf“ über den WDR und zwei sei­ner Mit­ar­bei­te­rin­nen aus:

Dort [in Köln, Anm. d. Blog­gers] befin­det sich näm­lich der WDR (West­deut­scher Rund­funk), der sich am 24. Janu­ar in sei­nem Radio­pro­gramm WDR5 bemü­ßigt fühl­te, zwan­zig Minu­ten lang einen Unrats­kü­bel über die BüSo, das Schil­ler-Insti­tut und vor allem natür­lich Lyn­don LaRou­che aus­zu­schüt­ten.

Ein Unrats­kü­bel, den man zwan­zig Minu­ten über zwei Orga­ni­sa­tio­nen und einen alten Mann aus­schüt­ten kann, muss natür­lich gewal­tig groß sein. Und was war drin?

Der betref­fen­de Bei­trag, der am 24. Janu­ar in der WDR-5-Sen­dung „Neu­gier genügt“ lief und den man hier nach­hö­ren kann, beschäf­tig­te sich mit dem bis heu­te unge­lös­ten Todes­fall Jere­mi­ah Dug­gan. Der 22-jäh­ri­ge Eng­län­der war in der Nacht zum 27. März 2003 in Wies­ba­den ums Leben gekom­men, nach­dem er kurz zuvor zwei tele­fo­ni­sche Hil­fe­ru­fe an sei­ne Mut­ter in Lon­don abge­setzt hat­te.

Jere­mi­ah hat­te in der Nähe von Wies­ba­den eine Tagung des „Schil­ler-Insti­tuts“ besucht und soll sich dann mit­ten in der Nacht auf einer Schnell­stra­ße vor ein Auto gewor­fen haben. Die deut­schen Behör­den haben den Fall trotz eini­ger Unge­reimt­hei­ten schnell als Selbst­mord abge­hakt und lie­ßen sich weder durch einen Auf­ruf des renom­mier­ten Simon-Wie­sen­thal-Zen­trums (Jere­mi­ah war Jude) noch durch einen Appell von 96 bri­ti­schen Abge­ord­ne­ten zu einer Wie­der­auf­nah­me bewe­gen. Genaue­res zum Fall Jere­mi­ah Dug­gan ent­neh­men Sie bit­te der „taz“, der „Ber­li­ner Zei­tung“, „Tele­po­lis“ oder dem „Dai­ly Tele­graph“, die­sem Bei­trag des Hes­si­schen Rund­funks (von dem ich lei­der nicht weiß, wann und in wel­cher Sen­dung er gelau­fen ist) und der Web­site „Jus­ti­ce For Jere­mi­ah“.

Und damit zurück zum WDR-Bas­hing der „Neu­en Soli­da­ri­tät“:

Allen Erklä­run­gen und Ent­schei­dun­gen der deut­schen Staats­an­walt­schaft, des Frank­fur­ter Ober­lan­des­ge­richts und den mitt­ler­wei­le frei­ge­ge­be­nen Akten der Lon­do­ner Metro­po­li­tan Poli­ce zuwi­der brach­te die Sen­dung, in rei­ße­ri­scher Manier und gegen bes­se­res Wis­sen, die BüSo und das Schil­ler-Insti­tut wie­der in Zusam­men­hang mit die­sem Selbst­mord.

Wer den Bei­trag gehört hat, wird wenig fin­den, was als „rei­ße­risch“ durch­ge­hen könn­te. Auch scheint mir das Haupt­in­ter­es­se der WDR-Autorin auf dem Ver­hal­ten der deut­schen Behör­den zu lie­gen:

Der zustän­di­ge Beam­te der Wies­ba­de­ner Poli­zei erklärt den Dug­gans,
man behand­le den Fall als Selbst­mord. Ein Fremd­ver­schul­den sei aus­zu­schlie­ßen. Eine Ver­si­on, die Hart­mut Fer­se, Pres­se­spre­cher der Wies­ba­de­ner Staats­an­walt­schaft auch mir gegen­über tele­fo­nisch bestä­tigt. Eine von der am Unfall­ort anwe­sen­den Not­ärz­tin emp­foh­le­ne Obduk­ti­on unter­blieb, wie aus den Unter­la­gen her­vor­geht.

Der deut­sche Poli­zei­be­am­te wuss­te offen­bar, dass Jere­mi­ah im Alter von sie­ben Jah­ren nach der Tren­nung sei­ner Eltern bei einer Fami­li­en­be­ra­tung in der Lon­do­ner
Tavi­stock-Kli­nik war, und schloss dar­aus, dass er auch mit 22 noch „Psych­ia­trie-
Pati­ent“ sei.

