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Rundfunk Politik

Florida Lady

3.595 Stim­men beträgt im vor­läu­fi­gen amt­li­chen End­ergeb­nis die Dif­fe­renz zwi­schen der CDU und der SPD in Hes­sen. Das ist weni­ger als die 6.027 Stim­men, die die SPD bei der Bun­des­tags­wahl 2002 vor der CDU/​CSU lag, aber bedeu­tend mehr als die 537 Stim­men Unter­schied zwi­schen Geor­ge W. Bush und Al Gore in Flo­ri­da (bei mehr als dop­pelt so vie­len abge­ge­be­nen Stim­men).

Ähn­lich span­nend wie damals in Flo­ri­da war es auch heu­te Abend. In der ARD bewies Infra­test dimap mal wie­der, dass man teu­re Wahl­um­fra­gen auch wun­der­bar durch wür­feln­de Affen erset­zen könn­te, denn am Ende waren alle wich­ti­gen Details anders als pro­gnos­ti­ziert: Um 18 Uhr lag die SPD bei 37,5%, die CDU bei 35,7%, Die Lin­ke wäre drau­ßen geblie­ben. Roland Koch wird sich also mor­gen trotz her­ber Ver­lus­te rüh­men kön­nen, man habe ihn zu früh abge­schrie­ben.

Ähn­lich wie damals in Flo­ri­da gab es offen­bar erheb­li­che Pro­ble­me und Unre­gel­mä­ßig­kei­ten mit Wahl­com­pu­tern, die der Cha­os Com­pu­ter Club in einer Pres­se­mit­tei­lung zusam­men­ge­fasst hat. Und in den Qua­li­täts­me­di­en fin­det sich dazu (anders als in Blogs) kein Wort.

Nach­trag 13:52 Uhr: Die Rhein-Main-Zei­tung hat einen Arti­kel zum The­ma online.

Nach­trag 20:14 Uhr: Eine Mel­dung zum The­ma hat’s sogar auf „Bild.de“ geschafft.

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Rundfunk Gesellschaft

Hitl, hitler, am hitlsten

So, da hat­te also DJ Tomekk, der zunächst wahn­sin­nig unsym­pa­thi­sche, dann aber immer knuf­fi­ger wer­den­de Dschun­gel­camp-Bewoh­ner, vor zehn Tagen in einer aus­tra­li­schen Hotel­hal­le den rech­ten Arm geho­ben und die ers­te Stro­phe des Deutsch­land­lieds (die übri­gens nicht „ver­bo­ten“ ist, lie­be Viva-Mit­ar­bei­ter) ange­stimmt. Ges­tern tauch­te das Video dann urplötz­lich auf und wur­de von „Bild.de“ ver­öf­fent­licht. Dass man die Erst­ver­öf­fent­li­chung des Vide­os mit dem Off-Kom­men­tar „Die­ses Skan­dal­vi­deo scho­ckiert Deutsch­land!“ ver­se­hen hat­te, spricht ent­we­der für eine Lücke im Raum-Zeit-Kon­ti­nu­um oder für das Selbst­ver­ständ­nis von „Bild“.

Und „Bild“ soll­te recht behal­ten: Schon im eige­nen Arti­kel hat­te man die gut geöl­te Empö­rungs­ma­schi­ne­rie in Gang gebracht. Gut mög­lich, dass Die­ter Grau­mann, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der des Zen­tral­ra­tes der Juden in Deutsch­land, weder wuss­te, wer DJ Tomekk war, noch das Video gese­hen hat­te, als „Bild“ ihn anrief und um einen Kom­men­tar bat. Aber „Wer Hit­ler fei­ert, muss geäch­tet wer­den“, kann man ja immer sagen.

Nun, es mag sicher eini­ger­ma­ßen geschmack­los sein, als Deut­scher im Aus­land den Hit­ler-Gruß zu zei­gen, aber … Moment, „Deut­scher“? Tomekk wur­de als Tomasz Kuklicz in Kra­kau gebo­ren, sein Mut­ter ist Polin, sein Vater Marok­ka­ner – für Roland Koch und erst recht für Neo­na­zis macht ihn das wohl zu einem „Aus­län­der“. Des­we­gen sind Über­schrif­ten wie „Nazi-Skan­dal im Dschun­gel-Camp“ gleich dop­pel­ter Unfug.

Der „Skan­dal“ fin­det näm­lich außer­halb des Camps statt, in laut­stark empör­ten Medi­en, deren Leser und Zuschau­er bis vor zwei Wochen nicht mal wuss­ten, dass es einen DJ namens Tomekk geben könn­te. Als wären die deut­schen Medi­en­kon­su­men­ten zu doof, Geschmack­lo­sig­kei­ten selbst zu erken­nen, wird ihnen von mög­lichst vie­len Fach­leu­ten für Ent­rüs­tung erklärt, war­um die­ses oder jenes „nicht geht“. Über kurz oder lang kann das aller­dings dazu füh­ren, dass die Leu­te irgend­wann eben nicht mehr selb­stän­dig wis­sen, was „schlimm“ ist.

Jan Fed­der­sen hat bei taz.de einen sehr inter­es­san­ten Arti­kel ver­öf­fent­licht, dem ich nicht in allen Punk­ten zustim­men wür­de, der aber die Lek­tü­re den­noch lohnt:

In Deutsch­land geht Nazi gar nicht. Nie­mals und auf ewig nicht. Ist schlimm. Poli­tisch, ästhe­tisch, kul­tu­rell, unter­schicht­stra­shig. Jeder muss wis­sen, dass jede semio­ti­sche Andeu­tung min­des­tens fünf Tank­las­ter Trä­nen der Empö­rung und der Wut und des Abscheus pro­vo­ziert. Soli­da­ri­täts­er­klä­run­gen von Zen­tral­rä­ten, Gewerk­schafts­krei­sen, Zir­keln der Opfer und Ver­ei­nen der Auch­be­trof­fen­heit in all­ge­mei­ner Hin­sicht.

Klar, dass das den Lesern sau­er auf­stößt:

Gera­de in der Taz ein Plä­doy­er für sol­che völ­lig unan­ge­brach­ten „Scher­ze“ zu fin­den, irri­tiert mich gera­de ziem­lich.

Oder:

Ich wuss­te gar nicht, dass die TAZ das Bil­dungs­fern­se­hen RTL und ihre tra­shi­ge-debi­le Dschun­gel­sen­ung anschaut!

Und damit wird viel­leicht auch die Marsch­rich­tung Inten­ti­on der gan­zen Kam­pa­gne ange­spro­chen: „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ ist ja eh „Unter­schich­ten­fern­se­hen“. Wenn ein dort mit­ma­chen­der Hip­Hop-Proll (Hip­Hop ist ja eh böse, s. Bushi­do) also zum Nazi taugt, kann sich das Bür­ger­tum ent­spannt zurück­leh­nen und gleich drei Sachen auf ein­mal schei­ße fin­den. Das ist ein­fa­cher, als sich mit den ech­ten Neo­na­zis vor der eige­nen Haus­tür zu beschäf­ti­gen.

