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Embedded journalism

In der ver­gan­ge­nen Woche tauch­te bei You­Tube ein Video auf, dass den rus­si­schen Oppo­si­ti­ons­po­li­ti­ker und Ex-Schach­welt­meis­ter Gari Kas­pa­row auf einer Ver­an­stal­tung zeigt. Plötz­lich kommt ein männ­li­ches Geni­tal mit Rotor­blät­tern her­an­ge­schwebt, das von einem Per­so­nen­schüt­zer Kas­pa­rows unschäd­lich gemacht wird.

Soweit eine ganz inter­es­san­te Geschich­te und ein recht wit­zi­ges Video. Bei „RP Online“ ent­schied man sich heu­te, dar­über zu berich­ten – und zwar in Form eines klei­nen Ein­lei­tungs­tex­tes und einer sech­zehn­tei­li­gen Bil­der­ga­le­rie. Wer sich durch die durch­ge­klickt hat, wird mit einem Link zum Video belohnt.

Das gan­ze Elend in sech­zehn Bil­dern (kli­cken Sie auf den Strei­fen für die Groß­an­sicht):

“RP Online” fotografiert ein YouTube-Video ab

Wer nicht so viel kli­cken will:

[Direkt­link]

Über­haupt scheint es bei „RP Online“ kei­ne fes­ten Regeln zu geben, wie man mit You­Tube-Clips umzu­ge­hen hat: mal wer­den sie in den Arti­kel ein­ge­bun­den (wie im Fal­le der „Nackt-Ste­war­dess“, des „pein­li­chen Micro­soft-Vide­os“ oder der Neu­jahrs­an­spra­che von Gui­do Wes­ter­wel­le), mal wird das ent­spre­chen­de Video immer­hin ver­linkt (wie im Arti­kel über das „irre Gespenst“, in der Bil­der­ga­le­rie über den „irren You­tube-Hype um Rick Ast­ley“ oder eben ganz am Ende von Bil­der­ga­le­rien), und mal müss­ten die Leser das Video schon selbst suchen (wie bei dem „mys­te­riö­sen Zwerg“ oder – beson­ders merk­wür­dig – der vier­und­zwan­zig­tei­li­gen Bil­der­ga­le­rie „Die bes­ten You­Tube-Vide­os des Jah­res“).

PS: Wenn „RP Online“ im Fal­le des flie­gen­den Glieds übri­gens noch zwei Minu­ten recher­chiert hät­te, hät­te man noch schrei­ben kön­nen, dass es ursprüng­lich zwei flie­gen­de Phal­li gab.

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Wörterbuch Onlinejournalismus: „Vermischtes“

Falls Sie sich immer schon gefragt haben, was das eigent­lich so für The­men sind, die unter dem eher all­ge­mein gehal­te­nen Rubrum „Ver­misch­tes“ zusam­men­ge­fasst wer­den: welt.de erklärt es Ihnen ger­ne!

Die aktu­el­le Top Sto­ry der Kate­go­rie geht so:

Urlaubsflirt - Von türkischen Gigolos und deutscher Einsamkeit

Es gibt natür­lich auch noch ande­re The­men:

Erotikmagazin für Frauen - Im weiblichen Kopfkino der Lust

Neben aktu­el­len Arti­keln gibt es natür­lich auch Kolum­nen:

Kolumne: Ab 18

Kolumne: Heartcore

Nicht feh­len darf natür­lich die Königs­dis­zi­plin des Online­jour­na­lis­mus, die Bil­der­ga­le­rie:

Bildergalerien

(Ach­tung: Min­des­tens eines der The­men passt übri­gens nicht zu den ande­ren.)

Immer mehr Leu­te reden vom „Mit­mach­web“, wes­we­gen der Besu­cher von welt.de in einem „Wis­sens­test“ auch selbst aktiv wer­den kann:

Mitmachtest: Wie benehmen Sie sich im Bett?

Zugu­ter­letzt gibt es noch ein Bil­der­quiz. Oder derer sechs, um genau zu sein.

Glau­ben Sie mir, ich wünsch­te mir auch, ich hät­te mir das hier nur aus­ge­dacht:

Bilderquiz

[Alle Screen­shots: welt.de, heu­te um 15:50 Uhr]

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Die Top-Themen von „RP Online“

… am 22. Mai 2008, kurz nach 18 Uhr:

Top-Themen bei “RP Online”

[Alle Screen­shots: „RP Online“, Zusam­men­stel­lung: Cof­fee And TV]

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Grimme legt nach

Bei der Bekannt­ga­be der Nomi­nie­run­gen für den Grim­me Online Award hat­ten die Ver­ant­wort­li­chen des Grim­me-Insti­tuts noch gescherzt: Pein­lich­kei­ten wie im letz­ten Jahr wol­le man die­ses Jahr um jeden Preis ver­mei­den, außer­dem dür­fe die Jury ja maxi­mal zwei Web­sei­ten nach­no­mi­nie­ren. Von die­sem Recht mach­te die Jury prompt Gebrauch.

