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Skandale abblasen mit der „WAZ“

Wir müs­sen noch­mal auf die Ankün­di­gung des Ryan­air-Chefs Micha­el O’Lea­ry zurück­kom­men, sei­ne Air­line wer­de bald Trans­at­lan­tik­flü­ge mit „beds and blo­wjobs“ anbie­ten. Das hat­te ja zumin­dest die „WAZ“ am ver­gan­ge­nen Mitt­woch berich­tet.

Zum einen habe ich inzwi­schen den Hin­weis erhal­ten, der Aus­druck sei zumin­dest im Iri­schen eini­ger­ma­ßen umgangs­sprach­lich für „voll­ende­ten Ser­vice“, was bedeu­ten wür­de, dass es sich bei der Ankün­di­gung streng genom­men noch nicht mal um einen „Witz“, son­dern schlicht um ein kul­tu­rel­les Miss­ver­ständ­nis gehan­delt hät­te. Da man aber von deutsch­spra­chi­gen Jour­na­lis­ten kei­ne Tief­en­kennt­nis­se in spe­zi­el­le­rer iri­scher Umgangs­spra­che erwar­ten kann, soll uns die­ses Detail mal egal sein.

Zum ande­ren aber bleibt die „WAZ“ auch in ihrem Inter­net­por­tal derwesten.de wei­ter­hin bei ihrer Dar­stel­lung. Katha­ri­na Bor­chert, Chef­re­dak­teu­rin bei derwesten.de, hat­te mir am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag auf Anfra­ge mit­ge­teilt, es wer­de nach Rück­spra­che mit dem Autor einen Bei­trag im Kor­rek­tur­blog und einen ent­spre­chen­den Hin­weis dar­auf unter dem eigent­li­chen Arti­kel geben, von bei­dem fehlt aber bis­her jeder Spur.

Wolf­gang Pott, der Autor des besag­ten Arti­kels, hat auf mei­ne E‑Mail vom Don­ners­tag bis­her gar nicht nicht reagiert. Das muss er natür­lich nicht, aber es wäre ja schon inter­es­sant gewe­sen zu erfah­ren, ob wäh­rend der Pres­se­kon­fe­renz davon aus­zu­ge­hen war, dass Micha­el O’Lea­ry sei­ne Ankün­di­gung ernst gemeint haben könn­te; ob die „WAZ“ sich noch ein­mal bei Micha­el O’Lea­ry oder ande­ren Ryan­air-Ver­ant­wort­li­chen nach der Ernst­haf­tig­keit der Ankün­di­gung erkun­digt hat­te, und ob die „WAZ“ den Scherz als sol­chen auf­klä­ren wer­de. (Letz­te­res lässt sich mit­hil­fe des Online­auf­tritts und der Zei­tun­gen der letz­ten Tage natür­lich auch ganz leicht sel­ber mit „ver­mut­lich nicht“ beant­wor­ten.)

Sogar bei Bild.de, wo die Geschich­te am Don­ners­tag auf­ge­grif­fen hat­te, hat man her­aus­fin­den kön­nen, dass O’Lea­rys Ankün­di­gung nicht ganz ernst gemeint war. Mehr noch: das Video, das Bild.de von der Pres­se­kon­fe­renz ver­öf­fent­licht, ver­weist einen wei­te­ren Satz des „WAZ“-Artikels ins Reich der künst­le­ri­schen Frei­heit.

Sogar die Pres­se­spre­che­rin zu sei­ner Lin­ken ver­schluckt sich bei­na­he, woll­te sie doch gera­de am Was­ser­glas nip­pen.

Von der lau­en Anspie­lung mal ab: die Pres­se­spre­che­rin neben Micha­el O’Lea­ry will im Video weder „gera­de am Was­ser­glas nip­pen“, noch „ver­schluckt“ sie sich „bei­na­he“ – sie lächelt viel­mehr höf­lich, wäh­rend ihr Chef sei­ne Sprü­che reißt.

