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Mixtape 9/24

Anderthalb Jahre lang, über 36 Ausgaben, haben wir bei Spotify unsere kleine Musiksendung veröffentlicht, die genauso hieß wie dieses Blog hier: Coffee And TV. Dann hat der böse, ausbeuterische Tech-Konzern die Möglichkeit abgeschafft, eine solche … nun ja: Radiosendung im Internet zu produzieren.

Ich habe ein bisschen gebraucht, um zu überlegen, wie wir weitermachen, denn es gehört ja zu meinen tiefsten Überzeugungen, dass Schönheit geteilt gehört — und Ihr sollte ja weiter hören können, was ich gerade so höre. Die nächstgelegene Idee ist natürlich eine Playlist — vorerst erstmal weiter bei Spotify, weil der Absprung von so einem Streamingdienst ungefähr so kompliziert ist wie ein Umzug mit drei Kindern und fünf Haustieren ins Ausland, aber auch bei Tidal, wo ich gerade ein Probe-Abo abgeschlossen habe, und die Musik wirklich hundert Mal besser klingt (außerdem kriegen die Künstler*innen mehr Geld).

Und weil eine Befragung auf Instagram ergab, dass Ihr gerne nicht nur Songs hintereinander hören, sondern auch Informationen und Meinungen dazu lesen wollt, habe ich jetzt ca. zwei Arbeitstage damit zugebracht, diesen Blog-Eintrag hier zusammenzubauen. (Wenn Ihr meine Arbeit finanziell unterstützen wollt, könnt Ihr meinen Newsletter abonnieren und dafür Geld bezahlen!)

Also dann: Herzlich willkommen zum ersten CTV-Mixtape!

Manic Street Preachers – Decline & Fall

Ich bin jetzt seit fast 25 Jahren Fan der Manic Street Preachers; sie haben mich durch die Oberstufenzeit begleitet und politisiert. Ihr letztes richtig gutes Album ist jetzt auch schon vierzehn Jahre alt — und dann ballern die plötzlich so eine Single raus: eine Piano-Hook wie bei ABBA, Gitarren wie bei Guns ‘n’ Roses und eine Gesangsmelodie, die ungefähr so eingängig ist wie ein gelungenerer Schlager.

Der Text handelt davon, im Angesicht einer verfallenden Welt die kleinen Wunder zu feiern — vielleicht ein bisschen fatalistisch für eine Band, die die meiste Zeit ihrer Karriere die sozialistische Weltrevolution anzetteln wollte, aber in Zeiten, in denen sich so viele immer radikaler äußern, ist es auch auf eine Art radikal, das Gegenteil zu tun. Und wenn es darum geht, sich an den kleinen Dingen zu erfreuen, bin ich natürlich dabei! Der beste Song einer Band „von früher“ seit Jahren!

Ider – You Don’t Know How To Drive

Wir waren bei Coffee And TV schon große Fans von Ider, bevor das britische Elektropop-Duo überhaupt 2019 sein Debütalbum „Emotional Education“ veröffentlicht hatte. Der Bildspender für den Titel dieser Single ist die männliche Unfähigkeit, sich im Straßenverkehr zu orientieren, aber immer gute Ratschläge zu geben — und das ist nur die erste Strophe, denn die burns werden danach noch viel, viel gemeiner.

„I wanna throw your shit in the middle of the street / Really make a big scene and burn your red SG / Delete the files of your solo EP, yeah no ones gonna hear it now“, singen Megan Markwick und Lily Somerville im Refrain und vielleicht muss man ein paar Musiker im Bekanntenkreis haben, um die Tiefe und Schärfe dieser Zeilen voll würdigen zu können, aber lasst es mich so sagen: Das hier ist die nukleare Option — aber sehr, sehr lustig!

Ider haben gerade ihr drittes Album „Late To The World“ angekündigt, das am 21. Februar 2025 erscheinen soll. Ende März spielen sie in Hamburg, Berlin und Köln.

Christian Lee Hutson – After Hours

Seit dem Release Anfang Juli liege ich meiner gesamten peer group in den Ohren, dass sie sich bitte, unbedingt, keine Zeit zu Warten, diesen Song anhören sollen. Nein: müssen!

„After Hours“ klingt, als würde ich es seit 25 Jahren kennen, aber ich kann nicht genau sagen, an was mich Stimme und Musik erinnern: Nick Drake? Nein. The Weakerthans? Auch nicht. Vor allem war Christian Lee Hutson vor 25 Jahren gerade acht und hat (hoffentlich, denn das Wort „fuck“ kommt auch drin vor) noch nicht solche Songs geschrieben. Refrains gibt’s keine, dafür Strophen, die sich frei assoziativ von Spätis im Himmel über die Schauspielerin Catherine O’Hara bis zur Feststellung „The good stuff is behind a paywall“. Das Album „Paradise Pop. 10“ erscheint am 27. September und ich bin sehr gespannt!

Anna Erhard – Not Rick

Stellt Euch einen jungen, weiblichen Werner Herzog vor, der einen cleveren, aber nicht zu cleveren Text rezitiert, in dem es unter anderem um den legendären Musikproduzenten Rick Rubin geht, während im Hintergrund die Band Cake ein Mashup von Becks besten Songs, die nicht „Loser“ heißen, spielt. Okay, ich bin nicht hilfreich.

Ihr müsst mir einfach glauben, dass dieser Song von Anna Erhard, die in der Schweiz aufgewachsen ist und jetzt in Berlin lebt, einige der besten Indierock-Trends der letzten vier Jahrzehnte enthält. Oder besser: es hören!

Pete Yorn – Real Good Love

Pete Yorn war der Soundtrack der letzten Monate vor meinem Abi — und zwar gleich doppelt: zum einen war er in den Jahren 2000 bis 2002 auf gefühlt jedem zweiten Soundtrack-Album von „Dawson‘s Creek“ bis „Spider-Man“ dabei (so versuchten Major-Labels damals, ihre Acts groß zu machen), zum anderen war sein Debüt-Album „Musicforthemorningafter“ damals ein treuer Begleiter.

Es wurde keine enge, dauerhafte Beziehung (sein gemeinsames Album mit Scarlett Johansson hab ich bis heute nie gehört), aber wenn er neue Musik veröffentlicht, höre ich immer wieder gerne rein. (Und im Gegensatz zu Ryan Adams, dem anderen großen liebestrunkenen Troubadour jener Tage, hat er sich, soweit ich weiß, nichts zu Schulden kommen lassen.) Sein neues Album „The Hard Way“ ist kein Meisterwerk, über das man in zehn Jahren noch begeistert sprechen wird, aber es kann die Zeit zwischen „Nicht mehr Sommer“ und „Noch nicht Herbst“ untermalen wie eine akustische Übergangsjacke. Und so eine solide Freundschaft ist doch auch viel wert!

PRONOUN – In The Still

Vielleicht gar nicht so doof, das eigene Musikprojekt nach der vielleicht polarisierendsten Wortgattung aller Zeiten zu benennen. Alyse Vellturo beschreibt sich selbst als „Brooklyn-based indie label manager by day, bedroom artist by night“ und „In The Still“ ist mein Erstkontakt mit ihrem Schaffen.

Wenn Jimmy Eat World und The Pains Of Being Pure At Heart eine gemeinsame Tochter hätten und die dann mit ihren Freundinnen von britischen 80er-Jahre-Bands (und zwar nicht Pet Shop Boys oder Wham!, sondern The Cure und New Order) inspirierte Musik machen würde, dann könnte das Ergebnis so klingen.

Japandroids – Chicago

Für alle, die immer schon Bruce Springsteen und Hüsker Dü geliebt haben, gibt es das kanadische Duo Japandroids. Ihr zweites Album „Celebration Rock“ aus dem Jahr 2012 ist eines der am passendsten betitelten Alben aller Zeiten und bevor ich für „Lucky & Fred“ oder meine kleine ESC-Show auf die Bühne gegangen bin, hab ich immer ihren Songs „Fire’s Highway“ gehört, um angemessen pumped für einen Abend vor Live-Publikum zu sein.

Nach sieben Jahren Pause haben sie im Juli für Oktober ihr viertes Album „Fate & Alcohol“ angekündigt, das gleichzeitig ihr letztes sein soll. Wenn man sich bei einer Band keine Sorgen machen muss, dass sie mit einem Knall gehen werden, dann bei Japandroids. Sorry, baby, we call it like we see it in Chicago!

Suzan Köcher’s Suprafon – Living In A Bad Place

Bringen wir‘s kurz hinter uns: Ja, das ist die Band, während deren Auftritt der Attentäter auf dem Solinger Stadtfest seine furchtbare Tat beging. Das war natürlich ein grausamer Zufall und die denkbar beschissenste Art, um Gegenstand nationaler Berichterstattung zu werden, von daher freut es mich sehr, dass die Vier schon eine Woche später die Kraft hatten, wieder auf einer Bühne zu stehen und zu bestehen.

„Living In A Bad Place“ ist ein groovender Americana-Stampfer, der an die späten Cardigans oder Brandi Carlisle erinnert, aber gleichzeitig auch eindeutig Suzan Köcher’s Suprafon ist (wie schon in Sendung Nr. 35 zu hören). Im Oktober erscheint das Album „In These Dying Times“ und das mag jetzt zynisch klingen, aber: Wenn diese ganze Scheiße dazu führt, dass jetzt ein paar mehr Menschen eine gute Band kennen und hören, ist das allemal besser, als wenn deswegen Grenzen geschlossen und Menschenrechte geschliffen werden. (Das war jetzt politisch. Blame the Manic Street Preachers!)

The Killers – Bright Lights

Wenn ich alle Fakten zusammentrage, sind The Killers vermutlich meine Lieblingsband unter all jenen, die noch aktiv sind. Ich denk da nur auch nicht immer dran.