Im Bei­trag heißt es wei­ter:

O‑Ton Eri­ca Dug­gan: „And then the poli­ce offi­cer said: Lyn­don LaRou­che… And then we asked more ques­ti­ons and he said: No com­ment.“
Autorin: Lyn­don LaRou­che?
Spre­cher: Lyn­don LaRou­che, ame­ri­ka­ni­scher Polit-Akti­vist, der poli­ti­sche und kul­tu­rel­le Orga­ni­sa­tio­nen in den USA und in Euro­pa, auch in Deutsch­land, auf­ge­baut
hat? Lyn­don LaRou­che, heu­te 85 Jah­re alt, in der Ver­gan­gen­heit mehr­mals selbst­er­nann­ter Kan­di­dat für das Amt des Prä­si­den­ten der Ver­ei­nig­ten Staa­ten? Lyn­don LaRou­che, der von ame­ri­ka­ni­schen und deut­schen Jour­na­lis­ten und Sek­ten­ex­per­ten als „Extre­mist“ und „gefähr­li­cher Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker“ bezeich­net wird?
Autorin: Die Eltern Dug­gan for­schen nach und kom­men zu dem Schluß, dass ihr Sohn in die Fän­ge einer Orga­ni­sa­ti­on gera­ten sein muss­te, die etwa der „Spie­gel“ als eine der umstrit­tens­ten „Welt­ver­schwö­rungs­sek­ten“ bezeich­net: in die von Lyn­don LaRou­che. Klar wird ihnen, dass der Schlüs­sel zu all den Ereig­nis­sen dem Anschein nach bei den Orga­ni­sa­to­ren des von Jer­ry besuch­ten Semi­nars lie­gen muss­te.

Angeb­lich habe sogar ein Poli­zei­be­am­ter gesagt:

Wir wol­len kei­ne Ermitt­lun­gen gegen die LaRou­che-Orga­ni­sa­ti­on ein­lei­ten …

Inter­es­san­ter­wei­se wirft „BüSo“ der Autorin des WDR-Bei­trags eine Men­ge, nicht aber Ein­sei­tig­keit vor. Das wäre ja auch etwas lächer­lich, sagt sie doch selbst:

Alle Ver­su­che mei­ner­seits, Stel­lung­nah­men von LaRou­che-Orga­ni­sa­tio­nen zu bekom­men, ver­lau­fen im San­de. Ange­ge­be­ne Tele­fon­num­mern exis­tie­ren nicht oder nicht mehr. Bei einem kur­zen tele­fo­ni­schen Kon­takt mit der Pres­se­agen­tur der Orga­ni­sa­ti­on in Wies­ba­den, wird mir erklärt, mit dem Fall Dug­gan habe man „nichts zu tun.“

Wer sich den­noch für den Stand­punkt von „BüSo“, „Schil­ler-Insti­tut“ und/​oder LaRou­che inter­es­siert, bekommt auf deren Web­site ein paar Infor­ma­tio­nen und einen Auf­satz von Lyn­don LaRou­che aus dem Novem­ber 2006, in dem die­ser inter­es­san­te Schlüs­se zieht:

Lon­do­ner Quel­len, die eng mit US-Vize­prä­si­dent Dick Che­ney und des­sen Ehe­frau Lyn­ne Che­ney ver­bun­den sind, haben erneut eine Pres­se­kam­pa­gne in Gang gesetzt, um eine wie­der­holt dis­kre­di­tier­te Lügen­ge­schich­te hin­sicht­lich der Ursa­chen und Umstän­de des Selbst­mords eines emo­tio­nal gestör­ten jun­gen Bri­ten, Jere­my Dug­gan, wie­der auf­zu­wär­men, der sich, wie der offi­zi­el­le foren­si­sche Bericht zwei­fels­frei ergab, an einer Schnell­stra­ße bei Wies­ba­den mehr­fach gegen vor­bei­fah­ren­de Fahr­zeu­ge gewor­fen hat.

Der Grund für die ursprüng­li­che und nun wie­der­hol­te Ver­brei­tung die­ses Pres­se­schwin­dels war und ist der per­sön­li­che Haß Che­neys und sei­ner Ehe­frau gegen eine Per­son – mich – , die sie wei­ter­hin als beun­ru­hi­gen­den poli­ti­schen Geg­ner betrach­ten, der mit einer füh­ren­den, hoch­ran­gi­gen Frak­ti­on in der Demo­kra­ti­schen Par­tei der USA ver­bun­den ist.

Die Vor­stel­lung, der US-Vize­prä­si­dent habe weni­ge Tage nach der ver­lo­re­nen mid­term elec­tion nichts bes­se­res zu tun, als einem als Witz­fi­gur gel­ten­den Greis schlech­te Schlag­zei­len anzu­hän­gen, ist irgend­wie rüh­rend. In Wahr­heit dürf­te die Geschich­te im Herbst 2006 noch ein­mal durch die Pres­se gegan­gen sein, weil Eri­ca Dug­gan zu die­ser Zeit vor dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt Beschwer­de ein­ge­reicht, um eine Wie­der­auf­nah­me der Unter­su­chun­gen zu erzwin­gen. Die Ent­schei­dung dazu steht bis heu­te aus.

Doch zurück zur „Neu­en Soli­da­ri­tät“:

War­um, so möch­te man erfah­ren, da es doch kei­ner­lei neue Erkennt­nis­se gibt? Die Ant­wort ist sim­pel, aber fun­da­men­tal, und sie liegt in der Geschich­te des WDR. Die­ser erhielt bekann­ter­ma­ßen sei­ne Lizenz durch die bri­ti­sche Besat­zungs­macht, wor­an er sich immer, wenn es dar­auf ankommt, treu­lich erin­nert hat.

