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Musik

Ein Abend mit Craig Finn & Marcus Wiebusch, neue Musik von kettcar, Ruti, Dan Bern, Sevdaliza — und „I’m Just Ken“

Bevor er einen Blu­men­strauß vol­ler neu­er Songs prä­sen­tiert, erzählt Euch Lukas von der Ver­an­stal­tung, die er ges­tern besucht hat: Craig Finn von The Hold Ste­ady und Mar­cus Wie­busch von kett­car haben in Köln über ihre Arbeit gespro­chen und Songs vor­ge­tra­gen.

Dann geht’s wei­ter mit Musik von Ruti, Dan Bern, Sev­da­li­za – und mit Lukas’ Ohr­wurm der Woche: „I’m Just Ken“ aus dem „Barbie“-Soundtrack.

Alle Songs:

  • Craig Finn – God In Chi­ca­go
  • kett­car – Doug & Flo­rence
  • Ruti – Bubb­le­house Boun­ce (Move As One)
  • Mar­ya­ka – Last Night
  • Dan Bern – Bible
  • Sev­da­li­za feat. Ely­an­na – Good Tor­tu­re
  • Wino­na Figh­ter – I’m In The Mar­ket To Plea­se No One
  • Ryan Gosling – I’m Just Ken

Show­no­tes:

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Musik

Podcast: Episode 5

Bochum, das musi­ka­li­sche Zen­trum der Bun­des­re­pu­blik: Jana von Janou erzählt uns, was es mit dem neu­en Song „Boy Is Bro­ken“ auf sich hat, dann hören wir Phi­li­ne Son­ny, unse­re Bot­schaf­te­rin beim SXSW. Außer­dem hat Lukas neue Musik von Meet Me @ The Altar, King Prin­cess und Kendrick Scott mit­ge­bracht, wir schwel­gen in Erin­ne­run­gen und tan­zen zum Oscar-prä­mier­ten „Naa­tu Naa­tu“.

Alle Songs:

  • Janou – Boy Is Bro­ken
  • Phi­li­ne Son­ny – Same Light
  • Meet Me @ The Altar – Thx 4 Not­hin’
  • Death Cab For Cutie – I Miss Stran­gers (Acou­stic)
  • Tra­vis – Flowers In The Win­dow (Live)
  • Kaa­la Bhai­ra­va, M. M. Keer­ava­ni, Rahul Sip­li­gunj – Naa­tu Naa­tu
  • Kendrick Scott – One Door Clo­ses, Ano­ther Opens
  • King Prin­cess – The Bend

Show notes:

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Film Digital

Don’t mention the war

1940 sag­te Gene­ral­feld­mar­schall Wil­helm Kei­tel über den deut­schen Dik­ta­tor Adolf Hit­ler, des­sen Armee gera­de Frank­reich und die BeNe­Lux-Staa­ten über­rannt hat­te, die­ser sei der „größ­te Feld­herr aller Zei­ten“. Nach der ver­hee­ren­den Nie­der­la­ge in der Schlacht um Sta­lin­grad mach­te die­se For­mu­lie­rung in der deut­schen Bevöl­ke­rung mit eher sar­kas­ti­scher Kon­no­ta­ti­on die Run­de und Hit­ler wur­de in Anleh­nung an den Abkür­zungs­wahn, der Deut­sche seit Jahr­hun­der­ten umtreibt, zum „GröFaZ“ erklärt.

Man darf davon aus­ge­hen, dass die For­mu­lie­rung – anders als das „Tau­send­jäh­ri­ge Reich“ – die Jahr­zehn­te über­dau­ert hat, denn im Novem­ber 2007 sag­te der dama­li­ge Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Wolf­gang Schäub­le auf dem Höhe­punkt der öffent­li­chen Dis­kus­si­on um die sog. Vor­rats­da­ten­spei­che­rung laut „taz“:

„Wir hat­ten den ‚größ­ten Feld­herrn aller Zei­ten‘, den GröFaZ, und jetzt kommt die größ­te Ver­fas­sungs­be­schwer­de aller Zei­ten“

Schäub­le schaff­te es damit in mei­ne Lis­te der Nazi-Ver­glei­che, die es damals zu einer gewis­sen Popu­la­ri­tät in der deut­schen Blogo­sphä­re brach­te, spä­ter mit Ergän­zun­gen in Dani­el Erks Buch „So viel Hit­ler war sel­ten“ für die Nach­welt fest­ge­hal­ten wur­de und inzwi­schen auch schon 15 Jah­re alt ist.

Man könn­te also schluss­fol­gern, dass die For­mu­lie­rung „größ­ter Irgend­was aller Zei­ten“ in Deutsch­land mit einer gewis­sen Vor­sicht ver­wen­det wer­den soll­te. Beson­ders, wenn es um Deutsch­land geht. Oder Krieg.