Die wirk­lich span­nen­de Fra­ge, die Fed­der­sens Arti­kel auf­wirft, ist die, war­um man in Deutsch­land eigent­lich immer noch kei­ne Wit­ze über Nazis machen soll:

DJ Tomekk mag uns der Beweis sein: 75 Jah­re nach der Macht­über­nah­me der Natio­nal­so­zia­lis­ten in Deutsch­land darf über den Füh­rer, darf über Goeb­bels, Hit­ler, über all das Nazig’schwurbel gelacht und geläs­tert wer­den.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wel­che „Wit­ze“ man über Nazis machen soll­te und wel­che nicht. Aber wer­den Ver­bre­chen der Natio­nal­so­zia­lis­ten etwa „weni­ger schlimm“, wenn man sich über die Anfüh­rer von damals lus­tig macht? Fast scheint es, als wür­den die­se Arsch­lö­cher heu­te erns­ter genom­men als je im „Drit­ten Reich“.

Wei­ter­füh­ren­de Links
DJ Tomekks Reak­ti­on und Ent­schul­di­gung im Wort­laut
Das Hit­ler-Blog der taz zum The­ma

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Digital

Klickbefehl (7)

In Sachen Nokia läuft gera­de ein Fass über. Und die Ver­ant­wort­li­chen in der Poli­tik – allen vor­an der Minis­ter­prä­si­dent Rütt­gers – täten gut dar­an, jetzt kein Öl mehr ins Feu­er zu gie­ßen.

Nach der Ankün­di­gung von Nokia, das Werk in Bochum dicht zu machen, über­bie­ten sich die Poli­ti­ker in Popu­lis­mus. Dju­re von „blog.50hz.de“ tritt einen Schritt zurück und nennt das Ver­hal­ten von Nokia „kon­se­quent“.

* * *

Wäh­rend hier­zu­lan­de Niko­tin­freun­de unter dem Knei­pen-Rauch­ver­bot äch­zen, grei­fen kali­for­ni­sche Behör­den rich­tig hart durch. Die Klein­stadt Cala­ba­sas sol­len in Zukunft qualm­frei sein – auch in den eige­nen vier Wän­den.

„Spie­gel Online“ berich­tet über das geplan­te Rauch­ver­bot in Miet­woh­nun­gen in Cala­ba­sas, CA („LA Dai­ly News“ zum sel­ben The­ma).

* * *

Heu­te ban­ge ich um das Leben jedes Opas, der in der Tram die Augen rollt, wenn eine Cli­que 15-Jäh­ri­ger die Belast­bar­keit der Schei­ben mit Schlag­rin­gen tes­tet. Das Ent­rüs­tungs­po­ten­ti­al älte­rer Men­schen wird ja immer mehr zum Sicher­heits­ri­si­ko im öffent­li­chen Raum. Ich grei­fe dann sofort ein und ver­wick­le den sich in Rage den­ken­den Mitt­sieb­zi­ger in ein Gespräch über Stauf­fen­berg, die Wehr­macht oder die Seg­nun­gen von Essen auf Rädern.

Dani­el Haas hat bei „Spie­gel Online“ eine wun­der­ba­re … ja, was eigent­lich: Pole­mik, Sati­re? Er hat jeden­falls einen wun­der­ba­ren Text über die aktu­ell her­auf­be­schwo­re­nen Gefah­ren in U‑Bahnen ver­fasst.

* * *

„Rie­chen Sie die U‑Bahn?“, fra­ge ich. Wir stei­gen ein, fah­ren durch die Pro­blem­vier­tel Ber­lins. Drei Betrun­ke­ne stei­gen zu, sie haben Bier­fla­schen in den Hän­den. Ich habe kei­nen Augen­kon­takt mit den Bier­trin­kern. Frau Zypries auch nicht. Wir spre­chen über die Archi­tek­tur der Groß­städ­te, die auch Gewalt aus­löst, über Hoch­häu­ser.

Gon­zo-Jour­na­lis­mus bei „Bild.de“: Franz Josef Wag­ner und Bri­git­te Zypries fah­ren U‑Bahn. Mit Video!

Pas­send dazu: „In zehn ein­fa­chen Schrit­ten: Schrei­ben wie Franz Josef Wag­ner“ bei medienlese.com

* * *

When histo­ry was writ­ten, the final page will say …

Auch deut­sche Poli­ti­ker sagen mit­un­ter merk­wür­di­ge Din­ge. Aber nie­mand ist so merk­wür­dig wie Geor­ge W. Bush – und nie­mand nimmt das bes­ser aus­ein­an­der als die eine „Dai­ly Show“.

* * *

„Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ wirkt eigent­lich ver­gleichs­wei­se unge­fähr­lich gegen­über „Big Brot­her“ oder vie­len Talk­shows und Doku-Soaps, weil die Teil­neh­mer kei­ne nai­ven Lai­en sind, son­dern Pro­fis, die wis­sen könn­ten, wor­auf sie sich ein­las­sen, und Bera­ter an ihrer Sei­te haben. Doch mit Blick auf Tei­le des Per­so­nals und ihr Ver­hal­ten im Dschun­gel muss man dar­an zwei­feln, ob die Teil­nah­me für alle rein sub­jek­tiv wirk­lich so frei­wil­lig ist.

Ste­fan Nig­ge­mei­er macht sich in der „FAZ“ Gedan­ken dar­über, was die Kan­di­da­ten zu ihrer Teil­nah­me bei „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ getrie­ben haben könn­te.

* * *

The epi­so­de is the latest in which blog­gers and others have used the Inter­net to force Chi­ne­se aut­ho­ri­ties to inves­ti­ga­te bea­tings and other abu­ses by govern­ment offi­ci­als.

Die Online-Aus­ga­be der „New York Times“ berich­tet dar­über, wie Blog­ger in Chi­na die genaue­re Unter­su­chung eines mys­te­riö­sen Todes­falls ansto­ßen konn­ten.

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Digital

Rätselspaß mit n‑tv.de

Wir machen mal wie­der ein klei­nes Rät­sel:

Aus wie vie­len Arti­keln bei n‑tv.de habe ich die fol­gen­den Screen­shots zusam­men­ge­stellt?

Da haben wir ein Sym­bol­bild …

Gut gebrüllt, Löwen, aber es geht auch anders!

… ein Video …

Streit um Jugendstrafrecht: Koch rudert zurück

… und die­se Über­schrift:

Wer zusammen frühstückt liebt sich (doch)

Na, was glau­ben Sie? Wie vie­le Arti­kel waren das?

Drei? Sind Sie sich sicher?

Nun, die drei Screen­s­höt­te stam­men aus …

*Trom­mel­wir­bel*

… ein und dem­sel­ben Arti­kel.

Das ist Blöd­sinn, sagen Sie? Und fra­gen sich, wor­um es denn in einem Arti­kel gehen soll, der mit Löwen bebil­dert ist, ein Video von Roland Koch zeigt und in der Über­schrift von Lie­be und Früh­stück faselt?

Mein Gott, sind Sie phan­ta­sie­los: Um die Stim­mung in der gro­ßen Koali­ti­on, natür­lich!

