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Liebling, ich bin gegen Deutschland

Es ist inzwi­schen ein paar Jah­re her, dass die Müns­te­ra­ner Band muff pot­ter. einen Song ver­öf­fent­lich­te, in dem sie – vor­sich­tig aus­ge­drückt – Kri­tik übte an einem merk­wür­di­gen neu­en deut­schen Natio­nal­stolz:

Neue Stim­men und neue Lie­der
ver­kün­den: Wir sind wie­der wer!
Und wer sind eigent­lich wir?
Und ich frag mich: Was zum Teu­fel wollt eigent­lich Ihr?

Der Song heißt „Punkt 9“, ((Benannt nach Punkt 9 auf der Lis­te der Tour­bus­re­geln der Band: „Klap­pe hal­ten!“)) klingt „als ob Refu­sed ABBA covern“ ((Schlag­zeu­ger Bra­mi, der Mann hat Recht!)) und das bemer­kens­wer­tes­te dar­an ist: er erschien schon im Herbst 2005, also fast ein Jahr, bevor „die Welt zu Gast bei Freun­den“ war und sich Deutsch­land im „Som­mer­mär­chen“ „schwarz-rot-geil“ ((„Bild“, natür­lich.)) fand.

Deutsche Flagge

Ich erin­ne­re mich noch gut, wie ich am Mit­tag des 9. Juni 2006 mit der Bahn von Bochum nach Dins­la­ken fuhr und in Duis­burg an einer Häu­ser­front vor­bei­kam, die vol­ler deut­scher Flag­gen hing, und dach­te: „Hol­la! Goeb­bels wäre stolz!“ ((Ja, mir war auch damals schon klar, dass Joseph Goeb­bels über schwarz-rot-gol­de­ne Beflag­gung ver­mut­lich eher erbost gewe­sen wäre, aber die klei­ne Trans­fer­leis­tung kön­nen wir schon gemein­sam erbrin­gen, ne?)) Rund fünf Stun­den spä­ter saß ich bei Schul­freun­den im elter­li­chen Wohn­zim­mer, Phil­ipp Lahm schoss das 1:0 gegen Cos­ta Rica und für vier Wochen war ich bereit, dem Nar­ra­tiv eines neu­en, „posi­ti­ven“ oder „unver­krampf­ten“ Patrio­tis­mus zu glau­ben.

muff pot­ter. bezo­gen sich damals aber nicht (nur) auf Fuß­ball­fans, son­dern z.B. auf die Medi­en­kam­pa­gne „Du bist Deutsch­land“, an die sich heu­te außer ein paar Agen­tur­na­sen ver­mut­lich nie­mand mehr erin­nert und die eine „Initi­al­zün­dung einer Bewe­gung für mehr Zuver­sicht und Eigen­in­itia­ti­ve in Deutsch­land“ sein soll­te – also ein Remix von Roman Her­zogs „Ruck“-Rede vor dem zeit­ge­schicht­li­chen Hin­ter­grund der Agen­da 2010.

Den Start­punkt für die­se „neue deut­sche Zeit­rech­nung“ ver­or­te­ten Sänger/​Gitarrist Nagel und Schlag­zeu­ger Bra­mi in ihrem Text „Neun­zehn­vier­und­fünz­ig in Bern“ und tat­säch­lich war „Das Wun­der von Bern“ 2003 in einem erfolg­rei­chen Kino­film von Sön­ke Wort­mann noch ein­mal für die nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen auf­be­rei­tet wor­den.

Wenn man „Punkt 9“ heu­te hört, hat man ein biss­chen das Gefühl, dass das Lied sei­ner Zeit nicht nur im Bezug auf den „Par­ty-Patrio­tis­mus“ vor­aus war, son­dern auch, was Poli­tik angeht:

Mit war­men Visio­nen von Iden­ti­tät
und der Refle­xi­on auf Null­di­ät
wird Geschich­te ver­tauscht, ver­dreht und umge­kehrt
Hys­te­risch, wer sich da beschwert