Und damit kom­men wir zur gest­ri­gen Bericht­erstat­tung von Bild.de über die Oscar-Ver­lei­hung und den deut­schen Anti­kriegs­film „Im Wes­ten nichts Neu­es“:

Holen wir heute unseren größten Oscar aller Zeiten?

Das ist kom­po­si­to­risch schon nah an der Per­fek­ti­on (wenn man unter „Per­fek­ti­on“ auch Din­ge ver­steht wie eine über­lau­fen­de Toi­let­te, die die gan­ze Woh­nung in Mit­lei­den­schaft zieht): der Sol­dat mit Stahl­helm; das fröh­lich dumm­stol­ze Stammtisch-„Wir“, das „Bild“ immer her­vor­holt, wenn gera­de Fuß­ball-WM ist oder ein Papst gewählt wird; die For­mu­lie­rung an sich – und natür­lich das Gold drum­her­um.

Im Arti­kel fasst der Bild.de-Autor sei­ne Ein­drü­cke vom Film so zusam­men:

Die Regie geni­al. Die Kame­ra anbe­tungs­wür­dig. Das Sze­nen­bild: Ein­fach nur krass.

„Okay“, hät­te ich gesagt. „Das pas­siert, wenn man Berufs­ein­stei­ger um die 25 Tex­te schrei­ben lässt: Die Spra­che ist etwas umgangs­sprach­li­cher und sie ver­wen­den aus Ver­se­hen For­mu­lie­run­gen, für die ihnen im ent­schei­den­den Moment die Gold­waa­gen-App auf dem Smart­phone fehlt.“

Stellt sich raus: Der Text ist von Bild.de-Redakteur Ralf Pör­ner. Und der müss­te inzwi­schen 60 sein.

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Film

Kulturpessimismus strikes again

„Bird­man“ wird dafür gefei­ert, dass er schein­bar ohne Schnit­te aus­kommt. Weni­ger Erwäh­nung fin­det, dass Ale­jan­dro Gon­zá­lez Iñár­ri­tu den gesam­ten Film geschrie­ben und insze­niert hat, ohne die rech­te Hand aus der Hose zu neh­men.

Aber von vor­ne: Rig­gan Thom­son ist ein abge­half­ter­ter Schau­spie­ler, der mal einen Super­hel­den namens Bird­man gespielt hat und danach kei­nen gro­ßen Erfolg mehr fei­ern konn­te. Falls Sie es nicht mit­be­kom­men haben soll­ten: Das ist wahn­sin­nig lus­tig, weil Micha­el Kea­ton mal Bat­man gespielt hat und danach kei­ne gro­ßen Erfol­ge mehr fei­ern konn­te. Damit ken­nen Sie jetzt eigent­lich den gesam­ten Witz. Viel mehr fällt dem Film dazu jeden­falls nicht ein, etwas wirk­lich erin­nerns­wer­tes sagt er dazu nicht. Das erin­nert an die fürch­ter­li­chen Film­par­odien von Jason Fried­berg und Aaron Selt­zer. Die glau­ben eben­so, dass die rei­ne Erwäh­nung eines The­mas bereits ein Witz sei. Aber ich schwei­fe schon wie­der ab: Rig­gan Thom­son, der von Erschei­nun­gen sei­nes Alter Egos Bird­man geplagt wird, ver­sucht, etwas künst­le­risch Bedeut­sa­mes zu schaf­fen, in dem er sein ers­tes Thea­ter­stück insze­niert. Das funk­tio­niert aller­dings nur so mit­tel­mä­ßig. Der Vor­ver­kauf läuft schlep­pend. Die doo­fen Jour­na­lis­ten und Kri­ti­ker wol­len lie­ber über sei­ne Ver­gan­gen­heit als Bird­man reden. Sei­ne frisch aus dem Dro­gen­ent­zug ent­las­se­ne Toch­ter Sam ver­sagt in ihrer Rol­le als Assis­ten­tin. Sam wird übri­gens von Emma Stone gespielt. Falls Sie es nicht mit­be­kom­men haben soll­ten: Das ist wahn­sin­nig lus­tig, weil Emma Stone kürz­lich in den Super­hel­den­ver­fil­mun­gen „The Ama­zing Spi­der-Man“ 1 und 2 mit­ge­spielt hat.

Weil der wich­tigs­te Neben­dar­stel­ler wäh­rend der Pro­ben ver­letzt wird, muss ein Ersatz her. Um den schlep­pen­den Vor­ver­kauf anzu­kur­beln wird der Broad­way­star Mike Shi­ner her­an­ge­holt. Der gilt als Publi­kums­ma­gnet, ist aber gleich­zei­tig auf­grund sei­ner Künst­ler­al­lü­ren eine unkal­ku­lier­ba­re Gefahr für das Stück. Shi­ner wird von Edward Nor­ton gespielt … und falls Sie es nicht mit­be­kom­men haben: Das ist wahn­sin­nig lus­tig, weil Edward Nor­ton in Hol­ly­wood-Krei­sen als schwie­ri­ger Schau­spie­ler gilt und mal die Haupt­rol­le in der Super­hel­den­ver­fil­mung „The Incre­di­ble Hulk“ hat­te.

Unver­ständ­li­cher­wei­se wird „Bird­man“ all­ge­mein als Komö­die gehan­delt. Das Pro­blem dabei ist, dass Iñár­ri­tu im Alter von 7 Jah­ren nach einem schreck­li­chen Unfall der Sinn für Humor chir­ur­gisch ent­fernt wer­den muss­te, um ihm das Leben zu ret­ten. Zumin­dest erklä­re ich mir so sei­ne bis­he­ri­gen Fil­me wie „Babel“ oder „21 Gramm“. Die waren im wesent­li­chen quä­lend lan­ge Elend­spor­nos, die alle unter der Prä­mis­se ste­hen, dass das aus­führ­li­che Zei­gen von mensch­li­chem Leid auto­ma­tisch Tief­gang und Kunst bedeu­tet.

Ins­ge­samt haben vier Autoren am „Birdman“-Drehbuch geschrie­ben. Den Schreib­pro­zess stel­le ich mir dabei so vor: Die vier haben sich zusam­men­ge­setzt und haben eine Lis­te ver­fasst, was sie alles doof fin­den. Auf die­ser Lis­te befin­den sich unter ande­rem: Schau­spie­ler, die in Comic-Ver­fil­mun­gen auf­tre­ten, Film­jour­na­lis­ten, Thea­ter­kri­ti­ker, Thea­ter­schau­spie­ler, Thea­ter­be­su­cher, Leu­te, die Super­hel­den-Fil­me gucken, Face­book, Twit­ter, You­Tube. Anhand die­ser Lis­te wur­den lan­ge Rant-Mono­lo­ge ver­fasst und gleich­mä­ßig auf die Cha­rak­te­re ver­teilt. Die meis­ten die­ser Mono­lo­ge fal­len dabei in die Kate­go­rie „Ers­ter nahe­lie­gen­der Ein­fall“, wer­den aber im Ges­tus größt­mög­li­cher Tief­sin­nig­keit vor­ge­tra­gen. Das führt dann zu wahn­sin­nig ori­gi­nel­len Mono­log­the­men wie „Thea­ter­kri­ti­ker sind ja nur frus­triert, dass sie selbst kei­ne Kunst schaf­fen“ und „Jugend­li­che hän­gen auf Face­book und Twit­ter rum“. Das am stärks­ten behan­del­te The­ma der künst­le­ri­schen Bedeut­sam­keit wird immer­hin zu einem kon­sis­ten­ten Ende gebracht. Wäre da nicht das hin­ten­dran gekleis­ter­te Zusatz-Ende. In dem ver­hed­dert sich der Film hoff­nungs­los in sei­ner Meta­pho­rik und ent­schei­det sich für den Abgang mit Holz­ham­mer-Ambi­va­lenz.

Der Film greift rei­hen­wei­se The­men auf, kratzt kurz an der Ober­flä­che und wid­met sich dann einem neu­en Ziel. Es ist, als wür­de man Face­book-Kom­men­ta­re lesen: Kein Punkt und Kom­ma, stän­di­ge wir­re The­men­wech­sel, alles unter dem Gene­ral­bass „Alle doof außer ich“.

Die Ent­schei­dung, den Film als schein­ba­ren One-Take zu gestal­ten, wirkt dabei ähn­lich wirr. Natür­lich ist das tech­nisch schon fas­zi­nie­rend und sicher waren eini­ge lan­ge Sze­nen auch gro­ße orga­ni­sa­to­ri­sche Her­aus­for­de­run­gen. Letzt­lich lau­tet die Begrün­dung für die­sen Auf­wand unterm Strich aber wohl doch „weil wir es kön­nen“. Ein erkenn­ba­res Kon­zept, das die End­los-Plan­se­quenz recht­fer­tigt, gibt es nicht. Sie dient weder dazu, uns an einem kon­stan­ten Fluss von Rig­gans Wahr­neh­mung teil­ha­ben zu las­sen (denn oft genug schwenkt die Kame­ra zu Epi­so­den ande­rer Cha­rak­te­re), noch erzählt sie einen unter­bre­chungs­lo­sen Zeit­raum. Und da sich ein Groß­teil des Films in der Enge des Thea­ters abspielt, nutzt sich auch der opti­sche Reiz bald ab. Inter­view-Aus­sa­gen, dass das One-Take-Kon­zept noch vor der Sto­ry oder dem Haupt­cha­rak­ter fest­stan­den, bestä­ti­gen die­sen Ein­druck.

In sei­ner Hal­tung gegen­über dem Publi­kum erin­nert „Bird­man“ an Micha­el Han­eke. Der hat in „Fun­ny Games“ eine Gewalt­or­gie insze­niert, um sich hin­ter­her bigott über das Publi­kum zu stel­len und den Zuschau­ern vor­zu­wer­fen, wie doof sie doch sind, sich sowas anzu­gu­cken. Iñár­ri­tu ver­sucht sich an einem ganz ähn­li­chen Manö­ver. Damit es auch der letz­te mit­be­kommt, gibt es näm­lich im letz­ten Drit­tel des Films noch einen Mono­log, in dem Bird­man per­sön­lich dem Publi­kum unmiss­ver­ständ­lich die Mei­nung sagt. Kurz zusam­men­ge­fasst: „Ihr seid doch doof, dass ihr euch Super­hel­den­fil­me anguckt, anstatt ech­ter Kunst. Kunst, wie, sagen wir mal … Ale­jan­dro Gon­zá­lez Iñár­ri­tu sie macht. Und ihr war­tet doch nur auf Explo­sio­nen, hier habt ihr Explo­sio­nen, das wollt ihr doch.“ Die Iro­nie, dass der Film sich mit sei­nem effekt­ha­sche­ri­schen One-Take und Stunt­cas­ting exakt der Mecha­nis­men bedient, die er Comic-Ver­fil­mun­gen vor­wirft, ist dabei wohl kei­nem der vier Autoren auf­ge­fal­len.

Soll­ten Sie also am Mon­tag­mor­gen gegen 4:30 lau­tes, wüten­des Geze­ter hören: Das bin ich, soll­te „Bird­man“ statt „Boy­hood“ den Oscar als bes­ter Film gewin­nen.

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Musik Film

Did you think you’d escaped from routine?

Man weiß nicht so rich­tig, was bei den Mit­glie­dern der Aca­de­my of Moti­on Pic­tu­re Arts and Sci­en­ces jetzt schon wie­der kaputt ist: Erst nomi­nie­ren sie statt der sonst übli­chen fünf Songs nur drei in der Kate­go­rie „Bes­ter Titel­song“, dann über­ge­hen sie bei den Nomi­nie­run­gen Bruce Springsteens „The Wrest­ler“, der nach sei­ner Gol­den-Glo­be-Aus­zeich­nung eigent­lich als Favo­rit galt, schi­cken dafür gleich zwei Songs aus „Slum­dog Mil­lionaire“ ins Ren­nen und dann wer­den die Songs auch nicht mehr ein­zeln vor­ge­tra­gen (was immer­hin die mehr­stün­di­ge Zere­mo­nie auf­lo­ckert), son­dern jeder Titel soll­te 65 Sekun­den in einem Med­ley bekom­men.

Kein Wun­der, dass Peter Gabri­el da kei­nen Bock drauf hat­te, und sei­nen Auf­tritt (nicht aber die Teil­nah­me an der Oscar-Ver­lei­hung) abge­sagt hat:

[Direkt­link]

Klar, es ist eine läng­li­che Film­preis­ver­lei­hung, aber die zusätz­li­chen sechs, sie­ben Minu­ten wären ja wohl gera­de noch drin gewe­sen.

Gera­de, wenn man bedenkt, dass man „Down To Earth“ aus dem fan­tas­ti­schen Trick­film „Wall‑E“ unbe­dingt in vol­ler Län­ge hören soll­te.

So wie hier:

[Direkt­link]

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Digital

Klickbefehl (9)

Frak­ti­ons­ge­mein­schaft à la CDU/​CSU? Regio­nal­ab­spra­chen? Fusi­on? Kampf bis aufs Mes­ser? Lafon­taine ver­teu­feln oder an der Eitel­keit packen? Gysi igno­rie­ren oder respek­tie­ren? Oder ein­fach immer lecker Mit­tag? Was will der???

Im „Wie geht es uns, Herr Küp­pers­busch?“ der taz fragt sich Fried­rich Küp­pers­busch, was Kurt Beck will. Ich fra­ge mich dar­über hin­aus, wann Küp­pers­busch end­lich mal wie­der im Fern­se­hen zu sehen ist.

[via Chat Atkins]

* * *

Doch letzt­lich bleibt Burstorff und Wie­busch die Schi­zo­phre­nie, künst­le­risch und öko­no­misch ver­ant­wort­lich zu sein. Im All­tag bedeu­tet das: Büro statt Büh­ne, kopie­ren statt kom­po­nie­ren, tele­fo­nie­ren statt tex­ten. Das Kli­schee vom guten alten Rock ’n‘ Roll sieht anders aus. Und doch ist die­se selbst­aus­beu­te­ri­sche Vari­an­te längst Rea­li­tät.

Das „Ham­bur­ger Abend­blatt“ berich­tet (zum gefühlt zwei­mil­li­ons­ten Mal) über die vie­len klei­nen Indie-Labels in der Han­se­stadt, dar­un­ter Grand Hotel van Cleef und Tape­te.

* * *

I see Renee Zell­we­ger — or, rather, her back. It’s very muscle‑y. The back of her head looks a litt­le unk­empt … like she slept on it. She ends up making the best-dres­sed list. I guess the front tells a dif­fe­rent sto­ry.

Made­lei­ne Brand, Mode­ra­to­rin bei NPR, schil­dert ihre Ein­drü­cke vom roten Tep­pich bei der Oscar­ver­lei­hung aus der zwei­ten Rei­he.

* * *

Ich kann mich lei­der nicht mehr kon­kret dar­an erin­nern, wie es frü­her geschmeckt hat. Das Geschmacks­er­leb­nis ges­tern konn­te mich aller­dings durch­aus über­zeu­gen.

Kath­rin fei­ert bei polaroidmemories.de die Rück­kehr des Nog­ger Choc.

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Film

The Next Oscar Geller

Da ich mich in der Ver­gan­gen­heit ja schon das eine oder ande­re Mal als Pro­phet betä­tigt habe, möch­te ich mich natür­lich auch vor der heu­ti­gen Oscar-Ver­lei­hung (ab 02:30 Uhr auf Pro­Sie­ben) nicht mit Vor­her­sa­gen zurück­hal­ten, die ich spä­ter garan­tiert bereu­en wer­de.

Da ich außer „Ato­ne­ment“ („Abbit­te“) kei­nen ein­zi­gen nomi­nier­ten Film gese­hen habe, ist es natür­lich beson­ders lus­tig, aber bit­te:

  • Bes­ter Film: „No Coun­try For Old Men“
  • Bes­te Regie: Ethan & Joel Coen („No Coun­try For Old Men“)
  • Bes­ter Haupt­dar­stel­ler: Dani­el Day-Lewis („The­re Will Be Blood“)
  • Bes­te Haupt­dar­stel­le­rin: Ellen Page („Juno“)
  • Bes­ter Neben­dar­stel­ler: Javier Bar­dem („No Coun­try For Old Men“)
  • Bes­te Neben­dar­stel­le­rin: Til­da Swin­ton („Micha­el Clay­ton“)
  • Bes­tes Ori­gi­nal­dreh­buch: Dia­blo Cody („Juno“)
  • Bes­tes adap­tier­tes Dreh­buch: Ethan & Joel Coen („No Coun­try For Old Men“)
  • Bes­ter Ani­ma­ti­ons­film: „Rata­touille“

Sie sind natür­lich herz­lich ein­ge­la­den, in den Kom­men­ta­ren mit­zu­tip­pen (zu gewin­nen gibt es aber nichts), und auch mei­ne Tipps hier als Screen­shot oder Text zu sichern, damit ich nicht fudeln kann.

Nach­trag 25.02.: Mei­ne Güte: Sie­ben von acht rich­tig! Damit war nicht zu rech­nen. Ich dan­ke der Aca­de­my fürs Erken­nen von Talent!
Der Publi­kums­preis geht an Chris­ti­an.

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Politik

Al Gore Galore

Es wird nicht vie­le Män­ner geben, die als Erfin­der des Inter­nets, gewähl­ter (aber unver­ei­dig­ter) US-Prä­si­dent, Oscar-Preis­trä­ger, Kon­zert­ver­an­stal­ter, Emmy-Preis­trä­ger und Frie­dens­no­bel­preis­trä­ger in die Geschich­te ein­ge­hen.

Al Gore ist jetzt die­ser Mann. Herz­li­chen Glück­wunsch!

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Film

Ich schaue mir gern erste Teile an

Es ist wie jedes Jahr, aber es scheint jedes Jahr noch ein klei­nes Stück schlim­mer zu wer­den. Im Som­mer gehö­ren die Kinos den Fort­set­zun­gen. Die­ses Jahr sind es vor allem die drit­ten Tei­le, die die Lein­wän­de für ori­gi­nä­re Stof­fe nahe­zu kom­plett blo­ckie­ren. „Spi­der-Man 3“, „Fluch der Kari­bik 3“, ab über­mor­gen noch „Ocean’s 13“, und am 21.6. folgt dann auch noch „Shrek der Drit­te“ – über etwas ande­res wird in den Mas­sen­me­di­en nicht mehr berich­tet.

Trotz der Dau­er­pro­pa­gan­da für die 300-Mil­lio­nen-Dol­lar-Fil­me (mit dem noch ein­mal so gro­ßen Wer­be­etat) sen­det das Publi­kum noch schwa­che Hil­fe­ru­fe nach neu­en Stof­fen. In den USA mach­te sich das letz­tes Wochen­en­de damit bemerk­bar, daß „Pira­tes of the Carib­be­an 3“ in sei­ner zwei­ten Spiel­wo­che deut­lich über 60% sei­nes Umsat­zes ein­büß­te und in Sachen Kopien­schnitt (Umsatz pro an die Kinos aus­ge­lie­fer­ter Kopie des Films) sogar von der Komö­die „Kno­cked up“ (Teil 1 wohl­ge­merkt) über­holt wur­de. Bei uns in Deutsch­land hal­ten sich unter­des­sen klei­ne­re, ori­gi­nel­le Fil­me wie „2 Tage Paris“ oder „Frac­tu­re“ erstaun­lich gut und büßen kaum Zuschau­er ein, wäh­rend sich die Zuschau­er­zah­len der Pira­ten oder gewis­ser Spin­nen­män­ner jede Woche nahe­zu hal­bie­ren. Wen wun­dert das, fol­gen doch sämt­li­che drit­te Tei­le auf schwa­che Fort­set­zun­gen, die allen­falls wirt­schaft­lich mit ihrem Vor­gän­ger mit­zu­hal­ten ver­moch­ten, kei­nes­falls jedoch qua­li­ta­tiv. „Spi­der-Man 2“ und „Fluch der Kari­bik 2“ füg­ten dem Kon­zept ihrer Vor­gän­ger nichts Neu­es hin­zu, „Ocean’s 12“ hat­te nichts vom Elan des ers­ten Teils und „Shrek 2“ ging der intel­li­gen­te, bis­si­ge Witz des Ori­gi­nals völ­lig ab.

Wer sich aller­dings nicht gezielt infor­miert, der erfährt im Prin­zip nichts von den Alter­na­ti­ven. Höchs­tens durch Mund­pro­pa­gan­da spricht sich so man­cher qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Film doch mal noch her­um und fin­det so auch nicht nur in der ers­ten Woche sei­ne Zuschau­er. Schaut Euch also das Kino­pro­gramm genau an, bevor Ihr ein­fach nur dem Hype folgt. Es gibt trotz des Ver­drän­gungs­wett­be­werbs doch immer noch den ein oder ande­ren Film zu ent­de­cken, der Euch mit einer fri­schen Idee unter­hält und nicht mit einer dop­pelt auf­ge­wärm­ten.

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Film

Wer die Oscars eigentlich hätte bekommen müssen…

Vor­bei ist sie wie­der, die mit­un­ter längs­te Nacht des Jah­res, aber bestimmt die längs­te Sonn­tag­nacht des Jah­res: Bis 6.15 Uhr MEZ wur­den 2007 wie­der ein­mal 24 klei­ne gol­de­ne Sta­tu­et­ten ver­lie­hen. Doch nicht alle erreich­ten den kor­rek­ten Adres­sa­ten. Auch Tau­sen­de Aca­de­my-Mit­glie­der (dar­un­ter, wie ich mit Schre­cken fest­stel­len muß­te, auch Fran­ka Poten­te) kön­nen durch­aus mal irren. Und das pran­ge­re ich an. In all mei­ner Weis­heit weiß näm­lich nur ich per­sön­lich, wer von den Nomi­nier­ten tat­säch­lich hät­te gewin­nen müs­sen.

Fan­gen wir doch mal mit dem heu­ti­gen BILD-Titel an: Der Kate­go­rie „bes­ter nicht-eng­lisch­spra­chi­ger Film“. Natür­lich ist „Das Leben der ande­ren“ kein schlech­ter Film, und selbst­ver­ständ­lich war die Ent­schei­dung nicht so schlimm für mich per­sön­lich, da ja immer­hin der Patri­ot in mir Grund zum Jubeln hat­te. Aber ich den­ke, jeder, der den Film „Nach der Hoch­zeit“ von Susan­ne Bier aus Däne­mark gese­hen hat, kann die Ent­schei­dung nicht nach­voll­zie­hen. Klar, hät­te der deut­sche Bei­trag nicht gewon­nen, wären es die Mexi­ka­ner gewe­sen. Aber die bes­ten Fil­me machen let­zend­lich ja doch die Dänen, auch wenn das kei­ner so recht wahr­ha­ben will.