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Musik Rundfunk

Demnächst bei „Exclusiv – Das Starmagazin“

Manch­mal fra­ge ich mich schon, ab wann eine Mel­dung für die­ses oder jenes Medi­um rele­vant ist:

RTL-Text: Kilians supporten Doherty & Co.

Nach­trag 19:40 Uhr: Was für eine doo­fe Über­schrift! Mit ein biss­chen Nach­den­ken wäre mir bestimmt „Fern­glas“ von Schrott­gren­ze (MP3) ein­ge­fal­len:

Und einer ruft von hin­ten rein:
Kin­der, lasst die Dro­gen sein!

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Digital Gesellschaft

Warum ich meine Brüste bei MySpace zeige

Man­che Din­ge sind nur schwer zu erklä­ren: die Abseits­re­gel angeb­lich, der Erfolg von Modern Tal­king oder alles, was mit dem soge­nann­ten Web 2.0 zu tun hat. Wer ein­mal ver­sucht hat, sei­nen Groß­el­tern das Kon­zept eines Blogs oder gar die Funk­ti­ons­wei­se von Twit­ter zu erklä­ren, kennt danach alle Meta­phern und Syn­ony­me der deut­schen Spra­che.

Zu den Din­gen, die für Außen­ste­hen­de (aber nicht nur für die) unver­ständ­lich erschei­nen, gehört die Bereit­schaft jun­ger Men­schen, pri­va­tes­te Din­ge im World Wide Web preis­zu­ge­ben. Bei MySpace, Face­book, Live­Jour­nal, Stu­diVZ und ähn­li­chen Klo­nen tei­len sie theo­re­tisch der gan­zen Welt ihr Geburts­da­tum, ihre Schu­le und ihre sexu­el­le Ori­en­tie­rung mit und bebil­dern das Gan­ze mit jeder Men­ge Fotos, auf denen sie – wenn man der Pres­se glau­ben schen­ken darf – min­des­tens betrun­ken oder halb­nackt sind, meis­tens sogar bei­des.

In der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“ von ges­tern war ein gro­ßer Arti­kel von Patrick Ber­nau zu dem The­ma – inter­es­san­ter­wei­se im Wirt­schafts­teil. Dort geht es haupt­säch­lich um die per­so­na­li­sier­ten Wer­be­an­zei­gen, die Stu­diVZ, Face­book und die „Hal­lo Boss, ich suche einen bes­se­ren Job!“-Plattform Xing zum Teil ange­kün­digt, zum Teil ein­ge­führt und zum Teil schon wie­der zurück­ge­nom­men haben. Ber­nau mon­tiert die Aus­kunfts­freu­dig­keit der User gegen die Pro­tes­te gegen die Volks­zäh­lung vor zwan­zig Jah­ren, er hät­te aber ein noch grö­ße­res schein­ba­res Para­do­xon fin­den kön­nen: die Pro­tes­te gegen die Vor­rats­da­ten­spei­che­rung.

Gele­gent­lich fra­ge ich mich selbst, war­um ich einer­seits so ent­schie­den dage­gen bin, dass Poli­zei und Staats­an­walt­schaft im Juli nach­gu­cken könn­ten, wen ich ges­tern ange­ru­fen habe (sie brau­chen nicht nach­zu­gu­cken: nie­man­den), ich aber ande­rer­seits bei diver­sen Platt­for­men und natür­lich auch hier im Blog in Form von Urlaubs­fo­tos (also Land­schafts­auf­nah­men), Anek­do­ten und Mei­nun­gen einen Teil mei­nes Lebens und mei­ner Per­sön­lich­keit einem nicht näher defi­nier­ten Publi­kum anbie­te. Aber ers­tens hal­te ich Aus­künf­te über mei­ne Lieb­lings­bands und ‑fil­me oder die Tat­sa­che, dass ich Fan von Borus­sia Mön­chen­glad­bach bin, für rela­tiv unspek­ta­ku­lär (ich drü­cke die­se Prä­fe­ren­zen ja auch durch das Tra­gen von ent­spre­chen­den T‑Shirts öffent­lich aus), und zwei­tens gebe ich die­se Aus­künf­te frei­wil­lig, ich mache von mei­nem Recht auf infor­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung Gebrauch.

Wenn also bei­spiels­wei­se die Juso-Hoch­schul­grup­pe Bochum auf einem Flug­blatt ange­sichts der per­so­na­li­sier­ten Wer­bung im Web 2.0 fragt:

Muss der Staat ein­grei­fen? Wie weit darf die „Markt­wirt­schaft 2.0“ gehen?

und dann auch noch „Schnüf­felVZ“ und Vor­rats­da­ten­spei­che­rung bei einer Podi­ums­dis­kus­si­on gemein­sam behan­deln will, weiß ich schon mal, wel­cher Lis­te ich bei der Wahl zum „Stu­die­ren­den­par­la­ment“ nächs­te Woche mei­ne Stim­me nicht gebe. ((Nicht, dass nach der gro­ßen Geld­ver­bren­nungs­ak­ti­on des Juso-AStAs noch die Gefahr bestan­den hät­te, die­sem Hau­fen mein Ver­trau­en aus­zu­spre­chen, aber dop­pelt hält bes­ser.))

Ich habe ein wenig Angst, wie die FDP zu klin­gen, aber: Die Mit­glied­schaft in der Gru­schel­höl­le oder beim Frei­be­ruf­ler-Swin­ger­club Xing ist frei­wil­lig, nie­mand muss dort mit­ma­chen, nie­mand muss dort sei­ne Daten ange­ben. Sie ist dar­über­hin­aus aber auch kos­ten­los (Xing gibt’s gegen Bares auch als Pre­mi­um-Ver­si­on, aber das soll uns hier nicht stö­ren) und wird dies auf lan­ge Sicht nur blei­ben kön­nen, wenn die Unter­neh­men über die Wer­bung Geld ver­die­nen. Und war­um per­so­na­li­sier­te Wer­bung effek­ti­ver (und damit für den Wer­be­flä­chen­ver­mie­ter ertrag­rei­cher) ist, erklärt der „FAS“-Artikel in zwei Sät­zen:

Wenn zum Bei­spiel nur die ange­hen­den Inge­nieu­re die Stel­len­an­zei­gen für Inge­nieu­re bekom­men, blei­ben die Juris­ten von den Anzei­gen ver­schont. Wenn ein bewor­be­nes Rasier­was­ser schon zur Alters­grup­pe passt, ist die Wahr­schein­lich­keit höher, dass es dem Nut­zer tat­säch­lich gefällt.

Ob ich nun nach der ein­ma­li­gen pos­ta­li­schen Bestel­lung bei einem Musik­in­stru­men­ten­ver­sand unauf­ge­for­dert die Pro­be­aus­ga­be einer Musik­erzeit­schrift im Brief­kas­ten habe, oder ein wenig auto­ma­tisch erzeug­te Digi­tal­wer­bung auf mei­nem Moni­tor, macht qua­li­ta­tiv kaum einen Unter­schied. Wenn mich das nervt oder mir mei­ne hin­ter­leg­ten Daten zu unge­schützt erschei­nen, kann ich mich ja bequem zurück­zie­hen – dann aller­dings soll­te ich auch die Mög­lich­keit haben, mei­ne Daten Rück­stands­los ent­fer­nen zu las­sen, die­se Min­des­ter­war­tung habe ich an den Platt­form-Anbie­ter.

