Kategorien
Musik Digital

Nacht um die Ohren

In Austin, Texas findet ab heute die “South By Southwest” (kurz: SXSW) statt, was man sich als Laie am Besten als Popkomm ohne Dieter Gorny, aber mit Mexikaner vorstellt. Und dann noch in richtig cool und riesengroß: 1.700 Bands werden dort spielen.

NPR wird vom 12. bis zum 14. März ein paar der Konzerte live übertragen. Darunter sind acts wie R.E.M., Vampire Weekend, Shout Out Louds, Jens Lekman, Liam Finn, Yo La Tengo, My Morning Jacket, The Weakerthans. Die ganze Liste findet man hier, hören können wird man es hier. Allerdings gilt es die sechs Stunden Differenz zu den angegebenen Zeiten zu bedenken: Für viele Konzerte wird man sich in Deutschland die Nacht um die Ohren schlagen müssen, R.E.M. wird man aber zum Beispiel am Donnerstag um Sieben zum Aufstehen hören können.

Eine Vorschau auf ein paar unbekanntere und abwegigere Bands beim SXSW gibt es übrigens in der aktuellen Episode von “All Songs Considered”.

Kategorien
Gesellschaft

Lesen Sie nicht diesen Artikel bei Coffee And TV!

Die schweizer Bank Julius Bär ist gerichtlich gegen die Internet-Plattform Wikileaks vorgegangen, weil auf dieser Kundendaten aufgetaucht waren, die Geldwäsche und Steuerhinterziehung auf den Cayman Islands belegen sollen. Inzwischen ist Wikileaks wieder online.

Da mein Interesse am Finanzgeschehen eher gering ist, kannte ich die Bank Julius Bär vorher gar nicht – genauso wenig wie Wikileaks. Ebenso war mir der Begriff für derart unfreiwillige PR bisher unbekannt, aber Dank NPR weiß ich nun, dass man in solchen Fällen vom “Streisand effect” spricht. Dieser ist benannt nach der Schauspielerin Barbra Streisand, die einen Fotografen verklagt hatte, dem beim Fotografieren der kalifornischen Küste auch das Haus der Schauspielerin vor die Linse geraten war. Bis zu ihrer Klage war das niemandem aufgefallen, danach war das Foto auf Internetseiten und in Zeitungen zu sehen.

Auch in Deutschland kennt man Fälle, in denen die (versuchte) Verhinderung von Berichterstattung sehr viel mehr Aufmerksamkeit erzeugt hat als die ursprüngliche Berichterstattung selbst. Allerdings unter etwas anderen Vorzeichen:

Da wäre der Nachrichtensprecher, der 1998 gerichtlich gegen die Behauptung vorging, er sei homosexuell, und mit diesem Schritt eine größere mediale Aufmerksamkeit erregte, als es die Nischen-Medien, die die Behauptung aufgestellt hatten, je gekonnt hätten.

Oder der damalige Bundeskanzler, der vor Gericht zog, weil eine Nachrichtenagentur in einem Nebensatz die Behauptung einer Image-Beraterin zitiert hatte, der Politiker färbe sein dunkles Haupthaar.

Nun verhält es sich in diesen Fällen etwas anders als bei Julius Bär und Barbra Streisand: Gerichtlich bestätigt müssen wir davon ausgehen, dass der Nachrichtensprecher wirklich nicht homosexuell ist, der Kanzler wirklich nicht gefärbt hat.

Allein: Das Unterbewusstsein kennt ja angeblich keine Verneinung und speichert deshalb den Begriff “schwul” unter dem Foto des Nachrichtensprechers ab und addiert beim (inzwischen Alt-)Kanzler “Haare färben”. Mal davon ab, dass man als Spitzenpolitiker mit einem kleinlichen Prozess in der Regel mehr bleibenden Eindruck hinterlässt, als eine unbekannte Image-Beraterin mit einem dahingesagten Halbsatz über die Haare des Kanzlers.

Kategorien
Digital

Klickbefehl (9)

Fraktionsgemeinschaft à la CDU/CSU? Regionalabsprachen? Fusion? Kampf bis aufs Messer? Lafontaine verteufeln oder an der Eitelkeit packen? Gysi ignorieren oder respektieren? Oder einfach immer lecker Mittag? Was will der???

Im “Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?” der taz fragt sich Friedrich Küppersbusch, was Kurt Beck will. Ich frage mich darüber hinaus, wann Küppersbusch endlich mal wieder im Fernsehen zu sehen ist.