Mit dem WDR hat sich die LaRou­che-Bewe­gung noch nie gut ver­stan­den, wie man z.B. in „Deck­na­me Schil­ler“, einem Buch von Hel­mut Lor­scheid und Leo A. Mül­ler aus dem Jahr 1986 nach­le­sen kann. Damals warf man dem Sen­der zwar noch „Goeb­bels-Metho­den“ vor, aber die Zei­ten ändern sich und so kann sich der West­deut­sche Rund­funk natür­lich auch in einen heim­li­chen Feind­funk ver­wan­delt haben. Dazu muss man wis­sen, dass Lyn­don LaRou­che und sei­ne Anhän­ger bei jeder sich bie­ten­den (also viel mehr: bei jeder) Gele­gen­heit eine bri­ti­sche Ver­schwö­rung ver­mu­ten: Der Bom­ben­an­schlag in Okla­ho­ma City 1995, die ver­such­te Amts­ent­he­bung von Bill Clin­ton, selbst Kom­men­ta­re in kana­di­schen Bou­le­vard­zei­tun­gen sol­len auf das Kon­to „der Bri­ten“ gehen – kein Wun­der, dass LaRou­che „die ame­ri­ka­ni­sche Repu­blik vor der Zer­stö­rung durch ihren Erz­feind, das bri­ti­sche Empire“ bewah­ren will.

Statt also Pro­pa­gan­da für die bösen, bösen Bri­ten zu betrei­ben, so der wei­te­re Tenor in der „Neu­en Soli­da­ri­tät“, hät­te der WDR mal lie­ber über die wirk­lich wich­ti­gen The­men spre­chen sol­len. Natür­lich mit jeman­dem, der sich damit aus­kennt:

Man fra­ge sich doch ein­mal ganz unvor­ein­ge­nom­men: Wäre es im gegen­wär­ti­gen finan­zi­el­len Zusam­men­bruchs­pro­zeß, der spä­tes­tens seit Mon­tag, dem 21. Janu­ar, jedem deut­lich gewor­den ist, nicht „nor­ma­ler“ gewe­sen, wenn der WDR Hel­ga Zepp-LaRou­che ange­ru­fen und sie zu ihren Lösungs­vor­schlä­gen für die Kri­se („Neu­es Bret­ton Woods“, Schutz­wall für das Gemein­wohl) und zu den Initia­ti­ven ihres Man­nes in Ame­ri­ka befragt und dar­über eine Sen­dung gemacht hät­te? Das sind die The­men, die gegen­wär­tig die Men­schen bren­nend inter­es­sie­ren, vor allem, weil die poli­ti­sche Füh­rung offen­bar bis­her kom­plett ver­sagt! Als öffent­lich-recht­li­cher Rund­funk wäre das die Auf­ga­be des WDR, statt die Gel­der der Bür­ger dazu zu ver­geu­den, die ein­zi­ge gegen­wär­tig in Deutsch­land sicht­ba­re Per­sön­lich­keit, die kom­pe­ten­te Initia­ti­ven zum Schutz des Gemein­wohls prä­sen­tiert, anzu­grei­fen. Es sei denn, man fühlt sich ande­rem ver­pflich­tet… und da liegt wohl „der Hase im Pfef­fer“, wie man so schön sagt.

Ein­mal in Rage geschrie­ben macht die stell­ver­tre­ten­de Bun­des­vor­sit­zen­de der „BüSo“, die die­sen „Zwi­schen­ruf“ ver­fasst hat, noch einen etwas wir­ren Schlen­ker zu dem Ver­lag, in dem die Autorin die­ser „Sen­dung“ (da steht wirk­lich Sen­dung in Anfüh­rungs­stri­chen) ihre Bücher ver­öf­fent­licht, und greift dann zum Schlimms­ten: Namens­wit­zen.

Die ver­ant­wort­li­che Redak­teu­rin heißt übri­gens Frau Dreck­mann – kein Kar­ne­vals­scherz.

Eben­falls kein Scherz: Die aus­gie­big zitier­te „Neue Soli­da­ri­tät“ wird bei „Goog­le News“ als Nach­rich­ten­quel­le geführt. Zwei Anfra­gen mei­ner­seits (eine im Janu­ar, eine letz­te Woche), ob man bei Goog­le eigent­lich wis­se, um was für eine Publi­ka­ti­on es sich bei der „Neu­en Soli­da­ri­tät“ han­de­le, sind bis heu­te unbe­ant­wor­tet geblie­ben.

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Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht

Am Don­ners­tag wur­de in der Welt­stadt Bochum die „Eins Live Kro­ne“, der “größ­te deut­sche Radio­preis” ver­lie­hen. Weil die Kili­ans als bes­te New­co­mer nomi­niert waren, fühl­te ich mich genö­tigt, mir das Spek­ta­kel anzu­hö­ren.