Wir brau­chen also viel weni­ger einen staat­li­chen Ein­griff (obwohl die Vor­stel­lung, dass Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­rin Bri­git­te Zypries im Fern­se­hen erklä­ren soll, was denn so ein „social net­work“ ist, durch­aus einen erheb­li­chen Trash-Charme hat) und viel mehr Medi­en­kom­pe­tenz. Die kommt frei­lich nicht von selbst, wie man auch am Super-RTL-Kri­ti­ker Gün­ther „Scheiß Pri­vat­fern­se­hen!“ Oet­tin­ger sehen kann. Medi­en­kom­pe­tenz könn­te auch nicht ver­hin­dern, dass von ein paar Mil­lio­nen Com­pu­ter­spie­lern und Hor­ror­film-Zuschau­ern zwei, drei Gestör­te auf die Idee kom­men, das Gese­he­ne nach­zu­ah­men, aber sie könn­te Jugend­li­che wenigs­tens so weit brin­gen, dass die­se das Für und Wider von Betrun­ken-in-Unter­wä­sche-im-Inter­net-Fotos abwä­gen könn­ten.

Aber auch bei dem The­ma sehe ich noch Ver­ständ­nis­schwie­rig­kei­ten: Wenn Mäd­chen und jun­ge Frau­en in ihren Foto­ga­le­rien bei MySpace oder Face­book Biki­ni- oder Unter­wä­sche­bil­der von sich rein­stel­len, heißt das ja noch lan­ge nicht, dass sie von einer Kar­rie­re im Por­no­ge­schäft träu­men, wie es für man­che Beob­ach­ter aus­se­hen mag. Zwar lässt sich bei ein paar Mil­lio­nen Mit­glie­dern nicht aus­schlie­ßen, dass dar­un­ter auch ein paar Per­ver­se sind, aber die Bil­der die­nen ja ganz ande­ren Zwe­cken: sich selbst zu zei­gen ((Und ich höre mich mit beben­der Stim­me rufen: „Wir soll­ten in Zei­ten von Mager­wahn froh sein, wenn unse­re Töch­ter so zufrie­den mit ihrem Kör­per sind, dass sie ihn im Inter­net zei­gen!“)) und den Her­ren in der peer group gefal­len.

Nackt­fo­tos von sich selbst hat bestimmt jede zwei­te Frau, die heu­te zwi­schen 18 und 30 ist, schon mal gemacht – min­des­tens, denn die Digi­tal­tech­nik ver­ein­facht auch hier eine Men­ge. Ob sie die ins Inter­net stellt und viel­leicht sogar bei Sui­ci­de­Girls oder ähn­li­chen Sei­ten Kar­rie­re macht ((Ich fin­de Sui­ci­de­Girls ziem­lich span­nend und sehe dar­in eine gera­de­zu his­to­ri­sche Mög­lich­keit weib­li­cher Selbst­be­stim­mung, doch das ver­tie­fen wir ein ander­mal.)), soll­te sie natür­lich auch vor dem Hin­ter­grund der ange­streb­ten Berufs­lauf­bahn („Froll­ein Mei­er, mein gro­ßer Bru­der hat sie nackt im Inter­net gese­hen!“), ihres Selbst­ver­ständ­nis­ses und des Risi­kos der Beläs­ti­gung gut abwä­gen. In jeder Klein­stadt gibt es ein Foto­stu­dio, das im Schau­fens­ter mit schwarz-wei­ßen Akt­fo­tos irgend­ei­ner Dorf­schön­heit wirbt – die­se Bil­der sind oft von gerin­ger künst­le­ri­scher Qua­li­tät und sind Leh­rern, Nach­barn und gehäs­si­gen Mit­schü­lern oft viel leich­ter zugäng­lich als MySpace-Fotos.

Auch Bil­der von Alko­hol­ge­la­gen gibt es, seit die ers­te Klein­bild­ka­me­ra auf eine Ober­stu­fen­fahrt mit­ge­nom­men wur­de. Ob Kin­der ihren betrun­ke­nen Vater mit Papier­korb auf dem Kopf im Wand­schrank einer Mün­che­ner Jugend­her­ber­ge ((Ich habe eine blü­hen­de Phan­ta­sie, müs­sen Sie wis­sen.)) nun zum ers­ten Mal sehen, wenn er zum fünf­zigs­ten Geburts­tag von sei­nen Alten Schul­freun­den ein gro­ßes Foto­al­bum bekommt ((Alles aus­ge­dacht!)), oder sie die Fotos jeder­zeit im Inter­net betrach­ten kön­nen, ist eigent­lich egal. Nicht egal ist es natür­lich, wenn die Abge­bil­de­ten ohne ihre Ein­wil­li­gung im Inter­net lan­den oder die Bil­der jeman­dem zum Nach­teil gerei­chen könn­ten.

Doch auch das wird auf lan­ge Sicht egal wer­den, wie Kolum­nist Mark Mor­ford letz­tes Jahr im „San Fran­cis­co Chro­nic­le“ schrieb:

For one thing, if ever­yo­ne in Gene­ra­ti­on Next even­tual­ly has their tell-all MySpace jour­nals that only 10 fri­ends and their the­ra­pist are forced to read, then soon enough the who­le cul­tu­re, the enti­re work­force will muta­te and absorb the phe­no­me­non, and it will beco­me exact­ly no big deal at all that you once reve­a­led your cra­zy love of pet rats and tequi­la shoo­ters and boys‘ butts online, becau­se hell, ever­yo­ne reve­a­led simi­lar sil­li­ne­ss and ever­yo­ne saw ever­yo­ne else’s drun­ken under­wear and ever­yo­ne stop­ped giving much of a damn about 10 years ago.

Es wird zukünf­ti­gen Poli­ti­kern ver­mut­lich nicht mehr so gehen wie Bill Clin­ton, der irgend­wann mit nicht-inha­lier­ten Joints kon­fron­tiert war, oder Josch­ka Fischer, des­sen Stein­wurf-Fotos nach über drei­ßig Jah­ren auf­tauch­ten: Über wen schon alles bekannt (oder zumin­dest theo­re­tisch zu ergoo­geln) ist, der muss kei­ne Ent­hül­lun­gen oder Erpres­sun­gen fürch­ten. Auch die Bigot­te­rie, mit der Men­schen, die ihre eige­nen Ver­feh­lun­gen geheim­hal­ten konn­ten, ande­ren die­sel­ben vor­hal­ten, könn­te ein Ende haben. Und das Inter­net könn­te über Umwe­ge tat­säch­lich zur Gleich­ma­chung der Gesell­schaft bei­tra­gen.

Nach­trag 16. Janu­ar: Wie es der Zufall so will, hat sich „Fron­tal 21“ dem The­ma ges­tern ange­nom­men. Wenn man die übli­che Welt­un­ter­gangs­stim­mung und die Ein­sei­tig­keit der Exper­ten­mei­nun­gen aus­klam­mert, ist es ein recht inter­es­san­ter Bei­trag, den man sich hier anse­hen kann.

