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Austisten unter sich

Ste­fan Aust wird ab 1. Janu­ar 2009 nicht mehr Chef­re­dak­teur des Ham­bur­ger Nach­rich­ten­ma­ga­zins „Der Spie­gel“ sein, das wur­de am Don­ners­tag bekannt.

Kaum war die Mel­dung raus, freu­ten sich vor allem die Blog­ger, dass der umstrit­te­ne, als Macht­mensch ver­schrie­ne Aust gehen muss und ver­lie­hen ihrer Freu­de vor allem durch Namens­wit­ze Aus­druck. Cof­fee And TV stellt die schöns­ten Wort­spiel-Über­schrif­ten vor:

Nach­trag 17:35 Uhr: Bulo von Clap hat mich noch auf die pas­sen­de Illus­tra­ti­on, die aller­dings schon fünf Mona­te alt ist, hin­ge­wie­sen.

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Licht aus, Spott an

Wie kann man heut­zu­ta­ge in Deutsch­land eigent­lich noch wirk­lich pro­vo­zie­ren? In Zei­ten, in denen schon jeder und alles mit irgend­wel­chen Nazi-Sachen ver­gli­chen wur­de, muss man sich was neu­es ein­fal­len las­sen: den Kohl-Ver­gleich.

Erfun­den hat ihn Bun­des­tags­vi­ze­prä­si­dent Wolf­gang Thier­se in der „Leip­zi­ger Volks­zei­tung“. Zumin­dest zitiert die­se ihn wie folgt:

Mün­te­fe­ring geht, weil ihm Pri­va­tes in einer ent­schei­den­den Lebens­pha­se wich­ti­ger als alles ande­re ist. Ein Ein­schnitt?

Es ist eine unpo­li­ti­sche Ent­schei­dung, dass Franz Mün­te­fe­ring sei­ne Frau in der letz­ten Pha­se ihres Lebens direkt beglei­ten will. Sei­ne Frau im Dun­keln in Lud­wigs­ha­fen sit­zen zu las­sen, wie es Hel­mut Kohl gemacht hat, ist kein Ide­al. Ohne dass das ver­gleich­bar wäre. Die Poli­tik ist nicht das Aller­wich­tigs­te. Man soll­te sich in sol­chen Pha­sen das Recht neh­men, auch ein­mal still zu hal­ten. Es ist nicht so, dass man ein Schwäch­ling ist, wenn man nicht immer sofort in die­sen unmensch­li­chen Ent­schei­dungs­druck ver­fällt.

Zitat: lvz-online.de

Zur Erin­ne­rung: Han­ne­lo­re Kohl, die Frau von Ex-Bun­des­kanz­ler Hel­mut Kohl, litt schon wäh­rend des­sen Amts­zeit an einer schwe­ren Licht­all­er­gie, die sie zuletzt dazu zwang, in einem völ­lig abge­dun­kel­ten Haus zu leben, und nahm sich im Juli 2001 das Leben (vgl. dazu auch die­ses geschmack­vol­le „Spiegel“-Titelbild).

So, wie Thier­se von der „Leip­zi­ger Volks­zei­tung“ zitiert wird, wäre das natür­lich eine etwas unglück­li­che, viel­leicht auch schlicht­weg geschmack­lo­se Äuße­rung. Thier­se sah sei­ne Aus­füh­run­gen zunächst ein­mal als „falsch und ver­kürzt“ wie­der­ge­ge­ben und schrieb dem Alt­kanz­ler einen per­sön­li­chen Brief, in dem er bedau­er­te, dass „ein fal­scher Ein­druck ent­stan­den sei“. (Man beach­te dabei den alten PR-Trick und bedaue­re nicht sei­ne Äuße­run­gen, son­dern den Ein­druck, der durch sie ent­stan­den sein könn­te.)

Unter­des­sen schrien Poli­ti­ker aller Par­tei­en schon Zeter und Mor­dio und ver­such­ten, die Num­mer zu einem Rie­sen­skan­dal hoch­zu­ju­beln, in des­sen Wind­schat­ten die heu­ti­ge Diä­ten­er­hö­hung medi­al unter­ge­hen könn­te.

Wer ver­ste­hen will, wie Poli­tik und Medi­en heut­zu­ta­ge funk­tio­nie­ren, muss nur die­sen Arti­kel bei n‑tv.de lesen:

„Die Äuße­run­gen von Herrn Thier­se sind für mich mensch­lich zutiefst unver­ständ­lich. Sie gren­zen für mich an Nie­der­tracht“, sag­te Mer­kel der „Bild“.

[…]

Uni­ons-Frak­ti­ons­chef Vol­ker Kau­der (CDU) sprach von einem „Tief­punkt im Umgang“ unter Kol­le­gen. CSU-Lan­des­grup­pen­chef Peter Ram­sau­er sag­te, ein Bedau­ern rei­che „hin­ten und vor­ne nicht“. „Das ist des Deut­schen Bun­des­tags nicht wür­dig. FDP-Chef Gui­do Wes­ter­wel­le hat recht, wenn er sagt, er kann sich durch einen sol­chen Vize­prä­si­den­ten nicht reprä­sen­tiert füh­len.“ Wes­ter­wel­le sprach im „Köl­ner Stadt-Anzei­ger“ von „unter­ir­di­schen“ Äuße­run­gen.

Sie sehen schon: Die reden alle über­ein­an­der und mit der Pres­se, aber in kei­nem Fall mit­ein­an­der – und das Volk sitzt dane­ben wie das Kind geschie­de­ner Eltern, die nur noch über ihre Anwäl­te mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren.

