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Digital Leben

Hang On To Your IQ

Als ich bei CT das radio anfing, gab es eine fes­te Regel: Pro Nach­rich­ten­block wur­de eine Welt­nach­richt, eine Deutsch­land­nach­richt, eine aus NRW/​Ruhrgebiet und eine aus dem Hoch­schul­we­sen benö­tigt. Hoch­schul­nach­rich­ten began­nen meist mit der For­mu­lie­rung „For­scher der Ruhr-Uni­ver­si­tät haben her­aus­ge­fun­den …“ und ende­te nicht sel­ten mit schla­fen­den Hörern. ((Mut­maß­lich, für eine Media-Ana­ly­se fehl­te das Geld.)) Manch­mal auch mit schla­fen­den Nach­rich­ten­spre­chern.

Irgend­wann wur­den die gelang­weilt abge­le­se­nen Mit­tei­lun­gen der Uni-Pres­se­stel­len zum Hor­mon­haus­halt von Karp­fen und zur Anzie­hungs­kraft weit ent­fern­ter Pla­ne­ten in ein eige­nes Pro­gramm­seg­ment ver­frach­tet, des­sen Bum­per ((Fach­be­griff für „Eine gut gelaun­te Stim­me ruft den Namen der Rubrik, dann läuft jene Hin­ter­grund­mu­sik, die die ver­rück­ten Radio­men­schen ‚Bett‘ nen­nen …“)) den Hörern deut­lich macht, dass sie jetzt gefahr­los zwei Minu­ten auf Klo gehen kön­nen, ohne ihren aktu­el­len Lieb­lings­song zu ver­pas­sen. Aber was will man tun? Hoch­schul­nach­rich­ten gehö­ren halt zum Sen­de­auf­trag von Cam­pus­ra­di­os …

Medi­en gehen kaum weni­ger lieb­los mit den Ent­de­ckun­gen und Erkennt­nis­sen gro­ßer For­scher um: Wis­sen­schaft­li­che Inhal­te sind nur dann span­nend, wenn „wir“ ((Also Sie, ich und Kai Diek­mann – das gan­ze deut­sche Volk halt.)) mal wie­der Nobel­preis „sind“ oder sich zu kna­cki­gen Schlag­zei­len im „Panorama“-Ressort bürs­ten las­sen.

In den letz­ten Wochen also in etwa so:

Studie: Niedriger IQ schlecht fürs Herz

Herz-Kreislauf-Erkrankung durch niedrigen IQ - Gesundheitszustand vom IQ abhängig

Areale im Gehirn - Wo die Intelligenz sitzt

Und wenn man Ursa­che und Wir­kung ver­tauscht, kommt schon mal so etwas her­aus:

Die neu­es­ten Erkennt­nis­se sind auch wie­der beru­hi­gend:

Intelligenz und Evolution - Konservative haben geringeren IQ

Sato­shi Kana­za­wa von der Lon­don School of Eco­no­mics and Poli­ti­cal Sci­ence will eine gan­ze Men­ge her­aus­ge­fun­den haben:

In the cur­rent stu­dy, Kana­za­wa argues that humans are evo­lu­tio­na­ri­ly desi­gned to be con­ser­va­ti­ve, caring most­ly about their fami­ly and fri­ends, and being libe­ral, caring about an inde­fi­ni­te num­ber of gene­ti­cal­ly unre­la­ted stran­gers they never meet or inter­act with, is evo­lu­tio­na­ri­ly novel. So more intel­li­gent child­ren may be more likely to grow up to be libe­rals.

Mehr noch:

„Humans are evo­lu­tio­na­ri­ly desi­gned to be para­no­id, and they belie­ve in God becau­se they are para­no­id,“ says Kana­za­wa. […] „So, more intel­li­gent child­ren are more likely to grow up to go against their natu­ral evo­lu­tio­na­ry ten­den­cy to belie­ve in God, and they beco­me athe­ists.“

Und schließ­lich:

And the theo­ry pre­dicts that more intel­li­gent men are more likely to value sexu­al exclu­si­vi­ty than less intel­li­gent men, but gene­ral intel­li­gence makes no dif­fe­rence for women’s value on sexu­al exclu­si­vi­ty.

All die­se Erkennt­nis­se ((Ein höhe­rer IQ führt zu mehr Pro­gres­si­vi­tät, weni­ger Reli­gio­si­tät und höhe­rer Mono­ga­mie.)) gerin­nen bei den Online-Medi­en des Axel-Sprin­ger-Ver­lags schließ­lich zu Schlag­zei­len wie die­sen:

Britischer Forscher behauptet: Fremdgeher haben einen niedrigeren IQ!

Sex-Studie: Fremdgeher haben niedrigen IQ

Hmmmm. Was könn­te wohl pas­sie­ren, wenn es die Mel­dung bis nach Öster­reich schafft?

Untreue Männer sind dümmer

Ob die im Volks­mund weit ver­brei­te­te The­se, wonach Dumm bes­ser ficke, auch für Män­ner gilt, steht lei­der nicht im Arti­kel.

Wäre aber doch ein schö­ner Aus­gleich, denn:

Wer einen niedrigen IQ hat, stirbt früher

Mit Dank auch an Peter B., Lukas S. und noir

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Literatur

Bitte keine Heiterkeitsausbrüche!

Wäh­rend sich der deut­sche Lite­ra­tur­be­trieb gera­de unge­fähr in der sel­ben Kater-Stim­mung befin­det wie der „Stern“ im Som­mer 1983, dis­ku­tie­ren die Öster­rei­cher die­ser Tage über ein Buch, das es immer­hin vor Gericht geschafft hat.

Das Wie­ner Lan­des­ge­richt muss­te ges­tern dar­über ent­schei­den, ob der Roman „Wei­ße Nacht“ von David Schal­ko den höchst­per­sön­li­chen Lebens­be­reich des Poli­ti­kers Ste­fan Petz­ner, „Lebens­mensch“ des ver­stor­be­nen Rechts­po­pu­lis­ten Jörg Hai­der, ver­letzt. Petz­ner sah sei­ne Men­schen­wür­de ver­letzt und woll­te außer­dem finan­zi­ell am Erfolg des Romans teil­ha­ben – ein Erfolg, der frei­lich erst einer wur­de, nach­dem Petz­ner öffent­lich­keits­wirk­sam gegen das Buch vor­ge­gan­gen war. Schal­ko hat sei­ne Sicht der Din­ge vor eini­gen Wochen wort­ge­wal­tig für die „Welt am Sonn­tag“ zusam­men­ge­fasst.

Obwohl Petz­ner gefor­dert hat­te, das gesam­te Buch im Gerichts­saal vor­zu­le­sen, wur­de dar­auf offen­bar ver­zich­tet, denn das Urteil war schnell gespro­chen: Petz­ner unter­lag, kün­dig­te Beru­fung an und rief sei­nem Pro­zess­geg­ner zu, der sol­le sich was schä­men.

Von beson­de­rer Qua­li­tät ist die Urteils­be­grün­dung der Rich­te­rin, in der die­se die Hand­lung des Romans noch ein­mal kurz zusam­men­fasst – und gleich­zei­tig ver­sucht, die Wür­de des Ortes zu bewah­ren:

[via Face­book]

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Musik Rundfunk

M.T.V. – Get Off The Air

Wäh­rend sich die halb­her­zi­ge Dis­kus­si­on über die Qua­li­tät im deut­schen Fern­se­hen nicht so recht legen will, tun die Sen­der-Ver­ant­wort­li­chen alles, um die Qua­li­tät ihres Pro­gramms zu stei­gern: sie schmei­ßen Leu­te raus.