„Ja, gab’s denn damals schon die AfD?“, möch­te man fra­gen – und über­sieht dabei, dass ein Alex­an­der Gau­land damals schon seit über 30 Jah­ren in der CDU war und in der Uni­on auch Leu­te wie Peter Gau­wei­ler, Roland Koch, Horst See­ho­fer, Fried­rich Merz und Eri­ka Stein­bach zu Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten neig­ten. Merz zum Bei­spiel hat­te im Jahr 2000 mit dem Begriff der „deut­schen Leit­kul­tur“ für ein gro­ßes Hal­lo in der damals noch jun­gen Ber­li­ner Repu­blik gesorgt. Und der Schrift­stel­ler Mar­tin Wal­ser hat­te 1998 in sei­ner Pauls­kir­chen­re­de eine „Instru­men­ta­li­sie­rung unse­rer Schan­de“ beklagt und die­se als „Moral­keu­le“ bezeich­net und somit eine Blau­pau­se geschaf­fen für alle noch zu hal­ten­den Reden von Björn Höcke und Alex­an­der Gau­land.

Das alles war, nach der Ein­schrän­kung des Asyl­rechts und zahl­rei­chen, mit­un­ter töd­li­chen Brand­an­schlä­gen auf Asylbewerber*innen und Migrant*innen Anfang der 1990er Jah­re, ((Übri­gens auch in Hün­xe und damit ganz in mei­ner Nähe.)) also das Kli­ma, in dem „Punkt 9“ ent­stand. ((Dar­über hin­aus hat­ten die Mit­glie­der des soge­nann­ten „Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grunds“ bis zur Ver­öf­fent­li­chung des Songs schon sie­ben Mor­de began­gen, die aber erst sechs Jah­re spä­ter als rechts­extrem moti­viert ein­ge­stuft wer­den soll­ten.))

Und es war auch nicht der ers­te Song zum The­ma.

Schon im Okto­ber 1990 – und damit gera­de mal drei Mona­te nach dem deut­schen Sieg bei der Fuß­ball­welt­meis­ter­schaft und drei Wochen nach der for­mel­len Wie­der­ver­ei­ni­gung – erschien das Album „X für ’e U“ („Ein X für ein U“) der Köl­ner Band BAP, des­sen Ope­ner „Denn mer sinn wid­der wer“ („Denn wir sind wie­der wer“) in hoch­deut­scher Über­set­zung so beginnt:

Wo man hin­schaut, nur noch Deutsch­land,
So pene­trant, wie ich es noch nicht kann­te,
Als gäbe es sonst nichts mehr, als gäbe es sonst nichts mehr.

Der Song ent­wi­ckel­te zusätz­li­che und beson­de­re Bedeu­tung beim Kon­zert auf dem Köl­ner Chlod­wig­platz, auf dem am 9. Novem­ber 1992 100.000 Men­schen unter dem Mot­to „Arsch huh, Zäng ussen­an­der“ („Arsch hoch, Zäh­ne aus­ein­an­der“) gegen Ras­sis­mus und Neo­na­zis demons­trier­ten. ((Die man damals übri­gens noch gut erken­nen konn­te: „Mit deut­scher Reichs­fah­ne und mit Bom­ber­ja­cke“.)) BAP-Sän­ger Wolf­gang Nie­de­cken beschreibt bei die­sem Auf­tritt die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Songs, als nach dem deut­schen WM-Sieg „die ers­ten Hir­n­is mit der Reichs­kriegs­flag­ge rum­fuh­ren und mein­ten, sie könn­ten ihr Süpp­chen mit­ko­chen“. Die­se For­mu­lie­rung ist – viel­leicht ganz bewusst, viel­leicht eher aus Ver­se­hen – ziem­lich gut, weil sie zunächst ein­mal zwi­schen Fuß­ball-Anhän­gern und Neo­na­zis unter­schei­det und dann aber doch einen, wenn auch eher para­si­tä­ren, Zusam­men­hang zwi­schen bei­dem her­stellt.

Ich hat­te „Denn mer sinn wid­der wer“ wie­der im Kopf, als wir nach dem End­spiel der WM 2002, bei dem Deutsch­land gegen Bra­si­li­en ver­lo­ren hat­te, mit unse­ren Fahr­rä­dern nach Hau­se fuh­ren und in der Innen­stadt von Dins­la­ken Men­schen mit Deutsch­land­fah­nen rum­lie­fen, von denen eini­ge tat­säch­lich rie­fen: „Deutsch­land den Deut­schen, Aus­län­der raus!“ Es fühl­te sich nach Jah­ren einer gefühl­ten Ent­span­nung der Lage an wie ein Schlag in die Magen­gru­be – und war im Nach­hin­ein ein Vor­ge­schmack auf das, was noch kom­men soll­te.

Wäh­rend der WM 2010 stand im Bochu­mer Ber­mu­da­drei­eck ein fast schon Kari­ka­tu­ren­haf­ter Mann mit einer schwarz-weiß-roten Flag­ge, als wäre es das Nor­mals­te der Welt. Die von uns infor­mier­te Poli­zei konn­te nichts machen: Die Flag­ge des Kai­ser­rei­ches ist nicht ver­bo­ten.

Tat­säch­lich sehen nicht weni­ge Exper­ten einen mehr oder weni­ger gro­ßen Zusam­men­hang zwi­schen dem seit 12 Jah­ren regel­mä­ßig aus­bre­chen­den „Par­ty-Patrio­tis­mus“ und dem Auf­kom­men neu­er natio­na­lis­ti­scher Strö­mun­gen wie der AfD.

Wenn also die Welt­meis­ter­ti­tel von 1954 und 1990 wahl­wei­se Aus­gangs­punk­te oder zumin­dest Mar­ker eines ver­än­der­ten deut­schen Selbst­ver­ständ­nis­ses waren: Baby, what did you expect, 2014? ((Bonus­fra­ge: Wie fuck­ing gut muss es Deutsch­land 1974 trotz vor­he­ri­ger Ölkri­se gegan­gen sein, dass der WM-Sieg ver­gleichs­wei­se fol­gen­los blieb?)) Drei Mona­te spä­ter „spa­zier­te“ die Pegi­da-Bewe­gung zum ers­ten Mal durch Dres­den. ((Ande­rer­seits gibt es die­se natio­na­lis­ti­schen Ten­den­zen aktu­ell fast über­all in Euro­pa. Ita­li­en, Ungarn und Öster­reich sind bei der WM gar nicht dabei, Polen und Deutsch­land haben ihre Auf­takt­spie­le ver­lo­ren.))

Den Über­gang von ver­meint­lich harm­lo­ser Fuß­ball­be­geis­te­rung hin zu Per­ma­nenz­na­tio­na­lis­mus kann man in einem klei­nen Sti­cker sehen: 2006, als das „Som­mer­mär­chen“ lang­sam zu Ende ging, brach­te „Bild“ einen Auf­kle­ber in Umlauf, der ver­kün­de­te: „Schwarz rot geil – Wir machen wei­ter!“. Im Blatt schrieb die Redak­ti­on dazu: „Las­sen Sie sich die gute Stim­mung nicht ver­der­ben, zei­gen Sie wei­ter Flag­ge!“

Mal davon ab, dass die Deutsch­land-Besof­fen­heit von „Bild“ schon wäh­rend der WM alles ande­re als ent­spannt und unver­krampft gewe­sen war (BILD­blog berich­te­te mehr­fach), konn­te ab hier kei­ner mehr behaup­ten, dass es „nur“ um Fuß­ball und die Far­ben einer Mann­schaft ging.

Das pas­sen­de Lied zur aktu­el­len Lage kommt von kett­car und heißt „Mann­schafts­auf­stel­lung“:

Wir bil­den eine Mau­er, machen alle Räu­me dicht
Mit einem Popu­lis­ten, der durch die Abwehr bricht
Ein Stamm­tisch­phi­lo­soph am rech­ten Außen­feld
Die Dop­pel­sechs, die alles Frem­de ins Abseits stellt

kett­car-Sän­ger Mar­cus Wie­busch hat­te Fuß­ball bei sei­ner frü­he­ren Band …But Ali­ve schon öfter als Bild­spen­der benutzt – aller­dings im Bezug auf geschei­ter­te Bezie­hun­gen („Ent­las­sen (Vor der Win­ter­pau­se)“) und Freund­schaf­ten („Erin­nert sich jemand an Kal­le ‚del Haye?“). Der Text zu „Mann­schafts­auf­stel­lung“ stammt vom Bas­sis­ten Rei­mer Bus­torff.

Der Refrain kommt dann auf den Punkt:

Und als wir gemein­sam vor dem Radio saßen
Die Auf­stel­lung hör­ten, unser Abend­brot aßen
Nahmst du mei­ne Hand und sag­test:
„Lieb­ling, ich bin gegen Deutsch­land“

Der Irr­sinn ist nur inzwi­schen so weit fort­ge­schrit­ten, dass es ange­sichts der „Bild“-Kampagne gegen Mesut Özil und der „Ankün­di­gung“ der AfD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Ali­ce Wei­del, die deut­sche Mann­schaft nicht unter­stüt­zen zu wol­len, inzwi­schen bei­na­he eine lin­ke, sub­ver­si­ve Posi­ti­on ist, für das deut­sche Team zu sein – so wie man ange­sichts der „Mer­kel muss weg!“-Rufe aus der ganz rech­ten Ecke bei der letz­ten Bun­des­tags­wahl ja trotz aller Kri­tik irgend­wie für Ange­la Mer­kel sein muss­te.

Die Musik zum Tur­nier ist natür­lich wie­der die übli­che Erbau­ungs­ly­rik mit „Viva La Vida“-Chören, die man lei­der kaum bes­ser zusam­men­fas­sen kann als mit „Men­schen Leben Tan­zen Welt“. 2018 heißt der Max Gie­s­i­ni­ger unter den Andre­as Bou­ra­nis die­ser Welt Adel Tawil und singt in „Flut­licht“:

Im Wind wehen unse­re Fah­nen, über ein Meer aus unsern Far­ben
Auf die­sen Moment war­ten wir schon so lang
Wir sin­gen eure Namen, uns’­re Lie­der sol­l’n euch tra­gen
Wir ste­hen hin­ter euch wie ein zwölf­ter Mann

(„Fah­nen“ waren bei muff pot­ter. und BAP noch Sym­bo­le des Bösen, hier sind sie ganz banal Fah­nen. Immer­hin sind sie nicht hoch.)

Lie­der, die mal irgend­wie Stel­lung bezie­hen, darf man von den aktu­el­len Pop­bar­den nicht erwar­ten, da muss man ja schon froh sein, wenn sich mal jemand der­ge­stalt äußert, dass er kei­ne AfD-Anhän­ger unter sei­nen Fans haben will. Aber gut: Was will man von Leu­ten erwar­ten, die ein Lied sin­gen über den anstren­gen­den All­tag einer allein­er­zie­hen­den Mut­ter, das dann in der Sen­tenz „Wenn sie tanzt ist sie woan­ders“ gip­felt? Tanz den Hartz!

Das war Anfang der 1990er Jah­re noch anders. Die Prin­zen, damals eine der erfolg­reichs­ten deut­schen Bands über­haupt, san­gen 1992 in ihrem Lied „Bom­be“:

Schmierst Du an die Wand eine hoh­le
Nazi­pa­ro­le,
Dann möch­te ich …
Wenn Du einen „Kana­cke“ nennst,
Weil Du sei­ne Spra­che nicht kennst,
Dann möch­te ich …
Willst Du allen in die Fres­se hau’n
Und bist im Kopf schon ganz braun,
Dann möch­te ich …
Wenn Du Dir den Schä­del rasierst
Und im Gleich­schritt mar­schierst,
Dann möch­te ich …

Die­ses „Möch­ten“ wird im Refrain so auf­ge­löst:

Dann möch­te ich ’ne Bom­be sein
Und ein­fach explo­die­ren,
Wenn alle Leu­te „Hil­fe schrei­en,
Dann wür­de was pas­sie­ren.
Manch­mal möch­te ich zer­plat­zen und laut knal­len
Und alles, was nicht stimmt, wür­de aus­ein­an­der fal­len.

Im Song gibt es noch eine gan­ze Rei­he wei­te­rer Din­ge, wegen derer das Lyri­sche Ich ger­ne „explo­die­ren“ wür­de („Wenn man­che Eltern sich trau­en, ihre Kin­der zu hau­en“, „Wenn Jan das Essen nicht schmeckt und er schmeißt es weg“), die manch­mal fast rüh­rend naiv erschei­nen. ((Im Fall von „Ruf ich nachts bei Dir an und Du gehst nicht ran“ müss­te man heu­te auch min­des­tens eine #MeToo-Augen­braue heben.)) Jede Men­ge Mini­mal­po­si­tio­nen, mit denen man heu­te als „mutig“ oder „kon­tro­vers“ gel­ten wür­de. Und wenn jemand ange­ben wür­de, einen Lied­text gut zu fin­den, in dem explo­diert wird und alles aus­ein­an­der fällt, müss­te er/​sie damit rech­nen, von Juli­an Rei­chelt öffent­lich ange­grif­fen zu wer­den.

Ein wei­te­res Bei­spiel für Main­stream-Anti­fa­schis­mus: Udo Lin­den­berg mit sei­nem Song „Panik Pan­ther“, eben­falls von 1992.

Die Zei­ten wer­den här­ter,
wir kön­nen kei­nem trau­en.
Erst ges­tern haben so Zom­bies
schon wie­der bru­tal drauf­ge­hau­en.
Total blind im Ras­sen­wahn,
zün­den sie nachts Häu­ser an.
Aber wir klä­ren hier in unse­rer Stadt,
dass kein Skin was zu sagen hat.

Das Lied zählt jetzt weder musi­ka­lisch noch text­lich zu Lin­den­bergs bedeu­tends­ten Wer­ken, war aber damals Sin­gle und Titel­track des Albums.

In mei­ner Kind­heit war es gesell­schaft­li­cher Kon­sens, gegen „rechts“ zu sein. Die Nazis waren kla­rer zu erken­nen, zu beschrei­ben und zu kari­kie­ren ((„Glat­zen“ bei Lin­den­berg, „Bom­ber­ja­cke“ bei BAP.)) und die Gefahr war viel­leicht greif­ba­rer, weil noch groß in den Medi­en berich­tet wur­de, wenn mal wie­der Häu­ser brann­ten. Ich erin­ne­re mich noch gut an die­se Nach­rich­ten, die man als Kind natür­lich über­haupt nicht ein­ord­nen kann, ((Okay: Wie soll man das als Erwach­se­ner?)) und an die Ängs­te, die ich damals hat­te. Der „ratio­na­le“ Beru­hi­gungs­ver­such „Bei uns im Haus woh­nen kei­ne Aus­län­der“ ist ja nicht wirk­lich ein Trost, son­dern im Rück­blick schlicht­weg Zynis­mus.

Heu­te sit­zen Politiker*innen, die sich nicht scheu­en, bewusst auf Nazi-Voka­bu­lar zurück­zu­grei­fen, nicht nur in vie­len Par­la­men­ten, son­dern sogar in vie­len Regie­run­gen. Die dies­jäh­ri­ge Fuß­ball-WM, die wegen ihres Aus­tra­gungs­or­tes schon poli­tisch genug wäre, ist für die Medi­en nicht mehr nur Eska­pis­mus, Bild- und Iden­ti­fi­ka­ti­ons­spen­der, son­dern sie wird direkt mit der von der CSU aus­ge­lös­ten und am Kochen gehal­te­nen Regie­rungs­kri­se ver­knüpft: „Bild“ mon­tiert im Rah­men der inof­fi­zi­el­len Kam­pa­gne „Scha­de: Immer noch kein Bür­ger­krieg“ die Maxi­mal-Kri­tik an Mesut Özil neben die Trump’schen Lügen einer gestie­ge­nen Kri­mi­na­li­täts­ra­te in Deutsch­land und sug­ge­riert damit, Natio­nal­elf und Poli­tik sei­en das glei­che. Wenn Deutsch­land in der Vor­run­de aus­schei­det, ist auch die Kanz­ler­schaft Ange­la Mer­kels vor­bei.

Das alles macht kei­nen Spaß mehr. Nicht an Fuß­ball, schon gar nicht an Poli­tik. Aber wenn’s mal so rich­tig schei­ße ist, ist wenigs­tens noch die Musik da.

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Hackepeter wird Kacke später

Die Bild­un­ter­schrift des Tages ent­neh­men wir heu­te taz.de:

taz.de über Hackfressen

[via Franz]

Nach­trag, 24. Mai: Irgend­wann in den letz­ten Tagen muss taz.de die Bild­un­ter­schrift geän­dert haben.

Jetzt sieht sie jeden­falls so aus:

taz.de bezeichnet Neonazis nicht weiter als “Hackfressen”