Über­haupt, das Kor­rek­tur­blog des Wes­tens: Näh­me man es ernst, hät­te „Der Wes­ten“ seit sei­nem Start im ver­gan­ge­nen Okto­ber gan­ze sechs Feh­ler gemacht – davon drei, die aufs Kon­to der Tech­nik gehen.

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Rundfunk

Brüh im Lichte revisited

Deutschlandfahne (Symbolbild)

Deut­sche Medi­en­nut­zer sind genüg­sam, sie neh­men fast alles hin. Manch­mal schrei­ben sie einen empör­ten Leser­brief, wenn sie eine Kari­ka­tur nicht ver­ste­hen, aber ansons­ten sind sie still.

Nur zwei Sachen neh­men die Deut­schen ihren Medi­en übel: Wenn Frau­en den Namen eines Fuß­ball­ver­eins nicht rich­tig aus­spre­chen, und wenn sich „Tagesthemen“-Grafiker bei der Natio­nal­flag­ge ver­tun.

Dann war da eben mal für eine hal­be Minu­te eine rot-schwarz-gel­be Fah­ne zu sehen. Das ist pein­lich und ange­sichts der Voll­be­flag­gung von Wohn­häu­sern, Auto­mo­bi­len und Fahr­rä­dern die­ser Tage auch eini­ger­ma­ßen über­ra­schend. Die Kol­le­gen von DWDL.de haben’s gese­hen und auf­ge­schrie­ben, weil man das als Medi­en­ma­ga­zin natür­lich so macht. Hät­te ich ja auch getan.

Heu­te ist die Geschich­te aber das The­ma am ers­ten fuß­ball­frei­en Tag seit Wochen: Ganz groß auf der „Bild“-Zeitung, wo man sich mit gelb, rot und schwarz super aus­kennt, und in nahe­zu jedem ver­damm­ten Online-Medi­um.

Natür­lich darf auch, wer sel­ber ger­ne Feh­ler macht, sich über die Feh­ler ande­rer lus­tig machen – sonst gäbe es ja von heu­te auf mor­gen kei­nen Medi­en­jour­na­lis­mus mehr. Und natür­lich ist die Art und Wei­se, wie „ARD aktu­ell“ auf den „Vor­fall“ reagiert hat (nach­zu­le­sen bei Peer), sehr viel pein­li­cher als eine feh­ler­haf­te Gra­fik.

Aber …

Gibt’s grad nichts wich­ti­ge­res?

Zum Bei­spiel die ers­te Lesung des BKA-Geset­zes am ver­gan­ge­nen Frei­tag …

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Digital

Zum Skandal aufgeblasen

Im Online­jour­na­lis­mus gibt es eine Faust­re­gel: Wo „Skan­dal“ drü­ber steht, ist mit hoher Wahr­schein­lich­keit irgend­et­was faul. Was also erwar­ten Sie, lie­be Leser, bei die­ser Über­schrift von derwesten.de?

Skandal: Ryanair will Passagieren Sex-Angebote machen. Düsseldorf. Michael O\'Leary, Vorstandschef von Europas größter Billigfluglinie Ryanair, sorgte auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf für einen handfesten Skandal.

Auf der Pres­se­kon­fe­renz hat­te Ryan­air Flü­ge in die USA für 10 Euro in der Eco­no­my Class in Aus­sicht gestellt.

In der Busi­ness-Klas­se kün­dig­te O’Lea­ry dann einen ganz beson­de­ren Ser­vice an. „Da wird es dann noch ‚Bet­ten und Blo­wjobs‘ extra für die Flug­gäs­te geben.“

Wie „hand­fest“ ((Hihihi.)) der „Skan­dal“ ist, lässt sich viel­leicht schon dar­an able­sen, dass Goog­le News zur Stun­de kei­ne ein­zi­ge Mel­dung dar­über fin­det. ((Dass derwesten.de auch ein hal­bes Jahr nach sei­nem Start noch nicht für die Nach­rich­ten-Suche von Goog­le indi­ziert ist, ist eine ande­re Geschich­te, für die bei der WAZ-Grup­pe eigent­lich ein paar Köp­fe rol­len müss­ten. Wenn es denn dort mal jemand bemerk­te.))