Das ZDF trennt sich mit sofor­ti­ger Wir­kung von Elke Hei­den­reich (was bei einem Sen­der, der Johan­nes B. Ker­ner, Mar­kus Lanz, Johann Lafer und Horst Lich­ter unter Ver­trag hat, die maxi­mal fünft­bes­te Idee sein kann) und MTV macht qua­si gleich den gan­zen Laden dicht.

Ich habe weder MTV noch Viva sehen wol­len, nach­dem mit Sarah Kutt­ners Show der letz­te Fit­zel Rele­vanz und Unter­hal­tung aus den eins­ti­gen Musik­sen­dern ver­schwun­den war. Von daher kann ich nicht genau beur­tei­len, was eigent­lich noch übrig bleibt, wenn die „MTV News“, „MTV Urban“, „MTV Rock­zo­ne“ und „MTV Mas­ters“ gestri­chen und die Aus­ga­ben von „TRL“ und „Viva Live“ rapi­de redu­ziert wer­den. Ver­mut­lich wer­den auf den bei­den Kanä­len noch mehr Seri­en lau­fen, die beim frisch ein­ge­dampf­ten Come­dy Cen­tral eigent­lich bes­ser auf­ge­ho­ben wären. Es ist ein letz­tes Zucken, bevor man hof­fent­lich bald dazu über­ge­hen wird, die Sen­der ganz dicht zu machen.

Das Musik­fern­se­hen hier­zu­lan­de ist an sei­nen Pro­gramm­ver­ant­wort­li­chen ver­en­det, nicht an You­Tube und ande­ren Por­ta­len, auf denen man Musik­vi­de­os sehen kann, wenn man will. Denn dass man sich Vide­os in oft krü­me­li­ger Qua­li­tät auf sei­nem Com­pu­ter ansieht, ist ja nur die Reak­ti­on dar­auf, dass sie im Fern­se­hen nicht mehr lie­fen. Außer­dem konn­te man im Musik­fern­se­hen, als es das noch gab, auch auf bis­her unbe­kann­te Musik sto­ßen, die einen dann sofort begeis­ter­te. Die­ser Ent­de­ckungs­ef­fekt ist bei geziel­tem Video­gu­cken im Netz nicht mehr so wahr­schein­lich. Und schließ­lich konn­te man Musik­fern­se­hen super im Hin­ter­grund lau­fen las­sen, so als bebil­der­tes Radio qua­si.

Das Ende des Musik­fern­se­hens in Deutsch­land begann mit dem Ende von Viva 2 zum Jah­res­wech­sel 2001/​2002 und fand sei­nen Abschluss eigent­lich schon mit dem Aus von Onyx im Sep­tem­ber 2004. Dass MTV immer noch nicht abge­schal­tet oder wenigs­tens umbe­nannt wur­de ist inkon­se­quent, hat aber allen­falls ver­schlei­ern­de Wir­kung. Ande­rer­seits kam der meis­te Seri­en­schrott, der dort in den letz­ten Jah­ren lief, ja von der ame­ri­ka­ni­schen Mut­ter und die heißt immer­hin auch noch „Music Tele­vi­si­on“.

Das Argu­ment, mit Musik­vi­de­os kön­ne man halt kei­ne Quo­te machen und die Zukunft läge eh im Inter­net, will sich mir nicht so ganz erschlie­ßen. War­um hat zum Bei­spiel Öster­reich, ein Land des­sen Ein­woh­ner­zahl knapp ein Zehn­tel der deut­schen beträgt, dann eine so tol­le Clipab­spiel­sta­ti­on wie Go TV? (Und war­um haben die Öster­rei­cher mit FM4 gleich auch noch so einen gelun­ge­nen Radio­sen­der für jun­ge Leu­te?)

Das De-Fac­to-Ende von MTV und Viva fällt natür­lich nur zufäl­li­ger­wei­se mit der aktu­el­len Qua­li­täts­dis­kus­si­on zusam­men. Ich sehe dar­in auch kei­nen Vor­bo­ten für das Ende des Fern­se­hens ins­ge­samt. Es ist das Ende von Sen­dern, die kein ech­tes Pro­fil haben, ihre Zuschau­er mit Call-In-Shows beläs­tigt haben und irgend­wel­che bestimmt sehens­wer­ten Kon­zert­mit­schnit­te zwi­schen „Fla­vour Of Love“ und der sechs­tau­sends­ten „South Park“-Wiederholung ver­ste­cken. Und – so tra­gisch das für die vie­len Leu­te ist, die jetzt ihre Jobs ver­lie­ren – es geschieht die­sen Sen­dern ganz recht.

Die heu­ti­ge Über­schrift wur­de Ihnen prä­sen­tiert von den Dead Ken­ne­dys.

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Gesellschaft Politik

Wagenfragen

„Wie von unsicht­ba­ren Geis­tern gepeitscht, gehen die Son­nen­pfer­de der Zeit mit unsers Schick­sal leich­tem Wagen durch, und uns bleibt nichts als, mutig gefasst, die Zügel fest­zu­hal­ten, und bald rechts, bald links, vom Stei­ne hier, vom Stur­ze da, die Räder weg­zu­len­ken.“
(Johann Wolf­gang Goe­the, „Egmont“, Zwei­ter Auf­zug)

Ich woll­te nicht über Jörg Hai­der schrei­ben. Aber die neu­en Details sei­nes töd­li­chen Unfalls wer­fen in mir doch ein paar Fra­gen auf:

  • Was wäre denn, wenn er nicht ver­un­glückt wäre?
  • Wäre dann halt ein Lan­des­haupt­mann betrun­ken mit 142 durch die Ort­schaft gedon­nert und es hät­te nie einer davon erfah­ren?
  • Pas­siert sowas öfter?
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Politik

Auf jeden Sieger zehn Verlierer

Stel­len wir uns für einen Moment bit­te Fol­gen­des vor: Ich habe Usain Bolt, den schnells­ten Mann der Welt, zu einem Wett­ren­nen über 100 Meter her­aus­ge­for­dert. Usain Bolt hat sich vor­her bei­de Bei­ne gebro­chen, tritt aber trotz­dem an. Durch die­ses Han­dy­cap läuft Bolt die Stre­cke in 12,5 Sekun­den, ich brau­che 29,2 Sekun­den und bin damit so lang­sam wie noch nie. Nach dem Ren­nen erklä­re ich mich zum kla­ren Sie­ger, weil Bolt ja nor­ma­ler­wei­se viel, viel schnel­ler ist und das muss man ja auch berück­sich­ti­gen.

Wenn Sie die­ser Argu­men­ta­ti­on fol­gen kön­nen (und nicht schon bei der Vor­stel­lung, ich könn­te 100 Meter gera­de­aus lau­fen lachend unter Ihrem Schreib­tisch ver­schwun­den sind), sind Sie ver­mut­lich in der SPD. Die hat näm­lich gera­de bei der bay­ri­schen Land­tags­wahl das schlech­tes­te Ergeb­nis ever ein­ge­fah­ren, was sie in der Selbst­wahr­neh­mung zum Sie­ger macht, weil die CSU (die 2,3 Mal so vie­le Stim­men erhal­ten hat) immer­hin seit 54 Jah­ren nicht mehr so schwach war.

