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Wir sind noch nicht so weit

Es gibt wohl mal wie­der Grund für Kri­tik an der Bun­des­re­gie­rung und jede Men­ge Auf­schreie aus der Blogo­sphä­re. Eini­ge Stim­men mei­nen gar, die Bun­des­re­gie­rung wol­le den Faschis­mus ein­füh­ren.

Ich hal­te das für Unsinn. Die­se Bun­des­re­gie­rung könn­te den Faschis­mus nicht ein­füh­ren, wenn sie es woll­te. Sie kann nur ver­se­hent­lich den Boden dafür berei­ten.

Denn wenn man sich die Pres­se­kon­fe­renz ange­se­hen hat, auf der Nicht-Wil­helm von Gut­ten­berg, Ursu­la von der Ley­en und Bri­git­te Zypries heu­te über die Inter­net­sper­ren gegen Kin­der­por­no­gra­phie gespro­chen haben, kann man nur zu einem Schluss kom­men: Die­se Men­schen wis­sen wirk­lich nicht, wovon sie reden. Es gilt das glei­che wie in den Debat­ten über Bun­destro­ja­ner und „Kil­ler­spie­le“: Ja, die Betei­lig­ten sind ahnungs­los – aber bös­wil­lig? Wohl kaum.

Don Dah­l­mann und Tho­mas Knü­wer haben schö­ne Tex­te geschrie­ben über die „Sys­tem­kämp­fe“ bzw. die „digi­ta­le Spal­tung“, die der Gesell­schaft dro­hen. Ich habe das vor einem Jahr auch schon mal an ganz pri­va­ten Bei­spie­len durch­ex­er­ziert.

Und bei aller ver­mut­lich sehr berech­tig­ten Kri­tik an den gan­zen Vor­ha­ben die­ser Ber­li­ner Dilet­tan­ten fra­ge ich mich immer wie­der, ob wir „Inter­net­ak­ti­vis­ten“, deren Zahl ich mal sehr groß­zü­gig auf 500.000 Men­schen schät­zen möch­te, nicht so eine Art digi­ta­le Auto­schrau­ber sind: Nerds mit einem schö­nen Hob­by, das aber gesell­schaft­lich nur bedingt rele­vant ist.

Die Mil­lio­nen­gro­ßen Nut­zer­zah­len von You­Tube, MySpace, Face­book und Stu­diVZ soll­ten nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass das Inter­net für die aller­meis­ten Nut­zer in Deutsch­land so etwas ähn­li­ches ist wie ein Auto (isch abe gar keins) für mich: Es ist prak­tisch, aber wie es funk­tio­niert und was damit noch mög­lich wäre, ist irgend­wie egal. Für die­se Men­schen ist Goog­le „das Inter­net“, und sie nut­zen es, um mit Freun­den zu kom­mu­ni­zie­ren, für die Uni zu recher­chie­ren und bil­li­ge Flug­rei­sen zu buchen. Eine Zen­sur von regie­rungs­kri­ti­schen Inter­net­sei­ten, wie sie immer wie­der an die Wand gemalt wird, hät­te für die­se Gele­gen­heits-User ver­mut­lich die glei­che Bedeu­tung wie ein Tem­po­li­mit für mich: Es wäre ihnen egal.

Selbst wenn wir eine Mil­li­on wären: Wir stün­den immer noch mehr als 80 Mil­lio­nen Men­schen gegen­über. Zwar ist Mas­se in den sel­tens­ten Fäl­len ein Beleg für die Rich­tig­keit von Ideen, aber über deren wah­re Bedeu­tung ent­schei­det immer noch der Ver­lauf der Geschich­te. Und so wird die Zukunft zei­gen, ob das Inter­net mit all sei­nen Chan­cen und Gefah­ren, mit all dem Tol­len und Abscheu­li­chen (das ich ja immer schon nur für eine digi­ta­le Abbil­dung der Lebens­wirk­lich­keit gehal­ten habe), wirk­lich in eine Rei­he mit den gro­ßen Errun­gen­schaf­ten der Mensch­heit (Feu­er, Rad, geschnit­ten Brot) gehört, oder ob es „nur“ ein sehr, sehr gutes Werk- und Spiel­zeug war.

Mich beschlei­chen immer wie­der Zwei­fel, ob das World Wide Web wirk­lich das gro­ße Demo­kra­tie-Instru­ment ist, als das es gefei­ert wird. Ich glau­be schon, dass da ein enor­mes Poten­ti­al vor­han­den ist, aber noch weiß kaum jemand davon. Die Deut­schen schimp­fen einer­seits seit Erfin­dung ihres Lan­des auf „die da oben“, sind aber ande­rer­seits in besorg­nis­er­re­gend hoher Zahl mit der „Arbeit“ von Ange­la Mer­kel zufrie­den. Die­sen Men­schen die Chan­ce auf Mit­be­stim­mung zu geben käme ver­mut­lich ähn­lich gut an, wie wenn man ihren Flie­sen­tisch zer­schlü­ge und ihnen „Du bist frei von den Fes­seln des Klein­bür­ger­tums!“ ent­ge­gen rie­fe.

PS: Per­sön­lich ent­täuscht bin ich von Ursu­la von der Ley­en, die ich bis­her immer für eine kom­pe­ten­te und erfri­schend pro­gres­si­ve Fami­li­en­mi­nis­te­rin gehal­ten habe. Ich weiß nicht, ob sie ein­fach schlech­te Bera­ter hat, oder ob ihr die Ber­li­ner Luft nicht bekommt. Aber letz­te­res wäre durch­aus ver­ständ­lich.