Beim Ramsch-Nach­rich­ten­ag­gre­ga­tor shortnews.de, wo man die Mel­dung von derwesten.de auf­ge­grif­fen hat­te, schrieb dann auch ein Kom­men­ta­tor:

„Bed and Blo­wjob“ ist umgangs­sprach­lich und bedeu­tet soviel wie Spit­zen­kom­fort. Er hät­te auch sagen kön­nen man wird in den Schlaf gewiegt oder es wird einem eine Gute­nacht­Ge­schich­te vor­ge­le­sen.

Zuge­ge­ben: das wäre mir auch mit mei­nem Abschluss in Anglis­tik nicht bekannt gewe­sen. Ers­te Umfra­gen im Bekann­ten­kreis erga­ben auch, dass „umgangs­sprach­lich“ wohl ein wenig über­trie­ben sein könn­te.

Das „Urban Dic­tion­a­ry“ erklärt „Bed & Blo­wjob“ so:

A see­dy hotel. The kind of place that may even rent rooms by the hour. A place you take a chick to sole­ly for sex.

Einig sind sich aber alle Quel­len dar­über, dass die Aus­sa­ge des für sei­ne kra­wal­li­gen Pro­mo-Auf­trit­te und sei­nen absei­ti­gen Humor bekann­ten Ryan­air-Chefs wohl auf kei­nen Fall wört­lich zu neh­men sei­en.

Mög­li­cher­wei­se ist die „Skandal“-Offensive bei derwesten.de und die anschlie­ßen­de Medi­ta­ti­on über den Begriff „Blo­wjob“ aber auch Teil des Angriffs auf „RP Online“, zu dem Bodo Hom­bach, Geschäfts­füh­rer der WAZ-Medi­en­grup­pe, kürz­lich gebla­sen ((Hihi­hihi.)) hat­te.

Nach­trag, 18. Juni 00:25 Uhr: derwesten.de hat was geän­dert. Aus der 14-zei­li­gen Mel­dung ist ein gan­zer Arti­kel gewor­den, den Sie heu­te wohl auch in der gedruck­ten „WAZ“ lesen kön­nen, und die Über­schrift sieht auch ganz anders aus:

Billigflieger: O\'Leary – der Flegel der Lüfte

Die Kom­men­ta­re dar­un­ter bezie­hen sich natür­lich noch auf die alte Mel­dung, was aber auch rela­tiv egal ist, da der Autor Wolf­gang Pott auch in sei­nem neu­en Lang­text die Aus­sa­gen von Micha­el O’Lea­ry nur all­zu wört­lich nimmt:

Die­se Flü­ge wür­den inklu­si­ve Sex zwi­schen 4000 und 5000 Euro kos­ten, sagt O’Lea­ry.

Der Umstand, dass weder „Bild“ noch „Express“ (bis­her) über die­sen „Skan­dal“ berich­ten und sich selbst das Bou­le­vard­blatt „Rhei­ni­sche Post“ zu dem The­ma aus­schweigt, soll­te der „WAZ“ zu den­ken geben.

Jens weist übri­gens im Pott­blog dar­auf hin, dass derwesten.de ent­ge­gen mei­ner Aus­sa­gen „sehr wohl“ bei Goog­le News auf­tau­che. Eine kur­ze Stich­pro­be mei­ner­seits mit den Such­be­grif­fen „Ryan­air“, „Dins­la­ken“, „Bochum“ und „Ulrich Reitz“ (Chef­re­dak­teur der „WAZ“) erbrach­te exakt drei Tref­fer von derwesten.de in den letz­ten zwölf Stun­den (alle drei bei „Bochum“). Das wür­de ich in einem Moment gro­ßer Güte und Gelas­sen­heit als „aus­bau­fä­hig“ bezeich­nen.

