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Rundfunk

Bretter, die die Welt bedeuten

Vor etwa vier Wochen habe ich auf Facebook ein Video entdeckt, das ich seitdem öfter angeschaut habe als das der jonglierenden Ellen Page.

Hier mal die Version von YouTube, wo das Video seit März 2009 zu sehen ist:

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Die ersten zwanzig, dreißig Male habe ich anschließend vor Lachen keine Luft mehr bekommen, aber inzwischen geht’s.

So ungefähr alles an diesem Video ist rätselhaft — und damit meine ich nicht einmal die Frage, ob es irgendjemanden auf diesem Planeten gibt, der sagt: “Hey, rutschfeste Küchenbretter! Das hab ich mir immer gewünscht! Komisch, dass es die erst jetzt gibt.”

Ich meine: Was macht der Mann da? Wer im Sportunterricht mal Geräteturnen auf dem Lehrplan hatte, weiß, wie schwer es ist, über einen Kasten oder einen Bock zu kommen. Jerry Knoll (so, haben meine Recherchen ergeben, heißt der Mann) fliegt aus dem Stand über die halbe Theke und zieht sich dann, einem Rodler gleich, nach vorne.

In diesem Clip, den QVC im vergangenen Dezember veröffentlicht hat, sieht man es noch besser:

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Eine mögliche Erklärung für diesen Move wäre die Fernbedienung in der Hand von Christine Marks: Sekunden, bevor Knoll abhebt, sendet diese Fernbedienung offenbar irgendein Signal aus, jedenfalls leuchtet sie vorne. Was will die Frau in einer Sendung für Kochgeräte überhaupt mit einer Fernbedienung — außer, ihren Gast mithilfe eines kleinen Katapults, eines Traktorstrahls oder irgendeiner anderen Vorrichtung über die Theke zu schleudern?

Und woher nimmt der Kameramann, der ja bis zu diesem Moment eine eher behäbige Präsentation von Küchenutensilien eingefangen hat, die Geistesgegenwart, in diesem Moment aufzuziehen, und den Stunt somit in voller Schönheit in die heimischen Wohnzimmer voller Tiffany-Lampen, Porzellanpuppen und Schminkutensilien zu übertragen?

All das ist merkwürdig, meisterhaft aber ist Knolls Ausruf: “Uargh, die Bretter!”, den er während des Falls absetzt und mit einem “Da sind sie!” abschließt, das viele Internetkommentatoren an Gollum aus “Der Herr der Ringe” erinnerte.

Ich habe einen guten Teil der letzten vier Wochen damit zugebracht, diesen Ausruf in seiner rheinischen Färbung genauestens zu studieren und nachzuahmen. Mit ein wenig Konzentration ist es mir auch gelungen, mich derart zu konditionieren, dass ich mittlerweile ohne nachzudenken “Uargh, die Bretter!” ausrufe, wann immer mir etwas runterfällt — also etwa 40 Mal am Tag.

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Rundfunk Digital

Fahnenfluch (Metaware)

Da haben die Grafiker bei den “Tagesthemen” also schon wieder eine falsche Flagge eingeblendet – diesmal die amerikanische.

Und weil vielleicht nicht jeder Deutsche exakt weiß, wie die “Stars And Stripes” aussehen, erklärt “RP Online” nochmal, was genau nochmal der Fehler war:

Kurz vor dem Ende der Sendung zeigte die ARD nicht je drei rote und weiße Streifen, sondern drei rote und vier weiße.

Na ja, fast

Nachtrag, 21:54 Uhr: Wie gesagt: “RP Online” liest hier mit und stellt jetzt (etwas umständlich) klar:

Kurz vor dem Ende der Sendung zeigte die ARD nicht je drei rote und weiße Streifen am linken Rand unterhalb des Sternenfeldes, sondern einen weißen zu viel.

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Rundfunk

Brüh im Lichte revisited

Deutschlandfahne (Symbolbild)

Deutsche Mediennutzer sind genügsam, sie nehmen fast alles hin. Manchmal schreiben sie einen empörten Leserbrief, wenn sie eine Karikatur nicht verstehen, aber ansonsten sind sie still.

Nur zwei Sachen nehmen die Deutschen ihren Medien übel: Wenn Frauen den Namen eines Fußballvereins nicht richtig aussprechen, und wenn sich “Tagesthemen”-Grafiker bei der Nationalflagge vertun.

Dann war da eben mal für eine halbe Minute eine rot-schwarz-gelbe Fahne zu sehen. Das ist peinlich und angesichts der Vollbeflaggung von Wohnhäusern, Automobilen und Fahrrädern dieser Tage auch einigermaßen überraschend. Die Kollegen von DWDL.de haben’s gesehen und aufgeschrieben, weil man das als Medienmagazin natürlich so macht. Hätte ich ja auch getan.

Heute ist die Geschichte aber das Thema am ersten fußballfreien Tag seit Wochen: Ganz groß auf der “Bild”-Zeitung, wo man sich mit gelb, rot und schwarz super auskennt, und in nahezu jedem verdammten OnlineMedium.

Natürlich darf auch, wer selber gerne Fehler macht, sich über die Fehler anderer lustig machen – sonst gäbe es ja von heute auf morgen keinen Medienjournalismus mehr. Und natürlich ist die Art und Weise, wie “ARD aktuell” auf den “Vorfall” reagiert hat (nachzulesen bei Peer), sehr viel peinlicher als eine fehlerhafte Grafik.

Aber …

Gibt’s grad nichts wichtigeres?

Zum Beispiel die erste Lesung des BKA-Gesetzes am vergangenen Freitag …

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Ein Bild besteht aus tausend Worten

Wir machen heute mal ein Gedankenexperiment. Stellen Sie sich bitte vor, was ein seriöses Internetportal, das nicht nur auf Klicks aus ist, nach einer solchen Einleitung schreiben würde:

Bei den Jungen Grünen in der Schweiz kann man Aufkleber mit Sprüchen bestellen, die SUVs an den Pranger stellen. „Ich bin auch ein Panzer“ steht beispielsweise darauf in Anspielung auf den Hummer zu lesen.

Und jetzt stellen Sie sich bitte vor, wie sich “RP Online” dem Thema annehmen würde. Der folgende Satz ist dabei ein guter Hinweis:

Im Folgenden sehen Sie, wie kreativ die Partei ist.

Natürlich hat “RP Online” eine Bildergalerie zum Thema gebastelt. Das besondere dabei ist, dass jedes der zehn Bilder auf der linken Seite das immer gleiche Foto (eine Fahne der Jungen Grünen) zeigt, während auf der rechten Seite jedes Mal ein anderer … nun ja: Text steht (Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 4, Bild 5, Bild 6, Bild 7, Bild 8, Bild 9, Bild 10).

Zum Mitschreiben: “RP Online” baut eine Bildergalerie mit zehn Grafiken, die sich alle nur im Text unterscheiden.

Das scheint selbst für die Verantwortlichen bei “RP Online” ein bisschen too much zu sein. Wie ich darauf komme? Och, die Überschrift deutet darauf hin:

Anti-SUV-Sprüche der Jungen Grünen Schweiz (nicht verwenden)

Nachtrag, 19. Juni: Wie angesichts des “(nicht verwenden)” zu erwarten war, ist die Bildergalerie inzwischen im Datennirvana von “RP Online” verschwunden. [via Birgit in den Kommentaren]