So schlimm wie im letz­ten Jahr, als die Jury das dama­li­ge Jury-Mit­glied Mario Six­tus nach­no­mi­nier­te (der dar­auf­hin sofort aus der Jury aus­stieg und am Ende den Preis natür­lich – und eigent­lich zu Recht – gewann), ist es in die­sem Jahr nicht gewor­den. Die­ses Jahr ent­schied man sich nur, die Quo­te öffent­lich-recht­li­cher Ange­bo­te an den Nomi­nie­run­gen von erst 23,5% auf 26,3% zu erhö­hen – immer­hin stra­te­gisch geschickt zu einer Zeit, zu der Tho­mas Knü­wer im Urlaub ist.

Wenigs­tens ist die jetzt nach­no­mi­nier­te „WDR Media­thek regio­nal“ schon seit mehr als einem hal­ben Jahr online. Außer­dem ist sie bedeu­tend ein­fa­cher zu bedie­nen als die eben­falls nomi­nier­te ZDF-Media­thek, was aber auch kei­ne gro­ße Kunst ist. Ein­bet­ten kann man die zur Ver­fü­gung ste­hen­den Fil­me aber auch beim WDR nicht, so dass ich auf einen Bei­spiel­bei­trag ver­lin­ken muss. Auch hier darf/​muss die Nomi­nie­rung als Signal an die Poli­tik ver­stan­den wer­den, die bald dar­über ent­schei­den muss, wie viel öffent­lich-recht­li­che Sen­der im Inter­net machen dür­fen.

Erfah­rungs­ge­mäß lässt eine Nach­no­mi­nie­rung dar­auf schlie­ßen, dass die Web­sei­te auch einen Award krie­gen wird – immer­hin sieht es so aus, als fin­de die Jury das Ange­bot bes­ser als alle Vor­schlä­ge der Nomi­nie­rungs­kom­mis­si­on. Und das scheint mir das Kern­pro­blem des GOA zu sein: es gibt eine Nomi­nie­rungs­kom­mis­si­on, eine Jury und über allem das Grim­me-Insti­tut, das sei­nen guten Namen her­gibt. Sie alle mögen für sich genom­men jeweils nur das Bes­te wol­len, aber die strik­te Tren­nung, die für Trans­pa­renz sor­gen soll, führt in Wahr­heit immer zu Cha­os und Häme in der Blogo­sphä­re. Und auch wenn die sicher nicht der allei­ni­ge Maß­stab sein soll­te: ein Online-Preis, der regel­mä­ßig Onli­ner gegen sich auf­bringt, ist nichts wert.

Ach so, ich schrieb von zwei Nach­no­mi­nie­run­gen: neben der WDR-Media­thek wur­de intro.de in die Lis­te auf­ge­nom­men, das Online­por­tal zu Deutsch­lands stu­den­tischs­tem Musik­ma­ga­zin. Das erstrahlt seit kur­zem in einem zweinul­li­gen, lang­sa­men und unüber­sicht­li­chen … äh: Glanz und ist damit so egal wie das dazu­ge­hö­ri­ge Heft.

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Hackepeter wird Kacke später

Die Bild­un­ter­schrift des Tages ent­neh­men wir heu­te taz.de:

taz.de über Hackfressen

[via Franz]

Nach­trag, 24. Mai: Irgend­wann in den letz­ten Tagen muss taz.de die Bild­un­ter­schrift geän­dert haben.

Jetzt sieht sie jeden­falls so aus:

taz.de bezeichnet Neonazis nicht weiter als “Hackfressen”

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Und wieso eigentlich nicht ich?

