Kategorien
Musik Digital

Von der GEMA entstellt

Weil wir gerade überlegen, wie wir inhaltlich wieder mehr Musik in dieses Blog kriegen, ohne Monate nach einer Veröffentlichung hilflose Kurzrezensionen in die Tasten zu hauen (bzw. wieder das Wichtigste zu vergessen), habe ich mich mal über die Podcast-Konditionen bei der GEMA informiert.

Die Lizenz sieht unter anderem vor, dass einzelne Episoden des Podcasts nicht länger als 30 Minuten sein dürfen und die Musik pro Podcast nicht mehr als 75% der Gesamtlänge der einzelnen Episode einnehmen darf.

Außerdem gilt:

Als Song wird jedes verwendete Musikwerk gezählt, das weder Intro noch Outro ist. Dabei darf jedes Lied nur zur Hälfte ausgespielt werden, und es muss am Anfang und am Ende in das laufende Lied hineinmoderiert werden (sog. “talk over”).

Das ist lustig, weil die GEMA gleichzeitig auf folgenden Sachverhalt hinweist:

Nicht umfasst ist zudem das Urheberpersönlichkeitsrecht (§ 14 UrhG). Es muss unabhängig von einer Podcasting-Lizenz beachtet werden. Das bedeutet, dass die genutzten Musikwerke ohne gesonderte Einwilligung der Berechtigten nicht bearbeitet bzw. umgestaltet werden dürfen (§ 23 UrhG). Eine Verletzung des Urheberpersönlichkeitsrechtes kann insbesondere vorliegen bei Entstellung eines Musikwerkes, eine unerlaubte Bearbeitung kann vorliegen bei Neutextierung oder sonstigen Veränderung eines Musikwerkes.

Was, bitte, soll ein halber und zugequatschter Song sein, wenn keine “Entstellung”?!

Kategorien
Literatur Musik

“Das ist keine Reisegruppe”
Ein Interview mit Sven Regener

Musikjournalisten erzählen häufiger, dass sie relativ wenig Ambitionen hätten, ihre persönlichen Helden zu treffen. Zu groß ist die Angst, dass sich der über lange Jahre Bewunderte als langweilig oder – schlimmer noch – unsympathisch herausstellt, dass einem keine guten Fragen einfallen oder man versehentlich die eigenen Freunde mit reinzieht.

Vor Sven Regener habe ich einen Heidenrespekt: Die Musik seiner Band Element Of Crime begleitet mich schon länger, die letzten beiden Alben habe ich rauf und runter gehört und seine Romantrilogie über Frank Lehmann habe ich mit großem Gewinn gelesen. Außerdem muss ich immer an jenes legendäre Interview mit der (inzwischen fast schon wieder völlig vergessenen) “Netzeitung” denken.

Es hätte also gute Gründe gegeben, sich nicht um ein Interview mit dem Mann zu bemühen, obwohl er mit Element Of Crime in Bochum war. Aber ein kurze Begegnung beim letztjährigen Fest van Cleef hatte mich so weit beruhigt, dass ich gewillt war, mich auf das Experiment einzulassen.

Element Of Crime (Archivfoto vom Fest van Cleef 2009)

Kurz bevor es losging sagte er: “So, wir duzen uns. Ich bin Sven.” Gut, dass das vorab geklärt ist, Respektspersonen würde man ja sonst auch siezen.

Wie das Gespräch dann lief, können Sie jetzt selber hören und beurteilen. Zu den Themen zählen Sven Regeners Tourblog, kleinere Städte, “Romeo und Julia”, Coverversionen und Vorbands.

Interview mit Sven Regener
(Zum Herunterladen rechts klicken und “Ziel speichern unter …” wählen.)

Kategorien
Musik

Interview mit James Walsh (Starsailor)

Starsailor können sich noch so Mühe geben: Wirklich cool werden die vier Briten in diesem Leben nicht mehr.

Als James Walsh am Montagnachmittag in der CD-Abteilung des Hamburger Saturn-Marktes ein kurzes Akustikset spielt, stehen die Fans (von denen nicht mordsmäßig viele gekommen sind) zwischen Regalen, die mit “Schlager” beschriftet sind, um Autogramme an. Da kann man dann auch noch Abbas “Dancing Queen” covern, ohne dass es Einfluss auf die credibility hätte. Schön ist es trotzdem.