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Posh The Button

Die ers­ten zehn Tage des Janu­ars waren die gro­ßen Macher und Ent­schei­der wohl noch im Weih­nachts­ur­laub, am elf­ten kehr­ten sie an ihre Schreib­ti­sche zurück und mach­ten und ent­schie­den: Jür­gen Klins­mann wird Trai­ner beim FC Bay­ern Mün­chen, Jens Leh­mann nicht Tor­wart bei Borus­sia Dort­mund, Bur­da stellt sei­ne Zeit­schrift „Max“ ein und Ulf Pos­ch­ardt ver­lässt „Vani­ty Fair“. Die ers­te Aus­ga­be in der preis­wer­te­ren Rücken­draht­hef­tung war damit wohl die letz­te, die „Posh“ mit einem sei­ner ein­zig­ar­ti­gen Edi­to­ria­le („prä­gnant, unver­hoh­len, unan­ge­passt“, so ein Leser­brief­schrei­ber) eröff­nen durf­te. Und so muss­te ich mir trotz anders lau­ten­der Vor­sät­ze doch noch mal ein Heft kau­fen. ((Dass auf dem Cover „Exklu­siv: Nata­lie Port­man über ihre ers­ten Nackt­sze­nen“ stand, hat mit mei­ner Kauf­ent­schei­dung nichts zu tun.))

Ulf Poschardt: Ein verschenktes JahrAls die deut­sche Aus­ga­be des renom­mier­ten Peo­p­le-Maga­zins im letz­ten Febru­ar mit gro­ßem Tam­tam anlief, wur­de die Start­auf­la­ge von angeb­lich 500.000 Exem­pla­ren fast aus­schließ­lich von Medi­en­jour­na­lis­ten auf­ge­kauft. Wie es danach mit den Ver­kaufs­zah­len aus­sah, wuss­te man län­ge­re Zeit nicht. Als es dann über­ra­schend doch noch Zah­len gab, lagen die mit 172.000 ver­kauf­ten Exem­pla­ren im 3. Quar­tal 2007 (s. die IVW-Auf­la­gen­lis­te, S. 170) deut­lich höher, als die meis­ten Beob­ach­ter erwar­tet hät­ten. So ganz ernst genom­men wur­den die Zeit­schrift und ihr Chef­re­dak­teur nie, dafür hat­te man sich im Vor­feld („das Maga­zin für Mover und Shaker“, die kom­plett wei­ße Innen­ein­rich­tung der Redak­ti­on) zu pein­lich ver­hal­ten. Und auch Aktio­nen wie das Inter­view von Michel Fried­man (der für „Vani­ty Fair“ eini­ge inter­es­san­te Repor­ta­gen geschrie­ben hat) mit Horst Mahler unter der Über­schrift „So spricht man mit Nazis“ brach­te dem Blatt eher Spott und Kri­tik als jour­na­lis­ti­sches Renom­mee ein und die stän­di­ge Kampf­preis-Ver­ram­schung für einen Euro gab dem Leser auch nicht gera­de das Gefühl, ein hoch­wer­ti­ges Pro­dukt in der Hand zu haben. Egal, ob gera­de Lind­say Lohan, Geor­ge Cloo­ney, der Papst, Ange­la Mer­kel oder Knut auf dem Titel­bild waren: „Vani­ty Fair“ hat es nicht mal ins War­te­zim­mer mei­nes Fri­seurs geschafft.

Auf Zug­fahr­ten habe ich „Vani­ty Fair“ trotz­dem hin und wie­der ger­ne gele­sen durch­ge­blät­tert – auch weil man, wie Dani­el Fie­ne rich­tig bemerkt, kaum sonst so viel Heft für so wenig Geld bekam. Aber irgend­wann nerv­te mich die per­ma­nen­te Nich­tig­keit des Blat­tes und ich konn­te das wirt­schafts­li­be­ra­le, neo­kon­ser­va­ti­ve Geschwur­bel in den Edi­to­ri­als von Ulf „die FDP wäh­len ist Punk“ Pos­ch­ardt nicht mehr sehen:

In Deutsch­land war es ein ver­schenk­tes Jahr. Poli­tisch eines der Idio­tie. Sein Tri­um­pha­tor hieß Oskar Lafon­taine. Mit der Grün­dung der Lin­ken und ihrem schnel­len poli­ti­schen Erfolg auch in West­deutsch­land hat er die Agen­da des Jah­res bestimmt. Anstatt über die Zukunft zu spre­chen, über die Chan­cen der Glo­ba­li­sie­rung und die Her­aus­for­de­run­gen der Wis­sens­ge­sell­schaft, dis­ku­tier­te das Land abwech­selnd über Fra­gen des 19. Jahr­hun­derts oder der 70er-Jah­re. Das Land führ­te selbst­be­trun­ken einen inne­ren Mono­log über Gerech­tig­keit und Gleich­heit. Und das so, als wäre der angel­säch­si­sche „Raub­tier­ka­pi­ta­lis­mus“ über die Deut­schen wie eine Seu­che her­ein­ge­bro­chen.

Nun ist Pos­ch­ardt nicht mal ein Jahr nach dem Start frei­wil­lig gegan­gen (oder er wur­de es gar). Iro­ni­scher­wei­se fin­det sich in sei­ner letz­ten Aus­ga­be ein Inter­view mit Mat­thi­as Matus­sek, eben­falls frisch geschass­ter Kul­tur­chef des „Spie­gels“. Die bei­den reden über die Vor­tei­le des Katho­li­zis­mus. Es ist ein Witz. Und Pos­ch­ardt reicht damit sei­ne Bewer­bung für die Nach­fol­ge Ste­fan Aus­ts ein.

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Falsch, fälscher, „Rheinische Post“

Dr. Mar­kus Dewen­der, Vor­sit­zen­der der Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on „Kin­der brau­chen uns“ und Bam­bi-Preis­trä­ger, hat gar kei­nen Dok­tor­ti­tel. Das berich­tet der „Spie­gel“ in sei­ner aktu­el­len Aus­ga­be und inzwi­schen hat sich Dewen­der offen­bar selbst ange­zeigt, um „zur raschen Auf­klä­rung“ bei­zu­tra­gen. So weit so all­täg­lich tra­gisch.

Bei der „Rhei­ni­schen Post“ hielt man es offen­bar für eine total knor­ke Idee, den heu­ti­gen Arti­kel über den fal­schen Dok­tor gleich mit einem fal­schen Mar­kus Dewen­der zu bebil­dern, denn irgend­wie hat der Mann auf dem Foto so gar kei­ne Ähn­lich­keit mit dem Mann, der hier, hier, hier und sogar bei „RP Online“ Mar­kus Dewen­der ist:

Nicht Dr. Markus Dewender. Noch nicht mal ohne Doktortitel. Markus Dewender. Mit Bambi, aber ohne Doktortitel.