Heu­te wur­den die Nomi­nie­run­gen für den Grim­me Online Award 2008 bekannt gege­ben. Da ich noch nicht die Zeit hat­te, mir alle nomi­nier­ten Inter­net­an­ge­bo­te näher anzu­se­hen, schrei­be ich aber nicht über die Nomi­nier­ten, son­dern über die net­te klei­ne Ver­an­stal­tung in den Räu­men der Lan­des­an­stalt für Medi­en NRW in Düs­sel­dorf:

Bekanntgabe der Nominierungen für den GOA 2008

Dem Adolf-Grim­me-Insti­tut haf­tet ja immer eine gewis­se Spie­ßig­keit an: Es sitzt in Marl und hängt irgend­wie mit dem Deut­schen Volks­hoch­schul­ver­band zusam­men – Ung­la­mou­rö­se­res kann man sich kaum vor­stel­len, ohne beim Auf­schrei­ben min­des­tens die Bewoh­ner meh­re­rer ost­deut­scher Land­stri­che und ein paar Per­so­nen zu belei­di­gen. Trotz­dem (ver­mut­lich eher: genau des­halb) macht das Grim­me-Insti­tut aber sehr gute und lobens­wer­te Arbeit – ich selbst habe kürz­lich erst an einem sehr inter­es­san­ten Semi­nar über Medi­en­jour­na­lis­mus teil­neh­men dür­fen.

Wo, wenn nicht im weit­ge­hend ablen­kungs­frei­en Marl, soll­ten sich Men­schen durch fast 1.900 vor­ge­schla­ge­ne Inter­net­sei­ten kli­cken; wer, wenn nicht eine Nomi­nie­rungs­kom­mis­si­on aus Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­lern, VHS-Stu­di­en­lei­tern und Online­jour­na­lis­ten, soll­te eine sol­che Mas­se erst auf 250 näher zu betrach­ten­de Ange­bo­te und dann auf 17 Nomi­nie­run­gen ein­schrän­ken? So erklär­te Uwe Kam­mann, Direk­tor des Adolf-Grim­me-Insti­tuts, dann auch das Selbst­ver­ständ­nis des Prei­ses: Ori­en­tie­rung und Hil­fe lie­fern in der Flut von Inter­net­an­ge­bo­ten. Im ver­gan­ge­nen Jahr habe ich so das groß­ar­ti­ge Blog „USA erklärt“ ken­nen­ge­lernt.

Zwei Trends sei­en in die­sem Jahr erkenn­bar, hieß es: der zu Online-Vide­os und zu Nut­zer­be­tei­li­gung, wobei letz­te­re inzwi­schen weit über Kom­men­tar­funk­tio­nen hin­aus­gin­ge. Damit war die Hor­ror­vor­stel­lung für eini­ge Jour­na­lis­ten dann auch schön umris­sen: „Fern­se­hen“ im Inter­net, gemacht von Men­schen, die womög­lich noch nie ein Fern­seh­stu­dio, geschwei­ge denn eine Jour­na­lis­ten­schu­le von innen gese­hen haben, und noch dazu die Ein­bin­dung der Leu­te, die frü­her nur abni­cken soll­ten, was man ihnen vor­setz­te.

Ande­re Jour­na­lis­ten fin­den das frei­lich toll. So berich­te­te Jens Reh­län­der von GEO.de, das mit einer Mul­ti­me­di­a­re­por­ta­ge über die Koral­len­in­sel Raja Ampat nomi­niert ist, völ­lig nach­voll­zieh­bar davon, wie enthu­si­as­tisch er nach einem Jahr in der Online-Redak­ti­on sei, nach­dem er 20 Jah­re Print gemacht habe. Er sprach von der Ver­än­de­rung des Berufs­bilds Jour­na­list und davon, dass die Repor­ter von Geo nach Fei­er­abend und am Wochen­en­de ihre Mul­ti­me­dia­in­hal­te zusam­men­schnei­den. Dann sag­te er noch, dass es Inter­net­nut­zer lie­ber authen­tisch als extrem pro­fes­sio­nell hät­ten, und man gar nicht vor­ha­be, mit Pod­casts und Vide­os Radio und Fern­se­hen Kon­kur­renz zu machen. Und ich dach­te nur noch: „Klu­ger Mann!“