Zweieinhalb Stunden später sitzt James Walsh im Backstageraum der Fabrik und langweilt sich. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er das auch während unseres Interviews (siehe unten) tut, aber da müssen wir gemeinsam durch. Die Themen: Rock’n’Roll-Klischees, Politik und Jeremiah Duggan, über dessen mysteriösen Tod die Band vor vier Jahren einen Song geschrieben hat. Walsh antwortet höflich bis nett und dass er eine Stunde vor dem Auftritt keinen Bock hat, endlos zu reden, kann man ja auch verstehen.

James Walsh im Interview.

Nach zwölf Minuten sind Martina und ich fertig mit Fotos und Interviews und es kommt noch zu einer Norbert-Körzdörfer-esken Szene, als Walsh uns mit großer Geste auffordert, uns doch noch aus dem Kühlschrank zu bedienen. “It’s Guinness, that’s the real thing”, sagt er und ich denke, ich hätte mal besser gucken sollen, von welcher Marke seine Armbanduhr war.

Nach der Vorband (Oh, Napoleon aus Krefeld, hören Sie da ruhig mal rein) steht ein anderer James Walsh auf der Bühne: Er ist hellwach, scherzt mit seiner Band und erinnert kein bisschen mehr an den scheuen Anfang-Zwanziger, der sich vor acht, neun Jahren am liebsten hinter dem Mikrofonständer versteckt hätte. Anders als bei den letzten Touren gibt es keinen zusätzlichen Gitarristen mehr, Walsh spielt alles selbst und das kann er durchaus gut. Fünf Songs spielen Starsailor vom aktuellen Album “All The Plans” — einen weniger als vom Debüt “Love Is Here”.

Starsailor live.

Was einem vermutlich wieder keiner glauben wird: Die Band hat live in den letzten Jahren schon immer ordentlich gerockt, heute Abend tut sie es besonders. Walsh freut sich über das beste Publikum, das sie in Deutschland je gehabt hätten, und man ist geneigt, das nicht als Spruch abzutun: Die Fabrik kocht und wenn ich im Schätzen von Menschenmassen nicht so unfassbar schlecht wäre, könnte ich meine Behauptung, es handele sich auch um das größte Publikum, das die Band in Deutschland je hatte, auch ein wenig untermauern. Wirklich viele waren es leider trotzdem nicht.

Der Stimmung tut das keinen Abbruch, neue Songs werden warm aufgenommen, alte bejubelt. Ein Fan sagt, er sei aus Japan gekommen, will aber seinen Namen nicht nennen: “Liking Starsailor can get you into real trouble”, lacht James Walsh und man ist sich gar nicht sicher, ob das jetzt Koketterie oder eine realistische Einschätzung des Bandimages ist. Aber Image ist nichts, entscheidend ist auf der Bühne: “Four To The Floor” wird fast von seinen kompletten Disco-Streichern befreit und kommt als krachiger Britpop-Stampfer daher und wird direkt anschließend noch mal in der Remix-Version angestimmt. Letzteres ist zwar nicht neu, macht aber immer wieder Spaß.

Nach dem regulären Schlusssong “Good Souls” gibt es noch eine weitere Zugabe: “Tomorrow Never Knows” von den Beatles. An denen kommt man im Moment wirklich nicht vorbei — auf dem Sofa im Backstageraum lag auch eine der frisch remasterten CDs herum.

Starsailor live.

Und hier das Interview im Coffee-And-TV-Podcast:

Interview mit James Walsh (Zum Herunterladen rechts klicken und “Ziel speichern unter …” wählen.)

Sie können die Podcasts übrigens auch als eigenen Feed oder direkt in iTunes abonnieren.

Starsailor spielen das letzte Konzert ihrer Deutschlandtour am Sonntag, 27. September im Gloria in Köln.

Fotos: © Martina Drignat.

Kategorien
Literatur

Literaturtipps zum Welttag des Buches

Bücher (Symbolfoto)

Buchbesprechungen sind hier ja eher die Sache von Annika, aber ich dachte mir, zum Welttag des Buches kann ich auch mal ein bisschen was über Literatur erzählen.

Und das hab ich dann auch getan: Eine gute halbe Stunde über die Bücher geredet, die ich seit meiner letzten Buchvorstellungsrunde gelesen habe. Es geht um große Namen und kleine Meisterwerke, um Christoph Hein, Daniel Kehlmann, Hartmut Lange, Chuck Klosterman und Goethe.

Wir nennen es Podcast:

Literaturtipps zum Welttag des Buches (Zum Herunterladen rechts klicken und “Ziel speichern unter …” wählen.)

Sie können die Podcasts übrigens auch als eigenen Feed abonnieren. An der Einbindung in iTunes arbeiten wir gerade.