Da die Ver­lei­hung zwar live im Radio lief, im Fern­se­hen aber erst mit 25-stün­di­ger Verpä­tung, muss­te Max von Malot­ki das Gesche­hen für die Hörer beschrei­ben. Das führ­te oft zu dezen­tem Cha­os, wenn zu zwei bis drei Stim­men noch der Kom­men­tar dazu­kam – mal davon ab, dass es schon ein biss­chen, äh: wirr ist, bei der Ver­lei­hung eines Radioprei­ses im Radio stän­dig zu hören: „Ja, das könnt Ihr jetzt nicht sehen, dann müsst Ihr mor­gen Fern­se­hen gucken!“

Der Preis für den bes­ten New­co­mer war zum Glück der Drit­te. Viel län­ger hät­te ich das Elend von schlecht geschrie­be­nen und durch Mir­ja Boes und Olli Briesch noch schlech­ter vor­ge­tra­ge­nen Mode­ra­ti­ons­tex­ten und die unsicht­ba­ren Video­ein­spie­ler (Radio!) auch nicht ertra­gen. Dass der Preis aus­ge­rech­net an Boundzound ging, des­sen Sin­gle „Lou­der“ ich bekannt­lich für einen der schlech­tes­ten Songs des Gen­res „nerv­tö­ten­de, repe­ti­ti­ve Par­tymu­cke“ hal­te, hob mei­ne Lau­ne nicht gera­de und so war ich froh, das Radio aus­schal­ten zu kön­nen.

Die TV-Aus­strah­lung ges­tern (wir erin­nern uns: „High­lights“, “Mehr­wert der Bil­der”) war dann in man­cher Hin­sicht erhel­lend. So war die Bild­re­gie zum Bei­spiel exakt so, wie man sie von einer Radio­sen­dung erwar­ten wür­de: Die Bochu­mer Jahr­hun­dert­hal­le wirk­te abwech­selnd wie ein schwar­zes Loch und wie ein völ­lig über­füll­tes Tan­ten-Café; stän­dig sah man, wie sich Mode­ra­to­ren, die sich längst im Off wähn­ten, über ihre feh­ler­frei­en Ansa­gen freu­ten, und bei den Nomi­nier­ten …

Nun ist man eigent­lich von jeder Feld‑, Wald- und Wie­sen­ga­la gewohnt, dass bei der Vor­stel­lung der Nomi­nier­ten, meis­tens sogar beim Auf­ruf der Gewin­ner, die­se auch im Bild sind. Ent­we­der hat­te der WDR kei­ne fünf Hand­ka­me­ras zur Ver­fü­gung, die man auf die Gäs­te hät­te rich­ten kön­nen, oder man hielt es ernst­haft für anspre­chen­der und auf­schluss­rei­cher, Bal­ken­dia­gram­me zu zei­gen, deren Aus­sa­ge­kraft ich im Übri­gen hef­tig bezweif­le ((Lei­der gibt es (bis­her) kei­ne Zah­len zu den Hörer-Abstim­mun­gen, aber wenn die Ärz­te 72.000 Stim­men für „Jun­ge“ bekom­men haben und das wirk­lich so viel mehr als für die ande­ren Nomi­nier­ten war, dann hät­te ihr Bal­ken ja auch deut­lich län­ger sein müs­sen.)), und dann in eine schlecht aus­ge­leuch­te­te Tota­le zu wech­seln und zu hof­fen, dass der oder die Gewin­ner schon irgend­wo im Bild sein wür­den. Falls letz­te­res der Plan war, fragt man sich aller­dings, wozu es Licht­dou­bles bei den Pro­ben gebraucht hat. Dass die Sport­freun­de Stil­ler fünf mal so lang wie jede ande­re Band im Bild waren, ist ein sub­jek­ti­ver Ein­druck, den ich nicht mit Mes­sun­gen bele­gen kann. Viel­leicht waren die auch nur immer in den Sze­nen zu sehen, die man beim WDR für die „High­lights“ hielt.

Doch hal­ten wir uns nicht an sol­chen Äußer­lich­kei­ten auf: Die teil­wei­se recht auf­wän­dig pro­du­zier­ten Video­ein­spie­ler waren durch­aus nett gemeint und manch­mal sogar unter­halt­sam. Auch die Idee, „Let’s Dance“-Juror Joa­chim Llam­bi zwi­schen­durch Wer­tungs­tä­fel­chen hoch­hal­ten zu las­sen, war wit­zig. Wohl­ge­merkt: die Idee, nicht ihre Umset­zung. Dass man für beson­ders gelun­ge­ne Mode­ra­ti­ons­übergän­ge (Haha, Sie ver­ste­hen …) Bruce Dar­nell das Mikro wei­ter­rei­chen ließ (Radio!!!1) kom­plet­tier­te dann mei­nen Ein­druck, dass man die Pla­nungs­kon­fe­renz nach dem ers­ten „ein­fach mal drauf los“-Brainstorming been­det und die dort vor­ge­tra­ge­nen Ideen zu Pro­gramm­punk­ten erklärt hat­te. Ich kann lei­der nicht schrei­ben, dass mei­ne eige­ne offi­zi­el­le Abi­fei­er lus­ti­ger gewe­sen sei, denn das wäre eine furcht­ba­re Lüge.