Gut ein Vier­tel der Nomi­nie­run­gen ent­fiel auf pro­gramm­be­glei­ten­de Ange­bo­te öffent­lich­lich-recht­li­cher Sen­der, was man natür­lich durch­aus kri­ti­sie­ren kann, wenn man eh bei jeder pas­sen­den und unpas­sen­den Gele­gen­heit das öffent­lich-recht­li­che Sys­tem kri­ti­sie­ren will. Dass die ZDF-Media­thek nomi­niert wur­de, kann man durch­aus als poli­ti­sche Ent­schei­dung ver­ste­hen, immer­hin sol­len die öffent­lich-recht­li­chen Sen­der nach Plä­nen der EU-Kom­mis­si­on ihre Inhal­te zukünf­tig nur noch sie­ben Tage online stel­len dür­fen, was für den Gebüh­ren­zah­ler in etwa so geist­reich ist wie ein Maler­meis­ter, der Ihnen nach sie­ben Tagen die bereits bezahl­ten Tape­ten wie­der von den Wän­den kratzt. Die­ses The­ma führ­te dann auch zu klei­ne­ren Dis­kus­sio­nen zwi­schen Ver­tre­tern des WDR und der Düs­sel­dor­fer Staats­kanz­lei und zu span­nen­den Gesprä­chen nach dem offi­zi­el­len Teil. Dass es im Jahr 2008 über­haupt noch als preis­wür­dig gilt, wenn ein Fern­seh­sen­der fast alle sei­ne Inhal­te online ver­füg­bar hat, ist schon eini­ger­ma­ßen tra­gisch, in Deutsch­land aber eben auch Fakt. Wenn sich die Jury an die Bewer­tungs­kri­te­ri­en hält (Stich­wort „Nut­zer­freund­lich­keit“), dürf­te die ZDF-Media­thek trotz­dem kei­ne Chan­ce auf den Preis haben.

Markus Beckedahl von netzpolitik.org

Ins­ge­samt ist die Lis­te der Nomi­nier­ten schon recht brav, man könn­te sagen: Grim­me-Insti­tut halt. Mir fie­le so spon­tan aber kein son­der­lich „unbra­ves“ Inter­net­pro­jekt ein, das ich hät­te vor­schla­gen kön­nen. Dass ver­gleichs­wei­se weni­ge Blogs nomi­niert wur­den (dafür mit Netz­po­li­tik und Stö­rungs­mel­der zwei poli­ti­sche und das sehr per­sön­li­che der ALS-Pati­en­tin San­dra Scha­dek), erklär­te Prof. Chris­toph Neu­ber­ger aus der Nomi­nie­rungs­kom­mis­si­on damit, dass sich die Stan­dards im Web jedes Jahr änder­ten und Mul­ti­me­dia­li­tät inzwi­schen einen höhe­ren Stel­len­wert habe.

Dann sind über­pro­por­tio­nal vie­le Ange­bo­te für Kin­der dabei, was man noch damit recht­fer­ti­gen kann, dass Ori­en­tie­rung beson­ders auf die­sem Gebiet Not tut und päd­ago­gisch wert­vol­le Inter­net­sei­ten sowie­so unter­stüt­zens­wert sind. Mit Hobnox ist ein Ange­bot nomi­niert, das ich zwar für sehr span­nend, mög­li­cher­wei­se gar revo­lu­tio­när hal­te, sich aber auch noch in der Beta-Pha­se befin­det …

Man kann also wie­der kräf­tig an der Lis­te rum­mä­keln, was man als Blog­ger ver­mut­lich sogar tun muss, weil ja so vie­le böse „kom­mer­zi­el­le“ und „gebüh­ren­fi­nan­zier­te“ Ange­bo­te auf der Lis­te ste­hen, man kann aber das Anlie­gen und die Ent­schei­dun­gen des Grim­me-Insti­tuts akzep­tie­ren und, wenn’s denn sein muss, ein­fach einen eige­nen Award aus­ru­fen – so wie Til Schwei­ger, nach­dem er beim Deut­schen Film­preis über­gan­gen wor­den war.

Nicht ohne Stolz will ich aber zum Schluss dar­auf hin­wei­sen, dass ich beim Über­flie­gen der Lis­ten unter den Mit­ar­bei­ter an den nomi­nier­ten Pro­jek­ten schon wie­der zwei ehe­ma­li­ge Dins­la­ke­ner gefun­den habe.

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Rundfunk

Housebesuch

Ich habe erst heu­te (und damit pas­send zum ges­tern gesen­de­ten Staf­fel­fi­na­le) fest­ge­stellt, dass „RP Online“ vor mehr als einem Jahr sechs Medi­zi­ner zu „Dr. House“ befragt hat.

Sie fin­den die Serie alle­samt unrea­lis­tisch und Dr. Gre­go­ry House min­des­tens unsym­pa­thisch, wenn nicht gar unhalt­bar, aber das soll uns nicht groß inter­es­sie­ren, denn es han­delt sich ja um eine fik­tio­na­le Serie und nicht um einen medi­zi­ni­schen Fach­auf­satz.

Ihre Ein­schät­zun­gen sind nichts­des­to­trotz fast durch­gän­gig inter­es­sant und hier in einer sie­ben­tei­li­gen Klick­stre­cke nach­zu­le­sen.