Kategorien
Politik

Interview mit Arvid Bell

Auf dem Grünen-Parteitag habe ich Arvid Bell reden gehört und ihm gleich eine größere politische Karriere vorausgesagt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass der 24-jährige “Hobbypolitiker” zumindest im Moment ganz andere Pläne hat.

Was das für Pläne sind, das erzählt der Mann, den sie “Harry Obama” nennen, in einem Audiointerview, das somit ganz zufällig und aus Versehen der erste Podcast aus dem Hause Coffee And TV ist.

Außerdem sprechen wir darüber, wie man auf die Idee kommt, in die Politik zu gehen, und entwickeln Pläne, wie das politische System in Deutschland viel mehr Unterhaltung hergeben könnte.

Lassen Sie sich von den Tonaussetzern am Anfang nicht verunsichern: Nach der ersten Minute klingt es besser.

Podcast (Zum Herunterladen rechts klicken und “Ziel speichern unter …” wählen.)

Kategorien
Digital

Auswärtsspiel: Max & Malte Podcast

Durch eine Verkettung von Zufällen fand ich mich gestern Abend in einer Berliner Altbauwohnung wieder, wo gerade ein Podcast aufgezeichnet wurde. Der eigentliche Gast hieß Stefan Niggemeier, aber weil im Web 2.0 vieles so spontan ist, durfte ich ihm immer wieder das Mikrofon entreißen, was dann hässliche Störgeräusche gab.

Unsere Gastgeber hießen Max und Malte, an die vielen Themen kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern und das ganze ist mehr als zwei Stunden lang.

Wenn Sie das alles noch nicht abgeschreckt hat, können Sie den Podcast bei Spreeblick hören und herunterladen.

Kategorien
Digital

Auswärtsspiel: Kanal 14

Für seinen Podcast Kanal 14 hat mich Sebastian Keil nach meiner Meinung zum neuen Musikportal Roccatune gefragt. Mit dabei sind Roccatune-Chef Constantin Thyssen, Thomas Knüwer und Djure Meinen.

Hören und/oder herunterladen kann man das Ganze hier.

Kategorien
Digital

Auswärtsspiel: Heute wegen Twitter

Nach der Bekanntgabe der Nominierungen für den Grimme Online Award in Düsseldorf am vergangenen Donnerstag hat Daniel Fiene, Campusradio-Legende von Radio Q und einer der Macher von “Was mit Medien”, Kathrin und mich zum Thema Twitter interviewt.

Das Ergebnis kann man sich als Podcast hier anhören und herunterladen.

Kategorien
Musik Digital

Hörhilfen fürs Wochenende

Heute war ein historischer Tag: Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben einen Podcast unterwegs gehört. Dabei handelte es sich um die zwei aktuellsten Episoden von “All Songs Considered”, der überaus empfehlenswerten Musiksendung auf NPR. In den Sendungen, die man sich hier und hier noch einmal anhören kann (am Besten sollte man natürlich gleich den ganzen Podcast abonnieren), wurden fast ausschließlich Bands und Künstler gespielt, die Hörer als “ihre” Band vorgestellt hatten. Also nicht im Sinne von “das ist die Band, in der ich Mitglied bin”, sondern “ich liebe diese Band über alles und kann nicht verstehen, wieso sie sonst keiner kennt”.

So habe ich während einer entspannten Zugfahrt in die tiefstehende Nachmittagssonne neue Musik von Blanche, Thrift Store Cowboys, Neutral Milk Hotel und How I Became The Bomb kennengelernt. Bands, mit denen ich mich näher befassen sollte.

Die Aktion ist übrigens noch nicht abgeschlossen, im Blog zur Sendung kann man weiter eigene Vorschläge einreichen. Bevor ich dort Hotel Lights vorschlage, sollte ich die Band aber vielleicht mal endlich hier im Blog vorstellen.

Und wem das alles zu viele unbekannte Bands sind: R.E.M. haben seit Mittwoch ihre neue Single “Supernatural Superserious” online. Wie angekündigt klingt die Band wieder rockiger und es gibt nach “Sympathy For The Devil” endlich mal wieder einen Song einer international respektierten Band, in dem der weibliche Vorname “Gisela” vorkommt.

Kategorien
Musik Rundfunk Radio

Schatzsuche

KQED ist mein Lieblingsradiosender, da gibt’s kein Vertun. Seit ich in den USA gehört habe, was man mit dem Medium Radio so alles anstellen kann, finde ich die deutsche Radiolandschaft endgültig nur noch zum Heulen.

