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Acts des Jahres 2024

10. Pet Shop Boys
31 Jah­re, nach­dem sie mit „Go West“ in mein Leben getre­ten waren (und damit lan­ge, bevor ich um Begrif­fe wie „que­er“ wuss­te), haben die Pet Shop Boys ihr 15. Stu­dio­al­bum ver­öf­fent­licht. „None­thel­ess“ (Par­lo­pho­ne; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) heißt es – „Nichts­des­to­trotz“, was für ein schö­nes Wort! – und es zählt im Gesamt­werk zu den eher melan­cho­li­schen Alben. Ansons­ten machen Neil Ten­n­ant und Chris Lowe ein­fach wei­ter genau ihr Ding: Es geht um Lie­be und Nacht­le­ben, aber eben­so selbst­ver­ständ­lich um die ZDF-Hit­pa­ra­de und einen von Donald Trumps Body­guards. Natür­lich. Immer wie­der erkennt man Ver­satz­stü­cke aus älte­ren Songs, aber das ist ja Teil des Gesamt­kunst­werks, wie wir spä­tes­tens seit „DJ Cul­tu­re“ (dem PSB-Song von 1991, nicht dem Buch von Ulf Pos­ch­ardt) wis­sen. Per­sön­li­cher Höhe­punkt: Ich durf­te für die „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Sonn­tags­zei­tung“ über das Album schrei­ben, jenes Blatt, in dem ich noch als Schü­ler über die Band gele­sen hat­te.

9. Vanes­sa Peters
Bevor Mark Zucker­berg beschloss, Insta­gram zur wei­te­ren Zer­set­zung der Demo­kra­tie zu nut­zen, konn­te man dort tat­säch­lich Musik ent­de­cken: Acts haben klei­ne Clips aus ihren Musik­vi­de­os als Wer­bung geschal­tet und die glei­chen Algo­rith­men, die mich jetzt von den Vor­zü­gen des Faschis­mus über­zeu­gen sol­len (Ver­giss es, Pudel!), haben mir dann über­ra­schend prä­zi­se Songs vor­ge­spielt, die mich sofort über­zeugt haben. So bin ich jeden­falls 2021 auf die Ame­ri­ka­ne­rin Vanes­sa Peters und ihr Album „Modern Age“ auf­merk­sam gewor­den und seit­dem ver­fol­ge ich ihr Schaf­fen. Damals hat­te ich geschrie­ben: „Als hät­ten Aimee Mann, Suzan­ne Vega und Kath­le­en Edwards eine Super­group gegrün­det.“ Das gilt immer noch und ich mei­ne es als eines der höchs­ten Kom­pli­men­te, denn auch „Fly­ing On Instru­ments“ (Idol Records; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) ist wie­der ein Ame­ri­ca­na/­Folk-Album, das mich an die bes­ten Sei­ten der ame­ri­ka­ni­schen Kul­tur erin­nert. Also an das Gegen­teil von Mark Zucker­berg.

8. Maro
Maro ist immer das Bei­spiel, das ich brin­ge, wenn ich erklä­ren will, dass der Euro­vi­si­on Song Con­test längst kei­ne alber­ne Quatsch-Ver­an­stal­tung voll Euro­dance-B-Ware ist (das war er in die­ser Abso­lut­heit noch nicht mal in den 1980er bis 2000er Jah­ren), son­dern ein Musik­fes­ti­val im klas­sischs­ten Sin­ne: Natür­lich hät­te ich auch auf ande­ren Wegen (das Inter­net exis­tiert ja) von der jun­gen Musi­ke­rin mit dem bür­ger­li­chen Namen Maria­na Bri­to da Cruz For­jaz Sec­ca und der wun­der­bar ver­schla­fe­nen Stim­me erfah­ren kön­nen, aber ihr Auf­tritt in Turin 2022 war dann doch ein ganz beson­ders beein­dru­cken­der Ken­nen­lern­mo­ment. Ende Sep­tem­ber habe ich sie end­lich wie­der live gese­hen, durch­aus ange­mes­sen im Kon­zert­haus Dort­mund, und es war eines der schöns­ten, umar­mends­ten Kon­zer­te, das ich je besucht habe. Wie jun­ge Acts das so machen, hat sie wäh­rend des gan­zen Jah­res immer wie­der Songs her­aus­ge­bracht, u.a. mit Par­cels, vor allem aber mit dem Musi­ker Nasaya, der auf der fran­zö­si­schen Insel Reuni­on im indi­schen Oze­an auf­ge­wach­sen ist, wie Maro das Ber­klee Col­lege of Music besucht hat, und mit dem sie 2021 schon mal eine gan­ze EP mit vier Songs ver­öf­fent­licht hat­te. Das gemein­sa­me Album „Life­line“ (Sec­ca Records; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music) kam erst am 15. Janu­ar raus, aber das bedeu­tet ja nur, dass Maro auch 2025 wie­der zu mei­nen Acts des Jah­res gehö­ren kann.

7. Joy Ola­do­kun
Auf das Musik­jahr 2023 haben wir ja in einer gemein­sa­men Sen­dung zurück­ge­schaut. Des­we­gen gibt es kei­ne per­sön­li­che Bes­ten­lis­te, die ich jetzt ver­lin­ken kann, und auf der Joy Ola­do­kun mit ihrem Album „Pro­of Of Life“ mei­nen Platz 1 belegt hät­te. Das wird nicht der Haupt­grund sein, war­um sie 2024 direkt das nächs­te Album, ihr fünf­tes, ver­öf­fent­licht hat, aber auch „Obser­va­tions From A Crow­ded Room“ (Ami­go Records; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music) ist wie­der ver­dammt gut gewor­den. Sie macht sich Gedan­ken über den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt und Fort­schritt, sie singt über die Kraft­an­stren­gun­gen, über­haupt auf­zu­ste­hen und wei­ter­zu­ma­chen — und all das hat so viel Groo­ve, so viel schö­ne Melo­dien und so vie­le Gos­pel-Chö­re, dass einen die­se ver­meint­li­chen Wider­sprü­che ganz auf­wüh­len. Aber war das bei Mar­vin Gaye, Sam Coo­ke oder Are­tha Frank­lin anders?

6. MJ Len­der­man
Manch­mal gibt es ja so Namen und Alben, von denen man so oft in ver­schie­de­nen Zusam­men­hän­gen liest, dass man sie ein­fach hören muss: Das vier­te Solo­al­bum von MJ Len­der­man war so eins und das Über­ra­schen­de war eigent­lich nur, dass es nach vie­len Jah­ren mal wie­der ein Indie­rock-Album war, über das so vie­le Leu­te spra­chen — und dass es mir dann auch noch gefiel! „Man­ning Fire­works“ (Anti; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) klingt, als wür­de ich es schon mein hal­bes Leben ken­nen. Oder, anders: So, wie wenn The Get Up Kids und The Wea­k­erthans sich vor 20, 25 Jah­ren in einer Scheu­ne in Mon­ta­na, in der zufäl­lig noch ein paar Folk-Musi­ker sit­zen, gegen­sei­tig geco­vert hät­ten.