(links: Der fal­sche Mann in der „Rhei­ni­schen Post“ von heu­te, rechts: Der rich­ti­ge Mann bei „RP Online“)

Der von der RP abge­druck­te Mann ist übri­gens Dr. med. Mat­thi­as Angrés, medi­zi­ni­scher Vor­stand des Ver­eins „Kin­der brau­chen uns“.

PS: Zumin­dest optisch näher gele­gen hät­te die „Rhei­ni­sche Post“, wenn sie fälsch­li­cher­wei­se das Foto aus dem neben­ste­hen­den Arti­kel ver­wen­det hät­te, das den Gewin­ner der „5 Mil­lio­nen SKL Show“ zeigt.

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Rundfunk Fernsehen

… as every year

Stel­len Sie sich vor, Sie sind Redak­teur bei einem Bou­le­vard­ma­ga­zin, einer Tages­zei­tung oder einem belie­bi­gen For­mat­ra­dio­sen­der.

Ja, das ist schon schlimm, aber jetzt kommt’s: Stel­len Sie sich bit­te wei­ter vor, Sie haben sich wie­der mal zu spät um die Urlaubs­pla­nung geküm­mert und wis­sen jetzt schon, dass Sie im kom­men­den Jahr „zwi­schen den Jah­ren“ arbei­ten müs­sen – also in der extrem lang­wei­li­gen Zeit zwi­schen Weih­nach­ten und Sil­ves­ter, in der außer rie­si­gen Natur­ka­ta­stro­phen und bür­ger­kriegs­ähn­li­chen Zustän­den eigent­lich nie was pas­siert.

Damit Sie das Pro­gramm irgend­wie gefüllt krie­gen, gibt Ihnen das Dienst­leis­tungs­blog Cof­fee And TV schon jetzt eine klei­ne Lis­te mit The­men an die Hand, die Sie wäh­rend der nächs­ten 361 Tage abar­bei­ten kön­nen:

  • Geschen­ke umtau­schen: Schi­cken Sie einen Repor­ter in ein belie­bi­ges Kauf­haus und las­sen Sie ihn von Gut­schei­nen und Umtausch­ak­tio­nen faseln. Wich­tig: Kli­schee­ge­mäß Socken, Kra­wat­ten, o.ä. erwäh­nen!
  • Abneh­men: Alle Men­schen wer­den über Weih­nach­ten dick. War­um weiß kein Mensch. Glau­ben einem aber eh alle unbe­se­hen. Exper­ten (Arzt, Ernäh­rungs­wis­sen­schaft­le­rin, Har­ry Wijn­ford) vor die Kame­ra zer­ren. Evtl. wäh­rend einer der diver­sen Preis­ver­lei­hun­gen schon mal Pro­mi­nen­te nach Abspeck­tipps fra­gen (dabei drin­gend auf mög­li­che Schleich­wer­bung achten!!!!1).
  • Feu­er­werk: Ist urst gefähr­lich. Schau­fens­ter­pup­pen in die Luft spren­gen, Feu­er­wehr oder Pyro­tech­ni­ker inter­view­en. Wich­tig: Vor ost­eu­ro­päi­schen Pro­duk­ten war­nen (haben kein Prüf­zei­chen).
  • Vor­sät­ze fürs neue Jahr: Pro­mi­nen­te (Preis­ver­lei­hung, s.o.) oder Stra­ßen­um­fra­ge. Obsku­re Sta­tis­ti­ken ein­brin­gen. Exper­te: Schwie­rig. Viel­leicht Pete Doh­erty o.ä.
  • Das wird anders: Neue Mün­zen, Steu­er­sät­ze, Geset­ze, Ver­ord­nun­gen. Kann man einen Tag von leben. Stra­ßen­um­fra­gen bei benach­tei­lig­ten Min­der­hei­ten (Steu­er­zah­ler, Rau­cher, etc.) nicht ver­ges­sen!
  • Sil­ves­ter­fei­er: So fei­ert Pro­mi XY oder Ihre Nach­ba­rin. Zwecks Abwechs­lung auch an Exo­ten den­ken (s. Blan­co, Rober­to; Cord­a­lis, Cos­ta; Farr­ag, Nad­ja Abd El; Baf­foe, Liz). Gut kom­bi­nier­bar mit:
  • Rezep­te: Kochen geht immer, beson­ders zu Sil­ves­ter. Ope­ner: Schnitt­bil­der von Raclette, Fon­due, Karp­fen blau (s. Archiv).
  • Haus­mit­tel gegen Kater: Pro­mi­nen­te (s.o.), Stra­ßen­um­fra­ge, Arzt, Apo­the­ke­rin, etc. Wich­tig: In der Anmo­de­ra­ti­on den Mode­ra­tor von „mei­ner Oma“ erzäh­len las­sen.
  • Din­ner For One: Läuft zum xy. Mal. Pro­mi­nen­te erzäh­len oder nach­spie­len las­sen, gut mit Quiz (Sitzordnung!!!1) kom­bi­nier­bar. Auf alle Fäl­le dar­auf hin­wei­sen, dass der Sketch in Eng­land „völ­lig unbe­kannt“ ist (geht auch als Auf­hän­ger, dann GB-Kor­re­spon­den­ten früh­zei­tig um eine alber­ne Stra­ßen­um­fra­ge bit­ten).

Alter­na­tiv könn­ten Sie natür­lich auch den Krem­pel von die­sem Jahr wie­der­ho­len. Oder den vom letz­ten Jahr. Oder vom vor­letz­ten …

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Klickbefehl (5)

Aber dass Kas­set­ten ein­mal nicht nur, wie das Thea­ter vom Film oder das Pferd vom Auto, als Opfer eines opti­mier­ten Fol­ge­pro­dukts in eine Lieb­ha­ber­ecke zurück­ge­drängt wür­den, son­dern der­art gründ­lich ver­schwin­den könn­ten, dass man zum Bei­spiel in Frank­furt oder Ber­lin nach Kas­set­ten so inten­siv suchen muss wie nach Schreib­ma­schi­nen-Farb­bän­dern oder nach Aus­tausch­bir­nen für Dia­pro­jek­to­ren: Das hät­te man noch vor ein paar Jah­ren nicht gedacht.

Niklas Maak schreibt in der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“ von mor­gen einen Nach­ruf auf die Audio­kas­set­te.

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Manch­mal scheint es, als sei den Jour­na­lis­ten, die gegen die­ses Mit­mach­netz anschrei­ben, schon die Moti­va­ti­on all die­ser neu­en Kon­kur­ren­ten um Auf­merk­sam­keit suspekt: ein­fach zu glau­ben, etwas zu sagen zu haben, und es nicht für Geld, Auf­la­ge, Kar­rie­re oder den Ver­kauf von Wer­be­plät­zen zu tun.

Ste­fan Nig­ge­mei­er schreibt in der „taz“ über den alten Kon­flikt zwi­schen Mit­mach­me­di­en und dem „eta­blier­ten“ Jour­na­lis­mus.

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Im Rat­ge­ber “Diä­ten-Test” wird aus­führ­lich über die “Diä­ter­fol­ge” des Unter­neh­mens berich­tet, “zuletzt aktua­li­siert: 09. Mai 2007 | 15:21″. Bereits am 21. Febru­ar 2005 hat­te die Redak­ti­on “Popu­lä­re Abnehm­kon­zep­te unter der Lupe”, allen vor­an Weight Wat­chers. Und schon in der Sen­dung vom 6. Sep­tem­ber 1999 mit dem The­ma “Wege zur Wunsch­fi­gur” war die WW-Metho­de für den MDR emp­feh­lens­wert.

Bei den Medi­en­pi­ra­ten wun­dert sich Peer dar­über, dass man Andrea Kie­wel beim MDR für ihre Weight-Wat­chers-Schleich­wer­bung gefeu­ert hat, wäh­rend der Sen­der die Abnehm­grup­pe seit Jah­ren ungwöhn­lich oft emp­fiehlt.

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More are expec­ted to shop online than attend Church of Eng­land ser­vices.

bbc.co.uk erzählt, wie Mil­lio­nen Bri­ten die Hei­li­ge Nacht ver­brin­gen wer­den: Vor dem Com­pu­ter auf Schnäpp­chen hof­fend.

Nach­trag 23. Dezem­ber: Zuga­be bei Tele­po­lis: Die GEZ for­dert Rund­funk­ge­büh­ren von einer fik­ti­ven Per­son. [via Law­blog-Kom­men­ta­re]

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It’s Raining Stupid Men

I’ll tell you one thing: Men are bas­tards.
After about ten minu­tes I wan­ted to cut off my own penis with a kit­chen kni­fe.

(Nick Horn­by – About A Boy)

Okay, mal ehr­lich, Mädels: Wie vie­le von Euch haben damals geheult, als raus­kam, dass Ste­phen Gate­ly von Boy­zo­ne schwul ist? Und Eloy de Jong von Caught In The Act auch? Und die bei­den zusam­men waren?

Man muss schon etwas absei­ti­ge Ver­glei­che bemü­hen, um sich zu ver­ge­gen­wär­ti­gen, was da gera­de mit den deut­schen Medi­en los ist: Anne Will hat sich geoutet hat­te ihr Coming-Out, sie hat eine Lebens­ge­fähr­tin, sie ist – huh­uhu – les­bisch.

Nun soll­te man mei­nen, dass das The­ma Homo­se­xua­li­tät im Jahr 2007 eigent­lich so all­täg­lich ist, dass nicht gleich sämt­li­che Jour­na­lis­ten des Lan­des hyper­ven­ti­lie­rend auf ihre Tas­ta­tu­ren sprin­gen. Dem ist offen­bar nicht so. Wenn Anne Will als erklär­te Sym­pa­thie­trä­ge­rin dazu bei­tra­gen kann, dass das The­ma all­täg­li­cher wird, ist das natür­lich zu begrü­ßen, so wie über­haupt grund­sätz­lich zu begrü­ßen ist, wenn Men­schen glück­lich sind.

Ich weiß nicht, was Anne Will und Miri­am Meckel dazu brach­te, aus­ge­rech­net jetzt der „Bild am Sonn­tag“ zu bestä­ti­gen, was eh jeder, der es wis­sen woll­te, schon län­ger wuss­te. Ich möch­te es eigent­lich auch gar nicht wis­sen, denn ich könn­te mir vor­stel­len, dass die „muti­ge Lie­bes-Beich­te“ nicht so hun­dert­pro­zen­tig eine freie Ent­schei­dung der bei­den war.

Die „Bild am Sonn­tag“ jeden­falls schrieb noch:

Anne Will und Miri­am Meckel – ein Power-Paar. Zwei erfolg­rei­che, klu­ge und schö­ne Frau­en, die viel Wert dar­auf legen, ihr Pri­vat­le­ben zu schüt­zen, auch wenn sie bei­de in der Öffent­lich­keit bekannt sind. Sie wol­len kein Getu­schel und kei­ne Auf­re­gung um ihre les­bi­sche Lie­be.

Dabei waren die „Los Les­bos Wochos“ längst eröff­net. Wie genau es „Bild“ mit dem schüt­zens­wer­ten Pri­vat­le­ben nimmt, haben wir im BILD­blog ges­tern schon nach­ge­zeich­net, und auch heu­te ver­brei­tet die Zei­tung jede Men­ge Getu­schel und Auf­re­gung. Was aber brach­te auch die ver­meint­lich seriö­sen Medi­en dazu, in einem Aus­maß über die „Lie­bes­sen­sa­ti­on“ zu berich­ten, das – zumin­dest gefühlt – alles in den Schat­ten stellt, was man dort nor­ma­ler­wei­se so an Klatsch fin­det?

Nun, ich glau­be, die Erklä­rung ist eben­so nahe­lie­gend wie beun­ru­hi­gend: In den meis­ten Redak­tio­nen sit­zen Män­ner und die füh­len sich in ihrer Männ­lich­keit gekränkt, wenn eine gut aus­se­hen­de Frau kei­ner­lei sexu­el­les Inter­es­se an ihnen hat. Nie­mand könn­te das bes­ser in Wor­te fas­sen als Franz Josef Wag­ner:

Lie­be Anne Will,

als Mann kom­men­tie­re ich Ihr Outing nicht spon­tan mit … „Das ist gut so!“

Als Ihr treu­er Bild­schirm-Flirter bin ich natür­lich nicht begeis­tert, dass Sie bezau­bern­de Frau eine Fata Mor­ga­na sind, eine Sin­nes­täu­schung.

Hun­der­te, Tau­sen­de Male stel­le ich mir ein Ren­dez­vous mit Ihnen vor. Und plötz­lich – bums bzw. BamS, Sie sind les­bisch.

Und dann ist da noch die­se Stra­ßen­um­fra­ge, die bild.de gemacht hat. Da gibt es dann wirk­lich Män­ner, die ent­we­der kei­ne Ahnung haben, dass sie sich gera­de gehö­rig zum Affen machen, oder es auch noch ernst mei­nen, wenn sie Sät­ze sagen wie:

„Scha­de eigent­lich, ich hät­te sie ger­ne auch genom­men.“

Ich kann und will mir nicht vor­stel­len, dass Män­ner sich tat­säch­lich die „Tages­the­men“ ange­se­hen haben, weil sie dar­über nach­dach­ten, wie die Frau, die da gera­de irgend­wel­che Hun­gers­nö­te und Ter­ror­an­schlä­ge anmo­de­rier­te, wohl so „im Bett“ sei. Ande­rer­seits ist das Medi­en­in­ter­es­se wohl wirk­lich kaum noch anders zu erklä­ren als mit gekränk­ter Eitel­keit.

Das aber wirft noch eine Fra­ge auf: Kann eine Frau, die dum­mer­wei­se gut aus­sieht und nicht les­bisch ist, einem offen­bar der­art schwanz­ge­steu­er­ten Mob über­haupt ent­kom­men?

