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Und jetzt sind wir wieder schwierig

Heute erscheint mit “Graceland” die Vorabsingle zu “Sylt”, dem neuen, dritten Album von kettcar. Ich hätte nie gedacht, sowas mal zu schreiben, aber der Song macht nicht gerade Lust auf das Album.

Musikalisch ein stolpernder Rocker ohne echte Struktur und Melodien, wirkt der Text wie der Versuch, sich unbedingt von den eigenen Emo-Texten der Vergangenheit und der Seichtheit der ganzen anderen Deutschrockbands unterscheiden zu wollen. Irgendwie eine Wichsvorlage für Intro, Spex und Visions – wobei deren Leser die Band sicher schon hassen, seit sie auf Platz fünf der deutschen Albumcharts war.

Dafür ist das Video recht hübsch geworden:

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Ich werde mir das Album natürlich trotzdem wieder kaufen. Auch wenn ich vielleicht langsam zu alt dafür bin.

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Musik Rundfunk Digital

Die “exklusive” Heimsuchung

Sa-gen-haft!

Keine 24 Stunden nach dem großen Finale bei “Popstars On Stage” ist die erste Single abgemischt und das Video zusammengeschnitten. “Haunted” von Room 2012 gibt es jetzt “exklusiv auf BILD.de” zu sehen – oder eben bei MyVideo oder YouTube:

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Den Song gibt’s übrigens schon was länger, nur hieß er damals noch “My Love” und war von Justin Timberlake.

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Musik

Listenpanik 11/07: Torschlusspanik

Der Dezember ist erfahrungsgemäß der Monat, in dem die Plattenfirmen mit Best Ofs, Livealben und Raritätensammlungen am Weihnachtsgeschäft partizipieren wollen. Die letzten normalen Alben erscheinen deshalb meist im November. Und selbst in meine wie üblich subjektive und willkürliche Liste haben sich die Geldmacherplatten geschoben, die eben nicht immer Geldmacherplatten sind:

Alben
1. The Wombats – A Guide To Love, Loss & Desperation
Kurz vor Ende des Musik-Jahres und dem damit verbundenen Listenschluss schiebt sich noch eine Band recht weit nach vorne ins Getümmel und brüllt “Hier sind wir!” bzw. “Let’s Dance To Joy Division”. Wer hätte gedacht, dass die elfmillionste Indiepopband mit tanzbaren Rhythmen und lustigen Texten noch einmal eine sein würde, die richtig gut ist? The Wombats klingen wie eine Mischung aus viel Rakes und etwas Weezer und haben mit besagtem “Let’s Dance To Joy Division” und “Backfire At The Disco” zwei brillante Singles auf dem Album. Manchmal lohnt es sich eben zu warten.

2. The Killers – Sawdust
Die Raritäten-Sammlung der größten Entertainer im heutigen Popbusiness braucht ein wenig Zeit, ist aber toll. [ausführliche Besprechung folgt]

3. Beirut – The Flying Club Cup
Ehrlich gesagt bedurfte es erst eines Kommentars von Daniel und eines Einsatzes bei “Weeds”, ehe ich mich mich Beirut beschäftigt habe. Inzwischen liebe ich diese Mischung aus Indiepop und verschiedensten Folklore-Einflüssen. Deshalb weise ich auch gerne auf dieses famose zweite Album hin, das eigentlich schon im Oktober erschienen ist.

4. Sigur Rós – Hvarf-Heim
Die Isländer beglücken uns in diesem Jahr nicht nur mit der sicher phantastischen, aber leider noch nicht gesehenen Tour-Dokumentation “Heima”, sie werfen auch noch ein Doppelalbum mit unveröffentlichten Songs und Akustikversionen auf den Markt. Das unterscheidet sich musikalisch nicht allzu sehr von den letzten Alben, aber das macht ja nichts, denn es ist natürlich trotzdem toll. Genau die richtige Musik, um an einem nasskalten Dezembernachmittag auf dem Bett zu liegen, die Decke anzustarren und von besseren Tagen zu träumen.

5. New Young Pony Club – Fantastic Playroom
Die (durchaus charmante) Single “Ice Cream” hatte ich irgendwie immer für was neues von Peaches gehalten. Das Album vom New Young Pony Club klingt insgesamt nach Talking Heads und Blondie (oder in heutigen Dimensionen The Sounds oder eben Peaches) und ist eben ziemlich genau das, was man von New Wave mit Sängerin erwartet. Mein Gott, das klingt wie ein Verriss, ist aber durchaus nett gemeint. Reinhören lohnt sich!

Songs
1. The Wombats – Let’s Dance To Joy Division
Hatte ich nicht oben schon geschrieben, wie toll das Album ist und wie positiv es sich auf meine Laune auswirkt? “Let’s Dance To Joy Division” ist die Essenz des Ganzen und passt natürlich nur rein zufällig zum aktuellen Joy-Devision-ReHype.