5. Chris­ti­an Lee Hut­son
Ich kann gar nicht mehr rekon­stru­ie­ren, wie ich zum ers­ten Mal „After Hours“ von Chris­ti­an Lee Hut­son gehört habe. Ich weiß nur, dass die 3:12 Minu­ten, die der Song dau­ert, noch nicht durch waren, als ich ihn mei­nen engs­ten Freund*innen schon wärms­tens – lass alles ste­hen und lie­gen und hör es Dir JETZT an! – ans Herz gelegt hat­te. Ent­spre­chend ist es auch mein Song des Jahrs 2024 gewor­den. Wenn ich Songs so doll lie­be, habe ich manch­mal Angst vor dem Album, dem sie vor­an­gin­gen, aber „Para­di­se Pop. 10“ (Anti; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) lös­te sogar mehr Ver­spre­chen ein, als die Sin­gle auf­ge­stellt hat­te: Songs wie „Auto­pi­lot“, „Water Bal­let“ oder besag­tes „After Hours“ klin­gen, wie sich die eige­ne Bett­de­cke an einem die­si­gen, kal­ten Sonn­tag­vor­mit­tag anfühlt. Es gibt Kla­vier­bal­la­den, melan­cho­li­sche Folk­songs und etwas lär­men­de­re Folk­rock-Num­mern für Fans von Elliott Smith, The Wea­k­erthans und Bright Eyes. Jetzt machen also Men­schen, die 1990 gebo­ren sind, Musik, wie ich sie 2004 gehört habe.

4. Phi­li­ne Son­ny
Ich weiß nicht, ob man es merkt, aber ich habe einen gewis­sen Hang zum Lokal­pa­trio­tis­mus. Man müss­te mir schon sehr viel Geld bie­ten, damit ich das Ruhr­ge­biet oder auch nur Bochum-Ehren­feld ver­las­se. Wenn es um Phi­li­ne Son­ny geht, ist es des­halb, als wür­de der VfL Bay­ern Mün­chen schla­gen: Sowas ist hier mög­lich! Und wer wohnt schon in Düs­sel­dorf? Dabei hat das ja alles gar nichts mir mir zu tun und viel­leicht auch nur in Tei­len mit der Stadt. Im März, jeden­falls, hat­te die 23-jäh­ri­ge Musi­ke­rin und Song­schrei­be­rin ihre zwei­te EP „Inva­der“ (Nett­werk; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) ver­öf­fent­licht, danach noch jede Men­ge Sin­gles. Im Herbst begann sie dann ihr nächs­tes Pro­jekt, bei dem sie Songs in 15 Minu­ten schreibt, inner­halb weni­ger Tage auf­nimmt und dann so schnell wie mög­lich ver­öf­fent­licht. „So schnell wie mög­lich“ bedeu­tet bei einem Label – bei Nett­werk erschei­nen auch Angus & Julia Stone, The Paper Kites, Joshua Radin und Gre­at Lake Swim­mers – und Strea­ming­diens­ten immer noch rund zwei­ein­halb Mona­te, aber das gan­ze Kon­zept und die Daten im Song­ti­tel ver­lei­hen den Songs eine gewis­se Unmit­tel­bar­keit. Und ich tue, was ich kann, um Phi­li­ne Son­ny noch berühm­ter zu machen — zum Bei­spiel in der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“ über sie schrei­ben.

3. Suzan Köcher’s Supra­fon
Wenn jemand „psy­che­de­lisch“ sagt, den­ke ich an Pink Floyd, Ölpro­jek­to­ren und die Gene­ra­ti­on unse­rer Eltern, die bekifft auf einem Flo­ka­ti liegt. Okay, ich komm noch mal rein: Wenn jemand „psy­che­de­lisch“ sagt, den­ke ich an David Lynch, die mitt­le­ren Byrds und oran­ge­far­be­ne U‑Bahn-Hal­te­stel­len. Habt Ihr die Bil­der? Okay, dann kommt jetzt der Sound­track, denn Suzan Köcher’s Supra­fon machen laut eige­ner Aus­sa­ge Psy­che­de­lia (nur, damit Ihr’s schon­mal gehört habt: im Eng­li­schen ist das „P“ stumm), aber auch Dream Pop, Kraut­rock, Dis­co und Desert Ame­ri­ca­na. Tat­säch­lich ent­ste­hen in mei­nem Kopf sofort Fil­me der Coen Brot­hers, Wim Wen­ders und Paul Tho­mas Ander­son; ein Step­pen­läu­fer rollt defi­ni­tiv durch die stau­bi­ge Land­schaft und es ist ent­we­der immer gera­de Mit­tag oder die Zeit kurz nach Son­nen­un­ter­gang. Also: All­tag im Ber­gi­schen Land, denn Suzan Köcher selbst stammt aus Solin­gen, ihre Band aus dem Umkreis (und damit ein Strich mehr bei „Ruhr­ge­biet“). Ihr drit­tes Album „In The­se Dying Times“ (Uni­que Records; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, You­Tube Music, Band­camp) wäre, wenn es aus den USA käme, über­all in den Jah­res­bes­ten­lis­ten. So wenigs­tens bei mir.

2. kett­car
Er habe mehr durch Musik gelernt als durch Biblio­the­ken, hat Thees Uhl­mann mal gesun­gen (und dabei Bruce Springsteen refe­ren­ziert) und er hat leicht reden, denn unse­re gemein­sa­men Bud­dies von kett­car ver­öf­fent­li­chen auf Grand Hotel van Cleef, dem Label, das sie mit ihm gemein­sam betrei­ben, ja regel­mä­ßig Alben, deren Songs gan­ze Bücher erset­zen. So gese­hen ist „Gute Lau­ne unge­recht ver­teilt“ (Grand Hotel van Cleef; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal, You­Tube Music, Band­camp) wie­der eine 45-minü­ti­ge Biblio­thek zum Hören: Die bra­chia­le Sin­gle „Mün­chen“ ist ein eige­nes, umfas­sen­des Werk über All­tags­ras­sis­mus; „Rügen“ refe­riert die Freu­de und Nach­tei­le des Eltern-Seins bes­ser als es ein Buch irgend­ei­ner Twit­ter-Berühmt­heit je könn­te; „Kanye in Bay­reuth“ ist das feuil­le­to­nis­ti­sche Essay über die Schwie­rig­keit, Werk und Autor zu tren­nen; „Ein­kau­fen in Zei­ten des Krie­ges“ die ver­ton­te Kolum­ne über gestie­ge­ne Lebens­mit­tel­prei­se und „Blaue Lagu­ne, 21:45 Uhr“ der Anti­hel­den-Roman, der in Rezen­sio­nen mit Taran­ti­no ver­gli­chen wird. Dass das alles noch so schön erhe­bend klingt und man alles mit­sin­gen kann, ist ja das eigent­li­che Kunst­stück, aber kett­car las­sen es ganz leicht aus­se­hen. Da war­tet man auch ger­ne mal fünf Jah­re drauf!