Aber, hey: Der WDR ist ja immer­hin auch der Sen­der, der für „Schmidt & Pocher“ ((„Schmidt & Pocher“ waren übri­gens in der Kate­go­rie „Bes­te Come­dy“ nomi­niert, was auch schon des­halb erstaun­lich ist, da die Nomi­nie­run­gen am 28. Sep­tem­ber bekannt gege­ben wur­den – vier Wochen vor der ers­ten Sen­dung.)) ver­ant­wort­lich ist, inso­fern muss man davon aus­ge­hen, dass das dor­ti­ge Unter­hal­tungs­res­sort, äh: nicht exis­tiert. Dass man den Toten Hosen, die den Preis für ihr Lebens­werk beka­men, anschei­nend die hal­be Lau­da­tio (durch Jan Wei­ler) und die hal­be Dan­kes­re­de weg­ge­schnib­belt hat, lag sicher dar­an, dass es sich dabei nicht um die „High­lights“ han­del­te – dazu gehör­te ja schon die Come­dy (im schlimms­ten Wort­sin­ne) „Lukas‘ Tage­buch“.

Es war ja trotz­dem nicht alles schlecht bei der „Kro­ne“: Der Auf­tritt von Cul­cha Can­de­la mit der WDR Big Band war zum Bei­spiel wirk­lich gelun­gen, obwohl ich „Ham­ma“ nach wie vor für die zweit­däm­lichs­te Sin­gle des Jah­res hal­te. Kate Nash spiel­te sehr char­mant und ver­huscht ihren Hit „Foun­da­ti­ons“ und klang dabei wie auf Plat­te. Wir Sind Hel­den gaben „Kaputt“ akus­tisch zum Bes­ten. Die Toten Hosen haben sich sehr ehr­lich und auf­rich­tig gefreut und ihr Auf­tritt mit „Wort zum Sonn­tag“ war auch ange­mes­sen. ((Wobei Cam­pi­no natür­lich inzwi­schen schon irgend­wie nah an der Sech­zig ist.)) Dar­über hin­aus bleibt noch die Fest­stel­lung, dass die Eins-Live-Mode­ra­to­rin­nen und ‑Mode­ra­to­ren gar nicht mal so schlecht aus­se­hen, wie man es bei Radio­leu­ten erwar­ten wür­de ((Ich darf das sagen, ich habe schließ­lich sel­ber mal Radio gemacht.)) und man die Ver­an­stal­tung mit einem bes­se­ren Buch und ande­ren Mode­ra­to­ren sicher­lich schon geschau­kelt gekriegt hät­te.

Fürs nächs­te Jahr wün­sche ich mir dann mehr Klar­heit, ob es sich um eine Radio- oder eine TV-Ver­an­stal­tung han­deln soll. Viel­leicht klappt das ja mal mit einer Live-Aus­strah­lung im WDR Fern­se­hen.

Und wenn Sie jetzt der Mei­nung sind, ich sei irgend­wie sehr klein­lich und mie­se­pe­trig an die Ver­an­stal­tung ran­ge­gan­gen: Die Wie­der­ho­lung der „Eins Live Kro­ne“ kann man sich heu­te Abend um 23:00 Uhr im WDR Fern­se­hen anse­hen. Dann angeb­lich sogar eine Vier­tel­stun­de län­ger als ges­tern.

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Wenn Journalisten ihre Tage haben

Am Sams­tag fand in der Bochu­mer Jahr­hun­dert­hal­le (bzw. in deren Foy­er) der Jour­na­lis­ten­tag NRW statt. Da traf man sich dann bei Kaf­fee und Fin­ger Food ((Bin ich eigent­lich der Ein­zi­ge, der das Wort „Fin­ger Food“ unglaub­lich ekel­haft fin­det? (Ande­rer­seits heißt Hun­de­fut­ter ja auch „Hun­de­fut­ter“ …) )), herz­te die Kol­le­gen und alles war unge­fähr so, wie sich Klein Fritz­chen ein Tref­fen von Jour­na­lis­ten vor­stellt.

Hel­mut Dah­l­mann, Vor­sit­zen­der des DJV-Lan­des­ver­bands NRW, sag­te in sei­ner Eröff­nungs­re­de einen Satz, dem ich durch­aus zustim­men konn­te. Er lau­te­te „Die Pres­se ist kei­ne vier­te Gewalt mehr“. Einen Vor­schlag, wie man das ändern könn­te, gab es aber den gan­zen Tag über nicht. Es folg­te ein „Impuls“ von Prof. Die­ter Gor­ny, dem Erfin­der von Klin­gel­ton­re­kla­meab­spiel­sen­dern und des Pop­komm-Mexi­ka­ners (oder so), der für Erst­hö­rer ((Dju­re mein­te hin­ter­her, Gor­ny erzäh­le jedes Mal das Glei­che, was ich ger­ne zu Glau­ben bereit bin.)) halb­wegs span­nend war. Aller­dings offen­bar­te das Refe­rat zum The­ma „Krea­tiv­wirt­schaft“ auch, war­um Deutsch­land auf abseh­ba­re Zeit kei­ne rele­van­te Kul­tur­na­ti­on sein wird: All das, was Gor­ny in durch­aus bes­ter Absicht vor­stell­te (Zitat: „Für die Deut­schen ist Krea­tiv­wirt­schaft der Muse­ums­shop, für die Eng­län­der Elec­tro­nic Arts.“), mag für eini­ge der Hörer und sicher auch für die Leu­te der RUHR.2010, deren künst­le­ri­scher Direk­tor er ist, unvor­stell­bar pro­gres­siv klin­gen, für mich waren Aus­füh­run­gen über das Copy­right Anek­do­ten aus der Medi­en­his­to­rie (Stich­wort Crea­ti­ve Com­mons).