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Was tun wenn’s brennt? Stopschilder aufstellen!

Hilft fast immer: Einfach die Augen schließen!

Es war ver­mut­lich rei­ner Zufall, dass Gün­ther Jauch aus­ge­rech­net ges­tern bei „Wer wird Mil­lio­när?“ die Fra­ge stell­te, was gemäß Arti­kel 5 des Grund­ge­set­zes in Deutsch­land nicht statt­fin­de. Wo doch gera­de am Vor­mit­tag die Ver­tre­ter von fünf Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­neh­men gemein­sam mit Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­rin Ursu­la von der Ley­en einen Ver­trag unter­schrie­ben hat­ten, wonach sie ab Okto­ber ein­fach den Zugang zu Inter­net­sei­ten sper­ren, auf denen kin­der­por­no­gra­phi­sche Inhal­te lie­gen bzw. ver­mu­tet wer­den.

Man soll sich den ekel­er­re­gen­den Schwein­kram halt nicht mehr so leicht angu­cken kön­nen. Um auf Num­mer Sicher zu gehen, könn­te man natür­lich auch gleich alle Com­pu­ter beschlag­nah­men oder allen Bun­des­bür­gern die Augen aus­ste­chen – Tadaa! Schon kann das kei­ner mehr sehen. Unse­re Bun­des­re­gie­rung ist unge­fähr so kom­pe­tent wie der gefrä­ßi­ge Plap­per­kä­fer von Tra­al, der annimmt, dass er einen auch nicht sehen kann, wenn man ihn nicht sieht.

In Blogs und auf Nach­rich­ten­sei­ten erfreu­en sich Feu­er als Ver­gleichs­grö­ße gro­ßer Beliebt­heit:

Bei einem Wald­brand, um im Bild zu blei­ben, wür­de nie­mand auf die Idee kom­men, nur einen Para­vent davor zu stel­len, mit der Auf­schrift: Stopp, ab hier wird es heiß und gefähr­lich. Damit zufäl­lig vor­bei­kom­men­de Spa­zier­gän­ger die Flam­men nicht sehen – zumin­dest, solan­ge sie nicht um den Para­vent her­um­lau­fen.

Genau das aber geschieht beim Miss­brauch von Kin­dern. Statt die Ser­ver mit den Inhal­ten abzu­schal­ten, die Flam­men also zu löschen, wird nur ein Stopp­schild davor gehängt. Erreich­bar sind die Fotos und Fil­me wei­ter­hin. Zumin­dest für all jene, die sich die Mühe machen, um den Para­vent her­um­zu­ge­hen.

Das popu­lis­ti­sche Geham­pel der Minis­te­rin ((Auf die Idee muss man auch erst mal kom­men, poten­ti­el­len Kin­der­por­no­kon­su­men­ten ein Stop­schild (Ver­zei­hung: „Stopp“-Schild) unter die Nase zu hal­ten.)) wird nur noch getoppt von Hans-Peter Uhl, einem mir bis­her unbe­kann­ten ((Offen­bar lohnt die Beschäf­ti­gung mit die­sem Mann: Er gilt als „Innen­ex­per­te“, redet ger­ne wir­res Zeug und for­dert die Über­wa­chung „ter­ror­ver­däch­ti­ger“ Zwölf­jäh­ri­ger.)) Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten der CSU, der es (offen­bar ohne rot zu wer­den) fer­tig brach­te, fol­gen­des bei abgeordnetenwatch.de zu Pro­to­koll zu geben:

Für mich steht jedoch fest, dass z.B. das Frei­heits­recht eines Kin­des, nicht sexu­ell miss­braucht und Pädo­phi­len zur Schau gestellt zu wer­den, um eini­ges höher zu bewer­ten ist als eine ver­ab­so­lu­tier­te „Frei­heit des Inter­nets“ oder ande­res dum­mes Geschwätz. Die gan­ze pseu­do-bür­ger­rechts­en­ga­gier­te Hys­te­rie von Pseu­do-Com­pu­ter­ex­per­ten, man müs­se um jeden Preis ein „unzen­sier­tes Inter­net“ ver­tei­di­gen etc. – vgl. www.ccc.de -, fällt für mich in die Kate­go­rie: juris­tisch ohne Sinn und Ver­stand und mora­lisch ver­kom­men.

Nun krie­ge ich gene­rell bei Ver­wen­dung des Prä­fi­xes „Pseu­do“ ein ganz star­kes Zie­hen im Nacken und in der rech­ten Hand. Die Art, wie Uhl hier Beden­ken und Kri­tik von Leu­ten wie dem renom­mier­ten Rechts­pro­fes­sor Tho­mas Hoe­ren abbü­gelt, ist aber der­art ekel­er­re­gend und arro­gant, dass es mich schlicht fas­sungs­los zurück­lässt.

Was der Innen­ex­per­te tun möch­te, damit Kin­der nicht nur nicht „Pädo­phi­len zur Schau gestellt“ wer­den, son­dern auch schlicht nicht sexu­ell miss­braucht wer­den, ver­rät er lei­der nicht.