1. Japan­dro­ids
2024 war für vie­le von uns ein schwie­ri­ges Jahr, das in der zwei­ten Jah­res­hälf­te völ­lig aus der Kur­ve zu flie­gen schien: Donald Trump, AfD, Neu­wah­len, dazu immer noch Krieg in der Ukrai­ne und eine unge­lös­te Kli­ma­ka­ta­stro­phe — und das war nur die Schei­ße aus den Nach­rich­ten, die uns alle betraf. Hin­zu kamen pri­va­te Schick­sals­schlä­ge und die immer absur­der erschei­nen­de Auf­ga­ben­stel­lung, auch noch den soge­nann­ten All­tag bewäl­ti­gen zu sol­len. Am 25. Okto­ber starb mei­ne gelieb­te Tan­te Dör­te und ich war wirk­lich froh, dass ich neben mei­nem engs­ten Umfeld auch immer noch Musik hat­te. Genau eine Woche zuvor war „Fate & Alco­hol“ (schon wie­der Anti — Label des Jah­res!; Apple Music, Spo­ti­fy, Ama­zon Music, Tidal , You­Tube Music, Band­camp) erschie­nen, das vier­te und vor­ab schon als sol­ches ange­kün­dig­te letz­te Album der Japan­dro­ids. Fragt mich nicht, wie Bri­an King und David Prow­se die­sen Sound mit nur einer Gitar­re und einem Schlag­zeug hin­be­kom­men, denn ich habe sie lei­der nie live gese­hen, aber das ist auch egal, denn für „Fate & Alco­hol“ gilt, was Faithl­ess damals in „God Is A DJ“ dekla­mier­ten: „This is my church /​ This is whe­re I heal my hurts“. Wann immer ich ver­ges­sen hat­te, dass ich am Leben bin, und wie sich das anfühlt, habe ich die­ses Album gehört. Und es leg­te mir sacht sei­ne Hand auf mei­ne Schul­ter und gemein­sam wuss­ten wir: Ja, unse­re Hän­de sind blau und geschwol­len, aber wir kön­nen dar­aus immer noch ein Herz for­men (und zwar so wie Mil­len­ni­als, also rich­tig), eine Faust machen und sie in den Him­mel stre­cken. Die Musik klingt immer noch, als wür­de sie vom ers­ten bis zum letz­ten Ton das Leben fei­ern, aber anders als auf den ers­ten Alben nicht aus jugend­li­cher Igno­ranz her­aus, son­dern aus erwach­se­nem Ver­ständ­nis und Trotz: Ja, das Leben ent­hält auch Ent­täu­schun­gen, Trau­er und ande­re Tief­schlä­ge und genau des­halb ist es so wert­voll und wun­der­schön. None­thel­ess. Wenn mei­ne Per­sön­lich­keit zu die­sem Zeit­punkt in mei­nem Leben ein Album wäre, sie wür­de so klin­gen. „For a few hours, it’ll be alright, Baby!“

Kei­nen neu­en Blog-Ein­trag mehr ver­pas­sen? Wir haben jetzt einen Whats­App-Kanal und einen Blues­ky-Account, wo Ihr auf dem Lau­fen­den blei­ben könnt!

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Musik

Neue Musik von Thursday, Nina Chuba, Pet Shop Boys, Jacqui Naylor

Lukas muss einen Feh­ler aus der letz­ten Sen­dung rich­tig­stel­len. Aber dann geht’s los mit neu­en Songs von Thurs­day, Nina Chuba, Chil­ly Gon­za­les und Joy Ola­do­kun und Tracks von den neu­en Alben von Pet Shop Boys und Jac­qui Nay­lor, die so frisch sind, dass wir mit unse­rer Sen­dung extra auf den Release um Mit­ter­nacht gewar­tet haben.

Alle Songs:

  • Thurs­day – Appli­ca­ti­on For Release From The Dream
  • Nina Chuba – Nina
  • Chil­ly Gon­za­les – Fuck Wag­ner
  • Joy Ola­do­kun – Ques­ti­ons, Cha­os & Faith
  • Deer Anna – What She Does At Night
  • Pet Shop Boys – Why Am I Dancing?
  • Jac­qui Nay­lor – All That We Could Be
  • Ben Folds Five – Lul­la­bye

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Neue Musik von Pet Shop Boys, Crowded House, Maggie Rogers, Kacey Musgraves

Spo­ti­fy setzt uns im Juni vor die Tür. Das ist doof, aber nicht über­ra­schend.

Lukas for­dert erst zum Sturz der Tech-Kon­zer­ne auf und macht dann trotz­dem das Bes­te draus, indem er neue Songs von sei­nen Lieb­lings­bands Pet Shop Boys und Crow­ded House spielt, von Mag­gie Rogers und Kacey Mus­gra­ves und vie­len ande­ren Acts.

Alle Songs:

  • Pet Shop Boys – Loneli­ne­ss
  • Mor­gan Har­per-Jones – Boom­box
  • Vil­la­gers – That Gol­den Time
  • Mag­gie Rogers – Don’t For­get Me
  • Le Shiv – Reg­rets And Hap­pi­ness
  • Kacey Mus­gra­ves – Deeper Well
  • Litt­le Simz – Mood Swings
  • Crow­ded House – Oh Hi
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Musik

Neue Musik von Foo Fighters, Everything But The Girl, Pet Shop Boys, MUNA und Amilli

Lukas ist zurück aus den Oster­fe­ri­en und muss sich erst­mal durch einen Sta­pel neu­er Releases arbei­ten: Die Foo Figh­ters haben die ers­te neue Musik nach dem Tod ihres Schlag­zeu­gers Tay­lor Haw­kins ver­öf­fent­licht, Ever­y­thing But The Girl das ers­te Album seit 24 Jah­ren und die Pet Shop Boys eine neue EP. Hin­zu kom­men Tracks von Sofia Kour­te­sis, Grand­brot­hers und Amil­li — und Lukas‘ ganz per­sön­li­che Geschich­te zur aller­letz­ten R.E.M.-Single.

Alle Songs:

  • Foo Figh­ters – Res­cued
  • Ever­y­thing But The Girl – Cau­ti­on To The Wind
  • Pet Shop Boys – The Lost Room
  • Sofia Kour­te­sis – Mad­res
  • Grand­brot­hers – Infi­ni­te
  • Amil­li – SOAMI
  • MUNA – One That Got Away
  • R.E.M. – We All Go Back To Whe­re We Belong

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Songs des Jahres 2019

Machen wir’s schnell: Hier sind also 25 Songs, die ich ges­tern Abend um 21:57:26 in exakt die­ser Rei­hen­fol­ge für die bes­ten des zurück­lie­gen­den Jah­res hielt!

25. Loyle Car­ner – Loo­se Ends
Ich kom­me ja gene­rell deut­lich bes­ser mit bri­ti­schem Hip Hop klar als mit ame­ri­ka­ni­schem (oder deut­schem, haha­ha), aber Loyle Car­ner ist wirk­lich beson­ders gut, weil sein Sound so unglaub­lich tight und orga­nisch groo­vend ist, wäh­rend er trau­ri­ge Geschich­ten erzählt.

24. J.S. Ondara – Ame­ri­can Dream
Über das Album hab ich schon bei mei­nen Alben des Jah­res geschrie­ben, hier also der Ope­ner. Was ist der ame­ri­ka­ni­sche Traum in Zei­ten, in denen man mit den USA vor allem einen wahn­sin­ni­gen Rea­li­ty-TV-Star ver­bin­det, der irgend­wie zum Prä­si­den­ten wur­de? Hier klingt es fast nach einem Fie­ber­traum:

23. Mag­gie Rogers – Light On
Die gro­ße Fra­ge bei Mag­gie Rogers Debüt­al­bum war natür­lich: Wür­de sie es schaf­fen, nach „Alas­ka“ wei­te­re gro­ße Songs zu schrei­ben? „Light On“ beant­wor­tet die­se Fra­ge ziem­lich ein­deu­tig mit „Ja!“ (Bin ich der Ein­zi­ge, der im Refrain einen Hauch von „Shut Up And Dance“ hört?!)

22. Bet­ter Obli­vi­on Com­mu­ni­ty Cen­ter – Dylan Tho­mas
Wenn Phoe­be Bridgers und Conor Oberst eine Indie-Folk-Super­group grün­den, ist das allei­ne natür­lich schon mal super. Wenn dabei auch noch sol­che Songs rum­kom­men: Umso bes­ser!

21. Bear’s Den – Only Son Of The Fal­ling Snow
Ich bin ja immer ver­gleichs­wei­se spät mit mei­nen Bes­ten­lis­ten: Vie­le Leu­te und Redak­tio­nen ver­öf­fent­li­chen ihre bereits Anfang Dezem­ber. Sie haben dann womög­lich die Drei-Song-Ep ver­passt, die Bear’s Den am Niko­laus­tag ver­öf­fent­licht haben – und damit die­sen wun­der­vol­len Folk­song!