Die gebro­che­nen Bei­ne von Usain Bolt hei­ßen Gün­ther Beck­stein und Erwin Huber und sie haben die Wahl natür­lich nur der­art vor die Wand gefah­ren, um Edmund Stoi­ber sei­nen 67. Geburts­tag zu ver­ha­geln. Dafür haben sie Stoi­ber (und ich fürch­te, Sie wer­den sich heu­te noch mit eini­gen schie­fen Bil­dern rum­schla­gen müs­sen) bei Tem­po 180 aus dem fah­ren­den Wagen gewor­fen, wäh­rend Horst See­ho­fer an der Hand­brem­se nes­tel­te und Gabrie­le Pau­li das Ver­deck ein­fah­ren woll­te. Aber für das füh­rer­lo­se und zer­trüm­mer­te Gefährt hät­ten sie immer­hin noch die vol­le Pend­ler­pau­scha­le bezie­hen kön­nen.

Die in jeder Hin­sicht beein­dru­cken­de Schlap­pe für die CSU, die fast ein Drit­tel ihrer Wäh­ler­stim­men ein­ge­büßt hat, wird aber in den Schat­ten gestellt von einer SPD, die das eige­ne Deba­kel ele­gant igno­riert (wohl Dank der Erfah­rung auf dem Gebiet) und allen Erns­tes Ansprü­che auf die Regie­rungs­bil­dung anmel­det.

Frank-Wal­ter Stein­mei­er, den sie in der Par­tei mitt­ler­wei­le ver­mut­lich für einen Albi­no-Barack-Oba­ma hal­ten, der aber bes­ten­falls ein ganz sicher nicht gefärb­ter Ger­hard-Schrö­der-Klon ist (was immer­hin schon mal bedeu­tend bes­ser ist als ein unra­sier­ter Gor­don-Brown-Klon), die­ser Frank-Wal­ter Stein­mei­er also stellt sich hin­ter ein Mikro­fon und sagt:

Und immer­hin: Es ist zum ers­ten Mal für vie­le Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler in Bay­ern vor­stell­bar und mög­lich gewe­sen, nicht mehr CSU zu wäh­len. Sie sind noch nicht gleich durch­ge­gan­gen zur SPD, aber es ent­steht eine Per­spek­ti­ve.

Na, hur­ra! Da könn­te ich ja auch in laut­star­ke Ver­zü­ckung gera­ten, weil Nata­lie Port­man nicht mehr mit Devan­dra Ban­hart zusam­men ist – und mich jetzt sicher end­lich hei­ra­ten wird.

Franz Maget, der aus­sieht wie Peter Zweg­at, aber SPD-Spit­zen­kan­di­dat in Bay­ern war, ver­spricht, den „hal­ben Weg“ beim „nächs­ten Mal“ nach­zu­ho­len, und die Wäh­ler nicht nur weg von der CDU, son­dern auch hin zur SPD zu holen. Das klingt, als steck­ten die Wäh­ler zwi­schen Vil­la­ri­ba und Vil­la­ba­jo (form­er­ly known as Not und Elend) auf hal­ber Stre­cke im Schlamm – und nicht, als hät­ten sie sich gera­de irgend­wo ganz anders ein gemüt­li­ches klei­nes Zelt­la­ger am war­men Herd von Gabi Pau­li errich­tet.

Um die Run­de voll­zu­ma­chen, trat auch noch Andrea Ypsi­lan­ti, die das Wort­paar „glaub­wür­di­ger Poli­ti­ker“ im Allein­gang zum Oxy­mo­ron stem­peln will, freu­de­strah­lend vor die Kame­ras und sprach von der zwei­ten Wahl, die „gründ­lich schief­ge­gan­gen“ sei für … die CDU/​CSU. Mit der ers­ten meint sie wohl ihre eige­ne in Hes­sen, die­sem armen Bun­des­land, dass seit einem hal­ben Jahr von einem geschäfts­füh­ren­den Minis­ter­prä­si­den­ten regiert wird, der auch noch Roland Koch heißt.

Denn das ist die eigent­li­che Sen­sa­ti­on der Wah­len in Hes­sen und Bay­ern: dass die Uni­on nicht wegen ihrer poli­ti­schen Geg­ner so dumm dasteht, son­dern wegen ihres eige­nen Füh­rungs­per­so­nals. Aber selbst dann schafft es die SPD nicht, wenigs­tens so vie­le Wäh­ler zu mobi­li­sie­ren, dass sie selbst die meis­ten Stim­men bekommt – was nach mei­nem Demo­kra­tie­ver­ständ­nis (Koch hin, Beck­stein her) irgend­wie drin­gend not­wen­dig wäre, um wasauch­im­mer zu regie­ren.

Aber ver­mut­lich weiß es der Wäh­ler zu schät­zen, wenn eine Par­tei, der er viel­leicht auch noch sei­ne Stim­me gege­ben hat, in ers­ter Linie durch Scha­den­freu­de über die Ver­lus­te des poli­ti­schen Geg­ners auf sich auf­merk­sam macht. Eigent­lich ist es da doch inkon­se­quent, nicht gleich noch einen Schritt wei­ter zu gehen, auf Öster­reich zu zei­gen und „wenigs­tens hat bei uns kei­ner das Nazi­pack gewählt“ zu rufen.

Dass auch ein in Bay­ern erwor­be­nes Abitur nicht zwangs­läu­fig für gro­ße Mathe­ma­tik­kennt­nis­se steht, bewies dann Clau­dia Roth, die Mut­ter Bei­mer der Grü­nen. Sie sieht „eine deut­li­che Mehr­heit jen­seits der CSU“, die sich in den abso­lu­ten Zah­len der Sitz­ver­tei­lung wohl vor allem dar­in nie­der­schlägt, dass alle ande­ren Par­tei­en zusam­men exakt drei Sit­ze mehr haben als besag­te CSU. Dar­aus lei­tet Frau Roth einen „Auf­trag“ zur Regie­rungs­bil­dung ab.

Es ist beein­dru­ckend, mit wel­cher Unbe­irrt­heit Poli­ti­ker gro­ße Deba­kel und mitt­le­re Ent­täu­schun­gen (die Grü­nen haben zwar als ein­zi­ge vor­her im Land­tag ver­tre­te­ne Par­tei hin­zu­ge­won­nen, sind aber nicht mal mehr dritt­stärks­te Frak­ti­on) in Sie­ge und Tri­um­phe umzu­wid­men ver­su­chen. Wie ein Wahl­er­geb­nis gedeu­tet wer­den soll, das eigent­lich nur den Schluss zulässt, dass die Wäh­ler die Schnau­ze voll haben von den bei­den gro­ßen Volks­par­tei­en, die die Bun­des­re­pu­blik seit drei Jah­ren in trau­ter Zwie­tracht regie­ren (und dabei noch jedes zwei­te Gesetz ver­fas­sungs­wid­rig gekriegt haben). Und wie die Läh­mung, die so ein Land durch unein­deu­ti­ge Macht­ver­hält­nis­se erfährt, gefei­ert wird.

Man war­tet eigent­lich nur noch auf den Tag, an dem irgend­ei­ne Par­tei (mut­maß­lich eine von Gui­do Wes­ter­wel­le geführ­te) auf die Idee kommt, bei Wahl­er­geb­nis­sen ana­log zur Ein­schalt­quo­te im Fern­se­hen eine „wer­be­re­le­van­te Ziel­grup­pe“ aus­zu­ru­fen und nur noch das Abstimm­ver­hal­ten der 14- bis 49-Jäh­ri­gen berück­sich­ti­gen zu wol­len.

Dabei sind die deut­schen Ver­tre­ter noch blass und harm­los gegen das Per­so­nal, das im US-Wahl­kampf ange­tre­ten ist, um das Amt zu erobern, das man nicht umsonst das wich­tigs­te der Welt nennt. Wir haben ja noch nicht mal eine Sarah Palin (obwohl ich glau­be, dass Gabrie­le Pau­li für die Rol­le not­falls zur Ver­fü­gung stün­de), von einem John McCain oder Joe Biden ganz zu schwei­gen.