Der klei­ne, klei­ne Trost (der vor allem bei CSU-Abge­ord­ne­ten natür­lich weit­ge­hend wert­los ist): Auch pseu­doo­fe Leu­te wie Hans-Peter Uhl müs­sen sich einer Wie­der­wahl stel­len.

[via Eupho­rie­fet­zen]

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Nazi und Indianer

Weder Deut­sche noch Schwei­zer sind bekannt für ihren Humor. Das macht ein Auf­ein­an­der­tref­fen der bei­den Völ­ker meist zu einem gequäl­ten, drö­gen Ereig­nis.

Über­haupt kei­ne Wit­ze ver­ste­hen die Schwei­zer, wenn es ums Geld geht. Nach­dem die Schweiz aus Angst vor einer „schwar­zen Lis­te“ der OECD ange­kün­digt hat­te, in Zukunft stär­ker mit aus­län­di­schen Finanz­be­hör­den zu koope­rie­ren, ließ sich der deut­sche Finanz­mi­nis­ter Peer Stein­brück zu einem aben­teu­er­li­chen klei­nen Ver­gleich hin­rei­ßen:

Stein­brück hat­te am letz­ten Sams­tag am Ran­de des Tref­fens der Finanz­mi­nis­ter der G‑20 in Lon­don die Dro­hung mit einer schwar­zen Lis­te gegen­über der Schweiz mit der «sieb­ten Kaval­le­rie vor Yuma» ver­gli­chen, die man auch aus­rei­ten las­sen kön­ne. «Aber die muss man nicht unbe­dingt aus­rei­ten. Die India­ner müs­sen nur wis­sen, dass es sie gibt», hat­te Stein­brück in einer vom Schwei­zer Fern­se­hen (SF) auf­ge­zeich­ne­ten Stel­lung­nah­me gesagt.

In der Schweiz woll­te man aber nicht mit India­nern ver­gli­chen wer­den und bestell­te den deut­schen Bot­schaf­ter ein.

Das offi­zi­el­le Pro­to­koll der schwei­zer Bun­des­ver­samm­lung notiert für ges­tern dann fol­gen­de Aus­füh­run­gen des Abge­ord­ne­ten Tho­mas Mül­ler aus der christ­lich-demo­kra­ti­sche Frak­ti­on CEg:

Wenn die deut­sche Poli­tik in Schwie­rig­kei­ten steckt, und das tut sie im Moment, dann braucht sie Geld und Sün­den­bö­cke. Peer Stein­brück, das darf man in aller Offen­heit sagen, defi­niert das Bild des häss­li­chen Deut­schen neu. Er erin­nert mich an jene Gene­ra­ti­on von Deut­schen, die vor sech­zig Jah­ren mit Leder­man­tel, Stie­fel und Arm­bin­de durch die Gas­sen gegan­gen sind. (Teil­wei­ser Bei­fall, Unru­he)

Damit wäre zumin­dest geklärt, wie gut der Geschichts­un­ter­richt an schwei­zer Schu­len ist – denn vor sech­zig Jah­ren dürf­te der Anteil der Deut­schen, die mit Leder­man­tel, Stie­fel und Arm­bin­de durch die Gas­sen gin­gen, eher über­schau­bar gewe­sen sein.

Rats­prä­si­den­tin Chia­ra Simo­ne­schi-Cor­te­si wies Mül­ler spä­ter zurecht, über­sah das his­to­ri­sche Detail aber eben­falls:

Herr Natio­nal­rat Mül­ler Tho­mas hat in sei­nem Votum von heu­te Mor­gen gesagt, dass ihn der deut­sche Finanz­mi­nis­ter Stein­brück an die Gene­ra­ti­on von Deut­schen erin­ne­re, die vor sech­zig Jah­ren mit Leder­man­tel, Stie­fel und Arm­bin­de durch die Gas­sen gegan­gen sei­en. Hät­te ich die­se Aus­sa­ge in die­sem Moment rich­tig wahr­ge­nom­men, hät­te ich Herrn Mül­ler zurecht­ge­wie­sen. Sei­ne Aus­sa­ge ist depla­ziert und belei­di­gend. Ich habe es Herrn Mül­ler per­sön­lich gesagt. Ich ent­schul­di­ge mich als Rats­prä­si­den­tin dafür. (Teil­wei­ser Bei­fall)

Herr Mül­ler darf sich damit als Erfin­der der Kate­go­rie „Ver­klei­de­te-Grün­der­vä­ter-der-Bun­des­re­pu­blik-Ver­gleich“ füh­len. Der Ein­fach­heit hal­ber hef­ten wir es hier im Blog aber trotz­dem bei den Nazi-Ver­glei­chen ab.

[Mit Dank auch an Hans Mar­tin U. für den Hin­weis!]

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Völlig glosgelöst

taz.de hat sich mal wie­der nicht zurück­hal­ten kön­nen:

Rücktritt des Wirtschaftsministers: Der Glos im Hals

Bleibt zu hof­fen, dass Nor­men Oden­thal die­se Woche kei­nen Dienst bei „Heu­te Nacht“ schiebt …

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Barack Obama, der Weise der Steine

In einer Woche wird Barack Oba­ma in Washing­ton DC den Amts­eid schwö­ren und auch end­lich offi­zi­ell der 44. Prä­si­dent der USA sein. Dann geht es los mit sei­ner Welt­ret­tungs­mis­si­on, an deren Ende alle Men­schen Brü­der gewor­den und alle Schwer­ter zu Pflug­scha­ren umge­schmie­det sein wer­den.