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Musik

Songs des Jahres 2013

Das neue Jahr ist auch schon wie­der zehn Tage alt, da wird es Zeit, die Alt­las­ten von 2013 abzu­tra­gen. In die­sem Fall: Mei­ne Songs des Jah­res. Die Aus­wahl ist wie immer völ­lig sub­jek­tiv, die Rei­hen­fol­ge im Moment ihrer Erstel­lung schon ver­al­tet und ver­mut­lich hab ich eh wie­der das Wich­tigs­te ver­passt.

25. Bos­se – Schöns­te Zeit
Ja, ja: Das ist schon sen­ti­men­ta­ler Quatsch, Kurt Cobain hul­di­gen zu wol­len mit so einem ver­gleichs­wei­se bana­len Pop­song, der im Text viel zu expli­zit durch dekli­niert, was er aus­drü­cken will. Aber was für ein Pop­song das dann eben doch ist! Und die­ses per­len­de Kla­vier, das die Instru­men­tal­stel­len zu einem der im Gebrauchs­fern­se­hen meist gespiel­ten Wer­ke des Jah­res gemacht hat! Doch, ich blei­be dabei: Ich mag die­sen Song!

24. Junip – Line Of Fire
Ich weiß defi­ni­tiv zu wenig über José Gon­zá­lez und sei­ne Band Junip, die zwar seit Jah­ren immer wie­der am äuße­ren Sicht­feld mei­nes Radars auf­tau­chen, aber es – außer mit Gon­zá­lez‘ Ver­si­on von „Heart­beats“ von The Kni­fe – nie wirk­lich in mei­ne Play­lis­ten geschafft haben. Aber die­sem hyp­no­ti­schen Song und vor allem dem dazu­ge­hö­ri­gen Video konn­te ich mich nicht ent­zie­hen. Wenn ich mehr Zeit mit dem Lied und dem dazu­ge­hö­ri­gen Album ver­bracht hät­te, wären bei­de ver­mut­lich deut­lich wei­ter oben in mei­ner Lis­te.

23. Elvis Cos­tel­lo & The Roots – Walk Us Upt­own
Die Idee, einen der viel­sei­tigs­ten Musi­ker der letz­ten Jahr­zehn­te mit einer der bes­ten Hip-Hop-Bands kol­la­bo­rie­ren zu las­sen, hat­te ein biss­chen was vom Clash der Kul­tu­ren. Schon beim Ope­ner stellt sich aber raus: Die Kom­bi­na­ti­on ist gar nicht so exo­tisch, son­dern eigent­lich erstaun­lich nahe­lie­gend. Wenn man nicht um die Hin­ter­grün­de wüss­te, wäre es ein­fach ein extrem coo­ler, tigh­ter Song.

22. Pet Shop Boys – Love Is A Bour­geois Con­s­truct
Bei Künst­lern, die schon seit Jahr­zehn­ten dabei sind, hat es immer eine gewis­se Wider­sprüch­lich­keit, wenn man ihnen nach­sagt, ein neu­er Song hät­te schon vor Jah­ren ver­öf­fent­licht wer­den kön­nen. Klar: „Love Is A Bour­geois Con­s­truct“ hät­te wun­der­bar auf „Very“ gepasst, die poli­ti­schen Anspie­lun­gen und See­manns­chö­re inklu­si­ve. Aber immer wie­der bricht das Arran­ge­ment auf und es kom­men Sounds zum Vor­schein, die man so zumin­dest bei den Pet Shop Boys noch nie gehört hat.

21. Bas­til­le – Pom­peii
Hur­ra, noch eine Indie­band mit Gitar­ren und Syn­the­si­zern! Geh mir weg! Dann aber: Die­se gran­dio­sen „Eh-oh“-Chöre (nicht zu ver­wech­seln mit „Alles nur geklaut“ von den Prin­zen) und vor allem die­ses Getrom­mel! Luft­gi­tar­re macht bei die­sem Lied kei­nen Sinn, Luft­ge­trom­mel bei aus­rei­chen­dem Sicher­heits­ab­stand durch­aus. Und man freut sich ja inzwi­schen schon über jeden Slot, der im Radio von etwas ande­rem als Robin Thi­c­ke oder den (Un)Toten Hosen besetzt wird!

20. Andrew McMa­hon – After The Fire
Ich bin da kein Stück objek­tiv: Andrew McMa­hon (Ex-Some­thing Cor­po­ra­te und Ex-Jack’s Man­ne­quin) ist für mich ein per­sön­li­cher Held. Mit sei­nen Tex­ten spricht er mir seit zehn Jah­ren aus der See­le und wahr­schein­lich hat es auch etwas damit zu tun, dass wir fast gleich alt sind. Jeden­falls: Sei­ne Solo-Debüt-EP „The Pop Under­ground“ ist mit ziem­li­cher Sicher­heit kei­ne musi­ka­li­sche Offen­ba­rung, aber sie ent­hält vier wun­der­ba­re Pop­songs (hier auch wie­der das Motiv: Chö­re und Trom­meln!) und „After The Fire“ ist mit sei­nem groo­ven­den Refrain der bes­te davon und muss des­halb die Top 20 eröff­nen.

19. Cold War Kids – Mira­cle Mile
Da zeich­net sich ein Mus­ter ab: Schon wie­der Chö­re und Trom­meln! Und natür­lich ein häm­mern­des Kla­vier. Mit ordent­lich Schwung star­ten die Cold War Kids in ihr Album „Dear Miss Lonely­he­arts“. Da schep­pern ganz viel Eupho­rie und Lebens­freu­de mit und dann fasst der Song die gan­zen Lebens­rat­ge­ber und Feuil­le­ton­tex­te der letz­ten Jah­re ganz sim­pel zusam­men: „Get out­side, get all over the world /​ You learn to love what you get in return /​ It may be a pro­blem and it may be peace of mind /​ But you have to slow down and brea­the one breath at a time /​ So ya come up for air“. Hal­lo!

18. Lily Allen – Hard Out Here
Lily Allen, die mir liebs­te Pop-Prin­zes­sin der letz­ten Jah­re, ist zurück. Das allein wäre schon ein Grund zu fei­ern, aber dann haut sie auch noch ein femi­nis­ti­sches Mani­fest aus, das dar­über hin­aus auch noch so ein char­mant schun­keln­der Pop­song ist. Natür­lich kön­nen wir über das Video dis­ku­tie­ren und über die Fra­ge, ob man Feu­er (oder in die­sem Fall eher: die Gül­le, die „Blur­red Lines“ von Robin Thi­c­ke nun mal ist und auf die Allens Video anspielt) mit Feu­er (Gül­le) bekämp­fen muss. Aber die Dis­kus­si­on ver­schafft dem The­ma „Sexis­mus im Pop“ noch mal mehr Auf­merk­sam­keit und tut dem Song kei­nen Abbruch.

17. Blau­d­zun – Ele­phants
Um ehr­lich zu sein, weiß ich qua­si gar nichts über die­sen nie­der­län­di­schen Sän­ger. Ich muss­te sogar sei­ne Natio­na­li­tät gera­de noch mal nach­schla­gen und habe auch sein Album „Hea­vy Flowers“ nur ein­mal gehört. Aber „Ele­phants“ hat mich von Anfang an begeis­tert, seit ich den Song zum ers­ten Mal bei „All Songs Con­side­red“ gehört habe. Auch hier wie­der: viel zeit­ge­nös­si­sches Getrom­mel, was nahe­legt, dass man „Ele­phants“ noch mal in der Wer­bung irgend­ei­nes Unter­hal­tungs­elek­tronik­her­stel­lers hören wird. Falls nicht: ein­fach auf „Repeat“ drü­cken.