Und dann kam Anfang August eine neue Single raus und ich hab sie mir extra aufgehoben, um sie abends, bei Sonnenuntergang auf unserem Campingplatz, zum ersten Mal zu hören. Es ist natürlich kein „Mr. Brightside“ oder „When You Were Young“, es ist nichtmal ein „Caution“ (obwohl es erstaunlich danach klingt). Es ist nur ein Lebenszeichen einer Band, die es auch nach 20 Jahren noch schafft, mir mit jedem neuen Album eine kleine Freude zu bereiten — und das ist doch auch viel wert!

Bess Atwell – Where I Left Us

Ich merke, dass ich immer weniger Alben höre — gerade, weil ich so ungern Alben anmache, wenn ich weiß, dass ich sie nicht komplett hören kann. Wenn ich 20 bis 30 Minuten brauche, bis das Abendessen fertig ist, reicht das nicht — gerade, wenn ich erstmal zehn Minuten brauche, um überhaupt Musik auszusuchen, während das Nudelwasser schon kocht. Deshalb habe ich Bess Atwells drittes Album „Light Sleeper“ auch noch nicht gehört (auch nicht die zwei davor), obwohl es von Aaron Dessner von The National produziert wurde, der seit Taylor Swifts „Folklore“ ja der Mann ist, der melancholisch-schwelgende Popsongs junger Frauen den letzten Grobschliff gibt.

„Where I Left Us“ ist da aber auch gar nicht drauf, sondern Teil neuen Materials, das die Engländerin aktuell veröffentlicht. Wenn all ihre Songs so eine herbstliche Kuscheldecken-Fluffigkeit haben, muss ich aber wirklich mal in ihre Alben reinhören!

The Deadnotes – Reservoir

Ich vertraue meinen Buddies vom Grand Hotel van Cleef ja erstmal blind — ein Vertrauen, das sie sich vor zwei Jahrzehnten mit kettcar, Tomte, Marr und Death Cab For Cutie eher leichtfüßig erarbeitet haben (war natürlich trotzdem eine Menge Energie und Geld, die in solche Releases gegangen ist), das durch gemeinsame Kilians-Zeiten noch enger wurde und das sie in den letzten Jahren mit Veröffentlichungen von Pale, Mariyaka, Fjørt und Arxx weiter gestützt haben.

Wenn meine Buddies also eine Band signen, die schon zwei Alben in Eigenregie veröffentlicht hat, dann höre ich mir das natürlich aufmerksam an: „Reservoir“ ist ein Hauch The Killers, Nightmare Of You und Hellogoodbye, also Rockmusik mit Synthesizern — und das Grand Hotel van Cleef hat mal wieder recht gehabt.

Alex The Astronaut – Cold Pizza

„I Think You’re Great“ von Alex The Astronaut war einer der ersten Songs, die ich gehört habe, nachdem im März 2020 der erste Covid-Lockdown ausgerufen worden war — und es sollte mein Song eines sehr, sehr speziellen Jahres werden.

Ich weiß nicht viel über Alex The Astronaut und habe auch nicht viele ihrer anderen Songs gehört. Aber wenn man einen Song nach dem besten Essen der Welt benennt, kann das alles schon mal nicht so falsch sein — und tatsächlich ist „Cold Pizza“ ein charmanter kleiner Indierock-Schunkler.

Clipping – Run It

Daveed Diggs kennt Ihr alle als Marquis de Lafayette und Thomas Jefferson aus „Hamilton“ (Ihr kennt „Hamilton“ nicht? Oh. Ändert das! Sofort!) Er ist aber auch Mitglied der experimentellen Hip-Hop-Band Clipping, über die ich nicht viel mehr weiß, als dass Daveed Diggs dort Mitglied ist und sie eine zeitlang mal für das Haldern Pop Festival 2023 angekündigt waren, bis sie wieder aus dem Line-Up verschwanden.

Jetzt habe ich zum ersten Mal einen Song von Clipping gehört und ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich mich inzwischen wieder vollständig davon erholt habe, aber „Run It“ ist schon ein beeindruckender Track, der ein bisschen klingt, als wäre man mit dem Geräusch im Kopf aufgewacht, das ein 56k-Modem beim Einwählen macht.

Joy Oladokun – I’ Miss The Birds

Wenn ich noch so was küren würde wie ein Album des Jahres, wäre es letztes Jahr „Proof Of Life“ von Joy Oladokun gewesen, wie ich in unserer 2023-Sendung schon erzählt habe. Seitdem hat sie in regelmäßigen Abständen neue Songs veröffentlicht, die allesamt wunderbar sind.

In „I’d Miss The Birds“ singt sie davon, dass sie Nashville, die Hauptstadt der amerikanischen Musikindustrie, verlassen und aufs Land ziehen will. Zwar würde sie die Vögel vermissen, für die die Stadt auch berühmt ist, aber selbst die Vögel wüssten ja, wann es Zeit ist zu gehen.

„I’d Miss The Birds“ wird auf „Observations From A Crowded Room“ enthalten sein, Joy Oladokuns fünftem Album, das sie selbst produziert hat und das am 18. Oktober erscheinen soll.

New Radicals – Lost Stars

„You Get What You Give“ von New Radicals ist ein Song, der mein Leben in ein „Davor“ und „Danach“ teilt. Zum ersten Mal seit meiner eher kindlichen Die-Prinzen-Phase war ich Fan einer Band — die sich wenige Wochen, nachdem ich ihr Album gekauft hatte, auflöste. Ihr Sänger Gregg Alexander hat seitdem zahlreiche Hits für andere Acts geschrieben (die ich, inkl. Demos, alle auf meiner Festplatte habe), aber die Band tauchte erst zur Amtseinführung von Joe Biden ganz überraschend wieder in der Öffentlichkeit auf. 

Jetzt gibt es zum ersten Mal seit 25 Jahren neue Songs — wobei „neu“ dabei ein bisschen umgedeutet werden muss, denn es handelt sich um die eigenen New-Radicals-Versionen von „Murder On The Dancefloor“ (bekannt geworden durch Sophie Ellis-Bextor) und „Lost Stars“ (aus dem Film „Begin Again“). Gregg Alexander hat in einem offenen Brief an Kamala Harris’ Ehemann Doug Emhoff, der offenbar ein ebenso großer Fan der Band ist wie ich, erklärt, dass es sich nicht um ein „Comeback“ handle, sondern um einen Versuch, die Demokraten im Wahlkampf zu unterstützen. Das verleiht diesen vielleicht etwas obskuren Songs eine Aura von gesellschaftlicher Bedeutung und Hoffnung und macht mich noch glücklicher, sie hören zu dürfen. Ich habe sogar zum ersten Mal seit neun Jahren einen Song im iTunes Store gekauft!

Briskeby – The First Time

Weiter geht’s mit „Opa erzählt vom Frieden“! Briskeby waren die erste Vorband, die ich jemals bei einem Konzert gesehen habe: Im Herbst 2000 im Vorprogramm von a-ha in der Arena Oberhausen und ich war sofort schwer verknallt in ihre Sängerin Lise Karlsnes. Der Zufall will es, dass ich ein paar Monate später meine allererste Musikrezension jemals für plattentests.de über „Jeans For Onassis“, das Debütalbum der Band, geschrieben habe — das Album hatte also immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen und ich habe meinen Text nur deshalb verlinkt, denn es ist grauenhaftes Gewäsch von einem Teenager, der noch weit davon entfernt war, seine Stimme gefunden zu haben, nicht besser gemacht von einer Redaktion, die auf knackige Überschriften und Oneliner aus war, und können wir bitte überhaupt ganz grundsätzlich mal aufhören, Kunst irgendwie auf einer Skala („5/10“) quantifizieren zu wollen?!

Briskeby, jedenfalls, haben danach weiter Musik gemacht, die komplett an mir vorbeiging: Ihr letztes Album ist aus dem Jahr 2005, was fast 20 Jahre her ist, die letzte Single von 2015. Und jetzt sind sie wieder da, mit einem Song, der „Like The First Time“ heißt und auch so klingt: Es ist exakt der gleiche groovende, leicht angerockte skandinavische Elektropop zwischen Cardigans und Annie — und was ist so falsch daran?! Ich bin jetzt in einem Alter, wo ich zwar immer noch Wert darauf lege, Chappell Roan, Charli XCX und Sabrina Carpenter grob zu kennen (und: Mein Gott, ist „Espresso“ ein Meisterwerk!), aber ich überlasse ihre Musik gerne den jungen Leuten, denn die haben ja sonst – Hashtag Klimakrise, Hashtag Rentenkasse, Hashtag Austeritätspolitik – sonst gar nichts.

Bon Iver – Speyside

Und plötzlich war da noch ein neuer Song von Bon Iver: Nur Justin Vernon und seine Gitarre, wie damals in der legendären Waldhütte, als er „For Emma, Forever Ago“ aufnahm (was auch schon wieder ewig her ist). Die ganzen Elektrospielereien der letzten Alben: verschwunden; das Duett mit Taylor Swift: woanders (aber tief in unseren Herzen); die einzige weitere Zutat nur die Bratsche von Rob Moose, die dem ganzen den Anstrich von weiter, amerikanischer Landschaft verleiht.

Am 18. Oktober wird „Sable“, eine EP mit „Speyside“ und zwei weiteren Songs erscheinen. Dann wissen wir, ob Bon Iver full circle gegangen sind. Solange reicht aber auch die Schönheit dieses Songs.

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Musik Gesellschaft

Alles endet (Aber nie die Musik)

Früher, als ich in Internet und Radio über Musik berichtete, mehrere Musikzeitschriften las und mich quasi Vollzeit mit Popkultur beschäftigte, habe ich gelächelt über die Leute, die die jeweils neuesten Alben von Status Quo oder Chris Rea aus den Elektronikmärkten schleppten und sonst auf das zurück griffen, was sie an “junger Musik” aus dem Radio kannten: Norah Jones, Adele, Coldplay. Ich war ernsthaft empört über Menschen, die auf die Frage, was sie denn so für Musik hörten, mit “Charts” oder “was halt so im Radio läuft” antworteten.