Im „Bild“-Artikel kom­men noch ein paar wei­te­re Hoch­ka­rä­ter zu Wort:

Hes­sens Minis­ter­prä­si­dent Roland Koch (CDU) empört: „Schä­big und geschmack­los!“ Jun­ge-Uni­on-Chef Phil­ipp Miß­fel­der: „Par­tei­chef Kurt Beck muss Thier­se sofort zur Ord­nung rufen.“

Und weil die Luft lang­sam dünn wur­de, schal­te­te Thier­se einen Gang höher und ent­schul­dig­te sich heu­te mor­gen per Brief „in aller Form“ bei Hel­mut Kohl. Rich­ti­ger noch: Er bat um Ent­schul­di­gung, was ja heut­zu­ta­ge auch eine sprach­li­che Sel­ten­heit ist.

Wie reagiert eigent­lich Kohl auf den Brief sei­nes alten Freun­des und das gan­ze Thea­ter drum her­um? Mit der ihm übli­chen staats­män­ni­schen Grö­ße und Gelas­sen­heit:

„Ich neh­me die­se Ent­schul­di­gung an. Zum Vor­gang selbst will ich sonst nichts sagen.“

Ich weiß schon, war­um der Mann auf ewig „mein“ Kanz­ler blei­ben wird.

Nach­trag 17. Novem­ber: Gera­de erst fest­ge­stellt, dass die­se ers­te öffent­li­che Erwäh­nung des Namens Hel­mut Kohl seit Mona­ten zufäl­li­ger­wei­se mit der Prä­sen­ta­ti­on des drit­ten Bands von Kohls Auto­bio­gra­fie zusam­men­fiel …

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Filmen gegen die Todesstrafe

Mein Video „Char­lot­te Roche liest BILD­blog“ ist auch bei Seven­load zu sehen, was soweit nicht unge­wöhn­lich ist, da ich es selbst dort hoch­ge­la­den habe.

Etwas irri­tiert bin ich aber über die letz­te Zei­le der Sta­tis­tik „Web­sites, die auf die­ses Video ver­wei­sen“:

1 mal angesehen auf tagesschau.de
Screen­shot: Sevenload.com

Nun fin­de ich auf http://www.tagesschau.de/ausland/todesstrafe6.html eine gan­ze Men­ge, aber nichts, was auch nur ansatz­wei­se auf einen Zusam­men­hang mit mei­nem Video hin­deu­ten könn­te.

Hat irgend­je­mand, der sich mit die­sem Inter­netz bes­ser aus­kennt als ich, viel­leicht eine Idee?

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Charlotte Roche las BILDblog

Die Maß­ein­heit für ver­spä­tet vor­ge­tra­ge­ne Zeit­geist­the­men heißt „Poly­lux“. Ent­spre­chend unan­ge­nehm ist es mir, mei­nen eige­nen klei­nen Film mit ein paar Impres­sio­nen der BILD­blog-Lesung erst jetzt, nach vol­len sie­ben Tagen, prä­sen­tie­ren zu kön­nen. Er hing so lan­ge hin­ter den sie­ben Har­den­ber­gen, bei den sie­ben Har­den­zwer­gen fest. Oder auf deutsch: Es gab erheb­li­che tech­ni­sche Schwie­rig­kei­ten, die zu 85% auf mei­ner gerin­gen Weit­sicht beruh­ten.

Aber jetzt ist er ja end­lich da und Sie sol­len ohne wei­te­re zu Gesicht bekom­men, wie es war, als Char­lot­te Roche, die in Wirk­lich­keit noch char­man­ter, aber auch noch ein biss­chen klei­ner ist als im Fern­se­hen, BILD­blog las:

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Rundfunk Digital Gesellschaft

Wo die Maus die Locken hat

Ich bin der Mei­nung, wir hat­ten die­se Woche noch nicht genug Puber­täts- und Nacke­dei­con­tent. Das lässt sich aber ganz schnell ändern:

Letz­ten Frei­tag ver­öf­fent­lich­te „Spie­gel Online“ einen Arti­kel unter der Über­schrift „Wir­bel um Vanes­sa Hud­gens: Die Tee­nie­stars und das sehr pri­va­te Foto“. Wir­bel um mir per­sön­lich völ­lig unbe­kann­te Men­schen fin­de ich immer inter­es­sant und so erfuhr ich, dass Vanes­sa Hud­gens in dem pop­kul­tu­rel­len Ereig­nis unse­rer Zeit mit­ge­spielt hat, das völ­lig an mir vor­bei­ge­gan­gen ist: „High School Musi­cal“. Der „Wir­bel“ um das „sehr pri­va­te Foto“ bestand dar­in, dass im Inter­net ein Foto auf­ge­taucht war, das die 18jährige Schau­spie­le­rin unbe­klei­det zeigt. Eine Situa­ti­on, die einer nicht gera­de gerin­gen Zahl ihrer (nicht pro­mi­nen­ten) Alters­ge­nos­sin­nen eben­falls dro­hen könn­te.