16. Josh Rit­ter – Joy To You Baby
Josh Rit­ter hat mit „The Beast In Its Tracks“ das auf­ge­nom­men, was Musik­jour­na­lis­ten und emp­find­sa­me Hörer ein „Tren­nungs­al­bum“ nen­nen. Ganz vie­le Songs an die Adres­se der alten Flam­me, inkl. der Ver­si­che­rung, dass die neue Lie­be nur „in einem bestimm­ten Licht“ so aus­se­he wie die alte. Das alles kul­mi­niert in „Joy To You Baby“, das im Spek­trum „Wut/​Gelassenheit“ den gegen­über­lie­gen­den Platz von Ben Folds Fives „Song For The Dum­ped“ besetzt und damit das ver­söhn­lichs­te Abschieds­lied seit … äh … seit „Die Guten“ von muff pot­ter. ist. So unge­fähr.

15. Tra­vis – Whe­re You Stand
Liegt das an mei­ner neu­en Ste­reo­an­la­ge, oder wur­den 2013 die Bäs­se und Schlag­zeu­ge deut­lich wei­ter nach vor­ne gemischt als vor­her? Im Prin­zip auch egal, denn spre­chen wir über die­ses Lied, den Titel­track von Tra­vis‘ sieb­tem Album. Da ist wirk­lich alles drin, was man von Tra­vis erwar­tet, vor allem aber: viel Melan­cho­lie und Trost. Ein eher unspek­ta­ku­lä­rer Song, ver­gli­chen mit vie­len Hits der Band, aber das passt zu Tra­vis, die es sich in der Nische zwi­schen den über­gro­ßen Bands Radio­head (von denen Tra­vis beein­flusst wur­den) und Cold­play (die von Tra­vis beein­flusst wur­den) bequem gemacht haben.

14. Moby feat. Way­ne Coy­ne – The Per­fect Life
Wer ein­mal auf einem Kon­zert der Fla­ming Lips war, weiß, wie man auch als erwach­se­ner Mensch noch Eupho­rie bis in Kin­der­ge­burts­tags­sphä­ren hoch­schrau­ben kann. Also eine gute Wahl, dass sich Moby für die­se Endor­phin-Über­do­sis Fla­ming-Lips-Sän­ger Way­ne Coy­ne dazu hol­te, mit dem er dann im Video durchs son­nen­durch­flu­te­te LA mar­schiert. Und was für ein schö­nes Lie­bes­lied sie dabei sin­gen! Hach!

13. Mara­thon­mann – Die Stadt gehört den Bes­ten
Seit dem Ende von muff pot­ter. und Schrott­gren­ze und der Revol­ver­held-Wer­dung von Jupi­ter Jones ist der Platz für lau­te, hei­se­re Emo­tio­nen in mei­nem Musik­spek­trum unbe­setzt. Ich weiß, es gäbe da Dut­zen­de gute Bands, aber kei­ne von denen hat mich bis­her so gekickt, wie es jetzt Mara­thon­mann getan haben. Ich traf auf die­se Hym­ne in ihrem natür­li­chen Lebens­raum: einer von Piet Klo­cke mode­rier­ten Abend­sen­dung auf WDR 5. Ich fin­de es etwas ver­stö­rend, dass ich bei der Zei­le „Und wir steh’n auf uns’­ren Brü­cken“ aus­ge­rech­net die Köl­ner Hohen­zol­lern­brü­cke vor Augen habe, aber ande­rer­seits habe ich die in die­sem Jahr etli­che Male mit dem Zug über­quert und zwei­tens gibt es in Bochum auch gar nicht so vie­le Brü­cken, die ich mir hier pathe­tisch vor­stel­len könn­te. Ein wun­der­ba­res Brett mit ganz viel „Wir gegen den Rest der Welt“-Poesie und eine Hom­mage an Städ­te und Freun­des­krei­se.

12. Rhye – Open
Nach 20 Uhr kann man auch auf Eins­li­ve fei­ne Musik ent­de­cken. Mein Erst­kon­takt mit „Open“ fand jeden­falls beim Spü­len im Rah­men der Sen­dung „Plan B“ statt. Die Mode­ra­to­rin erklär­te mir vor­ab, was ich so direkt nicht geahnt hät­te, näm­lich dass die nun fol­gen­de Stim­me einem Mann namens Mike Milosh gehö­re. Ste­phen Thomp­son von NPR Music – der Mann, dem ich in Musik­fra­gen am Aller­meis­ten ver­traue – schrieb über den Song: „cat­chy but subt­le, soni­cal­ly rich but unclut­te­red, sexy but never vul­gar“. Im Fern­se­hen gehört „Open“ schon jetzt zum fes­ten Reper­toire der Lie­bes­ak­t­an­bah­nungs­be­schal­lung und viel­leicht wird der Song eines Tages als „Smooth Ope­ra­tor“ die­ser Gene­ra­ti­on gehan­delt wer­den.

11. Vol­ca­no Choir – Bye­go­ne
Jus­tin Ver­non will viel­leicht nie mehr mit sei­nem Pro­jekt Bon Iver Musik machen. Das wäre scha­de, aber ers­tens gibt es ja zwei phan­tas­ti­sche Alben, die uns kei­ner mehr neh­men kann, und zwei­tens macht Ver­non ja ein­fach immer wei­ter, auch mit ande­ren Pro­jek­ten. „Repa­ve“, das zwei­te Vol­ca­no-Choir-Album, hät­te er auch als Bon Iver ver­öf­fent­li­chen kön­nen, und „Bye­go­ne“ ist der Song, der sich dabei am Stärks­ten her­vor­tut.

10. Les­lie Clio – Let Go
„Told You So“, die Vor­ab-Sin­gle von Les­lie Cli­os Debüt­al­bum „Gla­dys“, hat­te es ja bereits 2012 auf mei­ne Lis­te geschafft, jetzt also noch ein Song. „Let Go“ ist deut­lich schlep­pen­der als „Told You So“ (oder auch das eben­falls famo­se „Could­n’t Care Less“) und ver­ur­sacht bei mir immer noch regel­mä­ßig Gän­se­haut. Ein schlich­tes, aber wir­kungs­vol­les Tren­nungs­lied, das Ade­le oder Amy Wine­house in nichts nach­steht.

9. James Bla­ke – Retro­gra­de
Apro­pos Gän­se­haut: James Bla­ke! Den Gesang muss man mögen, aber der Song dürf­te eigent­lich kei­nen kalt las­sen.

8. Biffy Cly­ro – Black Chan­de­lier
Ja, das ist Sta­di­on­rock – aber immer­hin nicht mit so ver­krampf­tem Rock­star­dom ver­bun­den wie der von Muse oder 30 Seconds To Mars. Schö­nes Gitar­ren­ge­schram­mel, gute Lyrics und ein Songauf­bau wie aus dem Lehr­buch – man kann alles für und gegen Biffy Cly­ro ver­wen­den, aber vom Jah­res­an­fang bis zum Jah­res­en­de war „Black Chan­de­lier“ die gan­ze Zeit dabei und hat auch am Ende immer noch funk­tio­niert.

7. Daft Punk feat. Phar­rell Wil­liams – Get Lucky
Ladies and gen­tle­men, bit­te erhe­ben Sie sich für den Kon­sens-Hit des Jah­res, ach was: der Deka­de! „Get Lucky“ ist das, was man instant clas­sic nennt – aus dem Stand ein Ever­green. Ein Song, der Gene­ra­tio­nen ver­eint („Sind das Stee­ly Dan?“ – „Nein, Papa!“), und per Gesetz in jeder ein­zel­nen Fern­seh­sen­dung des Jah­res 2013 gespielt wer­den muss­te. Und das, wo kaum noch jemand ernst­haft mit einem gro­ßen Come­back von Daft Punk gerech­net hat­te.