Ande­rer­seits rei­chen Ronald Pofalla, Gui­do Wes­ter­wel­le und Oskar Lafon­taine für den Anfang völ­lig aus.

[Aus­ge­löst via twit­ter]

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Stille Gefängnispost (Teil 2)

Die­ser Ein­trag ergibt nur nach der Lek­tü­re des ers­ten Teils Sinn. Wenn über­haupt.

Ich weiß nicht, ob man bei „Spie­gel Online“ heu­te über­haupt noch zum Arbei­ten gekom­men ist. War es mir ges­tern weder tele­fo­nisch noch per E‑Mail mög­lich gewe­sen, eine Stel­lung­nah­me zum „Fal­ten-Fritzl-Fall“ (Chef­re­dak­teur Rüdi­ger Ditz) zu bekom­men, gin­gen heu­te eini­ge E‑Mails von spiegel.de-Adressen bei mir ein. Gut, ein Teil davon waren Abwe­sen­heits­no­ti­zen, aber Rele­van­tes war auch dabei.

Chef­re­dak­teur Rüdi­ger Ditz selbst ant­wor­te­te am Nach­mit­tag und erklär­te, man gehe der Sache gera­de nach. Um 18:12 Uhr kam dann eine E‑Mail der Pan­ora­ma-Che­fin Patri­cia Drey­er.

Sie schrieb (wie auch im Ursprungs­ar­ti­kel steht), dass man nach Sich­tung der „Mirror“-Nachricht Kon­takt mit dem (angeb­li­chen) Zitat­ge­ber Oberst­leut­nant Huber-Günst­ho­fer auf­ge­nom­men habe. Der habe die Fra­ge, ob er mit dem „Mir­ror“ gespro­chen habe, ver­neint (was ja als gesi­cher­te Erkennt­nis gel­ten darf).

Gegen­über „Spie­gel Online“ habe Herr Huber-Günst­ho­fer gesagt, er kön­ne die „Geschich­te mit der Creme“ nicht bestä­ti­gen. Auf mei­ne Fra­ge, ob Herr Fritzl denn um Haut­creme gebe­ten habe, hat­te der Oberst­leut­nant ja geant­wor­tet, er habe die Creme gegen­über der „Kro­nen­zei­tung“ als Bei­spiel erwähnt. Was er genau zum Repor­ter der „Kro­nen­zei­tung“ gesagt hat, ist also wei­ter ein wenig unklar.

Und dann beging „Spie­gel Online“ einen klei­nen, aber ent­schei­den­den Feh­ler, der mir genau­so hät­te pas­sie­ren kön­nen:

Aus die­ser Aus­kunft Herrn Huber-Günst­ho­fers uns gegen­über zogen wir den Schluss, dass er sich nicht wie im „Mir­ror“ zitiert geäu­ßert hat­te.

Ob er mit ande­ren Medi­en über das The­ma Fritzl und Fal­ten­creme gespro­chen habe, haben wir Herrn Huber-Günst­ho­fer nicht gefragt.

Die Glei­chung „Mir­ror-Zitat falsch = Mir­ror-Zitat erfun­den“ lag ein­fach auf der Hand. Wer hät­te auch auf die Idee kom­men kön­nen, dass das „Mirror“-Zitat eine etwas holp­ri­ge Über­set­zung eines über­geig­ten „Kronenzeitung“-Zitats war?

Nun gut, „Spie­gel Online“ hät­te auf die Idee kom­men kön­nen:

Wir haben dar­auf­hin den „Mir­ror“ kon­tak­tiert, wo wir die Aus­kunft erhiel­ten, man habe die Infor­ma­ti­on einer Agen­tur­mel­dung ent­nom­men.

Und?

Wir haben kei­nen Ver­such unter­nom­men, die­se „Agen­tur­mel­dung“ selbst in Augen­schein zu neh­men, da uns nach den Äuße­run­gen des Herrn Huber-Günst­ho­fer belegt schien, dass die Mel­dung des „Mir­ror“, Fritzl ver­lan­ge nach einer Anti-Fal­ten­creme, so nicht stimm­te.

Mist!

In ihrer E‑Mail schrieb Frau Drey­er, es sei „ohne Zwei­fel ein Ver­säum­nis“, dass man den Arti­kel der „Kro­nen­zei­tung“ nicht gekannt habe. Das hät­te ande­rer­seits schon fast kri­mi­na­lis­ti­schen Ein­satz erfor­dert, denn selbst in der Agen­tur­mel­dung von Cen­tral Euro­pean News (CEN), wo man die Mel­dung aus der „Kro­nen­zei­tung“ für den eng­lisch­spra­chi­gen Markt über­setzt hat­te, fehl­te jeder Hin­weis auf die „Kro­ne“. Und in den Medi­en, die die Infor­ma­tio­nen von CEN wei­ter­ver­brei­te­ten und flei­ßig Details dazu erfan­den, fehl­te jeder Hin­weis auf CEN.

Nach Anga­ben von Frau Drey­er war­tet man bei „Spie­gel Online“ im Moment auf eine Ant­wort, von wel­chem „Gefäng­nis­ver­ant­wort­li­chen“ sich CEN die Zita­te hat­te bestä­ti­gen las­sen.

Für uns war Herr Huber-Günst­ho­fer heu­te bis Stand Absen­dung die­ser Mail nicht zu errei­chen.

Unter­des­sen hat „Spie­gel Online“ den Vor­spann des Tex­tes gekürzt und den Arti­kel mit fol­gen­der Anmer­kung ver­se­hen:

Anmer­kung der Redak­ti­on: SPIEGEL ONLINE hat eine zunächst in die­sem Arti­kel publi­zier­te For­mu­lie­rung, „Neu­ig­kei­ten“ über Fritzl wür­den „erfun­den“, ent­fernt.

Quel­le der vom „Mir­ror“ publi­zier­ten Agen­tur­mel­dung war offen­bar ein Bericht in der öster­rei­chi­schen „Kro­nen­zei­tung“, der gegen­über Erich Huber-Günst­ho­fer angeb­lich bestä­tig­te, Fritzl habe nach einer Haut­creme ver­langt – was er SPIEGEL ONLINE gegen­über aller­dings demen­tier­te.

Bleibt die Fra­ge, wel­che Rele­vanz eigent­lich die Beschaf­fen­heit der Haut des „Inzest-Mons­ters aus Amstet­ten“ („Bild“) hat. Und war­um Mel­dun­gen über ihn (es) offen­bar immer den Umweg über das Aus­land neh­men müs­sen.

[Fort­set­zung folgt bestimmt …]

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Stille Gefängnispost

Die fol­gen­de Geschich­te wird ein biss­chen kom­pli­ziert. Legen Sie also bes­ser schon mal Papier und Blei­stift bereit, wie Sie es beim Betrach­ten der „Lin­den­stra­ße“ oder beim Lesen von John-Gris­ham-Büchern tun, um den Über­blick zu behal­ten.

Josef Fritzl, das darf als gesi­cher­te Infor­ma­ti­on gel­ten, sitzt zur Zeit in der Jus­tiz­an­stalt St. Pöl­ten in Unter­su­chungs­haft. Der als „Inzest-Mons­ter aus Amstet­ten“ bekannt gewor­de­ne Mann war­tet dort auf sei­nen Pro­zess, der Ende des Jah­res begin­nen soll.