Beson­ders gespannt war ich auf Gün­ter Wall­raff – immer­hin hat der Mann mit „Der Auf­ma­cher“ das Stan­dard­werk über „Bild“ geschrie­ben. Um „Bild“ ging es dann auch immer wie­der in dem von Ele Beuth­ner (WDR) sagen­haft kon­fus mode­rier­ten Gespräch, außer­dem um Wall­raffs berühm­te Recher­che­ar­bei­ten da, wo es weh­tut. Nach ein paar Minu­ten des Zuhö­rens fiel auf: Wenn Wall­raff über sei­ne Arbeit und sei­ne Erfol­ge redet, redet er vor allem über sich. Das darf er durch­aus als „Jour­na­lis­ten-Legen­de“, aber es ist für den Teil des Publi­kums, der nicht die gan­ze Zeit sab­bernd „Oh mein Gott, da vor­ne sitzt Gün­ter Wallraff!!!!!1“ dach­te, ein biss­chen ermü­dend. Mei­ne Fra­ge nach der Recher­chefaul­heit nam­haf­ter deut­scher Zei­tun­gen, die lie­ber auf „Bild“-Artikel ver­trau­en, als sel­ber in die Quel­len zu schau­en, beant­wor­te­te er mit einem aus­führ­li­chen Wolf-Schnei­der-Bas­hing und ehe er zum Punkt kom­men konn­te, hat­te Frau Beuth­ner die Dis­kus­si­on auch schon been­det.

Von beein­dru­cken­der Uner­gie­big­keit war das „Panel“ zum The­ma Digi­tal­hör­funk, bei dem Dr. Udo Becker, der Geschäfts­füh­rer des Zei­tungs­ver­le­ger­ver­ban­des NRW, Jan Marc Eumann, Medi­en­po­li­ti­scher Spre­cher der SPD-Land­tags­frak­ti­on, und WDR-Hör­funk­di­rek­tor Wolf­gang Schmitz in brü­der­li­cher Ein­tracht das wie­der­hol­ten, was ich auch schon zwei Wochen zuvor beim „Cam­pus­ra­dio-Tag NRW“ zum glei­chen The­ma gehört hat­te: So genau weiß kei­ner, wie Digi­tal­hör­funk funk­tio­nie­ren wird und wann er kommt, aber er kommt bestimmt irgend­wann und dann tei­len WDR und die Zei­tungs­ver­le­ger das Land unter sich auf wie die Groß­her­zö­ge. Dass sich Medi­en­men­schen in Zei­ten von Inter­net und Euro­päi­scher Uni­on ernst­haft dar­über beschwe­ren, dass man im Süden NRWs auch Radio­pro­gram­me des SWR emp­fan­gen kann, ist eigent­lich schon einen eige­nen Ein­trag wert, soll hier aber nur eine Ran­dan­ek­do­te abge­ben.

Kurz vor dem „Get-Tog­e­ther“, bei dem nie­mand mehr anwe­send war, hör­te ich mir noch an, was André Boße, Chef­re­dak­teur vom Inter­view-Maga­zin „Galo­re“ zum The­ma Inter­view und Redak­ti­ons­grün­dung zu sagen hat­te. Durch­aus offen sprach er über das Pro­blem, ohne zah­lungs­kräf­ti­gen Ver­lag und damit auch ohne Rei­se-Etat arbei­ten zu müs­sen, was dazu füh­re, dass Aus­lands­rei­sen von den Film- oder Plat­ten­fir­men bezahlt wür­den, was wie­der­um schnell zu gewis­sen Ein­fluss­nah­men und Abhän­gig­kei­ten füh­ren kön­ne. Man ach­te aber sehr genau dar­auf, kei­ne äuße­re Ein­fluss­nah­me zuzu­las­sen. „Public“, die Wer­be­bei­la­ge für Abon­nen­ten, hat er nicht erwähnt.

Am Ende war vor allem der direk­te Ver­gleich zum Cam­pus­ra­dio-Tag inter­es­sant: Die Pro­fis unter­schei­den sich nicht groß von den Ama­teu­ren, es ist eine Art Klas­sen­tref­fen mit ein paar ober­fläch­li­chen Podi­ums­dis­kus­sio­nen. Es sind kei­ne unspan­nen­den Ver­an­stal­tun­gen, aber man lernt mehr über die Bran­che als über Inhal­te. Was mich aber irgend­wie beru­hig­te: Die span­nen­den und etwas kri­ti­sche­ren Publi­kums­fra­gen kamen grund­sätz­lich von den jün­ge­ren Kol­le­gen.

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Wenn Campusradios ihre Tage haben

Am Sams­tag wur­de CT das radio, das ältes­te Cam­pus­ra­dio Nord­rhein-West­fa­lens, zehn Jah­re alt. Gefei­ert wur­de mit einer end­lo­sen (ca. 16 Stun­den dau­ern­den) Live-Sen­dung mit bei­na­he allen High- und Low­lights der Sen­der­ge­schich­te, mit einer gro­ßen Par­ty im Men­sa­foy­er und mit einem offi­zi­el­len Teil, dem Cam­pus-Radio-Tag1 der Lan­des­an­stalt für Medi­en NRW (LfM).

