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“Spalter!”

Ja, ja, das neue Radiohead-Album. Jetzt ist es also bald eine Woche draußen und fast alle haben darüber geschrieben: der “NME”, der “Rolling Stone”, “Pitchfork Media”, aber auch bei laut.de, alternativenation.de war man schnell mit den Besprechungen, intro.de hatte immerhin ein Forum zum Sammeln der ersten Höreindrücke eingerichtet.

Die Rezension bei “Spiegel Online” vereint mal wieder alles, was ich am Musikjournalismus nicht ausstehen kann:

Dabei ist “In Rainbows” kein Enigma, kein Vexierbild und keine Kippfigur, sondern die zugänglichste Platte, die Radiohead seit “OK Computer” veröffentlicht haben. Wer hier noch ernsthaft von “sperrig” spricht, verdient 48 Stunden Dauerbeschallung mit Muse und Placebo, angekettet.

Und bei “Plattentests Online” erklärt man via Newsletter, warum es auch fünf Tage nach der Veröffentlichung des Albums im Internet noch keine Rezension in diesem Internet-Medium gibt:

Einen halben Tag, teils sogar nur wenige Stunden nach dem Download-Start veröffentlichten einige Online-Magazine stolz ihre Rezensionen und fühlten sich als Sieger, nur weil sie die ersten waren. Sie hatten das Album zwei-, vielleicht dreimal unter Zeitdruck gehört. Und sie sehen das als Grundlage, den Wert eines Albums zu beurteilen, das jeden Hörer über Monate herausfordern, beschäftigen und in neue Zweifel stürzen wird.

Wir möchten jetzt niemanden dissen oder über Kollegen herziehen, aber unter Seriosität verstehen wir was anderes. Und unterwerfen uns mit http://www.plattentests.de/ nicht diesem von falschen Geltungsdrang getriebenen Wettbewerb. Wenn wir gewollt hätten, hätten wir Euch locker nach fünf Stunden – oder wenigstens jetzt, nach fünf Tagen – eine Rezension raushauen können. Und natürlich ist auch unsere Vergangenheit nicht frei von überstürzten, zu voreiligen Rezensionen. Doch gerade ein Radiohead-Album braucht mehr Zeit, um sich zu entfalten, weswegen wir Euch aufs nächste Update vertrösten müssen

Und was sag ich?

Ich finde nach wie vor, dass das Album gut ist, aber es ist wie mit so manchem “guten” Buch oder so manchem “guten” Wein: Ich erkenne, dass das Werk von einer hohen Qualität sein muss, aber es sagt mir persönlich nichts. Wie alle anderen Radiohead-Alben nach “Kid A” auch, lässt mich “In Rainbows” weitgehend kalt. Ich habe nicht das Gefühl, dass es meinem Leben oder dem Gesamtwerk der Band irgendetwas hinzufügt, und ob ich es höre oder nicht, macht für mich keinen Unterschied. Mit “15 Step” kann ich ebenso wenig anfangen wie mit Thom Yorkes Soloalbum und von den zehn Songs ist “Videotape” der einzige, der mich persönlich anspricht.

Und damit stehe ich vor einem Dilemma, denn es scheint fast, als müsse man “In Rainbows” unbedingt in den Himmel loben. Schreiben, es sei das zugänglichste Album seit “OK Computer” (“In Rainbows” ist zugänglich, aber “OK Computer” ist für mich zum Beispiel so zugänglich wie Haruki-Murakami-Bücher, also: gar nicht). Erzählen, dass man Frau und Kinder verlassen habe, um sich ganz der Rezeption dieses Albums zu widmen.

Radiohead stehen – wie sonst eigentlich nur R.E.M., Bob Dylan, Johnny Cash und Joni Mitchell – eh schon über allem, mit der Veröffentlichungstaktik ihres neuen Albums scheinen sie sich völlig unangreifbar gemacht zu haben. Oder zumindest scheinen die Leute zu denken, dass Radiohead jetzt unangreifbar sind. Ich wüsste gerne, wie viele Musikjournalisten verzweifelt vor ihrem Computer saßen und dachten: “Aha. Und?”. Und dann schrieben sie, es sei ein Meilenstein, ein Meisterwerk, die Musikwerdung des Herrn.

Ich habe so viele CDs im Regal, so viele MP3s auf dem Computer, da höre ich lieber Musik, die mich anspricht, die mir persönlich etwas “gibt”. Und überlasse “In Rainbows” denen, die auch sonst zu Architektur tanzen.

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Jenseits von Taliban

Das Fenster ist zu. Jedenfalls brauche ich mich kein Stück weit hinauslehnen, wenn ich behaupte, daß The Afghan Whigs die einzigebeste Soulgrungeband aller Zeiten waren. Und sind. Denn wie vielleicht der eine oder die andere mitbekommen hat, haben sich die Herrschaften um Greg Dulli wieder zusammengerauft.

Nachgeborene werden Dulli zwar eher nur als The Twilight Singers kennen (und sich vielleicht sogar in den Auftritt beim letztjährigen Haldern-Pop verliebt haben). Aber das ist mittlerweile nur eine von Dullis Aktivitäten. Außerdem arbeitet er nämlich mit seinem Kumpel Mark Lanegan an einem Album als The Gutter Twins. Aber das muß weiter warten.

Jedenfalls erscheint am 6.7.2007 mit “Unbreakable – Best of 1990-2006” bei Rhino / Warner eine leckere Zusammenfassung ihrer Sternstunden, bei der zwar der Übersong “Miles iz dead” scheinbar nicht dabei – was eine Sünde wäre! -, aber der versteckte sich ja schon auf “Congregation” als Hidden Track. “Unbreakable – Best of 1990-2006” jedenfalls ist mit den zwei obligatorischen neuen Songs ausgestattet, die schon einmal zeigen sollen, wo es für die Band weitergeht. Und die haben es in sich!

Soviel zur Theorie, hier die Praxis:

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Dieses “Magazine” ist verteufelt noch mal das schlüpfrigste Rockding, was mir dieses Jahr in die Ohren, ins Herz und in die Hose gerutscht ist. Hören und verlieben! Das ist ein Befehl.Weiterführende Links: