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Rundfunk Print Digital

Kostenfreiheit: 17,98 Euro

Ich halte offene Briefe für weitgehend albern. Aber mein Blutdruck war zu hoch, um die E-Mail-Adresse von Christian Nienhaus zu erraten. Dann eben so:

Sehr geehrter Herr Nienhaus,

ich hätte gern das Interview gelesen, dass Sie der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” in Ihrer Eigenschaft als Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe (“Harz Kurier”, “Die Aktuelle”, “Echo der Frau”, “Der Westen”) gegeben haben. Gerne hätte ich mich weiter über die dünne Argumentationskette der Verleger informiert, die gegen die sogenannte iPhone-App der “Tagesschau” (ein Programm, das die Inhalte von tagesschau.de für moderne Mobiltelefone aufbereitet) klagen. Doch es ging nicht.

Hängen geblieben (bzw. in die Luft gegangen) bin ich schon bei Ihrer ersten Antwort, genauer bei einem kurzen Satz:

Wir halten zudem die Kostenfreiheit der Apps für nicht korrekt.

Herr Nienhaus, ich weiß nicht, wie das bei Ihnen zuhause aussieht, aber ich habe für die Inhalte der “Tagesschau”, ja: für alle Inhalte der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, bereits bezahlt. 17,98 Euro jeden Monat, das ist mehr, als ich in meinem Leben für die langweiligen Lokalzeitungen Ihres Verlags ausgegeben habe. Deswegen finde ich es auch unerträglich, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten die Inhalte, die ich (mit-)bezahlt habe, wieder aus dem Internet entfernen müssen, weil die Zeitungsverleger und Privatsender (was teilweise aufs Selbe rauskommt) das so wollten.

Ich hätte gerne die Empörung in Ihrer Reihen gesehen, wenn die “Tagesschau”-App Geld kosten würde. Dann, da bin ich mir sicher, würden Sie sich nämlich meiner Argumentation anschließen, dass die Inhalte von den Zuschauern bereits bezahlt worden sind.

Ihr Interessenverband eiert seit Jahren ziellos umher und beleidigt jeden denkenden Menschen mit seinem unerträglichen Gejammer. Sie haben den Wandel vom Print- zum Internetzeitalter verpennt, jetzt sind Sie dabei, den Wandel zum App-Zeitalter ebenfalls zu verpennen. Das allein ist tragisch genug. Tun Sie sich einen Gefallen und erwägen Sie weniger durchsichtige Argumente!

Mit freundlichen Grüßen,
Lukas Heinser

Stefan Niggemeier hat seinen Blutdruck schneller unter Kontrolle gekriegt und zerlegt Nienhaus’ weitere “Argumente” bei sich im Blog.

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Digital Gesellschaft

I love you, you pay my rant

Liebe PR-Futzis,

wir müssen reden. Habt Ihr eigentlich ‘nen Knall? Seit einigen Monaten erreichen mich Pakete, auf denen kein Absender steht ((Der Satz “Hoffentlich ist keine Bombe drin” von meinem Paketboten ist nur mittelwitzig.)) und in denen sich irgendwelcher Prött befindet. Eure Erwartung ist offenbar, dass ich darüber schreibe, was für einen crazy-verrückten Kram ich da ins Haus bekommen habe, und dass ich dann irgendwann nach Eurer Auflösung auch noch nachtrage, von welcher Firma der Mist kam. Sowas nennt man dann wohl “virales Marketing”, obwohl ich eigentlich immer dachte, Virals seien nicht planbar.

Es ist ja jedem Blogger ((Ich nehme an, Ihr schreibt einfach immer die ersten hundert Blogger an, die Ihr finden könnt.)) selbst überlassen, ob er über sowas schreiben will. Eine kurze Beschäftigung mit diesem Blog dürfte aber zeigen, dass wir hier eher nicht so auf PR stehen. Einzige Ausnahme: Ihr seid die Kilians — aber das wüsste ich.

Natürlich muss man als Blog-Betreiber damit rechnen, unverlangt E-Mails zu bekommen und in Newsletter eingetragen zu werden. Das ist auch nicht richtig höflich, aber okay, wenn es thematisch passt. ((Die Typen, die neulich einen Linktausch zum Thema “Kaffee” anleiern wollten, haben sich dieses Blog sicherlich die vollen anderthalb Sekunden angesehen, die man braucht, um das Impressum zu finden.)) In jedem Fall sind Spam-Mails bedeutend leichter zu entsorgen als Pakete, die wie ein “So trenne ich meinen Müll richtig”-Lernspiel für Grundschüler anmuten.