Nun ist es ja sowie­so schon mal ein inter­es­san­ter Ansatz, über einen „US-Shoo­ting­star“ zu berich­ten, der 98% der eige­nen Ziel­grup­pe völ­lig unbe­kannt sein dürf­te. Noch cle­ve­rer ist natür­lich, im Inter­net über Nackt­fo­tos im Inter­net zu berich­ten – man muss die Bil­der ja nicht mal zei­gen oder ver­lin­ken, die Leser wer­den sie schon von ganz allei­ne fin­den. Und sie­he da: Jo, es gibt ein Nackt­fo­to, man kann es an vie­len Orten fin­den und es ist, um es vor­sich­tig aus­zu­drü­cken: unspek­ta­ku­lär. In Deutsch­land fin­det man das in jedem Bio­lo­gie­buch der ach­ten Klas­se und jede Woche in der „Bra­vo“, in den USA halt eher nur auf den Fest­plat­ten von Teen­agern und irgend­wann dann halt im Inter­net.1

Man kann den sonst aus­schlach­tungs­wü­ti­gen US-Medi­en noch nicht mal vor­wer­fen, sie hät­ten son­der­lich auf­brau­send über den Fall berich­tet. Miss Hud­gens ent­schul­dig­te sich für den Vor­fall (bzw. dafür, die Bil­der je ange­fer­tigt zu haben) und auch als das Gerücht die Run­de mach­te, sie habe die­se oder ähn­li­che Bil­der vor ein paar Jah­ren per E‑Mail an den (in Deutsch­land nun völ­lig unbe­kann­ten) Nickel­ode­on-Star Dra­ke Bell geschickt, sagt der Dis­ney Chan­nel in einer Erklä­rung nur:

„Vanes­sa has apo­lo­gi­zed for what was obvious­ly a lap­se in judgment. We hope she’s lear­ned a valuable les­son.“

„Spie­gel Online“, denen die Geschich­te wirk­lich am … äh: Her­zen lie­gen muss, schrieb ges­tern dann:

Soll­te Hud­gens ihre Rol­le wei­ter spie­len dür­fen, könn­te das Sau­ber­mann-Image des Kon­zerns Scha­den neh­men. Schließ­lich könn­ten, so spe­ku­liert das Blatt, wei­te­re ähn­li­che Bil­der auf­tau­chen. Die Alter­na­ti­ve wäre, die Aktri­ce aus der Show zu wer­fen. Doch dann müss­ten Mil­lio­nen Eltern in ganz Ame­ri­ka ihren Kin­dern erklä­ren, war­um ihr Lieb­ling nicht mehr im drit­ten Film mit­spielt – und das könn­te für Dis­ney ein noch grö­ße­res Desas­ter wer­den.

Es scheint also zumin­dest so, dass Dis­ney die Zug­kraft von Vanes­sa Hud­gens für das fran­chise höher ein­schätzt als die „ver­stö­ren­de Wir­kung“ der Bil­der. Das fin­det nicht nur der Blog­ger McCaf­fer­ty bemer­kens­wert:

With that, an enorm­ous scan­dal sim­ply eva­po­ra­ted. Dis­ney respon­ded in a matu­re and adult man­ner, and the rest of Hol­ly­wood said, “Oh…”

I just do not get it! Hol­ly­wood exe­cu­ti­ves beha­ving in a com­ple­te­ly civi­li­zed way. What is our world coming to?

If this type of beha­vi­or were to con­ti­nue, who knows what else might hap­pen or might have hap­pen­ed? Ima­gi­ne Geor­ge Bush in 2002–2003 tel­ling the nati­on that he real­ly wan­ted to inva­de Iraq, but his inspec­tors were not able to find wea­pons of mass des­truc­tion. Would Geor­ge real­ly have said, “Let’s avo­id a blood bath and spend our time fight­ing the real war on ter­ror.”

Nun kann man hin­ter der gan­zen Akti­on natür­lich einen geschick­ten PR-Schach­zug ver­mu­ten, denn immer­hin ken­nen Sie und ich nun Vanes­sa Hud­gens (mög­li­cher­wei­se sogar bes­ser, als uns lieb ist). Ande­rer­seits dürf­te der der­zei­ti­ge Aus­gang der Geschich­te so kaum zu erwar­ten und das Risi­ko des­halb enorm gewe­sen sein.

Die Eltern­ver­bän­de, die jetzt viel­leicht noch ein biss­chen ran­da­lie­ren wer­den, fal­len unter die Rubrik „Brauch­tum“ und ihre Mit­glie­der wären bes­ser bera­ten, ihren eige­nen Kin­dern ein paar Grund­re­geln in Sachen E‑Mail-Ver­sand von Fotos bei­zu­brin­gen.

Und falls Dis­ney sie doch noch raus­schmeißt: Vanes­sa Hud­gens soll ein Ange­bot über 500.000$ von „Girls Gone Wild“ vor­lie­gen.

1 Das Phä­no­men einer wach­sen­den Zahl jun­ger Leu­te, die Halb­nackt- oder Nackt­bil­der von sich selbst ins Inter­net stel­len, wer­de ich zu einem spä­te­ren Zeit­punkt zu behan­deln ver­su­chen.

Nach­trag 14. Sep­tem­ber: „Spie­gel Online“ hat an dem The­ma wirk­lich einen Nack­ten Nar­ren gefres­sen und bringt heu­te schon die drit­te Mel­dung über Vanes­sa Hud­gens: Sie habe ihren Auf­tritt in der Tonight Show mit Jay Leno abge­sagt.

Der Text kul­mi­niert in die­sem Absatz:

Hud­gens ist bereits die zwei­te Jung­schau­spie­le­rin, die in der jüngs­ten Ver­gan­gen­heit dem TV-Tal­ker Jay Leno einen Korb gege­ben hat. Erst im Juli hat­te sich Lind­say Lohan nach einer Trun­ken­heits­fahrt gewei­gert,
bei Leno auf­zu­tre­ten (mehr…).

Der arme Jay Leno …

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Rundfunk Gesellschaft

Das Ende der Herman-Schlacht

Manch­mal bin ich doch über­rascht von der Schnel­lig­keit eines öffent­lich-recht­li­chen Sen­ders.

Da schreibt das „Ham­bur­ger Abend­blatt“ am Frei­tag als ein­zi­ge anwe­sen­de Zei­tung dar­über, dass Eva Her­man bei der Prä­sen­ta­ti­on ihres neu­en Buches „Das Prin­zip Arche Noah“ die „Wert­schät­zung der Mut­ter“ im Natio­nal­so­zia­lis­mus als „sehr gut“ bezeich­net habe (mehr zur „rela­tiv ein­ge­schränk­ten“ Wert­schät­zung der Mut­ter bei den Nazis gibt’s bei wirres.net) und schon am Sonn­tag ver­mel­det „Welt Online“ Voll­zug:

Vol­ker Her­res, NDR-Pro­gramm­di­rek­tor Fern­se­hen, sag­te: „Frau Her­mans schrift­stel­le­ri­sche Tätig­keit ist aus unse­rer Sicht nicht län­ger ver­ein­bar mit ihrer Rol­le als Fern­seh­mo­de­ra­to­rin und Talk-Gast­ge­be­rin. Dies ist nach ihren Äuße­run­gen anläss­lich einer Buch­prä­sen­ta­ti­on in der ver­gan­ge­nen Woche deut­lich gewor­den.“

Im Gegen­satz zu 3,7 Mil­lio­nen ande­ren Arbeits­lo­sen in Deutsch­land wird Frau Her­man auch ohne ihren Pos­ten als freie NDR-Mit­ar­bei­te­rin gut ver­die­nen, denn ver­mut­lich wird gera­de die­se Geschich­te den Erfolg ihres Buches noch wei­ter vor­an­trei­ben.1 Trotz­dem fin­de ich es beru­hi­gend, dass Per­so­nen, die der­art unre­flek­tiert über die Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus spre­chen, nicht wei­ter durch Fern­seh­ge­büh­ren finan­ziert wer­den.

[via Pott­blog]

1 Auch wenn ich glau­be, dass ihre Bücher mehr gekauft und weni­ger gele­sen wer­den.

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Rundfunk Leben

Nach dem Ende des Tunnels

Jetzt isse also auch schon zehn Jah­re tot, die Prin­zes­sin. Noch immer wol­len vie­le Lese­rin­nen von War­te­zim­mer­aus­le­ge­wa­re nicht glau­ben, dass das gla­mou­rö­se Leben von „et Dai­än­na“ ende­te, weil ihr betrun­ke­ner Fah­rer einen Mer­ce­des mit über­höh­ter Geschwin­dig­keit gegen einen Beton­pfei­ler jag­te.

Wie spä­ter bei den Anschlä­gen des 11. Sep­tem­ber oder vor­her bei der Ermor­dung John F. Ken­ne­dys (die deut­lich Älte­ren wer­den sich erin­nern …) weiß heut noch jeder, wo er an die­sem schö­nen Sonn­tag­mor­gen war, als er „davon“ erfuhr. Alter­na­tiv hat sich das Unter­be­wusst­sein aus der Wirk­lich­keit und den Mil­li­ar­den Berich­ten, die man seit­dem über die­se Ereig­nis­se gese­hen hat, eine eige­ne, viel­leicht span­nen­de­re Ver­si­on die­ses Moments zurecht­ge­bo­gen.

Ich taper­te an die­sem 31. August 1997 – von einer ein paar Tage zurück­lie­gen­den Ope­ra­ti­on noch leicht geh­be­hin­dert – durch die elter­li­che Woh­nung und ver­nahm auf WDR2 (es ist immer WDR2, wenn irgend­was schlim­mes pas­siert) einen Nach­rich­ten­spre­cher, der fol­gen­den Satz vor­las: „Bun­des­prä­si­dent Her­zog hat in einem Tele­gramm den Prin­zen Wil­liam und Har­ry sein Mit­ge­fühl aus­ge­drückt.“

„Was ist da los?“, dach­te ich, frag­te ich und bekam ich berich­tet. Und obwohl mir Prin­zes­sin Dia­na bis zu dies­me Moment nun wirk­lich sowas von egal gewe­sen war, war ich doch … Nein, nicht geschockt oder berührt oder so: ver­wirrt. Ich nahm die Nach­richt zur Kennt­nis und wid­me­te mich dem, was ich schon seit Ewig­kei­ten mache, wenn irgend­et­was schlim­mes pas­siert ist: Ich ver­such­te, alle Infor­ma­tio­nen über das Ereig­nis auf­zu­sau­gen.

Ich erin­ne­re mich dar­an, dass ich es irgen­wie unpas­send fand, dass WDR2 „Mmmm, Mmmm, Mmmm, Mmmm“ von den Crash Test Dum­mies spiel­te („Once the­re was this kid who got into an acci­dent and could­n’t come to school“), dass wir am Nach­mit­tag in „Mr. Bean – Der Film“ waren, und dass am Abend nichts ande­res im Fern­se­hen kam als die tote Prin­zes­sin. Alle Men­schen spra­chen nur noch davon, Mil­li­ar­den sahen die Beer­di­gung im Fern­se­hen und ich schnitt mir den neu­en Text von Elton Johns „Cand­le In The Wind“ aus der Zei­tung aus und ver­such­te, das Lied auf dem Kla­vier nach­zu­spie­len. Nach andert­halb Wochen war mir das eng­li­sche Königs­haus wie­der völ­lig egal.

Und wenn die­ser Tage wie­der über­all über die Prin­zes­sin berich­tet wird und der Satz „Sie wird nie ver­ges­sen wer­den“ fällt, dann ist das eine self-ful­fil­ling pro­phe­cy.