Nach­trag, 18. Juni 16:10 Uhr: oe24.at (es sind meis­tens die Öster­rei­cher) hat­te die Mel­dung ursprüng­lich unter dem Titel „Ryan­air bie­tet bald Über­see-Flü­ge inklu­si­ve Sex“ auf­ge­grif­fen. Der Arti­kel klingt nun ganz anders und heißt jetzt „Über­see-Flü­ge inklu­si­ve Sex nur Scherz“.

Noch span­nen­der ist aller­dings, dass es bei derwesten.de einen wei­te­ren Arti­kel zum The­ma gibt – aller­dings aus der „NRZ“ und nicht aus der „WAZ“. Dort heißt es:

Und in der Busi­ness-Klas­se wer­de es einen Extra-Ser­vice für rei­che Rei­sen­de geben: „Bet­ten und Blo­wjobs”. – Der Ryan­air-Chef grinst über sei­nen ver­meint­li­chen Scherz zu sei­nen US-Flug­plä­nen so breit, wie sich die Gol­den Gate Bridge über die Bucht von San Fran­cis­co spannt.

Ein „ver­meint­li­cher Scherz“, aha. (Und die Gol­den Gate Bridge über­spannt natür­lich nicht wirk­lich die San Fran­cis­co Bay, son­dern die namens­ge­ben­de Meer­enge, die zwi­schen Bay und Pazi­fik liegt.)

Nach­trag, 18. Juni 23:50 Uhr: Es ist wohl end­lich ein Jour­na­list auf die Idee gekom­men, mal bei Ryan­air nach­zu­fra­gen. Die öster­rei­chi­sche „Kro­nen­zei­tung“ war’s:

„Das kann ich nicht bestä­ti­gen, das sind defi­ni­tiv nicht die Plä­ne von Herrn O’Lea­ry“, sag­te eine Ryan­air-Pres­se­spre­che­rin am Mitt­woch auf Anfra­ge. Es habe sich schlicht um einen Witz gehan­delt.

Einen schö­nen Gruß nach Essen gab’s auch noch:

„Vie­le Leu­te haben dar­über gelacht“, sag­te die Pres­se­spre­che­rin. Doch offen­bar haben nicht alle den Witz als Witz ver­stan­den.

Auch shortnews.de stell­te dar­auf­hin rich­tig – natür­lich ohne Hin­weis in der Ursprungs­mel­dung.

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Print

Frau im Spiegel

Viel­leicht wer­den wir nie genau erfah­ren, was eigent­lich vor­ge­fal­len ist in den Redak­ti­ons­räu­men von „Emma“. War­um sich Lisa Ort­gies, die gera­de als neue Chef­re­dak­teu­rin ein­ge­ar­bei­tet wer­den soll­te, nicht „für die umfas­sen­de Ver­ant­wor­tung einer Chef­re­dak­teu­rin“ „eig­net“. War­um eine Fern­seh­jour­na­lis­tin, die „bis dahin noch nie als Redak­teu­rin oder Res­sort­lei­te­rin, geschwei­ge denn als Chef­re­dak­teu­rin gear­bei­tet“ hat­te, „ganz und gar über­ra­schend für alle“ „die Fal­sche zu sein scheint“. Ob der Satz „Im Sin­ne von Lisa Ort­gies wird es hier­zu kei­ne wei­te­re Stel­lung­nah­me von EMMA geben“ viel­leicht das bös­ar­tigs­te Arbeits­zeug­nis aller Zei­ten dar­stellt. Und war­um man bei „Emma“ – ent­ge­gen der eige­nen Ankün­di­gung – immer noch nach­tre­ten muss.