Inzwischen weiß ich, dass es im Erwachsenenleben schwierig ist, ernsthaft mit der musikalischen Entwicklung Schritt zu halten. Das fängt schon damit an, dass man weniger Zeit und Gelegenheit hat, um Musik zu hören. Im Berufsleben ist es häufig nicht mehr möglich, während der Arbeit die neuesten Veröffentlichung oder – inzwischen eh ausgestorben – das Musikfernsehen laufen zu lassen. Am Abendbrottisch mit der Familie ist auch nicht immer der rechte Ort, um neue (oder auch alte) Rockmusik abzuspielen. Und dann haben Streamingdienste und Musikblogs die Geschwindigkeit, mit der das next big thing durchs Dorf und wieder herausgetrieben wird, auch noch erheblich gesteigert.

Und somit sind da plötzlich meine Status Quo und Chris Reas: Die Liste meiner diesjährigen Musikerwerbungen umfasst in einem nicht unerheblichen Maße Künstler und Bands, die auch schon vor zehn Jahren auf solchen Listen standen. Natürlich muss ich die neuen Alben von Travis und den Manic Street Preachers haben — sie zu bewerten ist allerdings gar nicht so einfach, denn natürlich waren “The Man Who” und “This Is My Truth Tell Me Yours” jeweils besser. Andererseits sind da auch immer Stimmen in meinem Kopf, die mir vorwerfen, die neuen Songs besser zu finden als ich die gleichen Songs bei Nachwuchsbands finden würde. All das muss man ausblenden und dann sehen: beides sind ziemlich gute Alben geworden.

Travis haben mich ja eh nie wirklich enttäuscht und auf “Where You Stand” und dem dazugehörigen Titeltrack sind sie tatsächlich so gut wie ungefähr seit “The Invisible Band” nicht mehr. Eine Revolution wollten die Schotten ja eh nur kurz auf “12 Memories” starten, jetzt können wir, die von Travis durch ihre Jugend begleitet wurden, mit der Band alt werden. Da sind die Manics schon angekommen: Nach “Postcards From A Young Man” blicken sie auch auf “Rewind The Film” ganz viel zurück — und es sind wieder ganz tolle Geschichten geworden, die James Dean Bradfield und seine zahlreichen Gastsänger da erzählen.

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Von Moby habe ich zwar nicht jedes Album im Regal, aber die Vorabsingle “The Perfect Life” mit Wayne Coyne von den Flaming Lips war so grandios, dass ich die ganze Platte haben musste — und auch die ist tatsächlich sehr gut geworden. Auch Slut begleiten mich schon seit zwölf Jahren, ihr “Alienation” ist sicherlich wieder ein hervorragendes Album geworden, ich finde nur (noch) nicht so recht den Zugang dazu. Bei Radiohead bin ich ja auch irgendwann ausgestiegen.

Die Pet Shop Boys wären nach “Elysium” im vergangen Jahr eigentlich frühestens 2015 wieder mit einem neuen Album dran gewesen, haben mit “Electric” aber direkt einen Nachfolger aus dem Ärmel geschüttelt, der erstaunlich knallt. Gut: Das ist wahrscheinlich eher das, was sich Männer Mitte/Ende Fünfzig unter zeitgenössischer Elektonikmusik vorstellen (“Wie wäre es, wenn wir mal was von diesem Dubstep mit reinnehmen?”, “Wie wäre es, wenn wir diesen Example bei uns mitrappen lassen?”), aber mir gefällt’s besser als so Pappnasen wie Skrillex oder das besagte “Elysium”.

Die Kombination Elvis Costello & The Roots erscheint eigentlich nicht mal auf den ersten Blick abwegig: Costello macht seit mehr als 40 Jahren im Großen und Ganzen, was er will (Punk, Country, Klassik), insofern war es eigentlich überfällig, mal ein Album mit einer Hip-Hop-Band aufzunehmen. “Wise Up Ghost” ist erwartungsgemäß auf den Punkt und hat einige grandiose Songs, ist aber gar nicht so außergewöhnlich, wie man vielleicht hätte erwarten können.

Wirklich ärgerlich ist “Loud Like Love” von Placebo geworden: musikalisch weitgehend belanglos, textlich nah dran an der Unverschämtheit. Wo Brian Molko früher von Sex, Drogen und inneren Dämonen sang, vertont er heute offenbar Kolumnen von Harald Martenstein und singt in “Too Many Friends” darüber, dass Facebook-Freunde ja gar keine echten Freunde seien. Puh! Die neuen Alben von Jimmy Eat World und den Stereophonics, von Jupiter Jones und Thees Uhlmann habe ich nach den Vorabsingles lieber gar nicht mehr erst gehört. Man muss ja auch mal loslassen können, wenn alte Helden dorthin gehen, wo man selbst nicht mal fehlen möchte.

Aber das sind ja nur die Künstler und Bands, die mich jetzt schon seit mehr als zehn Jahren begleiten. Dazu kommen die “mittelalten” wie Cold War Kids, Josh Ritter, Erdmöbel, The National und Volcano Choir. Und natürlich die ganzen Neuentdeckungen, die ich durch “All Songs Cosidered”, Radioeins oder andere Empfehlungen gemacht habe und die dann letztlich doch gar nicht so vereinzelt sind, wie ich erst gedacht hatte. Aber dazu kommen wir ein andermal.

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Gesammelte Platten August/September 2010

Dieser Eintrag ist Teil 8 von bisher 8 in der Serie Gesammelte Platten

Best Coast – Crazy For You
Stellen Sie sich vor, Blondie hätten ein Beach-Boys-Tribute-Album aufgenommen. Vergessen Sie wieder, was Sie sich gerade vorgestellt haben, und hören Sie sich “Crazy For You” an, das Debütalbum von Best Coast. Auf dem Cover sieht man eine Katze, deren Hintern die Umrisse Kaliforniens hat. Da frage ich Sie: Was will man mehr?
Anspieltipps: “Boyfriend”, “The End”, “Summer Mood”, “Each And Everyday”. (LH)

The Black Angels – Phosphene Dream
Da wollte ich gerade mit einer Empfehlung angeben, die ich mir in London im renommierten Rough-Trade-Plattenladen geholt habe, und stelle fest, dass das natürlich das neue Hype/Konsens-Thema ist: The Black Angels aus Austin, Texas, wahlweise einsortiert unter “Psychedelic Rock”, “Stoner Rock” oder auch “Blues Rock”. Die Musik klingt jedenfalls, als stamme sie aus dem vergangenen Jahrhundert — “Sunday Afternoon” könnte gar von den späten Beatles stammen, “River Of Blood” von den Doors und so manches erinnert an The Velvet Underground, die auch für den Bandnamen Pate standen. Dröhnende Gitarren, scheppernedes Schlagwerk — herrlich!
Anspieltipps: “Bad Vibrations”, “Sunday Afternoon”, “Telephone”. (LH)

Erdmöbel – Krokus
Ich würde nie behaupten, wirklich zu verstehen, wovon Markus Berges hier singt. Die Worte sind deutsch (zumindest die meisten), aber die Sätze, die daraus entstehen, tragen sieben Siegel. Doch es ist eine verspielte PeterLicht-Rätselhaftigkeit, kein “Oh mein Gott, ich bin zu dumm!”-Gefühl wie bei Tocotronic. Wie bei den frühen R.E.M.-Alben ist es aber auf eine gewisse Weise auch ganz egal, wovon die Texte handeln (obwohl die musikalische Verarbeitung eines witterungsbedingten Nothalts in der niederrheinischen Provinz längst überfällig war und jetzt endlich in “Emma” nachgeholt wurde), weil der Gesang auch als zusätzliches Instrument funktioniert. Musikalisch ist das Album mit seinen vielen Samba- und Jazz-Anleihen eh top und wenn es am Ende heißt “Das Leben ist schön”, dann versteht man das auch beim ersten Hören. Ich bin zu faul, das zu verifizieren, aber es könnte sich um das beste deutschsprachige Album des Jahres handeln.
Anspieltipps: “77ste Liebe”, “Fremdes”, “Wort ist das falsche Wort”, “Emma”, “Krokusse”, “Das Leben ist schön”. (LH)

Ben Folds – Lonely Avenue
Da ist es also endlich, das Album, auf dem Ben Folds Texte von Nick Hornby vertont hat. Alle Zweifel, ob die Texte eines Schriftstellers nicht etwas zu sperrig für Popsongs sein könnten, zerschlagen sich spätestens mit dem zweiten Track des Albums: “Picture Window” ist der beste Folds-Songs seit mindestens fünf Jahren. Und Geschichten über verschiedene Charaktere hat Folds ja immer schon erzählt, war also insofern selbst schon immer schwer literarisch tätig. Nach dem etwas speziellen “Way To Normal” ist “Lonely Avenue” musikalisch wieder deutlich entspannter und melancholischer geworden
Anspieltipps: “Picture Window”, “Doc Pomus”, “From Above”, “Saskia Hamilton”, “Belinda”. (LH)