Nach­trag, 8. Mai: Mei­ne Mut­ter wies mich dar­auf hin, dass die „NRZ“ vor ein paar Wochen etwas ganz ähn­li­ches gemacht hat. Aller­dings ist der Arzt, der die Serie dort ana­ly­siert, Fan.

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Digital

Drunter und drüber mit RP-Online

Will­kom­men zu unse­rem klei­nen Quiz „Spre­chen Sie RPO?“, bei dem es gilt, eine Über­schrift ins Deut­sche zu über­set­zen.

Wor­um geht es wohl in einem „Arti­kel“, den RP-Online wie folgt über­schreibt?

Gisele Bündchen zeigt, was Frau drunter trägt

Sie haben es natür­lich sofort an der Prä­po­si­ti­on „drun­ter“ erkannt: es geht um Schu­he, auf­be­rei­tet in einer fünf­zehn­tei­li­gen Bil­der­ga­le­rie, in der im Prin­zip vier­zehn Mal das glei­che Motiv zu sehen ist.

Beglei­tet wird die­ser „Arti­kel“ in bes­ter RP-Online-Tra­di­ti­on nicht von drei, nicht von vier und nicht von fünf, son­dern von sechs wei­te­ren Bil­der­ga­le­rien:

Sechs Bildergalerien braucht’s schon

Wenn man alle durch­klickt, hat man 131 neue Klicks gene­riert.

Bodo Hom­bach, Chef der WAZ-Grup­pe, hat übri­gens eine Prä­mie aus­ge­setzt, wenn das WAZ-Por­tal derwesten.de RP-Online bis zum Jah­res­en­de als füh­ren­des regio­na­les Inter­net­an­ge­bot in NRW ablöst. Ich hät­te da ja durch­aus einen Mas­ter­plan, den ich Herrn Hom­bach gegen einen gerin­gen Obu­lus ger­ne aus­führ­lich erklä­re …

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Digital Gesellschaft

Ein schöner Rücken kann auch ein Skandal sein

„Sag mir, wer Miley Cyrus ist!“, gehör­te bis vor­ges­tern nicht zu den Fra­gen, die ich sofort hät­te beant­wor­ten kön­nen, wenn man mich um halb sechs mor­gens wach­ge­schüt­telt hät­te. Ich bin ein­fach zu alt, um „Han­nah Mon­ta­na“, die über­aus erfolg­rei­che TV-Serie vom Dis­ney Chan­nel, je gese­hen zu haben. Heu­te weiß ich natür­lich, wer Miley Cyrus ist, und Sie alle wer­den es auch wis­sen: sie ist die Haupt­per­son des neu­es­ten „Nackt­skan­dals“ in den USA.

Was war dies­mal gesche­hen? Annie Lei­bo­vitz, die ver­mut­lich bekann­tes­te und renom­mier­tes­te leben­de Foto­gra­fin der Welt, hat­te die 15jährige Ms. Cyrus für „Vani­ty Fair“ foto­gra­fiert – „oben ohne“, wie die Agen­tu­ren ver­mel­den, oder ana­to­misch kor­rekt: mit ent­blöß­tem Rücken. Das Foto dürf­te maxi­mal aus­rei­chen, bei Män­nern Beschüt­zer­instink­te zu wecken und dem Kind die eige­ne Jacke umzu­le­gen, aber es ent­fach­te einen „Skan­dal“, der zumin­dest in die­sem Monat sei­nes­glei­chen sucht.

Denn kaum war das Foto im Wer­be­spot für die Juni-Aus­ga­be von „Vani­ty Fair“ über die ame­ri­ka­ni­schen Bild­schir­me geflim­mert, empör­ten sich die ers­ten Eltern in Inter­net­fo­ren und Blogs:

It’s time that par­ents real­ly start thin­king serious­ly about the Sexua­liza­ti­on of Child­ren, and how mar­ket­ers are tar­ge­ting very young child­ren, caus­ing young girls and boys to grow up way too fast. The only way mar­ket­ers are going to be forced to stop sexua­li­zing child­ren is when par­ents final­ly stand up and say, “We’re not going to take it any­mo­re!”, and boy­cott stores that mar­ket this sort of smut to kids.

Für Dis­ney, wo man mit Miley Cyrus/​Hannah Mon­ta­na unfass­bar viel Geld ver­dient, war schnell klar, dass man reagie­ren muss­te. Man ent­schied sich des­halb zum Angriff auf „Vani­ty Fair“ und Annie Lei­bo­vitz:

A Dis­ney spo­kes­wo­man, Pat­ti McTeague, faul­ted Vani­ty Fair for the pho­to. “Unfort­u­na­te­ly, as the artic­le sug­gests, a situa­ti­on was crea­ted to deli­bera­te­ly mani­pu­la­te a 15-year-old in order to sell maga­zi­nes,” she said.