Der „Dai­ly Mir­ror“, eine die­ser gru­se­li­gen bri­ti­schen Bou­le­vard­zei­tun­gen, berich­te­te am Diens­tag, Fritzl habe den Gefäng­nis­arzt um Anti-Fal­ten-Creme gebe­ten. Noch am sel­ben Tag nahm Bild.de die Geschich­te dank­bar auf und erfand noch hin­zu, Fritzl habe „wohl kein Spiel“ der Fuß­ball-EM ver­passt.

Inzest-Drama von Amstetten: Josef Fritzl verlangt im Knast nach Anti-Falten-Creme

Fast zeit­gleich berich­te­te „Spie­gel Online“ über den „Mirror“-Artikel und war­te­te mit einem über­ra­schen­den Twist auf:

Der Gefäng­nis­spre­cher weiß nichts davon. Auf Nach­fra­ge von SPIEGEL ONLINE sag­te Huber-Günst­ho­fer, er habe nie mit dem „Dai­ly Mir­ror“ gespro­chen.

Er kön­ne sich nicht erklä­ren, wie die bri­ti­sche Zei­tung dazu kom­me, ihn zu zitie­ren.

An die­sem Punkt wäre es eine schö­ne Geschich­te fürs BILD­blog gewe­sen: „Bild.de schreibt eine Falsch­mel­dung des ‚Dai­ly Mir­ror‘ ab“.

So ein­fach aber war es nicht: der „Mir­ror“ war längst nicht das ein­zi­ge bri­ti­sche Medi­um, das über die Anti-Fal­ten-Creme berich­tet hat­te. Neben diver­sen Bou­le­vard­me­di­en fand sich die Mel­dung auch beim renom­mier­ten „Dai­ly Tele­graph“ – und die wer­den ja kaum unge­prüft aus dem „Mir­ror“ abschrei­ben.

Über­haupt stand ja schon bei „Spie­gel Online“:

Mit die­ser Aus­sa­ge kon­fron­tiert, teilt der „Dai­ly Mir­ror“ mit, man habe die Infor­ma­tio­nen „einer Agen­tur­mel­dung“ ent­nom­men.

Eine Nach­fra­ge beim „Tele­graph“ ergab: Die Agen­tur, die die­se Mel­dung ver­brei­tet hat­te, heißt „Cen­tral Euro­pean News“ (CEN) und sitzt in Wien. Kein deut­scher Jour­na­list hat je von ihr gehört. Dort war man sehr freund­lich und koope­ra­tiv und teil­te mir mit, die Nach­richt aus der öster­rei­chi­schen „Kro­nen­zei­tung“ zu haben.

Und dort stand am 12. Juli 2008:

Kurze Spaziergänge im Hof - Einziger Wunsch: Hautcreme - Häftling Fritzl verpasst keinen Bericht über seine Horrortaten!

„Der ein­zi­ge Extra­wunsch von Josef Fritzl war bis­her eine Haut­creme“, so Oberst­leut­nant Erich Huber-Günst­ho­fer von der Jus­tiz­an­stalt St. Pöl­ten.

Bevor CEN die Mel­dung an den „Dai­ly Mir­ror“ schick­te, habe man extra noch mal bei den Gefäng­nis­ver­ant­wort­li­chen nach­ge­fragt und sich die Zita­te bestä­ti­gen las­sen, so die Agen­tur. Ent­spre­chend über­rascht sei man des­halb auch über den Arti­kel bei „Spie­gel Online“ gewe­sen: zwar stimmt es ja wohl, dass der Gefäng­nis­spre­cher nicht mit dem „Dai­ly Mir­ror“ gespro­chen hat – aber das muss­te er ja auch nicht, weil es sich ja eigent­lich um eine Mel­dung der „Kro­nen­zei­tung“ gehan­delt hat­te. Und mit deren Repor­ter hat Oberst­leut­nant Huber-Günst­ho­fer dann schon gespro­chen, wie er mir auf Anfra­ge bestä­tig­te. Die viel­zi­tier­te Haut­creme habe er aller­dings schon im Gespräch mit der „Kro­nen­zei­tung“ eher bei­spiel­haft genannt, um auf die All­täg­lich­keit von Fritzls Wün­schen hin­zu­wei­sen.

Die Behaup­tun­gen („Kro­nen­zei­tung“, „Dai­ly Mir­ror“, „Bild“), dass Fritzl vor allem oder aus­schließ­lich Berich­te über sich selbst lese oder schaue, bezeich­ne­te Erich Huber-Günst­ho­fer im Übri­gen als über­trie­ben: Die Fern­se­her in den Zel­len ver­füg­ten über 22 Pro­gram­me und da es kei­ne 24-Stun­den-Über­wa­chung gebe, wüss­te auch die Gefäng­nis­ver­wal­tung nicht, was sich ein Gefan­ge­ner da genau anse­he. Glei­ches gel­te für Zei­tun­gen: „Ob er die Wit­ze­sei­te oder den Sport­teil liest, kann ich Ihnen nicht sagen.“

Es blei­ben frei­lich immer noch ein paar Fra­gen offen:

  • Wie­so muss eine Mel­dung der öster­rei­chi­schen „Kro­nen­zei­tung“ erst einen Umweg über Eng­land neh­men, ehe sie von „Bild“ auf­ge­grif­fen wird?
  • War­um hat „Spie­gel Online“ nicht nach der Agen­tur­mel­dung gesucht, auf die sich der „Dai­ly Mir­ror“ beru­fen hat?
  • Wie wur­de eigent­lich aus der „Haut­creme“ (Huber-Günst­ho­fer, „Kro­nen­zei­tung“) die „Anti-Fal­ten-Creme“ („Bild“)?

Ach, letz­te­res lässt sich ganz leicht durch einen klei­nen Über­set­zungs­feh­ler bei CEN erklä­ren, den der „Dai­ly Mir­ror“ ahnungs­los auf­ge­grif­fen und Bild.de eben­so ahnungs­los zurück­über­setzt hat:

Incest mons­ter Josef Fritzl is a fre­quent visi­tor to the pri­son doc­tor to com­plain about aches and pains and has asked for a sup­p­ly of anti aging face cream.

Meh­re­re Ver­su­che, mit den Ver­ant­wort­li­chen bei „Spie­gel Online“ Kon­takt auf­zu­neh­men, ver­lie­fen erfolg­los. Unter­des­sen hat Bild.de den Arti­kel off­line genom­men und CEN hat ange­kün­digt, sich wegen fal­scher Unter­stel­lun­gen bei einer ent­spre­chen­den Stel­le (falls es so etwas wie eine „Ger­man Press Asso­cia­ti­on“ gibt) über „Spie­gel Online“ beschwe­ren zu wol­len.

Mit Dank an die vie­len BILD­blog-Hin­weis­ge­ber!

Nach­trag, 18. Juli: Zur Stel­lung­nah­me von „Spie­gel Online“ bit­te hier ent­lang!

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Rundfunk Sport

Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten!

Nun ist die­se Fuß­ball-EM also auch schon wie­der vor­bei. Deutsch­land hat sie nicht gewon­nen (was zu erwar­ten war), ist aber Zwei­ter gewor­den (was nicht zu erwar­ten war).

Somit ist es Zeit für den Cof­fee-And-TV-EM-Rück­blick:

Die Gast­ge­ber
Legen wir aus­nahms­wei­se mal, was wir bei der Hym­ne nie tun wür­den, die Hand aufs Herz: Schwei­zer und Öster­rei­cher gel­ten den Deut­schen ja irgend­wie als die etwas welt­fer­nen Stief­cou­sins. Die, die so ähn­lich wie wir reden, aber doch anders, und die, die beru­hi­gen­der­wei­se immer noch schlech­ter Fuß­ball spie­len als die Deut­schen.