Im Moment kann ich mich übrigens nicht mal richtig über echte Geschenke von lieben Menschen freuen, da mein 20-m2-Zimmer schon bis zum Rand mit Kram gefüllt ist und mir beim Gedanken an den irgendwann dann doch mal anstehenden Umzug schon regelmäßig der Schweiß ausbricht. “Verbrauchswaren” braucht Ihr mir aber auch nicht zu schicken, denn wer will schon anonym versandte Lebensmittel?

Noch ein bisschen blöder wird so eine Aktion, wenn das Paket ausgerechnet am Samstagmorgen um Zehn nach Neun (lies: Mitten in der Nacht) zugestellt wird. Aber das wäre natürlich noch steigerbar: Wenn ich mit dem Bus nach Altenbochum fahren müsste, um in der Postagentur festzustellen, dass mir jemand ein Päckchen Sondermüll zugeschickt hat, würde ich vermutlich schlichtweg grün anlaufen und erst mal ein paar Autos durch die Gegend werfen.

Nehmt Euch ein Beispiel an den Musik-Promotern, Plattenfirmen und Nachwuchsbands dieses Landes, die in der Regel immer nett nachfragen, bevor sie einem was ins Haus schicken. Das ist schon aus ökonomischem Selbstschutz die tausendmal brillantere Idee und häufig ergeben sich daraus auch nette Kontakte. Als ich vor ein paar Monaten unaufgefordert ein Paket von einem namhaften deutschen Verlag bekam, mit dessen Presseabteilung ich zuvor schon mal zu tun gehabt hatte, war ich erst verwirrt. Aber die Auswahl der Bücher legte nahe, dass sich da jemand sehr genau mit diesem Blog beschäftigt haben muss, und ich war nicht mehr verwirrt, sondern gerührt. Entsprechend schlecht ist mein Gewissen, dass die Bücher noch immer ungelesen sind.

Jede Website bemüht sich heutzutage um personalisierte Werbung, die möglichst präzise auf die Interessen des einzelnen Besuchers zugeschnitten ist, aber Ihr ballert mit Schrotflinten auf Pfennigstücke. Genauso gut könnten Eure Kunden Geldscheine in die Luft werfen und was oben bleibt, ist gut investiert.

Überhaupt, liebe Firmen: Findet Ihr das eigentlich gut, diese Belästigung im Namen des Marketings? Einfach Leute anzurufen ist verboten, aber ihnen Krempel ins Haus zu schicken ist okay? Wisst Ihr, was Eure vermutlich überbezahlten PR-Strategen da machen? Habt Ihr das so in Auftrag gegeben? Und wenn Ihr diesen Text hier in Eurer Pressemappe findet (weil any PR ja bekanntlich good PR ist), habt Ihr dann nicht das Gefühl, dass da irgendwas irgendwo gewaltig schief gelaufen sein könnte?

Es ist das derbste PR-Klischee, aber solche Aktionen fallen einem doch nicht im nüchternen Zustand ein, oder? Die Krise ist erst eine, wenn sie auch bei den Hamburger und Düsseldorfer Koksdealern angekommen ist. Und mal ehrlich: Wer auf die Idee kommt, in einem Werbespot ausgerechnet den Titelsong von “Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” zur Vermittlung eines positiven Lebensgefühls einzusetzen (wie gestern gesehen), der muss sich doch wohl ein eher legeres Verhältnis zu Betäubungsmitteln nachsagen lassen.

Genug der kalten Wut. Ich denke, es ist deutlich geworden, dass ich von weiteren Care-Paketen aus der Werbehölle verschont werden möchte. Ich wäre glücklich, wenn Ihr Euch daran hieltet.

Mit freundlichen Grüßen und Dank im Voraus,

Lukas Heinser

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Musik Gesellschaft

Ein offener Brief an Jack White

Ein Jahr ist die Fußballeuropameisterschaft fast schon wieder her, aber mein Blog-Eintrag “Wie ich lernte, ‘Seven Nation Army’ zu hassen” ist noch immer ungeschrieben.

Er wird es auch bleiben, denn ich habe einen anderen Weg gefunden, mich mit der Nummer-Eins-Hymne alkoholisierter Menschen in Deutschland auseinanderzusetzen:

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