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Politik

Biegen und Brechen

NRW wird seit zwei Jah­ren von einer schwarz-gel­ben Lan­des­re­gie­rung regiert, die es bin­nen kür­zes­ter Zeit geschafft hat, dass sich die Bevöl­ke­rung die zuletzt ver­hass­te rot-grü­ne Vor­gän­ger­re­gie­rung zurück­wünscht. Wer nach dem Macht­wech­sel geglaubt hat­te, es kön­ne ja eigent­lich nur noch bes­ser wer­den, wur­de nega­tiv über­rascht. Redet man mit Men­schen, die ein biss­chen Ein­blick in das Inne­re die­ser Lan­des­re­gie­rung haben, möch­te man das Land danach so schnell als mög­lich ver­las­sen: Vom Minis­te­ri­al­rat bis zum Minis­ter schei­nen alle min­des­tens unfä­hig (aber wie und wo soll­ten die in 100 Jah­ren SPD-Regie­rung auch Erfah­rung sam­meln?) und von Minis­ter­prä­si­dent Jür­gen Rütt­gers heißt es, er sei selbst zum Vor­le­sen vor­ge­schrie­be­ner Reden nicht zu gebrau­chen.

Aber was ist schon eine desas­trö­se Bil­dungs- oder Bau­po­li­tik gegen äußerst frag­wür­di­ge (und unter­ir­disch schlecht ver­schlei­er­te) Tak­tie­re­rei­en?

Die „WAZ“ mel­det heu­te, die Lan­des­re­gie­rung wol­le die Kom­mu­nal­wahl 2009, die für den sel­ben Tag wie die Bun­des­tags­wahl vor­ge­se­hen war, ver­schie­ben:

Nach Infor­ma­tio­nen der WAZ haben die Gene­ral­se­kre­tä­re von CDU und FDP den Ver­ant­wort­li­chen im NRW-Innen­mi­nis­te­ri­um aber bereits dik­tiert, dass „aus poli­ti­schen Erwä­gun­gen“ eine Kopp­lung von Kom­mu­nal- und Bun­des­tags­wahl uner­wünscht sei.

Mei­nungs­for­scher rech­nen bei einer Dop­pel­wahl mit einer deut­lich höhe­ren Wahl­be­tei­li­gung, weil sie vor allem vie­le der wahl­mü­de gewor­de­nen SPD-Anhän­ger zurück an die Urnen holt. Das gute Abschnei­den von CDU und FDP bei der Kom­mu­nal­wahl 2004 wur­de auch mit der im Ver­gleich zur Bun­des­tags­wahl 2005 dra­ma­tisch nied­ri­ge­ren Betei­li­gung (54,4% Komm./ 81,3% Bund) erklärt.

Noch­mal: Die Gene­ral­se­kre­tä­re von CDU und FDP wol­len kei­ne gemein­sa­me Kom­mu­nal- und Bun­des­tags­wahl, weil dann mehr SPD-Anhän­ger zur Bun­des­tags­wahl gehen könn­ten und gleich­zei­tig ihrer Par­tei auch bei der Kom­mu­nal­wahl ihre Stim­me geben könn­ten. Und das soll das Innen­mi­nis­te­ri­um jetzt regeln.

Es geht aber nicht nur um die­ses leicht frag­wür­di­ge poli­ti­sche Tak­tie­ren, es geht auch knall­hart um etwa 42 Mil­lio­nen Euro, die zwei ent­kop­pel­te Wah­len mehr kos­ten wür­den. Von dem zusätz­li­chen Auf­wand für Wahl­hel­fer und Wahl­kämp­fer mal ganz zu schwei­gen.

[via Pott­blog]

Nach­trag 21. August: Auch heu­te berich­tet die „WAZ“ wie­der über das The­ma und lässt u.a. Oppo­si­ti­ons­po­li­ti­ker zu Wort kom­men, die die Idee natur­ge­mäß nicht so doll fin­den. Auch der WDR hat unter Beru­fung auf die „WAZ“ groß dar­über berich­tet, ein biss­chen klei­ner die „Ruhr Nach­rich­ten“, der „Köl­ner Stadt-Anzei­ger“, die „West­deut­sche Zei­tung“, die „Köl­ni­sche Rund­schau“ und das „West­fa­len-Blatt“.

Noch irgend­wel­che grö­ße­ren NRW-Medi­en ohne Fahr­schein? Ja: „Express“, „Bild“ und die „Rhei­ni­sche Post“.

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Digital Gesellschaft

Auf nach Nordkorea!

Ken­nen Sie die Fir­ma Cal­lac­ti­ve? Cal­lac­ti­ve ist eine Ende­mol-Toch­ter, die Anruf­spiel­shows pro­du­ziert, die nachts im Fern­se­hen lau­fen.

Ich hät­te (wie vie­le ande­re ver­mut­lich auch) nie im Leben von Cal­lac­ti­ve gehört bzw. mir die­sen Fir­men­na­men nie gemerkt, wenn Cal­lac­ti­ve nicht den Betrei­ber des kri­ti­schen Web­fo­rums call-in-tv.de vor Gericht zitiert und es damit auch in ein Main­stream-Medi­um wie „Spie­gel Online“ geschafft hät­te. Oder wenn Cal­lac­ti­ve nicht Ste­fan Nig­ge­mei­er, einen der meist­ge­le­se­nen deut­schen Blog­ger, abge­mahnt hät­te (für Kom­men­ta­re, die Leser abge­ge­ben hat­ten), was dann sogar dem öster­rei­chi­schen „Stan­dard“ eine kur­ze Mel­dung wert war.