I Blame Coco – The Preparty
Ich wusste ja von nichts, also nicht wie Sting mit bürgerlichem Namen heißt (Gordon Sumner). Weder, dass er eine modelnde und singende Tochter hat (Coco Sumner alias Eliot Pauline Sumner). Geschweige denn, dass die gute Dame entgegengesetzt aller Klischees, die man dann sofort abspult wenn der Herr Papa ein erfolgreicher und von mir wertgeschätzer Musiker ist, erfüllt.
Ganz und gar nicht, Coco Sumner fetzt! So richtig, eine taffe junge Künstlerin, die sich hinter ihrem Vater nicht verstecken braucht. Die Stimme rauchig, die Songs erfrischend und passend für gediegende Abende mit Freunden, zum herrlich tanzen oder, oder, oder!
Der Opener auf Preparty heißt “Bohemian Love” und so relaxed und gemütlich klingen auch viele der anderen Songs. “Voice In My Head” erinnert dann schon an den Herrn Vater, was aber wunderbar stimmig ist. Ein bisschen Reggae ein wenig Folk, aber vor allem eine angenehm würzige Stimme und eine gefühlte Relaxtheit die sich bei mir einschleicht. Was nicht heißt das die Platte einschläfert, nein, vielmehr gibt es diese Momente, in denen man sich entspannt zurück lehnen kann und genießt.
Die neue Platte “The Constant” ist auch schon draußen und ist auch äußerst hörenswert!
Anspiel-genießer-tipps: “Bohemian Love”, “How Did All These People Get In My Room”, “Voice In My Head”. (AK)

Manic Street Preachers – Postcards From A Young Man
Die Soloalben, die James Dean Bradfield und Nicky Wire 2006 veröffentlicht haben, waren das beste, was den Manic Street Preachers passieren konnte, denn seitdem erlebt die Band ihren zweiten Frühling: “Send Away The Tigers” war groß, “Journal For Plague Lovers” rau — und mit ihrem zehnten Album zielen die Manics noch mal ganz präzise in Richtung Stadion. Streicher, Chöre, eingängigste Melodien — alles ist dabei und Bradfields Stimme klingt sogar noch ein bisschen besser als früher. “Postcards From A Young Man” ist als Alterswerk gewollt, in den Texten klingt einiges an Resignation und Melancholie mit, aber alt klingt die Band kein bisschen. Und wenn es jetzt Tradition wird, dass Nicky Wire auf jedem Album einen Song singen darf, dann dürfen die Manics von mir aus gerne bis zum Rentenalter weitermachen. “The Future Has Been Here 4 Ever” klingt jedenfalls schon mal arg nach den Rolling Stones.
Anspieltipps: “(It’s Not War) Just The End Of Love”, “Some Kind Of Nothingness”, “Hazelton Avenue”. (LH, Rezensionsexemplar)

Lasse Matthiessen – Stray Dog
Manche Dinge sind etwas ganz besonderes. Manche Musiker sind etwas ganz besonderes. Manche Musiker können alleine auf einer Bühne stehen und manche haben noch ein paar mehr Musiker dabei.
Lasse Matthiessen, ursprünglich aus Dänemark und jetzt Parttime-Berliner, ist so ein Besonderer, der alleine und manchmal mit seiner Band im Quartett sein Publikum verzaubert.
Immer mit den leisen Tönen, dem gekonnten Spielen mit Laut und Leise, auch dem Laut und Leise in seiner Stimme. Mit unerwarteten Brüchen, Gefühl und Witz. Mit seiner Gitarre, einer Mundharmonika und seiner Band, bestehend aus Violine (Søren Stensby), Kontrabass (Niels Knudsen) und Schlagzeug (Terkel Nørgaard), hat Lasse Matthiessen etwas ganz besonderes geschaffen. Zwischen Singer/ Songwriter, Folk, Indie und Jazz verwandeln sich die Akkorde zu wunderbaren Melodien.
Ich hatte das große, große Glück ihn in einer meiner kleinen Lieblingsorte (der Popo Bar in Neukölln) in Berlin bei einem Live-Konzert zu sehen. Was mich immer besonders glücklich macht, wenn innerhalb einer Band alle Musiker Raum haben für ihr Instrument und sich zusammen so wunderbar ergänzen.
Am Ende bleibt ein kollektiv zufriedenes Publikum.
Habe mir gleich die CD geschnappt und freu mich, hier CD und Konzert Review in einem Abzuliefern.
Anspieltipps: “Before We Dissappear”, “Soon The Spring”, “Borrowed Time”, “Where Are You”. (AK)

Professor Green – Alive Till I’m Dead
Beschreibungen wie “der englische Eminem” sind natürlich nie wirklich aussagekräftig, helfen einem aber enorm bei der groben Einordnung. “Die männliche Lady Sovereign” würde es schon besser treffen, aber allein die Samples (“Just Be Good To Me” von The SOS Band, gesungen von Lily Allen, und “Need You Tonight” von INXS) sprechen für sich. “Alive Till I’m Dead” ist eine clevere, höchst vergnügliche Rap-Platte für Leute, die Mike Skinners Akzent nicht ertragen.
Anspieltipps: “Just Be Good To Green”, “I Need You Tonight”, “Do For You”, “Monster”, “Closing The Door”. (LH)

Philip Selway – Familial
Ganz bedächtig klingt der erste Song “By Some Miracle”, auf Sanftpfoten tragen sich die Töne ins Ohr. Mit “Familial” beginnt das Soloalbum des Drummers DER Band (Radiohead) wirklich mit leisen Tönen. Ein bisschen mysteriös. Ein wenig wunderlich, aber Radiohead war schon immer wunderlich und mysteriös.
Leise Kanten und anschmiegsame Ecken zeichnen dieses Album aus. Die Melodien sind nicht aufdringlich, die Texte stehen für die Zwischentöne im Leben. Und doch bleibt die Spannung der Platte fast durchgehend aufrecht erhalten.
Und mehr will ich zu dieser Spätsommer/Herbst- und bestimmt wieder entdeckbaren Frühjahrsplatte gar nicht sagen. Selber lauschen, ist eh besser!
Anspieltipp: “Beyond Reason”, “The Ties That Bind Us”. (AK)

Wir Sind Helden – Bring mich nach Hause
Ich will ehrlich sein: Nach unserer enervierenden Listening-Session hatte ich kein Bedürfnis mehr, das Album noch einmal aufzulegen. Das mag der Band gegenüber ungerecht sein, aber da war einfach so viel andere Musik, die mich mehr interessiert hat.
Anspieltipps: “Alles”, “Bring mich nach Hause”. (LH, Rezensionsexemplar)

Mitarbeit an dieser Ausgabe:
AK: Annika Krüger
LH: Lukas Heinser

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Spexen für Anfänger

Wir Sind Helden haben ein Album veröffentlicht, das unsere Autoren spaltet: Katharina Schliebs ist begeistert von seiner Tiefe, Lukas Heinser wollte es nach zwei Durchgängen eigentlich nie wieder auflegen. Gemeinsam haben sie sich noch einmal durch “Bring mich nach Hause” gehört und ihre Eindrücke in ein Chatfenster geschrieben.

Herausgekommen ist so etwas ähnliches wie ein Text:

Katharina: “In den Bibliotheken städtischer Ballungen / stapeln sich Bücher über läppische Wallungen / neben Bänden voller Lieder über Beulen und Schräglagen / und die Wände hallen wieder vom Heulen und Wehklagen.” — Was für ein großer Text über die Kleinigkeiten, die zur Soap des Lebens aufgeblasen werden.
Lukas: Den Song würde ich glaub ich skippen, wenn ich das Album hören würde.
Katharina: Der ist unglaublich schön in seiner zarten Subtilität. Gänzlich undramatisch fließt es so dahin, und diese Trompete ist wunderbar. (Ist es eine Trompete?) Ich hab den gestern im Zug immer wieder auf repeat gehört. Dieses Album ist eben etwas schwerer zugänglich.
Lukas: Ich find dieses “Drama-Dramatiker” im Refrain so unfassbar nervtötend.
Katharina: Ja, aber da haben wir eine Überschneidung von Text/Musik/Aussage. Das ist so fein aufgebaut: Die Mädchen regen sich über die Jungs auf, die Jungs über die Mädchen, und die Renter stehen für die Zuschauer, die dann auch noch einen guten Rat parat haben – Frühvergreisung der Besserwisser Anfang 20… ach! Und alles ist immer so dramatisch, dabei pupst das Leben einfach unspektakulär vor sich hin. Und Judith Holofernes sagt im Interview: Es ist Zeit, mal weniger zu wollen und die Dinge einfach mal geschehen zu lassen.
Lukas: Das sagt sich natürlich leicht, wenn man gerade ein Album aufgenommen hat, auf dem man definitiv zu viel gewollt hat.
Katharina: Hat man? Ich find nicht!
Lukas: Das dritte Album war ja schon ein bisschen überambitioniert, aber das neue lässt mich noch ratloser zurück als Tocotronic. Vielleicht bin ich auch einfach nicht gebaut für Intellektuellen-Pop.
Katharina: Ja, das ist schade, dass es vielleicht zu “intellektuell” und damit schwerer zugänglich ist… andererseits müssen WsH auch keine Ansprüche erfüllen. Judith hat auch gesagt, sie hätte schon beim 3. Album etwas dämonisch gedacht: “Mal gucken, wer da jetzt noch mitkommt.”
Lukas: Was natürlich eine schöne Weiterentwicklung vom Slogan-Pop des ersten Albums ist. Wobei die Slogans ja nur verschachtelter geworden sind.
Katharina: Das ganze Album ist im Prinzip das erste und das zweite Album nur in besser! Die Themen sind die gleichen, immer!
Lukas: Na, die Themen sind bei ungefähr jeder Band immer dieselben.
Katharina: “Dramatiker” wäre zum Beispiel “Geht auseinander”.
Lukas: Dieser Sprachwitz, der bei “Die Zeit heilt alle Wunder” noch charmant und unverbraucht war (obwohl das im Rückblick auch näherungsweise albern ist), ermüdet mich auf die Dauer. Das wird so Christian-Morgenstern-mäßig, Heinz-Erhardt-esk.
Katharina: Ja, aber irgendwie find ich das immer noch lustig: Dramatiker, Batiker, Statiker, Talarsticker, Starkicker. “Wer zu viel frisst aus Frust verlässt danach oft die Bar dicker” — ich muss immer grinsen. Und das ist ja nur das eine Lied! Warte mal die anderen ab!