Wie das genau aus­se­hen wird, dar­über haben sich die Macher von Nicht gedreht, Pro­jekt Hör­spiel und Pri­sac so ihre Gedan­ken gemacht. Dank die­ses Inter­nets, von dem man im Moment so viel hört, kön­nen wir alle dar­an teil­ha­ben:

[Direkt­link]

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That’s Not My Name

Es ist immer ein beru­hi­gen­des Gefühl, wenn man fest­stellt, man ist nicht allein. Ich freue mich zum Bei­spiel immer, wenn ich auf ande­re Men­schen sto­ßen, zu deren Hob­bies es offen­bar eben­falls gehört, merk­wür­di­ge Lis­ten zu erstel­len.

Mar­cus Mei­er scheint so ein Mensch zu sein und das macht ihn mir sehr sym­pa­thisch. Für das (ohne­hin sehr lesens­wer­te) Blog Ruhrbarone.de und zu Ehren von Thors­ten Schä­fer-Güm­bel hat er eine ganz außer­ge­wöhn­li­che Lis­te erstellt: die Top Fif­ty der beson­ders lyri­schen Poli­ti­ker-Dop­pel-Nach­na­men mit min­des­tens einem Umlaut. (Wie man ein sol­ches Vor­ha­ben angeht, ist mir offen gestan­den schlei­er­haft.)

Hier geht’s lang.

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Eine Sprache vor die Deutschen

T-Shirt-Aufdruck in fremder Sprache (vielleicht bald verboten).

Die CDU-Basis hat ihre Par­tei­spit­ze über­stimmt. Lei­der nicht bei irgend­ei­ner rele­van­ten Ent­schei­dung über Per­so­nal- oder Poli­tik­fra­gen, son­dern bei einem The­ma, das nicht viel kos­tet, aber inten­si­ve Dis­kus­sio­nen ver­spricht: die Par­tei will jetzt die deut­sche Spra­che ins Grund­ge­setz auf­neh­men.

dpa tickert dazu:

Saar­lands Minis­ter­prä­si­dent Peter Mül­ler mein­te hin­ge­gen, die Par­tei müs­se sich klar dazu beken­nen, «was den Staat aus­macht». Neben der Flag­ge gehö­re dazu auch die deut­sche Spra­che.

Das ist natür­lich schon mal ein Super-Anfang, der in die glei­che Ker­be schlägt wie Bun­des­tags­prä­si­dent Nor­bert Lam­mert im Som­mer die­ses Jah­res:

Es gebe „für die Kul­tur und das Selbst­ver­ständ­nis die­ses Lan­des kei­nen wich­ti­ge­ren Fak­tor als die Sprache“.Sie sei „noch wich­ti­ger als die Fest­le­gung auf Ber­lin als Haupt­stadt und auf Schwarz-Rot-Gold als Landesfarben“.Beides reg­le das Grund­ge­setz, die Spra­che „lei­der nicht“.

Zunächst ein­mal soll­te man den bei­den Her­ren also ste­cken, dass auch die Natio­nal­hym­ne nicht im Grund­ge­setz ver­an­kert ist – aber deren Ein­bin­dung woll­ten sie ver­mut­lich erst im nächs­ten Jahr for­dern.

Kom­men wir nun zur For­de­rung an sich: Kon­kret soll Arti­kel 22 des Grund­ge­set­zes um ein „Die Spra­che in der Bun­des­re­pu­blik ist Deutsch“ ergänzt wer­den. Das ist natür­lich schon mal ein gutes Bei­spiel für die Schön­heit der deut­schen Spra­che: Ein halb­fer­ti­ger Satz mit Hilfs­verb, der noch dazu gar nichts aus­sagt.

Denn was soll das hei­ßen, „die Spra­che“ „ist Deutsch“? Wür­de man die Amts­spra­che fest­le­gen wol­len, wäre das noch ver­ständ­lich – aber die ist schon im Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz gere­gelt. Und was hie­ße das für den Kreis Nord­fries­land und die Insel Hel­go­land, wo auch Frie­sisch als Amts­spra­che zuge­las­sen ist?

Die deut­sche Spra­che mache also „den Staat aus“, fin­det Peter Mül­ler, stu­dier­ter Jurist. Müs­sen denn Din­ge, die den Staat „aus­ma­chen“ (was auch immer Mül­ler damit meint) und die uns in jedem Moment über­all in die­sem Land umge­ben, noch gesetz­lich gere­gelt wer­den?

Es gibt eigent­lich nur zwei Les­ar­ten für die­se For­de­rung: Die eine wür­de es den Bas­ti­an Sicks und Wolf Schnei­ders die­ser Repu­blik erlau­ben, gegen jeden „Ser­vice Point“ eine Ver­fas­sungs­kla­ge anzu­stren­gen. Die ande­re wäre die Ansa­ge, dass jeder, der in die­sem Land lebt, gefäl­ligst und jeder­zeit Deutsch zu spre­chen habe. So oder so klingt es wie die staats­recht­li­che Umset­zung des unsäg­li­chen Slo­gans „Der Klü­ge­re spricht deutsch“ des idio­ti­schen „Ver­eins Deut­scher Spra­che“.