[New York Times]

Und Miley Cyrus, deren Eltern ((Ihr Vater Bil­ly Ray Cyrus ist als Coun­try­ro­cker durch­aus Show­biz-erfah­ren.)) beim Foto­shoot anwe­send waren, fühl­te sich plötz­lich ver­ra­ten und bereu­te alles:

“I took part in a pho­to shoot that was sup­po­sed to be ‘artis­tic’ and now, see­ing the pho­to­graphs and rea­ding the sto­ry, I feel so embar­ras­sed. I never inten­ded for any of this to hap­pen and I apo­lo­gi­ze to my fans who I care so deep­ly about.”

[eben­da]

Man hät­te ahnen kön­nen, dass zumin­dest ein Teil der ame­ri­ka­ni­schen Eltern­schaft den Welt­un­ter­gang her­auf­zie­hen sieht, wenn ein Vor­bild ((Und genau das dürf­te die­ses komi­sche Miley­/H­an­nah-Kon­strukt für vie­le sein.)) ihrer Kin­der plötz­lich mit rot­be­mal­tem Mund und blo­ßem Rücken zu sehen ist. Inso­fern hat Jac Che­ba­to­ris nicht Unrecht, wenn er im Inter­net­auf­tritt von „News­week“ schreibt:

But her par­ents atten­ded and moni­to­red the shoot. And Miley hers­elf is by now well stee­ped in the maneu­verings of cele­bri­ty. Wit­ting or unwit­ting, she should have known bet­ter. And she plain­ly did not see the back­lash coming until too late.

Schon letz­te Woche hat­te es einen mit­tel­schwe­ren „Skan­dal“ gege­ben, als im Inter­net pri­va­te Fotos auf­tauch­ten, auf denen Miley Cyrus ihren BH und ihren nack­ten Bauch zeigt. (Hin­weis, 6. August 2008: Die­se Behaup­tung ist offen­bar völ­li­ger Unfug: In der „Huf­fing­ton Post“ war von einem „Cyrus look-ali­ke“ die Rede. Vie­len Dank an Jen für den Hin­weis.) Wie schon im ver­gan­ge­nen Jahr bei Vanes­sa Hud­gens (Star des ande­ren gro­ßen Dis­ney fran­chise „High School Musi­cal“) taten sich als­bald zwei Lager auf: der Piet­cong, der Image und Kar­rie­re sofort rui­niert sah, und das Blog­ger- und Kom­men­ta­to­ren­pack, das ange­sichts von Teen­agern, die auf pri­va­ten Fotos ihre Unter­wä­sche zei­gen, sofort von Por­no­kar­rie­ren zu sab­bern beginnt.

Bei­de Sei­ten ver­ken­nen: In Zei­ten von Digi­tal­ka­me­ras sind Teen­ager, die sich und ihren Kör­per foto­gra­fie­ren, unge­fähr so all­täg­lich wie Kat­zen­bil­der. Sind die­se Teen­ager dann auch noch pro­mi­nent, ist die Chan­ce, dass die Bil­der bin­nen Wochen­frist im Inter­net lan­den, immens hoch. Ver­mut­lich wird man zukünf­tig kei­nen ein­zi­gen Tee­nie-Star fin­den, von dem es kei­ne sol­chen Bil­der gibt. Die­ser Tat­sa­che müs­sen Eltern genau­so ins Auge bli­cken wie der Tat­sa­che, dass ihre eige­nen Kin­der dem ver­mut­lich in nichts nach­ste­hen wer­den. ((Gucken Sie jetzt bit­te nicht auf dem Com­pu­ter Ihres Kin­des nach.))

Natür­lich ist die gan­ze Geschich­te von so immensem Nach­rich­ten­wert, dass sie auch im deut­schen Online­jour­na­lis­mus aus­führ­lich gewür­digt wer­den muss. Und zwar in der Net­zei­tung, bei bild.de, stern.de, welt.de, n‑tv.de, „Spie­gel Online“ und im News-Ticker von sueddeutsche.de.

Und bevor Sie sich jetzt wie­der über die „prü­den Amis“ aus­las­sen: der nächs­te „Nazi­skan­dal“ kommt bestimmt!

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Warum nicht „Wechselgeld“?