Letz­te­res war eine Art Kon­fe­renz, auf der sich Cam­pus­ra­dio-Macher aus ganz Deutsch­land tref­fen und aus­tau­schen soll­ten. Ich war als ehe­ma­li­ger Mit­ar­bei­ter und Chef­re­dak­teur von CT zum ers­ten Mal bei einer sol­chen Ver­an­stal­tung und mein Inter­es­se an einer Wie­der­ho­lung schwand mit jeder Minu­te der „Work­shop“ genann­ten Podi­ums­dis­kus­sio­nen. Ein wenig erin­ner­ten die „Panels“, also die Men­schen, die da vor­ne zum Dis­ku­tie­ren saßen, näm­lich ein biss­chen an das, was die Kol­le­gen so immer von den Tref­fen haupt­be­ruf­li­cher Jour­na­lis­ten berich­ten.

Nein, das war jetzt unge­recht. Aber es gibt schon Par­al­le­len: Wie in den gro­ßen Sen­de­an­stal­ten und Zei­tungs­re­dak­tio­nen, so gibt es auch bei den Cam­pus­ra­di­os Leu­te, die mit viel Herz­blut und Ener­gie (und in den meis­ten Fäl­len auch noch ohne Bezah­lung) am Pro­gramm arbei­ten, und Leu­te, die sich hin­stel­len und schön daher­re­den.

Lei­der (oder glück­li­cher­wei­se) boten die ein­zel­nen „Work­shops“ kei­ne Mög­lich­kei­ten zu Dis­kus­sio­nen, geschwei­ge denn zu kon­tro­ver­sen. Zwar glau­be ich nicht, dass auch nur einer der Dis­ku­tan­ten ange­fan­gen hät­te, Inter­net­me­di­en als „Müll“ oder „Scheiß­häu­ser“ zu bezeich­nen (für sol­che Aus­fäl­le wären sie wohl auch nicht alt oder ver­bit­tert genug), aber irgend­was span­nen­des hät­te durch­aus mal pas­sie­ren kön­nen.

In der Dis­kus­si­ons­run­de „Per­so­nal­ma­nage­ment im Cam­pus-Radio“ (s.a. das Live­blog von Domi­nik Oster­holt bei Radio Q) ging es um die in der Tat bri­san­te Fra­ge, wie man in Zei­ten ver­schul­ter Stu­di­en­gän­ge und Stu­di­en­ge­büh­ren über­haupt noch Mit­ar­bei­ter mit Tages­frei­zeit fin­den kön­ne. Nur Ant­wor­ten gab es lei­der kei­ne. „Wie­der mal“, muss man sagen, denn das The­ma ist natür­lich min­des­tens eben­so alt wie die Bache­lor-/Mas­ter-Stu­di­en­gän­ge.

Ech­te Lösungs­vor­schlä­ge hät­te ich auch kei­ne, aber die Fra­ge, war­um man als Mit­glied einer Fach­schaft (und man­che Stu­di­en­gän­ge haben fast so vie­le Fach­schafts-Mit­glie­der wie Stu­den­ten) die Stu­di­en­ge­büh­ren erlas­sen kriegt, nicht aber als Mit­ar­bei­ter eines Cam­pus­ra­di­os, das die Uni ja auch weit nach außen hin reprä­sen­tiert. Viel­leicht stellt die ja noch mal jemand sei­ner Uni-Ver­wal­tung.

Erfreu­lich hin­ge­gen ist, dass sich vie­le Radi­os im Moment nicht über feh­len­de Mit­ar­bei­ter bekla­gen. In Bochum kann man sein Radio-Prak­ti­kum aber zum Bei­spiel für die cre­dit points des Bache­lor-Stu­di­ums anrech­nen las­sen – wie vie­le Prak­ti­kan­ten hin­ter­her wei­ter­ma­chen, lässt sich nie vor­her­sa­gen. Wolf­gang Sabisch vom Mün­che­ner Aus­bil­dungs­ra­dio M94.5 sag­te des­halb den inter­es­san­ten Satz, man müs­se sich von dem Gedan­ken ver­ab­schie­den, dass man als Cam­pus- oder Aus­bil­dungs­ra­dio immer eine gleich­blei­ben­de Qua­li­tät lie­fern kön­ne. Ich sehe das durch­aus ähn­lich, hät­te ihm aber noch deut­li­cher zuge­stimmt, wenn er statt Qua­li­tät von Quan­ti­tät gespro­chen hät­te. Denn das Schö­ne an Cam­pus­ra­di­os (zumin­dest in NRW) ist ja, dass man nur zu zwei Stun­den Liv­e­pro­gramm pro Werk­tag ver­pflich­tet ist und man nicht wie öffent­lich-recht­li­che oder Pri­vat­sen­der gezwun­gen ist, sei­ne Musik­schlei­fe immer wie­der mit schlech­ten Bei­trä­gen oder ner­vi­gen Gewinn­spie­len zu unter­bre­chen.