Lin­gu­is­ten ler­nen im ers­ten Semes­ter: Spra­che ist einem stän­di­gen Wan­del unter­wor­fen. Spra­che ist kein scheu­es Reh, das unter Arten­schutz gestellt und von staat­li­cher Sei­te gepflegt wer­den muss. Spra­che wird gespro­chen und geschrie­ben und wenn sie nicht gespro­chen wird, stirbt sie aus. Wir dürf­ten uns sicher sein, dass jun­ge Men­schen heu­te in Social Net­works und SMS-Nach­rich­ten mehr Text pro­du­zie­ren, als unse­re Eltern­ge­nera­ti­on je hand­schrift­lich geschrie­ben hat. Auch wenn die Mül­lers, Schnei­ders und Sicks es nicht begrei­fen wol­len: Die­se jun­gen Men­schen kom­mu­ni­zie­ren in der Spra­che, die in die­sem Moment den Stand der deut­schen Spra­che dar­stellt. Wenn es über­haupt Spra­chen gibt, die in Deutsch­land eines gesetz­li­chen Schut­zes bedür­fen, dann sind es die Regio­nal­spra­chen und Dia­lek­te (die streng lin­gu­is­tisch betrach­tet kei­ne Spra­chen, son­dern Varie­tä­ten sind).

Ganz schnell ist man bei dem The­ma ja dann immer bei Goe­the, Schil­ler und Adal­bert Stif­ter und der Behaup­tung, dass man so „schö­nes“ Deutsch heut­zu­ta­ge gar nicht mehr höre. Die­ser Aus­sa­ge lie­gen gleich meh­re­re Denk­feh­ler zugrun­de: Ers­tens ist Schön­heit sub­jek­tiv, zwei­tens haben auch zur Zeit der Wei­ma­rer Klas­sik die wenigs­ten Bau­ern schö­ne, druck­rei­fe Sät­ze gespro­chen (geschwei­ge denn geschrie­ben), und drit­tens emp­fiehlt einem jede treu­sor­gen­de Buch­händ­le­rin bei Inter­es­se sicher ger­ne ein paar Dut­zend zeit­ge­nös­si­scher Autoren, die mit der deut­schen Spra­che form­voll­endet umzu­ge­hen ver­ste­hen.

Das Per­fi­de an der Num­mer mit dem Grund­ge­setz ist natür­lich auch: Wer im Bun­des­tag gegen die­sen alber­nen Vor­schlag stim­men wür­de, dürf­te sein Gesicht mit ziem­li­cher Sicher­heit am nächs­ten Tag auf der Titel­sei­te der „Bild“-Zeitung (krea­tivs­ter Umgang mit deut­scher Spra­che: „Wir sind Papst“) wie­der­fin­den, ver­se­hen mit der Fra­ge „Was haben Sie gegen unse­re schö­ne deut­sche Spra­che?“

Für den Beginn wür­de es also viel­leicht rei­chen, wenn unse­re Poli­ti­ker ein wenig nach­däch­ten, bevor sie ihre Mün­der öff­ne­ten, und wenn unse­re Zei­tun­gen uns auch mal ab und an mit ein paar aus­ge­wähl­ten For­mu­lie­run­gen erfreu­ten. Ich bin sicher: zwei Drit­tel der Bevöl­ke­rung hät­ten damit Pro­ble­me, aber das war in der Goe­the­zeit ja nicht anders.

Einen wie üblich sehr fun­dier­ten Arti­kel zum The­ma „Amts­spra­che Deutsch“ hat Ana­tol Ste­fa­no­witsch bereits vor andert­halb Jah­ren im Bre­mer Sprach­blog ver­öf­fent­licht.

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Politik

Nixkönner

BREAKING NEWS!

Im Fal­le unse­rer neu­en Lis­te „Yes, may­be we could try to, but come to think of it: we defi­ni­te­ly can’t“ geht die SPD Mar­burg mög­li­cher­wei­se unein­hol­bar in Füh­rung:

Schäfer-Gümbel '09: Yo isch kann

Für den Fall, dass das „irgend­wie iro­nisch“ gemeint sein soll­te: Fail!

[via PickiHH]

Nach­trag, 26. Novem­ber: Tobi­as weist in den Kom­men­ta­ren völ­lig zu Recht dar­auf hin, dass es sich bei dem Logo um einen zwei Wochen alten Ent­wurf des Design­ta­ge­buchs han­delt. Aus was für absur­den Inter­pre­ta­tio­nen des Kon­zepts „Selbst­iro­nie“ die SPD das aber auf­greift, ist mir offen gestan­den schlei­er­haft.

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Digital Politik

Barack Obamas schlimme Folgen für die Weltpolitik

„Was kön­nen wir vom Wahl­kampf von Barack Oba­ma ler­nen?“ hat­te ein Dele­gier­ter auf dem Grü­nen­par­tei­tag den zu die­sem Zeit­punkt noch desi­gnier­ten Par­tei­vor­sit­zen­den Cem Özd­emir gefragt. Özd­emir ant­wor­te­te irgend­was Klu­ges, Abwar­ten­des, von wegen das sol­le man jetzt nicht alles nach­ma­chen und man müs­se auch mal sehen und so …

„Ist eine Inter­net-Kam­pa­gne wie die von Barack Oba­ma auch in Deutsch­land mög­lich?“ hat­te Mar­kus Becke­dahl schon kurz nach Oba­mas Wahl­sieg gefragt und sowohl eine kur­ze („Ja und Nein“), als auch eine lan­ge Ant­wort dar­auf gege­ben.