Und ich hat­te mir schon Sor­gen gemacht, dass es irgend­wie kin­disch wäre, jedes Mal für fünf Minu­ten ent­täuscht zu sein, wenn Nata­lie Port­man mal wie­der einen neu­en Freund anschleppt …

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Feigheit ist keine Nachricht

Wir müs­sen noch­mal auf die Erklä­rung der 26 SPD-Abge­ord­ne­ten zu spre­chen kom­men, in der die­se ihre ver­fas­sungs­recht­li­chen Beden­ken gegen­über dem Gesetz zur Vor­rats­da­ten­spei­che­rung aus­drück­ten, dann aber erklär­ten, die­sem trotz­dem zuzu­stim­men.

Nicht nur ix und Dr. Dean fra­gen sich, war­um es das The­ma eigent­lich über­haupt nicht in die Medi­en geschafft hat. Der Sache woll­te ich dann doch mal auf den Grund gehen.

Ich schrieb also eini­ge E‑Mails und rief in Redak­tio­nen an, wo man mich bat, wei­te­re E‑Mails zu schi­cken. Eine wirk­li­che Ant­wort habe ich bis­her nur vom ZDF bekom­men, wobei das eigent­lich auch kei­ne Ant­wort auf mei­ne Fra­ge war:

Da an die­sem Tag auch der Son­der­er­mitt­ler des Euro­pa­rats Dick Mar­ty sei­nen Bericht vor­stell­te, habe man die­sem Ansatz den Vor­zug gege­ben gegen­über einer eher inlands­ori­en­tier­ten Bericht­erstat­tung.

Offen­bar war die Erklä­rung der Abge­ord­ne­ten des­halb nir­gend­wo The­ma gewe­sen, weil außer den Redak­teu­ren bei heise.de nie­mand in das Pro­to­koll der ent­spre­chen­den Bun­des­tags­sit­zung geguckt hat­te. Die 26 Abge­ord­ne­ten hat­ten es also nicht nur geschafft, einem Gesetz zuzu­stim­men, dass sie selbst für ver­fas­sungs­wid­rig hiel­ten, sie hat­ten es auch noch fer­tig gebracht, dies in einer öffent­li­chen Erklä­rung zuzu­ge­ben, die nie eine brei­te­re Öffent­lich­keit erreicht hat (oder errei­chen soll­te). Dafür muss­ten sie nur eine Erklä­rung nach § 31 der Geschäfts­ord­nung des Deut­schen Bun­des­ta­ges abge­ben:

§ 31 Erklä­rung zur Abstim­mung

(1) Nach Schluß der Aus­spra­che kann jedes Mit­glied des Bun­des­ta­ges zur abschlie­ßen­den Abstim­mung eine münd­li­che Erklä­rung, die nicht län­ger als fünf Minu­ten dau­ern darf, oder eine kur­ze schrift­li­che Erklä­rung abge­ben, die in das Ple­nar­pro­to­koll auf­zu­neh­men ist. Der Prä­si­dent erteilt das Wort zu einer Erklä­rung in der Regel vor der Abstim­mung.

Damit ent­las­tet man sein Gewis­sen und kann hin­ter­her, wenn das Gesetzt kas­siert wur­de und mal wie­der alle auf der Bun­des­re­gie­rung rum­ha­cken, freund­lich lächelnd Anla­ge 4 her­vor­ho­len und „Wir ham’s ja schon immer gesagt“ mur­meln.

Eine ande­re Mög­lich­keit, dass die Öffent­lich­keit von der Erklä­rung erfah­ren hät­te, wäre natür­lich der Pran­ger der Oppo­si­ti­on gewe­sen. Also rief ich mal bei den drei Oppo­si­ti­ons­par­tei­en im Deut­schen Bun­des­tag an und frag­te, war­um man die­se Vor­la­ge aus Tei­len der SPD-Frak­ti­on denn nicht für eine öffent­li­che Bloß­stel­lung der 26 Abge­ord­ne­ten genutzt habe.

Bei der FDP hat­te man bis zu mei­nem Anruf noch nichts von der Erklä­rung gehört, war aber sehr inter­es­siert und sag­te mir, man wol­le „über Hand­lungs­mög­lich­kei­ten nach­den­ken“. Viel­leicht höre ich von denen also noch was.

Mark Sei­bert, Refe­rent im Büro des Die-Lin­ke-Abge­ord­ne­ten Jan Kor­te, nann­te die Erklä­rung eine „poli­ti­sche Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit“, die dem ohne­hin umstrit­te­nen Gesetz „die Kro­ne auf­ge­setzt“ habe. Aller­dings sei zu dem kon­kre­ten Fall im Moment nichts geplant, da „kein neu­er Nach­rich­ten­wert“ vor­han­den sei. Die Lin­ke und beson­ders Jan Kor­te sei­en aber in ver­schie­de­nen Initia­ti­ven gegen die Vor­rats­da­ten­spei­che­rung orga­ni­siert und plan­ten wei­te­re Aktio­nen.

Auch bis zu Bünd­nis 90/​Die Grü­nen war der Inhalt von Anla­ge 4 noch nicht ganz durch­ge­drun­gen. Wolf­gang Wie­land, Spre­cher für Inne­re Sicher­heit der grü­nen Frak­ti­on, ließ mir aber nur weni­ge Stun­den nach mei­nem Anruf eine schrift­li­che Stel­lung­nah­me zukom­men, die ich (schon wegen ihrer Exklu­si­vi­tät) ger­ne wie­der­ge­be:

Dass man für ein Gesetz stimmt, weil man die Inhal­te über­zeu­gend fin­det, ist der Nor­mal­fall. Dass es weni­ge Geset­ze gibt, bei denen man als Abge­ord­ne­ter nicht auch eini­ge Aspek­te ver­zicht­bar gefun­den hät­te, gehört eben­falls dazu. Wer aber für ein Gesetz stimmt und dar­auf ver­traut, dass sei­ne unge­lieb­ten Tei­le sowie­so bald vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt kas­siert wer­den, der ver­sucht, aus einem Dilem­ma eine win-win-Situa­ti­on zu machen.

Tat­sa­che ist: Die Logik hin­ter der jüngst beschlos­se­nen Vor­rats­da­ten­spei­che­rung stellt Sicher­heit über Frei­heit. Tat­sa­che ist auch, dass sie sowohl euro­pa­recht­lich wie grund­ge­setz­lich auf wacke­li­gen Bei­nen steht. Das erken­nen die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen von der SPD ja auch, aber sie han­deln nicht danach. Das ist ent­täu­schend, denn es ist Auf­ga­be des Gesetz­ge­bers, ver­fas­sungs­recht­li­che Beden­ken von vorn­her­ein aus­zu­räu­men und ent­spre­chen­de Geset­ze zu ver­ab­schie­den. Das Mot­to „Koali­ti­ons­frie­den wah­ren, Idea­le zitier­fä­hig ins Pro­to­koll schrei­ben, Karls­ru­he das Auf­räu­men über­las­sen“ darf nicht die Hand­lungs­ma­xi­me für Abge­ord­ne­te sein.

Für uns Blog­ger heißt das, dass wir einer­seits zwar ganz nah an den The­men sind, der Sprung die­ser The­men in die sog. „eta­blier­ten Medi­en“ und in eine brei­te­re Öffent­lich­keit aber ande­rer­seits noch über­haupt nicht funk­tio­niert.