[via Chat Atkins]

* * *

Doch letztlich bleibt Burstorff und Wiebusch die Schizophrenie, künstlerisch und ökonomisch verantwortlich zu sein. Im Alltag bedeutet das: Büro statt Bühne, kopieren statt komponieren, telefonieren statt texten. Das Klischee vom guten alten Rock ‘n’ Roll sieht anders aus. Und doch ist diese selbstausbeuterische Variante längst Realität.

Das “Hamburger Abendblatt” berichtet (zum gefühlt zweimillionsten Mal) über die vielen kleinen Indie-Labels in der Hansestadt, darunter Grand Hotel van Cleef und Tapete.

* * *

I see Renee Zellweger — or, rather, her back. It’s very muscle-y. The back of her head looks a little unkempt … like she slept on it. She ends up making the best-dressed list. I guess the front tells a different story.

Madeleine Brand, Moderatorin bei NPR, schildert ihre Eindrücke vom roten Teppich bei der Oscarverleihung aus der zweiten Reihe.

* * *

Ich kann mich leider nicht mehr konkret daran erinnern, wie es früher geschmeckt hat. Das Geschmackserlebnis gestern konnte mich allerdings durchaus überzeugen.

Kathrin feiert bei polaroidmemories.de die Rückkehr des Nogger Choc.

Kategorien
Musik

Ella, ella, eeh

Im Frühjahr 2007 erschien “Umbrella”, die erste Single aus dem dritten Album von Rihanna. Das zuvor semi-prominente R’n’B-Sternchen wurde über Nacht zum Superstar und “Umbrella” der Hit des Jahres, der es auch auf meine Bestenliste schaffte.

Bereits im September berichtete NPR über die damals schon zahlreichen Coverversionen des Songs und fragte:

Can It Be Too Soon to Cover a Pop Song?

Seitdem dürfte eine knappe halbe Million weiterer Neuinterpretationen hinzugekommen sein, von denen ich Ihnen nun einige vorstellen möchte:

Tegan And Sara
Die kanadischen Indie-Pop-Zwillinge haben sich einige Male live durch den Song gekämpft. Nicht immer ganz textsicher, aber immer sehr schön.

Mandy Moore
Nachdem sie schon “Someday We’ll Know” der New Radicals nicht kaputt gekriegt hat, hat Popsternchen Mandy Moore “Umbrella” also in eine Ballade verwandelt. Klappt auch.

Marié Digby
Mein Favorit unter den Coverversionen: laid back und mit einem eigenen Ansatz.

Lillasyster
Die Tatsache, dass nicht mal eine skandinavische Prollmetalband das Lied kaputt kriegt, spricht doch deutlich für dessen Qualität.

Vanilla Sky
Die knuffigen Italo-Punkrocker, die schon ein spektakuläres Cover von Vanessa Carltons “A Thousand Miles” aufgenommen hatten, covern nicht nur den Song, sondern gleich noch das Video. Ich mag vor allem, wie das Lied im Refrain richtig losdüst. Den Durchbruch werden sie damit aber wieder nicht schaffen.

Plain White T’s
Noch eine Punkrock-Kapelle: Nach ihrer (wirklich sehr schönen) Ballade “Hey There Delilah” droht der Band der Ruf des one hit wonders. Vielleicht sollten sie diese Akustikversion zu einer Single ausbauen …

Biffy Clyro
Eigentlich klingt der Alternative Rock der drei Schotten ja ganz anders, aber in der “Live Lounge” von BBC Radio 1, wo der Song mitgeschnitten wurde, hat man ja schon alles an abwegigen Coverversionen erlebt.

Keith Urban & Carrie Underwood
Die Version ist uninspiriert as hell, aber die Stimmen haben doch einen gewissen Reiz.

Manic Street Preachers
Sogar die walisischen Kommunisten-Rocker ließen sich nicht davon abhalten, “Umbrella” für eine NME-Compilation zu covern. Immerhin haben sie als eine der ganz wenigen den grandiosen Beat (bei dem es sich übrigens um “Vintage Funk Kit 03” aus Garage Band handelt) zumindest ansatzweise beibehalten.

Rihanna & Klaxons
Na, das war doch mal was bei den Brit Awards am Mittwoch: Rihanna singt den Song halt immer noch am Besten, während Klaxons im Hintergrund “Golden Skans” und “It’s Not Over Yet” spielen. So haucht man dem Song auch nach fast einem Jahr noch mal neues Leben ein.