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My name is Adam, I’m your biggest fan

Man kennt das ja aus den einschlägigen Büchern und den Schilderungen von Vätern, Onkels oder anderen alten Leuten: Wie die Menschen früher vor dem elterlichen Radio gesessen haben, das Mikrofon des Kassettenrekorders vor den Boxen und dann hoffen, dass einer dieser damals vermutlich “hip” oder “fetzig” genannten Songs läuft. Schnell auf “Aufnehmen” drücken und dann beten, dass der Moderator seine verdammte Klappe hält. Ach, ich hab es doch selbst noch so gemacht!

Später kam dann das Musikfernsehen und man konnte den ganzen Quatsch mit Videorecordern wiederholen, die natürlich immer dann von Aufnahmebereitschaft auf Stop wechselten, wenn der erhoffte Clip endlich kam. Ob man sich das Band mit den gesammelten Videos jemals ansehen würde, war zweitrangig.

Und dann: Das Internet. Mit dem Aufkommen von Tauschbörsen waren obskure B-Seiten und Liveversionen der Lieblingsbands plötzlich in Reichweite. Zwar tropften sie anfangs nur in Modem-Geschwindigkeit durch die Leitung, aber hinterher hatte man (wenn die Leitung nicht unterbrochen wurde) einen Song, den man rauf und runter hören konnte. Manche stellte eine Band oder ein Künstler einen neuen Song in schlechter Audioqualität im sogenannten Realplayer ins Internet und man konnte die Wiedergabe an der Soundkarte mitschneiden — vorausgesetzt, die Bandbreite reichte für eine ruckelfreie Wiedergabe.

Damals habe ich auch noch physische Singles gekauft: Zehn, elf D-Mark (später sechs, sieben Euro) für drei, vier Songs. Aber man hatte den ersten Track des neuen Travis-, Coldplay- oder Oasis-Albums, bevor das endlich auf den Markt kam, und man hatte B-Seiten. Manche B-Seiten aus dieser Zeit habe ich öfter gehört als manche Albumtracks aus der jüngeren Schaffensphase dieser Bands.

Dann wurde alles anders: Irgendwann gab es kein Musikfernsehen mehr und nach meiner Arbeit beim Campusradio hatte ich auch den Überblick über Singles verloren. Alben erschienen einfach irgendwann und man hatte sie nicht mehr schon seit Wochen (weil: bemustert), sondern bekam davon teilweise gar nichts mehr mit. Die letzten Jahre waren schwach, was meine eigene Hingabe und mein Fandom angeht. Dafür kauft man dann immer öfter die teure Special Edition, deren zweite CD oder DVD dann ungehört und unbesehen im Regal verstaubt, nachdem man das eigentliche Album ein einziges Mal in den Computer geschoben hat, um es zu rippen. Oder es gibt gleich gar keinen physischen Tonträger mehr, sondern nur noch die nackte, digitale Musik.

In der letzten Zeit habe ich nicht viel neue Musik gehört: Seit dem Haldern vor allem abwechselnd The National und Delphic, die das Rennen um das Album des Jahres bisher unter sich ausmachen. Die neue Single von Wir Sind Helden habe ich zum ersten Mal gehört, als ich mir am Freitag das Album gekauft habe — von dem ich dann so enttäuscht war, dass ich ihm bisher noch keine zweite Chance gegeben habe.

Dafür habe ich das Wiedererwachen meines Fandoms beobachten können: Ständig trieb ich mich auf der Website der Manic Street Preachers rum, bis dort endlich das Video zur (ganz okayen) neuen Single veröffentlicht wurde. In der Zwischenzeit war ich dort aber immerhin über die Originaldemo von “The Girl From Tiger Bay” gestolpert, das die Band für Shirley Basseys letztes Album geschrieben hatte.

Und auch die Vorboten des gemeinsamen Albums von Ben Folds und Nick Hornby habe ich genau im Auge und verspüre dank des Trailers sogar echte Vorfreude:

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Mit den … äh: Aktionskünstlern Pomplamoose haben Folds und Hornby noch einen weiteren Song aufgenommen (in dem Hornby sogar selbst zu hören ist), dessen Geschichte Ben Folds sehr schön auf seiner Website erklärt:

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Das klingt alles toll. Nach dem letztlich dann doch eher mittelguten “Way To Normal” freue ich mich tatsächlich auf das neue Album. Die Deluxe-Edition ist jedenfalls bestellt.

Die erste Hörprobe vom neuen Jimmy-Eat-World-Album klingt übrigens ganz schrecklich.

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Ifmusicjournalismtoldthetruthforoneday …

Man sollte meinen, dass sich das Musikmagazin “Visions” mit den Manic Street Preachers bestens auskennt: “7 Stories / 9 Reviews” über die walisische Band stehen im Online-Archiv, einmal zierte sie auch die Titelseite der Zeitschrift. Und so ganz unbekannt sind die Musiker ja auch nicht — spätestens, seit vor 14 Jahren ihr Rhythmusgitarrist und Texter Richey Edwards spurlos verschwand.

Rhythmusgitarrist und Texter:


Bevor Manics-Sänger Richey Edwards vor 14 Jahren spurlos verschwand, händigte er seinen Bandkollegen noch ein paar Textbücher aus.

Aber während man sich da noch gerade mit der Begründung rausretten könnte, Edwards’ Stimme sei ja immerhin ab und zu mal im Hintergrund zu hören gewesen, ist folgende Behauptung schlichtweg falsch:

Edwards' Eltern weigern sich bis heute, den Sohn für tot erklären zu lassen, und den Manic Street Preachers geht es ähnlich.

Edwards’ Eltern hatten sich jahrelang geweigert, ihren Sohn für tot erklären zu lassen, obwohl dies seit 2002 möglich gewesen wäre. Im November 2008 entschieden sie sich aber doch zu diesem Schritt — eine Entscheidung, die von den verbliebenen Bandmitgliedern ausdrücklich begrüßt worden war.

Diese Geschichte ging im letzten Herbst durch die einschlägigen Medien und stand unter anderem auch bei Visions.de.

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Listenpanik 05/09

Wieder einmal ist ein Monat schon länger vorbei, wieder einmal habe ich längst nicht alles hören können und wieder einmal werde ich in einer Minute mit der Revision dieser Liste beginnen, aber was soll’s?

Let’s give it a try:

Alben
Fink – Sort Of Revolution
Manchmal entdeckt man Bands oder Künstler eben erst beim vierten Album (s.a. The Hold Steady). Fin Greenall aus Brighton macht Musik, die im Wikipedia-Artikel mit “Jazz, Blues, Dub, Folk, Indie” bezeichnet wird, was gleichzeitig alles und nichts sagt.

Ein bisschen erinnert die Musik an Bon Iver (also, historisch betrachtet: andersherum), an Nick Drake und an diverse Saddle-Creek- und Sub-Pop-Bands. Anders ausgedrückt: Es würde mich nicht wundern, wenn eines der Stücke auf dem Soundtrack des nächsten Zach-Braff-Films zu hören wäre.

Bis dahin wird mich diese wunderbar entspannte, leicht melancholische Popmusik sicher noch den ganzen Sommer über begleiten.

The Alexandria Quartet – The Alexandria Quartet
Es passiert ja auch nicht so oft, dass man eine Band eher zufällig zwei Mal live gesehen hat, bevor ihr Album überhaupt in Deutschland rauskommt.

Hatte ich The Alexandria Quartet in Oslo noch als “Indierock zwischen Mando Diao, den frühen Killers und Travis” beschrieben, muss ich über die Platte etwas völlig anderes behaupten: Die erinnert gerade in den ruhigeren Momenten (in denen die Band am Besten ist) eher an Jeff Buckley, Eskobar und Richard Ashcroft und – wenn sie dann losrocken – an Feeder und die frühen Radiohead. (Die Chancen stehen allerdings gut, dass ich auch diese Vergleiche in drei Monaten wieder für völlig lächerlich halten werde.)

Jedenfalls: Das selbstbetitelte Debüt der Norweger kommt, wie White Tapes ganz richtig bemerkt, “eigentlich circa 10 Jahre zu spät”, aber irgendwo zwischen Athlete, Embrace und Thirteen Senses wird schon noch ein Platz frei sein für diesen Britpop der melancholischeren Sorte.

Manic Street Preachers – Journal For Plague Lovers
Ich bin bekanntlich ein eher unpolitischer Mensch, aber wenn plakative Parolen mit Pop-Appeal daherkommen wie bei The Clash, Asian Dub Foundation, Rage Against The Machine oder eben den Manics, dann höre ich mir das gerne an, singe laut mit und stelle mir vor, wie sich das anfühlt, da auf den Barrikaden. Die Lehnstuhl-Revolution auf dem iPod, sozusagen.

Die Texte des neuen Manics-Albums stammen aus einer Zeit vor Barack Obama, vor dem 11. September und vor New Labour. Sie stammen aus dem (wohl leider tatsächlich) Nachlass des vor 14 Jahren verschwundenen Band-Gitarristen Richey Edwards und sind vor allem bildgewaltig und kryptisch.

Die Songs sind nicht unbedingt das, was man als “eingängig” bezeichnen würde, aber sie haben eine rohe Energie, die zu Zeiten des lahmenden Spätwerks “Lifeblood” kaum noch jemand für möglich gehalten hätte. Und wenn zum Schluss Bassist Nicky Wire “William’s Last Words” anstimmt (“singt” wäre dann vielleicht doch das falsche Wort), dann ist das schon ein ganz großer Gänsehaut-Moment, der sich nach dem endgültigen Abschied von einem Freund anhört.

Ob das Album auch ohne diese ganze Vorgeschichte so spannend wäre? Kunst funktioniert eigentlich nie ohne Kontext, aber ich glaube schon.