Aber wenigs­tens erklärt uns Ali­ce Schwar­zer jetzt, war­um die­se Per­so­na­lie so hoch­ge­kocht wur­de:

Auf­merk­sa­men Zeit­ge­nos­sIn­nen wird es nicht ent­gan­gen sein: Im Klei­nen lau­fen die­se Hetz­kam­pa­gnen gegen Ali­ce & EMMA ritu­ell alle paar Jah­re, im Gro­ßen etwa im Zehn-Jah­res-Rhyth­mus. Der Anlass ist belie­big, jeder Vor­wand ist will­kom­men. Zum Bei­spiel eine Per­so­na­lie, die bei jedem ande­ren Ver­lag ein Drei­zei­ler oder eine ein­ma­li­ge klei­ne Glos­se wäre.

Ent­schul­di­gung. Den letz­ten Satz habe ich unvoll­stän­dig zitiert. Frau Schwar­zer hat näm­lich noch ein kna­cki­ges Bei­spiel parat:

Zum Bei­spiel eine Per­so­na­lie, die bei jedem ande­ren Ver­lag ein Drei­zei­ler oder eine ein­ma­li­ge klei­ne Glos­se wäre (wie im Fal­le Spie­gel vor eini­gen Mona­ten).

[via]

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Rundfunk Digital

Und jährlich grüßt der GOA

Im Pres­se­zen­trum des Medi­en­fo­rums NRW wuseln gera­de alle ganz hek­tisch durch­ein­an­der. Nein, das ist falsch: In Wahr­heit ste­hen wir hier, lachen uns kaputt und schüt­teln mit dem Kopf.

Da hat­te sich das Grim­me-Insti­tut sol­che Mühe gege­ben, ein ähn­li­ches Desas­ter wie im Vor­jahr zu ver­hin­dern, als die Preis­trä­ger des Grim­me Online Awards schon Tage vor der Preis­ver­lei­hung im Netz stan­den. Selbst WDR-Inten­dan­tin Moni­ka Piel, von der am Mon­tag alle dach­ten, dass sie sich ver­plap­pert hät­te, als sie in der Hit­ze der Dis­kus­si­on ver­kün­de­te, sie (ja: sie) bekom­me die­ser Tage einen Preis für ein Online-Spe­cial über Welt­re­li­gio­nen, hat­te ein­fach nur „Nomi­nie­rung“ und „Aus­zeich­nung“ ver­wech­selt und damit noch nichts ver­ra­ten.

Aber dann … ja, dann hat kress.de die Gewin­ner ein­fach raus­ge­hau­en:

„Infor­ma­ti­on“:
Stö­rungs­mel­der
WDR Media­thek regio­nal

„Wis­sen und Bil­dung“:
kids-hot­line
Zeitzeugengeschichte.de

„Kul­tur und Unter­hal­tung“:
Intro.de
Lite­ra­tur­port

„Spe­zi­al“:
Hobnox.com

Publi­kums­preis:
San­dra Scha­dek – ALS

Aber die Preis­ver­lei­hung heu­te Abend wird sicher trotz­dem nett.

Nach­trag 15:31 Uhr: kress.de waren offen­bar noch nicht mal die ers­ten. Um 13:20 Uhr war die Geschich­te schon bei informationweek.de online gegan­gen, wo sie um 15:30 Uhr wie­der ver­schwand.

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Rundfunk

Die Models und die Schnüffler

Heu­te wäre ich wirk­lich ger­ne mal Mäus­chen in den Räu­men von Pro­Sie­ben. Denn egal, wie gut die Quo­ten des gro­ßen Fina­les der drit­ten Staf­fel „Germany’s Next Top­mo­del“ aus­fal­len wer­den: es wird dis­ku­tiert wer­den.

Seit Mit­te April kur­sier­te eine Lis­te, wel­che Kan­di­da­tin wann aus­schei­den wird, im Inter­net zir­ku­lier­te. ((Zwar sind Wan­da und Caro­lin nicht in einer Fol­ge gemein­sam raus­ge­flo­gen, wie es die Lis­te pro­phe­zeit hat­te, aber ich wür­de nicht aus­schlie­ßen, dass der Sen­der die Zeit genutzt hat, um die letz­ten Epi­so­den noch ein biss­chen so umzu­schnei­den, dass die Lis­te wenigs­tens in die­sem einen Punkt nicht ganz stimm­te.)) Die Fol­gen, die in aller Welt und zuletzt in Los Ange­les spiel­ten, waren da wohl längst im Kas­ten.