[via OliverDing in den Kommentaren und “Visions Newsflash”]

Kategorien
Musik Digital

Hörhilfen fürs Wochenende

Heute war ein historischer Tag: Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben einen Podcast unterwegs gehört. Dabei handelte es sich um die zwei aktuellsten Episoden von “All Songs Considered”, der überaus empfehlenswerten Musiksendung auf NPR. In den Sendungen, die man sich hier und hier noch einmal anhören kann (am Besten sollte man natürlich gleich den ganzen Podcast abonnieren), wurden fast ausschließlich Bands und Künstler gespielt, die Hörer als “ihre” Band vorgestellt hatten. Also nicht im Sinne von “das ist die Band, in der ich Mitglied bin”, sondern “ich liebe diese Band über alles und kann nicht verstehen, wieso sie sonst keiner kennt”.

So habe ich während einer entspannten Zugfahrt in die tiefstehende Nachmittagssonne neue Musik von Blanche, Thrift Store Cowboys, Neutral Milk Hotel und How I Became The Bomb kennengelernt. Bands, mit denen ich mich näher befassen sollte.

Die Aktion ist übrigens noch nicht abgeschlossen, im Blog zur Sendung kann man weiter eigene Vorschläge einreichen. Bevor ich dort Hotel Lights vorschlage, sollte ich die Band aber vielleicht mal endlich hier im Blog vorstellen.

Und wem das alles zu viele unbekannte Bands sind: R.E.M. haben seit Mittwoch ihre neue Single “Supernatural Superserious” online. Wie angekündigt klingt die Band wieder rockiger und es gibt nach “Sympathy For The Devil” endlich mal wieder einen Song einer international respektierten Band, in dem der weibliche Vorname “Gisela” vorkommt.

Kategorien
Musik Rundfunk Sport Radio

Die Schönheit des Scheiterns

Bei manchen Musikern sind die Interviews, die sie zur Veröffentlichung eines neuen Albums geben, spannender als die Musik selbst. Bei anderen Musikern ist die Musik so toll und einzigartig, dass sie gar nichts mehr zu sagen bräuchten – und manchmal auch gar nichts zu sagen haben.

Diese Erfahrung musste auch Luke Burbank von NPR machen, der Sigur Rós im Studio hatte. Zugegeben: Seine Fragen waren nicht unbedingt die besten (man lernt doch am ersten Tag, dass man keine Fragen stellen soll, auf die man mit “Ja” oder “Nein” antworten könnte), aber das, was sich aus diesem “Gespräch” entwickelt, ist schon ziemlich desaströs und somit unterhaltsam.

Anyway, last Friday the band showed up promptly at 11am (EDT) and commenced to give what is possibly the worst interview in the history of electronic media.

Seriously.

It was that bad.

Zwar bin ich mir nicht sicher, ob Burbanks Einschätzung richtig ist, aber “nicht sonderlich gut” war das Interview auf alle Fälle.

Und weil NPR so multimedial und zukunftsweisend ist, kann man sich das Radio-Interview nicht nur anhören, sondern auch ansehen. Und das alles hier.

Kategorien
Musik Rundfunk Radio

Schatzsuche

KQED ist mein Lieblingsradiosender, da gibt’s kein Vertun. Seit ich in den USA gehört habe, was man mit dem Medium Radio so alles anstellen kann, finde ich die deutsche Radiolandschaft endgültig nur noch zum Heulen.

Das heißt für mich: Radiohören geht nur über Internet und um neun Stunden verschoben. Aber natürlich gibt es bei allen Sendern des National Public Radio alle Sendungen hinterher auch als Podcast, was sowohl vorbildlich, als auch sehr fein ist.

Das aber nur als Vorspann zur eigentlichen Geschichte: Wie ich gerade erst festgestellt habe, gibt es von der sehr empfehlenswerten Musiksendung “All Songs Considered” nicht nur Podcasts und ein umfangreiches Sendungsarchiv, auch viele der Konzerte, die “All Songs Considered” immer wieder überträgt, stehen im Netz.

Einige kann man “nur” anhören (darunter Rufus Wainwright, Ben Gibbard, Björk, Arcade Fire und Lily Allen), andere kann man komplett herunterzuladen, wenn man den Podcast abonniert (z.B. Travis, Femi Kuti und ganz aktuell: Rilo Kiley). Es lohnt sich, sich durchs komplette Archiv zu klicken und zu hören.

Wie das mit den Downloads rechtlich geht, ist mir ein bisschen schleierhaft, aber in den USA gibt’s ja auch keine GEMA.