Aber wie das immer so ist: auf beson­ne­ne Poli­ti­ker hören genau­so vie­le Per­so­nen, wie läng­li­che Blog-Ein­trä­ge lesen – also kaum einer. Und so kommt es, dass die zwei­te bis drei­ßigs­te Rei­he (so vie­le Sitz­rei­hen hat das Bochu­mer Ruhr­sta­di­on, viel­leicht bie­tet jemand mehr) der Poli­ti­ker jetzt vor den Fett­näp­fen Schlan­ge steht, um auf eine neue Lis­te zu kom­men.

Sie heißt:
„Yes, may­be we could try to, but come to think of it: we defi­ni­te­ly can’t“

Los ging es mit die­sem Meis­ter­werk:

Yes we can -  Klausurtagug der SPD Havixbeck

[via Jens]

Eine wei­te­re gewag­te Kom­bi­na­ti­on aus Slo­gan und miss­glück­ter deut­scher Spra­che fand ich dann bei Face­book:

Wir machen's: Mit Heiko Maas, muss einer neuer Mann an die Spitze der saarländischen Landesregierung. Unterstützt Heiko Maas für Gute Arbeit, Faire Chancen und Neue Energie im Saarland.

Und den fina­len Aus­lö­ser, die Num­mer von einer Twit­ter-Serie zu einer Blog-Serie zu machen (hof­fent­lich nicht), fand ich dann im Dins­la­ke­ner Lokal­teil der „Rhei­ni­schen Post“:

Dinslaken: 
Köse dreht Wansing-Wahlspot. Dinslaken (RP) Reportage am Montag "Wansing on Ice" hieß es am Sonntagmittag in der Dinslakener Eishalle. Dort drehte CDU-Bürgermeisterkandidat Heinz Wansing gemeinsam mit Regisseur Adnan Köse seinen Wahlwerbespot.

Der auf­stre­ben­de Lokal­po­li­ti­ker Heinz Wan­sing hat sich vom Dins­la­ke­ner Regis­seur Adnan Köse („Lauf um Dein Leben – Vom Jun­kie zum Iron­man“) über­re­den las­sen, einen Wahl­wer­be­spot zu dre­hen, der ab Janu­ar als zehn­mi­nü­ti­ge Ver­si­on auf sei­ner Home­page und spä­ter als Zwei­mi­nü­ter in der Dins­la­ke­ner Licht­burg lau­fen soll.

Die „RP“ zitiert den Regis­seur wie folgt:

Man muss die neu­en Medi­en nut­zen. Mir gefällt sei­ne Hal­tung und ich will mit dem Film errei­chen, dass neben dem Poli­ti­ker und Ver­wal­tungs­fach­mann auch der pri­va­te, der Mensch Heinz Wan­sing fokus­siert wird.

Und wenn Sie jetzt fra­gen: „Ja, was sol­len die armen deut­schen Poli­ti­ker denn jetzt machen, ohne dass Ihr Inter­net-Jung­spun­de Euch immer über deren Unbe­hol­fen­heit lus­tig macht?“, dann ant­wor­te ich mit mei­ner glo­cken­klars­ten Engels­stim­me, die sonst für Fami­li­en­be­su­che und mei­nen Bank­be­ra­ter reser­viert ist: „Poli­tik!“

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Digital Politik

Grüne in schwarz-weiß

Ich ver­spre­che: das wird der letz­te Bei­trag zum Grü­nen­par­tei­tag.

Aber wie Sie schon ver­mu­tet haben wer­den, fehlt neben Text und Video natür­lich noch mei­ne liebs­te Prä­sen­ta­ti­ons­form: die Bil­der­ga­le­rie.

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Unterwegs Politik

Nach Erfurt

Bundesdelegiertenversammlung der Grünen 2008

Das war er also: mein ers­ter Par­tei­tag. Oder zumin­dest der ers­te, an den ich mich erin­nern kann.

War er so, wie ich mir das vor­her vor­ge­stellt hat­te? Ja und Nein.

Der Frei­tag war schlimm – das fan­den aber auch fast alle Grü­nen, mit denen ich gespro­chen habe. Stun­den­lang wur­de dar­über dis­ku­tiert, wel­chen Stand­punkt die Par­tei ver­tre­ten sol­le, wenn sie mal wie­der was zu sagen hat. Dar­über, ob bis zum Jahr 2020, 2030 oder 2040 80%, 90% oder 100% erneu­er­ba­re Ener­gien ein­ge­setzt wer­den sol­len. Und dar­über, was Al Gore in der „New York Times“ geschrie­ben hat.

Die Dis­kus­sio­nen zum The­ma „60 Jah­re Men­schen­rech­te“ am Sams­tag waren deut­lich span­nen­der, aber in der Men­ge auch ermü­dend. Aller­dings habe ich so wenigs­tens ein­mal gese­hen, wie Par­tei­en zu der Linie kom­men, die sie ver­tre­ten. Eine Par­tei ist wohl nie einer Mei­nung, bei den Grü­nen gehört das aber (wie das Stri­cken auf Par­tei­ta­gen) zum Pro­gramm: Die Flü­gel­kämp­fe sind legen­där, auch wenn in der Par­tei man­che nicht mehr ganz genau durch­bli­cken, wer da wel­che Posi­tio­nen ver­tritt.