Am 22. Mai schrieb die Ber­li­ner „B.Z.“ dann (online nicht auf­find­bar):

Jetzt erfuhr B.Z.: Jen­ni­fer soll bereits für eine gro­ße TV-Zeit­schrift foto­gra­fiert wor­den sein – als Sie­ge­rin!

Gegen die­se Theo­rie spricht frei­lich, dass die drei ver­blie­be­nen Kan­di­da­tin­nen mei­ner Mei­nung nach alle­samt nicht über genug Schau­spiel­ta­lent ver­fü­gen, um in der gest­ri­gen Auf­zeich­nung so über­rascht tun zu kön­nen.

Ges­tern um 18:17 Uhr stand dann aber bei dernewsticker.de, dass Jen­ni­fer das soeben auf­ge­zeich­ne­te Fina­le gewon­nen hat­te – dabei hat­te man sich bei Pro­Sie­ben offen­bar noch die Mühe gemacht, eine auto­ma­ti­sier­te Ver­brei­tung der Gewin­ne­rin wie im letz­ten Jahr zu ver­mei­den.

Aber dann war da noch die offi­zi­el­le Pro­Sie­ben-Web­site zur Sen­dung, die nach dem gest­ri­gen Fina­le für min­des­tens eine Stun­de so aus­sah:

Lena Gercke ist Germany’s Next Topmodel

(Lena Gercke ist die Gewin­ne­rin der ers­ten „Topmodel“-Staffel.)

Ansons­ten bot der Abend mit­tel­gu­te Unter­hal­tung in schwa­cher Qua­li­tät. Wäh­rend die ein­zel­nen Epi­so­den von „GNTM“ sonst nicht ganz lieb­los pro­du­ziert waren und mit dem einen oder ande­ren Augen­zwin­kern auf­war­te­ten, wirk­te das auf­wän­di­ge Fina­le wie die drit­te Stell­pro­be einer durch­schnitt­li­chen Sams­tag­abend­show: die Bild­re­gie war anschei­nend nicht besetzt (Hei­di Klum: „Jen­ni­fer, Du bist wei­ter!“, Schnitt auf – Jani­na), man­che Schnit­te waren so hart und offen­sicht­lich, dass sie jedem Lai­en auf­fal­len muss­ten. Dafür hat­te man die schlimms­ten Ver­hed­de­run­gen in Hei­di Klums „Mode­ra­ti­on“ drin gelas­sen – nach­dre­hen wäre wohl auch schwie­rig gewor­den, denn so wie die Sen­dung klang und aus­sah, gab es kein Skript.

Kurz­um: Das Fina­le, bei den meis­ten Cas­ting­shows ja eh das egals­te, wirk­te wie irgend­ein belie­bi­ger offe­ner Kanal, kos­te­te aber ver­mut­lich des­sen Jah­res­etat. Dafür gab es stän­dig Wer­bung und – wenn gera­de kei­ne Wer­bung lief oder ein­ge­blen­det war – Hin­wei­se auf die Volks­wa­gen, die alle drei Fina­lis­tin­nen mit nach hau­se neh­men durf­ten.

Gera­de im Bezug auf die omi­nö­se Lis­te soll­te sich Pro­Sie­ben eine Lösung ein­fal­len las­sen, wie man ähn­li­ches in der kom­men­den Staf­fel umge­hen kann. Ande­rer­seits: Auch wenn ein Groß­teil der Zuschau­er bereits vor­her wuss­te, wer raus­flie­gen und wer gewin­nen wür­de – es war trotz­dem die erfolg­reichs­te „Topmodel“-Staffel bis­her.

[teil­wei­se via Tho­mas Knü­wer und jovels­te­fan]

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Digital Kultur

Kunst im Alltag: Mediengruppe RP „RP Online“

Ich habe mich geirrt, all die­se Jah­re.