Phoenix – Wolfgang Amadeus Phoenix
Eine vorab: Die beste Phoenix-Platte des Jahres kommt dann vermutlich doch von The Whitest Boy Alive. Für die Franzosen wird es aber aller Voraussicht nach immer noch für den zweiten Platz reichen, was unter anderem an Songs wie “Lisztomania” und “Rome” liegt. Vielleicht wird das Album noch ein bisschen über sich hinauswachsen, wenn ich es endlich mal in der Sonne hören kann, aber im Ruhrgebiets-Regen verbreitet es auch schon mal eine ordentliche Portion Sommer.

Jupiter Jones – Holiday In Catatonia
Mit dem zweiten Jupiter-Jones-Album “Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich” nie ganz warm geworden, aber für “Holiday In Catatonia” sieht es besser aus: Nach einem wahren Dampfhammer-Auftakt schaltet die Band ein bis zwei Gänge zurück, schafft es aber, so schöne Melodien rauszuhauen wie noch nie. Das hat manchmal ein bisschen was von Kettcar, aber das ist durchaus als Kompliment gemeint. Bei der Wahl zum deutschsprachigen Liedzitat des Jahres empfiehlt sich “Mit dem Alter kommt die Weisheit / Nach der Jugend kommt die Eiszeit” jedenfalls jetzt schon für die Shortlist.

Songs
Manic Street Preachers – Jackie Collins Existential Question Time
Diesmal gibt’s keine Singles, aber das Lied mit dem ellenlangen Titel ist trotzdem so etwas wie das Flaggschiff für “Journal For Plague Lovers”. Warum? Zwei Zitate: Das unschlagbare “Oh mummy what’s a Sex Pistol?” im Refrain und die spannende Frage “If a married man, if a married man fucks a Catholic / And his wife dies without knowing / Does that make him unfaithful, people?”. (Dass das “fuck” im Video durch ein “beg” ersetzt wurde, ist allerdings schon ein bisschen lame.)

Und dann natürlich noch dieses Riff, das meine Behauptung, das Album sei nicht eingängig, Lügen straft.

a-ha – Foot Of The Mountain
Ich hatte mein Verhältnis zu a-ha und meine Begeisterung für diese Mal-wieder-Comeback-Single ja schon ausführlich geschildert. Aber dieser Song ist ja wohl auch ein Musterbeispiel der Kategorie “der etwas anspruchsvollere Popsong”.

Fink – Sort Of Revolution
6:32 Minuten sind nicht gerade das, was sich Formatradiomacher als Songlänge wünschen. Aber der Titeltrack und Opener des vierten Fink-Albums (s.o.) besticht durch seine Instrumentierung (dieses Schlagwerk!) und den genuschelten Gesang. “Let me know when we get there / If we get there”, so oft wiederholt, bis es einen fast komplett eingelullt hat. Und dann geht das Album erst richtig los.

The Alexandria Quartet – Montauk
Wenn ich jetzt Saybia und Lorien als Orientierungshilfe nenne, bin ich mir zwar ausnahmsweise mal sicher, habe aber auch treffsicher zwei längst vergessene Bands des Genres hervorgeholt.

“Montauk” gehört zu der Sorte schleppender Balladen, bei denen sich die Pärchen auf Konzerten ganz eng umschlungen im Takt der Musik wiegen, das Bühnenlicht in ein verklärendes Gelb getaucht wird, und die, die allein zum Konzert gekommen sind, mit viel Glück noch ihr Handy zücken, um den Moment mit jemandem zu teilen. Wer ganz allein ist, genießt eben für sich.

Jarvis Cocker – Angela
Es ist schwierig, bei den Zeilen “Angela / An unfinished symphony” nicht an die Bundeskanzlerin zu denken, aber irgendwie geht es dann schon. Jarvis Cocker klingt für 2:58 Minuten, als wolle er an seiner Elvis-Costello-Werdung arbeiten und der neue Bart legt diese Vermutung nahe. Leider ist dieser trockene Stampfer dann auch schon der Höhepunkt von Cockers zweitem Soloalbum, das ansonsten eher unspannend vor sich hin dümpelt.

Phantom/Ghost – Thrown Out Of Drama School
Wenn da nicht die Stimme (und der Akzent) von Dirk von Lowtzow wäre, ginge dieser Song sicher auch als B-Seite von The Divine Comedy durch: Dieses Ragtime-Piano, der melodramatische Text, all das ergibt ein wunderbar skurriles Gesamtbild, dessen Faszination man sich selbst kaum erklären kann.

[Listenpanik, die Serie]

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Musik

Gone 4 Real

Am 1. Februar 1995 verschwand Richey James Edwards, Texter und Rhythmus-Gitarrist der Manic Street Preachers. Zwei Wochen später wurde sein Auto auf dem Parkplatz einer Raststätte in der Nähe der Severn Bridge gefunden.

In der Folge gab es immer wieder Gerüchte, er sei hier und dort gesichtet worden, immer mal wieder wurden Knochen gefunden, die aber nicht von Edwards stammten.

Die Band hat nach seinem Verschwinden weitergemacht — zunächst mit den Texten, die er ihnen hinterlassen hatte, dann nur noch mit Material von Bassist Nicky Wire. Sie waren erfolgreicher denn je und landeten mit “If You Tolerate This Your Children Will Be Next” ihre erste Nummer 1 in Großbritannien. Von allen Einnahmen gingen 25% auf ein Treuhandkonto, das die Band auf Edwards’ Namen eingerichtet hatte. Vor wenigen Wochen kündigten sie ein neues Album an, auf dem noch übrig gebliebene Richey-Edwards-Texte verarbeitet werden sollen.

Obwohl Edwards’ Familie seit 2002 die Gelegenheit gehabt hätte, ihren Sohn für tot erklären zu lassen, hat sie davon jahrelang keinen Gebrauch gemacht. Als ich Manics-Sänger James Dean Bradfield vor zwei Jahren zu seinem Soloalbum interviewt habe (Überreste des Gesprächs sind hier nachzulesen), kam er nach weniger als dreißig Sekunden erstmals auf Richey zu sprechen — von sich aus.

Vor wenigen Tagen aber haben sich Edwards’ Eltern nun doch dazu entschieden, Richey James für tot erklären zu lassen.

Bandsprecherin Teri Hall ließ die “Mail on Sunday” wissen:

The band has been aware this was coming,’ she said. ‘It is hugely emotional for all of us. This is the parents’ choice and the band is happy to go with what the parents decide is best. We all dream Richey will come back one day. You hope he is still around somewhere.

But it is no longer a realistic hope and if this offers some kind of closure then the band will be content with that.

Und so konnte der “Guardian” dann auch heute seinen seit mindestens 13 Jahren geschriebenen Nachruf aus der Schublade kramen und veröffentlichen.

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Musik

Ella, ella, eeh

Im Frühjahr 2007 erschien “Umbrella”, die erste Single aus dem dritten Album von Rihanna. Das zuvor semi-prominente R’n’B-Sternchen wurde über Nacht zum Superstar und “Umbrella” der Hit des Jahres, der es auch auf meine Bestenliste schaffte.

Bereits im September berichtete NPR über die damals schon zahlreichen Coverversionen des Songs und fragte:

Can It Be Too Soon to Cover a Pop Song?

Seitdem dürfte eine knappe halbe Million weiterer Neuinterpretationen hinzugekommen sein, von denen ich Ihnen nun einige vorstellen möchte:

Tegan And Sara
Die kanadischen Indie-Pop-Zwillinge haben sich einige Male live durch den Song gekämpft. Nicht immer ganz textsicher, aber immer sehr schön.

Mandy Moore
Nachdem sie schon “Someday We’ll Know” der New Radicals nicht kaputt gekriegt hat, hat Popsternchen Mandy Moore “Umbrella” also in eine Ballade verwandelt. Klappt auch.

Marié Digby
Mein Favorit unter den Coverversionen: laid back und mit einem eigenen Ansatz.

Lillasyster
Die Tatsache, dass nicht mal eine skandinavische Prollmetalband das Lied kaputt kriegt, spricht doch deutlich für dessen Qualität.

Vanilla Sky
Die knuffigen Italo-Punkrocker, die schon ein spektakuläres Cover von Vanessa Carltons “A Thousand Miles” aufgenommen hatten, covern nicht nur den Song, sondern gleich noch das Video. Ich mag vor allem, wie das Lied im Refrain richtig losdüst. Den Durchbruch werden sie damit aber wieder nicht schaffen.

Plain White T’s
Noch eine Punkrock-Kapelle: Nach ihrer (wirklich sehr schönen) Ballade “Hey There Delilah” droht der Band der Ruf des one hit wonders. Vielleicht sollten sie diese Akustikversion zu einer Single ausbauen …

Biffy Clyro
Eigentlich klingt der Alternative Rock der drei Schotten ja ganz anders, aber in der “Live Lounge” von BBC Radio 1, wo der Song mitgeschnitten wurde, hat man ja schon alles an abwegigen Coverversionen erlebt.

Keith Urban & Carrie Underwood
Die Version ist uninspiriert as hell, aber die Stimmen haben doch einen gewissen Reiz.

Manic Street Preachers
Sogar die walisischen Kommunisten-Rocker ließen sich nicht davon abhalten, “Umbrella” für eine NME-Compilation zu covern. Immerhin haben sie als eine der ganz wenigen den grandiosen Beat (bei dem es sich übrigens um “Vintage Funk Kit 03” aus Garage Band handelt) zumindest ansatzweise beibehalten.

Rihanna & Klaxons
Na, das war doch mal was bei den Brit Awards am Mittwoch: Rihanna singt den Song halt immer noch am Besten, während Klaxons im Hintergrund “Golden Skans” und “It’s Not Over Yet” spielen. So haucht man dem Song auch nach fast einem Jahr noch mal neues Leben ein.