6. Cas­per – Im Asche­re­gen
Ich habe ja so mei­ne Zeit gebraucht, bis ich mit Cas­pers Musik warm wur­de. Inzwi­schen bin ich gro­ßer Fan und das Album „Hin­ter­land“ hat sei­nen Vor­gän­ger „XOXO“ noch mal getoppt. Der Ope­ner „Im Asche­re­gen“ klingt mit sei­nen Trom­meln, Chö­ren, Blä­sern und Glo­cken­spie­len mehr nach Arca­de Fire als Arca­de Fire selbst und text­lich habe ich in der deutsch­spra­chi­gen Musik 2013 kaum Bes­se­res gehört. Vom Nicken in Rich­tung kettcar/​Slime („ein Drit­tel Heiz­öl, zwei Drit­tel Ben­zin“) über „auf Nim­mer­wie­der­se­hen und Dan­ke für nichts“ bis hin zu „die Stadt muss bren­nen, bren­nen, bren­nen“: eine ein­zi­ge Unab­hän­gig­keits­er­klä­rung, ein mis­si­on state­ment, ein Stin­ke­fin­ger.

5. Mar­cus Wie­busch – Nur ein­mal rächen
Apro­pos kett­car: Deren Sän­ger Mar­cus Wie­busch wagt sich nach fast 20 Jah­ren noch ein­mal auf Solo­pfa­de und macht mit „Nur ein­mal rächen“ alles rich­tig. Klu­ge Geschich­te, klu­ge Instru­men­tie­rung, gran­dio­se Hook­li­ne. Seit kett­car den Ver­such auf­ge­ge­ben haben, ein zwei­tes „Lan­dungs­brü­cken raus“ zu schrei­ben (also seit „Sylt“), gelin­gen ihnen immer wie­der neue Meis­ter­wer­ke (vgl. „Ret­tung“, 2012) und auf „Nur ein­mal rächen“ wirkt Wie­busch so ent­spannt wie schon lan­ge nicht mehr. Das für Mit­te April ange­kün­dig­te Debüt­al­bum zählt zu denen, auf die ich am gespann­tes­ten war­te.

4. CHVRCHES – The Mother We Share
Ich kann mir aber nicht vor­stel­len, wie man sich „The Mother We Share“, der Debüt-Sin­gle von CHVRCHES, ent­zie­hen kön­nen soll­te. Die­ser Syn­thie­pop ist zwar nicht wirk­lich neu, aber der Song ist musi­ka­lisch wie atmo­sphä­risch so gekonnt „dazwi­schen“ (nicht zu schnell und nicht zu lang­sam, nicht zu melan­cho­lisch und nicht zu eupho­risch, nicht zu kalt und nicht zu warm), dass er auch nach einem Jahr immer noch kickt.

3. Foxy­gen – San Fran­cis­co
Auf Foxy­gen bin ich (natür­lich) durch „All Songs Con­side­red“ auf­merk­sam gewor­den. Wie gekonnt die­se Band auf die letz­ten 50 Jah­re Musik­ge­schich­te ver­weist und wie gran­di­os das in „San Fran­cis­co“ kul­mi­niert. Die­ser Dia­log „I left my heart in San Fran­cis­co“ – „That’s okay, I was bored any­way“ – „I left my love in the room“ – „That’s okay, I was born in L.A.“ zählt defi­ni­tiv zum Cle­vers­ten, was ich im ver­gan­ge­nen Jahr gehört habe, und ist auch beim hun­derts­ten Hören immer noch lus­tig.

2. Kacey Mus­gra­ves – Mer­ry Go ‚Round
Es ist in Deutsch­land, wo Coun­try­mu­sik außer auf WDR 4 und in Fern­fah­rer­knei­pen kaum ein Zuhau­se hat, eini­ger­ma­ßen schwer ver­mit­tel­bar, dass das Gen­re auch jung, klug und wit­zig sein kann. Ent­spre­chend groß soll­te die Über­ra­schung über das Debüt­al­bum von Kacey Mus­gra­ves sein, wenn sich hier­zu­lan­de jemand dafür inter­es­sie­ren wür­de. „Mer­ry Go ‚Round“ erzählt vom All­tag in den länd­li­chen Gebie­ten der USA: „If you ain’t got two kids by 21 /​ You’­re pro­ba­b­ly gon­na die alo­ne /​ Least that’s what tra­di­ti­on told you“. Die Kri­tik an die­sem spie­ßi­gen und bigot­ten Leben ist in so zucker­sü­ße Musik gegos­sen, dass man sie zunächst über­hö­ren könn­te – und das macht sie so wir­kungs­voll.

1. The Front Bot­toms – Au Revoir (Adi­os)
109 Sekun­den, län­ger braucht mein Lied des Jah­res 2013 nicht. Aber die­se 109 Sekun­den sind voll­ge­packt mit Witz, Gehäs­sig­keit und Rock ’n‘ Roll. Ich könn­te es 109 mal hin­ter­ein­an­der hören und wür­de gern jeden Tag damit begin­nen.

Die gan­ze Play­list zum Nach­hö­ren bei Spo­ti­fy.

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Musik Gesellschaft

Alles endet (Aber nie die Musik)

Frü­her, als ich in Inter­net und Radio über Musik berich­te­te, meh­re­re Musik­zeit­schrif­ten las und mich qua­si Voll­zeit mit Pop­kul­tur beschäf­tig­te, habe ich gelä­chelt über die Leu­te, die die jeweils neu­es­ten Alben von Sta­tus Quo oder Chris Rea aus den Elek­tronik­märk­ten schlepp­ten und sonst auf das zurück grif­fen, was sie an „jun­ger Musik“ aus dem Radio kann­ten: Norah Jones, Ade­le, Cold­play. Ich war ernst­haft empört über Men­schen, die auf die Fra­ge, was sie denn so für Musik hör­ten, mit „Charts“ oder „was halt so im Radio läuft“ ant­wor­te­ten.

Inzwi­schen weiß ich, dass es im Erwach­se­nen­le­ben schwie­rig ist, ernst­haft mit der musi­ka­li­schen Ent­wick­lung Schritt zu hal­ten. Das fängt schon damit an, dass man weni­ger Zeit und Gele­gen­heit hat, um Musik zu hören. Im Berufs­le­ben ist es häu­fig nicht mehr mög­lich, wäh­rend der Arbeit die neu­es­ten Ver­öf­fent­li­chung oder – inzwi­schen eh aus­ge­stor­ben – das Musik­fern­se­hen lau­fen zu las­sen. Am Abend­brot­tisch mit der Fami­lie ist auch nicht immer der rech­te Ort, um neue (oder auch alte) Rock­mu­sik abzu­spie­len. Und dann haben Strea­ming­diens­te und Musik­blogs die Geschwin­dig­keit, mit der das next big thing durchs Dorf und wie­der her­aus­ge­trie­ben wird, auch noch erheb­lich gestei­gert.