Ich hat­te ja allen Erns­tes gedacht, „RP Online“ sei ein Nach­rich­ten­por­tal im Inter­net. Wer „RP Online“ aber mit den Maß­stä­ben des Online­jour­na­lis­mus misst, bekommt Blut­hoch­druck und schlech­te Lau­ne. Noch mehr, als wenn man in der gro­ßen Print-Schwes­ter „Rhei­ni­sche Post“ nach Jour­na­lis­mus sucht.

Jetzt habe ich end­lich ver­stan­den: „RP Online“ ist ein Mul­ti­me­dia-Kunst-Pro­jekt. Die zahl­rei­chen Agen­tur­mel­dun­gen, die unter dem eige­nen Kür­zel „RPO“ Wort für Wort über­nom­men wer­den, ste­hen in der Tra­di­ti­on der Rea­dy-mades von Mar­cel Duch­amp. Die Hei­li­gen­ver­eh­rung für den jüngst ver­stor­be­nen Düs­sel­dor­fer Ober­bür­ger­meis­ter muss ver­mut­lich als Neu­in­ter­pre­ta­ti­on von Andy War­hols „Mao“ gese­hen wer­den. Dada ist eh min­des­tens die Hälf­te der Inhal­te.

Und wenn „RP Online“ heu­te ab 13 Uhr im „Retro-Ticker“ das EM-Vier­tel­fi­na­le zwi­schen Eng­land und Deutsch­land vom 29. April 1972 in Echt­zeit nach­emp­fin­den wird, ist das wahr­schein­lich ein Ver­weis auf das Doku­men­tar­thea­ter von Peter Weiss, Heinar Kipp­hardt und Rolf Hoch­huth.

Man soll­te so etwas viel stär­ker wür­di­gen.

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Digital Leben

From Despair To Where

Weil’s ja in der gro­ßen Koali­ti­on im Moment mal wie­der am Kri­seln ist, dach­te man sich bei derwesten.de, dem Inter­net­por­tal der WAZ-Grup­pe: „Da machen wir doch mal ’ne Umfra­ge mit der soge­nann­ten Sonn­tags­fra­ge.“

Etwas über­rascht dürf­ten wohl nicht nur die Mit­ar­bei­ter vom bis­he­ri­gen Ver­lauf die­ser Abstim­mung sein:

Die Leser von derwesten.de wünschen sich eine linke Bundesregierung

[Screen­shot am 30. Mai 2008 um 14:15 Uhr]

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Digital Politik

Tooooot! Tot in Düsseldorf!

Weil ich ein wenig Angst habe, mich in etwas hin­ein­zu­stei­gern, und ich beim The­ma „RP Online“ eh zu Blut­hoch­druck nei­ge, dach­te ich mir, ich fra­ge ein­fach mal Sie, die sach­kun­di­gen Leser:

Was hal­ten Sie von der Idee, die Trau­er­fei­er für den ver­stor­be­nen Düs­sel­dor­fer Ober­bür­ger­meis­ter Joa­chim Erwin mit einem Live-Ticker zu beglei­ten, ver­gleich­bar dem zum Schla­ger-Grand-Prix am letz­ten Sams­tag?

[via Tho­mas Knü­wer im Twit­ter]

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Digital

Embedded journalism

In der ver­gan­ge­nen Woche tauch­te bei You­Tube ein Video auf, dass den rus­si­schen Oppo­si­ti­ons­po­li­ti­ker und Ex-Schach­welt­meis­ter Gari Kas­pa­row auf einer Ver­an­stal­tung zeigt. Plötz­lich kommt ein männ­li­ches Geni­tal mit Rotor­blät­tern her­an­ge­schwebt, das von einem Per­so­nen­schüt­zer Kas­pa­rows unschäd­lich gemacht wird.

