Die MCPS-PRS Alliance, das britische Äquivalent zur GEMA, hat gemeinsam mit dem amerikanischen Marktforschugnsunternehmen BigChampagne eine Studie über das Downloadverhalten der User beim letzten Radiohead-Album “In Rainbows” herausgegeben. Und die kommt zu interessanten Ergebnissen.
Wir erinnern uns: Radiohead hatten im vergangenen Oktober ihr Album “In Rainbows” für zwei Monate zum Download angeboten und die Hörer konnten dafür so viel Geld bezahlen, wie sie wollten – auch nichts. Weil Radiohead sich immer noch ausschweigen, wie viele Leute das Album auf der offiziellen Seite heruntergeladen haben, kann BigChampagne nur Zahlen zu den Torrent-Downloads präsentieren: 2,3 Millionen Mal wurde das Album zwischen dem 10. Oktober und dem 3. November 2007 dort (illegal) heruntergeladen, 400.000 Mal allein am ersten Tag. Andere Alben namhafter Künstler kommen auf Werte von bis zu 150.000 pro Woche.
Bei der “taz” hat man die Studie entweder nicht ganz gelesen oder falsch verstanden, denn der Artikel zur Studie ist mit “Experiment gescheitert” überschrieben. Klar: Wenn die Leute das Album lieber Klauen, als es geschenkt zu nehmen, könnte man das so sehen.
Die Macher der Studie Studie allerdings wollen das längst nicht so verstanden wissen:
[A]nyone who has made it to the end of this paper and assumes that the project was a failure has missed two critical points: firstly, lots of people bought the album in any one of its three formats and lots of people went to see the show – and the word ‘lots’ is robust no matter which comparative measure you use. Secondly, the wider purpose of this paper is in many ways echoing the tone of the recent article in The Economist: ‘Piracy is a bad thing. But sometimes companies can use it to their advantage’.
[Der “Vorteil” war unter anderem, dass die Band ein zusätzliches Konzert im Londoner Victoria Park ansetzen musste, weil der Andrang der Fans so groß war.]
Als Grund, warum die Leute das Album lieber per Torrent gezogen haben als von der offiziellen Seite, gibt die Studie neben den technischen Problemen am ersten Tag (Serverausfall, etwas umständlicher Bestellvorgang) vor allem einen weiteren an: die Leute kennen ihre Torrenttracker, weil sie sie täglich nutzen, und kamen gar nicht auf die Idee, es woanders zu versuchen (auch wenn bzw. gerade weil es das Album auch auf offiziellem Weg für umsonst gab).
It is even less popular to use phrases like ‘brand reputation’ when talking about the same sites the music industry characterises as shady, fly-by-night, and outright criminal. Make no mistake: The Pirate Bay is a powerful brand with a sterling reputation in the minds of millions of young music fans.
Die Autoren ziehen dann die Nine Inch Nails hinzu, die ihr letztes Album “The Slip” ebenfalls zum kostenlosen Download angeboten hatten – allerdings in besserer Qualität und mit einem viel einfacheren Prozedere als Radiohead. Und siehe da: die Mehrheit der Leute lud das Album von der offiziellen Seite herunter, nicht als Torrent. Das heißt also: Wenn man mit den bekannten Systemen konkurrieren will, muss man vor allem leicht zu bedienen sein – was im Übrigen für das Prinzip iTunes spräche.
Der spannendste Absatz der Studie indes sagt noch etwas ganz anderes aus:
Frequently, music industry professionals suggest that an increase in legitimate sales must necessarily coincide with a commensurate reduction in piracy, as if this were a fact. Yet, the company BigChampagne has made no such consistent observation in nearly a decade of analysing these data. Rather, it finds that piracy rates follow awareness and interest. In other words, if you do a good job cultivating a legitimate sales story, you must also expect a similar up-tick in grey market activity. The biggest selling albums and songs are nearly always the most widely-pirated, regardless of all the ‘anti-piracy’ tactics employed by music companies.
Gut, dafür hätte es jetzt nicht unbedingt eine Studie gebraucht, aber dass diese Fakten mal in einer Veröffentlichung stehen, die die MCPS-PRS Alliance unter “Independent Studies” veröffentlicht (und an der ihr Chef-Ökonom Will Page mitgeschrieben hat), das ist doch mal zumindest ein bisschen interessant.