Ent­spre­chend war es dann auch das ers­te wich­ti­ge Tur­nier, bei dem alle Gast­ge­ber die Vor­run­de nicht über­stan­den, was wohl auch die Stim­mung vor Ort etwas trüb­te. Von Öster­reich und der Schweiz bekam man im Fern­se­hen lei­der viel zu wenig mit, die Bil­der aus den Innen­städ­ten hät­ten auch in Dres­den, Han­no­ver oder einer ande­ren deut­schen Stadt, in der ich noch nie war, gedreht sein kön­nen. Doch ges­tern nach dem Fina­le wur­de klar: die Gast­ge­ber waren die beschei­de­nen klei­nen Brü­der von Deutsch­land 2006. Alles war ein biss­chen gedämpf­ter, stil­vol­ler.

Die Favo­ri­ten
Ja, das war etwas merk­wür­dig: Mein Euro­pa­meis­ter­tipp Tsche­chi­en über­stand die Vor­run­de eben­so­we­nig wie mei­ne Lieb­lings­mann­schaft Schwe­den, die Ita­lie­ner ret­te­ten sich mit Mühe und Not gegen die dann aus­ge­schie­de­nen Fran­zo­sen über die Grup­pen­pha­se, und Grie­chen­land bewies end­lich, dass der Gewinn der EM vor vier Jah­ren wirk­lich nur ein Betriebs­un­fall der Fuß­ball­ge­schich­te gewe­sen war. Vor­her hat­ten sie uns aller­dings mit dem 0:2 gegen Schwe­den eines der grau­en­haf­tes­ten Spie­le des Pro­fi­sports gebo­ten.

Nach­dem sie in der Vor­run­de den Welt­meis­ter, den Vize­welt­meis­ter und schließ­lich mit einer B‑Mannschaft auch noch die Rumä­nen in Grund und Boden gede­mü­tigt hat­ten, gal­ten die Hol­län­der als kla­rer Favo­rit, was sich als­bald als die bei die­sem Tur­nier unlieb­sams­te Rol­le her­aus­stell­te: Zack!, bra­chen sie gegen die Rus­sen ein wie eine labb­ri­ge Frit­te im Nord­see­sturm. Von allen Grup­pen­ers­ten schaff­te es gera­de mal Spa­ni­en, sich nach einem freud­lo­sen Spiel gegen die Ita­lie­ner durch­zu­set­zen – aber auch nur, weil deren Elf­me­ter­glück nach dem Ber­li­ner WM-Fina­le bis min­des­tens 2044 auf­ge­braucht ist. Por­tu­gal schei­ter­te an den Deut­schen, die zur Über­ra­schung aller ein gutes Spiel ablie­fer­ten, die Kroa­ten, die wirk­ten als hät­te man ihnen das mit Elf­me­ter­schie­ßen erst nach Ende der Ver­län­ge­rung erklärt, schei­ter­ten letzt­lich an der unfass­ba­ren Last-Minu­te-Macht der Tür­ken.

Um die dem Tur­nier inne­woh­nen­de Tra­gik auf die Spit­ze zu trei­ben, erwisch­te es im Halb­fi­na­le aus­nahms­wei­se mal die Tür­kei in der letz­ten Minu­te, wor­auf­hin Deutsch­land ver­se­hent­lich im Fina­le stand, in das am Fol­ge­tag die Spa­ni­er ein­zo­gen. Auch Guus Hidd­inks Rus­sen, die sich im ers­ten Grup­pen­spiel gegen Spa­ni­en trick­reich tot­ge­stellt und danach alles domi­niert hat­ten, konn­ten die Ibe­rer (Sport­jour­na­lis­mus geht nicht ohne The­sau­rus) nicht mehr stop­pen.

Im Fina­le muss­te Spa­ni­en nur noch Deutsch­land schla­gen, was dann auch kein Pro­blem mehr war, weil die Deut­schen neben Phil­ipp Lahm und Jens Leh­mann aus­schließ­lich Dop­pel­gän­ger ihrer Stamm­elf auf­ge­stellt hat­ten. Beim ein­zi­gen Gegen­tor kamen sich kon­se­quen­ter­wei­se Lahm und Leh­mann in die Que­re.

Dies Spa­ni­er wur­den völ­lig ver­dient Euro­pa­meis­ter und bewie­sen bei der Pokal­über­ga­be auch noch, dass sie deut­lich bes­ser erzo­gen sind als die Ita­lie­ner, die sich den Cup vor zwei Jah­ren ein­fach selbst ver­lie­hen hat­ten. Michel Pla­ti­ni wirk­te wie ein Leh­rer auf Klas­sen­fahrt, als er inmit­ten der spa­ni­schen Spie­ler die am wenigs­ten häss­li­che Sport­tro­phäe der Welt (man ist ja schon für Klei­nig­kei­ten dank­bar) Iker Cas­il­las in die Hand drück­te.

Deutsch­land
Die eigent­li­che Sen­sa­ti­on ereig­ne­te sich bereits am 8. Juni: Deutsch­land gewann ein EM-Spiel. Viel mehr hat­ten sich Joa­chim Löw und sei­ne Mann­schaft wohl nicht vor­ge­nom­men, wes­we­gen man im dar­auf­fol­gen­den Spiel gegen Kroa­ti­en ein­fach mal alles (außer dem eige­nen Harn) lau­fen ließ. Ich habe glück­li­cher­wei­se die zwei­te Halb­zeit ver­schla­fen und wur­de erst pünkt­lich zur roten Kar­te gegen Bas­ti­an Schwein­stei­ger wie­der wach. Ver­mut­lich zum letz­ten Mal in der Natio­nal­mann­schaft gese­hen haben wir David Odon­kor, bei Mario Gomez wird sehr, sehr viel Auf­bau­ar­beit nötig sein.

Gegen Öster­reich erleb­te man end­lich wie­der die klas­si­sche deut­sche Tur­nier­mann­schaft wie bei der EM ’96 oder der WM 2002: schwach spie­len, hin­ten sau­ber hal­ten, vor­ne eine Stan­dard­si­tua­ti­on aus­nut­zen, wei­ter­kom­men. Gegen Por­tu­gal sieg­te dann Bas­ti­an Schwein­stei­ger im Allein­gang, wie er das jetzt offen­bar immer gegen Por­tu­gal machen will, und gegen die Tür­kei war Deutsch­land so unfass­bar schlecht, dass es ein­zig und allein dem grund­sym­pa­thi­schen Phil­ipp Lahm und des­sen Sieg­tor zu ver­dan­ken war, dass ich mir das Fina­le über­haupt anse­hen woll­te. Das Trau­ma des Halb­fi­nals, dass man sich über einen völ­lig unver­dien­ten Sieg freu­en soll­te, wie­der­hol­te sich ges­tern Abend dann zum Glück nicht: Nach zehn Minu­ten Fuß­ball woll­te das Deut­sche Team auch mal „was mit Rasen“ machen und ser­vier­te den Spa­ni­ern die Tor­chan­cen auf einem Sil­ber­ta­blett mit Pla­tin­in­tar­si­en. Wenn man der spa­ni­schen Mann­schaft einen Vor­wurf machen kann, dann den, dass ihre Chan­cen­aus­beu­te genau­so schlecht war wie bei allen ande­ren Mann­schaf­ten ab dem Vier­tel­fi­na­le. Ich möch­te hier­mit die neue Regel vor­schla­gen, dass, wenn zwei Mann­schaf­ten es nicht schaf­fen, inner­halb von 120 Minu­ten wenigs­tens ein Tor zu schie­ßen, ein­fach bei­de aus dem Tur­nier aus­schei­den.