Als ahnungs­lo­ser, nai­ver Zuschau­er (des Gesche­hens, nicht der Sen­dun­gen) sit­ze ich vor sol­chen Mel­dun­gen und fra­ge mich, ob man es im Umfeld von Cal­lac­ti­ve wirk­lich für klü­ger hält, im Kon­text der Pro­zes­se von renom­mier­ten Medi­en als „der umstrit­te­ne Gewinn­spie­le­ver­an­stal­ter Cal­lac­ti­ve“ bezeich­net zu wer­den, als die Kri­tik der Web­kom­men­ta­to­ren (auch wenn die­se mit­un­ter etwas über­spitzt for­mu­liert sein mag) ein­fach zu igno­rie­ren. Immer­hin dürf­ten call-in-tv.de und das Blog von Ste­fan Nig­ge­mei­er (durch­schnitt­lich 5.000 Besu­cher täg­lich) deut­lich weni­ger Leser haben als die Anrufsen­dun­gen Zuschau­er und die Schnitt­men­ge bei­der Ziel­grup­pen dürf­te ver­schwin­dend gering sein.

Jeden­falls: Cal­lac­ti­ve hat Ste­fan Nig­ge­mei­er ein wei­te­res Mal abge­mahnt – wie­der geht es um einen Leser­kom­men­tar:

Es geht um einen Kom­men­tar, den ein Nut­zer am ver­gan­ge­nen Sonn­tag um 3.37 Uhr früh unter die­sem Ein­trag abge­ge­ben hat. Ich habe die­sen Kom­men­tar unmit­tel­bar, nach­dem ich ihn gese­hen habe, gelöscht: Das war am Sonn­tag um 11.06 Uhr.

Zunächst ein­mal fällt auf, dass man Ste­fans Blog bei Cal­lac­ti­ve offen­bar mit Argus­au­gen beob­ach­tet – wem sonst wäre ein mit­ten in der Nacht geschrie­be­ner und am Sonn­tag­vor­mit­tag gelösch­ter Kom­men­tar zu einem Blog­ein­trag, der zuvor wäh­rend Ste­fans Urlaub und mei­nes Blog­sit­tings zehn Tage lang für Kom­men­ta­re gesperrt gewe­sen war, auf­ge­fal­len?

Dann fällt auf, dass da offen­bar end­lich Klar­heit geschaf­fen wer­den soll auf dem Gebiet der immer noch recht schwam­mi­gen Foren­haf­tung. Eine Klar­heit, die Ste­fan so sieht:

Hät­te Cal­lac­ti­ve mit die­sem Vor­ge­hen Erfolg, wäre das mei­ner Mei­nung nach das Ende der offe­nen Dis­kus­si­on in Foren und Blogs, in den Leser­kom­men­ta­ren von Online-Medi­en und im Inter­net über­haupt. Selbst Bei­trä­ge, die unmit­tel­bar nach ihrem Erschei­nen vom Sei­ten­be­trei­ber gelöscht wer­den, könn­ten dann kos­ten­pflich­ti­ge Abmah­nun­gen nach sich zie­hen; sämt­li­che Kom­men­ta­re müss­ten vor ihrer Ver­öf­fent­li­chung über­prüft wer­den.

Man möch­te hin­zu­fü­gen: Und selbst, wenn der Betrei­ber eines Forums oder Blogs alle Kom­men­ta­re vor der Ver­öf­fent­li­chung über­prü­fen und nur die ihm unbe­denk­lich erschei­nen­den frei­schal­ten wür­de, könn­te er hin­ter­her immer noch belangt wer­den, falls sich irgend­ei­ne abwe­gi­ge Inter­pre­ta­ti­on des Geschrie­be­nen fin­den und vor Gericht durch­drü­cken lie­ße.

Mit die­ser Angst müss­ten aber nicht nur Blog­ger leben, auch die Kom­men­tar- und Dis­kus­si­ons­funk­tio­nen nam­haf­ter Online-Medi­en wie „Spie­gel Online“, „sueddeutsche.de“ oder „FAZ.net“ könn­ten allen­falls noch mit einem enor­men Per­so­nal­auf­wand auf­recht­erhal­ten wer­den. Bewer­tungs­por­ta­le wie Ciao, Qype, ja: selbst Ama­zon müss­ten stän­dig in Sor­ge sein über das, was ihre User und Kun­den da an (gewünscht sub­jek­ti­ven) Ein­trä­gen ver­fas­sen.

Mit ande­ren Wor­ten: Es gin­ge schnell nicht mehr „nur“ um Mei­nungs- oder Pres­se­frei­heit, es gin­ge auch ganz knall­hart um wirt­schaft­li­che Aspek­te, denn kein Unter­neh­men begibt sich bereit­wil­lig auf juris­ti­sche Minen­fel­der. Es geht, lie­be Poli­ti­ker, auf lan­ge Sicht um Steu­er­gel­der, das Brut­to­in­lands­pro­dukt und – *tat­aaaa* – Arbeits­plät­ze. Deutsch­land könn­te irgend­wann wie Nord­ko­rea sein, nur ohne Kim Yong-Il. Das will sicher nie­mand, auch nicht die Poli­ti­ker, die jeden Tag aufs Neue zu bewei­sen ver­su­chen, dass sie von den sog. neu­en Medi­en nicht den Hauch einer Ahnung haben.

Um vom Abs­trak­ten wie­der zum Kon­kre­ten zu kom­men: Cal­lac­ti­ve dürf­te es mit der jüngs­ten Akti­on gelun­gen sein, das Blogo­sphä­ren-The­ma die­ser Tage zu wer­den: Bei Spree­blick, einem der ande­ren viel­ge­le­se­nen Blogs in Deutsch­land, ist man The­ma, aber auch hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Eigent­lich ist es nur eine Fra­ge der Zeit, bis auch die „klas­si­schen“ Medi­en das The­ma für sich ent­de­cken.

