Der WDR präsentiert dem geneigten Zuschauer in seiner Sendung “Wunderschönes NRW” in regelmäßigen Abständen sehenswertes des Landes. Zu diesem Zwecke fährt Moderator Bernd Müller mit einem Oldtimer gerne mal durch die Weltgeschichte und besucht Land, Leute und sonstiges.
Am heutigen Abend durfte ich einer Darstellung meiner Heimat beiwohnen, denn der gute Mann tuckerte ins sogenannte “Wesertal”. Gezeigt wurden wirklich bemerkenswerte Dinge: Eine Ölmühle in Bevern (das liegt am Solling), diverse Heilbäder (Oeynhausen, Driburg, Lippspringe…), eine Porzellanmanufaktur in Fürstenberg und ein Besuch im wunderschönen Minden (letzteren Kommentar darf man gerne darauf zurückführen, dass ich in Minden weite Teile meines Lebens verbracht habe, bzw. in der Nähe der Stadt).
In eben jener Stadt traf sich Müller mit Peter Hahne an der sogenannten Schiffmühle, redete mit ihm über seine Kindheit in der Weserstadt und Hahnes erste Freundin Doris. Außerdem kam die Tatsache zu Tage, dass einer seiner Lehrer ihn dazu gebracht hat, sich für Theologie und Journalismus zu interessieren. Geboren und aufgewachsen in Minden hat der bekannte Fernsehpfarrer nach wie vor eine besondere Beziehung zu seiner Heimat. Hahne hält nach wie vor am ersten Weihnachtstag einen Gottesdienst in Minden-Leteln. “Nah am Menschen”, wie er es selber nennt. Kann ich nicht beurteilen, war nie da.
Besser beurteilen kann ich da schon eher das Maß an Nähe, was die aktuell unglaublich erfolgreiche Band Marquess zumindest zu mir hat. Die Heimatstadt ihres Sängers Sascha Pierro ist nämlich auch Minden, er besuchte sogar die selbe Schule wie ich, allerdings einige Jahre vor mir. Und lebte die ersten Jahre seines Lebens ebenfalls in Hille, wie in der lokalen Presse sehr ausufernd zu lesen ist.
Freiheit, draußen toben, die Natur genießen, das war schon immer Saschas Welt. Zwänge dagegen engen ihn ein, ersticken seine Neugier und Kreativität. “Zum Glück habe ich coole Eltern, die mich herausfinden ließen, was mir lag”, sagt der gut aussehende Sänger. “Meine Devise lautet: einfach machen, nicht groß rumquatschen.” Mit diesem Lebensmotto macht auch die Tochter des Hiller Dorfpastors eine überraschende Erfahrung. “Ich küsste sie mit sechs Jahren auf der Schultreppe”, erinnert sich der Popstar, der bis zum siebten Lebensjahr in Hille aufwuchs, lachend.
Insgesamt 14 Jahre hat der gute Sascha mit der Top-40-Coverband Steam verbracht, die auf ungefähr jeder Hochzeit, diversen Abibällen (unter anderem dem meiner Schwester) und Sportfesten auf der Bühne stand. Kaum eine größere Feier, auf der man nicht auf die Band gestoßen ist.
Umso kurioser, dass er nun mit seiner neuen Band Marquess mit “Vayamos Companeros” einen der Sommerhits des Jahres geliefert hat. Und dann noch in Betracht zieht, dass Sascha mit einem spanischsprachigen Song Erfolg hat, wo er doch Halbitalieniener ist…
Auf jeden Fall: Da sag nochmal einer, aus der Provinz kommt nichts erfolgreiches. Ob man das dann auch noch gut finden muss, muss ja jeder selbst wissen.