[via OliverDing in den Kommentaren und “Visions Newsflash”]

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Digital Musik

Allerletztes.fm

Ich finde, ich habe noch nicht genug Statistiken und Listen für 2007 gepostet. Deswegen hier und jetzt als Zugabe: die Auswertung meines last.fm-Accounts!

Meistgehörte Songs
1. Travis – Colder (40 Mal)
2. Travis – Battleships (35)
3. Travis – Closer (32)
4. Wir Sind Helden – The Geek (Shall Inherit) (29)
5. Kaiser Chiefs – Ruby (27)
6. Kilians – Fight The Start (25)
6. Bloc Party – I Still Remember (25)
8. Shout Out Louds – Tonight I Have To Leave It (24)
8. The Killers – Read My Mind (24)
8. The Blood Arm – Suspicious Character (24)
8. Mika – Grace Kelly (24)
12. Travis – My Eyes (23)
12. Kilians – When Will I Ever Get Home (23)
12. Muff Potter – Die Guten (23)
12. Rihanna feat. Jay-Z – Umbrella (23)
16. The Fray – How To Save A Life (22)
16. The Postal Service – Such Great Heights (22)
16. Bloc Party – Sunday (22)
16. Manic Street Preachers – Your Love Alone Is Not Enough (22)
16. Travis – Selfish Jean (22)
21. The Fray – Over My Head (Cable Car) (21)
22. Manic Street Preachers – Indian Summer (20)
22. Guided By Voices – Hold On Hope (20)
22. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chronicles Of A Bohemian Teenager (Part 2) (20)
22. Get Cape. Wear Cape. Fly – War Of The Worlds (20)

Meistgehörte Künstler
1. Travis (534 Songs)
2. Manic Street Preachers (378)
3. The Killers (313)
4. Jimmy Eat World (228)
5. Ben Folds (227)
6. R.E.M. (223)
7. Oasis (210)
8. Get Cape. Wear Cape. Fly (196)
9. Wir Sind Helden (191)
9. Stereophonics (191)
9. Ben Folds Five (191)
12. Muff Potter (190)
13. Kilians (187)
14. Robbie Williams (180)
15. Bloc Party (177)
16. The Wallflowers (173)
17. The Fray (165)
18. The Weakerthans (160)
19. Tomte (156)
20. Shout Out Louds (155)
20. The Ataris (155)
20. Lily Allen (155)
23. The Smashing Pumpkins (148)
24. Finn Brothers (145)
25. Mika (141)

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Musik

Listenpanik: Alben 2007

So ein Jahr geht ja dann doch schneller zu Ende als man denkt: Zwar ist es irgendwie absurd, noch vor Silvester zurückzublicken, aber unsere hektische, durchorganisierte Welt lässt sich von Logik nicht aufhalten. Deshalb habe ich nach den Songs (bei denen ich am liebsten schon wieder mittelgroße Korrekturen vornehmen würde) jetzt meine Alben des Jahres 2007 sortiert, abgepackt und niedergeschrieben.

Zwar hatte ich nach der Lektüre der Jahresrückschau im “Musikexpress”, dessen Position als letztes von mir gelesenes Papiermagazin damit auch stark ins Wanken geraten ist, keine große Lust mehr, über dieses mir plötzlich beliebig und unspannend erscheinende Musikjahr zu schreiben, aber dann beguckte ich mein CD-Regal und dachte: “Jetzt erst recht!”

Und weil so viele Künstler auch in der Song-Liste vertreten waren, hab ich mir als Anspieltipps für die Alben mal andere Stücke ausgesucht.

1. Bloc Party – A Weekend In The City
Wo anfangen? Vielleicht mit dem Erstaunen darüber, dass Bloc Party ihr Erstwerk toppen konnten. Oder doch damit, dass kein Pop-Album der letzten fünf Jahre einen besseren Spannungsbogen hatte? Mit der großartigen Mischung aus Hoffnung und Resignation, Politik und Liebe, Tanzboden und Kuschelecke? Die tollen Rhythmen loben, die wunderbaren Gitarren, die astreine Produktion von Jackknife Lee oder die über allem thronende Stimme von Kele Okereke?
Bullshit: Wenn einen ein Album am 30. Dezember noch so begeistert wie am 2. Februar, dann ist es wohl das Album des Jahres.
Anspieltipp: “Sunday”

2. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chronicles Of A Bohemian Teenager
Kennen Sie Sam Duckworth? Ich musste den Namen auch gerade erst mal wieder nachschlagen. Aber seine Band Get Cape. Wear Cape. Fly sollten Sie kennen. So außergewöhnlich, dass mir dazu nur so sinnlose Beschreibungen wie “Akustikemolektro” einfallen. Klingt tausendmal toller als es sich anhört. Ein bisschen froh bin ich aber schon, dass das Album erst nach den großen Sinnkrisen meiner Teenager-Jahre erschienen ist.
Anspieltipp: “War Of The Worlds”

3. Kilians – Kill The Kilians
Es wäre eine schöne Gelegenheit, mit dieser 35. Erwähnung der Band in diesem Blog eine kleine diesbezügliche Pause einzulegen. Ich glaube, es ist schon alles gesagt, gesungen und gefilmt worden. Aber toll ist die Platte immer noch
Anspieltipp: “Something To Arrive”

4. Stars – In Our Bedroom After The War
Diese Kanadier: 33 Millionen Einwohner, von denen etwa die Hälfte in jeweils mindestens zwei Bands musiziert. Nicht alle sind so erfolgreich wie Bryan Adams und Avril Lavigne, aber auch nicht alle machen so schlechte Musik. Stars machen zum Beispiel ganz wunderbaren Indiepop, der zwischen Konzertsaal und Disco schwankt und sich mit großer Freude gleichzeitig bei The Smiths, Bee Gees und Phil Spector bedient. Toll!
Anspieltipp: “Take Me To The Riot”

5. Shout Out Louds – Our Ill Wills
Das selbe in grün schwedisch. The Cure statt The Smiths und Abba statt Bee Gees, sonst aber genauso gelungener Indiepop wie bei Stars. Die Shout Out Louds lieferten mit “Tonight I Have To Leave It” meinen Song des Jahres und sind auch bei den Alben wieder ganz vorne mit dabei.
Anspieltipp: “Parents Livingroom”

6. The Weakerthans – Reunion Tour
Schon wieder Kanadier. Na ja, das Land habe ich ja oben schon ausführlichst *hüstel* vorgestellt, da freuen wir uns lieber noch ein paar Zeilen über dieses tolle Album und wundern uns, dass kein Song in meiner Jahresbestenliste gelandet ist. Peinlich, peinlich. Wie’s klingt? Na ja, wenn ich jetzt wieder “Indiepop” schreibe, glaub ich es mir ja langsam selber nicht mehr. “Toll” war auch schon zu oft, dann klingt es halt einfach so, wie ein Weakerthans-Album im Jahr 2007 klingen sollte. Logikschleife geschlossen, Zeilen gefüllt!
Anspieltipp: “Civil Twilight”

7. Travis – The Boy With No Name
Ja, gut: Ich bin Fan, Travis werden wohl nie ein Album machen, das ich wirklich doof finde. Vielleicht war es deshalb der doch eher irgendwie ein bisschen enttäuschende Vorgänger “12 Memories”, der mich “The Boy With No Name” umso mehr mögen ließ. Aber was will man machen? Jede Menge schöne Melodien mit klugen Texten, viel mehr braucht’s halt auch nicht für ein gutes Album.
Anspieltipp: “Colder”

8. Tocotronic – Kapitulation
Tocotronic sind einfach mit jedem Album gut. Vielleicht nicht so gut, dass man “Kapitulation” gleich krakeelend zum Album des Jahres ernennen und der Band eine Vorreiterstellung in Wasauchimmer unterstellen muss, aber eben schon besser als jedes andere deutschsprachige Album in diesem Jahr. Freuen wir uns auch auf das nächste Album und hoffen, dass es nicht ausgerechnet in einem Jahr mit den neuen Werken von Element Of Crime und Tomte erscheint, was zu einem unnötigen Showdown führen würde.
Anspieltipp: “Verschwör dich gegen dich”

9. The Wombats – A Guide To Love, Loss & Desperation
Ja, was machen die denn da? Ich wollte doch nie mehr “junge freche britische Bands” hören. Sie stehen mir sowas von bis hier, dass ich das zweite Arctic-Monkeys-Album bis heute nicht gehört habe. Ein Fehler? Mir egal. Ich hab ja The Wombats und die sind besser als alle anderen Bands, die ich alle nicht kenne.
Anspieltipp: “Kill The Director”

10. Underworld – Oblivion With Bells
Berlin, Friedrichstraße. Oktober, Abend, Regen. Underworld machen aus dem Touristentrampelpfad vorbei an Luxuskaufhäusern für ein, zwei Momente New York. Ralph Fiennes wird in einem Auto an mir vorbei gezogen. Alles fühlt sich so urban an – und das liegt verdammtnochmal nicht an der “Arm, aber sexy”-Metropole, sondern an diesem atemberaubend guten Elektro-Album.
Neulich sah ich das Video zu “Beautiful Burnout” im Fernsehen (GoTV, natürlich): Über acht Minuten, überhaupt nicht weltstädtisch, sondern klein, billig, schmuddelig. Und trotzdem hatte ich wieder ein Gefühl wie auf dem Gipfel der Welt.
Anspieltipp: “Beautiful Burnout”

11. The Blood Arm – Lie Lover Lie
Wie man sich meine Gunst erspielt: Klavier nehmen, draufhauen, semi-alberne Texte mehrstimmig anstimmen. So sind Ben Folds Five damals meine Lieblingsband geworden, so ähnlich haben sich The Blood Arm einen Platz in meiner Liste erkämpft.
Anspieltipp: “The Chasers”