In eini­gen Blogs sind inzwi­schen sogar Kom­men­ta­to­ren auf­ge­taucht, die sich „Cal­lac­ti­ve“ nen­nen und den angeb­li­chen Satz, um den sich dies­mal alles dreht, zitie­ren (er wur­de inzwi­schen von den Blog-Betrei­bern unkennt­lich gemacht). Soll­te die­ser Kom­men­tar echt sein (was Cal­lac­ti­ve gegen­über dem Blog­ger Valen­tin Toma­schek zu bestä­tigt haben scheint), wäre das höchst inter­es­sant: Ers­tens wäre es recht offen­sicht­lich, dass Cal­lac­ti­ve das Inter­net sehr genau auf mög­li­che Erwäh­nun­gen des Fir­men­na­mens über­wacht (was natür­lich ihr gutes Recht ist), und zwei­tens hät­te Cal­lac­ti­ve den Satz, den zuvor nie­mand kann­te und des­sen wei­te­re Ver­brei­tung man mit der Abmah­nung an Ste­fan ver­hin­dern woll­te, damit laut­stark in die Welt getra­gen. Außer­dem ver­weist der Kom­men­tar auf den ein­zi­gen halb­wegs Nig­ge­mei­er-kri­ti­schen Blog­ein­trag zum The­ma bei F!XMBR, was wie­der­um Chris von F!XMBR dazu brach­te, sich von der loben­den Erwäh­nung sei­nes Blogs in den ver­meint­li­chen Cal­lac­ti­ve-Kom­men­ta­ren zu distan­zie­ren.

Es könn­te inter­es­sant sein, sich heu­te Abend doch mal Cal­lac­ti­ve-Sen­dun­gen (auf Viva, Nick und Come­dy Cen­tral) anzu­se­hen …

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Doping-Liveblog

17:55 Uhr: Auf das hier hin­ge­wie­sen wor­den.
17:57 Uhr: Bei SpOn nach­ge­schaut:

Neu­er Skan­dal bei der Tour de France: Alex­an­der Wino­kur­ow ist bei einer Doping­pro­be posi­tiv getes­tet wor­den. Bei dem Ast­a­na-Fah­rer wur­de eine Fremd­blut­trans­fu­si­on nach­ge­wie­sen.

18:03 Uhr: Je ne par­le pas fran­çais.
18:09 Uhr: Okay, damit wird Andre­as Klö­den auch nicht mehr ins Gesche­hen ein­grei­fen kön­nen:

Wie die fran­zö­si­sche Sport­ta­ges­zei­tung „L’E­qui­pe“ berich­tet, wird sich das Ast­a­na-Team nach der posi­ti­ven Pro­be von Wino­kur­ow mit sofor­ti­ger Wir­kung von der 94. Frank­reich­rund­fahrt zurück­zie­hen.

(Aktua­li­sier­te „Spie­gel Online“-Mel­dung)
18:13 Uhr: team-astana.eu ist down. War ja irgend­wie zu erwar­ten.
18:17 Uhr: Jetzt auch end­lich Sport bei n‑tv: dort gel­ten Doping und Ast­a­na-Rück­zug als Fakt.

Ich geh jetzt zur pl0gbar und mel­de mich viel­leicht von unter­wegs noch mal. Sonst spä­ter am Abend.

25. Juli, 00:15 Uhr: Wie­der da. Erst­mal die gan­zen Nach­rich­ten im Feed­rea­der durch­ar­bei­ten …

00:34 Uhr: Irgend­was ist da zwi­schen Mit­schrei­ben, Über­set­zen und Umstel­len bei der Net­zei­tung schief­ge­gan­gen. Der fol­gen­de Absatz ergibt jeden­falls höchs­tens halb­wegs Sinn:

Tour-Direk­tor Chris­ti­an Prud­hom­me sprach von einem «Ver­sa­gen des Sys­tems», das das größ­te Rad­ren­nen der Welt nicht aus­rei­chend schüt­ze. Der Ast­a­na-Rück­zug sei die ein­zig mög­li­che Reak­ti­on gewe­sen, sag­te Patri­ce Clair von der Amau­ry Sports Orga­ni­sa­ti­on, die die Tour ver­mark­tet. Dies habe er dem Team deut­lich gemacht. «Ich habe seit Jah­ren immer wie­der gesagt, wir sind in einem gna­den­lo­sen Kampf gegen Doping. Aber wir wer­den den Betrü­gern das Feld nicht über­las­sen.»

Schön bild­haft auch der Bericht bei sueddeutsche.de:

Prud­hom­me for­der­te zudem ein neu­es Sys­tem für den Rad­sport, womit der Welt­ver­band UCI mit sei­ner unzu­rei­chen­den Kon­troll­ar­beit gemeint war. „Ich habe jetzt kei­nen genau­en Plan, aber wir brau­chen eine Revo­lu­ti­on“, rief er mit hoch­ro­tem Kopf. „Doch selbst in die­ser Schei­ße, in der wir sit­zen, geben wir nicht auf – die Fah­rer sol­len sich fürch­ten und Angst haben.“

14:05 Uhr: Um 15 Uhr soll der Name eines wei­te­ren Doping­sün­ders ver­öf­fent­licht wer­den. Wir sind gespannt.
14:43 Uhr: Was neh­men eigent­lich Jansch und Migels?

Migels: Sag mal, rei­ßen die Bären eigent­lich auch Kühe, oder nur Scha­fe?