Nicht uner­wähnt blei­ben soll­te Ange­la Mer­kel, die im Sta­di­on nicht nur die wich­tigs­te Ent­schei­dung ihrer bis­he­ri­gen Amts­zeit traf (Bas­ti­an Schwein­stei­ger moti­vie­ren), son­dern auf der Tri­bü­ne und im Inter­view ein­mal mehr ihren Fuß­ball­sach­ver­stand bewies. Ich möch­te sie hier­mit ganz ehr­lich als kom­men­de DFB-Prä­si­den­tin vor­schla­gen, was sicher auch im Hin­blick auf 2011 ein schö­nes Signal wäre.

Regeln & Schieds­rich­ter
Die schon län­ger bestehen­de Rege­lung, dass in der Grup­pen­pha­se bei Punkt­gleich­heit der direk­te Ver­gleich zäh­le, sorg­te dank des gut aus­ge­ar­bei­te­ten Spiel­plans dafür, dass gleich drei Grup­pen­sie­ger schon vor dem letz­ten Spiel fest­stan­den, wes­we­gen sie ent­spre­chend mit einer B- bis C‑Mannschaft (Oma der Nach­ba­rin des Bus­fah­rers) auf­lie­fen. Ande­rer­seits gab es so in jeder Grup­pe ein End­spiel um den zwei­ten Tabel­len­platz. Das zwi­schen der Tür­kei und Tsche­chi­en schrieb Fuß­ball­ge­schich­te, als die Tsche­chen es in den letz­ten Spiel­mi­nu­ten nicht schaff­ten, den Ball auch nur in die Nähe des tür­ki­schen Tores zu schla­gen, in dem seit der roten Kar­te gegen den tür­ki­schen Tor­wart ein Feld­spie­ler stand. Außer­dem gab es noch eine gel­be Kar­te für einen Ersatz­spie­ler auf der Bank.

Die WM 2006 hat­te den unver­dien­ten Elf­me­ter der Ita­lie­ner (ja, ich weiß, dass das ein Pleo­nas­mus ist) gegen die Aus­tra­li­er und die drei gel­ben Kar­ten gegen Josip Simu­nic in einem Spiel, ist mir aber sonst nicht durch grö­ße­re Schieds­rich­ter-Inkom­pe­ten­zen in Erin­ne­rung geblie­ben. Dies­mal war es anders: die Fehl­ent­schei­dun­gen häuf­ten sich und bei man­chen Sze­nen frag­te man sich, ob man – so das wirk­lich die Eli­te der euro­päi­schen Unpar­tei­ischen sein soll­te – in Zukunft bei einer EM nicht bes­ser Kol­le­gen aus Tri­ni­dad und Toba­go ein­flie­gen soll­te. Gab es vor Spie­len Geschrei um die Natio­na­li­tät eines Schieds­rich­ters (der Deut­sche bei Spa­ni­en – Ita­li­en, der Schwei­zer bei Deutsch­land – Tür­kei, der Ita­lie­ner im Fina­le), gaben sich die­se größ­te Mühe, die Beden­ken zu zer­streu­en, in dem sie kon­se­quent gegen die von ihnen ver­meint­lich bevor­zug­te Mann­schaft pfif­fen. Nur beim Hand­spiel Leh­manns an der Straf­raum­li­nie bei erschöpf­tem Aus­wech­sel­kon­tin­gent zwan­zig Minu­ten vor Schluss kam den Deut­schen mal die Inkom­pe­tenz des Schi­ri-Gespanns ent­ge­gen.

Der Tief­punkt war da frei­lich schon lan­ge erreicht gewe­sen: die Ver­ban­nung bei­der Trai­ner auf die Tri­bü­ne im Spiel Öster­reich – Deutsch­land war eine gefähr­li­che Mischung aus den Ego-Pro­ble­men des soge­nann­ten vier­ten Offi­zi­el­len und der Unent­spannt­heit des spa­ni­schen Schieds­rich­ters. Die UEFA bewies Humor, indem sie bei­de Trai­ner für je ein Spiel sperr­te und eben jenen Spa­ni­er im Vier­tel­fi­na­le gegen Por­tu­gal als vier­ten Mann auf­stell­te. Wo er dann auch kurz davor stand, wenigs­tens den por­tu­gie­si­schen Trai­ner auf die Tri­bü­ne schi­cken zu las­sen.

Immer­hin eine Schieds­rich­ter-Ent­schei­dung blieb posi­tiv in Erin­ne­rung: im Spiel Hol­land – Ita­li­en wuss­te der Schieds­rich­ter, dass das ver­meint­li­che Abseits­tor kei­nes war (also kein Abseits, ein Tor war es ja sehr wohl).

Fern­se­hen
Schlim­mer als Schieds­rich­ter und Deut­sche waren immer­hin noch die Leu­te, die uns den Fuß­ball ins Haus brin­gen: es ging gar nichts. Nichts.

Béla Réthy, von den Print­kol­le­gen merk­wür­di­ger­wei­se immer über den grü­nen Klee gelobt, nervt nur. Er redet in einem fort, nur als im Halb­fi­na­le plötz­lich das Bild aus­fiel und man auf sein Gequas­sel ange­wie­sen war, wur­den sei­ne Sät­ze knap­per. Tom Bartels kann selbst Fuß­ball­kri­mis zum Sand­männ­chen degra­die­ren, so dass man ges­tern Angst haben muss­te, die deut­schen Spie­ler hät­ten ver­se­hent­lich sei­nen Kom­men­tar aufs Ohr bekom­men und sei­en des­halb so müde. Stef­fen Simon ist einer die­ser Men­schen, die beim Ita­lie­ner „brusket­ta“ und „jnok­ki“ bestel­len, weil sie mal ein Semes­ter in der Volks­hoch­schu­le waren. Beson­ders pein­lich wur­de es immer dann, wenn er einen aus­län­di­schen Namen zum gefühlt hun­derts­ten Mal vor­ge­turnt hat­te, und man anschlie­ßen den mut­ter­sprach­li­chen Sta­di­on­spre­cher etwas ähn­li­ches, aber doch ganz ande­res sagen hör­te. Wie wohl­tu­end boden­stän­dig war dage­gen Wolf-Die­ter Posch­mann, der alles so aus­sprach wie man’s schreibt.

Beck­mann und Ker­ner gehen per se nicht, in kei­ner Rol­le und auf kei­nem Sen­der, mit Net­zer und Del­ling soll­te lang­sam auch mal gut sein, Jür­gen Klopp ist mir unsym­pa­thisch. Urs Mey­er geht, der groß­ar­ti­ge Meh­met Scholl kam bei Beck­mann (s.o.) nicht wirk­lich zur Ent­fal­tung. Moni­ka Lier­haus wirk­te bei den Trai­ner­in­ter­views immer wie Kai Diek­mann bei der Papst­au­di­enz (außer in dem unpas­sen­den Moment, wo sie end­lich mal jour­na­lis­tisch wir­ken woll­te) und Kat­rin Mül­ler-Hohen­stein … ach ja. Als ich es ein­mal nicht mehr aus­hielt mit Béla Réthy und im Radio wei­ter­hö­ren woll­te, war dort grad Sabi­ne Töp­per­wi­en am Mikro­fon und rela­ti­vier­te wie­der eini­ges, wenn auch nicht alles, was ich schlechts über Réthy zu sagen hät­te.