Und somit sind da plötz­lich mei­ne Sta­tus Quo und Chris Reas: Die Lis­te mei­ner dies­jäh­ri­gen Musi­ker­wer­bun­gen umfasst in einem nicht uner­heb­li­chen Maße Künst­ler und Bands, die auch schon vor zehn Jah­ren auf sol­chen Lis­ten stan­den. Natür­lich muss ich die neu­en Alben von Tra­vis und den Manic Street Pre­a­chers haben – sie zu bewer­ten ist aller­dings gar nicht so ein­fach, denn natür­lich waren „The Man Who“ und „This Is My Truth Tell Me Yours“ jeweils bes­ser. Ande­rer­seits sind da auch immer Stim­men in mei­nem Kopf, die mir vor­wer­fen, die neu­en Songs bes­ser zu fin­den als ich die glei­chen Songs bei Nach­wuchs­bands fin­den wür­de. All das muss man aus­blen­den und dann sehen: bei­des sind ziem­lich gute Alben gewor­den.

Tra­vis haben mich ja eh nie wirk­lich ent­täuscht und auf „Whe­re You Stand“ und dem dazu­ge­hö­ri­gen Titel­track sind sie tat­säch­lich so gut wie unge­fähr seit „The Invi­si­ble Band“ nicht mehr. Eine Revo­lu­ti­on woll­ten die Schot­ten ja eh nur kurz auf „12 Memo­ries“ star­ten, jetzt kön­nen wir, die von Tra­vis durch ihre Jugend beglei­tet wur­den, mit der Band alt wer­den. Da sind die Manics schon ange­kom­men: Nach „Post­cards From A Young Man“ bli­cken sie auch auf „Rewind The Film“ ganz viel zurück – und es sind wie­der ganz tol­le Geschich­ten gewor­den, die James Dean Brad­field und sei­ne zahl­rei­chen Gast­sän­ger da erzäh­len.

CDs (Symbolbild)

Von Moby habe ich zwar nicht jedes Album im Regal, aber die Vor­ab­sin­gle „The Per­fect Life“ mit Way­ne Coy­ne von den Fla­ming Lips war so gran­di­os, dass ich die gan­ze Plat­te haben muss­te – und auch die ist tat­säch­lich sehr gut gewor­den. Auch Slut beglei­ten mich schon seit zwölf Jah­ren, ihr „Ali­en­ati­on“ ist sicher­lich wie­der ein her­vor­ra­gen­des Album gewor­den, ich fin­de nur (noch) nicht so recht den Zugang dazu. Bei Radio­head bin ich ja auch irgend­wann aus­ge­stie­gen.

Die Pet Shop Boys wären nach „Ely­si­um“ im ver­gan­gen Jahr eigent­lich frü­hes­tens 2015 wie­der mit einem neu­en Album dran gewe­sen, haben mit „Elec­tric“ aber direkt einen Nach­fol­ger aus dem Ärmel geschüt­telt, der erstaun­lich knallt. Gut: Das ist wahr­schein­lich eher das, was sich Män­ner Mitte/​Ende Fünf­zig unter zeit­ge­nös­si­scher Elek­tonik­mu­sik vor­stel­len („Wie wäre es, wenn wir mal was von die­sem Dub­step mit rein­neh­men?“, „Wie wäre es, wenn wir die­sen Exam­p­le bei uns mit­rap­pen las­sen?“), aber mir gefällt’s bes­ser als so Papp­na­sen wie Skrillex oder das besag­te „Ely­si­um“.

Die Kom­bi­na­ti­on Elvis Cos­tel­lo & The Roots erscheint eigent­lich nicht mal auf den ers­ten Blick abwe­gig: Cos­tel­lo macht seit mehr als 40 Jah­ren im Gro­ßen und Gan­zen, was er will (Punk, Coun­try, Klas­sik), inso­fern war es eigent­lich über­fäl­lig, mal ein Album mit einer Hip-Hop-Band auf­zu­neh­men. „Wise Up Ghost“ ist erwar­tungs­ge­mäß auf den Punkt und hat eini­ge gran­dio­se Songs, ist aber gar nicht so außer­ge­wöhn­lich, wie man viel­leicht hät­te erwar­ten kön­nen.

Wirk­lich ärger­lich ist „Loud Like Love“ von Pla­ce­bo gewor­den: musi­ka­lisch weit­ge­hend belang­los, text­lich nah dran an der Unver­schämt­heit. Wo Bri­an Mol­ko frü­her von Sex, Dro­gen und inne­ren Dämo­nen sang, ver­tont er heu­te offen­bar Kolum­nen von Harald Mar­ten­stein und singt in „Too Many Fri­ends“ dar­über, dass Face­book-Freun­de ja gar kei­ne ech­ten Freun­de sei­en. Puh! Die neu­en Alben von Jim­my Eat World und den Ste­reo­pho­nics, von Jupi­ter Jones und Thees Uhl­mann habe ich nach den Vor­ab­sin­gles lie­ber gar nicht mehr erst gehört. Man muss ja auch mal los­las­sen kön­nen, wenn alte Hel­den dort­hin gehen, wo man selbst nicht mal feh­len möch­te.

Aber das sind ja nur die Künst­ler und Bands, die mich jetzt schon seit mehr als zehn Jah­ren beglei­ten. Dazu kom­men die „mit­tel­al­ten“ wie Cold War Kids, Josh Rit­ter, Erd­mö­bel, The Natio­nal und Vol­ca­no Choir. Und natür­lich die gan­zen Neu­ent­de­ckun­gen, die ich durch „All Songs Cosi­de­red“, Radio­eins oder ande­re Emp­feh­lun­gen gemacht habe und die dann letzt­lich doch gar nicht so ver­ein­zelt sind, wie ich erst gedacht hat­te. Aber dazu kom­men wir ein ander­mal.

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Musik

Before

Um mei­ne ohne­hin schon vor­herr­schen­de Som­mer­stim­mung noch etwas zu befeu­ern, habe ich gera­de „Bilin­gu­al“ von den Pet Shop Boys auf­ge­legt, eine sehr gute Som­mer­plat­te aus dem Jahr 1996.

Das Alter merkt man der Musik – wie bei den Pet Shop Boys üblich – kaum an, aber ein­zel­ne Text­zei­len aus „Sin­gle“ schei­nen einem ande­ren Zeit­al­ter zu ent­stam­men:

Arri­ving at my hotel the­re are faxes gree­ting me

Als Bonus gibt es noch die ein­zi­ge mir bekann­te Erwäh­nung „mei­ner“ Bun­des­haupt­stadt in einem Pop­song:

In Brussels, Bonn and Bar­ce­lo­na

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Musik

Advertising Space

Wenn ein Künst­ler drei Jah­re lang kei­ne neue Musik ver­öf­fent­licht hat, ist es eigent­lich Quatsch, von einem „Come­back“ zu spre­chen. Wenn er in der Zeit davor aber qua­si im Jah­res­takt neue Alben raus­ge­bracht hat, ist die Bezeich­nung dann doch legi­tim.

Rob­bie Wil­liams kehrt also zurück – und es ist natür­lich rei­ner Zufall, dass dies gut zwei Mona­te nach dem Tod des Man­nes geschieht, den man mal „King of Pop“ gehei­ßen hat, und eine Woche nach der mög­li­chen Auf­lö­sung der Band, deren anfäng­li­che Freund- und anschlie­ßen­de Feind­schaft Wil­liams auch in Indie-Krei­sen cre­di­ble gemacht hat.

Seit heu­te läuft sei­ne neue Sin­gle „Bodies“ im Radio und – erst mal nur als Audio­tra­ck – bei You­Tube:

[Direkt­link]

Beim ers­ten Hören fand ich den Song ganz gräss­lich, dann hielt ich ihn für ein loses rip-off von „How Can You Expect To Be Taken Serious­ly?“ von den Pet Shop Boys (Ach­ten Sie mal auf die Musik im Refrain!), nach etli­chen Durch­läu­fen geht’s lang­sam. Davon, dass man sich wünscht, ein drit­tes Bein zu haben, um bes­ser tan­zen zu kön­nen (Selbst­ein­schät­zung Rob­bie Wil­liams), ist die Num­mer jeden­falls ein gan­zes Stück weit ent­fernt. Und von alten Glanz­ta­ten sowie­so.