15:52 Uhr: Noch ist immer noch kein Name genannt. Die Hub­schrau­ber­ka­me­ra für die Euro­s­port-Bil­der sorgt bei mir gera­de für gesund­heit­li­che Pro­ble­me.

17:51 Uhr: Laut L’E­qui­pe ist der neu­es­te Doping­fall Cris­ti­an Moreni vom Cofi­dis-Team.

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Rundfunk Sport

Fahrrädchen im Wind

So ganz genau weiß man bei der ARD offen­bar auch nicht, was man will, meint oder vor­hat: Als letz­ten Mitt­woch her­aus­kam, dass eine Doping­pro­be aus dem Trai­ning des T‑Mo­bi­le-Fah­rers Patrik Sin­ke­witz posi­tiv war, stie­gen ARD und ZDF ange­wi­dert aus der Live-Bericht­erstat­tung aus und insze­nier­ten sich im eige­nen Pro­gramm (für mei­nen Geschmack einen Tacken zu laut­stark) als Grals­hü­ter des guten Geschmacks und der öffent­li­chen Ord­nung. Dann über­nahm Sat.1 die Tour-Über­tra­gung und neben eini­gen Poli­ti­kern fand auch WDR-Che­fin Moni­ka Piel die­se Ent­schei­dung nicht gut.

Wäh­rend Sat.1 mit grot­ten­schlech­ter Live-Bericht­erstat­tung beein­druck­te (die heu­te mit einem Jan-Ull­rich-Inter­view einen neu­en Tief­punkt erreich­te), berich­te­te die ARD wei­ter­hin über die Tour – nur eben nicht live. Wo da der qua­li­ta­ti­ve Unter­schied lie­gen soll, weiß der Hen­ker – es wird ja im Ers­ten nie­mand ernst­haft erwar­tet haben, da wer­de sich ein Rad­fah­rer live eine Sprit­ze in den Arm drü­cken, was man dann für die Zusam­men­fas­sung raus­schnei­den kann.

Heu­te mel­det „Spie­gel Online“, die ARD wol­le ab mor­gen – mor­gen ist Ruhe­tag! – ein 25minütiges Tour-Maga­zin sen­den. Ein „Umden­ken“, wie SpOn es nennt, ist das natür­lich (s.o.) nicht, aber so wirk­lich glaub­wür­dig ist so lang­sam nichts mehr an die­ser Tour: Nicht nur, dass der der­zeit im gel­ben Tri­kot fah­ren­de Däne Micha­el Ras­mus­sen unter Doping­ver­dacht steht und der zweit­plat­zier­te Alber­to Con­ta­dor auch eine etwas zwei­fel­haf­te Ver­gan­gen­heit zu haben scheint – auch das Thea­ter um die Bericht­erstat­tung spot­tet in die­sem Jahr jeder Beschrei­bung.

Man kann davon aus­ge­hen, dass den Leu­ten, die jetzt noch die Tour de France gucken, so ziem­lich alles egal ist – die Fah­rer könn­ten im Ziel Rob­ben­ba­bies opfern und die (in Deutsch­land schwa­chen) Zuschau­er­zah­len wür­den kaum wei­ter abneh­men. Scha­den kön­nen Tour und Umfeld jetzt nur noch den betei­lig­ten Fern­seh­sen­dern: Sat.1 hat mise­ra­ble Quo­ten, denen wohl auch die ab mor­gen ein­set­zen­de öffent­li­che Empö­rung über das Ull­rich-Inter­view nicht mehr viel hel­fen kön­nen wird, und die ARD ver­hed­dert sich in einem Netz aus „Ja!“, „Nein!“ und „Viel­leicht!“.

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Fernsehen Rundfunk Politik

Acht- und Sachgeschichten

Ich glaub, ich ver­bring die nächs­ten Tage aus­schließ­lich mit Phoe­nix-Gucken. Das Pro­gramm, das die aus Hei­li­gen­damm sen­den, muss man sich so vor­stel­len, wie wenn ARD und ZDF letz­tes Jahr rund um die Uhr von der Fuß­ball-WM berich­tet hät­ten, aber die Kame­ras nach den Natio­nal­hym­nen hät­ten abschal­ten müs­sen.

Dafür gibt es die gan­ze Zeit Gesprä­che mit Exper­ten, die man sonst nie ken­nen­ge­lernt hät­te – vor­hin zum Bei­spiel mit dem Kli­ma­for­scher Mojib Latif. Zwi­schen­durch wird an die Front geschal­tet, wo Anwoh­ner vor­ge­stellt wer­den, die die Demons­tran­ten mit Kaf­fee ver­sor­gen, dann wer­den direkt hin­ter dem Mode­ra­tor Green­peace-Boo­te auf­ge­bracht. Wann bekommt man schon Welt­po­li­tik, Lokal­kollorit und Action gleich­zei­tig gebo­ten?

Ich hät­te mir aller­dings gewünscht, dass bei den Über­tra­gun­gen auch Lip­pen­le­ser zur Ver­fü­gung ste­hen. Zu gern hät­te ich erfah­ren, wor­über Nico­las Sar­ko­zy, Tony Blair, Wla­di­mir Putin und Geor­ge W. Bush mit Ange­la Mer­kel gescherzt haben. Über­haupt: Von Bush gab es heu­te Mor­gen eine sehr schö­ne Sze­ne, wie er mal wie­der die Bun­des­kanz­le­rin anflir­te­te.

Ich könn­te mir die­ses Geplän­kel stun­den­lang angu­cken. Und solan­ge die Staats- und Regie­rungs­chefs sich beneh­men wie Teen­ager auf Klas­sen­fahrt, kön­nen sie auch kei­ne poli­ti­schen Fehl­ent­schei­dun­gen tref­fen.