In den Reden der gro­ßen Vier (die Par­tei­vor­sit­zen­den Clau­dia Roth und Cem Özd­emir, sowie die Spit­zen­kan­di­da­ten Rena­te Kün­ast und Jür­gen Trit­tin) war viel von den „grü­nen Kern­the­men“ die Rede, die wie­der besetzt und gegen die Ver­ein­nah­mungs­ver­su­che ande­rer Par­tei­en ver­tei­digt wer­den sol­len. Beson­ders Trit­tin keil­te so stark gegen alle ande­ren Par­tei­en, dass man fast befürch­ten muss­te, die momen­tan fünftstärks­te Bun­des­tags­frak­ti­on wol­le in Zukunft allei­ne regie­ren – zumal es auch kei­ner­lei Ansa­gen gab, was für eine Koali­ti­on man denn am liebs­ten hät­te. „Wir sind grün, nicht Bin­de­strich-Grün“, hat­te Rein­hard Büti­ko­fer das zusam­men­ge­fasst.

Wirk­lich schlimm fand Rot-Grün im Nach­hin­ein aber auch kei­ner, auch wenn sowohl die Ver­schlep­pung und ver­säum­te Rück­ho­lung von Murat Kur­naz, als auch die Ernen­nung des viel geschol­te­nen Hart­mut Meh­dorn zum Vor­stands­vor­sit­zen­den der deut­schen Bahn in die­se sie­ben Jah­re fie­len.

Die Insze­nie­rung des Par­tei­tags war wie die Grü­nen selbst: immer ein klei­nes biss­chen neben der Spur und dadurch irgend­wie grund­sym­pa­thisch. Die Ein­spiel­fil­me hat­ten wenig von Barack Oba­mas halb­stün­di­gem Mei­len­stein und mehr von dem, was man auf Sil­ber­hoch­zei­ten und run­den Geburts­ta­gen sehen kann. Oder im Inter­net.

Die Idee, im gro­ßen Block der Per­so­nal­ent­schei­dun­gen erst mal die Rech­nungs­prü­fer zu wäh­len und dann die Par­tei­vor­sit­zen­den, hat­te auch was. Die Bewer­bungs­re­de von Ste­fan Vol­pert für die­ses Amt zähl­te zu den humo­ris­ti­schen Höhe­punk­ten des Wochen­en­des: erst sprach er die gan­ze Zeit von „Chan­ge“ (womit er nicht etwa – was dem Amt ange­mes­sen gewe­sen wäre – Wech­sel­geld mein­te, son­dern sich sehr direkt auf Barack Oba­ma bezog) und als er dann auch noch „Yes, we can!“ aus­rief, ging ein Stöh­nen durch die Rei­hen. Die Kin­der­ge­burts­tags­num­mer, bei der nach der Wahl von Kün­ast und Trit­tin grü­ne Bäl­le ins Publi­kum gewor­fen wur­den, lie­fer­te zwar schö­ne Bil­der, wirkt aber um so gro­tes­ker, wenn man weiß, dass im Ablauf­plan danach eigent­lich noch 50 Minu­ten für das The­ma „Armut im Alter“ vor­ge­se­hen waren.

Dafür zeig­te sich, dass Grü­nen die wohl web-affins­te Par­tei Deutsch­lands sind. Die Idee, Blog­ger-Sti­pen­di­en zu ver­ge­ben, ist da nur ein Mosa­ik­stein: Neben­her arbei­te­ten ange­hen­de Euro­pa-Abge­ord­ne­te an ihren Face­book­sei­ten, auf twit­ter war die Höl­le los und als Vol­ker Beck sei­ne Bewer­bungs­re­de für den Par­tei­rat mit „Lie­be Freun­din­nen und Freu­de, lie­be Fol­lower“ eröff­ne­te, fand ich das erst ein wenig ran­schmei­ße­risch und dann irgend­wie kon­se­quent. Bei so viel Web 2.0 besteht natür­lich die Gefahr, bald nur noch im Inter­net statt­zu­fin­den, die auch prompt von eini­gen Red­nern ange­spro­chen wur­de.

Letzt­end­lich war es eine inter­es­san­te Erfah­rung. Die vier ande­ren Blog­ger waren sehr nett (wobei ich Jens natür­lich schon kann­te und Tere­sa auch ein biss­chen) und auch unter den Dele­gier­ten (die ja in ers­ter Linie ganz nor­ma­le Men­schen mit rich­ti­gen Beru­fen sind und erst in zwei­ter oder drit­ter Linie Par­tei­mit­glie­der) und Jour­na­lis­ten habe ich ein paar neue Leu­te ken­nen­ge­lernt.

In den Kom­men­ta­ren gab es ein wenig Empö­rung dar­über, dass ein Par­tei­tag über­haupt hier oder in ande­ren Blogs Erwäh­nung fin­de. Ich sehe aber die vie­len Kom­men­ta­re, die es aus ganz unter­schied­li­chen Rich­tun­gen gege­ben hat, ein biss­chen als Bestä­ti­gung an, dass es Inter­es­se an einer sol­chen, etwas ande­ren Bericht­erstat­tung gibt. Ich fin­de es gut, wenn sich in einer Demo­kra­tie nicht nur Par­tei­mit­glie­der für Par­tei­ta­ge inter­es­sie­ren.