12. Justice – †
Es ist mir beinahe unangenehm, diese Platte zu nennen. Da könnte man ja gleich Grönemeyer oder … äh: Bloc Party nehmen, wenn man Konsens haben will. Egal, was die Musikfeuilletonisten jetzt schon wieder für einen Trend herbeischreiben wollen: Das Album mit dem Kreuz im Titel ist und bleibt super. Bitte tanzen Sie N.O.W.
Anspieltipp: “Tthhee Ppaarrttyy”

13. Wir Sind Helden – Soundso
Die ganz große Aufmerksamkeit in den Medien hat etwas nachgelassen, vielleicht hat “Polylux” nicht mal mehr einen Beitrag über Judith Holofernes als “Stimme ihrer Generation” gebracht. Wir Sind Helden haben ihr Leben zurück und sind so gut wie am ersten Tag. Bei fast jeder Band hätte ich Angst, dass sie einen Song wie “The Geek (Shall Inherit)” nicht mehr toppen können wird, aber Wir Sind Helden machen seit “Denkmal” ja nichts anderes. Also: Weitermachen!
Anspieltipp: “Soundso”

13. The Killers – Sawdust
“Ey, Alter, das ist doch nur eine Raritätensammlung! Was soll die denn bei den Alben des Jahres? ‘Alben’, hörst Du?” Also bitte, liebe Stimmen in meinem Kopf: Seid still! Natürlich ist das “nur” eine Raritätensammlung. Aber so manche Band wäre froh, das als Album hinzukriegen! Manche Sachen sind natürlich etwas sehr abseitig und würden auf einem “normalen” Album vielleicht überfordern, aber auf diesem Zwischending dürfen sich The Killers austoben. Mit Joy-Division-Cover, Westerngitarren und Lou Reed. Meine Prognose fürs dritte Album: Da geht noch einiges!
Anspieltipp: “Move Away”

14. Jimmy Eat World – Chase This Light
Liebe Kinder, wenn Ihr nicht wollt, dass Ihr auch mal eher so mittelmäßige Alben so lange hört, bis Ihr sie toll findet, dann werdet besser nie Fan!
Rational betrachtet ist “Chase This Light” immer noch ein relativ unbedeutendes Album, das eine ganze Spur zu poppig produziert wurde. Tatsächlich ist es aber genau die Musik, die ich morgens auf dem Weg zur Uni hören möchte. Oder nachts, wenn ich betrunken nach hause taumele. Oder dazwischen. Also muss man einfach zu dem stehen, was man mag, und sagen: “Chase This Light” ist doch ein ganz schönes Album, irgendwie.
Anspieltipp: “Here It Goes”

15. Muff Potter – Steady Fremdkörper
Wieso ist mir “Steady Fremdkörper” eigentlich nie so ein treuer Freund und Begleiter geworden wie die beiden Vorgängeralben? Vermutlich, weil das Album im Sommer rauskam, viel zu früh für kahle Bäume und Blättermatsch. Natürlich ist es trotzdem wieder ein sehr gutes Album geworden, was ich mit einem sehr okayen fünfzehnten Platz in meiner Jahreshitparade noch einmal hervorheben möchte.
Anspieltipp: “Das seh ich erst wenn ich’s glaube”

16. Manic Street Preachers – Send Away The Tigers
Die Manics nach der Frischzellenkur: Zurück auf Anfang “Everything Must Go”, zurück zu Pathos, großer Geste, Melancholie und Parolendrescherei. Es hielt sich letztlich nicht ganz so gut wie das interne Vorbild, aber “Send Away The Tigers” ist trotzdem ein gelungenes Album und ein guter Ausgangspunkt für einen Neuanfang.
Anspieltipp: “Indian Summer”

17. Foo Fighters – Echoes, Silence, Patience And Grace
Und noch eine Band, die schon vor zehn Jahren hätte auf dieser Liste stehen können. Langsam werden die Helden unserer Jugend eben auch älter und wir somit offenbar auch. Auf dem Album mit dem unmerkbarsten Titel der Saison merkt man davon aber noch nix, die Foo Fighters rocken so, als wollten sie Fall Out Boy, Good Charlotte und Konsorten zeigen, wo die Gitarre hängt. Dabei weiß das doch jedes Kind: tief.
Anspieltipp: “Long Road To Ruin”

18. Rihanna – Good Girl Gone Bad
Tja, da müssen wir jetzt gemeinsam durch. Oder ich muss das erklären, irgendwie. “Umbrella” ist halt ein Übersong, der überwiegende Rest ist auch recht gelungen und wenn schon irgendwas Massentaugliches im Radio laufen muss, dann doch bitte clever produzierte Songs mit einer charmanten Sängerin.
Anspieltipp: “Shut Up And Drive”

19. Maritime – Heresy And The Hotel Choir
Maritime gingen hier im Blog auch irgendwie völlig unter, was sehr schade ist, weil sie mit ihrem dritten Album wieder an die Qualität ihres Debüts anknüpfen konnten. Vielleicht würden die Beach Boys so klingen, wenn sie heute jung wären. (In Wahrheit wäre Brian Wilson wohl schon lange völlig wahnsinnig oder tot, wenn er heute jung wäre.)
Anspieltipp: “Guns Of Navarone”

20. Maxïmo Park – Our Earthly Pleasures
Mit dem ersten Maxïmo-Park-Album bin ich ja irgendwie nie so ganz warm geworden: Natürlich waren die Singles super, aber so wirklich vom Hocker hauen konnte mich “A Certain Trigger” nie. Da ist “Our Earthly Pleasures” eher ein Album zum Durchhören und Mögen. Dass Franz Ferdinand auch 2007 kaum vermisst wurden könnte an Maxïmo Park liegen.
Anspieltipp: “Parisian Skies”

21. Crowded House – Time On Earth
Stellen Sie sich vor, Ihr Kind würde sich in zwanzig Jahren über eine Comeback von … sagen wir mal: Starsailor freuen. Würden Sie da sagen “Aber Kindchen, dafür bist Du doch trotz eigener Wohnung, Rückenleiden und Uni-Abschluss viel zu jung”, oder würden Sie sich freuen, dass er/sie/es gute Musik zu schätzen weiß?
Warum habe ich eigentlich immer das Gefühl, mich für meinen Musikgeschmack rechtfertigen zu müssen? “Time On Earth” wäre doch auch toll, wenn die Musiker in meinem Alter wären.
Anspieltipp: “English Trees”

22. Die Ärzte – Jazz ist anders
Das sollte man vielleicht auch mal erwähnen, dass “Jazz ist anders” das erste Album von Die Ärzte ist, das ich wirklich gehört habe. Es ist aber auch ein sehr gelungenes Album, denn BelaFarinRod agieren sehr klug und fügen die verschiedensten Musikstile kunstvoll zu einem wirklich feinen Gesamtbild, das mit “Spaßpunk” oder ähnlichem wenig am Hut hat. Nur: “Junge” nervt inzwischen dann doch. Gewaltig.
Anspieltipp: “Himmelblau”

23. Smashing Pumpkins – Zeitgeist
Sagt mal, wo kommt Ihr denn her? “Aus Deiner tristen, teilzeit-depressiven Teenagerzeit, bitte sehr!”
Von mir aus hätte es das Comeback der Smashing Pumpkins nicht gebraucht, zu passgenau war ihr Auftauchen in und Verschwinden aus meinem Leben damals gewesen. Jetzt sind sie (zur Hälfte) aber doch wieder da und wo sie sich schon mal die Mühe gemacht haben, kann man natürlich das eigentlich gar nicht mal schlechte Album “Zeitgeist” erwähnen, das irgendwie aber auch sagenhaft unterging. Offenbar war mein Leben nicht das einzige, aus dem die Pumpkins zur rechten Zeit verschwunden waren.
Anspieltipp: “Doomsday Clock”

24. Mika – Life In Cartoon Motion
Als Mika in Deutschland seinen verdienten Durchbruch feierte und keine Stunde mehr verging, in der er nicht im Radio, Fernsehen oder in der Werbung zu hören war, war ziemlich genau der Punkt erreicht, an dem ich seine zuckersüßen Popsongs nicht mehr hören konnte. Dabei war “My Interpretation”, der beste von ihnen, doch gar nicht ausgekoppelt worden.
Anspieltipp: “My Interpretation”

25. Beirut – The Flying Club Cup
Auch Beirut sollen in dieser Liste nicht unerwähnt bleiben. Zwar finde ich das Debüt “Gulag Orkestar”, das ich auch erst in diesem Jahr entdeckt habe, ein bisschen besser, aber “The Flying Club Cup” ist mit seinem folkloristischen … äh: Indiepop auch ein sehr schönes Album. Der Tag, an dem ich dieses Album hörend durch eine in milchig-rötliches Licht getauchte Nachbarschaft zur Uni stapfte, wäre mit “surreal” recht passend umschrieben.
Anspieltipp: “The Penalty”

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Literatur

Aus den Papierkörben der Weltliteratur (2)

Auf meiner Festplatte habe ich weitere Texte gefunden, die vor mehr als einem halben Jahrzehnt entstanden sind, bei denen ich aber der Meinung bin, dass man sie zumindest noch mal zur Blogverfüllung nutzen kann.

So zum Beispiel der nun folgende Text, der im Deutschunterricht bei eben jener Lehrerin entstand. Die Aufgabe war es, einen Text zu einem Bild zu schreiben, auf dem sich ein Mann mit beiden Händen an einer Art Zaun abstützt, der sich in der Mitte zu öffnen scheint. (Ich hätte dieses Bild gerne eingescannt, habe es aber nicht mehr gefunden.)

Deshalb steht über dem Text auch “Am Zaun”. Der Text und die Fußnoten sind auf dem Stand vom 7. Juni 2001 und wurden nur behutsam an die gängigen Rechtschreibregeln angepasst.