2. Bloc Party – Flux
Es scheint dann wohl Tradition werden zu sollen, dass Bloc Party ihren Alben immer noch eine Non-Album-Track-Single hinterherschmeißen. War es vor zwei Jahren das gefällige “Two More Years”, ist es diesmal das erheblich sperrigere “Flux”, das man so irgendwie nicht erwartet hätte und das einen trotzdem nicht groß verwundert. Bei Bloc Party muss man anscheinend mit allem rechnen, vor allem aber mit durchweg guten Songs.

3. Nada Surf – See These Bones
Der erste Vorbote des neuen Nada-Surf-Albums, den man sich hier kostenlos herunterladen kann, blieb letzte Woche leider ungespielt (in Bielefeld war er hingegen zu hören). Das Lied macht da weiter, wo die Band auf “The Weight Is A Gift” aufhörte und überbrückt die Wartepause bis zum neuen Album “Lucky” im Februar.

4. Linkin Park – Shadow Of The Day
Als ich die Single zum ersten Mal hörte (passenderweise auf WDR 2), dachte ich, Bono von U2 habe sich irgendwie die Stimme ruiniert. Es waren aber faszinierenderweise Linkin Park, von denen ich nie so recht weiß, wie ich sie finden soll. Das Video sieht auch verdächtig nach U2 aus, aber ich glaube, das macht den Charme dieses Songs aus.

5. The Hoosiers – Worried About Ray
Zugegeben: Eigentlich ist das Video mit seiner großartigen Hommage an Ray Harryhausen ein Stück besser als der Song selbst. Trotzdem haben wir es auch hier wieder mit einem Zwei-Minuten-Fünfzig-Indieschlager zu tun, der niemandem weh tut und die Tanzflächen füllen dürfte. Das Lied auf dem Radiowecker und der Tag begönne gut.

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Musik

Lieder für die Ewigkeit: U2 – Beautiful Day

See the bird (with no leaf in her mouth)

Es gibt ungefähr gleich viele Gründe, U2 zu lieben, wie sie zu hassen. Man muss das Pathos mögen, das sie fast unentwegt verbreiten, sonst hat man keine Chance. Man muss damit klar kommen, dass Sänger Bono sich mitunter aufführt wie der uneheliche Sohn von Mutter Theresa und Al Gore, aber immerhin schöner singen kann. Aber man muss nur mal das langgezogene Intro von “Where The Streets Have No Name” hören, um das Prinzip Stadionrock zu verstehen.

U2 hatten in meiner musikalischen Früherziehung nur eine Nebenrolle gespielt, im Plattenschrank meiner Eltern findet sich bis heute kein einziges Album der Iren. 1998 wünschte ich mir das “Best Of 1980-1990” zu Weihnachten und hörte die nächsten Wochen und Monate “I Still Haven’t Found What I’m Looking For”, “Sunday Bloody Sunday” und “With Or Without You”. U2 waren die erste Rockband in meinem Regal.

Im Herbst 2000 erschien dann “All That You Can’t Leave Behind”, der von den Fans heiß erwartete “Pop”-Nachfolger. Da mir die Experimente der Neunziger Jahre quasi komplett unbekannt waren, war der Übergang vom Achtziger-Best-Of fließend. Es war die Zeit, wo man CDs am Donnerstag nach Erscheinen kaufte (weil der örtliche Elektronikhändler dann seine Angebote rausbrachte) und erstmal fünf- bis zwanzigmal hintereinander hörte.

Auf “All That You Can’t Leave Behind” ist mit “Stuck In A Moment You Can’t Get Out Of” der vielleicht beste Song der ganzen Bandgeschichte enthalten, aber nachhaltiger hat mich das euphorische “Beautiful Day” beeindruckt. Der Rhythmus, den Larry Mullen dort klopft, war damals noch neu – heute kommt er in jedem zweiten Song von Coldplay, Snow Patrol oder Jimmy Eat World vor. Das Gitarrenspiel von The Edge hat mich damals tagelang in meinem Zimmer festgehalten, wo ich versuchte, diese nebensächliche Eleganz auf der Konzertgitarre meiner Schwester nachzuempfinden. Der Text grub sich durch das unzählige Nochmal-Hören tief in meine Gehirnwindungen ein, obwohl ich bis heute nicht genau weiß, was er eigentlich aussagen soll. Und dann war da noch dieses Video von Meisterregisseur Jonas Åkerlund:

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Wann immer ich danach in einem Flugzeug saß und mir kurz vor dem Start doch ein wenig mulmig wurde, summte ich diesen Song vor mich hin und stellte mir vor, wir würden jetzt direkt über die auf der Startbahn rockende Band fliegen.

Ich würde mich bis heute nicht als U2-Fan bezeichnen. Ich kaufe mir die Alben, ich mag fast alles, was die Band macht, aber es fehlt trotzdem noch etwas bis zu der kultischen Verehrung, die ich beispielsweise R.E.M. oder Travis entgegenbringe. Trotzdem: Als “Beautiful Day” auf meiner Fahrt nach Berlin im ICE-Bordradio lief, wurde ich plötzlich so entspannt und gut gelaunt, dass mir das ganze Theater drumherum egal wurde. Da wusste ich: das Lied ist ein Fall für diese Rubrik.