Alle Oscars, die das abso­lut unau­then­ti­sche, lächer­lich schlecht insze­nier­te und gespiel­te Musi­cal „Dream­girls“ bekom­men hat, gehö­ren sofort wie­der ein­ge­zo­gen. Abi­ga­il Bres­lin hät­te gewin­nen müs­sen, oder eine der Dar­stel­le­rin­nen aus „Babel“, oder von mir aus Cate Blan­chett – ganz egal! Die waren alle gut, aber Jen­ni­fer Hud­son? Und der Sound von „Flags of our fathers“ war auch bes­ser. Genug­tu­ung brach­te da nur, daß kei­ner der drei nomi­nier­ten Songs aus „Dream­girls“ eine Chan­ce gegen Melis­sa Ether­idge hat­te und die Aus­zeich­nun­gen für Aus­stat­tung und Kos­tü­me an Außen­sei­ter gin­gen („Pans Laby­rinth“ bzw. „Marie Antoi­net­te“).

Mar­tin Scor­se­se hat sei­nen über­fäl­li­gen Oscar bekom­men, nach­dem er nach unzäh­li­gen Halb- bis Total­aus­fäl­len wenigs­tens mal wie­der einen eini­ger­ma­ßen span­nen­den Film hin­be­kom­men hat, auch wenn es nur ein Remake eines genia­len Thril­lers aus Hong­kong namens „Infer­nal Affairs“ ist. Eigent­lich hät­te Scor­se­se auch wei­ter­hin mit dem Hitch­cock/­Ku­brick-Sta­tus leben kön­nen und man hät­te mal wie­der Clint East­wood aus­zeich­nen kön­nen oder noch bes­ser Ale­jan­dro Gon­zá­lez Iñár­ri­tu.

Das bes­te adap­tier­te Dreh­buch hat übri­gens „Child­ren of Men“. Wil­liam Mona­han hat­te ja schon eine qua­si fix und fer­ti­ge Vor­la­ge aus Hong­kong. Was ist dar­an oscar­wür­dig, noch eine net­te Rol­le für Jack Nichol­son mit rein­zu­schrei­ben? Und hat die­ser nicht ohne­hin am Set noch­mal alle sei­ne Zei­len kom­plett umge­schmis­sen? Dann gebt wenigs­tens ihm den Oscar!

So, aller Oscar­frust weicht so lang­sam von mir. Es war mal wie­der eine schö­ne Show. Ellen DeGe­ne­res war deut­lich wit­zi­ger als ich erwar­tet hät­te, die Rück­bli­cke waren nett und Mag­gie Gyl­len­haal sah unglaub­lich süß aus (wie immer eigent­lich, woll­te es trotz­dem noch­mal erwäh­nen).

Also dann, bis nächs­ten Febru­ar. Die Espres­so-Maschi­ne steht bereit.

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Film

Hauptsache wir sind

Es gibt vie­le Grün­de, der Bild-„Zeitung“ gegen­über kri­tisch ein­ge­stellt zu sein, und jeden Tag lie­fert das Bild­Blog ein paar wei­te­re dazu. Fern­ab aller mora­li­scher und ideo­lo­gi­scher Grenz­gän­ge hat sich „Bild“ in den letz­ten Jah­ren aber vor allem mit einer Sache her­vor­ge­tan; mit einer Schlag­zei­le, die gram­ma­tisch grenz­wer­tig und inhalt­lich schlicht­weg Blöd­sinn ist, und die sich des­halb in den all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch ein­bren­nen muss­te: „Wir sind Papst!“

Es spricht sicher nicht für die Redak­teu­re diver­ser öffent­lich-recht­li­cher Sen­der in Deutsch­land, dass mir ges­tern gleich an meh­re­ren Stel­len flap­si­ge Mode­ra­tio­nen unter­ka­men, die nahe­zu völ­lig iden­tisch waren: „Jetzt sind wir nicht nur Papst, Fuß­ball-Welt­meis­ter der Her­zen und Hand­ball­welt­meis­ter, jetzt sind wir auch noch Oscar …“

Uff! So viel Dumm­heit muss man erst mal in so einen ver­gleichs­wei­se kur­zen Satz gewürgt krie­gen. Mal ganz davon ab, dass die­ses „wir“ ja immer noch eine höchst dif­fu­se Anga­be ist (die bei­spiels­wei­se genau dann über­haupt nicht mehr zutrifft, wenn Dani­el Gold­ha­gen ein Buch ver­öf­fent­licht), und „wir“ mit­nich­ten Oscar sind, son­dern ihn höchs­tens haben (aber dar­an soll sich Bas­ti­an Sick noch abar­bei­ten, das geschieht ihm recht): das plötz­li­che Bohei um den Oscar für „Das Leben der Ande­ren“ erscheint auch noch reich­lich will­kür­lich. Als „Nir­gend­wo in Afri­ka“ von Caro­li­ne Link 2003 als ers­ter deutsch­spra­chi­ger Film seit 1980 den Oscar erhielt, schlug die Mel­dung längst nicht so ein – dabei sind Fil­me, bei denen eine Frau Regie führ­te, bei den Oscars eine ech­te Beson­der­heit. Immer noch.