Die Ergeb­nis­se und die Bil­der einer win­ken­den Clau­dia Roth kann man in jeder Zei­tung nach­le­sen und in den Nach­rich­ten sehen. Ich woll­te hier ver­su­chen, die Atmo­sphä­re des Par­tei­tags ein­zu­fan­gen. Ich wür­de durch­aus ger­ne mal zu einem Par­tei­tag einer ande­ren Par­tei fah­ren – um die Gemein­sam­kei­ten und Unter­schie­de zu sehen, und um ein biss­chen mehr über Poli­tik zu erfah­ren, im Guten wie im Schlech­ten.

In eine Par­tei wer­de ich trotz­dem nicht ein­tre­ten. Dafür bin ich zu wenig gesel­lig und zu wenig Dis­kus­si­ons­be­reit. Schon die Fra­ge, was wir zum Abend essen sol­len, kann mir den hal­ben Tag ver­sau­en.

Was mir aber auf jeden Fall in Erin­ne­rung blei­ben wird, sind die blin­ken­den Nie­ten an Clau­dia Roths Jeans:

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Beach­ten Sie für alle Par­tei­tags-Bei­trä­ge bit­te die Vor­be­mer­kun­gen.

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Unterwegs Politik

Vor Erfurt

Die Grünen (Symbolfoto)

Mor­gen früh geht’s los nach Erfurt zur Bun­des­de­le­gier­ten­kon­fe­renz der Grü­nen. Die wird ver­mut­lich nur noch so lan­ge so hei­ßen, bis jemand auf die Idee kommt, dass man von Par­ti­zi­pen auch weib­li­che For­men bil­den könn­te – denn dann muss es natür­lich „Bun­des­de­le­gier­tIn­nen­kon­fe­renz“ hei­ßen. Bei den Grü­nen müs­sen Anträ­ge näm­lich in „geschlech­ter­ge­rech­ter Spra­che“ for­mu­liert wer­den – und das nicht etwa seit der Grün­dung in den frü­hen Acht­zi­ger Jah­ren, son­dern seit 2007. Sprach­äs­thet, der ich bin, wer­de ich in mei­ner Bericht­erstat­tung auf der­lei Mätz­chen aller­dings ver­zich­ten. Sonst müss­te ich die Par­tei ja auch „Bünd­nis 90/​Die Grü­nin­nen und Grü­nen“ nen­nen.

Auf noch etwas möch­te ich hin­wei­sen: Erwar­ten Sie von mir um Him­mels Wil­len kei­ne poli­ti­schen Ana­ly­sen. Ich habe kei­ne Ahnung von Poli­tik, was Sie schon dar­an mer­ken kön­nen, dass ich die­se regel­mä­ßig an dem mes­se, was ich „gesun­den Men­schen­ver­stand“ nen­nen wür­de. Poli­tik inter­es­siert mich als Pop­kul­tur­fa­na­ti­ker und stu­dier­ter Ger­ma­nist eher von außen: Was reden die da (zumeist gedacht als „Was zum Hen­ker reden die da für eine Schei­ße?“), was pas­siert da, wie wirkt das? Der Umstand, dass ich auf Par­tei­po­li­tik mit Schüt­teln am gan­zen Kör­per reagie­re, ist übri­gens jenen Bochu­mer SPD-Lokal­po­li­ti­kern geschul­det, die mich nach einem Inter­view, das ich als Prak­ti­kant für CT das radio mit ihnen füh­ren muss­te, zum Par­tei­bei­tritt zu über­re­den ver­such­ten.

Ich möch­te aus Grün­den der Trans­pa­renz auch noch ein­mal dar­auf hin­wei­sen, dass die Grü­nen mir (und den vier ande­ren Sti­pen­dia­ten) Anrei­se und Unter­kunft bezah­len. Dafür opfern wir aber unse­re Wochen­en­den und teil­wei­se Urlaubs­ta­ge (und ich die Mög­lich­keit, den Sieg von Borus­sia Mön­chen­glad­bach gegen Bay­ern Mün­chen in einer Fuß­ball­knei­pe zu gucken). Zwar hät­te ich durch­aus „die finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten […], zu Ver­an­stal­tun­gen zu rei­sen“, wäre aber von allei­ne nie auf die Idee gekom­men, einen Par­tei­tag zu besu­chen. Wenn Sie die­ses Blog regel­mä­ßig lesen, ken­nen Sie mei­ne Mei­nung zu Ver­an­stal­tun­gen, auf denen viel gere­det wird.

Auch soll nicht uner­wähnt sein, dass ich in der Ver­gan­gen­heit schon das eine oder ande­re Mal mein Kreuz bei den Grü­nen gemacht habe – im schlimms­ten Fall könn­te die Par­tei also mit end- und sinn­lo­sen Dis­kus­sio­nen einen mög­li­chen Wäh­ler ver­lie­ren. Als Reak­ti­on auf die unfä­hi­ge und das Grund­ge­setz ver­ach­ten­de gro­ße Koali­ti­on hal­te ich für 2009 aller­dings eine gelb-grü­ne Bun­des­re­gie­rung für die ein­zi­ge Alter­na­ti­ve.

Alle Blog-Ein­trä­ge zur Bun­des­de­le­gier­ten­kon­fe­renz kön­nen Sie unter dem Tag bdk08 fin­den bzw. bei Nicht-Inter­es­se igno­rie­ren.

Und hier noch die Links zu den vier ande­ren Blogs:
www.regine-heidorn.de
flannelapparel.blogspot.com
www.jurblog.de
www.pottblog.de