Es sei an die­ser Stel­le nur noch ein­mal dar­auf hin­ge­wie­sen: die­se Kom­men­ta­to­ren, Mode­ra­to­ren und sons­ti­gen Sport­jour­na­lis­ten­dar­stel­ler wer­den von uns allen bezahlt. Gutes Per­so­nal ist halt schwer zu fin­den.

Die Fans
Was soll das eigent­lich mit die­sem „Schland“ und wann und wo hat das ange­fan­gen? An die Beflag­gung von Wohn­häu­sern und Auto­mo­bi­len hat man sich zwei Jah­re nach der Geburt des „posi­ti­ven Patrio­tis­mus“ inzwi­schen gewöhnt, die Reichs­par­tei­tags­ver­wei­se sind längst nur noch Brauch­tum und Iro­nie.

Wie undog­ma­tisch die Deut­schen sind zeig­te sich immer wie­der, wenn die glei­chen Leu­te, die mor­gens beim „Bild“-Kauf über die Ben­zin­prei­se jam­mer­ten, Abends beim Auto­kor­so (nach dem Öster­reich-Spiel!) den Gegen­wert eines Final­ti­ckets in den Innen­städ­ten ver­brann­ten. Auch die Bou­le­vard­pres­se schaff­te die­sen Spa­gat, indem sie vor dem Halb­fi­na­le gegen die Tür­kei gleich­zei­tig zu Frei­heit, Gleich­heit, Brü­der­lich­keit auf­rief und für die kom­men­de Nacht bür­ger­kriegs­ähn­li­che Zustän­de vor­aus­sag­te.

Das Cof­fee-And-TV-Redak­ti­ons­team bewies sei­ne gro­ße Fuß­ball­kom­petnz, indem es sich vor dem Eröff­nungs­spiel mit Fah­nen ein­deck­te, die alle­samt zum Ende der Vor­run­de ein­ge­holt wer­den konn­ten: Schwe­den, Grie­chen­land und die Schweiz spiel­ten unge­fähr so gut, wie wir tipp­ten. In der fami­li­en­in­ter­nen Tipp­run­de muss­te ich mich nicht nur mei­nem Bru­der, son­dern auch mei­nen Eltern und mei­ner Schwes­ter geschla­gen geben. Aber als Borus­sia-Mön­chen­glad­bach-Fan ist man lei­den gewohnt.

So geht’s wei­ter …
Am 9./10. August star­tet der DFB-Pokal, eine Woche spä­ter die Bun­des­li­ga. Mön­chen­glad­bach ist wie­der da, wo es hin­ge­hört, der MSV Duis­burg auch.

Die Natio­nal­mann­schaft wird sich für die WM 2010 qua­li­fi­zie­ren und wenn sie da plötz­lich die Leis­tun­gen aus so man­chen Qua­li­fi­ka­ti­ons­spie­len und dem EM-Vier­tel­fi­na­le wie­der­ho­len, könn­te das schon was wer­den. Außer­dem spricht 2006: 3., 2008: 2. für 2010: 1. Die ein­zi­ge Alter­na­ti­ve wäre eine gol­de­ne Gene­ra­ti­on im deut­schen Team: wie die Por­tu­gie­sen immer schön spie­len und Favo­rit sein, es dann aber nie schaf­fen. Die Rol­le des ewig erfolg­lo­sen Geheim­fa­vo­ri­ten ist seit ges­tern Abend unbe­setzt.

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Leben

Isses schon wieder soweit?

Das ZDF fei­ert der­zeit den „Anschluss“ Öster­reichs vor sieb­zig Jah­ren.

Und im Super­markt hing heu­te am Regal mit den Mozart­ku­geln das Schild „Pro­duk­te aus unse­rer Regi­on“.

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Leben

Das Österreich der Mitte

Ich hab mit mei­nem bes­ten Freund gechat­tet, der gera­de in Chi­na ist. Der Abschied sah so aus:

er: 88
ich: höhö
er: wie, höhö
er: ?
ich: 88?
er: bye bye
er: 8 in chi­ne­sisch ist ba
ich: Ah. Dach­te „Heil Hit­ler“.
er: baba
er: bye­bye
er: jaja.
ich: Ah, wie die Öster­rei­cher.
ich: Also nicht wegen Hit­ler son­dern wegen Baba

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Radio Musik Rundfunk

Die Beatles? Wer sind die Beatles?

Obi­ge Fra­ge ist natür­lich an dem Tag, an dem alle in Gedan­ken gen Grace­land rei­sen, eher abwe­gig. Aber da ich eh in einem Beat­les-Haus­halt auf­ge­wach­sen bin (mein ers­tes pop­kul­tu­rell ver­tret­ba­res Groß­kon­zert war dann eben auch auf der ’89er-Tour von Paul McCart­ney), sei dies ver­zie­hen. Viel wich­ti­ger ist eh das Hör­erleb­nis von eben, kurz nach neun: Ein hübsch rup­pi­ger Gitar­ren­st­ak­ka­to-Beat, wie ihn Tom­te, Toco­tro­nic oder Blum­feld (RIP) so drauf haben, legt los. Ein Typ mit dezent alpi­nem Genu­schel sprech­singt dazu irgend­was, und schnell denkt man: „Das ist also die neue von den Sport­freun­den? Das könn­te man ja glatt gut­fin­den.“ Und dann sagt Eins­li­ve-Wuschel Ingo Schmoll etwas von Jonas Gold­baum und – und hier kommt der an herr­lich lan­gen Haa­ren her­bei­ge­zo­ge­ne Bezug zum Auf­hän­ger – „Yeah, yeah, yeah“. Plötz­lich hat aus­ge­rech­net Öster­reich eine tol­le Band.

Ach ja: Jonas Gold­baum sind beim Köl­ner Club­gig der viel­leicht immer noch guten Jim­my Eat World Sup­port (21.8., also kom­men­den Diens­tag) und ver­öf­fent­li­chen ihr Debüt Ende Okto­ber bei den Sen­si­bel­chen von Road­run­ner.

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Politik

Globale Erwärmung: Sommerloch dieses Jahr schon Mitte März!

Die Nach­richt des Tages ent­neh­men wir der Net­zei­tung. Wie auch schon vor fast vier Wochen, so stammt die Mel­dung auch dies­mal wie­der aus Nie­der­sach­sen. Die dor­ti­ge Land­tags­frak­ti­on der SPD hat näm­lich lan­ge dar­über gegrü­belt, was eigent­lich noch nicht zum The­ma Kin­der­be­treu­ung, Kli­ma­schutz und Ter­ror­dro­hun­gen gesagt wor­den ist. Jetzt ist sie zu einem Ergeb­nis gekom­men, das vie­le über­ra­schen dürf­te: Sie for­dert die Aberken­nung der deut­schen Staats­bür­ger­schaft für Adolf Hit­ler.

Und nur, um sicher zu gehen, dass ich selbst ver­ste­he, was ich da gera­de getippt habe: Da stellt sich an einem für Spä­ße und Strei­che gänz­lich unver­däch­ti­gen Ter­min eine SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te hin und for­dert, einem vor über sech­zig Jah­ren ver­stor­be­nem Dik­ta­tor, der kurz vor sei­ner Wahl zum deut­schen Reichs­kanz­ler 1932 vom Land Braun­schweig die deut­sche Staats­bür­ger­schaft erhal­ten hat­te, die­se nun wie­der zu ent­zie­hen, was ers­tens gegen Arti­kel 16 des Grund­ge­set­zes ver­sto­ßen wür­de und zwei­tens bei Toten sowie­so nicht mög­lich ist? Was sagen denn die Öster­rei­cher dazu?