Ob Wil­liams mit die­ser Musik und dem dazu­ge­hö­ri­gen Album (Sel­ten däm­li­cher Titel: „Rea­li­ty Kil­led The Video Star“, Ver­öf­fent­li­chung: 9. Novem­ber) auch ein Come­back im kom­mer­zi­el­len Sin­ne gelingt, wird sich zei­gen. Sein ambi­tio­nier­tes, aber auch blut­lee­res letz­tes Album „Rude­box“ pflas­tert ja heu­te angeb­lich chi­ne­si­sche Stra­ßen.

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Positive Role Model

2006 hat die BBC nach 42 Jah­ren ihre Musik­sen­dung „Top Of The Pops“ ein­ge­stellt. Neil Ten­n­ant von den Pet Shop Boys fin­det das nicht gut, wie er jetzt noch ein­mal in einem Inter­view ver­riet.

Einer bri­ti­schen Nach­rich­ten­sei­te war das einen eige­nen Arti­kel wert, über dem groß steht:

Tennant slams BBC for ending TOTP

Der Name der Nach­rich­ten­sei­te? bbc.co.uk – das Inter­view lief heu­te Mor­gen im BBC-Radio.

PS: Noch schö­ner war übri­gens die Über­schrift, die der BBC-Arti­kel im RSS-Feed trug. Sie lau­te­te schlicht „It’s a Sin“.

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A Different Point Of View

So schwer ist das bei den Pet Shop Boys ja eigent­lich nicht: Anders als bei Arca­de Fire (ca. 7) oder The Poly­pho­nics Spree (ca. 23) gibt es nur zwei Band­mit­glie­der – und wenn man die nicht aus­ein­an­der­hal­ten kann, nimmt man eben ein Foto, wo bei­de drauf sind, und schreibt bei­de Namen dar­un­ter.

Man kann es natür­lich auch so machen wie „Zeit Online“ und die Namen der bei­den unter ein Foto schrei­ben, das zwei der vier Back­ground­sän­ger/-tän­zer zeigt:

Aufgeräumt: Die Pet Shop Boys Neil Tennant und Chris Lowe halten Hof im Berliner Tempodrom

Beim „Wes­ten“ bleibt immer­hin unklar, ob es sich um eine Bild­un­ter­schrift oder den Vor­spann des Arti­kels han­deln soll:

Köln. Sie haben so ziemlich alle Moden ihrer Pionierzeit überlebt, aber sie selbst haben sich brillant gehalten: Die Pet Shop Boys im Kölner "Palladium".

In Wahr­heit sehen Neil Ten­n­ant und Chris Lowe bei den Kon­zer­ten (bzw. zu Beginn, wenn die Pres­se foto­gra­fie­ren darf) ein biss­chen anders aus. Aber das hät­te ich auch nicht gewusst, wenn ich nicht zufäl­lig dage­we­sen wäre.

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Musik

Domino Dancing

Wer sich mit puber­tä­ren Abgren­zungs­sor­gen trägt, tut gut dar­an, Pop­kon­zer­te oder Fuß­ball­spie­le zu besu­chen. Die Erkennt­nis „Ja, auch mit die­sen Men­schen habe ich offen­bar etwas gemein­sam“, kann glei­cher­ma­ßen befrei­end wie ver­stö­rend wir­ken. Aber ist es nicht beru­hi­gend zu wis­sen, dass auch Men­schen, die Ed-Har­dy-T-Shirts tra­gen, die glei­che Musik gut fin­den dür­fen wie man selbst?

Ges­tern stand ich also als einer der jüngs­ten Besu­cher ohne elter­li­che Beglei­tung im Köl­ner Pal­la­di­um (das drin­gend auf mei­ne ima­gi­nä­re Lis­te der unbrauch­bars­ten Kon­zert­hal­len NRWs gehört) und guck­te mir die Pet Shop Boys an. Dass ich sat­te 50 Euro Ein­tritt gelatzt hat­te – und das Kon­zert daher in jedem Fall gut fin­den müss­te -, kam mir am Abend unge­fähr ein Mal in den Sinn. Der Gedan­ke lau­te­te voll­stän­dig: „Doch, die 50 Ocken ham‘ sich gelohnt“.

Pet Shop Boys live

Bei der Büh­ne hat­ten sich der stu­dier­te Archi­tekt Chris Lowe und der ehe­ma­li­ge Musik­jour­na­list Neil Ten­n­ant (sowie deren Mit­ar­bei­ter) sicht­lich Mühe gege­ben, den feuil­le­to­nis­tisch ange­hauch­ten Besu­chern Steil­vor­la­gen zu lie­fern: Aus gro­ßen wei­ßen Wür­feln wur­den immer wie­der neue Wän­de zusam­men­ge­puz­zelt, die dann als Pro­jek­ti­ons­flä­chen für Vide­os dien­ten – fast genau so, wie die Musi­ker auch ihr eige­nes Werk immer wie­der neu zusam­men­puz­zel­ten: „Pan­de­mo­ni­um“ wur­de mit „Can You For­gi­ve Her?“ gekreuzt, „Buil­ding A Wall“ mit „Inte­gral“ und „Domi­no Dancing“ ging schnell in Cold­plays „Viva La Vida“ über, des­sen „Oh-oh-ooh-ooooooh-oh“-Chöre sich übri­gens als nächs­tes „Seven Nati­on Army“ emp­feh­len.

Gemein­sam mit den Tän­zern (drei Frau­en und ein Mann in unter­schied­lichs­ten Kos­tü­mie­run­gen) erin­ner­te die Show mit­un­ter schon ein wenig an ein Musi­cal – aber das geht schon in Ord­nung, denn auch sowas haben die Pet Shop Boys in ihrer lan­gen Kar­rie­re ja schon gemacht. Und nur Neil Ten­n­ant beim Wech­seln von Jacken und Hüten und Chris Lowe beim Bedie­nen ver­schie­dens­ter elek­tro­ni­scher Instru­men­te zuzu­se­hen, wäre ja auch irgend­wie lang­wei­lig gewe­sen.

Das Bühnenbild bei den Pet Shop Boys (nachgestellt)

Dass die Set­list für mich zwi­schen­durch ein paar Hän­ger auf­wies (ich bin halt erst seit „Very“ dabei), kann man schwer­lich der Band anlas­ten. Die älte­ren Fans (also unge­fähr alle ande­ren in der Hal­le) haben sich sicht­lich gefreut, dass neben eini­gen unver­meid­li­chen Hits auch ein paar nicht so For­mat­ra­dio-erprob­te Klas­si­ker dabei waren. Neben dem alten Mate­ri­al lag der Schwer­punkt dann vor allem auf dem phan­tas­ti­schen neu­en Album „Yes“ – Stü­cke von „Release“ fehl­ten im Set völ­lig, „Fun­da­men­tal“ und „Bilin­gu­al“ waren auch deut­lich unter­re­prä­sen­tiert und selbst von „Very“ kam nur „Go West“ voll­stän­dig zum Ein­satz.

Von die­ser gan­zen Exege­se ab war das Kon­zert aber auch ein­fach eine gelun­ge­ne Par­ty, bei der ledig­lich die etwas zu lei­se Stim­me und das mit­un­ter unschön dröh­nen­de Key­board nega­tiv auf­fie­len. Und die Prei­se fürs Mer­chan­di­sing natür­lich …