… und dann war da noch First­news, Toch­ter der Klas­sik Radio AG und laut Selbst­be­schrei­bung „die größ­te und leis­tungs­fä­higs­te Unter­hal­tungs-Nach­rich­ten­agen­tur im deutsch­spra­chi­gen Raum“, zu deren Kun­den neben diver­sen Online-Por­ta­len auch vie­le öffent­lich-recht­li­che Radio­sta­tio­nen in Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz gehö­ren.

Die lei­di­ge Shaki­ra-Geschich­te ging unter ande­rem über First­news, eben­so die Mel­dung, wonach sich Lily Allen mit zwei Män­nern auf einer Toi­let­te auf­ge­hal­ten habe. In die­sem Fal­le stimmt der Kern wohl, aber First­news ver­brei­te­te auch fol­gen­den Abschnitt:

Als sie ertappt wur­den, erklär­te Lily scherz­haft, sie hät­te Sex mit den bei­den Män­nern und wol­le nicht gestört wer­den.

(First­news ist ein kos­ten­pflich­ti­ges Ange­bot, auf das man nicht ver­lin­ken kann, die Mel­dung steht aber im Wort­laut unter ande­rem hier.)

Und jetzt raten Sie mal, was das „Heat“-Maga­zin, auf das sich First­news expli­zit beruft, geschrie­ben hat.

Sie kom­men nicht drauf:

While Lily laug­hed off the inci­dent and clai­med she’d had a sex chan­ge, John­ny was a bit more grum­py, shou­ting, “Don’t touch me, just don’t touch me!” at the boun­cers (like they’d want to – have you seen the sta­te of him?!) and left short­ly after­wards.

(Für die­je­ni­gen, die wie der First­news-Prak­ti­kant kein Eng­lisch kön­nen: sex chan­ge bedeu­tet „Geschlechts­um­wand­lung“.)

Ich habe die Redak­ti­ons­lei­te­rin von First­news letz­te Woche ange­schrie­ben und gefragt, war­um Ihre Agen­tur ver­spä­te­te April­scher­ze und fal­sche Über­set­zun­gen ver­brei­te. Bis heu­te hat nie­mand geant­wor­tet.

Nach­trag, 23. April: Heu­te kam eine E‑Mail der Redak­ti­ons­lei­te­rin. Sie sei eini­ge Tage außer Haus gewe­sen, bei­de Mel­dun­gen sei­en aber inzwi­schen „geän­dert und ent­spre­chend aus­ge­bes­sert“ wor­den.

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Rein und raus bei mtv.de

Mitt­woch, 9. April 2008
mtv.de berich­tet unter der Über­schrift „Sex­vi­deo – Jetzt auch Shaki­ra?“ über ein angeb­li­ches Sex­vi­deo, das die Sän­ge­rin Shaki­ra mit zwei Män­nern auf einer Yacht zei­gen soll. Die­se Geschich­te ist falsch, es han­del­te sich dabei um den April­scherz eines argen­ti­ni­schen Radio­mo­de­ra­tors (s.a. hier).

Noch am sel­ben Tag weist ein Leser mtv.de mit zwei gleich­lau­ten­den Kom­men­ta­ren auf die­sen Feh­ler hier:

Verschwundener Kommentar bei mtv.de

Frei­tag, 11. April 2008
Nach­dem ich die gan­ze Geschich­te auf­ge­schrie­ben habe, schi­cke ich eine E‑Mail an die Pres­se­spre­che­rin von MTV, in der ich fra­ge, war­um man bei mtv.de auf den Leser­kom­men­tar nicht reagiert und die Sache nicht rich­tig­ge­stellt habe. Außer­dem will ich wis­sen, ob bei mtv.de die Kom­men­ta­re unter den Arti­keln über­haupt gele­sen wer­den.

Am glei­chen Tag geht bei mtv.de ein Wochen­rück­blick online, der unter ande­rem mit fol­gen­der Geschich­te auf­war­tet:

Die Wochenhighlights bei mtv.de

Sams­tag, 12. April 2008
Als ich nach­gu­cken will, ob sich bei mtv.de inzwi­schen etwas getan hat, stel­le ich fest, dass die Geschich­te nach wie vor unkor­ri­giert online steht – aber die Leser­hin­wei­se auf den April­scherz ver­schwun­den sind.