Soweit eine ganz inter­es­san­te Geschich­te und ein recht wit­zi­ges Video. Bei „RP Online“ ent­schied man sich heu­te, dar­über zu berich­ten – und zwar in Form eines klei­nen Ein­lei­tungs­tex­tes und einer sech­zehn­tei­li­gen Bil­der­ga­le­rie. Wer sich durch die durch­ge­klickt hat, wird mit einem Link zum Video belohnt.

Das gan­ze Elend in sech­zehn Bil­dern (kli­cken Sie auf den Strei­fen für die Groß­an­sicht):

“RP Online” fotografiert ein YouTube-Video ab

Wer nicht so viel kli­cken will:

[Direkt­link]

Über­haupt scheint es bei „RP Online“ kei­ne fes­ten Regeln zu geben, wie man mit You­Tube-Clips umzu­ge­hen hat: mal wer­den sie in den Arti­kel ein­ge­bun­den (wie im Fal­le der „Nackt-Ste­war­dess“, des „pein­li­chen Micro­soft-Vide­os“ oder der Neu­jahrs­an­spra­che von Gui­do Wes­ter­wel­le), mal wird das ent­spre­chen­de Video immer­hin ver­linkt (wie im Arti­kel über das „irre Gespenst“, in der Bil­der­ga­le­rie über den „irren You­tube-Hype um Rick Ast­ley“ oder eben ganz am Ende von Bil­der­ga­le­rien), und mal müss­ten die Leser das Video schon selbst suchen (wie bei dem „mys­te­riö­sen Zwerg“ oder – beson­ders merk­wür­dig – der vier­und­zwan­zig­tei­li­gen Bil­der­ga­le­rie „Die bes­ten You­Tube-Vide­os des Jah­res“).

PS: Wenn „RP Online“ im Fal­le des flie­gen­den Glieds übri­gens noch zwei Minu­ten recher­chiert hät­te, hät­te man noch schrei­ben kön­nen, dass es ursprüng­lich zwei flie­gen­de Phal­li gab.

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Radio Rundfunk Digital

Irgendwann nach Erfindung des Buchdrucks

Mal ehr­lich: Wie groß wäre Ihr Ver­trau­en in die jour­na­lis­ti­sche Qua­li­tät einer Radio­sen­dung, in deren Pres­se­mit­tei­lung fol­gen­der Satz steht?

In nur 15 Jah­ren ist das Inter­net für vie­le unent­behr­lich gewor­den.

(Zur Erin­ne­rung: Das World Wide Web wur­de Ende April 15 Jah­re alt, das Inter­net exis­tiert nach all­ge­mein übli­cher Zähl­wei­se seit 1969. Das hät­te man so unge­fähr auch im WDR-eige­nen Kin­der­le­xi­kon „neun­ein­halb“ nach­le­sen kön­nen.)

Falls Sie nach der Lek­tü­re des kom­plet­ten Ankün­di­gungs­tex­tes doch noch Hoff­nung auf eine sach­li­che Dis­kus­si­on haben: die Sen­dung „Hal­lo Ü‑Wagen“ läuft am Sams­tag, 31. Mai 2008 um 11:05 Uhr live auf WDR 5, dem Sen­der der ges­tern schon so stim­mungs­voll über das Inter­net berich­tet hat.

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Rundfunk

Sternstunden der TV-Geschichte

Aus aktu­el­lem Anlass füh­le ich mich ver­pflich­tet, Ihnen ein Video zu prä­sen­tie­ren, das heu­te exakt fünf Jah­re alt wird.

Für alle, die nicht per­sön­lich ange­spro­chen wer­den, beant­wor­tet der Clip immer­hin die (nie gestell­te) Fra­ge, war­um Mari­na Rin­gel nie Mode­ra­to­rin einer gro­ßen Sams­tag­abend­show gewor­den ist:

[Direkt­link]

<per­sön­li­cher Moment>Herzlichen Glück­wunsch zum Geburts­tag, Mathias!</persönlicher Moment>

PS: Ein wei­te­res Video, an des­sen Ent­ste­hung ich betei­ligt war, gibt’s im Moment im BILD­blog.