Das heißt für mich: Radiohören geht nur über Internet und um neun Stunden verschoben. Aber natürlich gibt es bei allen Sendern des National Public Radio alle Sendungen hinterher auch als Podcast, was sowohl vorbildlich, als auch sehr fein ist.

Das aber nur als Vorspann zur eigentlichen Geschichte: Wie ich gerade erst festgestellt habe, gibt es von der sehr empfehlenswerten Musiksendung “All Songs Considered” nicht nur Podcasts und ein umfangreiches Sendungsarchiv, auch viele der Konzerte, die “All Songs Considered” immer wieder überträgt, stehen im Netz.

Einige kann man “nur” anhören (darunter Rufus Wainwright, Ben Gibbard, Björk, Arcade Fire und Lily Allen), andere kann man komplett herunterzuladen, wenn man den Podcast abonniert (z.B. Travis, Femi Kuti und ganz aktuell: Rilo Kiley). Es lohnt sich, sich durchs komplette Archiv zu klicken und zu hören.

Wie das mit den Downloads rechtlich geht, ist mir ein bisschen schleierhaft, aber in den USA gibt’s ja auch keine GEMA.

Kategorien
Radio Rundfunk Digital

Totgesagte sollen leben!

Trackback am Ende, so betitelte Marius einen Eintrag bei Maingold am Sonntag. Eine Abrechnung mit einem Sendeformat, das in Deutschland wohl nach wie vor seinesgleichen sucht (für alle, die nicht wissen, was Trackback ist: Es ist eine Radiosendung beim RBB, die sich mit Netz- und Blogthemen beschäftigt).

Seit einigen Wochen läuft die Sendung eher unrund. Mir fallen da vor allem diese Dinge ein: Wenig Themen, schlechte Vorbereitung und unstete Moderatorenauswahl. Erst am Sonntag wurde das so deutlich wie nie: Nachdem eine Woche vorher erst Holger Klein seinen Ausstand gegeben hat, musste Ole Stührmann ran. Was er da machte, wirkte eher mitleiderregend. Was, wie er selber im Trackback-Chat mitteilte, daran lag, dass er nur Ersatzmann vom eigentlichen Ersatzmoderator und außerdem ausgepowert gewesen sei. Bleibt abzuwarten, was in den nächsten Wochen so passiert mit der Sendung. Und wer der endgültige Nachfolger für Holgi wird.

Johnny Häusler von Spreeblick, mutmaßlicher Erfinder der Sendung, hat sich heute Nacht zu all dem geäußert, was mit Trackback aktuell so passiert. Erklärt die Umstände, unter denen die Sendung und der entsprechende Podcast im Herbst 2007 startete. Bevor ich jetzt alles konkret zitiere, was er zu erzählen hatte, verlinke ich den Beitrag lieber.

Sicher ist es schwer, im Medium Radio eine Sendung über Netzthemen zu machen. Blogs sind nunmal primär dazu da, um gelesen zu werden, und nicht um über sie zu reden. Entsprechend angenehm fand ich vor allem die Folgen, die sich mit dem aktuellen Netz-Zeitgeschehen beschäftigen. Die flickr-Zensur. Abmahnungen. Datenschutz. Alles relevante Themen, die auch mich als aktive Bloggerin interessieren. Es gab Hochs und Tiefs, und die Sendung letzten Sonntag war definitiv einer dieser Tiefpunkte. Der Meinung von Marius mag ich mich allerdings nicht anschließen.

Trackback ist aus meiner Sicht zu 100% gescheitert. Woran das liegt habe ich oben für mich erklärt, warum dies so ist kann ich nicht sagen. FRITZ sollte sich den Gefallen tun diese Sendung so schnell wie möglich komplett abzusetzen, bevor die ganze Angelegenheit noch trauriger wird als sie ohnehin schon ist.

Anstatt dessen zitiere ich dann doch mal Johnny:

Neue Ideen, Projekte und Medienexperimente brauchen den Wunsch nach Gelingen, nicht den Wunsch nach Scheitern. Und wer Angst vor dem Scheitern hat, kann immer nur auf Bewährtes zurückgreifen, allein der Versuch der Innovation wird dadurch unmöglich.

TRACKBACK wird weiter senden und weiter ausprobieren und weiter spielen, bestimmt nicht für immer, aber für jetzt. Ob mit oder ohne Spreeblick ist dabei noch ungeklärt, aber im Grunde irrelevant, denn die grundsätzliche Idee funktioniert auch ohne uns. Aber nicht ohne euch.

Das Potential hat die Sendung auf jeden Fall. Und diverse wirklich gute und interessante Sendungen lassen mich an das Gute am Thema glauben.