Um die Pro­gramm­in­hal­te ging es dann im nächs­ten Work­shop (s.a. das Radio-Q-Live­blog), genau­er: um neue Pro­gramm­ideen. Das hat­te dem Kol­le­gen von Radio Hertz aus Bie­le­feld lei­der nie­mand gesagt, so dass der erst ein­mal zehn Minu­ten sei­ne Per­son und die all­ge­mei­ne Pro­gramm­struk­tur sei­nes Sen­ders vor­stell­te. Als in sei­ner Power­point-Prä­sen­ta­ti­on dann die Schrift ins Bild zu flie­gen begann, muss­te ich den Saal ver­las­sen, um mich an der fri­schen Luft zu beru­hi­gen.

Zuvor hat­te ich aber immer­hin noch zwei inter­es­san­te Sen­de­kon­zep­te ken­nen­ler­nen dür­fen: das Aus­lands­ma­ga­zin „Hin & Weg“ von Radio Sirup aus Sie­gen und die eng­lisch­spra­chi­ge „Mil­ler & John­son Show“ beim Cam­pus­Ra­dio Bonn. Denn auch das ist ja das Schö­ne an Cam­pus­ra­di­os: Man kann ohne Quo­ten­druck und Gre­mi­en-Ter­ror neue Ideen aus­pro­bie­ren. Hin­ter­her enden ja eh alle Mode­ra­to­ren bei Eins­li­ve und Das Ding.

Inter­es­sant und sogar unter­halt­sam wur­de es erst in der letz­ten Dis­kus­si­ons­run­de. Das inter­es­san­te war das The­ma „Cam­pus­ra­di­os auf dem Weg von der ana­lo­gen in die digi­ta­le Welt“ (Live­blog), das unter­halt­sa­me war unter ande­rem die Mode­ra­ti­on von Radio-Q-Urge­stein Dani­el Fie­ne. Wäh­rend das „Impuls­re­fe­rat“ von Mat­thi­as Felling die Idee des „digi­ta­len“ noch sehr weit fass­te (Digi­tal­ra­dio, Inter­net, Pod­casts, mobi­le End­ge­rä­te), ging es anschlie­ßend lei­der fast nur noch um das The­ma Digi­tal­ra­dio, von dem alle immer wie­der beton­ten, dass das noch Zukunfts­mu­sik sei. Vom Dach­ver­band Cam­pus­Ra­di­os NRW (ange­sichts der Tat­sa­che, dass dort nicht alle Cam­pus­ra­di­os NRWs ver­tre­ten sind, soll­te man viel­leicht bes­ser von einem „Vor­dach­ver­band“ spre­chen) gab es noch zu hören, dass es ihn seit zwei Jah­ren gibt, was sich im Wesent­li­chen mit mei­nen Erfah­run­gen in die­sem Ver­ein deck­te. Denn so gut und wich­tig die Idee ist, eine gemein­sa­me Ver­tre­tung zu haben: Die Idee, meh­re­re unab­hän­gi­ge Sen­der irgend­wie koope­rie­ren zu las­sen, äußert sich auf einer höhe­ren Ebe­ne ja vor allem durch Gre­mi­en-Ter­ror.

So ende­te der Cam­pus-Radio-Tag (sieht das Wort nicht herr­lich albern aus mit den gan­zen Bin­de­stri­chen?) lei­der ohne einen nen­nens­wer­ten Erkennt­nis­ge­winn für mich. Noch vor dem Gespräch mit NRW-„Innovationsminister“ Andre­as Pink­wart, der Ver­lei­hung des Cam­pus­ra­dio-Prei­ses und dem gemein­sa­men Abend­essen ver­ließ ich die Ver­an­stal­tung. Ich muss­te unbe­dingt Bay­ern Mün­chen ver­lie­ren sehen.

P.S.: Ich dan­ke Schandmaennchen.de für die Inspi­ra­ti­on für die Über­schrift.

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Die Schönheit des Scheiterns

Bei man­chen Musi­kern sind die Inter­views, die sie zur Ver­öf­fent­li­chung eines neu­en Albums geben, span­nen­der als die Musik selbst. Bei ande­ren Musi­kern ist die Musik so toll und ein­zig­ar­tig, dass sie gar nichts mehr zu sagen bräuch­ten – und manch­mal auch gar nichts zu sagen haben.

Die­se Erfah­rung muss­te auch Luke Bur­bank von NPR machen, der Sigur Rós im Stu­dio hat­te. Zuge­ge­ben: Sei­ne Fra­gen waren nicht unbe­dingt die bes­ten (man lernt doch am ers­ten Tag, dass man kei­ne Fra­gen stel­len soll, auf die man mit „Ja“ oder „Nein“ ant­wor­ten könn­te), aber das, was sich aus die­sem „Gespräch“ ent­wi­ckelt, ist schon ziem­lich desas­trös und somit unter­halt­sam.

Any­way, last Fri­day the band show­ed up prompt­ly at 11am (EDT) and com­men­ced to give what is pos­si­bly the worst inter­view in the histo­ry of elec­tro­nic media.

Serious­ly.

It was that bad.

Zwar bin ich mir nicht sicher, ob Bur­banks Ein­schät­zung rich­tig ist, aber „nicht son­der­lich gut“ war das Inter­view auf alle Fäl­le.

Und weil NPR so mul­ti­me­di­al und zukunfts­wei­send ist, kann man sich das Radio-Inter­view nicht nur anhö­ren, son­dern auch anse­hen. Und das alles hier.