Ent­spre­chend sinn­los wirkt auch der Kom­men­tar, der plötz­lich Num­mer 1 in der Lis­te ist:

Kommentar bei mtv.de

Weil mir das alles etwas merk­wür­dig vor­kommt, kom­men­tie­re ich sel­ber mal, und nach gut andert­halb Stun­den sind wir schon zwei:

Kommentare bei mtv.de

Mon­tag, 14. April 2008
Bei mei­nem Kon­troll­rund­gang stel­le ich fest, dass der Arti­kel und die neu­en Kom­men­ta­re immer noch da sind – nun ist aber plötz­lich der Wochen­rück­blick aus dem Archiv von mtv.de ver­schwun­den.

Die Falsch­mel­dung führt unter­des­sen die Lis­te der „most wan­ted“ (meist­ge­klick­ten) Nach­rich­ten mit Abstand an:

Most wanted news bei mtv.de

Ich nut­ze das Kon­takt­for­mu­lar in der Hoff­nung, irgend­je­man­den zu errei­chen, der mir erklä­ren kann, war­um a) die Falsch­mel­dung nicht nach dem Leser­hin­weis kor­ri­giert, son­dern andert­halb Tage spä­ter noch ein­mal im Wochen­rück­blick wie­der­holt wur­de, b) der ent­spre­chen­de Leser­kom­men­tar plötz­lich ver­schwun­den ist, c) der gan­ze Wochen­rück­blick unauf­find­bar ist und d) ob ange­denk der Reak­tio­nen auf die­sen Arti­kel die Kom­men­ta­re bei mtv.de über­haupt gele­sen wür­den:

Gaga-Kommentare bei mtv.de

Als ich spät­abends noch ein­mal mei­ne E‑Mails che­cke, habe ich immer noch kei­ne Ant­wort von mtv.de bekom­men. Der zuvor ver­schwun­de­ne Wochen­rück­blick ist aber plötz­lich wie­der online und taucht auch im News-Archiv wie­der auf:

Die Wochenhighlights bei mtv.de

Dafür sieht die Lis­te der „most wan­ted“ Nach­rich­ten plötz­lich so aus:

Most wanted news bei mtv.de

Diens­tag, 15. April 2008 (Update)
Die Pres­se­spre­che­rin von MTV ruft mich an, um mir zu erklä­ren, dass mtv.de ein gro­ßer Laden sei, wo nicht alle Kom­men­ta­re sofort gele­sen wür­den. Was mit den Hin­wei­sen des Lesers pas­siert sei, wer­de noch geprüft. Der Wochen­rück­blick sei ver­mut­lich im Zuge eines Daten­bank-Updates kurz­zei­tig ver­schwun­den, ein Hin­weis auf den April­schertz wer­de ein­ge­baut.

Noch war­ten wir dar­auf.

Mitt­woch, 16. April 2008 (2. Update)
mtv.de muss ein sehr gro­ßer Laden sein: Es fehlt näm­lich immer noch jeder Hin­weis auf den April­scherz. Dafür steht dort seit ges­tern ein wei­te­rer Leser­kom­men­tar:

Noch ein Leserkommentar bei mtv.de

Frei­tag, 18. April 2008 (3. Update)
Ich habe mich geirrt: mx weist in den Kom­men­ta­ren dar­auf hin, dass mtv.de sehr wohl bereits am Diens­tag klar­ge­stellt hat, dass es sich um einen April­scherz han­delt – aller­dings in einem Extra-Arti­kel!

In bes­ter „Bild“-Manier heißt es dort, „jetzt“ sei her­aus­ge­kom­men, dass es sich um einen April­scherz gehan­delt habe. Außer­dem schließt der Text mit einem sel­ten däm­lich Hin­ter­tür­chen-Satz:

Vielleicht hat mtv.de ja doch recht gehabt

Wer durch Zufall auf den Ursprungs­ar­ti­kel stößt, muss immer noch glau­ben, dass ein sol­ches Video exis­tiert.

Immer­hin im Wochen­rück­blick taucht die Kor­rek­tur auf – wenn auch irgend­wie komisch for­mu­liert:

mtv.de bedauert, dass es kein Sex-Video von Shakira gibt

Don­ners­tag, 22. Mai 2008 (4. Update)
Ich habe gera­de spa­ßes­hal­ber noch mal nach­ge­schaut: tat­säch­lich hat mtv.de es irgend­wann in den letz­ten fünf Wochen geschafft, den Ursprungs­ar­ti­kel doch noch zu bear­bei­ten.

Er endet jetzt wie folgt:

mtv.de erklärt, dass es doch kein Shakira-Sex-Video gibt

Ich beschlie­ße, den Recht­schreib­feh­ler zu igno­rie­ren und den Fall als abge­schlos­sen zu betrach­ten.