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Jetzt oder Apophänie

Täglich gibt es neue Erkenntnisse, Spekulationen und Mutmaßungen über die rechtsradikal motivierte Mordserie, die die Presse etwas widerwillig nicht mehr als “Döner-Morde” zu bezeichnen versucht.

Seit Montag berichten die Medien darüber, dass es eventuell eine wie auch immer geartete Verbindung zwischen der im Rahmen der Mordserie ebenfalls erschossenen Polizistin und den Mördern gegeben haben könnte.

Der Artikel bei “Spiegel Online” endet mit den Worten:

In Polizeikreisen kursiert inzwischen eine neue Theorie der Tat: Demnach könnten sich die abgetauchten Rechtsterroristen und mutmaßlichen Killer, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, von der Beamtin erkannt gefühlt haben. Vielleicht führten die Neonazis etwas anderes im Schilde, als Kiesewetter und ihr Kollege Martin A. dem Duo zufällig über den Weg liefen. Das erklärte, warum die Täter das Risiko auf sich nahmen, zwei bewaffnete Polizisten am helllichten Tag auf einem belebten Platz niederzuschießen. Sie glaubten, umgehend handeln zu müssen.

Das war nicht von Anfang an der letzte Absatz. In der ersten Version folgten noch zwei weitere Sätze:

Offiziellen Angaben zufolge machten die Beamten an diesem brüllend heißen 25. April 2007 gerade eine Pause, als sie attackiert wurden. Und dem Vernehmen nach aßen sie dabei Döner.

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Rundfunk Fernsehen

“Hoffentlich sieht das keiner!” [Teil 2]

Wo wir schon gerade dabei sind, über die Programmplanung des ZDFs zu motzen: Ein Schicksal, das dem von Charlotte Roche und Gert Scobel nicht unähnlich ist, widerfährt der ausgezeichneten Fernsehserie “Veronica Mars” im Zweiten nun schon seit über einem Jahr. Ursprünglich am Samstag Nachmittag um 14 Uhr gestartet, werden die Geschichten der Highschool-Schülerin und Hilfsdetektivin mittlerweile in der Nacht von Freitag auf Samstag versendet – dann also, wenn das Zielpublikum bestimmt keine Zeit für öffentlich-rechtliches Fernsehen hat, weil es den Wochenendporno auf Kabel 1 gucken muss.

Warum es schade ist um “Veronica Mars”? Weil die Serie – man kann sie wahlweise als “O.C. California Deluxe” oder “Twin Peaks Light” verfolgen – neben einer großartig konstruierten Haupthandlung, in der Veronica versucht, den Mord an ihrer besten Freundin aufzuklären und nach ihrer verschwundenen Mutter sucht (ist viel spannender, als es klingt), immer wieder mit kleinen Nebenschauplätzen verblüfft, die ebenso komplex und clever aufgebaut werden wie die eigentliche Geschichte. Weil die aufwendig entworfenen und durchgängig hervorragend besetzten Charaktere über die häufig üblichen drei Eigenschaften pro Person hinausgehen, sehr realistisch gezeichnet werden und ein glaubhaftes Bild von amerikanischen (Nobel-)Highschools vermitteln. Weil gerade der spielerische Umgang zwischen Veronica (Kristen Bell) und ihrem Vater Keith (Enrico Colantoni) durch trockenen, schlagfertigen Humor besticht. Und weil die Serie nicht zuletzt in ihren Film-Noir-informierten Rückblenden immer wieder mit visueller Brillanz überrascht.

Im ZDF steckt die Serie derzeit in der Mitte der zweiten Staffel, was Quereinsteigern den Zugang zusätzlich erschweren dürfte. Eigentlich ist “Veronica Mars” aber ohnehin eine klassische DVD-Serie, weshalb eher dazu geraten sei, die zwei bisher (nur als Region-1-DVDs) erschienen Staffeln über amazon.co.uk zu importieren. Das dann aber dringend.

[Zur Verteidigung des ZDFs sei fairerweise gesagt, dass die Serie auch in den USA trotz sehr guter Kritiken (bei Popmatters wurde sie bspw. zur TV-Show des Jahres 2006 gewähtl) nur wenig Anklang fand und vor wenigen Wochen nach drei Staffeln beendet wurde. “Veronica Mars”-Erfinder Rob Thomas denkt nun darüber nach, die Geschichte als Kinofilm und/oder Comic weiter zu erzählen.]