Aber „Nir­gend­wo in Afri­ka“ war vor Papst­wahl und Fuß­ball-WM. Deut­sche Fil­me teil­ten sich in puber­tä­re Komö­di­en mit Til Schwei­ger, Kat­ja Rie­mann oder Tom Ger­hardt (also natio­nal erfolg­reich) und „gut, aber zu ernst“ (also inter­na­tio­nal erfolg­reich). Dass „Das Leben der Ande­ren“ trotz sei­ner völ­lig un-ost­al­gi­schen Geschich­te (und damit als Gegen­ent­wurf zu „Good Bye, Lenin“) ein Publi­kums­er­folg wur­de, darf da schon als Sen­sa­ti­on gel­ten. Und natür­lich ist auch der drit­te Oscar für einen deut­schen Film (und der zwei­te inner­halb von fünf Jah­ren) immer noch weit vom Regel­fall ent­fernt und ver­dient Respekt. Aber mit welch irrer Reflex­haf­tig­keit die Medi­en sofort wie­der die Fra­ge stell­ten, ob „der deut­sche Film jetzt wie­der da“ sei, das war schon irri­tie­rend. Wo soll er sein? Und war er da schon mal und war dann plötz­lich weg und ist jetzt wie­der da? Oder ging es nur dar­um, die Wor­te „deutsch“ und „wie­der da“ in einem Satz unter­zu­brin­gen, weil das so schön klingt?

Sicher­lich: es ist ein Ver­dienst der deut­schen und bay­ri­schen Film­för­de­rung, dass so ein Film mög­lich war. Das hat der Regis­seur Flo­ri­an Hen­ckel von Don­ners­marck in sei­ner Dan­kes­re­de auch deut­lich klar gemacht (der glei­chen Dan­kes­re­de übri­gens, in der er sei­ne Haupt­dar­stel­le­rin Mar­ti­na Gedeck ver­gaß, nach­dem die­se zuvor schon nicht zur Oscar-Ver­lei­hung mit­kom­men konn­te, weil der Regis­seur lie­ber sei­ne Gat­tin mit­ge­nom­men hat). Ansons­ten han­delt es sich bei „Das Leben der Ande­ren“ (anders als z.B. bei einer Sport­ver­an­stal­tung, bei der Tau­sen­de Fans ihr Team anfeu­ern) um das Werk einer nicht gera­de klei­nen, aber doch über­schau­ba­ren Grup­pe. Und wenn man der Pres­se Glau­ben schen­ken darf, vor allem um das Ver­dienst der über acht­zig­jäh­ri­gen Schau­spiel­agen­tin Erna Baum­bau­er, die das Star­ensem­ble für ’nen Appel und ’n Ei zusam­men­trom­mel­te. Aber statt die­se Ein­zel­leis­tun­gen zu wür­di­gen (der Vor­schlag, sei­ne Macher als Hel­den der Arbeit aus­zu­zeich­nen, dürf­te ange­sichts der The­ma­tik des Films als „unpas­send“ bis „zynisch“ ange­se­hen wer­den), statt Hen­ckel von Don­ners­marck trotz sei­nes etwas irri­tie­rend gro­ßen Selbst­be­wusst­seins und sei­ner nur bedingt sym­pa­thi­schen Aus­strah­lung als Bei­spiel für einen, der nach oben woll­te und es geschafft hat, dar­zu­stel­len, statt wenigs­tens die in wei­ten Tei­len vor­bild­li­che deut­sche Film­för­de­rung zu wür­di­gen, ist wie­der ganz platt und pla­ka­tiv vom „Oscar für Deutsch­land“ die Rede.

Forest Whita­ker, der als bes­ter Haupt­dar­stel­ler aus­ge­zeich­net wur­de, sag­te in sei­ner Dan­kes­re­de, wie unwahr­schein­lich es für einen schwar­zen Jun­gen aus Texas gewe­sen sei, Schau­spie­ler zu wer­den und den Oscar zu gewin­nen. Er beschrieb, ohne es expli­zit zu erwäh­nen, den klas­si­schen Ame­ri­can Dream, wonach es jeder nach oben schaf­fen kön­ne, der sich genug Mühe gebe und gut genug sei. Nach Sid­ney Poi­tier 1963, Den­zel Washing­ton 2002 und Jamie Foxx 2004 gilt es nicht ein­mal mehr eine grö­ße­re Sen­sa­ti­on, dass ein Schwar­zer als bes­ter Haupt­dar­stel­ler aus­ge­zeich­net wird. Aber wenn ein Deut­scher einen Oscar gewinnt, sol­len natür­lich gleich wie­der 82 Mil­lio­nen eine 30 Cen­ti­me­ter gro­ße ver­gol­de­te Sta­tue sein. Wir sind selt­sam!